Der Geiger von Dunrobin Castle Teil 12

Autor: Kati
veröffentlicht am: 22.02.2008




'Was?'
'Haltet ihn fest! Er darf nicht ständig mit dem Kopf auf den Boden knallen!'
Wieder schmiss sich alles auf ihn drauf und wieder versuchten alle ihn fest zu halten. Das fiese Grinsen verschwand langsam aus Charly´s Gesicht und ihm wurde irgendwie unwohl. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Basti lag am Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Er bekam alles um sich herum mit und sein Kopf drohte zu zerspringen, vor Schmerz.
Anni saß etwas Abseits und weinte bitterliche Tränen und auch Isa saß neben ihr und weinte. Was hatten sie sich bei dieser Aktion nur gedacht?
So sollte das auf keinen Fall enden!
Als Miss Arnold und auch ein paar andere Lehrer hin zu kamen, drohte alles zu eskalieren.'Wer ist nur auf diese hirnrissige Idee gekommen?!' brüllte Mister Parker und alle, die sich nicht auf Basti geschmissen hatten, zeigten auf Charly.
'Basti!' rief Tyler. 'Mach den Mund auf! Versuch den Mund auf zu machen!'
Mit seinem ganzen Gewicht hatte er sich auf Basti´s Brust gesetzt. Schließlich drückte er seine Wangen fest zusammen und ließ ein paar Tropfen in seine Mundhöhle fallen. Es dauerte nur wenige Sekunden und der Anfall fand endlich ein Ende. Anni sprang auf und stürzte sich vor Basti auf ihre Knie. Der lag noch immer am Boden und rührte sich nicht.
'Was hat er? Ist er tot?'
'Nein, er schläft.'
'Er schläft?!' wiederholte Anni spitz.
'Ja, und so schnell wird er auch nicht mehr aufwachen.'
'Charles Foreman! Sofort wirst du in mein Büro kommen! Und ihr anderen? Sofort alle auf euer Zimmer! Ihr habt alle Ausgehsperre, bis ich etwas anderes sage!' brüllte Miss Arnold und an ihrer Schläfe drückte sich deutlich eine Ader heraus.
Mister Parker kniete sich neben Basti und blickte zu Tyler.
'Brauchen wir einen Krankenwagen?'
'Nein, ich denke es reicht, wenn Miss Anderson sich das mal ansieht. Ich werde ihn zu ihr bringen.'
Tyler hob Basti vom Boden auf und trug ihn über den Schulhof zurück ins Schloss. Seine Sachen trieften vor Nässe und er zitterte am ganzen Körper. Anni folgte ihnen und streichelte seine Hand, die teilnahmslos nach unten hing. Im Krankenzimmer angekommen, betrachtete Miss Anderson seinen Mund.
'Er hat sich auf die Schleimhäute an den Wangen gebissen. Nichts ernstes, das heilt von allein wieder ab.'
Beruhigt atmeten alle wieder auf.

'Was hast du dir dabei gedacht?' Miss Arnold war so in Rage, dass man meinen konnte, sie würde im nächsten Moment über den Schreibtisch springen.
'Ich wollte ihm nur eine Lektion erteilen.'
'Eine Lektion?!'
Wieder drückte sich die pulsierende Ader von Miss Arnold an ihrer Schläfe hervor.
'Dir ist schon klar, dass du dafür von der Schule fliegst?' antwortete sie in einem ignorantem Ton.
'Was?! Aber...' Charly sprang auf und stützte sich auf ihren Schreibtisch.
'Nichts aber. Charles! Du hättest ihn umbringen können! Ich glaube, dir ist das noch nicht so ganz klar! Geh jetzt bitte auf dein Zimmer und fang an, deine Sachen zu packen. Ich informiere deine Eltern, dass sie dich noch heute abholen müssen.'
'Aber warum denn?! Es ist doch nichts weiter passiert?'
'Diskutiere nicht mit mir. Geh und packe deine Sachen. An deiner Stelle würde ich beten, dass Sebastian dich nicht wegen Körperverletzung anzeigt!'
Charly´s Mund blieb offen stehen und schließlich verließ er das Büro von Miss Arnold, um seine Sachen zu packen. Seine Eltern würden ausflippen. Ganz sicher.

Als Basti seine Augen öffnete, war es bereits später Nachmittag und das Zimmer, in dem er lag, war leer und still. Schmerzerfüllt verzog er sein Gesicht, als er mit seiner Zunge über die Wunden stellen im Mund strich. Aus dem Nebenzimmer vernahm er leise Stimmen und diese bewegten ihn auch dazu, auf zu stehen und sich um zu sehen. Er wickelte sich die Bettdecke um den Körper und und blickte sich um. Schließlich öffnete er die Zimmertür hinter der er die Stimmen vernommen hatte und erblickte Miss Anderson und Tyler.
'Mensch Basti! Wie geht es dir?'
'Es geht, danke... Wo sind meine Sachen?'
'Die habe ich in den Waschkeller gebracht. Anni wäscht sie gerade.'
'Hmm....'
'Na Sebastian? Noch etwas wackelig auf den Beinen was?' Miss Anderson stand auf und tätschelte ihm über die Schulter.
'Was macht der Mund?' fragte sie schließlich.
'Es geht.'
'Willst du auf dein Zimmer? Die Handwerker waren auch schon da und haben deine Zimmertür erneuert.'
Zaghaft nickte er Tyler zu.
'Na los. Ich bringe dich hin.'
'Was denn? Soll ich etwa so gehen?'
'Keine Panik. Sämtliche Schüler haben Arrest gekriegt. Es wird dich niemand sehen.'Unsicher in seine Decke gewickelt folgte Basti Tyler schließlich und ließ sich noch immer todmüde auf sein Bett fallen.
'Also, ich gehe dann mal. Schlaf du noch ein bisschen. Anni holt dich dann zum Abendessen ab ok?'
'Ist gut.'
Die Tür war noch keine zehn Minuten zu, als sie plötzlich lauthals wieder auf sprang.Mit einem riesigen Schrecken stolperte Anni ins Zimmer und ließ die frisch gewaschenen und ordentlich zusammen gelegten Sachen auf den Boden fallen.
'Basti! Was machst du denn hier? Meine Güte, habe ich mich vielleicht erschreckt.'
Mit großen Augen blickte er sie an. Eigentlich wollte er ihr auch etwas antworten, aber seine Kehle war wie zugeschnürt, also nickte er ihr nur leicht zu.
Nachdem sie seine Sachen wieder aufgesammelt hatte, setzte sie sich vor sein Bett und lächelte ihn leicht an.
'Wie geht es dir? Bist du sehr müde?'
Zaghaft schüttelte er mit dem Kopf. Warum nur konnte er ihr nicht antworten? Jedes mal, wenn er Luft holen wollte, um ihr zu antworten, schnürte sich sein Hals regelrecht zu und unterband jeden weiteren Versuch, zu sprechen. Verständnisvoll strich Anni ihm über die verwuschelten Haare.
'Ich habe dich trotzdem lieb, Basti. Egal was heute passiert ist oder was in Zukunft passieren wird. Ich habe dich lieb. Und das wird sich nicht ändern.'
Sie legte ihren Kopf neben seinen auf das Kissen und schloss ihre Augen, um seinen Atem zu hören. Dieser zitterte und selbst sein Herz war lauthals zu hören. Eine kleine Träne rollte aus seinem Augenwinkel und endlich schien sich der Knoten um seinen Hals zu lösen.'W-willst du dich neben mich legen?'
Anni blickte ihn an und nickte leicht. Sachte kroch sie unter seine Bettdecke.
'Warum guckst du so? Hast mich doch eingeladen oder nicht?'
'N-naja...'
'Ich bin vollkommen nackt, bis auf meine Unterhose, aber sonst ist alles in Ordnung!' ging es ihm durch den Kopf. Hoffentlich merkte sie das nicht.
'Geht es dir denn jetzt wieder besser?'
'Schon.'
'Aber?'
'Ich weiß nicht... Charly bekommt bestimmt Ärger.'
'Na sicher! Der fliegt für diese Aktion bestimmt von der Schule.'
'Echt jetzt?'
'Natürlich!'
'Und das ist alles meine Schuld.' murmelte er sich in den Bart.
'Sag mal Basti, warum machst du dir deswegen so viele Gedanken?'
'Ich weiß nicht. Werden meine Eltern auch informiert?'
'Keine Ahnung. Da müssten wir Tyler mal fragen. Der sitzt doch an der Quelle. Aber warum? Wäre das denn schlimm?'
'Hmm... Ich weiß nicht.'
Anni rückte etwas näher an ihn heran und blickte in seine nachdenklichen Augen.
'Was überlegst du?'
'Ach nichts.'
'...'
'Können wir am Samstag trotzdem noch in die Stadt?'
'Ich denke schon. Wir werden sehen. Ich habe Tyler unterwegs getroffen. Er wird heute Abend nochmal bei mir im Zimmer vorbei schauen. Vielleicht weiß er schon näheres.'Schüchtern kuschelten sie sich aneinander und schliefen ein.
Am späten Abend klopfte es schließlich an Basti´s Tür und Tyler trat in das Zimmer. Anni war bereits wach und saß an seinem Schreibtisch.
'Tyler!' rief sie ihm freudig zu.
'Hey Anni! Na? Wie geht es ihm?'
'Ich glaube, es geht wieder. Er ist sehr zurückhaltend, seit dem Vorfall.'
'Redet er noch?'
'Ja.'
'Gott sei Dank. Ich dachte schon, er würde sich wieder total verschließen.'
'Zum Glück nicht. Ach da fällt mir ein. Basti wollte gerne wissen, ob seine Eltern in Kenntnis gesetzt werden.'
'Ja natürlich. Das hat Miss Arnold bereits erledigt, er muss sich um nichts kümmern.'
'Ich glaube, dass er deswegen nicht sehr begeistert ist. Zumindest machte er vorhin den Eindruck, als würde ihm das nicht recht gefallen.'
'Meinst du, dass er Stress mit seinen Eltern hat?'
'Ich weiß nicht so genau. Sein Vater hat wohl so eine kleine Macke.'
'Tja, die Eltern sind aber schon informiert, ich kann nichts mehr tun.'
'Schon gut, ist ja auch egal.'
Tyler schloss endlich die Tür und setzte sich vor Anni auf den Boden.
'Sag mal, können wir am Samstag trotzdem noch in die Stadt fahren?'
'Sicher.'
'Aber ohne Isa!' stellte Anni bestimmt fest.
'Warum?'
'Weil sie mit gemacht hat!'
'Wobei?'
'Na bei dieser Aktion.'
'Ach so. Ja, ich habe auch schon mit ihr gesprochen. Sie wird verwarnt und muss Strafstunden leisten. Es tut ihr alles sehr Leid. Willst du es dir nicht lieber noch mal überlegen?'
'Nein.'
'Geh doch mal zu ihr und rede mit ihr, ich wecke derweil mal Basti.'
'Ich möchte eigentlich nicht...'
'Finde ich gut, dass du zu ihr gehst!'
Tyler schob Anni einfach aus dem Zimmer heraus und warf die Tür hinter ihr zu.'Tyler, du Trottel!' ging es ihr noch durch den Kopf, als sie sich zu Isa´s Zimmer begab.Leise klopfte sie an.
'Ja?'
'Isa? Ich bin es!'

'Basti? Hey Großer, wach auf!'
Langsam und gequält schlug er endlich die Augen auf und blickte sich in seinem zimmer um. Draußen war es schon dunkel und das Licht an der Decke brannte. Vor ihm hockte Tyler und grinste ihn breit an. Lachte er nicht sogar?
'Na Basti? Alles klar?'
'D-du redest noch mit mir?'
'Sicher, warum nicht?'
'Ich weiß nicht.'
'Wegen vorhin? Ist doch kein Grund nicht mit dir zu reden. Mal ehrlich dachtest du wirklich, dass ich so oberflächlich bin?'
Basti zuckte mit den Schultern und rappelte sich langsam auf. Seine Haare standen wüst von seinem Kopf ab und er suchte noch etwas unschlüssig nach seiner Brille.
'Suchst du die hier?'
Tyler hielt sie ihm unter die Nase. Seine Brille war vollkommen hinüber. Ein Glas hatte einen Sprung, das andere fehlte ganz und die Bügel waren total verbogen.
'Tut mir Leid, aber nach dem Aufruhr unten auf dem Schulhof konnte ich sie nicht mehr retten.'
Schon gut, ist ja nicht deine Schuld. Außerdem habe ich ja noch meine alte.'
Basti zog seine Schreibtischschublade auf und zog die Brille heraus, die er am ersten Tag getragen hatte. Er wusste selbst, dass sie schrecklich aussah, aber bevor er fast blind durch die Schule irrte, trug er sie lieber doch.
'Charly wurde vor einer halben Stunde von seinen Eltern abgeholt. Was glaubst du, was das für einen Ärger gab. Von seiner Mutter hat er gleich eine geschmiert bekommen und sein Vater hat gebrüllt, wie ein Schwein am Spieß.'
'Hmm...'
Basti sank etwas in sich zusammen und zupfte an der Bettdecke herum.
'Sag nicht, dass er dir auch noch Leid tut.'
'Schon...'
'Basti! Der Typ hat dafür gesorgt, dass du einen Anfall kriegst!'
'Ja ich weiß...'
'Mensch, sei nicht so naiv. Es sind eben nicht alle Menschen gut.'
'Tyler, hör auf, mich zu belehren. Ich weiß das alles. Ich weiß aber auch, wie es ist, wenn die Familie einen für einen Versager hält.'
'Ach Basti. Ah! Da fällt mir ein, dein Dad will vorbei kommen, um zu sehen, ob bei dir alles in Ordnung ist.'
'Was ist?!'
Basti riss seine Augen weit auf und sein Herz schlug bis zum Hals. Hatte er das eben richtig verstanden? Sein Vater will kommen?! Er schluckte schwer und nickte.
'Mensch deine Pumpe klopft so laut, dass selbst ich sie noch hören kann. Was ist los?'
'Nichts. Nur manchmal da ist er etwas gewöhnungsbedürftig.'
'Ach das klappt schon.'
'Deswegen wollte ich mich bei dir und auch bei Basti entschuldigen. Ich wusste wirklich nicht, was Charly vor hatte. Hätte ich das gewusst, dann hätte ich Hilfe geholt oder es sogar verhindert.'
'Man Isa! Ich könnte dir eine rein hauen! Warum? Was hast du überhaupt mit diesem Trottel zu tun?!'
'Ach er hat mich halt breit geredet.'
'Also ich weiß nicht.'
'Bitte sei nicht mehr sauer auf mich.'
'Schon gut.'
'Nimmst du mich am Samstag mit in die Stadt?'
'Ich bin mir noch nicht so wirklich sicher, ob ich dich mit dabei haben will. Außerdem muss das auch Basti entscheiden und davon mache ich es auch abhängig.'
Anni verschränkte ihre Arme und blickte aus dem Fenster. Eigentlich hatte sie ihrer Freundin schon wieder verziehen, aber erst musste Isa mit Basti wieder ins Reine kommen. Vorher konnte und wollte Anni ihr nicht vergeben. Schließlich verließen sie Isa´s Zimmer und machten sich auf den Weg zurück zu Basti.
Leise klopften sie an seine Tür.
'Ja?' piepste es ihnen entgegen.
'Basti? Ich bin es, Anni. Und Isa ist auch da. Dürfen wir rein kommen?'
'Hmm...'
Anni drückte die Klinke herunter und schob die Tür auf. Tyler schmierte gerade tonnenweise Salbe auf Basti´s Rücken, denn langsam bildeten sich überall blaue Flecken und große Hämatome.
'Um Gottes Willen!'
Anni schlug sich die flachen Hände auf die Wangen und lief zu Basti.
'Tut es sehr weh?'
'Nein, es geht.' antwortete der trocken.
'Meine Güte!' Isa blickte auf seinen Rücken und eine kleine Träne rollte an ihrer Wange herunter.
'Basti?' stammelte sie plötzlich los und fiel vor ihm auf die Knie.
'Es tut mir so Leid! Ich wollte das alles nicht und ich weiß auch, dass ich das nie wieder gut machen kann, aber bitte sei mir nicht mehr böse! Ich bereue meine Tat wirklich zutiefst und wenn ich könnte, dann würde ich diese ganzen Flecken und Schmerzen auf mich nehmen und...' ihre Stimme brach ungewollt und immer mehr Tränen tropften auf den blauen Teppich. Plötzlich drehte er sich zu ihr um und zog sie an seine Brust. Er legte seine Arme um sie und strich ihr durch das Haar.
'Vergeben und vergessen, Isa. Ich bin dir nicht böse.' flüsterte er ihr leise zu.
Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und wimmerte laut auf. Was hatte sie sich dabei nur gedacht? Es tat ihr so unglaublich Leid und die Tatsache, dass er ihr so schnell vergeben hatte, war zwar schön, aber irgendwie auch unerklärlich.
Erleichtert atmeten alle auf und nachdem sich Basti ein T-Shirt über gezogen hatte, machten sie sich alle an die Planung für das kommende Wochenende.
'Also nachdem wir nun die ganzen Klamottengeschäfte durch haben, sollten wir noch einen Friseur ausfindig machen. Ich muss dringend zum Spitzen schneiden.' stellte Anni empört fest.
'Warum lässt du sie nicht einfach wachsen?' fragte Basti sie plötzlich. So plötzlich, dass ihr keine rechte Antwort ein fiel und sie nur mit den Schultern zuckte.
'Mit langen Haaren siehst du so hübsch aus.'
'Schleimer!'
Anni wedelte wild mit ihrer Hand herum und versuchte ihre Röte im Gesicht zu verbergen.'Also ich denke, wir werden schon einen Friseur finden, Mädels. Was haltet ihr davon, wenn wir morgen Abend in meinem Zimmer in den Samstag rein feiern?'
Tyler blickte alle fragend an und schließlich stimmten auch alle zu. Basti war eh noch krank geschrieben und so konnte er auch alles vorbereiten. Sprich, Getränke, Knabberkram und eine DVD, die sie sich dann ansehen konnten, wenn sie Langeweile bekommen würden. Glücklicherweise war nur wenige Hundert Meter weiter eine Tankstelle, an der man alles bekommen konnte. Bis auf den Film.
'Woher soll ich den denn nehmen?'
'Tja, Basti. Dann musst du wohl einen drehen.' schmunzelte Tyler ihm entgegen und Anni lachte leise auf.
'Oder du spielst uns dann etwas auf deiner Geige vor, na?'
Anni schielte viel versprechend zu ihm und Basti nickte ihr zu. Also gab es keinen Film, sondern im Zweifel Livemusik vom Feinsten. Alle waren sich nun einig und da es schon sehr spät war, machten sich alle auf den Weg in ihr Zimmer. Es war schon komisch, denn Schwester Agatha hatte gar nicht geklopft. Wahrscheinlich hatte sie bei der ganzen Aufregung schlicht weg vergessen durch das Schloss zu gehen.
Mitten in der Nacht schlug Basti schweißgebadet seine Augen auf und stand wie eine eins im Bett. Langsam rappelte er sich auf und blickte sich um. Er hatte sehr schlecht geträumt, doch es fiel ihm einfach nicht ein, um was es in seinem Traum ging. Unsicher streifte er durch sein Zimmer und öffnete schließlich seine Tür. Auf dem Flur war es dunkel und nichts war zu hören. Leise schlich er zu Anni´s Tür und klopfte leise an. Alles blieb ruhig, niemand bat um Einlass.
'Sie schläft sicher.' ging es ihm durch den Kopf und enttäuscht drehte er ab. Er hatte seine Tür noch nicht ganz geschlossen, als er plötzlich leise beim Namen gerufen wurde.
'Basti?'
'Anni?'
Er drückte seine Tür wieder auf und blickte über den Flur.
'Hast du eben geklopft?' flüsterte sie zu ihm.
'Ja!'
'Was ist denn? Kannst du nicht schlafen?'
'Nein.'
'Warte, ich hole meine Hausschuhe und komme rüber.'
'Ist gut.'
Basti´s Herz machte einen riesigen Luftsprung und während Anni ihre Schuhe suchte, zog er sich seinen Bademantel über. Leise fiel Anni´s und schließlich auch seine Tür ins Schloss und nur die Schreibtischlampe spendete Licht. Kläglich strahlte sie die blauen Wände in seinem Zimmer an.
'Was ist denn? Du siehst so blass aus.' stellte Anni erschrocken fest. 'Geht es dir nicht gut?''Ich habe nur schlecht geschlafen.'
'Wollen wir eine rauchen gehen?'
'Au ja.'
Basti öffnete die Balkontür und Anni folgte ihm. Es regnete noch immer Hunde und Katzen und ein frischer Wind war aufgezogen. Es dauerte nur kurz, bis Anni´s Zähne ein Eigenleben entwickelten und wie verrückt anfingen zu klappern. Zaghaft wickelte Basti sie mit in seinen Bademantel und zündete zwei Zigaretten an.
'Warum hast du schlecht geschlafen?'
'Weiß nicht. Habe wohl schlecht geträumt.'
'Und was?'
'Keine Ahnung, das habe ich vergessen.'
'Ach das geht mir auch immer so. Mach dir nichts daraus.'
'Schon, aber ich war wirklich durch geschwitzt, als ich aufwachte. So etwas hatte ich schon lange nicht mehr.'
'Naja....'
Kurz schwiegen sie sich an und der Tabak an ihren Zigaretten knisterte leise auf.
'Freust du dich denn auf Samstag?' fragte Anni schließlich.
'Oh ja. Hoffentlich wird es auch so toll, wie wir uns das alles vorstellen.'
'Ach sicher. Dafür sorgen wir schon und Tyler wird sicher auch zusehen, dass es immer lustig ist.'
'Das ist gut.'
Der Regen klatschte laut auf die Brüstung des Balkons und immer wieder wischten sich die beiden die warmen Tropfen aus dem Gesicht.
'Ist schon irgendwie romantisch, findest du nicht?'
Anni lehnte sich an Basti´s Schulter und versank in ihren Gedanken.
'Hmm...'
Sachte legte er seinen Arm um ihren zierlichen Körper und zog sie etwas zu sich heran.
Schließlich schmissen beide ihre Zigaretten weg und blickten sich an.
'An was denkst du?' fragte Anni.
'An dich.'
'An mich?'
'Hmm...'
'Und was denkst du?'
'Das verrate ich dir nicht.' schmunzelte er ihr entgegen.
'Du bist gemein. Naja, hoffentlich ist es wenigstens etwas schönes.'
'Willst du es wirklich wissen?'
Eifrig nickte sie ihm zu und schon kurz darauf spürte sie seine warmen Lippen auf ihrem Mund. Wie vom Blitz getroffen sank sie in seinen Armen zusammen und wusste schon nicht mehr, wo sie überhaupt war. Noch nie hatte sie einen Kuss so wahrgenommen und sie genoss es einfach. Seine Lippen waren so wunderbar weich und er war ein guter Küsser, das musste man ihm einfach lassen. Erst, als sie seine Wärme nicht mehr spürte öffnete sie ihre Augen wieder und blickte ihn an. Verstohlen blickte Basti schnell woanders hin.
'Das war schön.' flüsterte sie ihm heiser zu.
'Fandest du?'
'Du etwa nicht?'
'Doch, natürlich.'
'Küss mich nochmal.'
'Ich kann nicht.'
'Warum?'
Unruhig zupfte Basti an seiner Unterhose herum.
'Deswegen? Ist nicht schlimm.'
Anni zog ihn wieder zu sich heran und drückte ihre Lippen auf seine. Der Regen peitschte noch immer auf die Balkonbrüstung und ihre Beine, die im Freien baumelten, waren schon klatschnass.
Doch keiner der Beiden dachte auch nur im Traum daran, etwas an der Position zu ändern. Dafür war es einfach zu schön.







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