Tödliche Leidenschaft Teil 3

Autor: Belladonna
veröffentlicht am: 09.01.2007




Gespannt abwartend sah er sie an. Ein unkontrollierbares Zittern durchlief sie plötzlich, als sie sich jäh an diesen schrecklichen Abend zurück versetzt sah. Schon wieder drohten die Tränen in ihr aufzusteigen, aber sie kämpfte sie entschlossen zurück. Was sollte Jeff nur von ihr denken, wenn sie ewig und drei Tage immer anfing loszuheulen?! Also holte sie noch einmal tief Luft und fing an zu erzählen.
'Das alles passierte vor 8 Jahren, an einem stürmischen, regnerische Novemberabend. Ich war wenige Wochen zuvor gerade 16 geworden und meine Eltern erlaubten mir alleine zu Hause zu bleiben. Sie waren immer so besorgt um mich. Hatte ständig Angst, mich allein zu lassen in unserem großen Haus. Heute wär ich froh gewesen, wenn sie es weiter so gehalten hätten, aber damals war ich unvorsichtig und unendlich glücklich endlich allein zu Hause bleiben zu dürfen, während meine Eltern über das Wochenende zu Bekannten nach Stuttgart fuhren.Klar, sie hatten mir gesagt, ich solle Türen und Fenster im Erdgeschoss und auch im ersten Stockwerk geschlossen lassen, aber ich war einfach zu naiv. Mir war nicht klar, in welcher Gefahr ich mich befand. Jede Woche hörte man von neuen Vergewaltigungsopfern oder von jungen Mädchen, die entführt worden waren, aber ich war der Ansicht, dass so etwas immer nur anderen passieren würde, nie im Traum hätte ich daran gedacht, dass ich selbst eines Tages in so einer Situation sein würde. Ich schloss also zwar die Vordertür ab, ließ aber die Hintertür offen, weil mein damaliger Freund noch bei mir vorbeikommen wollte. Ich war so völlig in Gedanken und malte mir aus, was wir wohl machen würden. Wir waren schon einige Monate zusammen, aber uns war schon von Anfang an klar gewesen, dass wir nichts überstürzen würden. Wir wollten sogar später heiraten!
Heiraten!' schnaubte sie wütend 'Zu einer Hochzeit ist es nie gekommen!
Ich war also gerade in das dekorieren meines Zimmers vertieft, als ich Schritte die Treppe hinaufkommen hörte. Schwere Schritte und mir war gleich klar, das konnte nie und nimmer James sein, der da die Treppe hinauf geschnauft kam. Er war es auch nicht. In meiner Zimmertür stand plötzlich ein wildfremder Mann. Ich hatte ihn noch nie gesehen, aber ich wusste ganz genau, dass erdergesuchte Vergewaltiger war. Frag mich nicht woher ich das wusste, ich spürte es einfach. Ich wollte schreien, wollte weglaufen, aber ich konnte nicht. Ich stand einfach nur da, wie festgefroren und er kam immer weiter auf mich zu, kam mir immer näher und... und..'
Sie brach ab, die Tränen liefen wieder ohne Halten an ihren Wangen hinab.
'Shht, ich bin bei dir, es wird dir nichts passieren.' Versuchte Jeff sie zu beruhigen. 'Du musst nicht weiterreden, wenn du nicht möchtest.'
'Ich möchte eigentlich nicht, aber ich werde es trotzdem tuen. Mein Psychologe sagte mir damals, es würde mir helfen, darüber zu reden, aber ich habe es einfach nicht über mich gebracht, ihm diese Nacht zu schildern.
Nun ja, er kam mir also immer näher und ich roch seinen ekelerregenden Duft. Er roch nach, Dreck und Scheiße und sah allgemein so aus, als sei er gerade aus einer Mülltonne geklettert. Und da stand er nun in meinem Zimmer, in diesen schmutzigen Klamotten und stank alles voll und ich konnte mich immer noch nicht vom Flecke bewegen. Ich war wirklich wie erstarrt und dann packte er mich und warf mich aufs Bett. Er riss mir grob die Kleider vom Leib und zog sich dann selbst aus und dann.... dann hat er mich vergewaltigt. Danach ist er gegangen, ist einfach so davon gegangen, als hätte er gerade einen Staubsauger verkauft oder ein Buch erstanden. Und die ganze Zeit über hat er nichts gesagt, kein Wort. Aber ich habe geschrien und wie ich geschrien habe, ich habe ihn angefleht, er möge mich verschonen, aber er hat nur gelacht und einfach weiter gemacht. Es war so schrecklich. Irgendwann habe ich auch aufgehört zu betteln und zu flehen, ich habe nur noch stumme Tränen geweint und als er weg war habe ich mich auf dem Bett zusammen gerollt und wollte nur noch sterben. Mein Freund fand mich wenige Stunden später und rief einen Arzt. Der wiederum rief meine Schwester an und die kam sofort vorbei. Meine Eltern waren zu weit weg und ich wollte auch nicht. Dass sie etwas davon mitkriegten. Mein Freund hat wenige Wochen später Schluss gemacht, er konnte das, was mir angetan wurde nicht verwinden, er hat sich schreckliche Vorwürfe gemacht. Soweit ich weiß, hat er ein paar Jahre später so ein billiges Flittchen geheiratet, aber schon nach wenigen Wochen waren sie wieder geschieden. Den Arzt hat Lydia zu absolutem Stillschweigen überredet. Sie ist jetzt übrigens mit ihm verheiratet. Ich besuche sie ein paar mal im Jahr, aber ich ertrag es nicht wirklich. Meine Eltern wissen bis heute nichts von diesem grauenvollen Abend. Bloß gut, ich hätte den schmerz in ihren Augen nicht ertragen können und auch das Mitleid der anderen nicht, wenn sie davon erfahren hätten. Ich kann mit dem Mitleid anderer Menschen nicht gut umgehen, das liegt mir nicht sonderlich. Naja, jedenfalls habe ich es nach diesem Geschehen einfach nicht mehr über mich gebracht, mit einem anderen Mann zu schlafen, ich habe Angst, dass es wieder wehtun würde, dass ich wieder so entsetzliche Schmerzen hätte, wie damals. Das ist auch der Grund, warum alle meine Beziehungen bis heute zum Scheitern verurteilt waren. So, das war also meine Geschichte.' Endete sie abrupt.
'Eine sehr traurige Geschichte. Es tut mir leid. Was dir damals wiederfahren ist, ist grauenvoll. Aber sag mir, geht es dir jetzt ein wenig besser, nachdem du mir davon erzählt hast?' fragte er sie mit leiser, anteilnahmsvoller Stimme.
'Ja, es geht mir ein wenig besser. Aber darf ich dich jetzt etwas fragen? Und wirst du mir auch nicht böse sein, wenn ich dich frage?'
'Frag mich ruhig, was du mich fragen willst, ich kann es mir, glaube ich, schon denken, was du wissen möchtest. Also bitte, frag, ich werde dir nicht den Kopf abreißen, und beißen werde ich dich auch nicht!'
'Also, wie ist deine Frau eigentlich gestorben?'
'Das ist eine sehr lange Geschichte.' antwortete er ihr ausweichend. Er hatte zwar damit gerechnet, dass sie diese Frage stellen würde hatte aber, wenn er ehrlich war, keine Ahnung, wie er ihr darauf antworten sollte. ‚Verdammt, ich kann ihr doch nicht die Wahrheit sagen!''Nun, wie es scheint, werde ich viel Zeit haben, sie mir anzuhören. Und vielleicht hilft dir das ja ein wenig über ihren Tod hinwegzukommen.'
'Also gut,' tief seufzend entschied er sich schließlich ihr zu erzählen, wie seine geliebte Carlotta den Tod gefunden hatte.
'Ich kann dir nicht alles sagen, weil du mich dann hassen würdest und Angst vor mir bekommen würdest. Ich möchte dich also bitte, frage mich niemals nach den genauen Umständen, denn ab diesem Moment kann ich dir nicht mehr garantieren, dass du in Sicherheit sein wirst.'
Mit Augen so groß wie Untertassen blickte sie ihn an. ‚Oh je, er muss ein schreckliches Geheimnis haben, der Arme, wahrscheinlich quält er sich damit, dass er es niemandem sagen kann.'
'Versprichst du mir das? Bella, es ist wichtig!'
'Ja, Jeff, ja, ich verspreche es dir, ich werde dich nicht danach fragen.'
'Gut, also... Ich lernte Carlotta kennen, als ich noch recht jung war, aber es war Liebe auf dem ersten Blick, auch bei ihr war es so und schon bald beschlossen wir zu heiraten. Aber ich war damals nicht der einzigste Mann, der sich Lotta zur Frau wünschte. Als sie noch jünger war, da war sie mit einem Mann zusammen gewesen, der sie ständig betrogen und geschlagen hatte. Er hat es nie verstanden, warum sie sich von ihm trennte und mich heiratete. Er machte uns das Leben zur Hölle. Wir habe uns deswegen oft gestritten. Jeden Tag rief er an und bettelte Lotta an, sie möge doch zu ihm zurückkehren. Eines Tages hielt ich diese Anrufe nicht mehr aus. Ich schrie sie an, sie solle endlich die Polizei einschalten und diesen Irren einkerkern lassen. Sie tat es nicht. Wir hatten einen entsetzlichen Streit. Sie lief weinend davon und ich kochte vor Wut. Am selben Abend kam der Mann mit einigen seiner Freunde vorbei. Sie wollten Carlotta gewaltsam ‚befreien'. Ich bin ausgetickt und habe auf sie geschossen. Carlotta stand hinter mir und flehte, wir sollten doch damit aufhören. Es wurde ein regelrechtes Gemetzel und Joshua schoss wie ein Verrückter um sich. Als ich mich wegduckte um nicht von ihm getroffen zu werden, vergaß ich, dass Lotta ja noch hinter mir stand. Sie wurde getroffen. Von drei Kugeln, eine mitten ins Herz. Sie war sofort tot.''Oh mein Gott, das tut mir Leid. Wie ging es danach weiter? Hast du die Mistkerle angezeigt? Haben sie ihre gerechte Strafe bekommen?'
'Sie sind danach verschwunden und ich habe sie nicht mehr gesehen.'
'Oh...Darf ich fragen, wie lange das jetzt her ist?'
'Fünf Jahre... seit fünf Jahren quäle ich mich mit Schuldgefühlen. Ich hätte mich nicht wegducken dürfen. Carlotta war so eine wunderbare Frau, sie verdient das Leben und nicht den Tod. Wir wollten Kinder haben, drei Stück und Hunde und ein großes Haus in Neuseeland, nur leider kam alles ganz anders und nun liegt die Frau, die ich am meisten auf der Welt liebte unter der Erde, während ich weiter jeden Tag die frische Luft einatme und durch den Garten schlendere, den sie für unsere Kinder angelegt hatte. Wie ungerecht die Welt doch ist. Ich sollte an ihrer statt dort unten liegen.'
'Shht, beruhige dich doch wieder, du konntest nichts für sie tun. Jeder möchte doch sein eigenes Leben retten. Du hast nur so gehandelt, wie jeder andere Mensch auch gehandelt hätte. Es ist nicht deine Schuld, dass sie jetzt tot ist, sie hat bestimmt gesehen, dass man auf euch geschossen hat. Sie hat nur einfach nicht schnell genug reagieren können, aber das ist nicht deine Schuld.'
'Ich fühle mich aber dafür schuldig. Ich bin verantwortlich für ihren Tod' ‚Oh ja, Bella, sogar viel mehr, als du dir vorstellen kannst, aber ich kann dir die Wahrheit einfach nicht sagen. Du würdest mich dafür hassen. Und ich könnte es nicht ertragen, wenn du mich hassen würdest. Du bist meiner geliebten Lotta so ähnlich, viel ähnlicher als du dir vorstellen kannst.'
Betrübt sah er sie an und sie verspürte plötzlich einen Stich im Herzen, als würde sie mit ihm leiden.
‚Das ist doch lächerlich, du kennst ihn doch gar nicht! Wie kannst du da nur seinen Schmerz nachempfinden? Fehlte noch, dass du dich in diesen Mann verliebst!'
Aber auch wenn Bella es eigentlich gar nicht wollte, sie ahnte ja nicht, dass sie schon längst auf dem besten Wege war, sich in ihn zu verlieben, in diesen geheimnisvollen Fremden, der ihr das Leben gerettet hatte.
Lange herrschte Schweigen zwischen den beiden, doch dann regte er sich wieder. Löste sich aus seiner Erstarrung. Er hatte ihr viel zu viel erzählt, so viel hatte er gar nicht sagen wollen. Diese Frau würde noch sein Tod werden, er wusste es. Wenn es so weiter ging, dann würde sie ihn noch ins Grab bringen. Ihre Gesellschaft brachte auch ihn in höchste Gefahr, dass wusste er und doch schaffte er es einfach nicht, sich von ihr loszulösen. Vielleicht lag es ja daran, dass sie seiner verstorbenen Frau so ähnlich war. Vielleicht aber auch, dass sie sich doch auch sehr von Lotta unterschied, aber vielleicht lag es auch einfach daran, dass er sich in sie verliebte. Er spürte es. Es war wie damals, bei Carlotta. Aber er konnte es sich nicht leisten, Schwäche zu zeigen. Das würde ihn teuer zu stehen kommen. Wenn er sich erlaubte, auch nur für einen winzig kleinen Augenblick schwach zu werden, sie würden es merken, und dann war er ein toter Mann und Bella bald schon darauf eine tote Frau.
Mit fast übermenschlicher Anstrengung riss er sich von ihrem Anblick los.
'Es ist spät. Wir sollten besser zu Bett gehen. Es war ein langer Tag. Du findest alleine zu deinem Zimmer zurück? Ja? Gut, dann gute Nacht.' Etwas brüsk stand er auf und ging.'Gute Nacht' rief sie ihm noch hinterher. Bella war ganz erstaunt, was hatte er denn nur plötzlich gehabt? Einfach so zu gehen, was viel ihm nur ein? Vielleicht hatte sie schlimmer Erinnerungen bei ihm geweckt. Oh, natürlich hatte sie das. Sie hatte ihn über seine Frau ausgefragt, aber sie konnte nichts dagegen tun, sie wollte einfach mehr wissen, über die Frau auf dem Gemälde, die ihr so verdammt ähnlich sah.
Aber er hatte recht, es war wirklich schon spät und ein langer Tag war es auch gewesen. Sie würde also erst einmal zu Bett gehen und sich ausruhen. Vielleicht legten sich diese Gedanken ja über Nacht wieder. Jedenfalls war sie froh, ihren Hund wieder zu haben. Sie hatte ihn so sehr vermisst. Mit Arko auf dem Arm ging sie also durch die dunklen Flure, nicht ahnend, dass sie genaustens beobachtet wurde und dass jeder ihrer Schritte aufs penibelste katalogisiert wurde. Der Mann der sie beobachtete wollte alles über sie erfahren und vor allen über ihre Verbindung zu dem Eigentümer und dessen verstorbene Frau. Vielleicht würde sie einen entscheidenden Beitrag zur Lösung des Rätsels leisten. Wer konnte das schon ahnen?

Langsam schlug sie die Augen auf. War da nicht gerade ein Geräusch gewesen? Sie hatte es doch ganz genau gehört. Also los, Augen auf und nachgucken, was das war.
Als Bella die Augen aufschlug, war sie einen kurzen Moment wie geblendet. Das gleißend helle Sonnenlicht fiel ihr genau in die Augen und so konnte sie nicht erkennen, was in ihrem Zimmer vor sich ging. Da, da war es doch schon wieder gewesen, dieses Geräusch!
Nachdem ihre Augen sich an die Helligkeit gewöhnt hatte konnte sie endlich erkennen, was oder besser, wer, dieses Geräusch verursacht und sie damit so unsanft aus dem Schlaf gerissen hatte. Jeff war im Zimmer, wahrscheinlich hatte er sie wecken wollen und war dabei über Arko gestolpert, dieser hatte das als Aufforderung zum Spiel verstanden und tollte und aufgeregt um ihn herum.
'Oh, guten Morgen. Arko. Sitz!'
'Danke, dein Hund ist ja außer Rand und Band geraten. Einen schönen guten Morgen wünsch ich dir. Ich wollte dir eigentlich nur bescheid sagen, dass ich jetzt für ein paar Tage weg muss. Du kannst derweil gerne im Garten spazieren gehen oder in der Bibliothek lesen, aber lauf bitte nicht einfach so im Haus herum. Wenn du irgendetwas brauchen solltest, dann klingel einfach nach John, der wird dir dann behilflich sein.'
'Ach so, wo willst du denn hin?'
'Ich muss arbeiten gehen.' antwortete er ihr sehr knapp.
'Aha, na dann. Wann kommst du denn wieder?'
'In zwei vielleicht auch erst drei Tagen, je nachdem, wie der Auftrag verläuft. Du wirst dich hier schon nicht langweilen. Also, ciao.'
'Ja, tschüss.'
Und schon war Jeff wieder zur Tür hinaus. Zwei, drei Tage. Na toll, und was sollte sie jetzt in dieser Zeit machen? Komisch, gestern war er noch ganz anders gewesen. Heute war er so kühl und zugeknöpft. Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass er ihr aus dem Weg gehen wollte.

Bloß schnell die Tür zu und jetzt raus hier. Die Tasche steht ja schon im Auto. Verdammt, er wusste, dass es besser war, aber sie fehlte ihm jetzt schon. Nein. Dass durfte nicht sein. Er musste strak bleiben und der Versuchung Wiederstehen. Aber wie lange würde er das durch halten können? Hoffentlich lange genug und hoffentlich würde es ihm nicht allzu schwer fallen, sie später auf einer kleinen Insel auszusetzen. Es war das Beste für sie, dass war ihm klar, aber es fühlte sich falsch an. Ganz, ganz falsch. Genauso falsch, wie Carlottas Tod.Mit einer unwirschen Geste wischte er diese Gedanken weg und verbannte sie einstweilen aus seinem Kopf. Der nächste Coup sollte heute Abend stattfinden. Er musste sich genaustens darauf vorbeireiten. Das Sicherheitssystem sollte außergewöhnlich gut sein und er konnte sich keine Fehler erlauben. Sein Auftraggeber würde das nicht dulden und er wäre es, der am Ende dafür würde bluten müssen. Also war es besser, wenn er jetzt noch mal die Pläne durchging. Rauf, durch die Decke rein, runter, rüber, drei mal links abbiegen, das Sicherheitssystem ausschalten, das Bild schnappen und abhauen. Eigentlich ganz einfach, wie gesagt, eigentlich.Er wollte gerade den Motor starten und sich zu seiner Stadtwohnung aufmachen, da klingelte sein Handy.
'Ja?' fragte er gereizt, er wollte vor einer Aktion nicht mehr gestört werden.
'Wo bist du?' fragte diese schrille Stimme, die ihn immer an das Geräusch kratzender Fingernägel über Schultafeln erinnerte. Ein wahrhaft grauenvoller Laut.
'In meinem Auto.'
'Was machst du da?'
'Ich wollte gerade losfahren, aber leider ist es auf Deutschlands Straßen nicht gestattet mit einem Telefon am Ohr zu fahren, es sein denn, du möchtest demnächst die Strafzettel für mich bezahlen.'
'Nun wird mal nicht frech. Mir gefällt dein Ton nicht und außerdem hättest du schon längst in der Stadt sein sollen!'
'Wenn du mich nicht länger aufhältst, dann bin ich in weniger als 20 Minuten da.'
'Ich warne dich, lege dich nicht mit mir an, ich habe immer noch das Videoband und ich habe kein Problem damit, das bei nächster Gelegenheit an die Bullen zuschicken, also halte dich gefälligst an unsere Vereinbarungen!'
'Ja, ist in Ordnung. Kann ich dann jetzt losfahren?' fragte er gespielt ergeben.
'Noch nicht, ich will erst noch wissen, wen du da in deinem Haus versteckst.'
'Ich verstecke niemanden. Sie ist eine Freundin, die mich zufällig besucht hat. Soll ich sie etwa wieder vor die Tür setzen?'
'Nicht vor deine, aber vor meine vielleicht. Ich würde mich liebend gerne mal mit der jungen Frau unterhalten.'
'Ach scher dich doch um deinen eigenen Dreck. Sie will mit dir nichts zu tun haben und nun lass mich meine Arbeit machen oder du musst weitere 12 Monate auf dein geliebtes Bild warten!' wütend schmiss er das Handy durch den Wagen. Der verdammte Mistkerl ließ ihn beschatten! Was sollte er nur mit Bella machen? Konnte er es wagen, sie jetzt, nachdem er das wusste, noch alleine im Haus zu lassen? Aber nein, sie war ja nicht allein, John war ja noch da. Er würde ein Auge auf sie haben. John war der Einzigste, bei dem er sich völlig sicher war, dass er Hundertprozentig loyal war.
Nun musste er aber wirklich langsam los, ansonsten kam er echt noch zu spät zur Party heute Abend in der Galerie.

Der Scheißkerl hatte ihn einfach abgeschaltet, mitten im Satz abgewürgt. Na der konnte was erleben. Dass ließ er sich nicht so einfach bieten. Es wurde Zeit ihm mal wieder eine Lektion zu erteilen und zwar eine, die sich gewaschen hatte. Plötzlich breitete sich ein gehässiges Grinsen auf seinem fetten Gesicht aus. Oh ja, er würde sich die Kleine holen, mal sehen, was die so schönes für ihn hatte und warum nicht auch seinen Spaß mit ihr haben?
'Paul?'
'Ja, Chef?'
'Bring mir das kleine Luder aus der Campbell- Villa.'
'Chef?'
'Na die kleine Schlampe, die der Dreckskerl sich ins Haus geholt hat. Ich will wissen, was er mit ihr anstellt. Frag sie aus. Wenn sie nicht bereit ist zu antworten, nur ausweichend antwortet, oder du das Gefühl hast, dass sie dich anlügt, dann bring sie her. Ach, eh ichs vergesse, es hindert dich niemand daran, vor noch deinen Spaß mit ihr zu haben, aber lass auch noch was für die anderen übrig.'
'Alles klar, Chef.'
‚Na bitte, lief doch wie am Schnürchen.' Bald würde die Kleine singen wie ein Vögelchen und falls sie Jeff wirklich etwas bedeuten sollte, so hätte er wenigstens noch ein neues Druckmittel für ihn. Besser konnte das Leben doch gar nicht mehr werden. Die Kleine war wirklich ausgesprochen hübsch, aber irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er sie von irgendwo her kannte. Dieses Gesicht... egal, er würde es noch schon früh genug heraus finden.
‚So, was fang ich jetzt nur an? Ich kann ja nicht den ganzen Tag nur im Bett rumliegen. Naja, vielleicht geh ich erstmal frühstücken.'
'Arko, komm, lass uns mal die Küche suchen gehen.'
Mit ihrem Hund im Schlepptau machte sich Bella auf den Weg zur Küche. Gestern, als sie dachte sie hätte sich verlaufen hatte Jeff gemeint, sie stehe schon vor der Küche. Es dürfte doch also eigentlich gar nicht so schwer sein, dies große helle Tür wieder zu finden. ‚Naja' dachte sie traurig. ‚wenn man einen guten Orientierungssinn hatte, dann war es sicherlich auch gar nicht so schwer, aber den hab ich ja nicht.' Sie schaffte es ja sogar sich auf dem Weg zum Kaminzimmer immer noch zu verlaufen, obwohl sie den jetzt schon so oft gegangen war.Das war aber auch ein Monster von Haus. Wo konnte das Ding nur stehen? Einen so großen Kasten konnte man doch gar nicht übersehen. Bestimmt außerhalb der Stadt, aber wie weit draußen sollte es denn dann liegen?! Es war ihr einfach unbegreiflich, wie Jeff es schaffte ein so großes Bauwerk vor neugierigen Blicken zu schützen, aber wenn sie ehrlich war, dann war es ihr auch egal. Hier würde niemand sie finden, es suchte bestimmt nicht mal jemand nach ihr, wo doch alle dachten, sie sei tot.
Als sie mal wieder vollkommen in Gedanken versunken die Gänge entlang ging, merkte sie nicht, dass sie schon längst an der Tür zur Küche vorbei war und sie bemerkte auch nicht das leise Atmen hinter ihr.
Plötzlich blieb sie wie angewurzelt stehen. War da nicht gerade ein Laut hinter ihr gewesen? Ja klar, da war was. es hatte sich angehört wie das Rascheln von Kleidung und das konnte unmöglich Arko sein, ihr Hund pflegte gewöhnlich nicht in Ledersachen durch die Kante zu laufen. Da musste also ein Mensch hinter ihr sein, wohl schon eine ganze Weile. Wo war denn nur die große Tür hin, vor der sie gestern gestanden hatte? Sie war doch wohl nicht etwa schon vorbei, oder doch? ‚Verflucht! Es wäre eventuell nicht schlecht, wenn man auch mal hingucken würde, wo man langläuft!' schimpfte sie sich im Dunkel selbst aus.
Da war es schon wieder, dieses Rascheln und jetzt vernahm sie auch noch Schritte hinter sich. Schwere Schritte, also ein Mann, ein ziemlich großer, schwerer Mann. Oh Gott. Das war nicht Jeff, nein, der war schlank und nicht dick, wie der Mann, der sie verfolgte.
Das ganze verflixte Szenario erinnerte sie sehr an die vorletzte Nacht, in der sie vor diesem Vergewaltiger weggelaufen war, aber da war sie im Wald gewesen, hier war sie in einem Haus, auch noch in einem, in dem sie sich nicht auskannte.
Was sollte sie nur tun, oh Gott, was sollte sie denn jetzt nur tun?
‚Na bestimmt nicht hier rum stehen und warten, bis er dich angreift' sagte eine innere Stimme zu ihr. Da war was dran, musste sie sich eingestehen, also nahm sie die Beine in die Hand und sprintete um die nächste Ecke und immer weiter. Arko folgte ihr, weil er dachte sie wolle mit ihm haschen spielen. Sie rannte so schnell sie nur konnte, aber sie wusste nicht wohin un ihr Verfolger schien sich hier besser auszukennen, jedenfalls blieb er ihr dicht auf den Fersen.Treppen rauf, Treppen runter und nach links und rechts. Mist, Sackgasse und jetzt? Sie musste sich eingestehen, sie saß in der Falle und das schien auch ihr Verfolger zu wissen, denn jetzt ging er langsamer, siegesgewiss kam er um die Ecke auf sie zu. In dem spärlichen Licht konnte sie ihn nicht genau erkennen, aber sie sah undeutlich, dass er groß war, dick und in schwarz gekleidet. Was konnte er nur von ihr wollen? Hatte Jeff denn nicht gesagt, dass man sie hier nicht würde finden können? Nun, er hatte sich wohl geirrt.
'Einen wunderschönen guten Morgen, meine Gnädigste, warum laufen Sie denn vor mir weg?'
'Wer sind Sie, und was zum Teufel noch mal wollen Sie von mir?!'
'Nun bleib mal ganz geschmeidig ja? Ich hab meine Befehle und die muss ich einhalten. Also komm mit, ich soll dich befragen. Ich rate dir, antworte mir und sag mir die Wahrheit, ansonsten muss ich dich zum Oberboss bringen und der ist in solchen Angelegenheiten nicht gerade zimperlich.'
'Aber, w-was wollen Sie denn nur von mir? Ich weiß doch gar nichts!'
'Sagte ich nicht, du sollst mich nicht anlügen?!'
'Ich habe doch gar nicht gelogen. Ich sage die Wahrheit, glauben Sie mir! Ich weiß nicht, warum ich hier bin und ich weiß auch nicht, was Sie von mir wollen.'
'Na komm erstmal mit. Ich krieg schon noch raus, was ich rauskriegen soll.'
Wie er das so sagte, dass machte ihr Angst. Aber er war stärker als sie und auch größer, also blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen, wo immer er sie auch hinbringen wollte.‚Nein, das konnte er doch nicht machen!' urplötzlich wurde ihr klar, wohin sie gingen.
Er war mit ihr auf dem Weg zu dem unterirdische Bach, zu dem sie gestern blindlings gerannt war. Sie sah schon das Wasser glitzern und dort lag ein kleines Boot an. Aber wo wollte er sie denn nur hinschleppen und was wollte er von ihr?
Obwohl sie sich nach Kräften sträubte bugsierte er sie unsanft in das Wassergefährt und lenkte er durch die alten Tunnel. Lange fuhren sie nicht, aber es wurde immer dunkler und langsam bekam sie es wirklich mit der Angst zu tun.
Bis sie anhielten. Der stieß sie wieder aus dem Boot und schleppte sie hinter sich her immer tiefer hinein in die gruseligen Gewölbe. Vor einer alten, aber stabilen Tür stoppte er und kramte einen Schlüssel hervor, schloss auf und nun ergriff eine unsagbare Panik von ihr Besitz.
'Nein, ich geh da nicht rein. Nein! Bitte nicht! NEIN !!!!!'







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