My very good Friend from the USA Teil 4

Autor: Kati
veröffentlicht am: 10.02.2008




Laut stellte er seine Tasse auf den Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an.'Menschen mit deiner Einstellung finde ich echt zum kotzen! Wegen solchen Leuten verbreiten sich Krankheiten wie ein Lauffeuer!'
'Du bist gemein.'
'Ich bin nicht gemein, Amy. Das ist die bittere Wahrheit! Nichts anderes! Stell dir doch mal vor, du hast eine Krankheit, weißt es vielleicht nicht einmal und schläfst mit unzähligen anderen Männern! Dann haben die es und wissen es nicht und die schlafen wiederum alle mit einer Frau! Das ist Selbstmord Amy!'
'Ich hab es ja verstanden!' giftete sie plötzlich los.
'Du hast nichts verstanden, sonst würdest du nicht so reagieren. Ich rate dir zum Arzt zu gehen und dich untersuchen zu lassen.'
'Als meine Ärztin mir die Pille verschrieben hat, hat sie mich auch untersucht. Da war nichts.'
'Und danach hast du wieder mit deinem Freund geschlafen richtig?'
'Ja und?'
'Was ja und?!' Phil runzelte die Stirn. Langsam wurde er echt sauer. Wie konnte man nur so naiv sein?! 'Bist du dir denn sicher, dass er gesund war?'
'Ich denke schon.'
'Du denkst? Amy das reicht nicht! Das musst du wissen und nicht denken!'
'Was soll ich denn machen? Jetzt ist es doch eh zu spät!'
'Geh zum Arzt und lass es testen. Ganz einfach.'
'...'
'Was sagen denn eigentlich deine Eltern zu dem Thema?'
'Mit denen rede ich doch nicht über so etwas! Ich bitte dich!'
'Warum nicht?'
'Ist doch peinlich.'
'Es ist dir zu peinlich? Du schläfst mit einem Jungen, aber es ist dir peinlich darüber zu reden? Ich glaube ich werde verrückt. F*ck! Amy! Ach vergiss es. Ich gebe es auf.'
'Bist du jetzt sauer?'
'Ich bin nicht sauer. Eher erstaunt, wie schlecht ihr da drüben aufgeklärt seid, was Krankheiten und so angeht. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass ihr im Biologieunterricht Filme guckt, wo alles nackt ist, wo man wirklich alles sieht. Hier in Amerika gibt es das nicht, aber dafür wird die Jugend über Geschlechtskrankheiten aufgeklärt. Ich denke, da gibt es in Deutschland echt Nachholbedarf.'
Amy saß teilnahmslos an ihrem Schreibtisch und fummelte an ihrem Headset herum. Es war doch nicht ihr Fehler, dass sie so schlecht aufgeklärt wurde. Und warum war er so sauer? Er sagte zwar, dass er nicht böse sei, aber er war es. Ganz sicher. Vorsichtig schluckte sie ihre aufkommenden Tränen herunter und blickte auf die Uhr. Die halbe Stunde war um und sicher würde zum Abschied kein nettes Wort mehr fallen. Und ob sie sich noch einmal wieder sehen würden, brauchte sie ihn auch nicht fragen. Dafür war er gerade viel zu stinkig.
'Du musst jetzt los, was?' fragte sie ihn mit gespielt gefasster Stimme.
'Ja. Ich bin müde und muss noch ein bisschen schlafen, damit ich heute Mittag fit bin.'
'Tja, dann schlaf gut, Phil.'
'Danke und du leg dich am besten auch noch mal hin.'
'Mache ich.'
'Gut, also dann...'
'Mach´s gut.' flüsterte Amy ins Mikro.
'Du auch Honey. Ich schreibe dir heute noch eine Mail wegen dem nächsten Treffen ok? Und sei nicht traurig. Das war nicht gegen dich. Schlaf schön Honey.'
'Du auch!'
Amy blickte auf und tauchte noch einmal in seine grünen Augen ein. Schließlich verabschiedete er sich und ging offline.
Sie lehnte sich zurück und blickte stur gerade aus. Er hatte es wirklich geschafft, sie nachdenklich zu machen. Und seine Standpauke hatte an ihrem Gewissen gekratzt. Etwas, dass sonst noch kein anderer Mensch in ihrem Leben geschafft hatte. Was wäre gewesen, wenn er live vor ihr gestanden hätte? Sicher hätte er sie an den Schultern gepackt und zur Vernunft gerüttelt. Amy kaute auf ihren Haaren herum und fuhr den Rechner herunter. Er wollte sich also melden. Per SMS! Da würden die anderen in der Schule sicher staunen. Endlich hätte sie auch mal etwas, womit sie angeben konnte. Endlich!
Sie stand auf und machte sich langsam Bett fertig. Als sie sich schließlich in ihre Daunendecke gewickelt hatte, schloss sie die Augen und schlief ein. Es war schon kurz vor Mittag, doch Amy schlief tief und fest und überhörte selbst das Gebrüll ihrer Mutter, die ihr mitteilen wollte, dass das Essen fertig ist.

Phil stellte seine Tasse ins Spülbecken und warf einen Blick aus dem Fenster. Die Straße vor seiner Wohnung war noch dunkel und er konnte nichts interessantes entdecken. Schließlich ging er ins Schlafzimmer und schlug seine Bettdecke zurück.
'Nur noch fünf Stunden, dann muss ich schon wieder aufstehen.' ging es ihm durch den Kopf und er gähnte lauthals für drei.
Nachdem er sich die Zähne geputzt und geduscht hatte, legte er sich hin und stellte seinen Wecker auf zehn Uhr. Schließlich war er ein Morgenmuffel und musste dementsprechend rechtzeitig aufstehen, um sein Umfeld nicht mit seiner Art zu vergraulen.
Um zehn Uhr klingelte sein Wecker dann auch und Phil quälte sich aus dem Bett heraus. Ein Blick in den Spiegel verriet, dass er eindeutig zu wenig Schlaf gekriegt hatte und das, obwohl er doch heute frei hatte!
Gerade als er den ersten Schluck aus seiner Kaffeetasse nahm, klingelte es. Im Morgenmantel schlich er zur Tür und öffnete.
'Phil! Altes Haus!'
'Chris? Was machst du denn hier? Es ist doch erst halb elf?'
'Ich dachte mir, ich komme früher, damit du dich nicht langweilst. Jetzt mach mal die Bude auf, soll ich etwas draußen stehen bleiben?'
Chris schob sich frech an ihm vorbei in seine Wohnung und nahm am Esstisch in der Küche Platz.
'Du siehst aus, wie ausgekotzt. Hast du schlecht geschlafen?'
'Laber mir doch nicht am frühen Morgen einen Keks an die Backe.'
'Oh! Mister Morgenmuffel!' grinste Chris ihn an.
'Arsch.' kam trocken von Phil zurück.
'Wann bist du denn gestern ins Bett?'
'Gestern? Heute morgen erst.'
'Warum das denn?'
'Sei nicht so neugierig. Auch einen Kaffee?'
'Gern. Hattest du etwa Besuch?'
'Nein. Schwarz?'
'Mit Milch. Warum dann also diese späte Nachtruhe?'
'Ich war noch im Internet.'
'Und was war da so besonders, dass du...'
'Nichts Chris. Es war einfach nur eine nette Unterhaltung.'
'Warum gleich so giftig?'
'Weil du Mist erzählst.'
'Ich bin ja schon ruhig.'
Phil knallte Chris die Kaffeetasse auf den Tisch und verließ die Küche in Richtung Bad. Morgens war er wirklich nicht zum aushalten. Und Chris wusste das auch. Allerdings konnte er ja nicht ahnen, dass er Phil um diese Uhrzeit noch so vorfinden würde.
Im Bad angekommen, widmete Phil sich seiner Morgentoilette und stylte anschließend seine Haare. Er war heute Nacht wirklich sehr unfreundlich Amy gegenüber gewesen. Und es war ihm auch nicht entgangen, dass etwas in ihren Augen geglitzert hatte. Er war manchmal einfach zu forsch. Nachdem er sich angezogen hatte, warf er noch einen Blick in sein Arbeitszimmer. Hier irgendwo lag doch sein Camcorder. Nachdem er diesen auch zu seinen Sachen gelegt hatte, kehrte er in die Küche zurück. Dort durchstöberte Chris gerade sein Handy.
'Sag mal, hast du den Arsch offen?! Was machst du da?'
'Komm Phil! Du hast doch eine Neue! Du willst es mir nur nicht sagen!'
'Gib mir das Telefon, aber zackig!'
Gefrustet überreichte Chris ihm das Handy und trank den letzten Rest Kaffee aus.
'Phil bleibt sonst nie so lange wach, nur um im Internet mit jemandem zu reden! Warte nur, ich quetsche dich schon noch aus!' Chris lachte in sich hinein und stand auf. Schließlich verließen sie gegen halb zwölf die Wohnung und machten sich auf den Weg zu Phil´s Wagen.Der packte seinen Camcorder aus und begann seine Aufzeichnungen zu machen. Er richtete die Kamera auf sich und Chris.
'So Chris, dann zeig dich mal von deiner netten Seite!'
'Ich bin immer nett! Und jetzt hör auf mich zu filmen. Bist du behindert?!'
'Hey Amy!' begann Phil schließlich deutsch zu sprechen. 'Ich bin es und das ist mein Kumpel Chris. Wir fahren jetzt zu meinem Penthouse und ich habe mich dazu entschieden, dich mit zu nehmen. Das dort ist mein Auto. Sicherlich kennst du diese Marke nicht. Das ist ein Pontiac G6 Convertible Cabrio. Den fahre ich immer, wenn es sonnig ist und da hier fast das ganze Jahr über die Sonne scheint, fahre ich den auch fast das ganze Jahr.'
Chris runzelte die Stirn und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Phil hingegen schlenderte gemütlich um das Auto und stieg dann endlich ein.
'Ich werde jetzt versuchen, Chris davon zu überzeugen, dass er für dich ein paar schöne Landschaftsaufnahmen macht, während ich fahre. Halt mir die Daumen.
'Please Chris. Take the Camera and film a little bit of the scenery.'
'Oh come on. No, Phil, no.'
'Oh please!'
'Shit... I think, your coffee was spoiled.'
Schließlich nahm Chris die Kamera und hielt sie auf Phil.
'Er sagte gerade, dass er glaubt, dass mein Kaffee heute morgen nicht in Ordnung war.' schmunzelte der und schnallte sich an. Leise surrte der Motor auf und sie fuhren langsam aus der Marine Street heraus. Schon bald erreichten sie den Highway und Phil beschleunigte auf fünfzig Meilen pro Stunde. Chris fing mit der Kamera die Landschaft ein. Sie fuhren direkt am Meer entlang und die Sonne glitzerte verführerisch auf der Wasseroberfläche. Am Strand war jetzt schon die Hölle los und die Badegäste türmten sich schon regelrecht. Alles Touristen. Die kannten die schönen, abgelegenen Strandabschnitte glücklicherweise nicht. Als Chris die Kamera wieder zu Phil drehte, setzte der sich gerade die Sonnenbrille auf.'Also wir haben jetzt in etwa dreißig Grad Celsius im Schatten und es wird sicher noch wärmer.' rief er der Kamera entgegen. 'Wenn Chris mal so nett wäre, und sich drehen würde, hey Chris, turn around, so, das was du jetzt siehst, ist das Meer. Wir fahren gerade auf dem Coastal Highway in Richtung Jacksonville Beach. Der Strand hört hier gleich auf und der Highway rückt noch näher an das Wasser heran.'
Kaum hatte Phil das gesagt, endete der Strand und der Highway schien über dem Wasser zu schweben. Das Meer war hier so endlos weit. Nach einer Weile schaltete Chris die Kamera aus.
'Für wen machst du das?'
'Was geht dich das an?'
'Ich musste filmen und habe so die schöne Landschaft verpasst. Das hat kulturell gesehen einen sehr hohen Verlustwert für mich.'
'Dass du dir bei dem letzten Satz keinen Knoten in die Zunge gemacht hast wundert mich. Du und Kultur. Da wird ein Elch ja eher zum Fleischfresser.'
'Mensch Phil, jetzt sag doch mal.'
'Aber behalte es für dich. Ich möchte, dass du e niemandem erzählst. Auch nicht Jamy!''Ja ja. Und jetzt sag.'
'Ich habe jemanden im Internet kennen gelernt. Ein junges Mädchen aus Deutschland und weil sie Amerika und speziell Florida so toll findet, will ich ihr das Video schicken. Außerdem war ich gestern oder besser heute morgen sehr unfreundlich zu ihr.'
'Ein Mädchen?' wiederholte Chris entgeistert. 'Wie alt ist sie denn?'
'Sechzehn.'
'Bist du verrückt?! Damit machst du dich doch strafbar!'
'Wir reden doch nur. Sie zieht sich nicht aus und ich auch nicht, klar?'
'Na ich weiß ja nicht. Und dann auch noch aus Deutschland. Kannst du dir nicht, wie jeder normale Mensch auch, eine Frau aus deiner Nähe suchen? Was willst du denn mit ihr? Die ist doch viel zu weit weg?'
'Na und? Ich will doch keine Beziehung. Ich möchte mich einfach nur nett unterhalten.'
'Bis morgens früh oder was?'
'Wenn es sein muss, ja.'
'Das muss ja eine Hammerbraut sein, wenn sie dich so schnell um den Finger wickeln kann. Wie lange kennt ihr euch schon?'
'Ganze zwei Tage und jetzt hör auf zu sticheln.'
'NA also ich weiß nicht.' bohrte Chris eifrig weiter. 'Ob das alles so gut ist? Was machst du, wenn du dich in die kleine verliebst?'
'So ein Quatsch.'
'Und wenn sie sich in dich verliebt?'
'Du redest nur Blödsinn Chris. Und jetzt halt den Mund ich muss mich auf das Fahren konzentrieren.'
'Bis eben ging es doch auch ohne das ich den Mund halte.'
'Dann geht das jetzt eben nur noch mit!'
Phil kramte nach seinen Zigaretten und zündete sich eine an. Selber Schuld. Er hätte wissen müssen, dass man Chris nicht einfach mit zwei drei Sätzen abwimmeln konnte. Phil ärgerte sich über sich selbst, dass er es ihm überhaupt erzählt hatte. Immerhin war Amy nur eine flüchtige Bekanntschaft, die sich, wie die vielen anderen zuvor, bald als sinnlos entpuppen würde. So viele andere Frauen vor ihr hatten Phil bereits abstumpfen lassen. Ihm war von Anfang an klar, dass da niemals etwas laufen würde und schon gar nicht auf diese Distanz. Insgeheim hoffte er aber auch, dass das Amy auch so sah. Nach vierzig Minuten erreichten sie schließlich den Ortseingang von Jacksonville Beach und Phil drosselte das Tempo. Nach einer längeren Fahrt mitten durch die Stadt erreichten sie die Beach Avenue und Phil hielt mit dem Wagen vor einem noblen Zweifamilienhaus. Sie stiegen aus und blickten sich um. Hier war es wirklich sehr schön und aus der zweiten Etage, wo sich das Penthouse befand, hatte man sicher einen phantastischen Blick auf das Meer. Phil schnappte sich seine Kamera und schaltete sie wieder ein.
'Hey Amy! Da wären wir! Das ist ein Teil von Jacksonville. In dem Haus werde ich bald wohnen. Ich schlage vor, wir sehen uns die Bude mal von innen an!'
Eiligen Schrittes näherten sie sich dem neu renovierten Haus und stiegen die außen gelegenen Treppen zur zweiten Etage hoch. Chris schloss die Tür auf und beide traten ein. Jeder Schritt, den sie machten, hallte in den leeren Räumen wider. Phil blickte sich um. Jetzt, wo die ganzen Möbel des Vorbesitzers nicht mehr da waren, wirkte alles noch größer und heller. Gleich rechts neben der Eingangstüre befand sich das Schlafzimmer und daneben war die große Küche. Links von der Eingangstür war das riesige Bad und gerade aus durch war das Wohnzimmer mit Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichten. Phil öffnete die Terrassentür und stellte sich auf den geräumigen Balkon. Von hier aus konnte man den gesamten Küstenabschnitt überblicken gleich am Morgen strahlte die Sonne auf die Terrasse. So konnte man also immer draußen frühstücken. Wenn Phil frühstücken würde. Nachdem er das gesamte Penthouse mit der Kamera eingefangen hatte, legte er diese bei Seite und blickte zu Chris.
'Die Bude ist der Hammer. Ich muss nicht mal groß renovieren. Vielleicht eine andere Farbe in der Stube und im Schlafzimmer, aber sonst ist das Teil hier Top in Schuss!'
Chris grinste ihn breit an.
'Das dachte ich mir schon. Ich hatte eigentlich vermutet, dass es nach dem Auszug vom Vorbesitzer schlimmer aussehen würde, aber das alles noch so in Ordnung ist. Da hast du wirklich Glück gehabt.'
'Danke Kumpel.'
Phil reichte Chris die Hand und beide schlugen ein. Das Penthouse war wirklich ein Traum. Chris überreichte seinem Kumpel die Schlüssel und winkte ihn zu sich.
'Lass uns etwas essen gehen und danach fangen wir an, mit dem renovieren.'
'Ich muss doch erstmal Farbe kaufen.'
'Machen wir alles. Also komm. Ich kenne hier einen guten Pizzabäcker.'
Sie verließen das Penthouse und liefen zum Wagen zurück. Nur wenige Straßen weiter hielten sie wieder an und begaben sich in ein Fastfoodrestaurant. Nachdem beide ihre Bestellung aufgegeben hatten, nahm Phil wieder die Kamera zur Hand.
'Kannst du das blöde Ding nicht mal aus lassen?'
'Ach sei still. Ist für einen guten Zweck. Und jetzt lach mal!'
Er richtete die Kamera auf Chris und der grinste breit hinein. Beide hatten sich eine große Cola bestellt, also bekamen sie auch eine große Cola. Phil richtete die Kamera auf die Getränke.
'Also Amy, das ist eine große Cola. Es gibt aber auch noch eine Maxicola. Das hier sind glaube ich Null Komma Sieben Liter. Die Maxicola hat dann einen ganzen Liter. Also verdursten muss man hier nicht. Wenn ich so überlege, ich habe eine große Pizza bestellt. Jetzt müssen wir mal sehen, ob die Bedienung uns auch einen zweiten Tisch anbietet. Vielleicht passen die Pizzen hier gar nicht alle beide drauf.'
Kurz darauf kam auch schon die Bestellung und Phil richtete die Kamera auf seine Pizza.'Also diese Pizza hat glaube ich fünfzehn Inch. Die werde ich niemals schaffen. Guck mal wie dick die ist!'
Phil hob den Teig an und wirklich, er war fast zwei Zentimeter dick und dazu noch dick belegt. Schließlich legte Phil die Kamera wieder zur Seite und Chris und er stopften sich das Essen ins Gesicht.
'Sag mal,' bröselte Phil Chris entgegen. 'wie geht es eigentlich Jamy? Ich habe schon voll lange nichts von ihr gehört?'
'Ist ist doch mit der Erweiterung meines Büros beschäftigt. Nachdem sie alles komplett neu eingerichtet hatte, ist sie jetzt der Meinung, ich sollte sie in meine Branche aufnehmen. Ich als Makler und sie als Innenarchitektin.'
'Das klingt doch super?'
'Schon, aber wenn ihr Geschäftszweig bei den Kunden nicht ankommt, zieht sie mich mit in die Tiefe.'
'Ja schon, aber stell dir doch mal vor, die Leute, denen du ein Haus oder ähnliches beschaffst, können im gleichen Atemzug noch eine Architektin beauftragen. Und das, ohne dein Büro verlassen zu müssen.'
'Ach ich weiß nicht. Momentan glaube ich, dass es eher so eine Eintagsfliege von ihr ist.'
'Und wenn nicht?'
'Tja, dann muss ich mir etwas einfallen lassen.'
'Willst du sie davon abhalten?'
'Ich denke schon.'
'Das tut eurer Beziehung aber sicher nicht gut.'
'Das beste habe ich dir ja noch gar nicht erzählt.'
'So?'
'Wir haben uns letzte Woche verlobt.'
'Was?!' Phil blieb die Pizza beinahe im Hals stecken und er musste kräftig schlucken.'Allerdings.'
'Und das erzählst du mir erst jetzt, so ganz nebenbei?!'
'Ist doch nichts besonderes...'
'Nichts besonderes? Da rollen sich mir ja die Fußnägel hoch! Eine Verlobung ist etwas sehr besonderes!'
'Hast ja recht. Könnte ich bitte noch einen Kaffee haben?' rief Chris lautstark durch das Restaurant.
'Wer hat denn den Antrag gemacht?'
'Ich.'
'Och wie süß.'
'Jetzt hör mir bloß mit dieser Schwulinummer auf.'
'Und du komm mal wieder runter.'
'Was ist eigentlich mit dir?' bohrte Chris gleich nach.
'Was soll mit mir sein?'
'Naja, willst du dir nicht auch bald mal eine Frau zulegen? Du wirst bald fünfundzwanzig.''Ach so eilig habe ich es nicht. Ich fühle mich noch jung und will das Leben voll auskosten.''Indem du von Montags bis Samstags arbeitest? Na schönen Dank auch.'
'Ihr Kaffee, Sir.' die Bedienung stellte ihm eine Tasse auf den Tisch und goss das heiße Getränk direkt aus der Kanne hinein.
'So schlimm ist das mit dem Arbeiten doch gar nicht und heute habe ich doch auch frei.''Schon, aber das ist doch eher die Ausnahme.'
'Naja. Wer sagt denn, dass es ewig so weiter gehen wird?'
Chris becherte in Windeseile seinen Kaffee weg und schließlich zahlten sie und verließen das Restaurant. Sie mussten immerhin noch Farbe und Tapete holen.

'Und wenn du dein Zimmer aufgeräumt hast, saugst du die Stube.'
'Sonst noch was? Soll ich vielleicht noch das Essen kochen?'
'Werd nicht frech Amy, du kannst deiner Mutter ruhig mal helfen.'
'Aber Mama!'
'Mach jetzt!'
Bockig machte Amy Kehrt und lief in ihr Zimmer zurück. Ihre Mutter war wirklich eine Sklaventreiberin und ließ keine Gelegenheit aus, Amy zu nerven. Dabei war ihr Zimmer doch eigentlich schon ziemlich sauber. Gut, auf den Möbeln lag der Staub Millimeter dick und den Teppich konnte man vor lauter Staubflusen auch kaum erkennen, aber sonst war es schon ganz ordentlich. Und die zerknickten Schulhefte, die aus ihrem Schreibtisch lugten, waren schließlich auch kein Drama. Amy suchte nach ihrem Staubtuch und begann gelangweilt über ihre Möbel zu wischen, als plötzlich ihr Telefon klingelte.
'Hallo?'
'Hey Amy!'
'Ach, Caro! Na? Alles fit?'
'Och ja, kann mich nicht beklagen. Und bei dir?'
'Naja, muss halt. Wenn man die ganze Zeit drinnen hockt, ist einem nach einer Zeit eh alles egal. Wie kommt es, dass du anrufst?'
'Ja also pass auf, ich bin jetzt mit David zusammen.'
'Was?! Das ist ja großartig! Wie kommt es?'
'Naja, ich habe ihm am Montag gefragt. Und er hat prompt ja gesagt.'
'Ist ja super.' 'Wie kindisch!' ging es Amy durch den Kopf.
'Und? Wie ist der neue Messenger?'
'Du, der ist total super! Ich habe gleich auf Anhieb jemand total nettes kennen gelernt.'
'Woher kommt derjenige denn? Und wie ist der Name?'
'Also, es ist ein Mann und er heißt Phillipe, ich darf ihn aber Phil nennen. Und, jetzt halt dich fest, er kommt aus Florida!'
Lautes Gelächter drang an Amy´s Ohr und sie hielt ihr Handy etwas weiter weg.
'Bist du behindert? Der Typ verarscht dich doch! Wie kann er denn mit dir reden, wenn er aus den Staaten kommt?'
'Wir sprechen Deutsch.'
'Weil ein Ami auch Deutsch kann. Amy, lass dich nicht veralbern!'
'Aber es ist wahr Caro. Ehrlich!'
'Komm hör auf zu träumen! Ich glaube, du brauchst mal wieder etwas Sonnenlicht, dein Hirn schrumpelt bei dir zu Hause ein.'
'Aber Caro! Es stimmt wirklich! Das Telefon hat bei ihm geklingelt und er hat sich die ganze Zeit auf Englisch unterhalten!'
'Jetzt im Ernst?!'
'Ja doch!'
'Sieht er gut aus?'
'Und wie!'
'Hast du ein Bild von ihm?'
'Sicher.'
'Schick mal rüber.'
'Mache ich gleich, jetzt muss ich aber erst mal meiner Mutter beim Hausputz helfen.''Oh je. Na dann gutes Gelingen. Und schick mir sein Bild, Süße!'
'Mach ich. Also, bis demnächst.'
'Jo, mach´s gut.'
Das Klicken in Amy´s Hörer versicherte ihr, das Caro aufgelegt hatte und so warf sie ihr Handy unachtsam auf ihr Bett. Auf der dicken Daunendecke sank es langsam ein. Hastig schrubbte Amy nun über ihre Möbel, verschickte zwischendurch das Bild von Phil an Caro und half dann ihrer Mutter beim Staub saugen in der Stube. Gegen siebzehn Uhr schließlich klickte das Türschloss und Amy´s Vater betrat die kleine Wohnung. Er stellte seine Aktentasche auf den Schuhschrank und hängte seinen Mantel an die Garderobe.
'Hallo Evelyn.'
'Hallo George.'
'Hallo Amy.'
'Hi Dad.'
'Wie war euer Tag?'
'Langweilig!' antwortete Amy, die gerade den Tisch für das Abendessen deckte.
'Anstrengend.' widersetzte sich ihre Mutter. 'Ich habe die halbe Wohnung geputzt und deine Tochter hat nicht wirklich mit geholfen.'
'Ich habe doch geholfen?!'
'Naja, du hast die Stube gesaugt.'
'Und ich habe in meinem Zimmer Staub gewischt und auch dort gesaugt.'
'Das setze ich jetzt mal voraus, Amy.'
Bockig ließ sie sich auf den Stuhl nieder und blickte ihre Mutter giftig an. Ihr Vater kämpfte gerade mit der Krawatte und hängte diese schließlich über die Stuhllehne.
'Wie war dein Tag, Dad?'
'Naja, anstrengend. Im Büro ist wie immer viel zu tun.'
'Das Essen ist auch gleich fertig.' mischte sich Amy´s Mutter wieder ein.
'Was gibt es denn?'
'Nudeln, die von gestern.' antwortete Evelyn stumpf. George rollte mit den Augen und Amy grinste ihn breit an. Seit ihre Mutter mit einem Nachbarn fremd gegangen war, war in der Familie nichts mehr so, wie vorher. Es gab ständig Streit und Amy verstand sich mit ihrem Vater wesentlich besser, als mit ihrer Mutter. Allerdings war das schon immer so. Lieblos knallte Evelyn ihrem Mann und ihrer Tochter das Essen auf den Tisch und nahm Platz.'Du kannst mal ein bisschen bessere Laune auflegen, Evelyn.'
'Und du kannst mich mal in Ruhe lassen, George. Ich hatte einen genauso harten Tag, wie du.'
'Das bestreite ich ja auch gar nicht.'
'Na also. Frag lieber deine Tochter, was heute los war! Sie hat bis halb zwei geschlafen. Wahrscheinlich hat sie sich die Nacht vor dem Rechner um die Ohren geschlagen.'
'Und wenn schon!' giftete Amy. 'Was geht's dich an?!'
'Schrei hier nicht so rum!' brüllte Evelyn zurück.
'Sie hat doch gar nicht geschrien!' konterte George nun wieder.
Sauer stocherte Amy in ihren Nudeln herum. Die standen ihr auch schon bis sonst wohin und richtigen Hunger hatte sie eigentlich auch nicht.
'Ich finde, wir sollten das Internet abschaffen. Das ist nur heraus geschmissenes Geld und Amy tut es auch nicht gut.'
'Aber Mama! Dann bin ich ja total von der Außenwelt abgeschnitten!'
'Und ich brauche das Internet auch. Ich muss schließlich auch zu Hause arbeiten, Evelyn.''Aber es ist zu teuer!'
'Dann geh endlich mal wieder arbeiten, Mama!'
'Amy! Reißt dich gefälligst zusammen!'
'Nein, sie hat ganz recht. Du solltest endlich mal wieder anfangen, Bewerbungen zu schreiben, Evelyn. Die Firmen kommen nicht allein auf dich zu und betteln dich an.''Du hast gut reden, George. Du weißt genau, wie die Arbeitsmarktlage ist.''Allerdings und deswegen ist es umso schlimmer, dass du einfach hier hockst und nichts machst!'
'Ich mache nichts?! Überlege mal bitte, von wem das Essen auf dem Tisch kommt?!''Du weißt, wie ich das meine Evelyn. Ich diskutiere jetzt auch nicht weiter. Ich habe jetzt Feierabend.'
'Macht doch alle, was ihr wollt!' brüllte Amy´s Mutter und sprang vom Tisch auf. Wie so oft schloss sie sich wieder im Schlafzimmer ein und schmollte.
'Stimmt es, was deine Mutter sagt? Hast du die ganze Nacht im Internet verbracht?'
'Ja schon...' stammelte Amy vor sich her. 'Aber ich habe jemanden kennen gelernt. Er ist wirklich sehr nett.'
'Ein Junge also?'
'Eher ein Mann.'
George blieben die Nudeln im Hals stecken und er blickte seine Tochter an.
'Ein Mann? Wie alt ist er denn?' fragte er gepresst.
'Fast fünfundzwanzig.'
'Der ist doch viel zu alt für dich Amy.'
'Mach dir keine Sorgen Dad. Er wohnt so weit weg, dass da niemals etwas daraus werden kann.'
'So? Wo kommt er denn her?'
'Aus Florida, den Namen habe ich jetzt aber vergessen. Naja irgendwo in der Nähe von Miami, glaube ich.'
'Ein Amerikaner also?'
'Ja.'
'Und der spricht deutsch?'
'Ja Gott sei Dank! Du weißt doch, wie es um meine Englischkenntnisse steht.'
'Allerdings. Vielleicht solltest du ihn mal bitten, dir ein wenig Nachhilfe zu geben.'
'Er hat mir bei meinen Englischhausaufgaben geholfen. Sicher kriege ich dafür endlich mal eine eins.'
'Geholfen?' George zog seine Augenbraue hoch und blickte Amy prüfend an.
'Naja, ich habe ihm vorgelesen und er hat es übersetzt.'
'Das ist aber nicht Sinn der Sache Amy.'
'Ich weiß.' Immer noch lustlos drehte Amy die Nudeln auf ihrer Gabel hin und her. Gut, dass ihr Vater nicht so schrecklich spießig war. Ihrer Mutter würde sie von Phil sicher nichts erzählen. Die würde nämlich die Wände hoch gehen. Allgemein war ihr ihre Mutter scheinbar nicht wohlgesonnen. Amy hatte manchmal regelrecht das Gefühl, dass sie für sie eher lästig war.
'Stellst du ihn mir irgendwann mal vor?'
'Ja sicher. Aber jetzt lieber noch nicht. Wir kennen uns gerade mal zwei Tage und sicher fände er das total übertrieben, wenn ich schon meinen Dad mit vor die Kamera schleife.''Ja sicher. Aber dass ihr mir keine Dummheiten macht.'
'Nein, machen wir nicht.'
'Du weißt, was ich meine. Es sind so viele perverse im Internet unterwegs. Wenn er will, dass du etwas von dir zeigst, möchte ich, dass du mir Bescheid sagst. Dann kriegt er mal was von mir zu sehen.'
'Ist ja gut Daddy!'
Amy grinste George breit an und ließ ihre Gabel mit den Nudeln zurück auf den Teller sinken.'Bist du mir böse, wenn ich...'
Das leise Klingeln ihres Handy´s ließ Amy den Atem stocken.
'Darf ich aufstehen?!'
'Geh nur.'
'Danke, Dad.' rief sie, als sie schon fast ihr Zimmer erreicht hatte. Schnell schnappte sie sich ihr Telefon, dass noch immer auf der Bettdecke lag und nahm ab.
'Hallo?'







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