Black Tiger Teil 7

Autor: Any
veröffentlicht am: 24.01.2008




Bin wieder da... Aber die Teile werden jetzt wahrscheinlich nicht mehr so schnell kommen, aber ich werde schauen, dass ich mindestens zwei Teile pro Woche einschicke... Bitte seid mir nicht böse deswegen! LG Any

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Durch ein Kitzeln ihrer Nase wurde Jessica wach. Als sie sich verschlafen umblickte, wusste sie im ersten Moment nicht genau wo sie war. Aber mit einem Schlag kamen alle ihre Erinnerungen wieder zurück. Raven und River! Harald und Jenny! Griffin und Silver! Brasilien!
Mit einem Ruck setzte sie sich auf. Der Vogel, der, während sie geschlafen hatte, sich auf ihre Brust gelegt hatte, krächzte durch das unsanfte Wecken empört auf.
'Tut mir Leid, Silver!' Entschuldigend tätschelte sie ihm den Kopf. Er flatterte nur verärgert mit den Flügeln und flog auf den Kasten, wo er alles weitere ungestört beobachtete. Schnell zog sich Jessica ein T-Shirt und eine bequeme Jeans an. Heute sollte sie den Amazonas sehen!Vorfreude machte sich in ihr breit und sie hüpfte vergnügt durchs Zimmer. Silver beobachtete sie argwöhnisch. 'Was hast du?' Sie stoppte mit ihrem Herumgehüpfe und schaute ihn erfreut an. 'Oh Silver! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie aufgeregt ich bin! Heute werde ich den Urwald sehen! Unberührte Natur! Ein Traum wird wahr!'
Verständnislos blickte der Siebenfarbene-Tangar sie an. 'So toll ist das auch nicht.',
murmelte er so leise, dass Jessie ihn fast gar nicht verstand. Aber es war ihr egal! Sie fühlte sich in dem Moment so sehr mit ihrem Vater verbunden, wie noch nie zuvor! Endlich würde sie die Welt ihres Vaters sehen, da wo es Abenteuer gab!
'Musst du eigentlich unbedingt da raus? Also ich meine, kannst du damit nicht warten? Früher oder später wirst du da sowieso rausgeschickt, soweit ich das verstanden habe. Also, warum bleibst du nicht hier drinnen, im Sicheren?'
'Ich habe das Gefühl, dass du lieber hier drinnen bleiben würdest.'
'Kann sein…'
'Aber warum? Sehnst du dich nicht nach deiner Freiheit?'
'Meine Freiheit? Ich bin ein Verstoßener! Ich werde gejagt! Also frag mich nicht noch einmal nach meiner `Freiheit´!' Entsetzt starrte Jessica Silver an. Sie hatte nicht gedacht, dass das so schlimm sein würde! Jetzt wusste sie, warum der kleine Tangar gesagt hatte, dass er Schutz brauchte. Er war ein Gejagter, so etwas, wie ein Verbrecher, aber unschuldig… und das machte die ganze Sache umso schlimmer.
'Ich… es tut mir Leid! Ich habe nicht gedacht, dass es so schlimm ist.'
'Schon gut… Ich bin es gewöhnt.' Er sprang vom Kasten ab und gleitete zu Jessie hinunter, wo er sich an seinen gewohnten Platz auf ihrer Schulter saß. Das Mädchen hatte das schon geahnt und hatte sich zur Sicherheit ein paar Tücher auf ihre Schulter unter ihr Shirt gelegt, dennoch spürte sie einen stechenden Schmerz, als der Vogel sich mit seinen Krallen einhackte. Sie musste sich unbedingt etwas Besseres für die Zukunft überlegen, aber im Moment war das nicht der richtige Zeitpunkt.
'Bleibst du jetzt eigentlich bei mir?'
'Wenn es dich nicht stört?'
'Nein! Überhaupt nicht, es würde mich freuen!' Freudig sah der Kleine sie an.
'Was machen wir jetzt?', wollte er wissen.
'Ich weiß nicht. River hat gesagt, dass er mit mir heute raus geht, also wird er bald kommen. Wie spät ist es eigentlich?' Es war ja auch zu dumm, dass sie ihre Uhr nicht eingepackt hatte. Das Handy hätte es zwar auch getan, aber Raven hatte ihr verboten, es mitzunehmen. 'Es wird dich sowieso keiner anrufen.', hatte er gesagt. Sie schnaubte. Warum hatte sie auch nur auf ihn gehört. Was hätte er denn schon groß machen können, wenn sie es ihm weggenommen hätte? Wenn sie sowieso keiner anrufen würde, wo war das Problem?
Aber jetzt konnte sie auch nichts mehr daran ändern. Suchend sah sie sich in ihrem kleinen Zimmer um. Keine Uhr.
'Na toll.'
'Was ist toll?', wollte Silver wissen.
'Nichts ist toll! Es gibt keine Uhr in diesem Zimmer!'
'Aber warum sagst du dann `Na toll´?'
'Ach, dass ist nur so eine Redensart und bedeutet, wenn man es ironisch ausspricht, eigentlich das genaue Gegenteil.' Jessie fand, dass sie das gut erklärt hatte, aber ein Blick in das verständnislose Gesicht des Vogels zerstörte das.
'Ihr Menschen seit kompliziert! Wie soll man euch denn da verstehen, wenn man nie weiß, ob ihr es jetzt so meint, wie ihr es sagt.'
'Du gewöhnst dich dran.'
Jessica setzte sich auf ihr Bett und nahm ein Bauch, das sie sich Gott sei Dank entschieden hatte mitzunehmen, und begann zu lesen.
So kann ich wenigstens die Zeit totschlagen, bis River kommt.
Nach einer Weile musste sie aber wieder aufhören, weil ihr Magen nach etwas Essbarem schrie.
'Silver? Hast du auch schon Hunger?'
'Ja…'
'Dann lass uns die Küche suchen.'
'Aber Harald hat gesagt, dass sie dir heute die Küche zeigen werden.'
'Na und? Wer weiß wie lang das dauert, bis endlich jemand kommt?'
'Aber vielleicht sind sie böse, wenn wir nicht in unserem Zimmer sind, wenn jemand uns holen kommt.'
'Jetzt mach dir nicht in die Hosen!'
'Ich hab keine Hosen.' Sie seufzte. Es war wirklich schwer mit ihm
'Ich weiß, war wieder nur so ne Redensart. Also komm jetzt! Sie haben es uns ja schließlich nicht verboten aus unserem Zimmer zu gehen.' Der Vogel überlegte kurz und nickte dann, als sein Magen einen knurrenden Laut von sich gab.
Jessie öffnete die Tür und trat auf den Gang hinaus. Sie schaute sich um. Wo war denn nur die Küche?
Sie entschied sich dafür, in die entgegengesetzte Richtung der Toilette zu gehen.
Sie sah sich alles genau an, damit sie später wieder zurückfinden konnte. Aber nach einer Weile gab sie es auf. Diese Gänge sahen ja doch nur alle gleich aus.
Jessie glaubte jetzt schon Stunden durch diese Gänge gegangen zu sein und sie hatte sich, wie es kommen musste, verlaufen. 'Shit verdammter!', sie war stehen geblieben und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. 'Was ist?', wollte Silver, der bis jetzt schweigend auf ihrer Schulter gesessen hatte.
'Ich habe mich verirrt…'
'Ich hab dir doch gleich gesagt, dass das keine gute Idee ist, aber auf einen Vogel hört man ja nicht!'
'Ja… Tut mir Leid, du hattest Recht, aber ich habe doch so Hunger!' Bestätigend knurrte ihr Magen. 'Hörst du?'
'Ja, aber was machen wir jetzt?'
'Könntest du nicht ein bisschen herumfliegen und schauen, ob du irgendjemanden findest, der uns helfen kann und bringst ihn her?'
'Und wie soll ich das machen?'
'Na rede mit ihnen.'
'Du bist lustig! Wie soll ich den mit ihnen reden? Du bist hier die Einzige die mich versteht, abgesehen von deinem `Dunklen Bruder´!' Das mit der Ironie hat er aber schnell gelernt!, dachte Jessica. 'Ja, das ist ein Problem, aber du könntest sie ja auch so lange nerven, bis sie mit dir kommen!'
'Und was, wenn sie mich stattdessen einfangen und wegbringen? Ich will bei dir bleiben!''Ja! Ich will ja auch, dass du bei mir bleibst, aber so kommen wir einfach nicht weiter!'
'Dafür kann ich doch nichts! Das Risiko ist zu groß, Jessica!'
'Bitte sag nicht `Jessica´ zu mir, da klingst du so wie meine Mutter.'
'Wie soll ich dich denn dann nennen?'
'Jessie.'
'Jessie?'
'Ja.'
'Warum nennt dich Raven dann immer Jess?'
'Weil er es so wollte.'
'Aber du magst ihn doch nicht, oder?'
'Na ja… Ein ganz klein wenig mag ich ihn ja schon-…'
'Ha! Erwischt! Du magst ihn doch mehr, als du es dir zugestehst!' Triumphierend blickte der Vogel sie durch seine grauen Augen an. 'Ja, ich mag ihn, aber ich finde einfach kein Vertrauen zu ihm! Er ist mir unheimlich…'
'Wieso das?'
'Wegen seinen schwarzen Augen.'
'Nur deswegen?'
'Sollten wir uns nicht lieber um das eigentliche Problem kümmern?' Jessie wurde unwohl. Sie hatte wieder das Gefühl beobachtet zu werden.
'Nein! Das interessiert mich jetzt!'
'Pssst.', sie deutete Silver still zu sein. 'Irgendjemand ist da, dass spüre ich.', flüsterte sie. 'Sag mal hast du Wahnvorstellungen? Du willst doch nur das Thema wechseln!'
'Bitte sei leiser.', flehend sah sie den Vogel an. Er schnaufte. 'Na gut, wenn es unbedingt sein muss, aber dann beantwortest du mir deine Frage!'
'Ist gut und jetzt sei endlich mal leise.' Sie lauschte. Nichts rührte sich.

Das war knapp, fast wäre er in sie hineingerannt. Zum Glück hatte er im letzten Moment ihren Schatten gesehen und hatte kehrt gemacht. Was machte sie überhaupt hier? Es hieß doch, dass sie ihr Zimmer nur in Begleitung anderer verlassen würde. Erleichtert seufzte er auf. Sie durfte ihn nicht zu sehen bekommen, genauso wie er sie nicht, vor der gegebenen Zeit, hätte sehen dürfen. Er wollte gar nicht daran denken, was das für Auswirkungen haben würde.

'Bist du dir sicher, dass da jemand ist?'
Jessie hörte Silver gar nicht zu, sondern starrte angestrengt ins Halbdunkle des Ganges. Sie konnte eine Abbiegung ein paar Meter weiter hinten erkennen. Vielleicht war ihr…
Verfolger? dort? Langsam schritt sie zu der Ecke.

Ihr Schatten bewegte sich wieder! Er kam immer näher und näher. Hatte sie ihn bemerkt?Er wurde panisch. Ich muss hier weg!

Nur noch ein paar Schritte und sie war um die Ecke. 'Was wird denn das jetzt schon wieder?' Sie deutete Silver mit einer Handbewegung still zu sein. Da war doch jemand! Sie vernahm ein leichtes Huschen.
Noch einmal entkommst du mir nicht!
'Jess!?' Jessie zuckte zusammen. Langsam drehte sie sich um. Raven kam raschen Schrittes auf sie zu und hielt sie grob an beiden Schultern fest. 'Was machst du hier?'
'Ich habe die Küche gesucht.' Ungläubig starrte er sie an. Wenn sie wüsste, dass sie beinahe alles zerstört hätte mit ihrer `Erkundungstour´.
'Du hättest auf Harald warten sollen! Er wäre gekommen und hätte sie dir gezeigt!'
'Aber Silver und ich hatten doch schon so Hunger!', jammerte sie.
'Das war gefährlich, weißt du das? Du solltest nicht mehr alleine hier herumgehen.'
'Wieso nicht? Was kann denn schon groß passieren? Laufen hier drinnen etwa auch wilde Tiere herum?'
'Vielleicht…' Entsetzt sah sie ihn an und stierte dann wieder ins Halbdunkel um sich herum. 'Warum sagt mir das denn bitte keiner?' Sie blickte wieder zu ihm und sah, dass er grinste.Raven hatte sie aufs Fieseste reingelegt.
'Du Arsch! Du hast mir gerade richtig Angst gemacht!', sie schlug ihm sanft auf den Arm. 'Tut mir Leid, aber du solltest wirklich nicht mehr hier alleine herumstreifen! Hier gibt es zwar keine wilden Tiere, aber dafür ganz andere Dinge.'
'Was f-für D-Dinge?', ihre Stimme zitterte.
'Oh… ganz verschiedene...' Geheimnisvoll blickte er ihr in die Augen. Völlige Dunkelheit umgab sie. '… aber vor allem sind sie grausam.'
'Sag, dass du nur einen Scherz gemacht hast!'
'Du weißt, ich mache keine Scherze.' Sein Blick wurde boshaft.
'Ehrlich mal Raven! Das ist nicht lustig! Was machst du dann bitte hier, wenn es so gefährlich ist, wie du sagst?'
'Ich…musste etwas erledigen. Jetzt komm mit. River wird dich bestimmt schon suchen. Ihr wollt ja heute in den Wald raus.'
'Woher weißt du-...?', aber er lies sie nicht ausreden, sondern zog sie grob mit sich mit. Sie kam nur schwer mit ihm mit. 'Bitte langsamer! Ich bin schon ganz außer Atem!'
'Und so was will Cheerleader sein?' Raven schaute sie nur verachtend an, verlangsamte aber trotzdem seinen Schritt.
'Ja! Und zwar ein sehr Guter, klar?' Herausfordernd funkelte Jessie ihn an.
'Ich dachte, da muss man ein ganzes Spiel lang herumbrüllen und hupfen! Geht das denn, mit so wenig Kondition?' Empört schnappte sie nach Luft. 'Du hast doch gar keine Ahnung! Du warst ja nie auf einer Schule, wo du so etwas vielleicht zu Gesicht bekommen hättest!''Dem Herrn sei Dank.'
'Jetzt reichts! Mit dir gehe ich nirgendwo mehr hin!', sie riss sich los, blieb stehen und verzog ihre Lippen demonstrativ zu einem Schmollmund. Genervt drehte Raven bei und baute sich vor ihr auf. 'Wir haben jetzt wirklich keine Zeit dafür!' Sie drehte ihren Kopf weg und ignorierte ihn.
'Jetzt sei mal nicht so! Es stimmt doch, was ich sag.'
'Püh! Was weißt du schon?'
'Eine Menge! Und jetzt spiel nicht die beleidigte Leberwurst sondern komm!'
'Ich will aber nicht mit dir mitgehen!'
'Ich bring dich doch nur zu deinem Zimmer!' Sie schnaubte. 'Von mir aus auch zu River, aber hier darfst du nicht bleiben.'
'Warum nicht? Ich kann hier nichts Gefährliches entdecken!' Sie deutete mit einer Hand um sich.
'Sei dir da nicht so sicher…'
'Ach, du willst mich nur wieder ärgern.'
'Wenn du meinst… Also soll ich dich jetzt zu River bringen, oder nicht?' Sie seufzte.
Offensichtlich hatte sie keine andere Wahl, als mit ihm zu gehen und so ging sie widerwillig hinter Raven her.
Den ganzen Weg zurück sprachen sie kaum ein Wort.
Jessie schmollte. Warum sagte er ihr nicht, was er dort gemacht hatte?
'Und du willst mir bestimmt nicht sagen, was du dort machen wolltest?'
'Du weißt, ich darf nicht.'
'Du darfst vieles nicht! Ein Wunder, dass du atmen darfst.', sagte sie giftig zurück. Langsam reichte es ihr. 'Wenn ich dir weiterhin mehr erzähle, als ich sollte werden sie schon dafür sorgen, dass ich nicht mehr atme.', antwortete Raven kühl.
'Nicht dein Ernst, oder?', sie blickte ihn misstrauisch an. Jessie konnte sich nicht vorstellen, dass Griffin ihn, oder irgendjemand anderen, töten lassen würde, er wollte sie doch nur wieder abwimmeln.
'Doch.', sagte er und ging schnellen Schrittes weiter.
'Du willst mir nur nicht sagen, was du hier gemacht hast! Das ist voll fies, weißt du das eigentlich?' Sie sah im Halbdunkeln, wie er lächelte.
'So bin ich eben, kann mich nicht ändern.'
'Sicher! Und irgendwann wirst du das auch machen müssen, denn sonst wirst du nie Freunde finden!'
'So? Ich dachte, wir beide sind Freunde.' Jessie bemerkte den ironischen Unterton in seiner Stimme nicht.
'Sind wir das? Nun, ich habe nicht so das Gefühl! Eher im Gegenteil! Jedes Mal, wenn wir uns sehen artet es in einer Diskussion aus.'
'Aber auch nur, weil du so neugierig bist.'
'Ich will eben etwas über dich erfahren! Ist das so falsch?'
'Ja.'
'Aber wie soll ich dann eine Freundschaft zu dir aufbauen? Ich kann dir nicht vertrauen!' Er blieb stehen. `Ich kann dir nicht vertrauen!´, halte es in seinem Kopf wieder. Das war schlecht, sehr schlecht. So würde sich die Prophezeiung nicht erfüllen und die Legende würde nur eine Legende bleiben. Er musste etwas dagegen unternehmen. Und zwar jetzt! 'Was ist?', fragte Jessie, die fast in ihn hineingerannt wäre, als er plötzlich stehen geblieben war. 'Jetzt hast du ihn beleidigt, Jessie!', zwitscherte Silver, der die ganze Zeit über schweigend auf ihrer Schulter gesessen hatte. Wären die Schmerzen nicht gewesen, hätte sie ihn wahrscheinlich vergessen. 'Du willst also wirklich etwas von mir erfahren?', fragte Raven langsam.'Ja.'
'Du musst mir schwören, dass mit niemanden darüber redest! Kein einziges Wort zu niemandem! Ist das klar?' Sie nickte.
'OK. Was willst du wissen?'
'Wie bist du in den Geheimbund gekommen?'
'Wie gesagt wurden mein Bruder und ich privat zu Hause unterrichtet. Während mein Bruder immer mit seinen Freunden wegging, blieb ich immer zu Hause und kümmerte mich um unsere schwer kranke Mutter. Mein Vater hatte unsere Familie schon vor Jahren verlassen. Ich war schon immer sehr in mich zurückgezogen wodurch ich nicht gerade beliebter war. Hauptsächlich war es aber wegen meinem dämonischen Auftreten durch die schwarzen Augen.', Jessie zuckte zusammen, genau deswegen war er ihr so unsympathisch. Erst jetzt fiel ihr auf, dass seine Augen wie die, eines Dämonen aussahen, nicht wie die eines Raben. 'Wieso ist dein Codename dann Raven?'
'… Wegen der Legende.'
'Aber wenn du eigentlich ein Dämon bist kann sich die Legende ja nicht erfüllen.'
'Wer sagt denn, dass ich ein Dämon bin?' Sie war der Wahrheit gerade gefährlich nahe gekommen und Raven bereute jetzt schon etwas von sich preisgegeben zu haben. Sie überlegte, verwarf den Gedanken aber dann wieder. 'Niemand… Ich habe es mir nur so gedacht.'
'… Auf jeden Fall war es ein Wunder, dass mein Bruder so viele Freunde hatte, weil wir ja Privatunterricht hatten.'
'Und er hat dich mit deiner Mutter wirklich alleine gelassen?'
'Nicht direkt, aber… er vertrug die Näher unserer Mutter nicht, er hasste sie.'
'Man kann doch nicht seine Mutter hassen!'
'Er tat es aber, ich weiß nicht warum… Es war halt so.'
'Es war halt so?! Das ist nicht fair! Er konnte dich doch nicht einfach mit euer kranken Mutter alleine lassen!' Raven zuckte nur mit den Schultern. Jessie hingegen konnte nicht wirklich glauben, was sie da hörte. Sollte River wirklich so verantwortungslos sein? 'Was ist jetzt mit eurer Mutter?'
'Sie ist gestorben… Kurz bevor wir hierher kamen.'
'Das heißt also, dass ihr hier seid weil ihr sonst nirgendwo anders sein konntet?'
'Und weil sie uns für die Suche der schwarzen Tiger brauchen.', ergänzte er.
'Und sie standen bei euch auch einfach eines Nachts in eurem Haus?'
'So ungefähr.'
'Und bis jetzt hat es jedes Mal geklappt, dass die, die ihr geholt habt, mit euch gegangen sind?'
'Meistens…'
'Was macht ihr, wenn jemand nicht mit will?'
'Die meisten haben ja gar keine andere Wahl, weil jedem, der sie kennt, der Vergessenstrank eingeflösst wird.'
'Wie fies! Das ist total unfair! So entscheidet ihr ja schon vorher, ob man mitkommt oder nicht!'
'Nicht ganz… Aber ja…' Entrüstet blickte Jessie Raven an. Sie hätte erwartet, dass er es zumindest erklären würde, aber er sagte einfach nur `Ja´!
'Schau nicht so! Ist nicht meine Entscheidung.'
'Wessen dann?', fragte sie spitz.
'Die von Griffin und Viper.'
'Viper? Ist das der andere?' Mist! Er hatte sich schon wieder verplappert.
'Ja, aber du darfst das niemanden gegenüber erwähnen!'
'Ja… Schon gut… Alles vertraulich… Wann ist dein Vater gegangen?'
'River und ich waren noch ziemlich jung… Ich schätze, als wir gerade mal zwei Jahre alt waren. Ich kann mich kaum an ihn erinnern...' Ein schmerzhaftes Stechen ging durch Jessies Brust. Sie würde ihren Vater vielleicht auch nie wieder sehen. Eine Träne rann ihr die Wange hinab. Raven erschrak, als er sie sah und blieb stehen.
'Was hast du?', er kam einen Schritt näher, aber Silver krächzte mit einem gefährlichen Ton auf sodass er mitten in der Bewegung inne hielt.
'Es ist nichts.', schnell wischte sie die aufkommenden Tränen weg.
'Fast jedes Mal, wenn ich dich sehe, beginnst du zu weinen! Du bist wohl ziemlich nah am Wasser gebaut, hm? Du und River würde wahrscheinlich perfekt zusammen passen.', sagte Raven ein wenig spöttisch. Wütend blickte Jessie ihn an. 'Ach fahr doch zur Hölle!', sie drehte sich um und rannte wieder in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. 'Jess! Warte!', hörte sie ihn noch rufen.

Mist! Raven schlug mit der Faust gegen die Mauer. Warum musste er sie auch immer verletzen? Er wusste es selbst nicht so genau, aber jedes Mal, wenn er den Schmerz in ihren Augen sah, verspürte er eine gewisse Genugtuung. Das einzige Problem dabei war, dass er dadurch nie Jessies Vertrauen gewinnen konnte. Jetzt musste er sie auch noch suchen. Missmutig lief er in die Richtung, in die sie gerannt war.

'Jessie?', fragte Silver vorsichtig. 'Alles in Ordnung?'
'Ja… Nur dieser verdammte Idiot bringt mich immer zur Weißglut!', sie kochte fast vor Wut. 'Warum weinst du dann?' Erschrocken sah sie dem Vogel in die Augen. Sie weinte?Jessica strich sich mit ihrer Hand über die Wange und fühlte die Nässe von Tränen, ihrer eigenen Tränen.







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