Der Zaubervogel...

Autor: Micha und Katja
veröffentlicht am: 06.07.2004




Und es begab sich zu einer Zeit, da Unruhe herrschte im Land und Ratlosigkeit im Königspalast, dass eine Frau, die alles verloren hatte - ihren Glauben, ihr Vertrauen, ihren Stolz und selbst ihr Ziel - auszog, zu suchen und zu finden. Verzweiflung war ihr ständiger Begleiter und Antrieb. Ihr Streifzug führte sie quer durch das Land, über Berge und Täler, vorbei an glücklichen und unglücklichen Menschen. Niemals jedoch hielt sie inne, unablässig zog die Ferne sie weiter. Nach einem Jahr kam sie durch ein kleines Wäldchen. Sie war müde vom vielen Wandern und dachte bei sich: 'Hier werde ich ein wenig verweilen!“ Sie baute sich eine kleine Hütte, um dort zu leben. Es war ein wenig trist und öd, doch sie war sehr erschöpft und so begnügte sie sich. Eines Tages ergriff sie eine unirdische Unruhe und sie begann, ein wenig die Umgegend zu erkunden. Sie wanderte vorbei an den Tieren und den menschlichen Bewohnern des Waldes. Da trat ihr ein Schrat in den Weg. „Geht fort, lasst mich passieren. Ich will mit niemand was zu schaffen haben!' sprach sie zu ihm. Er aber sagte: 'Wir sind untrennbar, Untrennbar!' dachte sie bei sich, 'dass ich nicht lache! Wir sind uns noch nie begegnet! Er ist nicht ganz gescheit!'

Doch wie magisch angezogen folgte sie ihm durch das Gestrüpp, hinein in ein blühendes Sumpfgebiet. Immerfort suchte er Distanz zu ihr, um dann wieder unerwartet vor ihr aufzutauchen. Es war wie ein unablässiges Versteckspiel. Und auch sie suchte, aus dem Labyrinth des Sumpfes zu entkommen, fand bald diesen, bald jenen Weg, der sie jedoch immer tiefer hineinführte in die atemberaubenden Dämpfe des Pfühls, wo ihr das Atmen schwer fiel und ihr das Herz immer schwerer wurde. 'Du bist ein Labyrinth, Schrat!' rief sie, 'ich habe mich in dir verirrt! Bitte, hilf mir heraus, ich kann so nicht leben!'. 'Du bist mein!' rief der Schrat zurück, 'ich will dich behalten!'

'Du hast mich ja schon Schrat' antwortete sie 'und kannst mich auch behalten, nur bekomme ich so keine Luft!'Der Schrat erschrak, merkte er nun endlich was er, der Frau, die schon einmal alles verloren hatte, antat? Er zog sich zurück, lief fort und versuchte sie zu vergessen, wollte sie endlich befreien, aber die Kraft in ihm, die er selbst nicht verstand, verhinderte immerfort ihr Entkommen.' Auch ich habe mich verirrt' sagte der Schrat, der scheinbar im Kreis lief, 'wenn ich nur weit genug wegkommen könnte, du könntest dich befreien, aber mein Weg führt immer wieder hierher zurück'Und wieder machte er sich auf den Weg...........

Die Frau wusste nicht mehr ein noch aus. Und so rief sie die Mächte des Himmels um Hilfe an. Sie setzte ihren Weg fort, immer nur geradeaus ... und so kamen ihr die sonderbarsten Ideen. 'Wenn ich nur immer weiter geradeaus gehe, nicht zurückschaue und nicht rechts und links, vielleicht führt mich das aus dem Sumpf heraus'. Und so ging sie, schaute nicht zurück, nicht rechts, nicht links. Und als sie eine Weile so gegangen war, bemerkte sie, dass die Luft klarer, die Sonne stärker wurde, der Nebel verzog sich und sie hörte Vögel zwitschern, ein leichter, kühler Wind blies ihr durch Haare und Gesicht. Und plötzlich umfloss sie ein gleißend helles Licht. So herrlich warm und schön, wie sie es noch nie gesehen hatte. Sie blieb stehen und genoss die Wärme und freundliche Helligkeit des Lichts. Endlich kam sie zur Ruhe, sie sog die nährende Energie des Lichts auf wie ein trockener Schwamm das Wasser.

Und dann stand, unmittelbar, wie aus dem Nichts, der Schrat wieder vor ihr. Sein unendlich trauriger Blick rührte etwas tief im Innern der Frau und sie fragte sich, was sie sich bereits mehrfach im Sumpf gefragt hatte: 'Vielleicht ist dieser Schrat unter einem bösen Fluch und kann nur von einer außen stehenden Person erlöst werden'. Viele viele Geschichten hatten ihr die Frauen ihrer Familie in ihrer Kindheit erzählt und sie hatte sie alle für wahr gehalten. Bis sie die Welt gesehen hatte, wie sie wirklich war und merkte, dass all die Märchen ihrer Kindheit nichts weiter waren als Träume der Menschen, davon, ihre innere Einsamkeit zu überwinden und zueinander zu finden. Sie war durch diese raue Welt gewandert und hatte gesehen, dass jeder nur selbst seines Glückes Schmied sein könnte, jeder sein Glück nur tief in sich selbst fühlen kann. 'Was nun?' seufzte die Frau.Das Herz schlug ihr bis zum Hals. 'Sprich mit mir, Schrat!' rief sie ihn an 'sag, was ist das für eine seltsame Kraft in dir, die dich immer wieder von mir forttreibt und dich immer wieder zu mir zurückzieht?'Etwas hatte sich verändert, das merkte selbst der raubeinige Schrat, er lief schon seit vielen Tagen und Stunden, nichts war mehr so, wie er es kannte, war er ihr doch sonst immer begegnet.Auch, und in ihm drin schienen die Dinge sich zu verändern.Da hörte er ihre Stimme wieder, sein Herz fing an zu schlagen, es wurde hell um ihn herum und plötzlich wusste er.

Sein Blick, sein Herz, alles was er war und für das er stand hielten sie fest. Sie stand wie angewurzelt und konnte sich nicht mehr rühren. 'Sprich mit mir, Schrat' flehte sie erneut 'was für eine seltsame Kraft stößt dich zugleich von mir weg und zieht dich immer wieder von mir zurück? Es ist etwas Ungutes, das uns hier verbindet, so sollten die Dinge nicht sein! Wie können wir die Verwandlung herbeiführen? Wie den Fluch auflösen? Wer oder was hat dich verzaubert?'

....das es die Kraft ist, die in jedem von uns steckt, sie ist stark wie die Gezeiten, ist wie Ebbe und Flut, es ist die Liebe und die Angst, die Sehnsucht sich zu vermissen und sich hinzugeben. Sie ist stärker als alles andere und keiner, auch nicht der Schrat, kann sie lenken. Er hatte Angst sie zu lieben und er hatte Angst sie zu verlieren. Das ist es sagte er, es ist die Angst, die mir im Wege steht und es ist die Liebe, die mich immer weiter machen lässt, es sind die zwei Herzen, die in mir schlagen, würde sie je damit zurechtkommen? 'Bleib bei mir' wünschte der Schrat sich von ihr 'lass uns den Fluch auflösen, wir sind untrennbar'Und sie antwortete: 'Drei lange Jahre irre ich nun schon durch deinen Sumpf, Schrat. Atemlos bin ich dir hinterher gejagt oder war vor dir auf der Flucht. In ganz seltenen Momenten hielten wir beide inne und fühlten die Nähe des anderen. Ich fühlte mich so oft verloren und es war so schrecklich kalt, meine Seele wäre beinahe erfroren. Und ich traf auf Schatten von Frauen, die ein ähnliches Schicksal wie meines durchlitten hatten, die auch versucht hatten, dich aus deinem Fluch zu erlösen und gescheitert oder entkommen waren. Wieso glaubst du, dass du ausgerechnet durch mich erlöst werden könntest? Was ist bei mir anders? Was ist bei uns anders? Was wärest du jemals bereit, für mich zu tun?'

'Auch ich habe diese Kälte zu spüren bekommen und habe sehr darunter gelitten' dem Schrat schauderte bei diesen entsetzlichen Gedanken, 'es war falsch von mir nicht neben dir zu stehen sondern immer vor oder hinter dir zu sein, mich zu verstecken und dich zu erschrecken. Wir beide hätten nicht umherirren sollen, wo wir doch alles hatten, unsere Kräfte hätten gereicht ein feines Nest herzurichten von wo aus wir herumstreunen hätten können. Das 'sagte er traurig' möchte ich ändern!“ Und man sah es im an' möchte ich von ganzem Herzen, mit ganzer Kraft! Und das bin ich bereit für dich, für uns zu tun!'

Mit jeder Stunde die verging wurde er ratloser sein Mut und seine Kraft schwanden 'wo bist du' rief er 'sprich mit mir'. Er fühlte, dass sie ihn hören konnte. Warum antwortete sie nicht mehr?

'Alles' so sprach sie 'hat seine Zeit. Wir beide haben nun genug gelitten.' Sie sah sich um. 'Wir haben uns ineinander verstrickt wie die Schlingpflanzen, die du hier siehst. Die Atmosphäre zwischen uns ist so atemberaubend wie die Luft in diesem Sumpf.'

Sie sah ihm nun tief in die Augen. 'Tief in dir kann ich deine Liebe sehen, die du nicht wagst zu leben. Dieser Sumpf, das bist du, er ist voll blühenden Lebens aber er verhindert das Weiterkommen, das Vergehen des Alten, um Platz zu machen für das Neue. Etwas Altes hält dich fest, dass ich nicht von dir zu nehmen vermag; nur du kannst benennen, was das ist, und dich davon erlösen.'

'Alles im Leben ist dem Wandel unterworfen und ich fühle, dass jetzt ein Wandel stattfindet. Das Leben und die Liebe sind ewig, sie vergehen nicht, sie wandeln sich nur.' Und als sie dies gesprochen hatte, ging ein Zauber mit ihr vor und verwandelte sie in einen Vogel.

'Wie und wann kann ich dich wiedersehen?' rief ihr der Schrat verzweifelt zu, der nun verstand, dass die Liebe auch im Loslassen zu finden ist. 'Zu gegebener Zeit, an gegebenem Ort, in anderer Gestalt und mit frischem Herzen. Dann, wenn es soweit ist. Lebe nun wohl!' Und sie flog davon, mit seiner Liebe in ihrem Herzen.

Er sackte zusammen 'nein, schrie es aus ihm heraus, wie kann ich etwas loslassen das ich gar nicht habe, warum gibt es scheinbar immer wieder diese Hoffnung, so greifbar nah?' Er konnte es nicht verstehen, warum all diese Fragen? Hatte es die Möglichkeit überhaupt gegeben die richtigen Antworten zu geben? Was wäre er bereit gewesen jemals für sie zu tun? Verwirrt, wütend, tobend, ratlos stand er nun wieder am Anfang seines Strebens. Einsamkeit schlich sich in sein Herz. 'ich gehe' rief er dem Vogel nach 'zurück in meinen Sumpf', wütend und verletzt kehrte er um und ging.

Wieso hatte er geglaubt, dass sich etwas geändert hat. Er hatte doch alles so gut geplant, wollte sie mitnehmen und ihr zeigen, was alles anders geworden war und von seinen Wünschen und neuen Plänen erzählen. Sie glücklich sehen, zum Träumen und zu lachen bringen. 'Wütend, darf ich wohl nur auf mich sein' dachte er. Er sah sich um in seinem Sumpf. 'Ich werde aufräumen' nicht nach rechts und nicht nach links sehen, mich nicht ablenken lassen, ich warte, hoffe, glaube, ich weiß, irgendwann kommt mein Vogel zu mir zurück.

Fortsetzung folgt hofft der Schrat……….. ;-)









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