Darf ich um diesen Tanz bitten?

Autor: Aurora
veröffentlicht am: 18.01.2007




'Mama ich hab den Job als Polizistin bekommen, ist das nicht toll? Ja ich weiß,aber versuch ja nicht es mir auszureden. Du weißt, dass ich das schon immer werden wollte, seitdem…' Fiona atmete schwer.
'Nächste Woche kann ich anfangen und morgen muss ich zum Arzt. Der muss überprüfen, ob ich Gesund bin, ist wohl so ein neues Gesetz oder so, keine Ahnung. Musste Dad die auch machen?
Grüßt du Dad von mir bitte?
Ich hab dich lieb.'
Fiona seufzte und rückte ein paar Blumen zurecht. Dann stand sie auf. Bevor sie sich umdrehte und zurück nach Hause ging, warf sie noch einen letzten Blick auf das Grab ihrer Mutter.

Fiona hatte für ihre zweiundzwanzig Jahre schon eine Menge mitmachen müssen.Mit sechs Jahren starb ihr Vater. Er war Polizist und wurde erschossen, als er und sein Kollege zwei junge Männer beim dealen erwischt hatten.
Nur zu gut erinnert Fiona sich, als der Anruf von der Wache kam. Sein Chef und zugleich sein bester Freund rief an, als Fiona an das Telefon ging. Er ist Fionas Patenonkel und hatte immer einen Scherz für sie parat, doch an diesen Tag meinte er nur kühl, sie solle sofort ihre Mutter an das Telefon holen. Ein merkwürdiges Gefühl kam in Fiona hoch.
Als ihre Mutter dann plötzlich Kreidebleich im Gesicht wurde und den Hörer fallen lies, änderte sich ihr ganzes Leben.
Wochenlang hatten Beide nur geweint. Die Schule ließ Fiona aus. Immer wieder ging ihnen die Frage durch den Kopf, warum gerade ihren Vater das passieren musste? Sein Kollege hatte Glück gehabt und wurde nur mit einer Schusswunde im Arm in das Krankenhaus geliefert. Regelmäßig besuchte er das Grab und machte sich große Vorwürfe, dass er es nicht verhindert hatte. Fiona und ihrer Mutter ging er immer aus dem Weg. Nur einmal traf er die Frau seines Kollegen an dem Grab. Erschrocken schaute er sie an und wollte gerade gehen, als sie nur ihre Hand auf seine Schultern legte und sagte: 'Du weißt, dass dich keine Schuld trifft.' Dann lächelte sie ihn leicht an. Es war als fiele ein Stein von seinen Herzen.Irgendwann trat dann wieder der Alltag ein, doch nicht für ihre Mutter.
Eines Abends lag Fiona schon in ihrem Bett, als sie die Stimme ihrer Mutter hörte. Neugierig mit wem sie redete schaute sie die Treppe runter ins Wohnzimmer. Doch da war niemand, außer ihrer Mutter. Fiona machte sich ernsthaft Sorgen um sie. Als sie sie am nächsten Morgen fragte, mit wem sie in der Nacht geredet hatte, schaute ihre Mutter sie nur erschrocken an und sagte patzig, sie habe mit niemanden geredet. Dabei beließ Fiona es dann auch.
Ihre Mutter mimte vor Fiona immer die Starke und lies sich nichts anmerken, doch sie hörte jeden Abend, wenn sie im Bett war, dass ihre Mum weinte. Sie wurde immer blasser im Gesicht, bekam dunkle Augenringe. Sie mied es nach draußen zu gehen, außer zur Arbeit und zum einkaufen.
Hin und wieder bemerkte Fiona, dass sie viele Tabletten nahm, wofür sie waren hat sie sich nie getraut zu fragen. Mit siebzehn stand Fiona dann zum ersten Mal am Grabe ihrer Mutter. Todesursache: Krebs.
Sie hatte gemerkt, dass es ihre Mutter immer schlechter ging. Fiona riet ihr doch mal zum Arzt zu gehen, doch sie wollte nicht. Sie hatte einfach keinen Lebensmut mehr. Sie lebte nur noch für ihre Tochter. Ihr Patenonkel Paul gab ihr einen Brief von ihrer Mutter:

Liebe Fiona,
seitdem dein Vater gestorben ist, hat sich mein Leben geändert. Ich wollte es nicht mehr. Ich habe nur deinetwillen nicht direkt aufgegeben. Es tut mir leid, dass ich dir soviel Kummer bereitet habe, aber ich habe mein Bestes gegeben. Das Einzige, was mir noch Freude bereitet hat, warst du. Dein Lachen, deine Tollpatschige Art. Jeden Abend, wenn du schlafen warst, hab ich noch einmal in dein Zimmer geschaut. Du ahnst gar nicht, wie sehr du mich an deinen Vater erinnert hast.
Ich wusste, dass ich schwer krank bin und es war mir recht so. Ich weiß, dass du alles, was du erreichen willst auch schaffst, schließlich bist du unser kleiner Engel. Hab keine Sorge um uns, und sei nicht traurig, schließlich sind Papa und ich wieder zusammen und wir schauen jeden Tag auf dich herab und haben ein Auge auf dich.
Fiona ich hab dich lieb!
Mum

Paul hat sich dann um Fiona gekümmert, bis sie achtzehn geworden ist, dann wollte sie ausziehen. Ihre Eltern hatten ihr eine Menge Geld hinterlassen, so dass sie in Ruhe ihre Schule zu Ende machen konnte. Das Fiona Polizistin werden würde, stand am Todestag ihres Vaters fest, dass hat sie ihn und sich selbst am Grabe geschworen, sie würde dafür sorgen, dass es weniger Unrecht auf dieser Welt gebe. Ihre Mutter hatte immer versucht ihr das auszureden, doch irgendwann gab sie es auf. Fiona hat nun mal ihren eigenen Kopf.

Fiona schließt mit ihrem Schlüssel die Wohnung auf. Sie wohnt nur wenige Kilometer von Paul entfernt, der sie regelmäßig besuchen kommt. Die Wohnung ist recht groß, für eine Person und sehr liebevoll und hell von ihr eingerichtet.
Im Wohnzimmer hat sie ein großes Bild von ihren Eltern und sich.
Es war in einem Sommer. Fiona muss da gerade so vier Jahre gewesen sein. Sie sitzt fröhlich lachend auf der Schaukel und wird von ihren Vater angestupst. Ihre Mutter läuft gerade in das Bild rein und lacht zugleich fröhlich und erschrocken in die Kamera, da sie Sekunden davor ihren Mann angemeckert hat, er solle Fiona nicht so heftig anschaukeln, sie würde noch hinunterfallen. Paul hatte das Bild geschossen. Fiona erinnert sich nur zu gut an den Tag. Kurz nachdem Paul das Foto gemacht hatte, stupste ihr Dad sie noch einmal an und sie flog tatsächlich von der Schaukel und landete auf ihren Po. Sie hatte nicht geweint, sondern schaute ihren Dad nur mit böser Miene und vor der Brust verschränkten Armen an. 'Siehst du! Mum hat es doch gesagt.' Ihre Mutter nickte ihr nur zu. Ihr Vater lief rot an und hatte so ein schlechtes Gewissen, dass er ihr den größtem Schokoladen Kuchen der Stadt kaufte.Fiona legte alle Sachen über einen Stuhl, setzte sich auf die Couch und schaute fern. Wie immer um diese Zeit schaute sie sich ihre Lieblingsserie an.

Der Wecker klingelte.
Fiona öffnete leicht ihre Augen. ^Ich muss wohl eingeschlafen sein.^ Noch immer lag sie auf der Couch. ^Ahhh, schon zwanzig vor acht. So ein Mist, der Wecker muss ja schon seit einer Dreiviertelstunde klingeln.^ Fiona sprang unter die Duschen. Danach schnappte sie sich ihre Jacke und steckte sich noch schnell ein Croissant in den Mund, dann rannte sie hinaus.

'Miss Miller, sie sind die Nächste', hörte sie die Sprechstundenhilfe sagen. Sie führte sie zum Praxiszimmer 2.
Ein Mann hinter einem Schreibtisch stand auf, zeigte auf dem Stuhl vor dem Tisch und sagte: 'Hallo Miss Miller, ich bin Dr. Smith, setzen sie sich, dann geht es sofort los.
So, wie ich hörte fangen die nächste Woche als Polizistin an?!'
'Ja genau.'
'Ok, dann müssen wir jetzt ein paar untersuchen machen.'
'Ich hoffe sie sind heute Morgen noch nüchtern?'
^Ups,…mist Fiona du Vielfraß.^
'Ja, log sie.'
Noch einer Stunde kam Fiona endlich aus der Praxis. Sie hatten ihr Blut abgenommen, Blutdruck gemessen, am EKG angeschlossen, Lungen und Augentest gemacht. Für Fiona die reinste Tortur und das um diese Zeit.
'Wir rufen Sie dann an, wenn die Ergebnisse da sind Miss Miller.'

Die restlichen freien Tage, die sie hatte, verbrachte sie mit Freunden. Ging mit ihnen shoppen, ins Kino und zum besten Italiener der Stadt.
Freitagmorgen klingelte dann endlich das Telefon. Fiona wollte gerade Paul einen Besuch abstatten.
'Miller!'
'Guten Tag, Ms. Miller, Dr. Smith hier. Ich bitte Sie heute gegen 11Uhr in meine Praxis zu kommen.'
'Ok, Dr. Smith.'

Nachdem Fiona Paul dann doch noch besuchen konnte, lief sie Richtung Praxis.
Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf.
^Ach Fiona, jetzt beruhig dich doch mal. Natürlich bist du gesund. Du hast dich doch nie fiter wie jetzt gefühlt.^

Wieder im Praxiszimmer angekommen, schaut sie den Doktor an. Er wirkt heute ruhiger und mehr in sich gekehrt, als bei der Untersuchung.
Die Unruhe stieg wieder in ihr auf.
'Ihre Ergebnisse sind da.'
'Gut, ich hatte schon befürchtet, dass sie vor Montag nicht mehr ankommen.'
Der Arzt jedoch sagte nichts, sondern blätterte ihre ganze Akte durch.
'Was ist nun? Ich bin doch gesund oder?'
Mr. Smith schaute von den Akten hoch. In seinem Gesichtsausdruck konnte sie es schon lesen, irgendwas stimmt nicht.
'Miss Miller, ich hab leider nicht so erfreuliche Nachrichten für sie', begann der Arzt langsam und ruhig zu sagen.
'Na los, sagen sie schon, was ist mit mir?', sagte sie wütend und sie merkte, wie sie angst bekam. Fiona zitterte am ganzen Körper und tränen stiegen ihr in die Augen.
'Miss Miller, sie haben Krebs.'

Die Zeit, nein die ganze Welt scheinte still zu stehen. Immer wieder gingen die Worte des Arztes durch ihren Kopf. ^Ich muss sterben. Alles wiederholt sich. Warum immer ich? Reicht es nicht, dass meine Eltern gestorben sind? Gott,…^
Kreidebleich stand Fiona auf und merkte wie ihr schwindelig wurde, trotzdem schnappte sie sich ihre Jacke und rannte so schnell sie konnte aus der Praxis.
'Die Medizin ist weit Miss Miller, wir können was dagegen versuchen', hörte sie ihn noch nachrufen, doch das interessierte sie nicht mehr.
Sie riss die Praxistür auf und merkte plötzlich nur einen heftigen Knall. Sie und noch jemand anderes plumpsten hart auf den Boden.
Ein junger Mann in ihrem Alter schaute sie an. Sein Gesichtsausdruck änderte sich schlagartig als er sie und ihr Tränenbeschmiertes Gesicht sah.
'Hast du dir wehgetan? Warte ich helfe dir.' Er sprang auf und wollte ihr auf die Beine helfen, als sie ihn unsanft zur Seite schob und selbst aufstand.
'Tut mir leid', murmelte sie und rannte weg.
Der Junge starrte ihr nach.
Die nächsten Wochen waren schrecklich. Sie meldete sich erstmal bei der Polizei ab, sie hätte ein schweres Familiäres Problem zu lösen hatte sie gesagt. Die Tage verbrachte sie in ihrer Wohnung. Nur zum einkaufen ging sie raus und maulte jeden an, der sie nur anguckte. Als ihre Freunde und Paul erfuhren, dass Fiona Krebs hat, wollten sie ihr alle beistehen und konnten nicht verstehen, dass sie nicht gegen den Krebs kämpfen wollte.
Immer wieder sprachen sie ihr Mut zu und wollten ihr beistehen, doch Fiona knallte ihnen jedes Mal die Tür vor der Nase zu. Sie wollte kein Mitleid, sie wollte einfach nur ihre Ruhe.

Auch heute ist wieder so ein Tag, an dem Fionas Laune besonders schlecht ist, denn als sie sich ein Sandwich machen wollte, stellte sie entsetzt fest, dass der Kühlschrank so gut wie leer war. Das hieß für sie, raus, raus aus der Wohnung.
Sie schnappte sich ihre Jacke und knallte die Tür hinter sich zu. Dann ging sie in den kleinen Supermarkt um die Ecke, dort waren die Lebensmittel total überteuert, aber das war ihr egal, es war nah, und so war sie wieder schneller zu Hause. Als sie den Laden betrat, schauten die Kassiererinnen sie an und rollten mit den Augen. Das letzte Mal, als Fiona hier einkaufen war, hatte sie einen riesen Aufstand an der Kasse gemacht, weil die Kassiererin Kleingeld holen musste und das ging ihr nicht schnell genug.

Auch heute lief Fiona mit einen Mordstempo durch die Regale und schnappte sich alles was nach Fertiggerichten aussah. Dann ging sie Richtung Kasse und sah eine Schlange.
^Das kann doch nicht wahr sein.^
'Heyyy, können sie nicht mal eine neue Kasse aufmachen. Denken sie, wir haben alle soviel Zeit, ' schnauzte sie.

Wütend packte sie selbst ihre Lebensmittel in die Papiertüten. Dem Jungen, der das sonst immer macht, hatte sie einen Geldschein in die Hand gedrückt und gesagt, er solle sich verdrücken und Sachen machen, die er auch kann.

Mit Tüten bepackt und noch schlechter gelaunt, lief Fiona ihr Treppenhaus hoch, als es plötzlich einen Knall gab und sie samt Lebensmittel auf den Boden fiel. Dann gab es einen weiteren Knall und im ganzen Flur flogen Chips durch die Gegend, da sie genau mit ihren Hintern auf die Tüte landete.
Ein junger Mann, schaute vorsichtig um die Tür und sah, was er angestellt hatte.
'Sie Idiot, ' schnauzte sie ihn sofort entgegen.
Nun zeigte er sich. 'Jetzt schrei hier mal nicht so rum, dass war doch nur ein Versehen. Woher soll ich denn wissen, dass du gerade an meiner Tür vorbeiläufst?'
Dann wurde sie still. Irgendwo hatte sie ihn schon mal gesehen. Diese blauen Augen und die dunklen Haare kamen ihr so bekannt vor.
'Du! Du bist doch das Mädchen, das MICH das letzte Mal umgerannt hat. Na klar, du bist es. Ha! Dann ist das ja jetzt echt unverschämt, dass du so ein Aufstand machst. Ich würde sagen, wir sind quitt. '
^Ach daher kenn ich ihn. Er ist der Junge, den ich umgerannt habe, als ich erfahren habe, dass ich…^
'Quitt? Wissen sie was? Sie können mich mal! Statt da rum zustehen und über mich zu lachen, könnten Sie mir ja mal hoch helfen.'
'Das letzte Mal hast du das auch alleine geschafft, also…,' sagte er lachend und ging zurück in seine Wohnung. 'Sie Arsch.!', wütend warf Fiona ihm eine Tiefkühlpizza gegen die Tür.^Seit wann wohnt der Idiot überhaupt hier? Ich hab ihn noch nie gesehen.^
Was natürlich nichts außergewöhnliches ist, wenn man bedenkt, dass Fiona höchstens ein, zweimal in der Woche die Wohnung verlässt. Wütend und vor sich hin fluchend, sammelte sie die Lebensmittel auf und ging eine Etage höher zu ihrer Wohnung.
Zum Glück hatte sie mehr als eine Tüte Chips gekauft. Die alten und leeren Tüten warf sie vom Couchtisch runter und legte die neuen hin, als es klopfte. ^Warrummmm, können mich nicht alle in Ruhe lassen? Ich hab ihnen schon tausend Mal gesagt, dass ich keinen Besuch haben will.^
Als sie die Tür öffnete, steht keiner davor, nur ein Zettel liegt auf dem Boden.

Hallo Meckerkopf,
ich wollte mich für unser Zusammentreffen entschuldigen und habe für uns Beide was gekocht, als Wiedergutmachung. Ich würde mich sehr freuen, wenn du in einer halben Stunde runter kommen könntest..
Sam

^Hat der sie noch alle? Ich werd sicherlich nicht hinuntergehen. Was denkt der sich? Was ein arroganter Affe.^
Sie zerriss den Zettel in hundert Stücken und widmete sich wieder ihren Fernseher und ihren Chips.

Wenig später klopfte es wieder. Wütend warf Fiona die Fernbedienung gegen die Wand.'Waaasss wollen Sie?', schrie sie ihn entgegen, als sie die Tür öffnete. Sie erschrak. Ihr Nachbar, stand im schwarzen Anzug und einen Riesen Blumenstrauß mit Sonnenblumen vor ihr. Er sah so verdammt gut aus. Dieser dunkle Anzug und die dunklen Haare ließen seine wunderschönen blauen Augen noch mehr zur Geltung kommen. Plötzlich tat es ihr leid, dass sie ihn so angeschrieen hatte, es schien, als würde er sich wirklich entschuldigen wollen.'Erstes heiße ich Sam und du brauchst mich auch nicht siezen. So, wie es mir scheint, sind wir im selben Alter, ' sagte er grinsend. 'Und zweitens wird das Essen kalt und da dachte ich, wenn du nicht selbst runter kommst, dann hole ich dich eben. Weißt du, dass ist nämlich unhöflich einen zu versetzen.'
Normalerweise würde sie jetzt ausrasten und ihn anschreien, aber irgendwas in ihr wollte das nicht.
'Ich kann aber nicht', sagte sie und schaute verlegen auf den Boden.
Fragend schaute er sie an.
'Du hast dich so schick gemacht und ich habe einen Jogginganzug an und meine Haare sind zerzaust.'
Das hatte er gar nicht bemerkt. Amüsiert musterte er sie und musste feststellen, dass sie recht hatte. Wie süß sie doch aussah.
'Nagut', antwortete Sam. 'Zehn Minuten kann ich das Essen noch warm halten, dann bist du unten Ok?'
Bittend schaute Sam Fiona an, da konnte sie nicht anders, als einfach ja zu sagen.
^Diese Augen.^
Sie zog sich ein schwarzes kurzes Abendkleid an, dass sie weit aus ihrem Schrank kramen musste und schwarze Schuhe. Ihre hellbraunen Haare ließ sie offen, ihre Locken fielen ihr leicht auf die Schultern.
Als sie vor seiner Tür stand verließ sie plötzlich der Mut, doch als hätte Sam es geahnt, dass Fiona vor der Tür stand, öffnete er sie. Fionas Aussehen stoppte ihn den Atem.
'Wie ein Engel', murmelte er.
'Bitte?'
'Ach nichts. Komm rein, du siehst echt gut aus.'
'Danke', erwiderte Fiona und lief Rot an.
Seine Wohnung war sehr schlicht eingerichtet, so war der gedeckte Tisch mit leuchtenden Kerzen ein echter Blickfang in diesen Raum.
'Ich verschwinde mal kurz in die Küche und hol das Essen. Setz dich schon mal Fiona.'^Fiona? Woher kennt er meinen Namen?^
Es gab Spaghettis.
'Das ist leider das Einzige, was ich kochen kann', sagte er lachend.

Es war der schönste Abend, den Fiona seit Monaten gehabt hatte. Sam hatte ihr alles Mögliche aus der Welt erzählt, was er alles schon erlebt hatte. Und es schien, als würden sie sich schon ewig kennen, als ob er sie genau kennen würde. Fiona fühlte sich so geborgen bei ihm. Sie wusste nicht, was es ist, aber irgendwas strahlt er aus, eine Art Wärme, die Fiona heimisch fühlen ließ.
Nachdem sie gegessen hatten, setzten sich sie noch auf die Couch und tranken ein Glas Wein.'Geht es dir wieder besser?', fragte Sam sie.
'Was meinst du?', fragte sie erschrocken.
'Naja, das letzte Mal, als du mich umgerannt hast, hast du doch geweint.'
'Ja wieder alles in Ordnung.' Fiona merkte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie wollte aufstehen und weglaufen, als Sam sie am Arm festhielt.
'Was hast du? Hab ich etwas Falsches gesagt?', fragte er besorgt.
'Nein', sagte sie schluchzend. 'Es ist nur, ach egal. Sam sei mir nicht böse, aber ich möchte jetzt lieber hoch.'
Doch Sam ließ sie nicht los. Er zog sie wieder runter zu sich und nahm sie in den Arm.Ein sehr merkwürdiges Gefühl meldete sich bei Fiona. Normalerweise, würde sie jetzt zur Furie werden, doch sie unternahm nichts. Es fühlte sich so gut an. Er fühlte sich so gut an. Er roch so gut, wonach konnte sie nicht beschreiben. Entspannt lehnte sie sich bei Sam an. Gedanken, wie das er ein fremder ist oder das jetzt doch wieder das passiert, was sie seit Monaten versucht zu vermeiden, nämlich Nähe zu jemanden aufzubauen, schien in diesen Momenten nebensächlich zu sein. Sanft streichelte Sam ihr über die Wange. Sie schaut ihm ganz tief in die Augen. Wärme stieg in ihr auf, ihr ganzer Körper fing an zu kribbeln und sie bekam eine Gänsehaut.
'Ist dir kalt?'
'Nein. Überhaupt nicht, ' antwortet sie und schmiegte sich an seinen Körper.
Plötzlich fasste Sam ihr sanft an ihr Kinn und zog sie vorsichtig näher an sich ran. Dabei schaute er ihr tief in die Augen. Fiona wurde rot. Sanft presste er seine Lippen auf ihre. Ein riesen Glückgefühl stieg in ihr auf. Doch dann riss irgendwas sie aus diesen Traum.
Fiona löste sich aus seinen Armen. 'Du darfst dich nicht in mich verlieben Sam. Das geht einfach nicht, ' schrie sie und tränen kullerten ihr das Gesicht hinunter. Sam, der gar nicht wusste, was passiert schaute sie erschrocken an.
'Fiona was ist los?'
'Ich…, wir hätten keine Zukunft. Ich will keinen wehtun. Sam, ich hab Krebs.' Weinend wollte sie weglaufen, doch Sam hielt sie wieder fest. Schon komisch. So ein erstes Date hatten sie noch nie gehabt. Sie hatte sehr viel von sich preisgegeben, was an Sams merkwürdige Art lag. Eigentlich war er sehr aufdringlich, als hätte er solche Situationen noch nie erlebt und wüsste nicht, was sich gehört, aber auf der Anderen Seite machte ihn das Sympathisch.
'Du bleibst jetzt hier und beruhigst dich erstmal. So lasse ich dich nicht alleine hoch.'^Er scheint gar nicht davon betroffen zu sein. Er ist bestimmt nur auf ein Abenteuer hinaus, deswegen kann ihn das auch egal sein.^
'Denk jetzt nicht, dass mir das egal ist, dass du krank bist. So ist es nicht, aber was soll ich machen Fiona, weinen? Dafür bin ich nicht der Typ. Ich mag dich. Ich mag dich sehr und ich will mit dir zusammen sein. Ich hab den Abend so genossen und ich möchte nicht, dass du jetzt schon gehst.'Fiona gab nach und setzte sich wieder auf die Couch.
^Fiona, was machst du nur? Er ist ein fremder und du erzählst ihn alles über dich und küsst ihn.^ Als sie wieder an den Kuss dachte, wurde sie rot im Gesicht. Sie strich mit ihren Fingern über ihre Lippen. ^So einen Kuss habe ich noch nie erlebt. Ich glaube, ich habe mich in ihn verliebt. Aber das darf nicht, das darf einfach nicht sein.^
Irgendwann schlief Fiona dann auf der Couch ein und wurde erst wieder wach, als sie Sams Stimmer hörte. Neugierig stand sie auf und öffnete einen Spalt von der Tür die ins Schlafzimmer führte. Sie sah, wie Sam auf und ab ging.
'Ja ich weiß. Ja aber…. Es ist nun mal passiert, ' hörte sie ihn sagen. ^Mit wem redet er nur?^ Plötzlich hatte Fiona sich zu sehr gegen die Tür gelehnt, so dass sie knackte. Sam sah zu Fiona, er sah erschrocken aus. Wechselte seinen Gesichtsausdruck aber direkt von erschrocken zu fröhlich. 'Na, wieder wach?'
'Ja, mit wem hast du geredet?'
'Mit einem Freund?'
'Freund, wo ist er denn?', fragte sie misstrauisch und sah sich im Raum um.
'Ich hab mit ihm telefoniert! Hier siehst du.', lachend hielt er ihr das Handy vor die Nase.'Über Lautsprecher weißt du.'
'Aha. Du, mir geht's wieder viel besser, ich geh dann mal hoch.'
'Du Fiona?'
Fiona, die schon an der Tür angekommen war, drehte sich noch einmal um, sie hatte gehofft, er würde noch etwas sagen.
'Sehen wir uns wieder? Also ich würde mich sehr freuen. Ähm, wenn du willst, darfst du mich auch wieder umrennen,' sagte er grinsend und zugleich unsicher und ängstlich über Fionas Reaktion.
Doch statt etwas zu sagen, lief Fiona auf ihn zu und gab Sam einen leidenschaftlichen Kuss. Es war, als würden beide auf Wolke 7 schweben.

Als Fiona in ihrer Wohnung ankam, war es schon spät nachts, doch sie war hellwach, voller Energie, so dass sie anfing ihre Wohnung komplett aufzuräumen. In den ganzen Monaten ohne aufräumen, war eine Menge Müll angefallen. Irgendwann sah sie dann auf die Uhr, es war schon früh morgens und die Sonne schien schon. Fröhlich riss sie das Fenster auf und Frühlingsluft strömte ihr entgegen. Dann zog sie sich ein Kleid an und kaufte jede Menge Blumensträuße in allen möglichen Farben.

Der Abend mit Sam hatte aus ihr einen neuen Menschen gemacht.
Sie nahm wieder den Job als Polizistin an. Besuchte regelmäßig einen Arzt und ließ sich behandeln. Die Arbeiter im Supermarkt wussten gar nicht, was mit ihnen geschah, als Fiona strahlend den Laden betrat, sie begrüßte und ihnen zum Abschied noch einen schönen Tag wünschte.
Bei ihren Freunden und besonders bei Paul entschuldigte sie sich für ihr Verhalten. Sie meinten, sie hätten sie nie aufgegeben und wussten, dass das nur eine Phase sei. Dann nahmen sie alle nach der Reihe in die Arme und Fiona merkte erstmal wieder, wie sehr sie die Nähe zu ihnen brauchte.
Die Abende verbrachte sie mit Sam. Mal gingen sie Essen, mal ins Kino, auf die Kirmes. Aber egal, was sie taten, beide genossen die Zeit miteinander.
Sam hatte sie nie mehr auf ihre Krankheit angesprochen. Das hatte sie zwar gewundert, aber ihr war es recht so.

Endlich war es wieder Wochenende und Fiona konnte zwei volle Tage mit Sam verbringen. Sie war noch schnell einkaufen gewesen, weil sie versprochen hatte, für ihn zu kochen. Er meinte, er wüsste nicht wie Melonen schmecken, deswegen wollte sie die als Dessert servieren. ^Überhaupt kennt er viele Sachen nicht, schon komisch,^ ging es ihr durch den Kopf, als sie die Melone in ihren Korb legte.
Im Hausflur angekommen machte sie halt am Briefkasten und bekam mit, wie ihr Vermieter Mr. Roberts sich mit einer Frau unterhielt.
'Ja genau Mrs. Thomsen, die Wohnung steht noch leer.'
^Seit wann steht denn hier eine Wohnung leer?^
'Ach ja gut, und in welchem Stock befindet die sich? Wissen Sie, ich hab ja vor einem Jahr Zwillinge bekommen und da ist es schwer sie so weit nach oben zu tragen.'
'Das verstehe ich Mrs. Thomsen. Das dürfte kein Problem sein, denn die Wohnung ist direkt in der ersten Etage.'
Fiona stockte der Atem. ^In der ersten Etage? Aber da wohnt doch Sam.^
'Hallo Mr. Roberts. Entschuldigen Sie, dass ich mich in das Gespräch einmische, aber seit wann steht denn die Wohnung frei? Da wohnt doch Sam Johnsen.'
Verwirrt schaute Mr. Roberts Fiona an. 'Ich weiß nicht wen sie meinen Ms. Miller. Sie wissen doch, das davor der alte Herr Figo gewohnt hat.'
'Aber..' 'Wenn Sie wollen Ms. Miller kommen Sie mit hoch und überzeugen sich selbst, ' sagte er lachend.
Fiona dachte, sie müsse Ohnmächtig werden, als Mrs. Roberts die Tür zur leeren Wohnung öffnete. Nichts war von dem Tisch zu sehen, an dem sie gegessen hatten oder von den anderen Möbel.
'Sehen Sie. Leer, hier hat nie ein Sam Johnsen gewohnt, ' hörte sie ihn noch sagen, doch Fiona war schon längst nach oben gerannt.
^Sam wo bist du?^ Nachdenklich saß Fiona schon seit Stunden am Tisch, als es dann plötzlich klingelte. Fiona sprang auf und öffnete die Tür.
'Sam.' Sie wusste nicht, ob sie sauer oder froh sein sollte, dass er jetzt da ist, oder dass sie nicht wusste, was hier eigentlich passiert.
'Was ist los? Geht es dir nicht gut?'
'Warum ist deine Wohnung leer?' Fiona sah an seinem Gesicht, dass sie ihn ertappt hatte, wobei, dass wusste sie noch nicht.
'Sam, wer bist du?', fragte sie ängstlich. Alles schien plötzlich verändert, als würde sie ihn gar nicht mehr kennen.
'Was soll das Fiona? Du weißt doch wer ich bin. Ich bin es Sam.' Das beantwortete nicht ihre Fragen. Misstrauisch schaute sie ihn an,
'Fiona was willst du hören, ich bin nun mal ausgezogen. Eigentlich wollte ich dich damit überraschen, ich dachte du freust dich darüber, dass ich vor hatte zu dir zu ziehen. Leider ist diese Überraschung nicht aufgegangen.'
'Ich glaub dir kein Wort Sam. Oder heißt du gar nicht Sam?' Plötzlich kamen ihr komische Gedanken. ^Herr Roberts wusste nichts von Sam. Er hat gesagt, die Wohnung steht schon seit langen leer… Mit wem hat Sam da nur geredet am ersten Abend? Er hatte vorher kein Handy? Mum hat auch mit jemanden geredet kurz bevor sie… Und diese Wärme, die er immer ausgestrahlt hat. Was war das alles?^ Tränen liefen ihr über die Wangen.
'Sam, sag mir, wer du bist!', stotterte sie.
'Fiona lass mich rein und ich erklär es dir.'
Doch sie dachte gar nicht daran. So wenig sie ihn als fremden empfunden hatte, als sie sich kennen gelernt hatten, desto mehr fühlte es sich jetzt an.
'Ich will dich nie wieder sehen', schrie sie ihn weinend an und knallte die Tür vor seiner Nase zu. Mit den Augen vor dem Gesicht ließ sie sich auf dem Boden sinken.

'Fiona', hörte sie Sam sagen und plötzlich stand er vor ihr. In ihrer Wohnung. Sie erschrak. 'Wie hast du das gemacht? Wie bist du hier rein gekommen, ' brüllte Fiona ängstlich.'Fiona hör mich zu…'
'Nein! Geh weg! Verlass meine Wohnung oder ich schreie.'
'Langsam ging Sam auf sie zu und bückte sich zu ihr hinunter. Du brauchst keine Angst haben Fiona. Ich tue dir nichts.' Sanft strich er ihr eine Strähne aus dem Gesicht. 'Ich liebe dich doch', sagte Sam und seine Augen füllten sich mit Tränen.
'Sam?', flüsterte sie.
'Fiona, es tut mir leid. Ich wurde gewarnt, dass es so kommen würde, aber es war mir egal. Ich hab mich in dich verliebt, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich weiß, dass ich das nicht darf, aber ich konnte nichts dagegen machen. Du wurdest wieder so fröhlich und das hat auch mich glücklich gemacht. Ich hab so was noch nie gefühlt. Es war einfach so schön mit dir, bitte verzeih mir.'
'Jetzt sag mir endlich wer du bist! Wie hast du das mit der Wohnung gemacht? Und warum dürfen wir nicht zusammen sein? Erkläre es mir Sam, bitte!'
'Das geht nicht!'
Sauer und packte sie ihn an die Schultern und schüttelte ihn. 'Warum nicht? Warum kannst du mir nicht die Wahrheit sagen, ich dachte, du liebst mich?'
'Fiona, ich bin ein,…, ich bin ein Todesengel,' flüsterte Sam.
Stille. Fiona erstarrte nahm ihre Hände von Sam und schaute ihn mit ausdruckslosen Gesicht an. Minuten vergehen. Tausend Sachen schießen Fiona durch den Kopf. So merkwürdig, die Geschichte war, sie glaubte ihn. Es ergab alles einen Sinn. Die leere Wohnung, seine aufdringliche Art, das er so viele Sachen nicht kannte und diese Wärme, die er ausstrahlte. 'Sam?'
'Willst du mich holen?' Der verzweifelte Ausdruck in Fionas Augen, zerreißt Sams Herz. 'Ja!', antwortet er und kann ihr dabei nicht in die Augen schauen.
'Hatten meine Eltern auch einen Todesengel? Meine Mum hat damals mit jemanden geredet.'Sam erschrak. 'Was hast du?', fragte sie. Da wurde ihr es plötzlich klar.
'Du warst auch der Engel meiner Mum richtig?'
'Ja', Sam Augen füllten sich mit Tränen.
'Hast du dich nur um mich gekümmert, weil du ein schlechtes Gewissen wegen meiner Mum…' 'NEIN!', unterbrach er sie. 'Ich wusste es zuerst nicht.'
'Wann ist es soweit?'
'Fiona?'
'Nein, schon gut, sag es mir.'
'Heute Abend.'
Nachdenklich saß Fiona immer noch auf dem Boden. Sam vor ihr und schaute ihr in die Augen.
'Gibt es eine Art Himmel?'
'Ja!'
'Eine Frage hab ich noch Sam!'
'Natürlich.'
Plötzlich kam ihr ein schrecklicher Gedanke.
'Werden wir uns wieder sehen? Bitte Sam sag mir sofort, ob wir uns wieder sehen werden.' Wieder schossen Tränen in ihre Augen. Der Gedanke Sam nie wieder zu sehen war fürchterlich.
Minuten lang herrschte absolute Stille.
'Fiona, hast du noch einen Wunsch?'
Ihr kleines Herz zerbrach.
'Ich will tanzen. Ich will mit dir Tanzen.'

Sam stand auf uns streckte Fiona eine Hand entgegen.
'Miss Miller, darf ich um diesen Tanz bitten?'
Arm in Arm und tanzten langsam in Fionas Wohnzimmer. Sie legte ihren Kopf auf seine Schulter und genoss die Momente mit Sam.
Sam putzte sich mit einer Hand die Tränen aus dem Gesicht und küsste sie. Fiona fühlte sich wieder so geborgen, die Wärme war wieder da.
Sie schaute Sam ganz tief in die Augen und fühlte, dass es nun soweit war.
Es war der schönste letzte Kuss, den Fiona sich vorstellen konnte.
Fiona winkte Sam zu, konnte sich nur schweren Herzens umdrehen und in einem hellen Licht verschwinden.


'Mum! Dad!' Hörte man sie rufen.
Jetzt sind wir wieder zusammen!'









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