My very good Friend from the USA Teil 6

Autor: Kati
veröffentlicht am: 17.02.2008




'Böses Honey.'
Amy kicherte leise ins Handy und auch Phil musste lachen.
'Ist das nicht zu teuer, wenn du mich so häufig anrufst?'
'Ist doch nicht dein Geld, Honey.'
'Ja aber trotzdem. Das kostet doch bestimmt richtig?'
'Nein, es geht. Ich rufe ja nicht von einem deutschen Telefon an, sondern von meinem und das ist ja ein amerikanisches.'
'Macht das so einen großen Unterschied?'
'Und ob.'
'Naja, gut. Wo bist du gerade?'
'Ich stehe auf dem Parkplatz vor dem Miller´s und werde mir jetzt ein Taxi nach Hause nehmen.'
'Wieso das denn?'v'Weil mir die Lust vergangen ist. Ich habe mich mit Claire, der Frau, die du vorhin gesehen hast, gestritten.'
'Das war deine Arbeitskollegin, richtig?'
'Right Honey.'
'Warum habt ihr gestritten?'
'Oh Amy, du musst dringend englisch üben.'
'Sei doch nicht so gemein!'
'Und du nicht so neugierig!'
'Ich bin ja schon ruhig.' entgegnete sie ihm mit einem schmollenden Unterton in der Stimme.'Claire bemuttert mich immer und das nervt.'
'Aber sie hat es doch bestimmt nur gut gemeint?'
'Schon, aber es nervt trotzdem.'
'Und deswegen habt ihr gestritten? Das ist doch albern.'

'Und wegen einer Internetbekanntschaft habt ihr euch in die Wolle gekriegt?'
'Ich will nicht, dass er wieder so down wird, wie beim letzten Mal.'
'Claire, er wird bald fünfundzwanzig und ich verstehe schon, dass er es nicht so toll findet, dass du ihn bemutterst, wie eine Glucke.'
'Aber...'
'Nein Claire.' Ian schnürte ihr das Wort ab. 'Du solltest dich bei ihm entschuldigen und in Zukunft etwas zurückhaltender sein. Es ist sein Leben und fertig.'
Geknickt blickte Claire zu Josh, doch der zuckte nur mit den Schultern und leerte sein Bierglas.
'Ob er wirklich mit dem Taxi nach Hause gefahren ist?'
'So wie ich Phil kenne, ja.' antwortete Josh.
'Vielleicht erwische ich ihn ja draußen noch.'
Claire sprang auf und lief los. Ian und Josh folgten ihr, nachdem sie der Bedienung die Rechnung gezahlt hatten. Auf dem Parkplatz der Discothek, wo sich nun schon hunderte Leute sammelten, entdeckten sie ihn schließlich.
'Er telefoniert.' flüsterte Ian Claire zu.
'Das sehe ich.'
Langsam näherten sie sich ihm. Er hatte ihnen den Rücken zu gekehrt und sie noch nicht entdeckt.
'Also gut, Honey. Dann entschuldige ich mich bei ihr und du hast dafür wieder bessere Laune, ja?'
'Ist gut.'
'Also gut, dann bis demnächst. Ich melde mich bei dir.'
'Ist gut, ach und Phil?'
'Hmm?'
'Ich hab dich lieb!'
Stimmt, da war doch noch etwas, dass er mit ihr besprechen wollte...
'Ich dich auch. Bye.'
Claire klappte plötzlich die Kinnlade herunter. Hatte er gerade 'Ich dich auch' gesagt? Das schrie nach Aufklärung!
Phil steckte das Handy in die Jackentasche, drehte sich um und stieß direkt mit Claire´s Babybauch zusammen.
'Gott, f*ck! Erschreck mich doch nicht so!'
'Mit wem hast du gerade telefoniert?'
'Mit Amy. Dem Mädel aus dem Internet. Claire, ich wollte mich entschuldigen.'
Wieder klappte ihr die Kinnlade auf den Boden. Phil entschuldigte sich? Alles klar, der Junge musste starkes Fieber haben.
'Was hast du gerade gesagt?'
'Ich sagte, es tut mir Leid.'
'Seit wann entschuldigst du dich denn bei anderen Leuten?'
'Nimmst du sie an oder nicht?'
'Sicher, aber...'
Phil packte sie und drückte Claire samt Babybauch an sich.
'Heißt das, dass wir jetzt doch noch ins Miller´s gehen?'
Freudig nickte Phil ihr zu und so stellten sie sich an der ewig langen Schlange vor dem Eingang an. Nachdem die Türsteher sämtliche Taschen nach Waffen und Messern durchsucht hatten, wurden sie rein gelassen.
Die Luft war stickig und die Musik dröhnte ihnen an die Ohren. Sicher würde es Claire hier nicht lange aushalten. Ihr war zwar bewusst, dass man es in den letzten Wochen vor der Geburt mit den Discobesuchen nicht übertreiben sollte, aber ein wenig Spaß war doch wohl noch erlaubt. Sie drängten sich insgesamt durch vier riesige Dancefloors, bis sie endlich den ihrigen erreichten. An der großen Theke, die nach oben hin verspiegelt und verglast war, nahmen sie Platz. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht stellte der Barkeeper ihnen ihre bestellten Getränke hin und wippte dabei unaufhörlich im Takt der Musik mit dem Kopf, was darauf schließen ließ, dass er etwas zu viel gekokst hatte. Phil nippte sofort an seinem Cocktail und grinste über beide Ohren. Ja, dieser Cocktail war lecker und außerdem hatte er schon lange keinen mehr getrunken. Am Anfang hielten sich alle zurück, doch je mehr Gläser sie leerten, desto freudiger wurden sie.
'Hey Phil! Willst du nicht mal etwas zum Besten geben?' brüllte Josh ihm ins Ohr.
'Ich bin zu besoffen zum Tanzen. Geh doch selber.'
'Wer ist denn hier der Meister? Du oder ich?'
'Meister worin?' brüllte Phil zurück und machte dabei eine unmissverständliche Handbewegung.
'Du sollst keine Frauen aufreißen, sondern tanzen!'
'Damit du mir nachher wieder an den Hintern gehst oder was?'
'Das war aus Versehen und außerdem ist das jetzt schon zwei Jahre her.'
'Schwuli!' rief Phil seinem Chef zu und grinste breit.
'Das wünschst du dir vielleicht.'
'Schwuuuuuli!'
Plötzlich sprang Josh von seinem Barhocker und nahm Phil in den Schwitzkasten. Claire und Ian lachten sich fast schlapp. Jedes mal das Gleiche. Immer mussten sie sich kappeln. Sie unternahmen nichts, denn sie wussten, dass es nur Spaß war.
'Schwuli, Schwuli, Schwuli!' rufend rannte Phil schließlich zum Dancefloor, um Josh ab zu hängen. Plötzlich stieß er mit einer jungen Frau zusammen.
'Pass doch auf du Depp!'
Gekonnt lässig drehte er sich zu ihr und blickte sie an.
'Das tut mir jetzt aber furchtbar Leid. Ich weiß gar nicht, wie ich das wieder gut machen kann.' Mit einem Hundeblick schaute er sie unterwürfig an und sie fing an, verlegen zu lächeln.
'Naja, ist ja nichts passiert.'
'Bist du dir auch ganz sicher, Liebes? Nicht, dass du bleibende Schäden davon trägst. Ich sollte dir meine Nummer geben oder noch besser, ich belebe dich gleich hier wieder.'Mit diesen Worten drückte er der Unbekannten frech einen Kuss auf die Lippen und schlenderte dann in Richtung Tanzfläche.
'Der geht ja ganz schön ran was?' brüllte Ian zu Claire.
'So ist der immer.'
'War er bei dir auch so?'
'Fängst du schon wieder damit an? Das ist Ewigkeiten her! Mach doch nicht die gute Stimmung kaputt.'
Ian verdrehte die Augen und nippte an seinem Cocktail. Derweil bahnte sich Phil seinen Weg von einer Frau zur nächsten, um sie eifrig an zu tanzen.
'Wie heißt du, schöne Frau?' brüllte er einer rassigen Blondine entgegen.
'Rachel und du?'
'Du darfst mich Gebieter nennen!' lachte er ihr entgegen. 'Nein, sag ruhig Phil.'
'Hey Phil, mein Herr und Gebieter!' feixte sie ihm entgegen.
'So gefällt mir das.'
Die beiden tanzten eine ganze Weile unter den argwöhnischen Blicken von Claire, die es Phil so gar nicht zu gönnen schien, dass er mit dieser Frau da tanzte. Ian blieb das nicht verborgen, doch der guten Stimmung wegen, schwieg er sich aus. Als Claire Phil plötzlich aus den Augen verloren hatte, wurde sie nervös.
'Wo willst du hin, Schatz?'
'N-nur ein bisschen tanzen. Kommst du mit?'
'Und was ist mit den Getränken?'
'Lass sie stehen.'
Claire zog ihren Mann auf die Tanzfläche und blickte sich um. Wo war er nur? Wo hatte diese blöde Schnepfe ihn hingebracht? An den Toiletten schließlich wurden ihre Augen fündig. Eng umschlungen knutschten Phil und diese Frau herum. Sie schienen sich wirklich prächtig zu verstehen. Plötzlich griff dieses blonde Etwas in ihre Hosentasche und zog etwas heraus. Ruckartig riss Claire sich von Ian los und stapfte auf Phil und seine Eroberung zu. Doch sie kam zu spät.
'Phil?! Ich muss mit dir reden! SOFORT!'
Dem war nichts hinzu zu fügen und Phil folgte ihr, wie ein gehorsames Hündchen. In der Chillout Lounge nahmen sie Platz.
'Was hat sie dir gegeben?!'
'Ich weiß nicht, wovon du redest.'
'Stell dich bloß´nicht dumm! Was hast du geschluckt.'
Breit grinste er Claire an, doch mit der Sprache rückte er nicht heraus.
'Wenn du mir nicht sofort sagst, was du geschluckt hast, dann werde ich Josh sagen...'
'Mach das Claire Baby. Geh fein petzen und ich gehe derweil zurück zu Rachel.'
Mit einer missbilligenden Handbewegung verabschiedete Phil sich von Claire und verließ die Lounge.
'Wo warst du Süßer?'
'Ach, musste nur etwas klären. Wo waren wir stehen geblieben?'
Sie fiel ihm um den Hals und wieder knutschten sie wild herum.

'Ian! Ian verdammt!'
'Was denn?'
'Wo ist Josh?!'
'Keine Ahnung, wahrscheinlich sucht er eine Eroberung für heute Nacht.'
'Quatsch nicht! Der ist doch verheiratet und hat Kinder! Wir müssen ihn suchen. Phil hat sich schon wieder was eingeschmissen.'
'Was ist?!'
Beide blickten sich um. Wo könnte Josh nur wieder sein? In einem verwinkelten Teil der Halle entdeckten sie ihn schließlich.
'Josh? Kommst du mal?'
'Was gibt es?'
'Wir müssen reden.'
Hastig verabschiedete er sich von seinem Bekannten und folgte Claire und Ian in die Chillout Lounge.
'Es ist wegen Phil. Er hat sich wieder etwas eingeschmissen und ich will, dass du mal ein Wörtchen mit ihm redest.'
'Ecstasy?!'
'Keine Ahnung, er hat es mir nicht gesagt.'
Sofort flogen Josh´s Blicke durch die Halle der Lounge, von der aus man den großen Dancefloor einsehen konnte.
'Wo ist er jetzt?'
'Wahrscheinlich wieder auf dem Klo. Um seine Errungenschaft mal ordentlich zu...'
'Claire!' fiel Ian ihr laut ins Wort.
'Ich werde mal nach ihm sehen.'
Josh stand auf und drängte sich durch die Menschenmassen in Richtung Toiletten. Claire und Ian folgten ihm. Am Eingang der Damentoiletten wurden sie schließlich fündig. Phil hatte sich schon recht zügig vorgearbeitet und grabschte Rachel am Busen herum.
Josh packte Phil an der Schulter und riss ihn zu sich herum.
'Lass uns mal reden gehen.'
'Fass mich nicht an, Alter!'
'Phil! Du kommst sofort mit!'
'Nimm deine Finger weg!'
Unsanft riss Phil sich von ihm los und machte kehrt. Josh packte ihn wieder an der Schulter, riss ihn herum und boxte ihm ziemlich heftig in den Bauch. Schmerzerfüllt sackte er zusammen.
'Du wirst deinen Lover entschuldigen müssen, aber er scheint sich nicht so zu fühlen.'Bockig blickte Rachel der Truppe hinterher, wie sie Phil Richtung Ausgang schleiften.'Ich setze mich mit ihm ins Auto. Wartet bitte so lange.'
Claire nickte ihm zu und so blieben sie und Ian zurück, während Josh Phil recht unsanft ins Auto presste.
'Was hast du genommen?!' war der erste Satz, den er ihn fragte, nachdem er sich zu ihm nach hinten auf die Rückbank gesetzt hatte.
'Du blödes...'
'Was du genommen hast Phil!'
Josh packte ihn an den Schultern und rüttelte ihn durch. Kurz trafen sich ihre Blicke und Josh wurde unwohl. Phil´s Pupillen waren extrem groß und schienen auf Licht keinerlei Wirkung zu zeigen.
'Wenn du mir nicht sagst, was du genommen hast, dann knallt´s! Ich schmeiße dich aus der Firma!'
'Mach das. Es dauert genau zwei Tage, bis du mich wieder anbettelst, dass ich zurück komme.'
Josh biss sich auf die Unterlippe, denn er wusste, das Phil damit goldrichtig lag.'Von wem hast du den Mist, den du geschluckt hast?!'
'Was geht es dich an?'
'Phil, ich mache mir Sorgen um dich.'
'Warum verdammt noch mal, machen sich hier alle sorgen um mich? Ich bin fast fünfundzwanzig! Claire macht mir die Frauen madig und du mir meinen Spaß! Was habe ich verbrochen? Gott! Lieber Gott im Himmel, warum strafst du mich so?'
'Mensch Phil, es will dir doch niemand was Böses.'
'Ich werde jetzt wieder zu Rachel gehen.'
Er drehte sich weg und wollte gerade wieder aussteigen, als ihm das Handy aus der Tasche rutschte. Josh hob es auf und blickte auf das Display. Plötzlich kam ihm eine Idee. Phil lief schon wieder in Richtung Eingang der Discothek, als ihm Josh etwas nach rief.
'Hey Phil! Da ist jemand für dich am Telefon!'
'Leg auf!'
'Aber sie sagte, es wäre wichtig!'
'Wer?'
'Eine gewisse Amy!'
'Was?!'
Sofort verlangsamte er sein Tempo, blieb kurz stehen und machte schließlich wieder kehrt.'Wenn du mich verarschen willst...'
Er riss Josh das Telefon aus der Hand.
'Amy?'
'Phil?'
'Was ist los, Honey?'
'Du nimmst Drogen?'
'Was ist?!'
Zähneknirschend blickte er zu Josh. Der zeigte ihm den Stinkefinger und drehte sich weg.'Wer sagt das?'
'Der Mann, der eben am Telefon war.'
'Der Typ spinnt, Honey.'
'Tut er nicht! Phil ist high! Wenn du ihn sehen würdest Amy...' rief Claire dazwischen, nachdem Josh ihr gesagt hatte, wer am Telefon ist. Sie war die einzige Möglichkeit. Vielleicht würde es diese Amy schaffen, ihm sein Geheimnis zu entlocken.
'Also nimmst du wirklich Drogen?'
Kurz überlegte Phil, was er ihr antworten sollte, doch dieses Zögern verriet ihn.
'Weißt du was?! Du spielst dich bei mir als Moralapostel auf und erzählst mir, wie schlimm es ist, wenn man ungeschützten Verkehr hat und selbst dröhnst du dir deine Birne voll! Das ist fast so, als würde ein Pädophiler Kinderbücher schreiben! Was soll das?! Was hast du genommen?'
'Schrei doch nicht so, Honey.'
'Doch! Ich schreie! Ich schreie, wann immer ich Lust dazu habe, du verdammter Lügner!''Ich habe dich niemals angelogen!'
'Du sagtest, dass der Typ von eben lügen würde! Aber um ehrlich zu sein, klang er sehr glaubwürdig, dieser Josh!'
'Aber Honey...'
'Nein! Ich will mit Leuten, die Drogen konsumieren nichts zu tun haben! Oder hattest du vor, mich auf den Geschmack zu bringen?'
'Nein! Das würde ich niemals tun!'
'So, wie du mich auch niemals anlügen würdest?!'
'Oh Honey...'
'Nein! Phil... Ich bin maßlos enttäuscht. Tu mir und vor allem dir einen Gefallen und sag deinen Leuten was du geschluckt hast, damit sie handeln können.'
'Willst du es wirklich wissen?'
'Mir ist das egal. Koks dich zu, schmeiß ein, was du kriegen kannst und sieh zu, dass du immer sterile Spritzen zum fixen nimmst! Mach´s gut Phil.'
'Amy warte...'
Doch es war nur noch ein kurzes Hupen in der Leitung zu hören. Kurz blickte er noch auf sein Handy, bevor er es wieder weg steckte. Was sollte das? Warum kam er sich gerade so unglaublich albern und kindisch vor? Er war immerhin schon fast fünfundzwanzig. In diesem Alter wird man ja selbst bestimmen können, was man tut und was nicht. Nein, so konnte er das nicht auf sich sitzen lassen. Er musste das mit Amy klären. Schnell suchte er ihr Nummer aus dem Telefonspeicher und wählte sie an.
'Der gewünschte Gesprächspartner...'
'Verdammt!'
Er zog seine Zigaretten aus der Tasche und steckte sich eine an. Warum musste Josh auch ausgerechnet sie anrufen? Genau! Josh! Der war an allem Schuld, also müsste er es auch wieder gerade biegen. Er drehte sich zu ihm und den anderen beiden um und funkelte sie wild an.
'Was habt ihr euch dabei gedacht?!' brüllte Phil los.
'Das Gleiche, wie du. Nichts.' antwortete Josh ihm gleichgültig.
'Sie ist sauer auf mich!'
'Richtig so.' bekam er wieder gleichgültig entgegen geflötet.
'Hast du eine geringe Ahnung, wie lange ich brauchen werde, um Amy´s Vertrauen zurück zu bekommen?!'
'Du wirst genügend Zeit haben, Phil. Ich beurlaube dich die nächsten Wochen. Und zwar so lange, bis ein Drogentest von dir vorliegt. Sollte man daraus einen regelmäßigen Konsum ablesen können, hast du die Möglichkeit eine Therapie zu machen oder du bist entlassen.'Sprachlos blickte Phil seinen Chef an. Diesmal sagte er das so bestimmend. Seine Aussage ließ einfach keine Widerrede zu. Verdammt!

Amy wischte sich die Tränen aus den Augen und nahm vor ihrem Rechner Platz. Sie vertiefte sich noch einmal in ihre Gespräche im Messenger, die sie mit Phil geführt hatte. Sie war verletzt und enttäuscht, maßlos enttäuscht. Eigentlich kannte sie den Text schon auswendig, so oft, wie sie ihn schon gelesen hat und trotzdem blickte sie gebannt auf den Monitor. Plötzlich fiel ihr etwas auf, dass sie bei den letzten Malen entgangen sein muss. Nur ein winzig kleiner Hinweis.
Die Datei wurde erfolgreich übertragen. Stimmt! Da war doch was. Phil wollte ihr doch irgendetwas schicken!
Sie durchsuchte ihren Rechner und wurde schließlich fündig.
'Ein Video!' murmelte sie leise vor sich hin und klickte es an.
'So Chris, please be friendly!'
'I´m always friendly! And now stop the filming! Are you stupid or what?!'
'Hey Amy!' begann Phil schließlich deutsch zu sprechen. 'Ich bin es und das ist mein Kumpel Chris. Wir fahren jetzt zu meinem Penthouse und ich habe mich dazu entschieden, dich mit zu nehmen. Das dort ist mein Auto. Sicherlich kennst du diese Marke nicht. Das ist ein Pontiac G6 Convertible Cabrio. Den fahre ich immer, wenn es sonnig ist und da hier fast das ganze Jahr über die Sonne scheint, fahre ich den auch fast das ganze Jahr.'
Die Kamera schwenkte auf ein weißes Cabrio, dass am Straßenrand geparkt war.
Chris runzelte die Stirn und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Phil hingegen schlenderte gemütlich um das Auto und stieg dann endlich ein.
'Ich werde jetzt versuchen, Chris davon zu überzeugen, dass er für dich ein paar schöne Landschaftsaufnahmen macht, während ich fahre. Halt mir die Daumen.
'Please Chris. Take the Camera and film a little bit of the scenery.'
'Oh come on. No, Phil, no.'
'Oh please!'
'Shit... I think, your coffee was spoiled.'
'Er sagte gerade, dass er glaubt, dass mein Kaffee heute morgen nicht in Ordnung war.' Schon allein, wie er in die Kamera grinste, ließ Amy´s Laune wieder stark steigen. Sie beobachtete die wunderschöne Landschaft, durch die sie scheinbar fuhr. Es war, als würde sie mit im Auto sitzen, nur das eben der Fahrtwind fehlte. Und das Rauschen des Meeres war auch nicht zu hören, da es durch den Fahrtwind übertönt wurde.

'Warum musst du dich ständig so zu dröhnen?!'
'Keine Ahnung.' gab Phil seinem Chef gegenüber reumütig zu. Er wusste es ja selber nicht. Rachel hatte ihm eine Pille angeboten und er konnte mal wieder nicht nein sagen. Aber viel mehr störte ihn, das Amy so drastisch reagiert hatte. Und jetzt war auch noch ihr Handy aus und er konnte sich nicht mal bei ihr entschuldigen. Plötzlich kam ein Typ mit Rachel im Arm auf die Gruppe zu.
'Hey du! Hast du mit meinem Mädchen rum gemacht?'
'Wer will das wissen?' fragte Phil verbissen.
'Das geht dich nichts an. Babe, war er das.'
Rachel nickte und blickte ihn an, als hätte Phil sie misshandelt.
'Das ist mein Mädchen und du hast dich nicht an ihr zu vergreifen!' brüllte der Typ plötzlich laut los.
'Sie hat doch genauso mitgemacht!'
'Erzähl keine Märchen man!'
'Mitch! Er lügt! Er hat mich dazu gezwungen!' log Rachel ihn an.
'Das ist gar nicht wahr!'
'Wenn sie das sagt, wird es wohl stimmen! Dir werde ich helfen!'
Aus dem Gedränge entwickelte sich eine Prügelei und erst, als die eingetroffene Polizei die beiden auseinander hielt, kehrte langsam wieder Ruhe auf dem Parkplatz ein.

'Sieh mal Amy, da hinten! Wenn man ganz genau hin sieht, dann kann man dort ein paar Surfer erkennen. Wenn ich dem Highway weiter folge, kommen wir Miami immer näher. Ich schlage vor, wir fahren ein Stück weiter!'
Die Kamera wurde auf den Beifahrersitz gelegt und Amy konnte nichts weiter, als das Innenleben seines Wagens erkennen. Nach ein paar Minuten, in denen er ihr ein bisschen etwas erzählt hatte, nahm er die Kamera wieder auf und drehte die Linse auf sich.'Ich werde gleich mit dir nach Hause fahren, Amy. Aber zuerst möchte ich mit dir ein bisschen die Sonne und das Meer genießen. So, wie du geredet hast, vermute ich, dass du noch nie im Ausland warst. Folgerichtig hast du also auch noch nie einen richtigen Strand gesehen. Nun, hier, kurz hinter Augustine ist ein wunderschöner Strandabschnitt mit weißem Sand und ich dachte mir, wir machen es uns dort ein bisschen gemütlich.'
Die Kamera auf sich gerichtet, verließ Phil den Wagen und schlenderte über die Strandpromenade.
'Hoffentlich gefällt es dir.'
Er schwenkte die Kamera um und Amy fielen fast die Augen aus dem Kopf. Es war fast so, wie im Film, nur dass es wesentlich echter wirkte. Die Palmen bewegten sich leicht im Wind und der Sand am Strand war durch und durch weiß. Das leise Rauschen der Wellen, die sich kräuselten und an den Felsen, die weit ins Meer hinein ragten, brachen, wurde immer lauter und schließlich wurde das blaue Wasser sichtbar. Phil setzte sich in den Sand und zündete sich eine Zigarette an.
'Hier komme ich immer her, wenn ich alleine sein will, Amy. Diesen Teil Strand kennt so gut wie keiner. Man erreicht ihn nur zu Fuß über die Dünen und so haben sich bisher noch keine Touristen hier her verirrt. Die Felsen, die du dort siehst, sind ein guter Sichtschutz und so könnte man hier theoretisch nackt baden gehen. Vielleicht kommst du mich ja doch mal besuchen. Dann gehen wir hier baden ok Honey? Musst dich ja nicht ausziehen. Oder wir gehen erst hier her, wenn es dunkel ist. Nachts ist das Wasser zwar ziemlich kühl, aber es ist auszuhalten. Ich wollte mich mit diesem Video bei dir entschuldigen, weil ich dich so angefahren hab, Honey. Ich wollte dich nicht verletzen und weiß trotzdem, dass ich es getan habe. Ich hoffe, dass du nicht sauer auf mich bist, weil ich unsere Unterhaltungen echt sehr genossen habe.'
Er legte sich hin und schwenkte mit der Kamera gen Himmel.
'Siehst du die Wolken da oben? Die eine sieht aus, wie ein Herz. Und die dort hinten, naja, könnte eine Schlange sein, was meinst du?'
Er drehte die Kamera zu sich und filmte sein Gesicht.
'Ich bin verrückt oder? Bestimmt denkst du das jetzt von mir. Es ist schon spät... Ich werde jetzt nach Hause fahren. Ich hoffe, die hat das Video gefallen. Außerdem hoffe ich, dass ich dich damit wieder etwas beschwichtigen konnte. Fühl dich umarmt, Honey.'







Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz