Black Tiger Teil 13

Autor: Any
veröffentlicht am: 02.04.2008




'Heute lernst du das Telejumpen.'
'Das was?'
'Du weißt schon.', Raven verschwand vor Jessies Augen und tauchte hinter ihr wieder auf. 'Teleportjumps.'
'Ach so… Und wie soll das bitte gehen?!'
Er schmunzelte und trat einen Schritt näher an sie heran. 'Wir fangen einfach an: Fixier deinen Blick auf einen Fleck ganz in deiner Näher und versuche an nichts Anderes zu denken, als an diesen Ort, dann denk dir einfach, dass du dort sein möchtest, egal um welchen Preis, verstanden?'
'Und wie soll man das bitte machen?'
'Was ist denn so schwer daran bitte?'
Entgeistert sah sie ihn an. 'Was so schwer daran ist? Nun, lass mich mal nachdenken… Vielleicht die Tatsache, dass ich mir derzeit über ganz viele andere Sachen Gedanken machen muss?!'
'Worüber denn zum Beispiel?', ein interessierter Blick seinerseits streifte sie.
'Über meinen Vater und River, meine Mutter und Silver, aber am meisten über dich und meine Träume von dir.' Am Liebsten hätte Jessie sich die Zunge abgebissen. Wieso sagte sie ihm, dass sie über ihn nachdachte, dass sie Träume von ihm hatte.
Raven zog eine seiner Augenbrauen in die Höhe. 'Über mich?'
Jessica wurde rot. 'Vergiss es.'
'Nein! Das interessiert mich, du träumst von mir hast du gesagt?'
'Ja…', murmelte sie.
'So? Was denn?'
Sie versuchte einen Punkt am Boden zu fixieren, aber es klappte nicht. Das Einzige was sie sich jetzt wünschte war, an irgendeiner anderen Stelle sein zu können, einfach zu verschwinden um den peinlichen Gespräch zu entkommen, aber offensichtlich war das Telejumpen doch nicht so einfach, nur wünschen war nicht alles.
Aber sie konnte ihm doch nicht sagen, was sie träumte! Schließlich ging es darum, dass er ein Dämon war und sie alle umbrachte… Was, wenn es stimmte? `Ach Quatsch, Jessie, was denkst du denn schon wieder?´, sie schüttelte bestimmt den Kopf. Raven konnte kein Dämon sein, schließlich stand er hier als Mensch vor ihr. Sie machte sich unnötig verrückt.
'Also, was muss ich machen, wenn ich an einen Ort denke?', fragte sie, um ihn vom Thema abzulenken, aber so einfach machte er es ihr nicht. 'Vorher möchte ich noch wissen, was du träumst und warum du dir Gedanken über mich machst.'
'Das sag ich dir nicht.'
'Wieso nicht?', er sah ein bisschen enttäuscht aus.
'Na eben so halt.'
'Keine gute Antwort.'
Sie seufzte. 'Ich weiß, meine Antworten sind nie gut für dich.'
'He, aber auch nur weil es stimmt.'
Sie schlug zum Spaß mit einem Arm nach ihm, aber er wich dem Schlag geschickt aus und schmunzelte sie spöttisch an. Jetzt war Jessies Kampfeslust geweckt. Nicht umsonst hatte sie die letzten Wochen so hart trainiert und das würde sie ihm nun beweisen!
Jessie nahm eine standhaftere Haltung an und baute sich vor ihm auf, soweit man das so nennen konnte, da er noch immer sehr viel größer war als sie.
Raven beobachtete sie gespannt, was als nächstes kommen würde.
Innerlich bereitete Jessica sich auf ihre Bewegung vor, dann schlug sie nach seinen Beinen, blitzschnell wich er aus, aber sie stoppte im letzten Moment und wechselte die Richtung. Mit ihrer zur Faust geballten Hand traf sie direkt seinen Bauch. Keuchend taumelte er ein kleines Stück nach hinten. Sie hatte fest zugeschlagen, nicht mit all ihrer Kraft, aber schon fest. Raven fing sich schnell wieder und startete einen Gegenangriff, als Jessie sich schon so fest sie konnte vom Boden abstieß und ihm entgegen sprang. Er hatte keine Chance zu entkommen! Frontal krachte sie mit ihren beiden Händen gegen seine Brust und wollte sich an ihm abstoßen und ihn somit zu Fall bringen, aber er packte ihre Hände und hielt sie fest, sodass sie beide zu Boden gingen. Jessie fiel auf Ravens Bauch, der sie noch immer fest umklammert hielt.
Ihr Blick wanderte ein Stück nach oben und sie sah nach langer Zeit wieder in seine schwarzen Augen. Er lächelte sie an und ihr wurde heiß und kalt. Sie fühlte sich unwohl. Jessie wollte sich abrollen, aber er hielt sie nur noch fester an sich gedrückt. Wieder spähte sie zu seinem Gesicht, das ihrem gefährlich nahe kam. 'Gar nicht mal so schlecht…', murmelte er und berührte dabei fast ihre Lippen. Der Drang ihn zu küssen war unglaublich groß. 'Nicht so schlecht?', keuchte sie.
'Ja… Du hättest mich beinahe ganz zu Fall gebracht.', ihre Münder berührten einander kurz.Das war nicht richtig, dachte Jessie. Er liebte sich nicht und sie war sich ihrer Gefühle auch noch nicht ganz klar.
Sie wand sich in seinen Armen und versuchte ihm zu entkommen, aber seinem starken Griff konnte sie nicht entkommen.
'Wohin willst du denn so eilig?', fragte er sie mit einem süffisanten Lächeln.
'Ehm… Runter von dir?'
Raven lachte. Er lachte! Es war nicht das Lachen mit dem eisigen Unterton, dass er sonst immer von sich gab. Nein! Lebhaft! Ohne es zu wollen, freute sich Jessie! Sie spürte wie sich sein Brustkorb hob und wieder senkte. Es war ein angenehmes Gefühl und sie ertappte sich dabei, dass sie sich wünschte ewig so liegen bleiben zu können. Schnell schüttelte sie den Gedanken ab.
'Hör auf zu lachen!', spaßhalber boxte sie ihm auf die Brust.
'Geht nicht!', er lachte weiter.
Beleidigt sah sie ihn an. 'Was ist denn bitte so lustig daran, dass ich nicht auf dir liegen will?' Doch noch während sie es sagte, wurde sein Gelächter noch lauter. Sie musste innerlich grinsen, zwang sich aber zu einer beleidigten Miene. 'Raven! Das ist gar nicht so komisch.''Oh doch! Wie du das sagst…', er gluckste.
Jessie grummelte etwas vor sich hin. Langsam beruhigte er sich wieder und seine Brust hob sich regelmäßiger. Er sah in ihr Gesicht. Ihre Lippen hatte sie zu einem Schmollmund verzogen, die Augen starrten ihn verbissen an, aber er konnte deutlich ein Leuchten in ihnen sehen. War es Freude?
Auch sie hatte ihn gemustert. Sein Mund war noch immer zu einem Grinsen verzogen und in seinen Augenwinkeln konnte man kleine Lachtränen sehen.
Eine Weile sahen sich die Beiden nur an. Es war magisch! Sie hatte sich ihm noch nie so nahe gefühlt. Ihr Herz pochte so laut, dass sie glaubte, jeder im Umkreis von zwei Kilometern müsste es hören.
Wieder war dieses Gefühl ihn Küssen zu wollen da. Er kam wieder näher. Sie wollte den Kopf wegdrehen, aber sie musste wie gebannt in seine schwarzen Augen schauen. Sie wirkten, als würden sie leuchten! Nun erkannte sie auch eine andere Farbe in ihnen. Sie waren nicht immer rein schwarz! In ihnen war noch ein Hauch Grau zu sehen. Kleine hellgraue, fast weiße Sprenkel! Wie Sterne in am dunklen Nachthimmel, dachte Jessie. Erstaunt über ihre Entdeckung öffnete sie leicht den Mund. 'Du hast ja gar keine rein-schwarzen Augen!'Der prickelnde Moment war zerstört. Raven hielt in seiner Bewegung inne und sah sie verwundert, aber auch ein wenig ärgerlich an.
'Hab ich ja auch nie behauptet!'
'Stimmt… Ist mir nur gerade aufgefallen, weil sie gerade so leuchten.'
Leuchten? Was redete sie da? Am liebsten hätte sie sich die Zunge abgebissen.
'Sie leuchten?', er runzelte die Stirn.
'Ja…'
'Wie Glühbirnen oder was?'
'Na… eben… leuchten…', sagte sie geniert und sah auf ihre Hände, die auf seinem Brustkorb ruhten.
Plötzlich spürte sie seinen Blick im Nacken und sah auf. Er grinste!
Sie schnaufte ärgerlich auf. Er hatte sie wieder einmal geneckt.
Plötzlich fiel ihr etwas ganz anderes ein. 'Sag mal, Rav?'
'Hm?'
'Wieso wirkst du… auf einmal so glücklich?'
'Glücklich?'
Sie nickte. 'Seitdem ich dich kennen gelernt habe, hast du noch nie so lebensfroh ausgesehen, warum?'
Er überlegte sich seine Antwort genau. Natürlich wusste er, warum er glücklich und lebensfroh war, aber das durfte er ihr nicht sagen und er durfte auch nicht sagen, was er wirklich war. Er seufzte auf, dann antwortete er: 'Das liegt daran, dass ich in letzter Zeit eben viel Spaß hatte.'
'Spaß? Wobei?', sie glaubte ihm natürlich nicht, schließlich hatten sie schon einmal vor ein paar Wochen darüber gesprochen, warum er immer so traurig aussah, aber er konnte es ihr nicht sagen, da er Angst hatte. Angst, sie würde sich von ihm abwenden.
Jessie wusste nicht wieso, aber sie fühlte, dass sein Geheimnis weitaus größer und schwerwiegender war, als er zugeben mochte und sie wollte unbedingt wissen, was es war! Sie wollte, dass er ihr vertraute und sie ihm nahe sein konnte.
'Na ja, mit dir zu trainieren, du bist ganz schön unterhaltsam!'
'Na danke…'
Er grinste sie breit an und auch sie rang sich ein Lächeln ab.
'Ach ja!', fing er an. 'Du hast mir noch gar nicht gesagt, was du von mir träumst und denkst.'
Jessica hatte so gehofft, dass er es wieder vergessen hatte, aber innerlich wusste sie, dass das bei Raven unmöglich war. Unbehaglichkeit verbreitete sich in ihrem Körper.
'Ich werde es dir auch nicht sagen.'
'Wieso nicht?', Enttäuschung huschte über seine Züge.
'Weil es dich nichts angeht.'
'Natürlich geht es mich was an! Du denkst über mich nach und du träumst sogar von mir! Ich habe ein Recht darauf es zu wissen!'
'Gar nichts hast du!'
'Doch!'
Nun wollte sie erst recht von ihm herunter. In ihrer derzeitigen Situation konnte sie sich nicht wehren, zumindest nicht mit ihren Armen und Beinen.
'Lass mich jetzt los, Raven!'
'Wieso denn?'
'Weil du mir das Telejumpen beibringen musst und ich nicht länger auf dir liegen möchte.'
'Faule Ausrede… Aber du hast Recht, wir haben nicht die Zeit für so was hier.'
Er ließ Jessie los und sie rollte sich von ihm ab.
Am liebsten hätte sie ihm ihr Herz ausgeschüttet! Die Träume quälten sie zur Unendlichkeit, aber vielleicht würde sie alles damit zerstören. Sie waren sich näher gekommen und sie wollte nicht riskieren, dass sie sich so wieder von einander distanzieren.
Es war zwar wie eine innere schwere Last, die sie zu tragen hatte, aber sie musste sich zurückhalten und warten. Warten, bis er ihr endlich sagen konnte, was ihn so bedrückte.Sie stand auf und auch er erhob sich. Auch Raven war mittlerweile wieder auf den Beinen und sie starrten einander an.
'So nennt ihr also euer `Training´?', die Stimme kam wie aus dem Nichts.
Erschrocken drehten sich die Beiden um, aber sie konnten niemanden sehen.
'Wer… Wer ist das?', fragte Jessie, während Raven schon in eine Abwehrhaltung gegangen war.
Plötzlich tauchte River neben ihr auf und packte sie grob am Arm. Vor Schreck zuckte sie zusammen. 'River?!'
Raven wirbelte zu ihnen herum und sah ausdruckslos zu seinem Bruder.
Wenn es andere Umstände gewesen wären, dann hätte sie sich gefreut ihn zu sehen, aber er hatte offensichtlich alles mitbekommen.
'Was machst du hier? Ich habe dich die ganze letzten drei Wochen nicht gesehen!'
Doch River beachtete sie nicht weiter sondern zog sie nur noch näher zu sich heran. Verdattert sah sie ihn an, doch sein Blick war stur auf Raven gerichtet und war, wie immer, hasserfüllt.
'Raven!', donnerte er. 'Was hatte das vorhin zu bedeuten?'
Er konnte nur die Umarmung und das Fast-Küssen meinen.
Sein Bruder antwortete nicht. Wutentbrannt sah er nun doch zu Jessie herunter.
'Was sollte das?!'
Plötzlich Wut flammte in ihr auf. Warum war er hier und hatte sie die letzten drei Wochen nicht einmal besucht! Und warum stellte er sich so komisch an? Ihn ging es doch nichts an, was sie mit Raven machte und was nicht, was sie ihm auch prompt ins Gesicht sagte: 'Jetzt mach mal halblang! Es geht dich gar nichts an, was ich mit wem mache!'
Noch wütender packte er sie bei den Schultern. Sie verzog vor Schmerz das Gesicht, dachte aber nicht daran ihre Schwäche zu zeigen.
'Mich geht das sehr wohl was an, Jessica! Schließlich hängt von dir die Zukunft der Welt ab! Und was macht er?!', er fuchtelte mit einem seiner Arme zu Raven. 'Er versucht dich zu verführen!'
Entgeisterung machte sich in Jessie breit. River führte sich auf, als wäre er eifersüchtig.
'Verführen?! Sag mal hast du sie noch alle?!', sie schrie ihm direkt ins Gesicht.
'Na, was denn sonst, bitte?'
'Er hat nicht versucht mich zu verführen! Du hast doch gar keine Ahnung! Schließlich warst du die letzten drei Wochen wie vom Erdboden verschluckt!'
'Ja! Weil ich mich auf meine Aufgaben konzentriert habe, anders, als manche anderen, die sich lieber darum kümmern, ihre Schüler in der Kunst des Küssens einzuüben.', er bedachte Raven mit einem vor Wut schäumenden Blick. Jessie hatte Angst, dass River auf ihn losgehen könnte.
'Jetzt reicht´s, River! Du kannst nicht bestimmen, was Raven und ich zu tun haben und was nicht, es sollte dir egal sein, was wir für einander empfinden und Schluss! Und was das Training angeht: Wir haben die verschiedenen Kampftechniken abgeschlossen und wollten, bevor du uns so rüde unterbrochen hast, gerade mit dem Telejumpen anfangen!'
River musterte sie eindringlich, aber noch immer wütend. 'Und das soll ich dir glauben? Ich habe doch gesehen, wie ihr gemeinsam am Boden gelegen seid!'
'Und was ist da bitte passiert? Gar nichts! Du führst dich auf wie ein eifersüchtiges kleines Kind!'
'Tu ich nicht!', er klang trotzig.
'Doch sehr wohl!'
'Na gut! Du hast Recht! Aber ich habe auch ein Recht darauf, eifersüchtig zu sein!'
'Und weswegen?'
'Mein Gott! Verstehst du es nicht! Ich empfinde Etwas für dich! Etwas sehr starkes! Seit dem wir uns das erste Mal begegnet sind am Flughafen damals!'
Jessie hielt vor Schock den Atem an. Er empfand etwas für sie! Aber warum?
'Weißt du, was für eine Qual es ist, zu wissen, dass Raven jeden Tag mit dir verbringt und dir nahe sein kann und dann kann ich dich auch drei lange Wochen nicht sehen, weil ich mich voll und ganz auf das Training, deines dunklen Bruders konzentrieren muss und endlich habe ich Zeit, dich zu sehen, will dich besuchen und komme hier her und was sehe ich?! Dich auf Raven liegen, die Gesichter so nah beieinander, dass eure Lippen sich beinahe berühren! Dass ihr euch fast küsst!'
Der plötzliche Gefühlsausbruch warf sie total von der Rolle. River empfand so starke Gefühle für sie?
Wenn sie das gewusst hätte, dann… Ja? Was dann? Hätte sie sich trotzdem von Raven ferngehalten und versucht sich ganz auf das Training zu konzentrieren?
Aber Raven hatte sie einfach in seinen Bann gezogen! Sie wünschte sich so sehr ihm nahe zu sein, nicht körperlich, sondern seelisch. Sie wollte, dass er ihr vertraute, dass wusste sie. Auch das sie Gefühle für ihn entwickelte war ihr vor kurzem klar geworden. Sie wusste zwar noch nicht, was sie fühlte, aber auf jeden Fall waren sie stark.
'Du… empfindest so stark für… mich?', jedes ihrer Worte brachte sie nur mit Müh und Not über die Lippen.
Seine Wut verrauchte und er sah sie lange und liebevoll an. 'Ja.'
Jessie suchte Ravens Blick. Er stand noch immer wie versteinert da und beobachtete sie.Ihre Augen wanderten wieder zu River, der sie mit einem sanften Ruck zu sich in die Arme zog. Was machte er da? Sie empfand nicht mehr als Freundschaft für ihn. Aber sie wollte ihn nicht verletzen. Nicht jetzt…
Er beugte sein Gesicht zu ihrem herunter.
Er will mich doch nicht küssen!?, dachte Jessie panisch. Wieder sah sie zu Raven. Es schien, als würde er langsam aus seiner Starre erwachen. Wie würde er reagieren, wenn sie River erlauben würde, sie zu küssen? Würden die Beiden sich dann wieder streiten?
Rivers Lippen kamen den ihren immer näher und sie berührten sich schon beinahe. Jessica wollte das nicht. Sie versuchte ihr Gesicht wegzudrehen, aber er legte sanft, aber bestimmend eine Hand unter ihr Kinn und drückte ihren Kopf in seine Richtung.
Langsam löste sich ihr Widerstand auf. Gerade, als sie beschloss sich nicht mehr dagegen zu wehren, sondern es einfach geschehen zu lassen, wurde sie unsanft aus Rivers direkt in Ravens Arme gezogen. Er sah wütend aus.
'Was soll das?', zischte sein Bruder bedrohlich.
'Ich will nicht, dass du ihr so nahe kommst!', auch seine Stimme war drohend, aber etwas lauter.
Wütend sah sie von River zu Raven. Spannen jetzt schon alle hier? Keiner konnte bestimmen, was sie mit wem machte! Was sollte das?
Sie riss sich von Raven los. Verwundert sahen die beiden Brüder sie an.
'Habt ihr beiden sie noch alle? Es geht keinen was an, was ich mit wem wann und wo mache und keiner von euch beiden hat das Recht zu bestimmen, was ich mit wem von euch beiden mache!'
Enttäuschung machte sich in den Gesichtern der beiden breit, dann folgte Betroffenheit. Triumphierend bemerkte Jessie, dass sie einsahen, was sie falsch gemacht hatten.
'Tut mir leid, Jessie.', sagte River geknickt. 'Ich glaube ich sollte mich um meinen Schüler kümmern, anstatt hier bei euch zu sein.'
So hatte sie sich das nicht vorgestellt! Sie wollte ihn doch nicht kränken! Noch bevor sie ihn zum Bleiben überreden konnte, war er auch schon verschwunden. Innerlich ärgerte sie sich über die Fähigkeit des Telejumpens. Es war wirklich Zeit, dass sie es auch lernte. Sie wandte sich wieder an Raven, der sie interessiert musterte.
'Was ist?', fragte sie unfreundlich. Er hatte sich für sein Verhalten nicht entschuldigt, dabei war er genauso schuldig.
'Du hast River vorhin gesagt, dass es ihm egal sein kann, was wir beide füreinander empfinden…'
Hatte sie das? Sie wurde ungewollt rot.
'Was hast du damit gemeint?' Hoffnung machte sich in Raven breit. Vielleicht empfand sie das Gleiche für ihn wie er für sie!
'W-Was ich da-damit gemeint h-habe?', stotterte sie herum.
Er nickte und kam einen Schritt näher. Sie wich zurück.
'Nichts habe ich damit gemeint!', sie hatte sich wieder gefasst. 'Ich wollte ihm nur klarmachen, dass es ihm egal sein sollte, ob wir was füreinander empfinden oder nicht.'
Wieder kam er einen Schritt näher. Sie fühlte wieder das Verlangen ihn zu küssen. Nun stand er direkt vor ihr und zog sie zu sich in die Arme.
'Ich meine damit nicht, dass wir was füreinander empfinden!', sagte sie schnell um der Situation zu entkommen.
'Mhm…', murmelte Raven und beugte seinen Kopf ein wenig herab.
'Nur, dass, wenn es so wäre, es ihn nichts angehen würde.'
'Ach so.', wieder bewegte er seine Lippen ein Stück näher an die ihren.
Würde er sie jetzt küssen? Der Gedanke löste ein Prickeln in ihr aus und ein extremes Verlangen nach ihm, aber das durfte nicht sein! Sie wollte nicht wieder verletzt werden, was wenn er auch nur mit ihr spielen würde? Er vertraute ihr nicht einmal wirklich.
'Was machst du da?', fragte sie.
Er stoppte seine Bewegung und sah sie innig an. 'Wirst du gleich sehen…', wieder kam sein Mund etwas näher.
'Ich weiß nicht, ob das so gut ist…', hauchte sie. Ihre Stimme klang schwach und dafür ärgerte sie sich.
'Du kannst es ja herausfinden.', meinte er.
'Herausfinden?', keuchte sie. Ihr Verlangen wuchs. Er trieb sie in den Wahnsinn mit diesem Spielchen.
'Ja.'
'Was soll ich herausfinden?', fragte sie vorsichtig.
Er lächelte sanft, dann überwand er die wenigen Zentimeter die seine Lippen noch von ihren getrennt hatte und küsste sie.
Es war ein sanfter, begehrender Kuss. Leidenschaftlich und schön.
Ein Seufzen entkam Jessies Kehle und Raven drückte sie noch ein wenig fester an sie.
Als ihre Lippen sich wieder voneinander lösten, sah sie ihn liebevoll an. Ihr Herz klopfte noch immer wie verrückt. Seine Augen wirkten nicht mehr so kalt… Nein, sie leuchteten! Vor Freude.
Dieser Anblick erwärmte ihr Herz.
'Und? Hast du es herausgefunden?', Raven blickte sie erwartungsvoll an.
'Was? Was herausgefunden?', sie erwachte langsam aus einer Trance.
Er schmunzelte, antwortete aber nicht, ließ sie los und trat ein paar Schritte zurück.
'He! Was herausgefunden?'
'Musst du selber rausfinden!'
'Oh Gott! Schon wieder dieses ewige Spiel! Nie sagst du mir etwas.', entrüstet zog sie einen Schmollmund und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.
Doch Raven zeigte keinerlei Reue und schon bald gab sie ihre beleidigte Miene auf.
'Ich glaube, dass wir jetzt weiterüben sollten, sonst haben wir Zeitverzug.', grinste er.
'Aber jetzt kann ich mich überhaupt nicht mehr konzentrieren!'
'Wieso nicht?'
Sie wurde rot. 'Na ja… Also weil… Na du weißt schon.'
'Nein, also?'
Sie schaute ihm tief in die Augen. 'Wegen dem Kuss.', sagte sie schüchtern.
Raven wusste nicht, was ihn mehr amüsierte, ihr Anblick, oder die Worte, die sie von sich gab. Sein Grinsen wurde breiter.
'Lach nicht!', rief sie empört, doch schon prustete er los. Sie strafte ihn mit einem bösen Blick. 'Tut mir leid, aber du schaust einfach zu süß aus.', versuchte er sich zu entschuldigen und nicht dabei zu lachen.
'Das ist echt nicht komisch!'
'Doch schon.'
'Nein!', fauchte sie.
'Schon gut, schon gut. Hab verstanden: Nicht lustig.'
Zufrieden nickte sie ihm zu.
'Und jetzt konzentrier dich.', forderte er sie auf.
'Wobei?'
Er seufzte. 'Telejumpen.', gab er ihr das Stichwort.
'Ich hab dir doch schon gesagt, dass das nicht geht!'
'Also ein simpler Kuss sollte dich nicht so aus der Fassung bringen.', Kälte war aus seiner Stimme zu hören.
Erstaunt sah sie Raven an.
`Simpler Kuss.´? Bedeutete ihm das denn gar nichts?
Ein stechender Schmerz fuhr ihr durch die Brust. Wieso bedeutete ihr das soviel und warum war Raven auf einmal wieder so kalt zu ihr?
Hatte sie etwas falsch gemacht?
Sie trat einen Schritt auf ihn zu und kämpfte wieder einmal mit den Tränen.
Etwas verstört sah er sie an. 'Was hast du denn jetzt schon wieder?'
`Schon wieder...´? Nervte sie ihn etwa? Aber warum hatte er sie geküsst, warum hatte sie damals Liebe in seinen Augen gesehen?
'Ich kann heute nicht mit dir trainieren!'
'Wieso denn plötzlich nicht?', Wut mischte sich in seine Stimme.
Verzweifelt versuchte sie irgendeine Regung in seinem Gesicht zu erkennen, aber es gelang ihr nicht.
'Bitte, Raven…'
'Nein! Wir haben einen Zeitplan einzuhalten und solange es nichts Ernstes ist, müssen wir uns daran halten, also stell dich nicht so an wegen dieses dummen Kusses! Wahrscheinlich hätte ich das sowieso nicht tun sollen!'
Zerbrochen!
So fühlte sich ihr Inneres im Moment an. Wie konnte er das nur sagen?
Bedeutete sie ihm gar nichts?
'Bedeutet dir der Kuss denn gar nichts?' `Bedeute ich dir nichts?´, fügte sie in Gedanken hinzu.
Er sah sie eine Weile schweigend an. 'Nein.'







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