Der Geiger von Dunrobin Castle Teil 7

Autor: Kati
veröffentlicht am: 20.01.2008




'Oh...' Enttäuscht ließ sie den Abfall wieder los und suchte weiter. Anni grinste breit und zeigte Sebastian einen Scheibenwischer. Sie wurden in Zweiergruppen eingeteilt und man hatte sie in eine gesteckt.
'Meggan hat echt einen Schaden. Sie ist voll die Streberin und auch sonst ein totaler Freak.' erklärte Anni ihm.
'So wie ich?'
Sie blickte ihn entsetzt an.
'Nur weil Charly dich so genannt hat? Nimm dir das nicht zu sehr zu Herzen. Er ist halt ein Idiot.'
'Ich weiß, aber trotzdem. Warum hast du ihm eigentlich gesagt, dass wir, naja...'
'Dass du mich verwöhnt hast?'
Wieder stieg ihm die Röte ins Gesicht und er nickte zaghaft.
'Um ihn zu ärgern. Und es hat ja auch geklappt. Danke übrigens, dass du mich nicht verraten hast.'
'Schon gut.'
'Hat er doll zu gehauen?'
'Es geht. Habe schon schlimmeres erlebt. Da guck mal, das könnte ein Feuerstein sein.'Sebastian bückte sich und hob etwas auf.
'Meinst du?'
'Werden wir gleich sehen.'
Sebastian holte sein Taschenmesser heraus und schlug den Stein mit voller Wucht auf das stählerne Gehäuse der Klinge. Plötzlich sprangen kleine Funken und Anni blickte ihn begeistert an.
'Ja super! Dann müssen wir jetzt noch einen Quarzit finden und wir haben alles.''Und wie sieht so einer aus?'
'Keine Ahnung.'
Beide standen da und suchten den Boden ab.
'Nicht dass wir nachher auch nur Müll gesammelt haben?'
Sebastian kicherte leise und suchte weiter. Ein wohliger Schauer jagte Anni den Rücken herunter. Eigentlich hatte sie ihn noch nie herzhaft lachen gehört und allein sein Kichern machte sie irgendwie glücklich. Wie musste es also erst sein, wenn er nach Herzenslust lachte? Schließlich blieb sie stehen und kramte ihr Geographiebuch aus ihrem Rucksack.'Hier muss doch stehen, wie so ein Teil aussieht?'
'Gute Idee. Sonst suchen wir noch ewig und drei Tage.'
Anni schlug das Buch auf und suchte alles ab.
'Hier! Ich habe ein Bild gefunden!'
'Warte ich komme.'
Ein leichter Windhauch wehte durch die Bäume und ließ sie bedächtig hin und her schwingen. Sie Sonne bahnte sich glitzernd ihren Weg durch die Kronen der Linden und Eichen und spendete selbst den kleinsten Blumen am Waldboden Licht.
Sebastian kam auf Anni zu und hockte sich hin.
'Hey? Alles ok bei dir?'
'Nein...'
'Was hast du? Soll ich Mister Gray holen?'
'Nein. Ich muss nur kurz die Augen zu lassen.'
'Hast du deine Tropfen mit?'
Leicht nickte er ihr zu.
'Es ist wegen den Bäumen nicht? Weil die Sonne da so durchschimmert oder?'
Wieder ein Nicken.
'Lass uns nach dort vorne gehen. Da sind nicht so viele Bäume.'
Kurz blickte er in besagte Richtung und folgte ihr schließlich. Doch je länger er dieses Glitzern in seinen Augen sah, umso schlimmer wurde es.
'Gib mir deine Hand. Ich führe dich. Mach ruhig die Augen zu.'
Unsicher nahm er ihre Hand und folgte ihr mit geschlossenen Augen. Nach kurzem Fußmarsch erreichten sie einen ebenen Weg, der sie direkt aus dem Wald in ein Feld führte. Überall wuchsen blaue Kornblumen und der Wind ließ den Weizen bedächtig hin und her wanken.
'So, du kannst wieder gucken.'
Vorsichtig blinzelte er und öffnete schließlich seine Augen. Ja, hier war es besser. Zwar schien ihnen hier die Sonne direkt auf den Pelz, aber diese Übelkeit, die in ihm aufkam, wenn sich ein Anfall näherte verflog langsam. Sie setzten sich an den Rand des Feldes und schwiegen sich kurz an.
'Du merkst also, wenn so ein Anfall kommt?' fragte Anni ihn nach einer Weile.
'Hmm...'
'Wie?'
'Mir wird übel und alles dreht sich. Wenn ich dann nicht schnell genug diese Reizüberflutung abstelle, wird mir schwarz vor den Augen und ich werde bewusstlos.'
'Ist ja übel.'
'Geht schon. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier.'
'Also ich weiß nicht, ob ich mich daran gewöhnen könnte.'
'Das könntest du mit Sicherheit.'
'Hmm... Sag mal, funktioniert das eigentlich wirklich, wenn man einem Epileptiker mit einer Lampe ins Auge leuchtet? Also ich meine...'
'Ja das funktioniert. Ist aber nicht besonders gut. So was ruft besonders heftige Anfälle hervor und man darf bei alledem nicht vergessen, dass bei jedem Anfall Hirnzellen absterben.'
'Was im Ernst?!'
'Ja.'
'Dann wird man irgendwann dumm?'
Leicht lächelte er und schüttelte den Kopf.
'Nein, aber es sterben eben welche ab und die wachsen nie wieder nach.'
'Das ist echt total übel.'
'...'
Wieder saßen sie schweigend nebeneinander.
'Was ist jetzt eigentlich aus der Sache mit Marc geworden?'
Anni senkte den Kopf und pulte mit ihren Fingern an einem Kieselstein herum.
'Tut mir Leid. Ich wollte dich nicht wieder dran erinnern.'
'Nein, schon gut. Irgendwann muss ich ja mal drüber weg kommen.'
'Aber nicht gleich am nächsten Tag. Ich bin doof. Tut mir Leid.'
Er drehte sich um und pflückte eine der hübschen Kornblumen.
'Hier.'
'Danke.'
Sie nahm die Blüte in Empfang und roch daran.
'Puh!'
'Was denn?'
'Riech mal!'
'Igitt!'
Beide fingen an zu kichern. Diese Blume war zwar schön, aber dafür roch sie umso schlimmer. Anni warf sie schnell weg und kicherte belustigt weiter.
'Dann hast du meinen Giftgasanschlag also überlebt.' stellte Sebastian fest und grinste sie breit an.
'Frauen lassen sich nicht so leicht ausschalten!'
'Dann schenke ich dir morgen also einen ganzen Strauß?'
'Wehe!'
Wieder mussten beide kichern und Sebastian legte sich in das saftige Gras. Es war so unbeschreiblich heiß und der Schweiß rann ihnen schon an der Stirn herunter.
'Anni?'
'Hmm?'
'Ich glaube, wir finden die anderen nicht wieder. Wir haben die Gruppe verlassen.'
'Wen interessiert´s? Weißt du eigentlich, wie egal mir diese blöden Steine sind?'
'Schon, aber gibt das nicht Ärger?'
'Warum? Dir ging es nicht gut und Ende?'
'Stimmt auch wieder. Sag mal. Ist das da hinten nicht ein Kirschbaum?'
Anni folgte seinem Blick und entdeckte den besagten Baum recht schnell.
'Könnte sein, wieso?'
'Magst du keine Kirschen?'
'Ich liebe sie.'
'Wollen wir uns welche holen?'

'Kommst du denn da hoch?''Sicher.'
Sie standen auf und liefen die paar Meter zügig zu dem Baum. An den Ästen hingen dunkelrote Früchte und glitzerten, als die Sonne auf sie fiel.
'Die sehen ja toll aus!'
Anni und Sebastian hatten beide ihre Köpfe in den Nacken gelegt.
'Aber die sind doch viel zu weit oben?'
'Ach was. Warte du hier, ich werfe dir einen Ast herunter.'
Ungläubig blickte Anni auf den Baumstamm, der so gar keine Möglichkeit zum hoch klettern bot. Sebastian jedoch, hangelte sich, wie ein kleines Äffchen, daran nach oben und saß schon bald in der Mitte der Krone.
'Welchen möchtest du?'
'Den da! Wenn du dran kommst.'
'Na sicher.'
'Super.'
'Da hast du dir aber einen dicken ausgesucht? Da hängt ja mindestens ein Kilo Kirschen dran?'
'Naja, für uns beide oder?'
'Na gut.'
Mit aller Kraft versuchte er den Ast ab zu brechen, doch der dachte nicht daran und leistete erbitterten Widerstand. Mit seinem Taschenmesser sägte er daran herum.
'Basti lass, wenn es nicht geht. Dann nehmen wir einen anderen?'
'Nein. Wir nehmen den!'
Kaum hatte er das gesagt, packte er den Ast und sprang. Mit seinem ganzen Gewicht hing er daran und schon bald knackte es laut und er brach ab. Wie eine Katze fiel Sebastian vom Baum und landete auf den Füßen.
'Siehst du?'
'Uh! Das ist ja ein ganz anderer, als ich gezeigt hatte?'
'Ah ja?'
Er blickte in die angezeigte Richtung und erblickte einen wesentlich dünneren Zweig mit Kirschen daran.
'Soll ich den auch noch holen?'
'Quatsch! Meine Güte, sind das viele!'
Sie setzten sich in den Schatten des Baumes und naschten die süßen Früchte. Plötzlich pflückte Anni zwei zusammenhängende Paare vom Ast und hängte sie sich an die Ohren. Mit einer anderen Kirsche, die sie leicht zerdrückte, malte sie sich die Lippen rot und stand auf.Sebastian verstand sofort die Anspielung. Das sollte Miss Arnold darstellen, mit ihren riesigen Perlenohrringen und den dunklen Lippen.
'Also Ann-Kathrin! Das sind Aufgaben, die Schüler in der achten Klasse lösen! Das musst du aber können!'
Wild fuchtelte sie mit ihrem Finger in der Luft herum.
'Und wie sehen deine Schuhe aus? Geh sofort los und putze sie sauber!'
Sebastian fing an zu grinsen und auch Anni lächelte. Irgendwie musste sie ihn doch mal zum Lachen bringen?
'Miss Arnold!' Sebastian stieg in das Spiel ein. 'Ich habe meine Hausaufgaben vergessen!''Was?! Ja Junge, was soll nur aus dir werden?'
'Ich weiß nicht! Was raten Sie mir?'
'Auf die Knie! Küss mir die Füße du Flegel!'
Plötzlich lachte er kurz auf und auch Anni musste lachen. Ja, so gefiel er ihr schon wesentlich besser. Außerdem war heute noch etwas anders, nur was?
Plötzlich dämmerte es ihr.
'Du hast eine andere Brille auf, richtig?'
'Stimmt. Die nehme ich immer zum Auto fahren.'
'Die sieht toll aus!'
Es war eine ganz andere Brille, als die, die er sonst immer trug. Die Gläser waren nicht von so einem Dicken Rahmen umfasst und auch die Bügel waren ganz dezent. Wesentlich besser!'Danke.'
Anni setzte sich wieder neben ihn und blickte auf die Uhr.
'In zehn Minuten müssen wir wieder zurück zum Schulhof. Die anderen suchen uns bestimmt schon.'
'So wie du jetzt aussiehst? Damit verrätst du uns ja.'
Der Saft der Kirsche, den sie sich auf die Lippen gepinselt hatte, war schon tief in die Poren gedrungen und leuchtete dunkelrot auf.
'Was mach ich jetzt?!'
Sie rubbelte auf ihrem Mund herum und schrubbte, sodass Sebastian schon davon ausging, dass sie mit dieser Aktion ihren Mund weg radierte. Schließlich schaffte sie es, das verräterische Übel zu beseitigen und grinste ihn schief an.
'Jetzt siehst du aus, als hättest du wild herum geknutscht.'
'Was?!'
'Na deine Lippen sind total geschwollen!'
'Scheiße... Halt mal still. Vielleicht kann ich mich in deiner Brille spiegeln....'
'Das geht nicht. Die Gläser sind entspiegelt.'
'Ach was, zeig her jetzt!'
Sie blickte in die Gläser, sah jedoch nur seine hübschen, blauen Augen mit den kleinen, mintgrünen Punkten darin. Langsam näherte sie sich seinem Gesicht. Nur mal ganz kurz, ein kleines Küsschen. Mehr wollte sie nicht. Sie bemerkte, wie er seine Augen schloss und auch sie ließ ihre einfach zu fallen, als plötzlich ein quäkende Stimme aus dem Wald schallte.'Anni! Basti! Wo seid ihr?'
'Das ist Treckerfresse!'
Anni sprang auf und putzte sich die Stiele der Kirschen vom Kleid und auch Sebastian sprang auf, wie ein Geisteskranker und warf den Ast tief ins Kornfeld.
'Wir sind hier!' rief Anni nach einiger Zeit und sie machten sich beide auf den Weg zu dem Ort, wo sie Meggan vermuteten. Wutentbrannt stapfte diese aus dem Unterholz heraus und legte mal wieder ihre Hände in die Taille.
'Wo wart ihr denn?! Alle suchen nach euch!' giftete sie los.
'Es war so, dass...'
'Es ging mir nicht gut, ich musste raus aus dem Wald. Anni hat mich nur begleitet, weil sie sich Sorgen gemacht hat.'
'Oh, und jetzt geht es aber wieder?'
'Ja es geht, aber mir wäre es lieber, wenn ich nicht wieder durch den Wald müsste, um zur Schule zu kommen.'
'Dann gehen wir eben außen herum!' entgegnete Meggan ihm freundlich.
'Geh du doch schon mal zu den anderen und sag ihnen, dass du uns gefunden hast. Sonst suchen die doch auch nach dir?'
'Geh du doch!' motzte Meggan plötzlich los.
'Ich weiß doch gar nicht, wo die anderen sind?'
Nach kurzem Überlegen gab Meggan schließlich nach und machte kehrt.
'Ich werde sagen, dass ihr in zehn Minuten am Schulhof seid.'
'Blöde Hackfresse!' brüllte Anni ihr noch hinterher.
'Diese Sklaventreiberin! In zehn Minuten am Schulhof...' äffte sie sie nach. 'Zehn Minuten, da müssten wir ja fliegen.'
'Ist es denn so weit?'
'Naja, wenn wir die Strecke nicht rennen wollen, dann brauchen wir schon ein bisschen.''Dann gehen wir eben zügig. Ok?'
'Na gut.'
Schweigend liefen sie nebeneinander her. Was war da nur unter dem Kirschbaum geschehen? Und warum musste Treckerfresse ausgerechnet jetzt stören?! Empört schnaufte Anni auf und Basti blickte zu ihr herüber.
'Meggan hat mich Basti genannt.'
'Ich weiß. Das werden die anderen sicher auch bald machen.'
'Meinst du?'
'Sicher. Das ist jetzt dein neuer Nick.'
'Finde ich gut.'
Wieder trotteten sie nebeneinander her und keiner sagte etwas. Und doch dachten beide an das Gleiche. Sie wurden mit jedem Schritt spürbar langsamer und schließlich fasste Anni ihn an der Hand und sie stoppten. Verstohlen blickte er sich um.
'Was, wenn uns jemand sieht?'
'Wobei?'
'Beim Händchen halten?'
'Wer soll uns denn sehen? Hier ist doch sonst niemand und Treckerfresse ist schon lange wieder bei den anderen?'
'Schon, aber...'
Er spürte, wie sie ihn anblickte und ihm stockte der Atem. Wieder kam sie auf ihn zu. Nur ein kleines, ganz kurzes Küsschen. Doch er drehte ab und nahm seine Hand aus ihrer.
'Was ist denn?'
'Wir sollten das nicht tun. Du hast gestern erst deinen Freund verloren und ich mag es nicht das Trostpflaster für dich zu spielen.'
Wie angewurzelt blieb sie stehen.
'Wer sagt denn, dass du mein Trostpflaster bist?'
'Mein Bauchgefühl.'
'Du bist ganz schön selbst eingenommen was?!'
'Warum?'
'Das klingt eben so.'
'Ich möchte nur nicht wieder verletzt werden, das ist alles.'
'Traust du mir das etwa zu?'
'Allerdings.'
Er drehte wieder ab und lief weiter. Anni folgte ihm und packte ihn am Arm.
'So toll bist du nun auch wieder nicht, dass ich mich unbedingt mit dir trösten muss!'
'Danke.'
'Ja was hast du denn gedacht?! Du bist nicht Jonny Depp oder sonst wer? Was hast du denn geglaubt?!'
'Dass wir Freunde sein könnten. Und dass sich daraus vielleicht irgendwann mal mehr entwickelt.'
Plötzlich klappte ihr die Kinnlade runter. Sie blickte in seine Augen, die ihr verzweifelt ins Gesicht schauten.
'Basti, ich... Ich war eben neugierig. Ich hatte vor Marc noch nie etwas festes und wollte eben wissen, wie es mit wem anders ist.'
'Warum nimmst du dafür nicht Charly? Der ist doch heiß auf dich wie ein Rüde?'
'Weil er ein eingebildeter Schnösel ist. Außerdem würde er mich mit meinen ohnehin schlechten Leistungen noch weiter runter ziehen. Es ist ein Wunder, dass er letztes Jahr nicht hängen geblieben ist.'
'Deine schulischen Leistungen halten sich davon ab? Das glaubst du doch selber nicht?!'
'Basti, ich mag dich. Auch wenn du anders bist, als alle anderen. Oder gerade deswegen, ach ich weiß es nicht...'
'Du willst also nur einen anderen küssen? Mehr nicht?'
'Mehr nicht.'
Zögernd blickte er sie an. Schließlich strich er ihr durch das Gesicht und näherte sich ihren Lippen. Doch noch bevor sich ihre Lippen berührten, drehte er ab und lief weiter.
'Basti, Basti warte!'
Doch er lief immer schneller, konnte ihr nicht mehr in die Augen sehen. Warum musste es ihm ständig bei ihr passieren. Es war aber auch zu dumm, wenn der Unterleib ein Eigenleben entwickelte. Plötzlich fühlte er eine Hand an seinem Arm, die ihn in den Wald zerrte.
'Charly?'
'Hast du sie gerade geküsst?!'
'Hast du es etwa gesehen?!'
Dafür fing er schon den ersten Hieb.
'Los Jungs, haltet ihn fest.'
Robbie und Chris hielten ihn an den Armen, während Charly immer und immer wieder in seinen Bauch boxte. Als er schließlich zusammenbrach und sich übergab, ließen sie endlich von ihm ab.
Als Anni den Schulhof erreichte wartete dort schon Mister Gray auf sie.
'Wo ist denn Sebastian?'
'Ich dachte, er wäre schon hier?!'
Entsetzt ging sie die Gesichter der Klassenkameraden ab. Sebastian war nicht dabei.
'Er ist schon vor gelaufen. Ich dachte wirklich, dass er schon hier wäre.'
Mister Gray runzelte die Stirn und atmete tief ein.
'Dann müssen wir also wieder los und suchen?'
Plötzlich kamen Charly, Robbie, Chris und Sebastian aus dem Wald gelaufen. Zumindest die ersten drei genannten liefen, denn Sebastian hing mehr in ihren Armen und wurde hinterher geschleift, als dass er lief.
'Basti!'
Meggan kam angerannt und blickte ihn an.
'Was hast du denn?'
'Ihm ist wohl schlecht geworden.'
'Basti!' Anni kam auf ihn zu und hockte sich vor ihn. Chris und Robbie ließen ihn unsanft auf den Boden fallen und er röchelte schwer auf.
'Hast du Schmerzen? Was ist mit dir?'
'M-mir ist nur schlecht geworden.'
Wutentbrannt blickte sie auf.
'Das wart ihr! Ganz bestimmt wart ihr das!'
Mit dem Finger zeigte sie auf jeden einzelnen von den Jungs.
'Wir haben gar nichts gemacht Anni. Er lag einfach am Boden und da haben wir ihn eben eingesammelt.'
'Lüge! Ich glaube euch kein Wort!'
'Wir haben ihn sogar wiederbelebt. So wie du! Mund zu Mund, nicht?'
'Wa...?! Was erzählst du da?'
'Nur ein kleines Küsschen, bitte bitte!'
'Halt doch dein dummes Maul, Charly. Du redest geistigen Dünnschiss, mehr nicht!'
'Also stimmt das jetzt, was ihr sagt?' Mister Gray blickte alle prüfend an.
'Sebastian? Stimmt es, dass die Jungen dich gefunden haben?'
Leicht nickte er und stand auf.
'Sollen wir dich zum Arzt bringen?'
'Nein, es geht schon wieder.'
Langsam lief er zum Eingang der Schule und alle anderen blickten ihm nach. Anni krallte sich Charly und flüsterte ihm gepresst ins Ohr.
'Wir haben uns nicht geküsst, Arschloch. Merk dir das für die Zukunft!'
Sauer folgte sie Basti in die Schule und auch alle anderen gingen wieder rein. In der Empfangshalle stand schon Miss Dallan und wartete auf die Klasse.
'Ich habe im Schlossgarten Staffeleien aufstellen lassen. Wir arbeiten bei dem schönen Wetter am besten draußen.'
So rechte Begeisterung wollte irgendwie nicht aufkommen, nach der verpatzten Geographiestunde. Trotzdem folgten alle Miss Dallan in den Schlossgarten. Nachdem sich alle einen Platz gesucht hatten und sich jeder mit den Materialien vertraut gemacht hatte, kehrte etwas Ruhe ein.
'Ich möchte, dass ihr diesen Rosenstock auf die Leinwand bringt. Ihr könnt dafür alle Materialien benutzen, die ihr an eurer Staffelei vorfindet. Ihr habt Zeit, bis zum Ende der Stunde.'
Basti blickte auf die Leinwand vor ihm. Noch war sie weiß und schien ihn hämisch an zu grinsen, als er plötzlich spürte, wie ihn jemand in die Seite piekste.
Anni hatte sich genau neben ihn gesetzt.
'Was war denn los?' flüsterte sie ihm leise zu.
'Ist doch nicht so wichtig.'
'Jetzt sag schon.'
'Nein.' flüsterte er gepresst.
'Jetzt sag es endlich!'







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