You can´t touch this! Teil 6

Autor: Kati
veröffentlicht am: 15.11.2007




Am nächsten Morgen wurden wir durch lautes Klingeln an der Tür geweckt und er streifte sich schnell einen Morgenmantel über.
'Bleib liegen, egal wer es ist, ich wimmle ihn ab!'
Ich schloss meine Augen und döste vor mich hin. Doch plötzlich vernahm ich eine mir bekannte Stimme und mir lief es kalt den Rücken herunter.
Langsam stand ich auf und kramte in seinem Kleiderschrank einen zweiten Morgenmantel heraus, um ihn mir anzuziehen. Ich verließ das Schlafzimmer und ging Richtung Flur, als mir plötzlich seine Verlobte entgegen kam.
Geschockt blieben wir beide stehen und blickten uns an.
'Was macht die hier?!' Kreischte sie los und drehte sich zu Thony um.
'Sie hat hier geschlafen, weil... weil...'
'...ich meinen letzten Bus nach der Schule verpasst habe. Deswegen kam ich gestern nicht nach Hause.'
'So?' Argwöhnisch inspizierte sie mich. 'Es sind doch Ferien?'
Ich spürte, wie ich zu einem Esel mutierte. 'Natürlich, es waren Ferien! Ihhaahhh!'
'Sandra geh jetzt bitte. Ich will dich hier nicht mehr sehen!'
'Du kleiner Kinderficker! Von dir lasse ich mir doch nichts sagen! Ich bleibe!'
Sie ging auf mich zu und rempelte mich an der Schulter an, als sie sich an mir vorbei quetschte. Meine Finger waren eiskalt, mein Herz raste und meine Stimme drohte zu brechen.'Das tat weh!'
'Stell dich nicht so an, wenn du schon so erwachsen bist, wie du dich hier zu benehmen versuchst, dann musst du sowas aushalten.'
Mit einem gestellten Lachen ging sie ins Schlafzimmer und riss ihren Kleiderschrank auf.'Na? Meine Sachen haben dir wohl nicht gefallen?'
'Nein. Ich wollte sie gar nicht erst sehen!'
'Na, das ist aber schade. Weißt du, Thony verteilt an alle seine Betthäschen Klamotten von mir!'
Mein Herz zersprang fast, als sie mir diesen Satz an den Kopf knallte.
'Das ist nicht wahr!' Rief er mir empört zu.
'Naja, an fast alle.' Korrigierte sich Sandra schließlich. 'Die anderen haben entweder Wechselsachen mit oder bedienen sich an seinem Schrank, so wie du!'
Wieder durchfuhr mich dieser stechende Schmerz, obwohl ich wusste, dass sie genau das damit beabsichtigte. Ich war kein Betthäschen und ich wollte auch keins sein. Nicht mal für ihn.
'Eigentlich wollte ich dir etwas sagen,' fuhr sie fort und blickte zu Thony, der in der Tür stand und sie wütend anblickte. 'aber ich glaube, das ist jetzt nicht günstig.'
'Allerdings!' Entgegnete er ihr kalt.
'Ich sage es dir aber trotzdem!'
'Ich will es gar nicht hören!'
'Ach ja? Ich bin schwanger!'
'Was?!' platzte es uns beiden aus dem Mund. Jetzt war es soweit. Mein Herz zersprang in tausend Teile und nichts konnte es wieder kitten.
Nach ein paar Schweigeminuten erfasste er wieder das Wort.
'Und wer ist der Ärmste?'
'Na du!'
'Das glaube ich nicht! Schließlich ist es schon ewig her, dass wir miteinander...'
'Ich weiß, aber ich bin schließlich auch schon im vierten Monat!'
'Was?!'
'Tja, was willst du jetzt tun?'
Ich stand zwischen den beiden, kam mir total fehl am Platze vor und sank langsam auf das Bett zurück. Sie war schwanger, was nun? Würde er jetzt wieder zu ihr zurück kehren oder nicht? Und was sollte dann aus mir werden? Ich liebte ihn doch so sehr.
'Ich weiß es nicht.'
'Dann solltest du dir schnell darüber klar werden, ich warte nicht ewig!'
'Thony!' flehend blickte ich ihn an. 'Sie verarscht dich doch nur!'
'So? Ich habe Beweise!' Sie fing an in ihrer Handtasche herum zu kramen und zog ein
Kuvert heraus.
'Was ist das?' fragte Thony leicht irritiert.
'Das erste Ultraschallbild! Hier, sieh selbst!'
Hastig riss er den Umschlag auf und blickte auf das Bild. Rechts oben stand ihr Name. Es musste also wahr sein.
'Seit wann weißt du...'
'Schon etwas länger. An dem Tag in der Schule, den ich übrigens zu tiefst bereuhe,' ihre Worte klangen so falsch, 'wollte ich das Geld nur, um kleine Söckchen zu kaufen. Ich wollte dich damit überraschen. Ich wusste ja nicht, dass du es lieber mit einer deiner Schülerinnen treibst!'
Ihre Worte prallten an mir ab. Ich war nur noch eine leere Hülle und ertrank im Selbstmitleid. Das Klacken des Schlosses an der Eingangstür holte mich ins Diesseits zurück. Kim kam die Treppen hinauf und erstarrte, als sie Sandra entdeckte.
'Was macht dieses Etwas denn bitte hier?'
'Dieses Etwas hat einen Namen liebe Kimberley.' grinste sie ihr fies entgegen.
'Thony? Was ist hier los?'
Doch er reichte ihr nur das Bild und schwieg.
Kim inspizierte es und blickte wieder auf.
'Das ist ja von Rainer gemacht worden!'
'Ja und?'
'Du vögelst mit deinem Frauenarzt?!'
'Tja, neidisch?'
'Du dreckiges Biest...!'
'Na, na. Ich darf mich nicht aufregen, also, immer sachte!'
'Tz... Jasmin? Was ist denn? Du siehst so blass aus!'
'Hmm... ich glaube es hat sich ausgevögelt für die kleine!' Wieder stichelte Sandra nach mir.'Halt bloß deine Klappe!' giftete Kim ihr entgegen.
'Ich möchte jetzt bitte nach Hause!' schluchzte ich kurz zu Kim und sie nahm mich, reichte mir meine Kleider und ich zog mich an. Schließlich gingen wir zur Tür und ich drehte mich noch einmal um. Thony war mir nicht nachgelaufen, er versuchte nicht mal, mich aufzuhalten. Also verließ ich sein Haus und Kim fuhr mich nach Hause. Während der gesamten Fahrt sprach ich kein Wort.
'Mach dir keine Sorgen Kleine! Thony wird schon wissen was er tut. Da kannst du ganz beruhigt sein, er wird nichts mehr mit Sandra anfangen. Die Zeiten sind Dank dir vorbei!'Eigentlich sollte mich das aufmuntern, doch ein flaues Gefühl in meiner Magengegend ließ mir keine Ruhe. Zu Hause angekommen ging ich sofort auf mein Zimmer und verschloss die Tür. Das war einfach zu viel. Ich musste es los werden. Also griff ich zum Telefon und rief Drea an. Nachdem ich ihr innerhalb von einer Stunde erzählt hatte, was alles passiert war, hörte ich sie am anderen ende nur aufstöhnen.
'Alter du machst echt nur Scheiße! Ich werde es keinem sagen, aber helfen kann ich dir leider auch nicht!'
'Ich weiß, aber ich komme mir so machtlos vor. Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Was, wenn er doch zu ihr zurück geht?'
'Ich denke, seine Schwester hatte dies verneint?'
'Hat sie ja auch, aber das ist doch noch lange kein Grund, sich in Sicherheit zu wägen!''Mach erstmal einen geschmeidigen. Außerdem, falls er wirklich zu seiner Ollen zurück geht, haste nicht mehr so viel Probleme! Denk mal dran, wie das weiter gehen soll! Willste dich die ganze Zeit mit ihm verstecken? Und deine Ellis? Glaub mir, es wäre echt besser, wenn du ihn dir aus dem Kopf schlägst!'
'Niemals!'
Ich knallte den Hörer auf die Gabel und blickte mit verheulten Augen zum Fenster hinaus. Wieder legte ich mich auf mein Bett und weinte mich in den Schlaf. Gegen zehn Uhr abends klingelte mein Handy und ich wachte auf.
'Hallo?'
'Jasmin?'
'Thony! Was, was ist denn?'
'Ich, ähm... Verzeih mir.'
'Was denn?'
'Wir werden uns nicht mehr treffen. Ich bleibe bei Sandra.'
'...' mir stockte der Atem. Im Hintergrund hörte ich, wie Kim fluchte. 'Wie kann man nur so blöde sein?! Du hast sie doch nicht mehr alle!'
'Bist du noch dran?'
'Ja.' Meine Stimme drohte zu brechen.
'Wir werden wieder ganz normal mit einander umgehen. Ich als Rektor und du als Schülerin. Sei mir nicht böse, aber, hmm... es ist nun mal mein Kind, welches unter ihrem Herzen trägt...'
'Sie hat doch gar keins! Wann merkst du das endlich?!'
Ich schmiss das Handy gegen die Wand und rannte zur Toilette. Mir war so übel, dass ich kotzen musste. Dieser ganze Scheiß ging mir viel zu Nahe. Das war er doch gar nicht wert. Die gesamten Herbstferien blieb ich zu Hause, wollte niemanden sehen oder sprechen. Jeden Tag klopfte es an meiner Zimmertür und meine Eltern erkundigten sich, wie es mir ging. Doch ich ignorierte es. Mein Handy lag noch immer mit heraus gefallenem Akku auf dem Boden. Ich hatte es nicht mehr angerührt, seit er mir das sagte.
Die ersten Tage in der Schule waren absoluter Horror. Er blickte mich immer so verstohlen an und versuchte zu lächeln, doch es endete darin, dass sein Gesicht künstlich wirkte und ich ignorierte ihn. Er würde schon sehen, was er davon hatte. Jetzt, da ich keine Jungfrau mehr war und auch keine Angst mehr davor hatte, würde ich mich quer durch die Welt poppen und ihm jeden neuen Lover unter die Nase reiben. Oh ja. Er würde bezahlen, dafür dass er mich so hängen ließ.
An meinem kurzen Freitag hatte ich mir einen Termin beim Frauenarzt geben lassen, um mir die Pille verschreiben zu lassen.
'Er wird bluten!' Niemals zuvor, hegte ich solch derartige Rachegedanken. Die letzte Stunde am Freitag war Sport mit ihm und ich setzte mich stur auf die Bank. Nach kurzer Zeit kam er auf mich zu und setzte sich neben mich.
'Willst du nicht auch mit spielen? Du magst Volleyball doch so gern?'
'Das war einmal!'
'Ich möchte aber, dass du mit spielst!'
'Du kannst mich mal kreuzweise!'
'Würdest du mich bitte nicht dutzen?!'
'Ich dutze dich, so lange, wie ich es will! Merk dir das!'
'Aber nicht in der Schule!'
'Wo denn sonst? Privat sehen wir uns ja nicht mehr!'
'Bist du etwa immer noch sauer?'
'Sauer?! Ob ich IMMERNOCH sauer bin?!'
Ich sprang auf und war kurz davor ihm eine zu schmieren.
'Ich sag IHNEN mal was! SIE werden dafür bezahlen, was SIE mir angetan haben! Für jedes einzelne Wort, dass Sie mir am Telefon gesagt haben, werden Sie bluten!'
'Jasmin, bitte, ich versteh dich ja, aber...'
'Nein, Sie verstehen nichts! Sie sind so ein Arschloch! Ich, ich hasse Dich!'
Ich lief heulend aus der Turnhalle und verschanzte mich in der Umkleidekabine, bis der Unterricht zu Ende war.
Ungeduldig saß ich im Wartezimmer der Frauenärztin und blickte auf die Uhr. Trotz des Termins, wartete ich schon über eine halbe Stunde. Plötzlich rief die Sprechstundenhilfe meinen Namen und begleitete mich in das Sprechzimmer. Dieser Stuhl sah so widerlich aus und erst die ganzen Geräte. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich, als ich mich an den Tisch setzte und die Ärztin rein kam.
'Guten Tag, Fräulein Brunner. Wie geht es Ihnen?'
'Danke, ganz gut.'
'So,' sie setzte sich hin und schlug meine Unterlagen auf. 'Sie sind also heute das erste Mal hier.'
Ich nickte.
'Waren sie denn vorher schon mal bei einem anderen Gynäkologen?'
'Nein.'
'Gut, dann schlage ich vor, ich untersuche Sie erstmal und danach kommen wir auf die Verhütung zu sprechen. Machen sie sich bitte oben herum frei.'
Widerwillig zog ich meinen Pulli und den BH aus und ließ sie an meinen Brüsten herum tatschen.
'Na, das sieht doch schon mal gut aus. Dann können sie den Pulli wieder anziehen und sich unten herum entkleiden.'
'Was?!'
'Naja, ich muss Sie schon überall untersuchen.'
'Uff...'
Also zog ich meine Jeans aus und setzte mich auf den Stuhl.
'Die Beine können Sie hier drauf legen.'
'Muss das sein?'
'Sie sind gut. Ich sehe doch nichts, wenn sie so zusammengekauert da sitzen!'
'Toll, ist ja widerlich!'
Ich legte meine Beine hoch und ließ meinen Kopf auf die Lehne sinken.
'Ich mache einen Abstrich und werde Ihnen ein wenig auf dem Bauch herum drücken. Das tut aber alles nicht weh. Nur ruhig.'
'Musst du alles kommentieren? Mach einfach und halt die Klappe!' ging mir durch den Kopf. Nachdem sie mit ihren Untersuchungen fertig war, zog ich meinen Slip an und legte mich auf eine andere Britsche.
'Jetzt noch einen Ultraschall und wir haben es geschafft! Die Urinuntersuchung ist auch gleich fertig.'
'Gut.'
'Sie legte den Ultraschallkopf auf meinen, mit Gel eingeschmierten Bauch und blickte in den Monitor.
'Wann hatten Sie das letzte Mal Verkehr?'
'Geht dich nix an!'
'Vor ein paar Wochen.'
'Hmmm...'
Die Schwester betrat das Zimmer und legte die Unterlagen auf den Tisch. Die Ärztin warf einen blick hinein, räusperte sich kurz und blickte dann wieder zum Monitor.
'Was ist denn jetzt mit der Pille?!'
'Nun, die brauchen Sie erstmal nicht!'
'Wieso?'
'Sie sind schwanger!'
'Was?!'
'Ich kann es nicht genau sagen, aber ich schätze so im ersten Monat. Ganz am Anfang!''A-aber das, das darf nicht...'
Mein Herz raste und Tränen liefen mir über das Gesicht. Den Rest des Gespräches nahm ich kaum noch wahr und lief wie betäubt nach Hause. Das Ultraschallbild hatte ich in meine Hosentasche gestopft. 'Was jetzt? Warum ich? Und warum ausgerechnet jetzt und von diesem Mann?!'
Wieder vergrub ich mich in meinem Zimmer. In zwei Tagen hatte ich Geburtstag und das war also mein größtes Geschenk von ihm. Alles um mich herum stand Kopf und ich ließ mich einfach treiben. Das ganze Wochenende hindurch war ich in meinem Zimmer, surfte im Internet oder sah fern. Ich ging nicht raus, aß nicht und trank nur sehr wenig. Dementsprechend sah ich am Montag, meinem sechzehnten Geburtstag auch aus. Müde und abgeschlagen kämpfte ich mich zur Schule. 'Erste Stunde Deutsch, zweite Musik, danach Englisch. Prima...'
Die ganze Zeit blickte ich verträumt zum Fenster hinaus und trocknete mir die Tränen, die zwischendurch unangekündigt über meine Wangen liefen. Die anderen in meiner Klasse fragten schon nicht mehr, weil ich ihnen eh nicht antwortete. Die Glückwünsche der Lehrer ließ ich einfach über mich ergehen. Vielmehr überlegte ich, wann es dazu gekommen war. Es musste passiert sein, als ich bei ihm schlief. Wir hatten überhaupt nicht mehr an Kondome und Verhütung gedacht, waren einfach übereinander hergefallen. Meine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als die Schulglocke ertönte und alle begannen, ihrer Sachen zusammen zu räumen. 'Endlich, große Pause und eine Rauchen.'
Ich räumte meine Sachen in den Rucksack und lief zügig auf den Pausenhof. Hinter einer der großen Kastanienbäume zündete ich meine Zigarette an und sog den Rauch tief ein. Ich hatte ihn kaum ausgeatmet, als mich diese Übelkeit überkam und ich anfing, über den Zaun zu reihern. Ein paar ältere Schüler lachten, als sie mich sahen, doch mir war es egal. 'Scheiß Balg!' dachte ich mir und wischte meinen Mund ab, als ich fertig war. Die Zigarette warf ich zu Boden und drückte sie aus. Es klingelte wieder und alle gingen zurück in ihre Klassenräume. Ich saß an meinem Platz wie eine Salzsäule und blickte stur geradeaus.Thony verteilte ein paar Arbeitsblätter und ordnete eine Stillarbeit an. Alle begannen zu lesen und zu schreiben. Doch ich saß noch immer da und blickte an die Tafel. Kurze Zeit später kam er dann auf mich zu und setzte sich neben mich.
'Du hast ja heute Geburtstag, Jasmin!' sagte er so, dass alle es auch genau hörten und aufblickten.
'Herzlichen Glückwunsch!' Er reichte mir die Hand. Ich blickte ihn an und reagierte nicht darauf.
'Nun, komm schon! Nicht so schüchtern!' Sein Blick wurde zweifelnder, doch er beruhigte sich, als ich meine Hand hob. Jedoch drückte ich sie ihm nicht in seine, sondern klatschte sie ihm ins Gesicht.
'Bist du verrückt geworden?!' Er sprang auf und alle anderen begannen zu tuscheln.
'Was ist denn in dich gefahren?!'
'... Fresse!'
'Was?!'
'Ich sagte, halt deine verlogene Fresse!'
'Hausaufgabenheft her. Klassenleitertadel!'
'Nimm es dir doch selbst! Ich bin nicht dein Sam!'
'Jasmin! Ich warne dich! Treib es nicht zu weit! Gib mir dein Hausaufgabenheft!'
'Weißt du was? Leck mich am Arsch, fick dich ins Knie und tu mir einen Gefallen und stirb!''Jetzt reichts!' Er packte mich am Arm und zerrte mich aus dem Klassenzimmer. Er schliff mich durch den Schulflur und schloss die Tür zu seinem Büro auf. Grob warf er mich auf das Sofa, welches an der Wand stand und schloss die Tür hinter sich wieder ab.
'Sag mal, hast du heute morgen zu heiß gebadet oder was?!'
'Brüll mich nicht so an du Flachwichser!'
'Wähle deine Worte anders oder ich rufe deine Eltern an!'
'Mach doch was du willst!'
Ich stützte meinen Kopf auf meinen Arm und verschrenkte die Beine.
Wütend schnaubte er auf und runzelte die Stirn. Er griff nach einer Flasche Wasser und schenkte sich etwas in das Glas, das auf dem Schreibtisch stand. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, setzte er sich zu mir aufs Sofa und blickte mich an.
'Was ist denn nur los mit dir?'
'Nichts!' zischte ich ihn giftig an.
Noch bevor er einen neuen Satz beginnen konnte hämmerte es wild an die Tür.
'Thony! Mach auf! Schnell! Bist du da?'
Er stand auf und schloss die Tür auf. Kim stürzte herein und keuchte wild.
'Was ist denn?'
'Sie hat dich belogen! Alles ist gelogen!'
'Was? Wer denn?'
'Na Sandra! Ich war bei ihrem Arzt! Habe mir ihre Unterlagen, naja, ausgeliehen und nun sieh selbst!'
Er blickte in die Mappe und seine Mimik fror ein.
'Kein Befund, nicht schwanger.'
'A-aber, das Bild...'
'War erstunken und erlogen! Sie hat es mit Hilfe von Rainer fälschen lassen!'
'Was?!'
Langsam sank er auf das Sofa zurück und blickte auf die Unterlagen. 'nicht schwanger. Nicht schwanger. NICHT SCHWANGER!'
'Nicht schwanger.' murmelte er vor sich hin und mein Herz raste wieder. Erste Tränen quollen aus meinen Augen hervor.
'Ach Kleines!' Kim beugte sich zu mir herunter und nahm mich in den Arm.
'Jetzt könntet ihr es doch wieder versuchen?'
'Ausgeschlossen!' brüllte Thony sie forsch von der Seite an.
'Warum nicht?' entgegnete sie ihm.
'Weil sie sich mir gegenüber benimmt, wie die Axt im Walde!'
'Was hast du denn erwartet? Was sie dich in den Himmel lobt?'
'Nein, aber ein bisschen Anstand hatte ich ihr schon zugetraut!'
'Anstand?!' Ich sprang auf und türmte mich vor ihm auf.
'Du verlangst Anstand von mir?! Du hast ja selbst keinen Funken davon im Leib!'
'Siehst du Kim? Das meine ich!'
'Siehst du Kim? Das meine ich!' äffte ich ihn nach. 'Ich, ich fasse es nicht! Ich bin sechzehn! Blutjunge sechzehn und ich bin schwanger! Von dir! Und du verlangst, dass ich Anstand habe?! Hier steck dir das in den Arsch!'
Ich warf ihm das zerknüllte Ultraschallbild in den Schoß und schoss aus dem Büro zurück ins Klassenzimmer, wo ich meine Sachen packte und lief anschließend nach Hause. So einer konnte mir gestohlen bleiben! Pah!
Das Telefon klingelte, doch ich nahm nicht ab. Ich legte mich in mein Bett und weinte, wie ich es schon so oft tat, WEGEN IHM. Wieder und wieder klingelte das Telefon und beim sechsten Mal schließlich, nahm ich ab.
'Hallo?'
'Jasmin?'
Ich knallte den Hörer auf die Gabel. 'Ruf noch mal an und ich kill dich!' schoss mir durch den Kopf und, als würde er es darauf anlegen, er rief nochmals an. Wieder hob ich ab.'Was?!'
'Ich muss mit dir reden!'
'Leck mich!'
'Nachher vielleicht. Wann können wir uns treffen?'
'Gar nicht!'
'Warum?'
'Weil ich SIE nicht sehen will!'
'Dann komme ich jetzt zu dir.'
'Was?!'
'Warte, ich komme rum. Bin in zehn Minuten da!'
'Nein! Wenn meine Ellis nach...'
Doch er hatte schon aufgelegt. Nervös lief ich in meinem Zimmer herum und überlegte. Was sollte ich jetzt tun? Warten und ihn rein lassen? Mein Zimmer war nicht aufgeräumt. Überall lagen die zerknüllten Taschentücher herum, die ich in den letzten Tagen vollgeheult und vollgerotzt hatte. Ich könnte ihn natürlich auch vor der Tür versauern lassen. Aber was, wenn meine Ellis nach Hause kommen? Meine Mutter hatte nur eine Halbtagsstelle. Sie würde gegen eins nach Hause kommen und ihn rein lassen. Blieb nur noch abhauen. Aber wohin? Doch noch bevor ich mir darüber Gedanken machen konnte, klingelte es an der Tür. Ich lugte durch den Spion. Wie schnell war er denn bitte gefahren?! Widerwillig öffnete ich die Tür.'Was?!' giftete ich ihm so gehässig wie möglich entgegen.
'Ich will mit dir reden!'
'Na dann, schieß los!'
'Mitkommen!'
'Wohin?'
'Komm einfach!'
Er packte mich am Arm und zog mich in sein Auto. Leute, die uns nicht gekannt hätten, würden sicher glauben, dass er mich entführte. Doch es war niemand unterwegs. Er fuhr wie ein angestochener los. Mitten in die Stadt in ein Parkhaus.
'Steig aus!'
'Wo willst du hin?'
'Zum Gynäkologen!'
'Was?! Was soll ich denn da?!'
'Komm einfach!'
Wieder packte er mich am Arm und zerrte mich in eine Arztpraxis. Die Sprechstundenhilfe nickte ihm zu und wir waren sofort dran.
Das war ein abgekatertes Spiel. Sie mussten sich kennen. Auf jeden Fall.
Ein Mann im weißen Kittel betrat das Sprechzimmer und ich musste mich wieder hinlegen, damit er einen Ultraschall machen konnte. Thony saß neben mir, wie auf heißen Kohlen.'Nun,' begann der Arzt, 'Man kann noch nicht all zu viel darauf erkennen. Ich mache einen vaginalen Ultraschall. Machen Sie sich bitte frei.'
'Ich will aber nicht!'
'Jetzt mach schon! Bitte!'
Mit verzweifelten Augen blickte er mich an.
'Also gut....'
Widerwillig zog ich mich aus und der Arzt steckte mir dieses Dildoähnliche Ding rein. Mir war das so peinlich. Wieder blickten alle gespannt auf den Monitor und auf einmal sah man es. Also der Arzt sah es. Thony und ich sahen einfach nur ein wenig schwarzes mit weißen Strichen.
'Hier.'
'Was?' fragte Thony irritiert.
'Da ist der Dottersack. Sie sind schwanger.'
'Sag ich doch.'
'Oh mein Gott...'
Thony stand auf und faltete die Hände vor dem Gesicht zusammen. Ich wischte mir inzwischen das Ultraschallgel aus dem Schritt und zog mich wieder an.
'Danke, wir gehen jetzt.'
'Gut. Schönen Tag noch.' Verabschiedete sich der Arzt kühl von uns und lief ins nächste Behandlungszimmer. Im Auto angekommen, steckte er die Zündschlüssel ins Schloss und blickte zu mir herüber.
'Was?!'
'Willst du es behalten?'
'Ich treibe nicht ab.'
'Bist du dir auch ganz sicher?'
'Willst du etwa sagen, dass du die Abtreibung willst?'
'Ich will wissen, was du darüber denkst.'
'Nichts! Ich denke nichts darüber! Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, ich denke schon seit Tagen über nichts mehr nach! Ich bin ein wandelnder Körper. Ich habe meine Seele und meinen Geist verloren. Aber das schlimmste ist, dass ich mein Herz verloren habe. An dich. Und du nahmst es und hast darauf eingeschlagen und eingetreten! Das werde ich dir niemals verzeihen!' Tränen liefen unaufhörlich durch mein Gesicht.
'Ich würde für dich da sein.'
'Du alter Wendehals! Erst hängst du wieder mit deiner Verlobten rum und jetzt, da sich ihre Schwangerschaft als ein Schwindel herausstellt, kommst du wieder zu mir!'
'Weißt du, es klingt bestimmt komisch, aber... Ach vergiss es.'
'Ja ich vergesse es. Ich vergesse alles. Ich vergesse mein erstes Mal, ich vergesse dich und ich vergesse mich selbst!'
'Es ist alles nicht so einfach, wie du manchmal denkst! Ich hatte es auch nicht immer leicht und ich bin auch nur ein Mensch und mache Fehler! Also hör endlich auf, darauf herum zu reiten!'
'Ich denke ja nicht daran!'
'Pfft.'
'Ich behalte es. Ob du mir nun beistehst oder nicht!'
Ein kalter Schauer glitt mir den Rücken herunter, als ich in sein Gesicht blickte und für einen Bruchteil einer Sekunde, ein kleines zaghaftes Lächeln vernahm.
Langsam kam ich runter. Wie sollte ich diese Mimik deuten?
'Willst du es denn?' fragte ich ihn höchst irritiert.
Sein Blick richtete sich auf den Außenspiegel und er nickte leicht.
Wieder begann mein Herz zu schlagen, als wolle es mir aus dem Mund hüpfen. Schließlich drehte er den Schlüssel im Zündschloss um und wir fuhren los.
'Wo willst du hin? Ich wohne genau entgegengesetzt dieser Richtung?'
'Wir fahren zu mir. Ich schmeiße Sandra raus und ich will, dass du mit dabei bist.'
'Was? Dann begegne ich diesem Drachen ja wieder.'
'Allerdings und diesmal musst du dich nicht zurück halten. Sag ihr, was du denkst und gut.''Was, wenn sie uns beim Schulamt anscheißt?'
'Soll sie ruhig machen. Ich kann auch die Schule wechseln. Damit habe ich kein Problem.''Dann sehen wir uns ja gar nicht mehr?'
'Warum?'
'Du wolltest mich doch nie wieder sehen?'
'Du mich doch auch nicht?'
Ich senkte meinen Kopf.
'Ich habe dich vermisst, auch wenn du mir so doll weh getan hast.'
'Ich weiß, es ging mir nicht anders.'
'Hast du mit Sandra...'
'Nein. Keine Angst. Ich habe sie nicht angefasst.'
'Und sie dich?'
'Sie hat es versucht....'
'Und?'
'Ich wollte nicht.'
'Oh.'
Ein unangenehmes Schweigen brach über uns herein.
'Was wolltest du mir vorhin eigentlich sagen?'
'Hmm?'
'Na als du sagtest, dass es wahrscheinlich komisch klingen würde?'
'War nicht so wichtig.'
'Ich will es aber trotzdem wissen.'
Vor kurzer Zeit waren wir aus der Stadt herausgefahren und hielten nun mitten auf der Landstraße an. Er schaltete die Warnblinker an, schnallte sich ab und drehte sich zu mir.'Weißt du, ich, Gott...' unsicher lächelte er und blickte auf den Boden. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er schien sich regelrecht zu schämen. 'Ich wünsche mir schon lange... Kinder.'Entsetzt blickte ich ihn an.
'Und warum hast du dann noch keine?'
'Mit wem denn? Mit Sandra?!'
'Lieber nicht.'
'Eben. Irgendwie ist es schlimm, dass du es gerade bist, die ich schwängere, aber irgendwie ist es auch schön.'
Zaghaft strich er mir eine Strähne aus dem Gesicht und lächelte mich an.
Ich schnallte mich ab und beugte mich zu ihm herüber.
'Weißt du, dafür, dass du so ein mords Arschloch bist, hab ich dich verdammt lieb.'
'Ich weiß!' Schelmisch grinste er mich an. 'Aber weißt du was?'
'Was denn?'
'Mir geht's bei dir genauso! Und die Ohrfeige vorhin, die trage ich dir immer noch nach!''Tu das!' Mit meiner Zungenspitze leckte ich ihm so feucht wie nur möglich über die Nasenspitze und grinste ihn fies an.
'Du bist eine Sau!'
'Ich weiß!'
Plötzlich mussten wir beide kichern. Wieder blickten wir uns an. Endlich, nach so langer Zeit, zog er mich zu sich heran und küsste mich. Ich schmeckte ihn und fühlte seine warme Hand in meinem Nacken, wie sie mich zärtlich aber bestimmt an ihn heran zog.

'Jasmin?'
'Hmm?'
'Ich liebe dich!'
Ich verschluckte mich fast an meiner eigenen Zunge und blickte ihn verschreckt an. Wie lange hatte ich auf diese drei Worte warten müssen? Er hingegen drehte sich schnell wieder weg und startete den Motor, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Sandra war nicht da, was mir sehr entgegen kam. Er packte all ihre Klamotten zusammen und schmiss sie vor die Tür. Ich half ihm dabei, so gut es ging. Als wir alles herausgetragen und auf die Treppen geschmissen hatten lief er in die Küche und kam mit einer Flasche Rotwein wieder.'Was hast du vor?'
'Siehst du gleich!'
Er zog den Korken aus der Flasche und goss alles genüsslich über Sandras Kleider. Diese sogen sich rasch mit dem roten Saft voll, färbten sich und trieften vor Nässe.
'So, fertig. Jetzt können wir rein gehen.'
'Sie wird ausflippen!'
'Gut!'
Er nahm mich in den Arm und schloss die Tür hinter uns.
Wir waren noch nicht mal im Schlafzimmer angekommen, als er schon über mich herfiel und mich überall liebkoste. Wir fielen in sein Bett und kuschelten uns aneinander. So stürmisch wie an diesem Tag hatte ich ihn noch nie erlebt und nach einer Stunde schliefen wir erschöpft ein. Der Schlaf hielt allerdings nicht lange an und wir wurden von lautem Klingeln und Schreien geweckt. Sandra war da und hatte ihre Kleider entdeckt. Thony stand auf und öffnete das Badezimmerfenster, von dem aus man direkt auf die Eingangstüre blicken konnte. Er hängte sich raus und winkte mich zu sich. Auch ich beugte mich über den Rahmen und blickte hinab.
'Ihr seid so scheiße! Ich mach euch fertig! Ich mach dich nackig!'
'Brauchst du nicht!' rief er ihr gut gelaunt zu. 'Bin ich schon!'
'Mach die Tür auf!'
'Machs doch selbst! Oder noch besser, nimm deine Klamotten und verpiss dich!'
Sie stritten eine ganze Weile herum.
'Liebling, du weißt doch, wie sehr ich dich liebe.'
'Klar!' rief er ihr zu. 'Deswegen möchte ich dir alles, was du mir in den letzten Jahren an Zuneigung und Liebe geschenkt hast tausendmal wieder geben. Leider reicht meine Gehässigkeit dazu nicht aus. Verschwinde jetzt endlich der ich rufe die Polizei!''Wir sind verlobt!'
'Jetzt nicht mehr!'
Mit einem leisen klirren landete sein Ring auf den Treppenstufen und kullerte den Weg entlang. Schließlich gab Sandra auf, räumte ihre Sachen ins Auto und fuhr weg. Für immer. Wir sahen sie nie wieder.

Tja, was soll ich sagen? Das ganze ist jetzt ein Jahr her und wir sind glücklich. Unser kleines Mädchen, Jamie Noell ist putzmunter und ein kleiner Schreihals. Im Kreißsaal, als ich Thony verfluchte, was er mir da für einen Braten in die Röhre geschoben hat und ob es ihm wenigstens Leid täte, dass ich wegen ihm so leiden musste, machte er mir einen Antrag, den ich sofort mit einem schmerzverzerrten Ja beantwortete. Wir werden bald heiraten und ich bekam sogar die Zustimmung meiner Eltern, die, unerwarteter Weise, recht milde auf das ganze reagierten, als ich ihnen von mir und meinem Rektor erzählte. Thony hat tatsächlich die Schule gewechselt, als Vorsichtsmaßnahme, damit uns niemand etwas nachsagen konnte. So sah ich ihn zwar erst abends, aber lieber so, als dass ich ihn im Knast besuchen muss. Ich bin glücklich und er ist es endlich auch.







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