The night of the Black Devil Teil 4

Autor: Kati
veröffentlicht am: 06.01.2007




'Gerne doch.'
'Ach und Grace?'
'Ja?'
'Sie soll wieder aufwachen.'
'Uhh... Na gut.'
Etwas genervt verließ Grace die Lobby und stieg in den Fahrstuhl. In dem großen Spiegel, der links von ihr an der Wand des Aufzuges befestigt war, betrachtete sie sich. Sie hatte ihre blonden Haare zu einem Zopf geflochten und sich leicht geschminkt. Sie richtete ihr Jackett noch einmal und als schließlich das leise 'Pling' des Fahrstuhls ertönte und sich die Tür öffnete, zwinkerte sie ihrem Spiegelbild noch einmal zu. Eilig lief sie auf die Suite zu und schloss die Tür auf. Aus ihr waren schon Sophias klägliche Laute zu hören. Die kroch über den Boden und hangelte sich gerade an der Türklinke des Schlafzimmers hoch, als Grace plötzlich vor ihr stand. Mit einem kräftigen Schlag knallte die ihr ihre Hand ins Gesicht und Sophia kippte nach hinten weg. Laut wimmerte sie auf und Tränen liefen ihr über die Wangen.
'Ich will hier raus!' brüllte sie Grace entgegen.
Die lachte aber nur und trat ins Schlafzimmer. Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, kniete sie sich zu Sophia herunter.
'Billiges Flittchen! An deiner Stelle wäre ich ganz ruhig, sonst bin ich es, die dafür sorgt, dass du deinen Mund nie wieder auf machst!'
Mit großen Augen blickte Sophia sie an.
'Ich will doch nur nach Hause! Bitte, Grace! Ich möchte nicht mehr hier sein.'
'Du weißt seine Großzügigkeit ja gar nicht zu schätzen! Ich frage mich, was er nur an dir findet. Bist du noch Jungfrau?'
'Was?! Nein... Ich...'
'Also was ist es dann?! Sag es mir!'
Unsanft packte Grace sie am Hals und drückte zu.
'Sie tun mir weh...' röchelte ihr Sophia ängstlich entgegen.
'Du stehst ihm sowieso nur im Weg!'
Plötzlich drückte sie noch fester zu und Sophia hatte das Gefühl, als würde ihr Kehlkopf gleich brechen. Das Blut in ihrem Kopf pulsierte und angestrengt versuchte sie nach Luft zu hecheln. Plötzlich sprang die Tür auf und es gab einen dumpfen Knall. Sophia sank zu Boden, bekam einen Hustenanfall und blickte um sich. Sie hatte überall Punkte vor ihren Augen und konnte nur schemenhaft erkennen, das Grace plötzlich in der mindestens vier Meter entfernten Ecke lag. Langsam richtete die sich wieder auf.
'Jake...'
'Was bildest du dir ein?! Ich sagte doch, dass du sie nicht umringen sollst!'
Sophia lag noch immer am Boden und hustete schwer. Der Mann, der Grace durch das halbe Zimmer fliegen ließ, beugte sich zu Sophia herunter und strich ihr mit seinen kalten Händen durch das Gesicht.
'Ist alles in Ordnung?'
Zaghaft nickte Sophia und schloss ihre Augen. Die paar Meter vom Bett bis zur Tür und dann noch dieser Mordanschlag, hatten ihr die letzte Kraft geraubt. Grace kam derweil auf die beiden zu und strich dem Mann sachte über den Arm.
'Jake bitte, ich wollte doch nur...'
'Du wolltest sie umbringen. Mehr nicht!'
'Aber was willst du denn mit ihr?!'
Er richtete sich wieder auf und blickte Grace böse an.
'Was geht dich das an?!'
'Das ist noch ein Kind! Sie kann dir niemals das geben, was du von mir bekommst!'
'Was? Sex?'
'Ja, auch.'
'Sie ist eine Frau, genau wie du! Wenn ich sie vögeln will, dann tue ich es! Dafür brauche ich dich nicht!'
'Aber...'
'Geh! Sofort!'
Geknickt verließ Grace die Suite und schloss die Tür. Plötzlich riss er selbige noch einmal auf und nahm ihr die Schlüssel ab.
'Was soll das?'
'Damit du nicht auf dumme Gedanken kommst!'
Mit diesem Satz schmiss er die Tür wieder zu und schloss ab. Wütend trat Grace dagegen und eilte zum Aufzug zurück.
Sophia lag immer noch am Boden und rührte sich nicht. Sie war einfach zu schwach. Und obwohl sie das ganze und auch das Beruhigungsmittel unglaublich müde gemacht hatten, gab sie sich größte Mühe nicht ein zu schlafen.
Der Mann, der sich Jake nannte, trat wieder in das Schlafzimmer und knipste das Licht der Nachttischlampe aus. Plötzlich war es stockdunkel im Zimmer und Sophia richtete sich wieder etwas auf.
'Jake heißen Sie also?'
'Tja, Beschweren könntest du dich bei meinen Eltern. Sie werden dir auch nicht widersprechen.'
Er beugte sich wieder zu ihr herunter.
'Ich denke, Ihre Mutter ist tot?'
'Ist sie auch und mein Vater ebenfalls, also können sie nicht widersprechen, richtig?'Sanft hob er sie hoch und trug sie zurück zum Bett. Plötzlich erinnerte sich Sophia an das, was er getan hatte.
'Lassen Sie mich los!'
'Gleich.'
'Nein sofort! Sie Monster! Sie Ungetüm! Sie Bestie! Sie...!'
Mit einem innigen Kuss erstickte er ihren Satz und legte sie sanft ins Bett zurück. Sophias Herz raste und mit aller Kraft versuchte sie wach zu bleiben, doch sie war so schwach. So unglaublich schwach.
'Warum wehrst du dich so? Mach die Augen zu und schlaf endlich.'
'Ich kann nicht! Was, wenn Sie mir etwas antun?'
'Und wenn ich dir verspreche, dass ich dir nichts tue?'
'Ich weiß nicht... Sie sind ein Killer. Wer sagt mir denn, dass Ihr Versprechen überhaupt etwas wert ist?'
'Tja, da musst du dich auf dein Bauchgefühl verlassen. Aber als ich dir damals versprochen habe, dir zu helfen, habe ich es doch auch gehalten richtig?'
'Schon...'
'Na also. Und jetzt mach deine Augen zu und schlaf. Du musst doch müde sein.'
'Warum haben Sie mir diese Tropfen gegeben?'
'Weil es besser für dich war.'
Er kniete sich neben das Bett und strich ihr sanft durch das Haar.
'Shhht. Mach schön die Augen zu. Möchtest du, dass ich ein bisschen Musik an mache?'
'Hmm...'
Er stand wieder auf und schaltete die Musikanlage ein. Schläfrig lauschte Sophia den Klängen und ihr Herz begann plötzlich zu rasen.
'Das ist Seal... Mit Kiss from a Rose!'
'Ich weiß. Gefällt es dir?'
'Hmm...'
Plötzlich spürte sie, wie die Matratze neben ihr einsank.
'Was machen Sie da?'
'Mich hinlegen?'
'Sie wollen bei mir schlafen?'
'Sicher, wo sonst?'
'Das geht nicht! Das gehört sich nicht!'
'Stell dich nicht so an. Als ich dir den Schlafanzug angezogen habe, hast du auch nicht so einen Aufstand gemacht.'
Er legte sich hin, zog die Decke hoch und stützte seinen Kopf auf seinen rechten Arm.Sophia tastete nach dem Kleidungsstück, dass sie die ganze Zeit schon an sich trug. Ein zweiteiliger Schlafanzug aus Satin, der ihre Haut umschmeichelte. UND NICHTS DARUNTER!!! Ihr wurde flau.
'Was haben Sie mit mir gemacht?!'
'Nichts. Ich habe dein Bein verbunden, deine Sachen ausgezogen...'
'Und warum? Was soll der Scheiß?'
'Darf ich dich daran erinnern, dass du zusammengebrochen bist? Deine Sachen waren nass bis auf die Knochen. Sogar deine Unterwäsche war nass. Das könnte zwar auch an meinem unverschämt guten Aussehen liegen, aber...'
'Sie sind ein Schwein! Aber trotzdem danke, dass Sie mich nicht einfach liegen gelassen haben.'
'Tja, wir haben beide Fehler gemacht. Ich wollte dich eigentlich gar nicht treffen.'
'Hmm... Wer ist eigentlich diese Grace? Die ist ja total ausgeflippt!'
'Ich weiß, tut mir Leid.'
'Wer ist sie?'
'Eine Komplizin sozusagen. Sie hast du auch gehört, bevor du mich ans Telefon bekommen hast.'
'Und warum hat sie versucht mich umzubringen?'
'Sie ist eifersüchtig.'
'Eifersüchtig?'
'Ja. Weil ich ihr erzählt habe, dass ich dich geküsst habe. Und dass ich es schön fand.'Sophia merkte, wie ihr Gesicht heiß wurde. Sie musste rot wie eine Tomate sein. Gut, dass er sie nicht sehen konnte.
'Hat es dir auch gefallen?'
Gekonnt ignorant drehte sie sich zu ihm und erhob ihre Stimme.
'Es war Teil der Abmachung. Außerdem können Sie überhaupt nicht küssen! Ich musste mir danach erstmal die ganze Sabber aus dem Gesicht wischen.'
Ohne auf diese Unverschämtheit zu reagieren rückte er etwas an sie heran.
'Das tut mir wirklich Leid. Lass es mich wieder gut machen! Und diesmal gebe ich mir auch richtig Mühe, ja?'
'Was? Nein! Ich...'
Er strich ihr sanft durch das Gesicht und näherte sich ihren Lippen. Sie wurde regelrecht vom Blitz getroffen, als er sie mit seinen weichen Lippen im Gesicht streifte. Noch nie hatte sie einen so gefühlvollen Kuss bekommen. Noch ganz baff über diese Tatsache bemerkte sie erst viel zu spät, wie sich seine Hand in ihren Schlafanzug schob. Sanft glitt er ihr über die Brust und sie stöhnte leise auf. Und wieder rückte er etwas zu ihr. Schließlich lagen sie eng bei einander und sie fühlte seinen erregten Atem auf ihrer Haut.
'Was haben Sie vor?'
'Na was wohl?'
Wieder küsste er sie zärtlich und spielte fordernd mit ihrer Zunge.
'Ich schlafe nicht mit Ihnen. Immerhin kenne ich Ihr Gesicht nicht!'
'Lass mich nur machen. Vielleicht überlegst du es dir ja noch einmal.'
Langsam knöpfte er ihr den Schlafanzug auf und wanderte mit seiner Zunge an ihrem Hals entlang. Immer und immer wieder fragte sie sich, was sie an ihm fand. Sie wusste nicht, wie er aussah. Dafür wusste sie aber, dass er ein Mörder, ein eiskalter Killer war. Doch so sehr sie sich auch anstrengte, seine Berührungen machten sie an. Sanft aber bestimmt drückte er ihre Beine auseinander und legte sich auf sie. Jetzt konnte sie ihn genau spüren. Auch er war erregt und sein Atem brannte förmlich auf ihrer Haut. Doch noch bevor er irgendetwas mit ihr anstellen konnte, fielen ihr wieder die Augen zu. Diesmal schlief sie ein. Mit einem sanften Lächeln im Gesicht stand er wieder auf.
'Scheiß Tropfen... Wenn ich das jedesmal bei ihr machen muss, damit sie einschläft, brauche ich zu viel Zeit.' Nachdem er eine Tablette mit einem Schluck Wasser herunter gespült hatte, schnaufte er leise auf. Seit achtzehn Stunden war er jetzt schon wach und nur diese beschissenen Pillen halfen ihm dabei, nicht einzuschlafen. Er schob den Vorhang ein wenig auf und blickte runter auf die Straße. Plötzlich zuckte er kurz zusammen.
'Dieses Miststück!'
Hastig begann er sein Hemd wieder in die Hose zu stecken und zog seinen Mantel wieder an. Er telefonierte kurz und begann dann, Sophias Sachen in eine Tasche zu packen. Plötzlich klopfte es an der Tür.
'Mein Herr? Ich bin der Page! Darf ich eintreten?'
'Kommen Sie rein!'
Wieder trat der junge Mann ein, der Sophia vor ein paar Stunden das Essen gebracht hatte.'Die Taschen stehen dort! Mein Wagen steht auf Deck B. Hier sind die Schlüssel und beeilen Sie sich. Ach! Die Katze! Das Halsband mit Leine liegt auf dem Sideboard. Und jetzt Beeilung!'
'Sehr wohl.'
Der Mann schnappte sich die zwei Taschen und den schwarzen Koffer mit dem Gewehr als Inhalt und hastete, dicht gefolgt von Smookey, durch die Flure des Hotels. Jake strich Sophia kurz durch das Gesicht und wickelte sie in die Bettdecke. Leise schmatzte sie auf und schlief bedächtig weiter.
'Ganz ruhig Kleine. Schlaf schön weiter.'
Sachte hob er sie aus dem Bett heraus und blickte sich noch einmal kurz im Zimmer um. Schließlich ließ er die Tür ins Schloss fallen und fuhr mit dem Fahrstuhl in den Keller. Von dort aus erreichte man die Parkdecks, die dem Hotel angehörten. Völlig außer Atem kam ihm der Page entgegen.
'Hier! Nehmen Sie das als kleines Trinkgeld, weil Sie so schnell waren!'
'Danke! Das wäre doch nicht....'
Der Mann erschrak, als er die Pistole erblickte. Doch noch bevor er einen Mucks machen konnte, sackte er zusammen und blieb in seiner Blutlache liegen. Jake hastete zu seinem Wagen und legte Sophia auf die Rückbank. Schließlich verließ er mit quietschenden Reifen das Parkhaus und fuhr vorbei an den zwei Streifenwagen der Polizei, die vor dem Hotel standen. Just in diesem Moment stellten die Beamten fest, dass die Suite 666 leer stand. Und merkwürdigerweise wollte auch niemand den mysteriösen Mann gesehen haben, der in diesem Zimmer genächtigt hatte.
Als sie schließlich die Autobahn erreichten, atmete Jake etwas erleichtert auf. Smookey hingegen mauzte unruhig auf. Ängstlich blickte er zum Fenster heraus und verfolgte die grellen Lichtpunkte der Scheinwerfer, die ihn verfolgten. Es war kurz nach Mitternacht und die Autobahn war kaum befahren. Gegen drei Uhr schließlich wachte auch Sophia auf und blickte sich um. Im Auto war es schön warm und Smookey hatte sich zu ihr unter die Bettdecke des Hotels gekuschelt. Als sie aufblickte, erkannte sie wo sie sich befand. Etwas misstrauisch blickte sie zum Fahrersitz. Jake hatte sich sein Basecap und die Kapuze aufgesetzt. Den Rückspiegel hatte er von sich weg gedreht und er blickte konzentriert auf die Straße.
'Wo sind wir?'
'Auf der Autobahn. Bleib schön hinten liegen. Ich habe es leider nicht mehr geschafft dich an zu ziehen. Also deck dich schön zu.'
'Darf ich zu Ihnen nach vorne kommen?'
'Lieber nicht. Bleib hinten.'
Kurz lauschte er, um zu erahnen, was sie als nächstes tun würde. Sicherheitshalber zog er seinen Schal, den er aus ihrem Rucksack gefischt hatte, über seine Nase. Und das kam keine Sekunde zu früh, denn kaum hatte er das gemacht, kletterte Sophia schon im Schlafanzug auf den Beifahrersitz.
'Ich sagte doch, dass du hinten bleiben sollst?'
'Ich kann aber nicht hinten bleiben, weil mir dort schlecht wird!'
Aus dem Augenwinkel heraus blickte er zu ihr herüber. Sie sah ihn nicht an und so ließ seine anfängliche Anspannung langsam nach. Sophia wusste, dass sie ihn nicht ansehen durfte. Das er nicht nur leere Versprechen macht, hatte er mit dem Auftragsmord bewiesen. Etwas müde ließ sie ihren Kopf gegen die Scheibe sinken und starrte stur geradeaus auf die Fahrbahn. Die Schilder flogen nur so an ihr vorbei, doch sie schenkte ihnen keine Aufmerksamkeit. Smookey krabbelte zu ihr nach vorn und rollte sich in ihrem Schoß zusammen. Als sie begann, sein weiches Fell zu streicheln schnurrte er leise vor sich hin.
'Wohin fahren wir?' stammelte sie müde vor sich hin.
'Erst einmal weg von hier.'
'Und wieso mitten in der Nacht? Und warum haben Sie mich mitgenommen?'
'Es musste eben schnell gehen. Grace hat mich verpfiffen.'
'War die Polizei da?'
'Ja. Aber du hast ja alles verschlafen.'
Vorsichtig blinzelte sie ihn an.
'Ist es nicht zu stickig mit dem Schal vor dem Gesicht?'
'Tja, was soll ich machen?'
Sie blickte zum Fenster heraus und verfolgte die Straßenmarkierung, die an ihnen vorbei zog. Plötzlich packte sie beherzt zu ihm herüber und zog seinen Schal herunter. Vor Schreck riss er am Steuer herum und das Auto begann zu schlingern.
'Bist du verrückt geworden?!' blaffte er sie lautstark an, als er es schaffte, den Wagen wieder ruhig auf seine Spur zu bringen.
Doch als er zu ihr herüber blickte, bemerkte er, dass sie ihn gar nicht anschaute.
'Ich werde nicht hin sehen. Fahren Sie nur, ich döse noch etwas.'
Er zog seine Augenbrauen zusammen und starrte sie an. Sophia hingegen schloss wieder ihre Augen und legte ihre Hand auf Smookeys Rücken.
'Gefährlich... Das ist viel zu gefährlich! Was mache ich hier überhaupt?! Bin ich verrückt? Was, wenn sie doch mein Gesicht sieht?' Kurze Zeit später war Sophia eingeschlafen und reagierte nicht auf sein leises Rufen. Also fuhr er schweigend weiter. Sie waren jetzt schon über zwei Stunden unterwegs, als sich eine Raststätte näherte. Nach kurzem Überlegen fuhr er rechts ab und hielt an. Der Parkplatz war nur spärlich beleuchtet und eine Tankstelle gab es auch nicht. Nur ein Toilettenhäuschen und ein paar beschmierte Tische und Bänke. Er schaltete den Motor ab und stieg aus. Er lehnte die Tür des Wagens nur an, um Sophia nicht zu wecken. Mit zittrigen Händen suchte er nach seinen Zigaretten in der Hosentasche und steckte sich eine in den Mund. Mit einem leisen Klicken brachte das Feuerzeug den Tabak zum Glimmen und er sog den Rauch tief ein.
Ein paar LKW´s standen auf dem etwas weiter entfernten Parkplatz. Der Verkehr auf der Autobahn nahm zu. 'Sicherlich die Berufspendler, die alle zur Arbeit wollen.' dachte er sich und lief ein wenig herum. Plötzlich gefror ihm das Blut in den Adern, als er einen Streifenwagen sah, der auf ihn zu kam. Zum Wegfahren war es bereits zu spät, das hätte verdächtig ausgesehen. Also blieb er wie angewurzelt stehen, die Zigarette im rechten Mundwinkel hängend. Der Wagen stoppte und die Beamten stiegen aus.
'Guten Morgen!'
'Guten Morgen, was gibt es denn? War ich zu schnell?'
'Nein, nein. Nur keine Panik. Das ist nur Routine. Sagen Sie, wir suchen ein Mädchen.' Der Beamte blätterte in einem Hefter herum und zog ein Foto heraus.
'Haben Sie die hier schon mal gesehen?'
Seine Blicke rasten vom Foto hinüber zu seinem Wagen. Es war Sophia, nach der gesucht wurde.
'Äh, nein, tut mir Leid. Ich kenne sie nicht.'
'Aha...'
Etwas misstrauisch beäugte der Beamte ihn. Jake schluckte schwer und zog an seiner Zigarette.
'Sind Sie allein unterwegs?'
'J-ja.'
'Wo geht die Reise denn hin, wenn ich fragen darf?' rief ihm der andere Beamte zu, der auf dem Weg zu Jake´s Auto war.
'Ich fahre in die Berge. Ich habe dort ein kleines Ferienhaus und will dort ein wenig Ruhe und Kraft tanken.'
'So,so.'
Er warf die Zigarette auf den Boden und trat sie aus. Seine Hand hingegen wanderte langsam in seine Manteltasche, wo sie schon auf das kalte Metall seiner Waffe stieß. Sein Herz raste und plötzlich zog der Beamte eine Taschenlampe, um ins Innere des Wagens zu leuchten. Jake hielt inne. Würde er Sophia entdecken, müsste er die beiden erschießen. Das macht nur wieder mächtig viel Aufsehen und das konnte er jetzt gerade gar nicht gebrauchen. Mit der Taschenlampe in der Hand durchleuchtete der Beamte das Innere des Wagens.
'Oh, Sie haben eine Katze im Auto?'
'Äh, J-ja.'
'Haben Sie keine Angst, dass die Ihnen auf die Sitze macht?'
'Nein, so etwas macht der kleine nicht.'
'Hmm... Würde es Ihnen etwas ausmachen, den Kofferraum zu öffnen?'
'Den Kofferraum? Nein...'
Er kniff seine Augen zusammen und lief zu seinem Auto zurück. Flüchtig warf er einen Blick hinein. Sophia war verschwunden.
Schließlich öffnete er die Klappe des Kofferraums und der Beamte leuchtete auch dort hinein.'Tja, es scheint alles in Ordnung zu sein. Dann wünschen wir Ihnen noch eine angenehme Fahrt. Und sollten sie das Mädchen sehen...'
'Dann melde ich mich...'
'Genau! Auf Wiedersehen.'
'Chiao...'
Die Beamten stiegen wieder in ihr Auto und fuhren davon. Erleichtert seufzte er auf und blickte sich um. Aus dem noch offen stehenden Kofferraum holte er seinen Koffer, in dem sich eine Lampe befand, die man auf die Pistole setzen konnte. Nachdem er sie an seiner Waffe befestigt hatte, machte er sich auf die Suche nach ihr. Aus den nahe gelegenen Büschen kamen verdächtige Geräusche und so schlich er langsam zu ihnen hin.
'Sophia? Wenn du das bist, dann dreh dich um. Ich komme und hole dich.'
Doch er erhielt keine Antwort. Als er die Büsche erreichte verstummten die Geräusche und er blickte sich um. Seine Waffe hielt er schussbereit im ausgestrecktem Arm. Langsam schritt er durch das bodennahe Gehölz und schob die dünnen, verschneiten Äste von sich weg, als er plötzlich Fußspuren entdeckte. Mit einem lichten Lächeln folgte er ihnen. Plötzlich blieb er stehen. Missmutig grummelte er auf, als er weitere Fußabdrücke entdeckte, die der Spur vom Anfang zu folgen schien. Er lief noch ein paar Minuten weiter und stoppte schließlich, als er Stimmen vernahm.
'Du kannst doch mit mir mitkommen. In meinem LKW ist es schön warm und ich habe auch ein paar nette Sachen für dich.'
'Ich will aber nicht mit Ihnen mitkommen! Wie oft denn noch?! Lassen Sie mich in Ruhe!''Du kommst jetzt mit, ob es dir passt, oder nicht!'
'Ich will aber nicht!'
'Sophia!'
Jake lugte hinter dem Baum hervor, den er als Deckung gewählt hatte. Sophia saß am Boden und weinte. Vor ihr stand ein Mann, mehr breit als hoch und zerrte an ihrem Arm herum. Ihr Schlafanzug war schon vollkommen durchnässt.
'Machen Sie lieber Ihre Hose wieder zu! Ich mag gar nicht sehen, was sich da drinnen verbirgt!'
'Tja, wer kann auch ahnen, das ich beim pinkeln eine so schöne Frau treffe. Komm jetzt mit, es wird dir bestimmt gefallen. Oder stehst du darauf es draußen zu treiben?'
'Lassen Sie mich in Ruhe! Bitte!'
Hämisch lachte sich der Mann in den Bart. Jake platzte der Kragen und er trat aus seinem Versteck hervor.
'Finger weg von ihr!'
Verschreckt drehte der Mann sich zu ihm um und erblickte das Licht der Lampe, dass auf ihn fiel.
Jedoch war es so grell, dass er nicht ausmachen konnte, dass Jake auch eine Waffe in der Hand hielt.
'So? Bist du ihr Freund oder was?'
'Allerdings.'
'Na dann leihst du sie mir doch bestimmt mal aus oder?'
'Mit Sicherheit nicht! Lass sie los!'
Mit einem metallischen Klicken sprang die Klinge eines Butterflymessers heraus. Wild fuchtelte der Mann damit herum.
'Na los, Bursche. Wenn du sie wieder haben willst, musst du schon etwas dafür tun.'
'Mit dieser lausigen Waffe wagst du es, mich zu bedrohen?!'
'Immer noch besser, als mit einer Taschenlampe, meinst du nicht?'
Plötzlich ließ der Mann Sophia los. Die rappelte sich schnell auf und verschwand in den umliegenden Gebüschen. Drohend kam der LKW-Fahrer auf Jake zu und fuchtelte mit dem Messer herum.
'Na los. Komm her.'
Jake fackelte nicht lange und drückte ab. Es gab einen lauten Knall und sein gegenüber schrie schmerzerfüllt auf. Schließlich sank er zu Boden. Leise röchelte er auf. Sophia hingegen lief so schnell, wie sie ihre Beine tragen konnten. Sie hatte den Schuss gehört und wollte nur noch weg. Jake folgte ihr und sprintete durch die zu gewucherte Landschaft, immer den kleinen Fußabdrücken im Schnee hinterher. Plötzlich trat Sophia, die ja keine Schuhe an hatte, auf etwas spitzes und quiekte kurz auf. Sie sank zu Boden und hielt sich die Hand auf den Mund. Jedoch fand Jake sie schnell wieder und knipste das Licht seiner Waffe aus. Er ließ die Pistole in seine Manteltasche gleiten und blickte zu ihr herunter. Nicht nur, dass Sophia ein angeschossenes Bein hatte, nein, jetzt war sie mit selbigen auch noch in etwas Spitzes getreten und konnte gar nicht mehr laufen. Jake zog seinen Mantel aus und wickelte sie hinein. Ihre Zähne klapperten unaufhörlich auf einander und sie kniff die Augen zu. Es war noch immer dunkel.
'Warum läufst du denn vor mir weg?'
'I-ich hatte Angst.'
'Vor mir?'
'Nein... Davor, dass ich wieder sehen muss, wie ein Mensch stirbt.'
Er hob sie hoch und drückte sie an seine Brust. Langsam lief er mit ihr den Weg zurück, auf dem sie gekommen waren. Als sie den leblosen Körper errichten, drückte er ihr Gesicht näher an seine Brust und legte an Tempo zu. Doch plötzlich packte Jake etwas an den Beinen.Wieder röchelte der Mann auf.
'Du dreckiger Bastard. Hast du immer noch nicht genug?'
Er riss sich los und setzte Sophia hinter dem nächsten Baum wieder ab. Dann lief er zu dem Mann zurück und beugte sich zu ihm herunter.
'Unkraut vergeht nicht, was?'
Mit diesen Worten packte er seinen Kopf und brach ihm das Genick. Das laute Knacken der Knochen drang selbst Sophia an die Ohren, die sie sich daraufhin schnell zu hielt. Immer noch liefen ihr Tränen an den Wangen herunter und selbst, als er sie wieder in seine Arme nahm und zum Auto trug, konnte sie sich kaum beruhigen. Sanft sprach er auf sie ein, dass sie es alles vergessen und nicht mehr daran denken sollte, doch wie um alles in der Welt sollte sie das vergessen?
Er setzte sie wieder auf den Beifahrersitz und schloss die Tür. Noch einmal zog er seine Zigaretten aus der Hosentasche und steckte sich eine an. Sophia blickte sich um. Hinter dem Tränenschleier wirkte alles so furchtbar verschwommen und sie wischte sich ihre Augen. Plötzlich fiel etwas aus der Manteltasche und sie tastete danach. Ihr Herz begann zu rasen, als sie die Waffe in der Hand hielt, mit der Jake eben noch jemanden getötet hatte. Zaghaft stieß sie die Autotür wieder auf und stieg aus.
'Wir fahren gleich wieder. Setz dich rein, ich beeile mich.'
'Ich will wieder zurück.' antwortete sie ihm mit zittriger Stimme. Schnell warf sie die Autotür wieder zu, damit Smookey nicht entwischen konnte.
'Ich bringe dich schon wieder zurück.'
Er hatte sich von ihr abgewandt, damit die Laternen nicht sein Gesicht offenbaren konnten.'Nur jetzt geht das nicht. In ein paar Tagen kannst du wieder nach Hause.'
'Ich will aber sofort!'
'Vergiss es.'
Sie hob die Waffe, die ihr so unglaublich schwer vor kam und richtete sie auf ihn.
'Ich habe Ihre Waffe. Also sollten Sie darüber noch einmal nachdenken.'
Er drehte sich leicht zu ihr und erblickte die Pistole in ihren Händen. Ein kurzes Lächeln huschte durch sein Gesicht.
'Willst du mich jetzt erschießen?'
'Vielleicht?'
'Tu dir keinen Zwang an.'
Locker und flockig wandte er sich wieder ab und zog an seiner Zigarette. Sophias Herz raste. Wenn sie einen Warnschuss abgeben würde, dann würde er es sich sicherlich noch einmal überlegen. Sie hob die Waffe in die Luft und versuchte abzudrücken, doch es geschah nichts. Es gab nur ein leises Klicken.
'Du kleines Dummerchen. Hast du überhaupt Ahnung von Waffen? Scheinbar nicht!'Jake schob seine Basecap weit ins Gesicht und drehte sich zu ihr um. Mit sanfter Gewalt nahm er ihr die Waffe ab und entsicherte sie.
'Hier. Jetzt kannst du loslegen.'
Er drückte sie ihr wieder in die Hand und machte ein paar Schritte zurück. Immer abwechselnd blickte Sophia auf die Waffe und dann auf ihn. Er breitete seine Arme aus und legte sein Kinn auf seine Brust.
'Na los. Erschieß mich. Worauf wartest du?'







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