Gl?ck im Ungl?ck Teil 16

Autor: Dani
veröffentlicht am: 17.05.2008




Phillip wollte gerade die Autot?r ?ffnen und aussteigen, als Victoria nach seinem Handgelenk griff. Fragend sah er sie an und sie lie? schnell wieder los, jedoch nicht ohne zu sagen, was ihr auf dem Herzen lag. 'Ich frage dich lieber, bevor wir rein gehen, denn ich bef?rchte, dass ich da gar nicht mehr zu Wort kommen werde?' Phillip l?chelte leicht: ' Schie? los?'
'Ich wollte fragen? naja, ob ich vielleicht in den n?chsten Tagen wieder vorbei kommen k?nnte um Paul zu besuchen und zu sehen, wie es ihm geht?' Das war nicht die ganze Wahrheit aber zumindest ein Teil davon. Victoria konnte ihm ja schlecht sagen, dass auch er ein Grund daf?r war, dass sie wieder kommen wollte. Sie f?hlte sich unheimlich wohl in seiner Gegenwart. Er vermittelte ihr ein Gef?hl von Heimeligkeit und Geborgenheit, dass sie schon seit ihrem Unfall nicht mehr versp?rt hatte.
'Nat?rlich kannst du vorbei kommen. Talentierte Assistentinnen kann ich immer brauchen.', antwortete Phillip und der Schalk blitze in seinen Augen.
Erleichtert griff nun Victoria nach dem T?rgriff und stieg aus. Pl?tzlich f?hlte sie sich unwohl in den ?bergro?en Sachen von Phillips Schwester und sie hatte ein wenig Angst vor der Reaktion der Lehrerinnen, auch wenn sie das nicht zugeben w?rde.
Auch Phillip war ausgestiegen und gemeinsam stiegen die beiden die vielen Treppenstufen zur Eingangst?r hinauf. Victorias Beine wurden mit jeder Stufe schwerer. Es schien fast so als wehrte sich ihr K?rper dagegen, sich wieder streng nach Etikette verhalten zu m?ssen.Zaghaft bet?tigte sie den eisernen T?rklopfer und wartete darauf, dass die T?r sich ?ffnete. Nach kurzer Zeit vernahm sie Schritte und warf einen raschen Blick r?ber zu Phillip, der sie beruhigend anl?chelte. Dann war es soweit, die T?r ging auf und Victoria trat, gefolgt von Phillip, ein.
Sofort war Madame Clueso, eine von Victorias Lehrerinnen und eine besonders strenge dazu, zur Stelle um ihr ordentlich die Leviten zu lesen.
'Mein Kind, du scheinst noch nischt ver-standen szu aben, dass wir ier im Internat niemals, ?rst du, niemals szu sp?t kommen!', schimpfte sie mit starkem franz?sischem Akzent. Victoria sagte nichts dazu, sondern lie? nur den Kopf h?ngen. Sie wusste genau, dass es nichts bringen w?rde, zu wiedersprechen.
'Und wer ist der jun-ge Maann ier?', wollte sie wissen und bedachte Victoria auf ein Neues mit einem strengen Blick.
Phillip hatte Mitleid mit ihr und ergriff das Wort: ' Madame, gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Dr. Phillip Gregg.' Formvollendet machte er eine Verbeugung. Victoria musste sich auf die Zunge bei?en um nicht laut los zu lachen. Solch ein Verhalten passte gar nicht zu Phillip, aber er hatte wahrscheinlich verstanden, dass man Madame Clueso nur so bes?nftigen konnte.
'Und was machen Sie ier?' 'Victoria hat einen verletzten Hund gefunden und ihn zu mir gebracht. Deshalb hat sie sich versp?tet. Damit ihr nichts geschieht, habe ich sie hierher gebracht.'
Mit dieser Erkl?rung gab sich Madame Clueso zufrieden. Mit den Worten 'Marsch, Marsch in dein Bett, mein Kind.' Tippelte sie auf ihren hohen Abs?tzen davon.
Erleichtert st?hnte Victoria auf. Auch Phillip schien froh zu sein, die Situation so gut gemeistert zu haben. 'Ast du ge-?rt, mein Kind? Marsch, marsch ins Bett.', machte er feixend den Akzent der gestrengen Lehrerin nach. Nun konnte Victoria nicht mehr an sich halten und prustete laut los.
'Ich geh dann lieber hoch, nicht, dass Madame Clueso nachher noch wirklich sauer wird?', meinte Victoria, als die Lachsalven verebbt waren. Phillip nickte und verabschiedete sich.In ihrem Zimmer lie? sich Victoria ersch?pft auf ihr Bett fallen, denn der Tag war wirklich anstrengend gewesen, was ihr erst jetzt, wo sie Ruhe hatte, bewusst wurde. Trotzdem war sie gl?cklich. Sie f?hlte sich in Phillips N?he pudelwohl und sie freute sich schon auf die n?chsten Tage. Aber was sollte sie machen, wenn Paul gesund war? Wo sollte er dann hin? Und w?rde sie Phillip trotzdem noch besuchen k?nnen? Victoria gr?belte noch einige Zeit ?ber diesen Fragen bis die M?digkeit sie dann doch ?berfiel und sie einschlief, wobei sie immer noch die Sachen von Phillips Schwester anhatte.
Auch Phillip musste auf dem Weg zur?ck nach Hause an den vergangenen Tag denken. Noch immer war es ihm schleierhaft, warum Victoria solch eine Wirkung auf ihn hatte. Dieses flaue Gef?hl im Magen, wenn sie ihn ansah oder l?chelte hatte er schon lange nicht mehr gef?hlt. Zwar gab Sabine, seine Assistentin in der Praxis, sich alle M?he, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und er fand sie auch nett, das wars aber auch. In Victoria allerdings k?nnte er sich verlieben. Wenn sie blo? nicht so jung w?re!
Am n?chsten Morgen wachte Victoria schon fr?h auf. Der Wecker zeigte gerade erst 6:17 Uhr. Ihre ersten Gedanken galten Paul und nat?rlich Phillip. Sie hatte sogar von ihm getr?umt und es war wundersch?n gewesen. Aber wie es mit den Tr?umen nun mal so ist, konnte sie sich nicht mehr an den genauen Inhalt erinnern, leider. Wie sch?n w?re es, wenn man Tr?ume auf Video aufnehmen k?nnte, um sie sich sp?ter noch einmal anzusehen. Aber man kann eben nicht alles haben.
Als Victoria die Beine ?ber die Bettkante schwang und an sich herunter sah, bemerkte sie, dass sie immer noch die Jeans und die Bluse von Phillips Schwester trug und ein L?cheln glitt ?ber ihr Gesicht. Schon heute w?rde sie ihn wiedersehen und Paul noch dazu. Hoffentlich ging es ihm schon besser!
Zum Gl?ck war heute Sonntag und damit unterrichtsfreier Tag. Victoria h?tte sich ohnehin nicht konzentrieren k?nnen. Aber was sollte sie blo? die ganze Zeit machen? Sie konnte ja schlecht um sieben Uhr morgens bei Phillip auf der Matte stehen!
Zuallererst entschied sie sich daf?r, duschen zu gehen. Sie seifte sich gr?ndlich mit ihrem Lieblingsduschgel, das nach Flieder duftete, ein und wusch ihre langen braunen Haare gr?ndlich aus. Mit einem flauschigen Frotteehandtuch um den K?rper und die Haare geschlungen verlie? sie das Bad, in dem die Dampfschwaden umher waberten.
Zur?ck in ihrem Zimmer, baute sie sich vor ihrem Kleiderschrank auf und st?hnte unzufrieden auf. Ihr Schrank war voll, aber trotzdem hatte sie nichts zum anziehen! Das eine war zu schrill das n?chste zu bieder und das ?bern?chste zu feierlich. Es war aber auch doppelt schwierig, wenn man dauernd daran dachte, was ein viel ?lterer Mann dar?ber denken w?rde. Andererseits war es ihr wichtig, dass sie sich selbst in ihren Klamotten wohl f?hlte. Nach diesem Kriterium w?hlte sie schlie?lich eine schwarze R?hrenjeans und ein hellblaues T-Shirt, das ihre strahlenden blauen Augen sch?n zur Geltung brachte.
Halbwegs zufrieden mit dem Bild, das der Spiegel ihr zeigte, f?hnte sie sich die Haare. Das nahm jedes Mal mindestens 30 Minuten in Anspruch. Kein Wunder bei der Haarl?nge!Mit einem schwarzen Haarreifen hielt Victoria sich ihre M?hne aus dem Gesicht. Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es immer noch viel zu fr?h war um irgendwohin zu gehen. Es war erst 7.08 Uhr.
Ungeduldig setzte sich Victoria an ihren einfachen Schreibtisch und versuchte Franz?sisch-Vokabeln zu lernen. Auf ein perfektes Franz?sisch wurde hier am Internat n?mlich besonders viel Wert gelegt. Aber sie konnte sich einfach nicht darauf konzentrieren. Die W?rter verschwammen vor ihrem Auge und stattdessen erschien Phillips l?chelndes Gesicht auf den Seiten des Vokabelbuches.
Rastlos stand Victoria wieder auf um sich kurz darauf auf ihr Bett zu legen und in ihrem angefangenen Buch weiter zu lesen. Sie musste jedoch jede Seite mindestens dreimal lesen, weil ihre Gedanken andauernd abschweiften.
Die n?chste halbe Stunde brachte Victoria damit zu, Musik zu h?ren, sich noch einmal die Z?hne zu putzen und die schwere Entscheidung zu treffen, ob sie lieber Stiefel oder Sneakers anziehen sollte. Schlussendlich fiel die Wahl auf die sportlichen Sneakers und Victoria beschloss, dass es nun sp?t genug war um zum Fr?hst?ck zu gehen.
Wie jeden Morgen war ein Buffet aufgebaut. Man konnte zwischen Brot oder Br?tchen, diversen Marmeladensorten, Wust und K?se, Kakao, Kaffee, M?sli, Tee und so weiter und so fort w?hlen. Victoria war jedoch kein 'Morgenesser' also knabberte sie nur ein wenig an einem K?sebr?tchen und trank eine Tasse Tee. `Phillips hat besser geschmeckt`, schoss ihr durch den Kopf, als sie das lauwarme Getr?nk schluckte. Victoria h?tte beinahe laut los gelacht, w?re nicht der ganze Saal voller Sch?ler und Lehrer gewesen. ?berall schwirrte Phillip in ihren Gedanken herum, es war als h?tte er sich ganz fest in ihrem Kopf eingenistet.

Auch Phillip war schon l?nger wach. Er hatte am letzten Abend schon schlecht einschlafen k?nnen und am Morgen war er schon um halb f?nf von einem laut hupenden Auto auf der Stra?e geweckt worden. Insgesamt hatte er also nur vier ein halb Stunden geschlafen und dementsprechend brummig war er auch.
Zu allem ?berfluss war der Boiler noch nicht angesprungen, so dass die Dusche sehr kurz und sehr kalt war. Wenn wenigstens der Kaffee gut gewesen w?re? aber wenn man einen schlechten Tag hat, geht auch wirklich alles schief. Die Koffeinbombe war viel zu stark gewesen, so dass Phillip das Gesicht verzog und alles in den Ausguss kippte.
Schlecht gelaunt zog er sich eine Jeans und ein Hemd an und ging in die Praxis hinunter. Alles war ruhig, ja fast verlassen. Manch einer h?tte es sogar als einsam beschrieben, aber Phillip genoss die Stille und den Frieden, denn in nur wenigen Stunden w?rde hier die H?lle los sein.
Besorgte Gro?m?tterchen, die wegen jeden Wehwechen ihrer vierbeinigen Lieblinge kamen, weinende Kinder, die dachten, dass das Z?hneraspeln ihres Hundes eine hochriskante Operation, m?rrische Landwirte, die am besten gestern ihr Vieh behandelt haben wollen und so weiter?
Den Futterwagen vor sich her schiebend, begann Phillip seine Morgenvisite. Jedes Tier bekam sein Fr?hst?ck, die notwendigen Medikamente und ein paar Streicheleinheiten. Im letzen Zwinger wartete Paul schon sehns?chtig auf sein Futter und Phillip glitt bei seinem Anblick zum ersten Mal an diesem Morgen ein L?cheln ?ber das Gesicht. Victoria? Allein der Gedanke an ihren Namen l?ste ein wohliges Prickeln aus.
Gedankenversunken streichelte Phillip den Hund, bis das L?uten der T?rglocke, die jedes Mal schellte, wenn jemand die Praxis betrat, ihn aufschreckte. Schnell stand er auf, schloss die T?r des Zwingers und ging durch den Behandlungsraum in das Wartezimmer.
Da stand sie. Das sch?nste Gesch?pf, was er sich vorstellen konnte. Ihre Haare waren zerzaust, so als w?re sie gelaufen oder es war st?rmisch drau?en. Ihre Augen blitzen lebhaft und ihr Gesicht hatte von der frischen Luft eine rosige Farbe angenommen.
'Guten Morgen', begr??te sie ihn und f?hlte sich pl?tzlich verlegen. Was sollte sie blo? mit ihren H?nden anstellen? Vor der Brust kreuzen? Nee, zu unfreundlich. In die Hosentaschen stecken? Auch nicht, zu teilnahmslos. Einfach herunter h?ngen lassen? Hmm, das sieht dann aus wie ein Gorilla?
Zum Gl?ck rettete Phillip sie schnell aus ihren ?berlegungen, indem auch er sie begr??te. 'Dir auch einen guten Morgen? obwohl gut vielleicht das falsche Wort ist?'
'Warum? Ist was mit Paul? Geht es ihm schlechter?', wollte Victoria wissen.
'Nein, nein? deinem Paul geht's gut!', versicherte Phillip ihr schnell, aber Victoria sah ihn trotzdem noch misstrauisch an. 'Willst du dich selbst davon ?berzeugen?' Ihr Gesicht hellte sich auf. 'Gerne!'
Gemeinsam gingen Victoria und Phillip zu dem Hund und sobald Phillip das Tor des Zwingers ge?ffnet hatte, ging Victoria auf die Knie und schmuste mit dem Tier. Fast ger?hrt betrachtete Phillip diese Szene. Dieses M?dchen war einfach unglaublich!







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