Verfolgt von der Vergangenheit Teil 1

Autor: schreckse
veröffentlicht am: 01.02.2007




'Nein, NEIN!!!!! Kaya! KAYA!!!! Sag doch was!! KAYA!!'
Schreiend wachte ich auf und spürte, wie mir die Tränen übers Gesicht liefen. Ich zitterte.Verwirrt schaute ich mich um, ich hatte Mühe meinen Traum von der Wirklichkeit zu trennen.
Ich hatte mal wieder einen Albtraum gehabt. Immer wieder sah ich sie, meine beste Freundin,wie sie damals am Baum hang. Mich mit ihren toten Augen ansah. Meine beste Freundin, die es jetzt nicht mehr gab.
Sie hatte vor etwas weniger als einem halbem Jahr Selbstmord begangen.
Seit dem war ich nur noch ein Schatten von dem, das ich vorher war. Ich hatte abgenommen.Ich war ein Gerippe geworden. Nur noch Haut und Knochen. Aber es war egal. Alles so egal.Zitternd stand ich auf. So war es jede Nacht. Ich hatte Albträume, so schreckliche Albträume,und wenn ich dann schreiend aufwachte konnte ich nicht mehr schlafen.Ich ging ins Bad um schnell zu duschen
und mich fertig zu machen. Aber groß schminken lohnte sich eh nicht.
So wie ich jetzt aussah würde sich eh kein Junge in mich verlieben. Früher ist ist das anders gewesen.
Als Kaya noch lebte. Schon wieder stiegen mir die Tränen in die Augen, aber ich zwang mich, nicht zu heulen.
Kaya und ich waren früher die beliebtesten (und schönsten) Mädels der ganzen Schule.Alle bewunderten uns und wollten mit uns befreundet sein. Wir hatten tausende von Verehrern.
Kaya, die schöne Südländerin mit den weiblichen Kurven und ich, typisch blond und blauäugig, schmaler gebaut.
Und nicht ganz so schön wie Kaya. Aber genauso selbstbewusst. Selbstverliebt wie es manche auch ausdrückten.
Aber das war jetzt auch egal. Mein Selbstbewusstsein ist verschwunden, vor einem halben Jahr.
Genau wie so viel anderes auch.
Mein zweites Ich. Die Schwester die ich nie gehabt habe. Weinend stieg ich aus der Dusche und trocknete mich ab.
Ich drehte mich vom Spiegel weg, weil ich wusste was ich da sehen würde. Ein viel zu dünnes Mädchen,
dessen Glanz aus den Haaren und das Strahlen aus den Augen verschwunden waren. Und das war wirklich war.
Die blonde Lockenpracht, die ich früher gehabt hatte, war verschwunden,
und stattdessen hingen meine Haare schlaff und kraftlos runter.
Meine strahlend blauen Augen, um die mich früher alle immer beneidet hatten, waren verblasst.
Jetzt schauten stattdessen zwei eher graue, dumpfe, oft vom Weinen gerötete Augen traurig in die Welt.
Ich zog mich schnell an und mich ekelte es gradezu, wie sehr meine Jeans und mein T-Shirt um meinen Körper schlabberten.
Sie waren beide noch von früher. Als es Kaya noch gab. Immer noch weinend stieg ich auf mein Fahrrad und fuhr los.
Ich musste mich beeilen, ich war spät dran. Wie immer. Aber das war egal. Alles war egal.Als ich dann endlich (zu spät, wie immer) bei der Schule ankam, hatte ich mich endlich beruhigt.
Ich wischte mir die letzten Tränenspuren aus dem Gesicht. Aber ich sah verheult aus. Ganz bestimmt.
Aber das war egal. Meine Klassenkameraden waren das schon gewohnt von mir.
Ich brach schließlich auch manchmal im Unterricht ganz plötzlich in Tränen aus.
Aber sie verstanden das und ließen mich in Ruhe. Ich atmete noch ein letztes Mal tief ein und betrat mein Klassenzimmer.
Wie immer murmelte ich leise ein Entschuldigung. Wie immer sagte der Lehrer nur ist schon okay.
Wie immer vermieden mein Mitschüler, mich anzuschauen. Aber etwas war nicht wie immer.An meinem Tisch in der letzten Reihe, an dem ich früher mit Kaya gesessen hatte und an dem ich jetzt ganz alleine saß,
saß ein Neuer. Ein unverschämt gut aussehender Junge. Als ich bemerkte, dass ich ihn anstarrte,
wendete ich mein Blick schnell ab und errötete. Der Junge musterte mich aufmerksam und fragte schließlich:
'Willst du dich nicht vorstellen? Ich bin Alex. Und du?' Verwundert schaute ich ihn an.Schon lange hatte kein Mensch mehr so mit mir geredet. So... ganz normal. Ohne jegliches Mitleid in der Stimme.
Einfach nur nett und normal. 'Hey, was ist? Wieso schaust du mich so an? Hab ich was im Gesicht oder was?'
Ich wurde schon wieder rot und schaute auf meine Hände. 'Nein.. nein.' murmelte ich. 'Ich bin Lily.'
'Hallo Lily. Schöner Namen.' 'Da..Danke', sagte ich noch leiser und lächelte ihn zaghaft an.'Lily und Alex! Ich kann ja verstehen das ihr euch jetzt viel zu erzählen habt,
aber könnt ihr damit bitte noch bis nach der Stunde warten?' unterbrach und unser Lehrer, aber ich sah im an,
wie froh er war, dass ich endlich wieder mit jemandem redete. Und sogar lächelte!
Die Schule ging schnell vorüber. Ich redete viel mit Alex, oder besser gesagt, er erzählte mir viel und ich hörte zu.
Ich erfuhr, das er zwei ältere Brüder hatte, und eine kleine Schwester, die grad erst fünf war und auf die er oft aufpassen musste.
Auch wenn es 'uncool' war. Das er früher in Hamburg gelebt hat,
aber dass er mit seiner Mutter und seinen Geschwistern hier her gezogen war, weil sich seine Eltern getrennt hatten.
Das er 16 war. Das er Hamburg und seine Freunde sehr vermisste. Und noch viel mehr.Und, was das wichtigste war: Er brachte mich zum lachen. Ich wusste, wenn meine beste Freundin mich jetzt sehen könnte,
wäre sie glücklich. Darüber das ich zum ersten Mal seit sie nicht mehr da war lachte. Darüber, das ich ich auch glücklich war.
Einige Augenblicke lang. Bis mir der Tod von Kaya wieder schmerzlich bewusst wurde.Mein unsichtbarer ständiger Begleiter, den ich nie loswerden konnte. Aber ich erzählte ihm nichts von ihr.
Er würde es schon noch früh genug erfahren. Entweder von mir, oder von einem Lehrer oder einem anderen Schüler von der Schule.
Als wir dann endlich Schluss hatten, fuhren Alex und ich zusammen nach hause,
wir hatten erfreut festgestellt das er praktisch mein neuer Nachbar war (nagut, er wohnte eine Straße weiter, aber trotzdem).
Zum Abschied umarmte er mich, aber ich erwiderte die Umarmung nicht.
Ich fand es zwar wirklich sehr schön, endlich mal wieder von jemandem umarmt zu werden,aber ich konnte ihn einfach nicht zurück umarmen. Den letzten Menschen, den ich umarmt hatte,
war Kaya gewesen. Kurz bevor... naja. Seit dem habe ich auf jeden Fall niemanden mehr umarmt.
Keine Freunde, die mich trösten wollten, keine Verwandten, nicht einmal meine Eltern oder meinen Bruder!
Und zum ersten Mal seit langer, langer Zeit lächelte ich, als ich nach hause kam und meine Mutter begrüßte.

Fortsetzung folgt, wenn ihr wollt... ( ich bin noch nicht so gut, das ist meine erste Geschichte...)







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