My very good Friend from the USA Teil 5

Autor: Kati
veröffentlicht am: 14.02.2008




'Ah! Honey! Endlich erreiche ich dich mal!'
'Phil!'
Amy wäre fast aus den Latschen gekippt.
'Ich habe schon drei Mal versucht, dich zu erreichen, aber du gehst ja nicht dran. Ich dachte schon, du hast mir die falsche Nummer gegeben.'
'Nein, tut mir Leid. Aber wir haben gerade zu Abend gegessen.'
'Zu Abend? Achso, ja stimmt ja. Oh man, ich werde mir das mit der Zeit nie merken
können.'
'Wie kommt´s, dass du mich anrufst?'
'Ah ja! Gut dass du es sagst! Ich war bis eben in meinem Penthouse und bin jetzt auf dem Heimweg. Ich könnte in einer knappen Stunde online kommen. Wie ist es bei dir?'
'Ich kann auch. Was sind denn das für komische Geräusche im Hintergrund?'
'Das sind vorbei fahrende Autos. Ich stehe hier gerade auf einem kleinen Parkplatz am Pontre Vetra Boulevard. Wenn du das Meer sehen könntest! Ach! Ich habe übrigens eine kleine Überraschung für dich.'
'So? Was denn?'
'Na das sage ich dir doch jetzt noch nicht, sonst ist es doch keine Überraschung mehr.''Das ist unfair. Erst machst du mich neugierig und dann lässt du mich auf heißen Kohlen sitzen.'
'Mache ich doch gar nicht?'
'Doch machst du!'
'Ich würde dir niemals wehtun Honey.' erwiderte Phil ernst.
'Nein, du verstehst mich nicht. Ich bin jetzt neugierig und du bist gemein, weil du mir nicht sagst, was es ist.'
'Achso!' Ein leises Lachen ertönte in Amy´s Ohr und auch sie musste schmunzeln. 'Na, heute Abend oder besser, in einer knappen Stunde bekommst du deine Überraschung doch. Ist aber nichts besonderes, Honey. Also erwarte jetzt keine Juwelen oder so.'
'Nein, Quatsch. Ich freue mich, ich bin schon total gespannt.'
'Das ist gut, dann fahre ich jetzt mal weiter und wir sehen uns. Ich schreibe dir eine Nachricht, sobald ich meine Wohnung erreicht habe ok?'
'Ist gut.'
'Also bis dann Honey.'
'Phil?'
'Hmm?'
'Ich hab dich lieb!'
Kurze Zeit war nichts außer der nahe liegende Straßenlärm zu hören und Amy biss sich auf die Unterlippe. Hätte sie das jetzt lieber nicht sagen sollen?
'Ich dich auch!' ertönte es plötzlich und ihr fiel ein Stein vom Herzen.
'Bis dann, Phil.'
'Bis dann.'
Amy presste ihr Handy auf ihre Brust und ließ sich zufrieden auf ihr Bett fallen. Ein lautes Knacken verkündete ihr dann aber, dass der Lattenrost mal wieder den Geist aufgegeben hatte und so stand sie wieder auf und zerrte die Matratze von ihrem Bett herunter.

Phil legte sein Handy auf die Konsole und blickt in den Rückspiegel, den er auf sich gestellt hatte. Amy´s 'Ich hab dich lieb!' ging ihm nicht aus dem Kopf. Wie hatte sie das denn bitte gemeint? Zweifel kamen in ihm auf. Eigentlich war es schön, weil er diesen Satz schon so ewig lange nicht mehr gehört hatte, aber die Tatsache, dass Amy so weit von ihm entfernt wohnte und auch noch minderjährig war, ließ ihn grübeln. Vielleicht sollte er rechtzeitig die Notbremse ziehen, bevor Amy sich noch weiter in ihn verguckte. Die Autos rasten an ihm vorbei, doch Phil bekam davon nichts mehr mit.
Amy konnte ja nicht ahnen, dass dieser Satz in den Staaten für die Menschen eine ganz andere, viel intimere Bedeutung hatte. Diesen Satz knallte man nicht jedem x-beliebigen an den Kopf, sondern wirklich nur auserwählten Leuten.
'Vielleicht weiß sie es einfach nur nicht besser.' ging es Phil durch den Kopf und er zündete sich eine Zigarette an. Leise surrte der Motor seines Wagens auf und er verließ den kleinen Parkplatz am Highway. Der Himmel zog sich langsam zu und ein Sturm schien auf zu ziehen, also drückte Phil ein wenig auf das Gas, um noch trocken nach Hause zu kommen. Er bog in seine Straße ein und schloss das Verdeck seines Wagens, bevor er eilig in seine Wohnung lief. Gerade, als er die Tür hinter sich schloss, plätscherte es draußen auch schon los und dicke Tropfen prasselten auf den überhitzten Asphalt. Er tippte rasch die Nachricht für Amy in sein Handy und schickte sie ab. Nachdem Chris und er Farbe gekauft hatten, waren sie zum Penthouse zurück gefahren und stellten schließlich beide fest, dass sie gar keine Lust hatten, sich irgendwie handwerklich zu betätigen. Also hatte Phil seinen Kumpel vor dessen Maklerbüro abgesetzt und war dann allein zurück gefahren.
Er stellte eine Verbindung zwischen Kamera und Rechner her und lud sein Video auf die Festplatte. Sicher würde Amy sich darüber freuen und kaum hatte er daran gedacht, kam sie auch schon online.
'Huhu Phil!' blinkte in einem Fenster auf und er schaltete seine Cam und sein Mikro ein.'Hey Honey.'
'Na du? Wie war dein Tag?'
'Erfolgreich, Honey. Wir waren im Penthouse und haben uns alles angesehen. Ich habe wirklich Glück, es ist alles in einem sehr guten Zustand.'
'Na das freut mich aber.'
'Hier! Nimm mal diese Übertragung an, das ist deine Überraschung.'
'Ist gut, aber was ist das?'
'Sieh es dir an und du weißt es.'
'Das ist aber eine große Datei. Was ist das?'
'Lass dich überraschen, Honey.'
'Also gut.' flötete Amy enttäuscht ins Mikro.
Die Datenübertragung ging nur sehr schleppend voran und Amy wurde immer hibbeliger. Was war das nur? Was konnte es sein?
Plötzlich blitzte es bei Phil im Hintergrund auf und Amy befasste sich schon gar nicht mehr mit der Datei.
'Was war das?!'
'Hier ist gerade sehr schlechtes Wetter, Honey. Wollen wir mal zum Fenster raus gucken?''Geht das denn?'
'Sicher, warte.'
Er drehte die Cam in Richtung Fenster und hob sie ein wenig hoch, damit Amy etwas sehen konnte. Draußen peitschte der Regen gegen das Fenster und die Palmen schwenkten immer wieder hin und her. In der Ferne konnte Amy sogar noch das Meer sehen, wie es aufgewühlt seine Wellen gegen den Strand schleuderte.
'Ich glaub´s ja nicht.' unterbrach Phil die Ruhe.
'Was denn?'
'Siehst du das da hinten?' fragte er und deutete auf den Strand.
'Was ist denn da?'
'Da sind wirklich zwei Idioten am surfen. So was lebensmüdes ey.'
'Surfen? Bei dem Wetter?!' fragte Amy entsetzt und rückte näher an ihren Monitor heran. Ganz in der Ferne konnte sie dann tatsächlich zwei Gestalten erkennen, die sich mutig in die Wellen wagten.
'Wie hoch sind die Wellen denn, Phil?'
'Nicht hoch, vielleicht zwei Meter. Wenn überhaupt. Also so schön, wie man es im Fernsehen immer sieht, ist es nicht.'
'Na bei dem Wetter ist das auch kein Wunder.'
'Eben. Ich setze mich mal wieder.'
Kaum hatte er die Kamera wieder auf ihre Position gebracht, klingelte sein Telefon.'Entschuldige mich kurz.'
'Ja sicher.'
'Thompson?'
'Phil? Ich bin es Claire!'
'Claire! Wie geht es dir?'
'Och ja, ganz gut. Es ist eben anstrengend, noch irgendetwas im Haushalt zu machen, aber sonst...'
'Du solltest dich lieber ausruhen. Außerdem, wenn du zu Hause arbeiten kannst, warum dann nicht auch in der Firma?'
'Du Blödmann! Dir werde ich helfen!'
Schelmisch lachte Phil seiner Kollegin entgegen.
'Und was macht der Bauch?'
'Der wächst beständig weiter. Ich sage dir, heute morgen wäre ich fast nach vorn über gekippt.'
'Was hast du denn gemacht? Schuhe angezogen?'
'Na das klappt schon lange nicht mehr ohne Hilfe von Ian.'
'Was dann?'
'Ich wollte aus dem Bett aufstehen und konnte mich in letzter Sekunde noch halten.''Mach bloß keinen Unsinn, Claire. Ich glaube, deiner kleinen wäre es nicht gerade angenehm, wenn du auf ihr landest.'
'Ich denke auch.'
'Gibt es einen Grund, warum du mich anrufst?'
'Ach ja! Ian, Josh und ich wollen heute Abend ins Miller´s und ich wollte dich fragen, ob du mit willst.'
'Wann denn?'
'Naja so gegen neun?'
Phil warf einen Blick auf die Uhr.
'Also in knapp drei Stunden, ja?'
'Genau.'
'Ja, warum eigentlich nicht. Holt ihr mich ab oder wie?'
'Ja machen wir, aber sei dann bitte auch fertig ja?'
'Ich bin immer fertig, Claire.'
'Ja, mit den Nerven. Trottel du!'
'Warum beschimpfst du mich eigentlich immer? In der Firma auch schon. Das ist Mobbing.'Herzhaft lachte Claire ins Telefon.
'Zeig mich doch an.'
'Das mache ich auch! Warte nur!'
Beide kicherten nun und Phil überlegte schon, was er anziehen sollte.
'Also, dann bis um neun.'
'Genau, bis dann Claire Baby.'
'Und du hör auf mich Baby zu nennen.'
'Jedem das, was er verdient, meinst du nicht?'
'Trottel!'
Und schon hupte es in der Leitung und Phil legte mit einem Grinsen im Gesicht das Telefon weg.
Er kehrte an seinen Rechner zurück und nahm wieder Platz.
'Sorry Honey. Da bin ich wieder.'
'Wer war denn dran?'
'Eine Kollegin von mir, wir wollen heute Abend noch weg gehen.'
'Oh...' Amy´s Laune sank gen Nullpunkt und sie ließ sich enttäuscht in ihren Schreibtischstuhl sinken.
'Ach Honey. Jetzt sei doch nicht traurig. Ich gehe erst gegen neun. Bis dahin ist doch noch etwas Zeit.'
'Schon, aber... Naja, ist ja auch egal.'
'Wie war dein Tag, Honey?'
'Naja, ging so. Meine Eltern haben sich mal wieder gestritten und das Abendessen war auch nicht so toll.'
'Was gab es denn?'
'Nudeln mit Soße.'
'Klingt doch gar nicht so schlecht?'
'Naja, die gab es aber gestern schon.'
'Ah ok. Du hast sie also über.'
'Genau.'
'Naja, und was gibt es morgen?'
'Ich weiß nicht. Nichts besonderes jedenfalls.'
'Ich dachte immer, dass es in Deutschland am Sonntag einen Braten gibt?'
'Nicht bei uns.'
'Warum nicht?'
'Ist zu teuer.'
'Oh, ach so. Sind deine Eltern solche Sparfüchse?'
'Wir haben keine andere Wahl, weil nur mein Dad arbeitet, und meine Mutter faul zu Hause hockt.'
'Wie redest du denn von deiner Mutter?'
'Sie ist meinem Dad schon mal fremd gegangen. Seit dem ist nichts mehr so, wie es mal war.'
'Das ist übel.'
'Allerdings.'
'Und mit deinem Dad verstehst du dich noch?'
'Sehr gut sogar. Mit dem konnte ich schon immer besser, als mit meiner Mutter. Und nach dem Vorfall erst recht.'
'Na das ist doch schön.'
'Sag mal Phil, wohin gehst du heute Abend?'
'In einen Nachtclub. Ich weiß nicht, ob dir das Miller´s etwas sagt, aber da gehen wir auf jeden Fall hin.'
'Ist das eine Discothek?'
'Ja genau.'
'Sind da viele Leute?'
'Bestimmt, wieso fragst du?'
'Nur so.... nur so...'
'Ich sitze eh die meiste Zeit an der Bar. Tanzen werde ich nicht, sonst laufen mir wieder die ganzen Teenies hinterher.'
'Warum das denn?'
'Ach das weißt du ja gar nicht! Ich nehme regelmäßig an Breakdance-Meisterschaften teil.''Breakdance? Du machst Breakdance?!'
'Ja.'
'Ist ja der Hammer!'
'Findest du?'
'Na und ob! Zeig mir doch mal was.'
'Du willst wohl, dass ich meine Möbel zu Kleinholz schlage was?'
'Kann man denn nicht auch was zeigen, was nichts kaputt macht?'
'Doch schon, aber dafür habe ich nicht die richtigen Sachen an und ich mag mich jetzt auch nicht umziehen.'
'Och, na gut, aber irgendwann musst du mir unbedingt mal etwas davon zeigen, ja?'
'Na sicher, Honey.'
'Gut.'
'Ich ziehe mich nebenbei mal um, nicht dass du dich wunderst ja?'
'Muss das sein? Ich habe doch so schon nix von dir und jetzt willst du dich auch noch umziehen gehen.'
'Du stellst ziemlich schnell Besitzansprüche, was?'
'Ich? N-nein...'
Amy fühlte, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg und so winkte sie ihm zu, dass er gehen könne. Phil stand auf und zog eines seiner weißen Hemden mit Aufdruck aus dem Schrank. Nachdem er sich auch noch andere Sachen heraus gesucht hatte, zog er sich schnell um und kehrte zu Amy zurück.
'Na Honey? Hast du dich wieder abgekühlt?'
'Du Arsch.'
'Danke, wie nett du doch sein kannst.'
'Ich weiß.'
Breit grinste Amy in die Kamera und auch Phil grinste sie an. In zwanzig Minuten würden seine Freunde und Kollegen schon da sein, also noch genug Zeit, eine Zigarette zu rauchen. Gekonnt lässig ließ er die Kippe in seinem Mundwinkel hängen und blickte zu Amy, die sich gerade die Haare bürstete.
'Du hast echt schöne Haare Honey.'
'Findest du?'
'Würde ich es sonst sagen?'
'Danke.'
'Ich mag Frauen, mit langen Haaren.'
Amy wollte seinen Spruch gerade kommentieren, als es bei Phil klingelte und er hastig zur Tür lief.
'Kommst du?'
'Hey Claire! Warte, ich muss nur eben den Rechner runter fahren und verabschieden muss ich mich auch noch.'
'Verabschieden?'
Neugierig drückte Claire die Tür etwas weiter auf und blickte in seine Wohnung.
'Nein, nicht von einer Frau in meiner Bude, sondern von einer aus dem Internet.'
'So? Stell sie mir doch mal vor.'
'Warum das denn?'
'Ich muss doch gucken, das klein Phil nicht an irgendwelche Macht besessenen Weibsbilder gerät.'
'Hey! Nur weil du ein Jahr älter bist...'
'Genau, also. Mach Platz!'
Mit einem Grinsen im Gesicht drückte Claire ihn an die Seite und verschaffte sich Zutritt zu seiner Wohnung.
Früher, ungefähr vor sechs Jahren, kam Phil neu in die Firma und brachte wirklich frischen Wind mit. Bis zu jenem Tag war es immer trist und öde, doch als er das Büro betrat, waren alle gleich von ihm angetan. Seine jugendliche Art ließ ihn immer das Nesthäkchen sein und auch er fühlte sich in dieser Rolle wohl. Damals fand er Claire auch unglaublich attraktiv und baggerte an ihr herum. Nur einmal hatte sie ihm nachgegeben und sie würde diese Nacht mit ihm sicher nicht vergessen. Kurz darauf lernte sie dann ihren jetzigen Mann Ian kennen und lieben. Sicher fand Phil Claire auch heute noch, trotz Babybauch, sehr attraktiv, doch er wusste schon damals, wann eine Schlacht verloren war und so zog er sich gentlemanlike zurück und ließ Ian den Vortritt. Seit diesem Tag sind Claire und Phil nicht nur Kollegen, sondern auch gute Freunde.
Er winkte Josh und Ian kurz zu und schmiss schließlich die Tür ins Schloss. Eilig lief er hinter Claire her.
'Ist sie das?' fragte sie im Türrahmen seines Arbeitszimmers stehend.
'Hmm...'
'Ziemlich jung, findest du nicht?'
'Sie wird siebzehn.'
'Trotzdem, sei bitte vorsichtig. Woher kommt sie denn?'
'Aus Deutschland.'
'Ey bei denen musst du ganz besonders aufpassen Phil.'
'Warum?'
'Ein Bekannter von mir hatte da schon mal sehr viel Ärger mit, weil sich das Mädchen dann vor der Kamera ausgezogen hat.'
'Als ob das unsere Jugend nicht auch machen würde.'
'Aber...'
'Nun rede sie mir doch nicht madig. Ich verabschiede mich jetzt und dann können wir los.'Phil nahm wieder vor dem Rechner Platz und setzte sich das Mikro auf.
'Hey Honey.'
'Hey Phil.' kam etwas geknickt wieder zurück.
'Was ist denn los?'
'Naja ich denke, du gehst jetzt, richtig?'
'Ja ich wollte los, das stimmt. Sei doch nicht traurig Honey. Wir sehen uns schon noch mal.''Schade, dann bin ich jetzt also wieder ganz allein.'
'Och Amy, das ist fies von dir. Was hast du denn gemacht, bevor du mich kanntest?'
Amy zuckte mit den Schultern und blickte wehmütig in die Kamera.
'Kannst du nicht noch ein bisschen da bleiben?'
'Nein kann er nicht!' funkte Claire plötzlich dazwischen.
'Wer ist das denn?!' fragte Amy verschreckt.
'Das ist Claire und Claire möchte bestimmt draußen bei den anderen warten, richtig?'Amy blickte auf ihren Monitor. Das musste also seine Kollegin sein, denn er sprach sie auf deutsch an und sie schien zu verstehen.
'Phil! Sag jetzt goodbye und dann gehen wir.'
'Das bestimmst du doch nicht!'
'Phil!'
'Hör endlich auf, dich wie meine Mutter zu benehmen!' Phil schwenkte wieder auf Englisch um und Amy saß vor ihrem Rechner, wie bestellt und nicht abgeholt.
'Das tue ich doch gar nicht! Ich finde nur, dass du vorsichtiger sein solltest.'
'Sieht sie irgendwie nackt aus? Oder aufreizend? Nein! Sie trägt sogar einen hochgeschlossenen Pullover! Was willst du noch?'
'Ich will, dass du dich nicht in irgendetwas verrennst!'
'Ich verrenne mich dann, wenn es mir passt!'
'Ach Phil. Ich mache mir doch nur Sorgen um dich.'
'Um mich muss sich keiner Sorgen machen! Ich bin alt genug und komme sehr gut allein zurecht.'
'Und was war mit deiner letzten Internetbekanntschaft? Weißt du noch, wie dreckig es dir wegen diesem Miststück ging?!'
'Na und?! Es müssen doch nicht alle so wie Xenia sein!'
'Das sage ich doch auch nicht, ich mache mir eben nur Sorgen.'
Claire kniete sich neben Phil und strich ihm über die Wange.
'Ich möchte nicht, dass du noch einmal so verletzt wirst.'
Kurz schnaufte Phil auf und blickte Claire in die Augen. Sie war noch immer genauso hübsch, wie damals vor sechs Jahren. Langsam ließ er sich auf ihre Schulter sinken und sie nahm ihn in den Arm.
Amy saß noch immer vor ihrem Rechner und kam sich noch nie so fehl am Platze vor, wie gerade eben. Sie hatte zwar kein Wort des Gespräches verstanden, aber irgendwie schien bei Phil der Haussegen schief zu hängen.
'Phil?' unterbrach Amy schließlich die Stille. 'Du musst jetzt los und außerdem hat mein Dad gerufen. Ich muss also auch gehen.'
'Ist gut Honey. Ich melde mich bei dir ok?'
'Schon ok, lass dir Zeit. Viel Spaß euch beiden und bis dann.'
Noch bevor Phil etwas antworten konnte, ging Amy offline. Sie fuhr ihren Rechner herunter und warf sich auf ihr Bett, welches wieder laut krachte und zusammen sackte. Oh, wie sie dieses Bett hasste.
Tränen liefen über ihr Gesicht und sie wusste nicht so recht, was überhaupt los war. So, wie er diese Frau angesehen hatte, hatte er sie nie angeschaut. Sicher war er in sie verliebt und sie hatte ihn mal abblitzen lassen. Aber genau das wurmte Amy. Warum hatte er diese Frau nur so angesehen? Und warum haben sie sich gestritten? Amy drückte ihr Gesicht in das Kissen und schluchzte laut hinein. Ihr war überhaupt nicht klar, was denn los war. Was hatte sie nur?

Phil blickte minutenlang auf seinen Monitor und schließlich fuhr Claire den Rechner herunter.'Ich glaube, sie war sauer.' entgegnete Phil ihr.
'Sie war traurig, mehr nicht.'
'Mehr nicht? Ich finde es schon schlimm, wenn sie sauer ist, aber traurig geht gar nicht.'
'Steigere dich doch da nicht so rein. Wie lange kennst du sie schon?'
'Ein paar Tage.'
'Na also. Sie hat sich das wohl etwas anders vorgestellt.'
'Ich mir auch.'
'Phil, das wird ohnehin nichts. Wo kam sie nochmal her?'
'Deutschland.' erwiderte er trocken.
'Siehst du? Das ist doch viel zu weit weg. So und jetzt komm.'
Nur widerwillig ließ Phil sich von Claire mit ziehen und schloss seine Wohnung ab. Die Lust auf´s Feiern war ihm irgendwie vergangen, aber nun waren seine Freunde und Kollegen schon mal hier, also konnte er sie ja schlecht wieder weg schicken. Er stieg in in Ian´s Wagen und schmiss de Tür zu.
'Oh! Was haben wir denn da für eine Pestbeule?'
'Josh, halt die Klappe.' und mit diesen Worten blickte Phil zum Fenster heraus. Claire stieg vorne ein, um neben ihrem Mann zu sitzen und warf einen Blick in den Rückspiegel.'Hey Phil, jetzt komm. Lach doch mal.'
Ungeachtet dessen blickte der aber stur weiter zum Fenster heraus und Claire zuckte mit den Schultern. Er würde sich schon wieder abreagieren, wenn sie das Miller´s erreicht haben.Während der ganzen Fahrt sprach Phil kein einziges Wort und auch Claire, die ab und zu mal im Rückspiegel nach ihm sah, konnte ihm nichts entlocken. Auf dem Parkplatz der Discothek stiegen sie dann aus und blickten sich um. Es war noch viel zu früh, um rein zu gehen, also gingen sie erstmal in das benachbarte Café Blue Lagoon. Zwischen großen Bambusstämmen und schwarzen Marmorsäulen suchten sie sich einen Tisch und nahmen Platz.'Phil, willst du deine schlechte Laune nicht bald mal bleiben lassen?'
'Ich habe keine schlechte Laune.'
'Hattest du schlechten Sex oder was?'
'Nein, ich habe von dir geträumt, Josh. Seit dem geht es mir schlechter denn je.'
Ian und Claire grinsten sich an. Es war wirklich zu süß, wenn Phil und Josh sich gegenseitig ärgerten.
'Was darf ich Ihnen bringen?' durchdrang die leicht genervte Stimme der Bedienung die aufgekommene Ruhe.
'Für mich bitte ein Wasser.' entgegnete Claire ihr höflich.
'Für mich ein Bier.'
'Für mich auch!'
'Einen Jim Beam auf Eis.' entgegnete Phil ihr genauso genervt, wie sie es tat.
'Willst du es nicht lieber langsam angehen?' fragte Claire ihn zögernd.
'Worauf warten Sie noch? Ich hab Durst!' maulte Phil die Bedienung an und diese drehte sich geschockt um und suchte das Weite.
'Also wenn du den ganzen Abend so bist, Phil, dann kannst du auch wieder gehen!' maulte Claire plötzlich herum.
'Sicher. Ich setze mich eh gleich ins Taxi und fahre nach Hause.'
'Ja dann mach das.'
'Mache ich auch!'
Phil stand auf, knallte zehn Dollar auf den Tisch und verließ das Café.
'Was hat er denn?'
'Ach Ian. Also pass auf.'

Vor der Discothek wurde es langsam lauter und voller und die Leute drängten sich bereits am Eingang. Hastig durchwühlte Phil seine Jackentasche und holte sein Handy heraus.
Es dauerte ewig, bis endlich jemand ab nahm.
'Hallo?' quäkte es von der anderen Seite leise in den Hörer.
'Honey?'
'Phil!' Amy saß plötzlich kerzengerade im Bett.
'Bist du sauer auf mich?'
'Nein, wieso sollte ich?'
'Naja, du warst vorhin so komisch. Deswegen rufe ich auch an.'
'Hmm... Ich war nur ein bisschen traurig, mehr nicht. Aber wenn ich dann immer von dir angerufen werde, mache ich das in Zukunft öfter.'







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