Interview mit einem Rockstar

Autor: Feuervogel
veröffentlicht am: 25.05.2002




In der Musikredaktion von „Rockwelt“, Deutschlands angesagtester Musikzeitung, herrscht hektische Betriebsamkeit. Im Büro von Sandra Förster und Andrea Kluge geht es dabei noch vergleichsweise ruhig zu. Der Feierabend steht kurz bevor und Andrea tippt gerade die letzten Absätze für die Veranstaltungstipps für die nächste Woche, die im Hinweis – Teil von „Rockwelt“ erscheinen werden.Sandra beendet bereits ihre Arbeit am Computer und fährt ihn herunter. Sie lächelt im Stillen, während sie daran denkt, wie sehr sie sich auf heute Abend freut. Als Chefmusikkritikerin und Reporterin der „Rockwelt“, kann sie alle Bands sehen, die nach Berlin kommen, um dort live zu spielen, aber „Silver Spoons“ war zweifelsohne ihre momentane Lieblingsband. Sie hat die Entwicklung der Band, von den bescheidenen Anfängen hier in Berlin an, im Auge behalten. Fünf frische, gutaussehende junge Burschen, die nichts weiter hatten, als Talent und den brennenden Wunsch eine große Nummer im internationalen Musikgeschäft zu werden. Dabei setzten sie auf anrührende Balladen, genauso wie rockige Texte, die wirklich abgingen. Um erfolgreich zu sein, mussten sie sich natürlich dem allgemeinen Musikgeschmack anpassen und statt Deutsch – Rock zu spielen, entschlossen sie sich ihre Lieder in Englisch zu singen. Wie sich zeigen sollte, genau die richtige Entscheidung. Sechs Jahre später waren sie fast überall auf der Welt bekannt. Sie hatten mittlerweile allein in Deutschland zehn Nummer – Eins – Hits gehabt und auch in England, den USA und in Australien waren sie schon auf Nummer Eins gewesen, von den Charts kleinerer Länder gar nicht zu sprechen. Nach einigen Filmmusiken, vier Alben und der mittlerweile zweiten Welttournee, waren die Jungs aus Berlin ganz oben angelangt. Das war ihr erstes Konzert in Berlin seit drei Jahren und die Eintrittskarten waren fast sofort ausverkauft gewesen.Sandra hat sich seit Monaten darum bemüht ein Interview mit Andreas Wiessloff, dem Lead Sänger und Chef der Band zu bekommen. Allerdings hat der jedes Mal abgelehnt. Andreas schert sich nicht viel um die Popularität der Band und neigt dazu, die Interviews dem Gitarristen Hannes Schwoch zu überlassen, oder dem Schlagzeuger Rüdiger Schmidt. Sandra war zutiefst enttäuscht gewesen, als der Manager ihr Andreas’ ablehnende Antwort gefaxt hatte, aber sie beschloss trotzdem zum Konzert in der Eissporthalle zu gehen, ausgerüstet mit ihren Arbeitsutensilien, um dort zu versuchen, die Security mit ihrem Charme zu becircen, um doch noch irgendwie Backstage zu gelangen.„Es ist wirklich schade, dass du nicht das „Silver Spoons“ - Interview bekommen hast“, meint Sandras Kollegin Andrea. Andrea räumt ihren Schreibtisch auf, nachdem sie endlich die letzten Veranstaltungstipps in den Computer gehämmert hat, und sie scheint es eilig zu haben das Büro zu verlassen. „Ich weiß, wie sehr du dich darum bemüht hast.““Ja, ist schon schade. Ich hätte so gerne ein Exklusiv – Interview mit Andreas Wiessloff gehabt, gerade weil er so selten ein Interview gibt“, erwidert Sandra, während sie noch einige Unterlagen in ihre Aktentasche stopft. „Gehst du denn heute Abend hin?“„Sandra, natürlich gehe ich hin!“ sagt Andrea aufgeregt. „Geht nicht jeder in der Stadt heute Abend hin? Was für eine Frage!“Sandra lacht und greift sich ihre Aktentasche. „Das ist wohl wahr! Seit Monaten sind die Karten für das Konzert schließlich schon ausverkauft. Nun, ich bin dann auch weg. Wir sehen uns Montag.““Viel Spaß, falls ich dich nicht dort treffe!” meint Andrea.„Mit wem gehst du denn hin? Mit diesem gutaussehenden Gitarristen?“ fragt Sandra.„Du bist einfach nicht auf dem Laufenden, was meine Freunde angeht“, meint Andrea grinsend. „Der Gitarrist ist schon seit drei Wochen out. Momentan ist es ein Schlagzeuger.“Sandra lacht herzlich. „Kein Wunder das man da den Überblick verliert. Es gibt einfach zu viele Musiker in Berlin.“„Ja“, seufzt Andrea verträumt. „Und die sehen auch alle so gut aus.“„Na dann viel Spaß mit deinem Schlagzeuger.“„Und du? Gehst du etwa alleine?“Sandra blickt Andrea ein wenig verlegen an.„Du weißt doch, ich warte auf den Richtigen.“„Tja Schätzchen, das Leben ist aber nicht so wie in „Pretty Woman“, im richtigen Leben muss man solange testen, bis der Richtige gefunden ist. Einfach nur warten, ob du damit Erfolg haben wirst?“ meint Andrea ihre Freundin anlächelnd. „Aber das ist ja deine Angelegenheit. Ich wünsche dir jedenfalls, dass du deinen Märchenprinzen findest.“Sandra nickt ihr zu und verlässt die Redaktionsräume von „Rockwelt“, während um sie herum das kreative Chaos weitertobt.


Die Schlange vor dem Eissporthalle reicht bis zur Hauptstrasse. Sandra war n der Halle schon häufiger gewesen in den letzten Jahren, meistens berufsbedingt, aber noch nie hat sie so eine lange Schlange davor gesehen.Obwohl es ihr nicht gelungen ist, ein Interview mit Andreas Wiessloff zu ergattern, hat sie trotzdem eine sehr gute Eintrittskarte, einen Security Pass und einen Presseausweis zugesandt bekommen, welcher ihr erlauben würde, auf der Presse – Galerie ihren Platz einzunehmen. Sandra ist dadurch in der Lage sich an der langen Schlange vorbeizumogeln und in den Saal zu gelangen, ohne noch mindestens zwei Stunden im langsam einsetzenden Regen zu stehen.


Sie findet ihren Platz und sieht sich in der schon recht gut gefüllten Halle um. Der ganze Raum scheint vor Aktivität zu brummen, vor gespannter Erwartung, was der Abend bringen wird. Sandra beobachtet die Vorgruppe die „Fortune Wheels“, aber sie kann sich nicht richtig konzentrieren, da ihre Gedanken noch immer um Andreas Wiessloff kreisen. Sie bemerkt nur, dass einiges Potential in der Band steckt und sie nimmt sich vor, sich in der nächsten Woche mal ausführlicher um die Gruppe zu kümmern, vielleicht eine Fotostory oder ein Interview. Ein wenig schuldbewusst wird ihr klar, dass sie diese Gedanken nur hegt, weil sie von den Songs der Band so gut wie nichts mitbekommen hat, da der Frontmann der „Silver Spoons“ ihre Gedanken ganz und gar beherrscht.Eigentlich sah Andreas gar nicht so atemberaubend gut aus, wenigstens im klassischen Sinne nicht. Er war auf keinen Fall unattraktiv, aber es gab andere im Musikgeschäft, die besser aussahen als Andreas. Doch er hatte diesen Blick, diese Aura, dieses Geheimnisvolle, das ihn umgab, etwas Erotisches, was seine Fans, vor allem die weiblichen, wie magisch anzog. Wenn sie ehrlich war, musste sich Sandra eingestehen, würde sie sehr gerne herausfinden, was sich hinter seinem rätselhaften Gehabe verbarg.


Die Lichter im Theater werden plötzlich gedimmt und die vertrauten Anfangsakkorde der momentanen Hit – Single der „Silver Spoons“ sind hinter den Wolken von Trockeneis zu hören, welche über die Bühne wabern. Sandra sieht wie die Band ihre Plätze einnimmt und das Publikum förmlich ausrastet, als sie mit ihrem ersten Song beginnen.Sandra ist wie gebannt, während sie Andreas dabei zusieht, wie er einen Hit nach dem anderen singt. Er trägt enge Blue Jeans, ein Halstuch und ein schwarzes, hautenges T – Shirt. Als sie Andreas so aus der Nähe betrachtet, wird sich Sandra plötzlich klar, was für eine tolle Figur er doch hat. Sie spürt das vertraute Flattern in ihrem Bauch, während sie seiner Vorstellung zusieht.Nach einigen Zugaben, endet das Konzert und Sandra macht sich kurzentschlossen auf den Weg zum Backstage – Eingang. Ihren Security – Ausweis benutzend, bahnt sie sich ihren Weg durch die Rausschmeißer und Bodyguards, wobei sie vorgibt ein Interview mit Hannes Schwoch führen zu wollen. Das kauft man ihr ohne weiteres ab und lächelnd zeigt man ihr den Weg nach hinten.


Sandra geht einen langen Korridor entlang, auf der Suche nach den Garderoben der Band. Sie ist schon viele Male auf dem Weg zu einem Interview mit anderen Bands diesen Weg gegangen, aber sie hat noch nie so eine Anspannung verspürt, wie im Moment. Sie kommt an zwei jungen Frauen vorbei, die grinsen und kichern und nichts weiter als Miniröcke und knappe, figurbetonte Tops tragen, die bauchfrei sind. Sandra nimmt an, dass es Groupies sind, die darauf hoffen, dass sich jemand aus der Band für sie interessiert, wer ist ihnen dabei wohl herzlich egal.Sie bleibt vor der Tür stehen, auf der Andreas Name steht und atmet tief durch, ehe sie ihre Hand hebt, um anzuklopfen. Sie hält mitten in der Bewegung inne, als sie plötzlich Geräusche vernimmt, die hinter der Tür zu hören sind und die danach klingen, als ob dort gerade ein Mann und eine Frau etwas sehr Lustvolles gemeinsam erleben.Sandra will weggehen, aber sie kann nicht. Sie weiß, dass Andreas da drin ist und ihre Gedanken spielen verrückt. Sie fühlt eine riesige Enttäuschung in sich aufsteigen. Wie hat sie nur annehmen können, Andreas wäre anders als all die Musiker, die ihr im Laufe der letzten paar Jahre über den Weg gelaufen sind?


„Hallo, wer zum Teufel sind sie?“Sandra zuckt zusammen und dreht sich herum und starrt plötzlich direkt in die Augen von Andreas Wiessloff. Verwirrt versucht sie wieder klar denken zu können, ehe sie spricht. „Ich war nur, äääh, nun, das ist…“„Wie um alles in der Welt sind sie an der Security vorbeigekommen? Und was machen sie hier vor meiner Garderobe?“ verlangt Andreas zu wissen, während er seine Hand ausstreckt, um die Tür der Garderobe zu öffnen.„Nein, das würde ich nicht tun!“ schreit Sandra förmlich und Andreas sieht sie fragend an. „Ich meine, ich kann das erklären!““Ich bin ganz Ohr”, sagt Andreas, während er die Arme vor der Brust verschränkt.„Mein Name ist Sandra Förster, die Chefmusikkritikerin und Reporterin für „Rockwelt“. Ich muss gestehen, dass ich mir meinen Weg Backstage erschwindelt habe, in der Hoffnung, dass ich…nun…“„Ja?“„In der Hoffnung, dass ich ein Interview mit Ihnen bekommen könnte.“Andreas lacht. „Ein Interview. Aber sicher wissen sie, wenn sie wirklich eine Musik – Journalistin sind, dass ich die Presse nicht ausstehen kann. Ich hasse sie, um ehrlich zu sein. Aasgeier, jedenfalls die Meisten.““Ja, ich weiß”, antwortet Sandra, außer Atem. „Ich bin kein Aasgeier, Herr Wiessloff. Ich würde niemals etwas verdrehen oder verändern bei einem Interview, womit sie nicht einverstanden sind.“ Sie spricht hastig und es kommt ihr so vor, als ob sie nur wirres Zeug von sich geben würde.Andreas blickt zu Sandra und sie sieht wie der wütende Ausdruck auf seinem Gesicht langsam verschwindet. Sie spürt wie seine Blicke über ihr Gesicht und ihren Körper gleiten und die altvertrauten Gefühle machen sich wieder bemerkbar. Sie fühlt sich unglaublich erregt von der Gegenwart von Andreas, aber gleichzeitig weiß sie, dass sie ruhig und professionell bleiben musste. Es gelingt ihr sogar, trotz Andreas’ Anwesenheit, den Blick abzuwenden.Die Tür der Garderobe geht plötzlich auf und Andreas wendet gleichfalls den Blick von Sandra ab. Hannes Schwoch kommt aus dem Zimmer, Hand in Hand mit einer jungen Frau, welche genauso angezogen ist, wie die Frauen an denen sie vorhin vorbeigekommen ist. Andreas öffnet den Mund um zu sprechen, aber Hannes läuft hastig an ihnen vorbei, die Hand der Frau haltend.„Ich habe alles wieder so hingelegt, wie es sich gehört, Andreas. Wir sehen uns später!“ Und dann verschwinden sie in einem anderen Zimmer am Ende des Flurs.Andreas schüttelt den Kopf. „Hannes und seine Frauen. Manchmal kann er es noch nicht einmal abwarten, bis er seine eigene Garderobe erreicht hat. Er meint immer nach einem Konzert ist er immer so aufgekratzt, dass Sex die einzige Methode ist, damit er sich wieder gut fühlt.““Es stört sie nicht?” fragt Sandra.


Andreas zuckt mit den Schultern. „Es ist sein Leben. Ich kümmere mich nur um meines. Wie dem auch sei, sollen wir eingehen, und dieses Interview führen?”Andreas hält ihr die Tür zu seiner Garderobe auf und Sandra tritt ein. Er schließt die Tür hinter ihnen. Auf die Couch neben dem Garderobentisch deutend, meint er: „Setzen sie sich doch.“Sandra setzt sich auf die Couch und erwartet, dass Andreas sich auf einen Stuhl ihr gegenüber niederlassen wird. Stattdessen setzt er sich neben sie und sein Arm berührt ihren Schenkel, als er sich hinsetzt.“Nun, wenn ich ihnen das Interview gewähre, was bekomme ich dafür?“ fragt er.„Nun, ääh, sie können ihre Sicht der Dinge berichten, wie die Band begonnen hat und wie sie eine der berühmtesten Bands der Welt geworden ist.“„Nein, ich glaube sie verstehen mich nicht. Was habe ich persönlich davon?“Sandra sieht Andreas fragend an. „Sie haben recht, ich glaube ich verstehe nicht was sie meinen.“Plötzlich überwindet Andreas die Lücke zwischen ihnen und berührt mit seinen Lippen Sandra. Sie zögert zuerst, aber dann teilt Andreas ihre Lippen mit seiner Zunge und als er ihre Zunge berührt, verliert Sandra ihren Willen gegen ihn anzukämpfen. Sie kann es einfach nicht.Während Andreas sie weiter küsst, legt sie ihre Arme um ihn und streichelt seinen Rücken, wobei sie langsam mit ihren Händen hoch zu seinem Haar fährt. Ihre Finger streicheln es und sie spürt wie weich es ist. Und dann, viel zu schnell, löst sich Andreas wieder von ihr.“Verstehst du jetzt?” fragte er mit heiserer Stimme.Sandra nickt, zu sprachlos, um zu antworten.„Es ist ziemlich einfach“, meint er. „Du bekommst ein Interview und ich habe auch etwas davon. Es ist ein faires Geschäft.“


„Warum – warum ich?“ fragt Sandra, soviel von ihrer beruflichen Seriosität rettend, wie sie nur kann. „Du kannst jede Frau haben, die du willst, wenn du möchtest. Warum also willst du mich?“„Warum dich?“ Andreas zuckt mit den Schultern. “Eine gute Frage. Ich könnte so viele Groupies haben, wie ich wollte. Verdammt, Hannes hat sie nach jedem Auftritt. Aber ich habe schon vor langer Zeit beschlossen, das dies nichts für mich ist.“ Andreas strecke die Hand aus und streichelt Sandras Wange mit seinen Fingern. „Aber ich glaube du bist anders. Und wir beide möchten etwas. Also was sagst du?”Sandra zögert einen Moment und fragt, “Gibt es noch andere Bedingungen die ich noch nicht kenne?”„Nur eine. Das Interview erscheint nur in der „Rockwelt“. Ich will keine einzige Zeile davon in einer anderen Zeitung oder einer Illustrierten finden.”Sie weiß, dass sie ihn zum Teufel schicken könnte. Das sie ihm sagen könnte, sie brauche dieses Interview nicht. Aber sie fühlt diese Anziehungskraft, genau wie er. Er hat Recht. Sie würden beide das bekommen, was sie wollten. Sie würde vielleicht sogar zwei Sachen auf einmal bekommen. Das Interview und eine Nacht mit dem Mann, in den sie seit Jahren heimlich verliebt ist.„In Ordnung“, sagt sie. „So soll es sein.“„Ich wusste du stimmst zu“, sagt Andreas mit einem verschlagenen Lächeln.


In den nächsten zwei Stunden beginnt Andreas sich alles von der Seele zu reden. Die bescheidenen Anfänge der Band, das ständige Proben in Garagen und Kellern, nörgelnde Nachbarn. Der Rausch des ersten Auftritts, wie es war, als sie das erste Mal auf einem Titelbild waren und dann der große Moment, an dem ihr erstes Lied Nummer Eins in den Charts war. Nach und nach berichtet er ihr alles was es über die „Silver Spoons“ zu wissen gibt. Details und Hintergrundinformationen, die bislang kein Journalist bekommen hat. Sandra weiß, dieses Interview wird sie in der Musikszene mit einem Schlag berühmt machen. Es ist mehr als ein Exklusiv – Interview. Es ist die Geschichte eines Mannes, der getrieben von der Sehnsucht Musik zu machen, es mit seiner Band bis an die Spitze geschafft hat. Sie sieht Andreas nicht mit anderen Augen, dass war es nicht, doch irgendwie spürt sie, dass sie sich in ihn verliebt hat. Sie hätte es nicht in Worte fassen können, aber es ist da, dieses Gefühl, dieses Prickeln tief in ihr drin. Die Vorstellung, dass sie für dieses Interview mit ihm schlafen soll, ist plötzlich kein Geschäft mehr, sondern eine wunderbare Belohnung, die sie erhalten wird. Mehr als alles andere in der Welt will sie mit Andreas schlafen.


Sandra beendet ihr Interview mit Andreas und räumt ihre Notizen, Kassetten, auf denen sie das Interview aufgezeichnet hatte und die Fotos weg und stopft alles wieder in ihre Aktentasche. Sie hat praktisch genug Material von Andreas erhalten, um ein kleines Buch über die Band zu schreiben. Aber sie erinnert sich an ihre Vereinbarung. Das Interview würde nur in der „Rockwelt“ erscheinen und sonst nirgendwo.Andreas starrt sie wieder an, während sie die Sachen zusammenräumt. Sandra kann seinen Blick auf ihr spüren, obwohl sie ihm den Rücken zugewandt hat. Sie hört Andreass Schritte, als er sich ihr nähert. Er umfasst Sandra Taille mit seinen Armen und dreht sie zu sich herum. Seinen Kopf herunterbeugend, lässt er seine Lippen erneut die ihren finden.Sandra erwidert begierig den Kuss und lässt ihre Arme über seinen Rücken streifen. Andreas findet erneut ihre Zunge und zärtlich zieht er Sandras T-Shirt aus ihrer Jeans. Sie unterbricht den Kuss und legt ihren Kopf eine Sekunde lang gegen seine Schulter, während sie ihm sein Ohrläppchen und den Hals küsst. Aber plötzlich tritt Andreas von ihr zurück. Sie schaut ihn verwirrt an.„Es tut mir leid, ich war ein Idiot“, sagt er. „Ich kann nicht erwarten, dass du das wirklich machst. Es ist nicht richtig. Ich kann nicht glauben, dass ich das vorgeschlagen habe.“Sandra sieht ihn einen Moment lang an. „Es ist in Ordnung. Ich will es machen.“Andreas nimmt sie in die Arme und streichelt ihr Gesicht. „Bist du sicher?“Sandra nickt und ergreift seine Hand. „Ja. Ich bin sicher.“ Sie küsst ihn zärtlich auf die Wange. „Ich glaube, du bist auch nicht so wie die anderen.“


Sie sinken zusammen auf die Couch, ihre Lippen vereint. Sie küssen sich und ihre Hände erkunden die Geheimnisse des Körpers des anderen. Sie sind wie in einem Rausch, spüren das warme Pulsieren ihrer Leidenschaft.Plötzlich hebt Andreas seinen Kopf und blickt zu Sandra, während sie ihn liebkost.“Nicht hier”, sagt er, mit schwerer, belegter Stimme. „Pass auf, ich rufe mein Auto und wir fahren in mein Hotelzimmer. Das ist viel bequemer als die Couch.“Sandra nickt. „Einverstanden.“Andreas steht auf und geht zum Telefon, welches auf dem Garderobentisch steht. „Wenn mein Fahrer uns nicht in fünfzehn Minuten zum Hotel gebracht hat, ist er gefeuert.“


Andreas tritt zur Seite, während sein Security – Guard ihm die Tür zu seinem Zimmer öffnet und sich überzeugt, dass alles in Ordnung ist. Er hat seinen linken Arm um Sandras Schultern gelegt und trommelt mit den Fingern seiner rechten Hand ungeduldig auf seinen Schenkel.„Hier sind wir, Chef. Ich bin gleich nebenan, wenn sie etwas brauchen sollten.“„Danke Dieter. Gute Nacht.“Sandra folgt Andreas in den Raum und stellt ihre Aktentasche neben einen großen Schminktisch. Andreas geht zu ihr hinüber und legt ihr seine Hände auf die Schultern.„Sollen wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben?“ fragt er.Sandra nickt und Andreas bringt seinen Mund an ihren heran und teilt ihre Lippen, während er mit seiner Zunge ihre berührt. Sie machen genau da weiter und gemeinsam erleben sie eine wundervolle Nacht voll süßem Zauber. Atemberaubend und sinnlich wie die Lieder der „Silver Spoons“. Im Zimmer ist es still, während sie sich lieben, doch Sandra hört tief in ihrem Innern das, was Andreas vorhin auf der Bühne gesungen hat. Im Rhythmus der Musik gibt sie sich ganz seinem zärtlichen Liebesspiel hin…


Am Ende dieser Nacht nimmt er sie in die Arme und küsst sie auf die Stirn. „Ich muss für ein Konzert am Sonntag nach London“, sagt er. „Wirst du auf mich warten?“Sandra sieht zu ihm auf und küsst ihn sanft auf die Wange. „Nach dieser Nacht?“ sagt sie grinsend. „Ja, Andreas, ich werde auf dich warten.“


Sandra geht am Montag ins Büro, nur um dort ein riesiges Bouquet roter Rosen in einer geschliffenen Kristallvase auf ihrem Schreibtisch vorzufinden. An der Vase lehnt ein großer, weißer Umschlag. Sie stellt ihre Aktentasche ab und nimmt den Umschlag in die Hände.Von gegenüber im Zimmer grinst Andrea sie an. „Das wurde heute Morgen von einem Chauffeur ins Büro gebracht.“ sagt sie. „Jemand wollte, dass sie hier sind, ehe du eintriffst.“Sandra lächelt und öffnet den Umschlag.“Hast du dein Interview mit Andreas Wiessloff bekommen?” fragt Andrea. Aber Sandra hört ihr gar nicht zu. Sie ist zu sehr damit beschäftigt, die Nachricht zu lesen, welche im Umschlag steckte, als sich darum zu kümmern, was um sie herum vorgeht.

Die Nachricht lautet:

Sandra,
Ich kann Dir gar nicht sagen, wie viel mir dieses Wochenende bedeutet hat. Zum ersten Mal seit Jahren habe ich mich wirklich lebendig gefühlt und nicht nur als Teil der „Silver Spoons“. Ich hoffe Du willigst ein, mich dieses Wochenende erneut in London zu „interviewen“ und mit mir die Möglichkeit zu erörtern exklusiv die Pressearbeit für die Band zu übernehmen. Mein Security – Guard wird Dich am Flughafen treffen. Ich habe mich um alles gekümmert.

Bis dann
Andreas.


P.S.: Hättest Du was dagegen, wenn ich Dich fragen würde, ob Du meine Frau werden willst?


In ihrer Hand hält sie ein One – Way - Flugticket nach London.









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