Frei wie ein Adler........

Autor: me
veröffentlicht am: 03.09.2007




Wie fängt man eine Geschichte an, die keinen Anfang hat? Was man auch versucht, es hört sich falsch und unwirklich an, wie ein Märchen.
Diese Geschichte hat keinen Anfang, weil es sie sonst verderben würde, diese Geschichte hat nur eine Ende, das ende eines Mädchens, das mir sehr viel bedeutete, das mir jedoch fast genauso fremd blieb, wie eine einfache Bekannte.

Ich weiß ziemlich wenig über sie- sie war auf einmal da, mit ihren strahlend-grünen Augen, den langen pechschwarzen Haaren und den außergewöhnlich feinen Gesichtszügen. Sie hatte den Anmut einer Tänzerin, war groß und schlank und jeder, der ihre Bekanntschaft machte fühlte sich zu ihr hingezogen auf eine Weise, die einem vorher fremd war, denn trotz all ihrer Freundlichkeit schien sie immer irgendwo ganz weit weg zu sein. Was bedeuteten wir ihr...ich weiß es nicht, doch ich weiß, dass niemand wirklich behaupten konnte, von ihr geliebt worden zu sein, außer IHM, er war ihr Vorbild, ihr Kumpel, ihr bester Freund....doch vor allen Dingen war er ihr Bruder. Sie hat ihn geliebt, manchmal geradezu vergöttert...so, wie sich ihr Gesicht aufhellte, wie ihre Augen glänzten, wie sich mit Freude füllte, wenn er in der Nähe war.Nur mit ihm war sie richtig...lebendig....
Er liebte auch seine kleine Schwester und versprach ihr immer für sie dazusein- doch dann gab es Streit, zwischen ihm und den Eltern, er ging fort, ohne ein Wort des Abschieds, ohne die Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen.

Sie blieb zurück, nie werde ich diesen verlöschenden Blick vergessen, der zuerst von Trauer und dann von Verzweiflung sprach. Es war wie ein stummer Schrei ihrer Seele....Es kam niemand mehr an sie heran...nur ich saß ab und zu neben ihr am See in der abenddämmerung, wo sie früher mit ihm so viel Zeit verbracht hatte...Sie saß einfach da, und ich, der sie über alles liebte, saß neben ihr...Ich weiß nicht, ob sie mich vor Dem Tag je wirklich war genommen hat...
Und plötzlich trat eine Änderung ein, ich kam an den See und fand sie total verändert vor, als wärs erst gestern, seh ich sie vor mir, sie strahlte eine große Ruhe aus und zum ersten mal seit langem sah ich sie lachen. Ihre Augen glänzten - aber da war auch etwas befremdliches, etwas das mich hätte warnen sllen...doch ich ignorierte es...ich hab mich einfach gefreut, dass siegesprächig wurde, dass sie MICH endlich wahrgenommen hat...
Sie schwärmte davon, wie schön es doch , wie ein Adler seine Flügel ausbreiten und fliegen zu können, wie sie immer davon geträumt hat zu fliegen und so frei und majestätisch wie ein Adler zu sein.

Das waren ihre letzten Worte:' Wenn ich sterbe, möchte ich fliegen, fliegen, damit meine Seele für immer eins ist mit den Lüften und ich endlich wie ein Adler sein kann!'Dann umarmte sie mich, zum ersten und zum allerletzten mal, und ging, ohne sich noch etwas zu sagen.... Ich war so glücklich darüber, von ihr umarmt worden zu sein, das ich die aufkommende Beunruhigung schnell wieder verdrängte, und so saß ich noch bis weit über Mitternacht am See...

Ich erfuhr es 2 Tage später, es war wie ein Schlag unter die Gürtellinie- sie hat sich von der Klippe in der Nähe des Sees gestürzt...
Ich war bei der Beerdigung, doch ich hab mich nicht getraut, an den Sarg zu gehen, um noch ein letztes mal ihr Gesicht zu sehen...doch die, die es getan haben, waren verblüfft, sie hatte einen glücklichen Gesichtsausdruck- sie hatte bekommen, was sie wollte-ihren Flug...

Am Anfang war es schwer, ich ging jeden abend zum See, in der hoffnung, dass alles nur ein Traum war, dass sie gleich zwischen den Bäumen hervortreten wird...aber es war vergebens...sie kam nicht...Heute, nach mehr als 20 Jahren, ist noch immer etwas von den alten Gefühlen übrig geblieben...
Ich habe schon längst geheiratet, Kinder bekommen, doch wenn ich an den See gehe, halte ich immer ausschau nach einem Adler, denn sie ist auch wie dieser Vogel nun eins mit den Lüften.....









© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz