Wish you were here!

Autor: Aurora
veröffentlicht am: 28.01.2007




[…] Und wenn dich der Tod nicht als Sieger antrifft,
soll er dich als Kämpfer finden.
(Aurelius Augustinus)

Alles verschwamm.
Alessa fand sich in einem großen Zimmer wieder. Alles war weiß, der Boden, die Wände und in der Mitte stand ein riesengroßes weißes Himmelbett. Der Boden war mit roten Rosenblättern übersät und der Raum wurde einzig und allein von ein paar Kerzen beleuchtet.Plötzlich stand Cian hinter ihr. Sie merkte, wie er immer näher kam und sie dann von hinten umarmte. Wie schön sich das anfühlte. So vertraut. Diese Wärme, Cian, dass war das was sie wollte. Er nahm ihre Hände und verharkte sie mit seinen, dabei spielte er an ihrem Ehering.'Cian! Endlich…, ' flüstere Alessa und drehte sich nervös und voller Vorfreude um.^Wie er wohl aussieht?^
Diese dunklen kurzen Haare und seine dunklen Augen, in die sie sich verliebt hatte, alles war genau so, wie vorher. Er hatte auch noch genau wie gestern seinen blauen Pullover und seine blaue Jeans an. Nur zu gut erinnerte sich Alessa, wie sie die Sachen gekauft hatten.
Er grinste sie an. 'Na du!'
Mit trauriger Stimme begann sie: 'Cian, ich…, es tut…'
'Psst', unterbrach er sie und legte einen Finger auf ihre Lippen.
Alessa merkte, wie sich alle Härchen an ihrem Körper aufstellten. Sie fühlte sich wieder so glücklich, so dass ihr eine Träne die Wange hinunter kullerte, die Cian ganz liebevoll wegküsste.
Minutenlang standen sie dann wieder nur da und schauten sich in die Augen.
Er sah sie so lieb an, wie sie ihn kannte und war kein bisschen sauer auf sie. Ein Stein fiel ihr vom Herzen.
'Cian, bitte nimm mich in die Arme', bat sie.
Er folgte ihren Worten.
Ihr Herz pochte und ihr Magen tat vor Glück richtig weh.
Sie versuchte jede Sekunde zu genießen. Nahm alles in sich auf. Seine Wärme, sein Geruch, wie er sich anfühlte, wie er sie anfasste, bis er sie dann hoch hub und zu dem großen Bett trug.
Vorsichtig setzte er sie darauf ab. Alessa wurde ganz rot im Gesicht, als er ihr langsam einen Träger ihres weißen, kurzen Nachthemdes hinunterzog und sie dort an jeder Stelle ganz sanft küsste.
Dann strich er leicht mit zwei Fingern von ihren Schultern abwärts ihren Körper entlang. Ihr Körper bebte.
Alessa und Cian schauten sich in die Augen, bis sie ihn an eine Kette mit einem Kreuz zu sich hinunterzog und küsste.

Als sie beide später glücklich Gesicht an Gesicht nebeneinander lagen fühlte Alessa sich wieder so glücklich. Vergessen war der Schmerz in ihrem Herzen.
Das war doch alles, was sie wollte.
Vor Glück liefen ihr wieder Tränen über die Wange.

24 Stunden zuvor

Wütend riss Alessa die Wohnungstür auf. 'Cian!', schrie sie. 'Wo bist du?'
'Hier Schatz, was ist denn los?'
'Was los ist, fragst du mich? Kannst du mir noch einmal sagen, wo genau du gestern Abend warst?'
'Auf der Arbeit. Hab ich dir doch gesagt, dass noch eine Menge Arbeit zu erledigen war, hast du das vergessen. Was ist denn los mit dir? Warum bist du so sauer?'
'Cian betrügst du mich?'
'Nein! Wie kommst du darauf?'
Vor Wut schmiss Alessa eine Vase auf dem Boden, die sofort in tausend Stücke zersprang. 'Lüg mich nicht an!', schrie sie.
'Ich lüge dich nicht an. Jetzt erklär mir doch…'
'Ja, dass mach ich Cian. Meine Arbeitskollegin Sandra hat dich gestern Abend in einem Pub gesehen,…mit einer anderen Frau. Sandra meinte, ihr hattet jede Menge Spaß zusammen! Und war sie wenigstens gut?'
'Alessa, dass ist doch nicht so…'
'Ja genau, es ist wahrscheinlich nicht so wie ich denke. Seit wann gehört das zu dem Job eines Bankkaufmanns? Weißt du was, ich will nichts mehr hören, kein Wort. Und ich blöde Kuh habe dir immer vertraut. Was bist du nur für ein Mistkerl?!
…Cian, … ich hasse dich!' Sie fasste sich an ihre Hand, löste den Ehering und warf ihn Cian vor die Füße.

Mit aufgerissenen Augen schaute Cian Alessa einfach nur an. Wie sie da stand, so sauer hatte er sie noch nie gesehen. Sie wollte ihn gar nicht anhören.
Wie konnte sie nur so etwas von ihm denken? Sie hasst ihn, hatte sie gesagt, das schmerzte.Dann hielt er es nicht mehr aus, schnappte sich seine Jacke und rannte aus der Wohnung.Die Tür knallte.
'Ja genau, hau ab, dass ist das Beste, ' schrie sie ihn hinterher.
Währenddessen sah Alessa einen Brief auf dem Tisch, an dem Cian gerade gesessen hatte.Misstrauisch schaute sie sich ihn an.

´Sehr geehrter Herr Cian S,
hiermit bestätigen wir Ihre gestrige Anfrage, zur Mietung unserer Räumlichkeiten zum15. Februar 2008.
…Mit freundlichen Grüßen
Silke F.´

Steif lies sie den Brief aus ihrer Hand fallen. 'Mein Geburtstag', flüsterte sie.

Dann ging alles ganz schnell. Alessa hörte noch die Haustür knallen, als sie plötzlich draußen nur noch ein lautes Scheppern und quietschende Reifen hörte.
Sofort rannte Alessa die Treppen runter. Obwohl sie so schnell lief wie sie konnte, schienen die Stufen kein Ende zu nehmen. Mit vollem ängstlichem und erschrockenem
Gesichtsausdruck machte sie die Tür auf.

'Neeeeeeeeeeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnnnnnnnnnn!Cian!!!'

Es regnete heftig. Der Autofahrer rief gerade einen Krankenwagen an.
Alessa rannte über die Straße zu Cian, der völlig regungslos am Boden lag.
Sie setzte sich neben ihn. Ihr Haar war schon komplett durchnässt und an ihrem Gesicht lief ein Mix aus Regen und Tränen ihre Wangen hinunter.

Doch sie fühlte nichts. Keine Kälte, kein Regen, sie hörte keine Stimmen und Geräusche um sich, nur einen heftigen Schmerz in ihrem Herzen.
'Bitte!.. Bitte, bitte Cian komm zu dir, ' sie schüttelte ihn so heftig, wie sie konnte, doch im inneren wusste sie, dass es zu spät war.
'Es tut mir alles so leid! Ich hasse dich doch nicht, Cian bitteeeeeee!

'Miss, ich konnte nicht mehr bremsen, er lief einfach über die Straße', bemerkte der Autofahrer und schien unter schock zu stehen.
Alessa hörte ihn nicht.

'Cian, es ist alles meine Schuld.'

Dann kam auch schon der Krankenwagen und zwei Männer kamen direkt mit der Trage zu ihnen gerannt.
'Miss, gehen sie bitte weg.'
'Es ist alles meine Schuld', sagte sie nur unter Tränen, vergrub sich in Cians blauen Pulli und weinte.
Dann kam ein dritter Mann aus dem Krankenwagen gelaufen und versuchte Alessa von Cian wegzubewegen.
Alessa sah nur verschwommen, wie sie Cians Gesicht unter einen Reißverschluss verdeckten und ein Rettungsassistent sie mitfühlend anschaute und mit dem Kopf schüttelte.

Die Augen weit aufgerissen schaute sie den Mann neben ihr nur an. Sie hörte kaum etwas, von dem, was er sie fragte. Alles schien so verschwommen, unreal, wie ein Alptraum. Alessa blieb einfach regungslos auf der Straße sitzen.

Das Nächste woran sie sich erinnern kann, dass sie in ihrer Wohnung war. Ihre Mutter und ihre beste Freundin Isa waren da. Sie hatten ihr eine Decke umgelegt und redeten auf sie ein.'Alessa, du weißt, dass das nicht deine Schuld ist oder?', fragte ihre Mutter.
Wie eine Furie sprang sie auf, die Decke fiel von ihren Schultern auf den Boden.
Mit wütendem Blick schaute sie die Beiden an, die Hände zu Fäusten geballt.
'Was redest du denn da?', schrie sie ihre Mutter an. 'Erzähl mir nichts, ihr habt doch keine Ahnung. Haut ab! Ich will euch nicht mehr sehen! Verschwindet!'
Geschockt schauten die Beiden sich an, wie Alessa die Wohnungstür aufhielt, sie meinte es ernst.
'Alessa, bitte. Wir sind doch für dich da!', sagte ihre Freundin.
'Das will ich nicht und jetzt haut ab!', sagte sie kalt und schaute sie dabei mit ernsten Blick an.
Isa und ihre Mutter gaben ihren Wunsch nach und verließen die Wohnung.
Alessa knallte die Tür hinter ihnen zu. Dann ging sie zum Küchenschrank, holte alle Teller hinaus und warf jeden einzeln mit voller Wucht auf dem Boden. Danach lies sie auch alle Gläser zerscheppern. Eine Scherbe flog gegen ihre Hand und Blut floss daran hinunter, doch Alessa fühlte keinen Schmerz.
Sie zertrümmerte alles, was sie fand. Dann ließ sie sich erschöpft die Wand hinunter gleiten.Beide lagen noch immer im Bett und schauten sich zufrieden an. Immer wieder lächelte Cian sie an und strich ihr Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie hatte noch immer Gänsehaut überall. Sie war nun bereit.
Plötzlich spürte sie einen kalten Windzug auf ihrer Haut.
Ohne ein Wort zu sagen, gab sie Cian einen leidenschaftlichen Kuss, stand auf und zog sich wieder ihr Hemdchen an. Dann stellte sie sich vor das Bett und lächelte Cian an.
Er richtete sich auf und schaute sie fragend an.
'Was ist los?', fragte er und die Situation kam ihn unheimlich vor.

Aus dem Nichts erschien eine schwarze Gestalt und stellte sich neben ihr.
Erschrocken sprang Cian aus dem Bett.
'Alessa? Was hast du gemacht?'
Doch sie sagte nichts, sondern schaute ihn nur mit dem gleichen glücklichen Gesichtsausdruck an, wie gerade. Nur diese schwarze Gestalt hob eine Hand und darunter konnte Cian eine Art Hologramm erkennen. Er sah als Erstes, wie Alessa weinend auf dem Boden saß.

Immer wieder haute sie mit ihren Händen auf den Boden, doch sie empfand kein Schmerz dabei. Den einzigen Schmerz empfand sie in ihrem Herzen.
'Warum nur? Warum nur? Ciannnnnnnnnnnnnnn!', schrie sie.
'Bitteeee, bitte, ich will ihn wieder sehen, nur noch ein einziges Mal.'
Sie vergrub ihre wunden Hände vor dem Gesicht.
Das Blut tropfte immer noch daran hinunter.
'Gott, nur ein einziges Mal. Bitte, es tut mir doch alles so leid. Warum hast du das gemacht, warum hast du nicht mich mitgenommen? Soll das meine Strafe sein?
Bitte….'

'…Ich würde alles dafür geben, wenn ich nur noch ein paar Stunden mit Cian verbringen könnte!''Wirklich alles?', hörte sie eine raue Stimme fragen.
Als sie die Hände von den Augen nahm, sah sie eine schwarze Gestalt vor sich. Das Gesicht konnte man nicht erkennen. Alessa stand auf. Sie hatte keine Angst mehr, da das schlimmste schon eingetroffen war.
'Ja alles', antwortete sie.
'Du weißt, was das für dich bedeutet? Du wirst mich begleiten und das…'
'Ja, ich weiß', unterbrach sie und nickte nur.

Dann sank die Gestalt wieder seinen Arm.
'Alessa, du hast ihn doch nicht zum Ausgleich deine Seele verkauft?', fragte Cian voller Angst. 'Wir hätten uns doch irgendwann wieder gesehen, wenn deine Zeit gekommen ist. Doch jetzt, wirst du immer ihm dienen müssen und kommst nie wieder zu mir.'
'Ja ich weiß, doch das war es mir Wert, ' antwortete Alessa und verschwand mit der Gestalt in einem hellen Licht.

ENDE

Ein gewisses Maß an Schmerz kann jede Seele ertragen,
alles was darüber hinausgeht, lässt sie kalt und stumpf werden...
(Phillipp Schmid)









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