Reicht Geld allein??? Teil 1

Autor: //BlueEyed//
veröffentlicht am: 28.03.2007




Die Neue

Jetzt saß ich schon seit 2 Stunden auf der Rückbank unseres Autos und das einzige was ich seit fast einer halben Stunde sehe ist: ganz viel grün und überall irgendwelche Büsche und Bäume. Ich weiß auch nicht, wie lange ich mir das noch angucken soll, denn so langsam nervt mich diese Umgebung und wenn ich daran denke, das ich hier für die nächsten 2 Jahre leben soll, dann würde ich am liebsten laut schreien! Meine Eltern hatten mir nicht erzählt, dass das Internat auf das ich gehen soll mitten im Nirgendwo liegt. Hier sieht es aus, wie in einem kleinen Kaff, weit und breit kein einziges Geschäft und vor allem weit und breit keine Häuser!
Aber bevor ich euch jetzt weiter von dieser elendig langweiligen Fahrt erzähle, sollte ich mich vielleicht erst einmal vorstellen, damit ihr wisst, wer ich überhaupt bin. Also ich heiße Anja, bin gerade 16 geworden und wäre fast im Knast gelandet. Ich bin kein braves Kind, das sich Eltern immer wünschen, ich hab schon mit 12 angefangen mit meinem Freunden zu saufen. Unter meinem Freunden war ich mit meinem 12 Jahren die Jüngste, die meisten waren 16 und älter. Weil ich aber unbedingt dazu gehören wollte, habe ich auch mit gemacht. Bis uns die Polizei das erste Mal erwischt hat. Ich würde dann nach Hause zu meinen Eltern gebracht und bekam da dann erst einmal richtig Anschiss von meinem Vater, der mir dann noch einen Monat Hausarrest dazu gab. Er dachte wohl, ich würde mich daran halten! Puh! Ich hab mich dann nachts einfach heimlich aus meinem Fenster verpisst und bin zu meinen Freunden gegangen und hab weiter mit denen gesoffen, bis ich eines Morgens in einem weißen, kalten Zimmer aufwachte: in einem Krankenhaus! Ich hatte zu viel getrunken und bin ohnmächtig geworden, als meine Freunde dann Panik bekamen, weil ich mich nicht mehr bewegte, riefen sie einen Krankenwagen und der hat mich dann ins Krankenhaus gebracht. Nach diesem Morgen war ich dann auch erst mal eine Zeit lang wieder die brave Tochter. Mit 14 find ich dann aber wieder an Mist zu bauen und würde immer öfters von der Polizei erwischt. Ich schwor meinen Eltern jedes Mal, dass es das letzte Mal ist und machte doch weiter. Nur stellten wir uns dann schlauer an und wurden erst mal nicht mehr erwischt. Irgendwann brachen wir dann in einem Geschäft ein und wurden erwischt. Da ich zu diesem Zeitpunkt schon fast 16 war, machten sich meine Eltern gewaltige Sorgen darum, wie mein Leben weiter gehen würde und entschlossen sich dazu mich auf ein Internat, weit weg von meinen Freunden, zu schicken. Sie suchten Monate lang, bis sie endlich eins gefunden hatten, dass weit genug weg war und das auch nicht zu teuer war. Denn meine Eltern hatten nicht viel Geld. Es reichte gerade mal so zum Leben. Mein Vater konnte nach einem Arbeitsunfall nicht mehr arbeiten und meine Mutter versucht mit zwei Jobs gleichzeitig uns über Wasser zu halten. Was nicht gerade leicht ist, denn ich bin nicht das einzige Kind. Ich habe noch 2 weitere Geschwister. Und wie Kinder nun mal sind, wollen sie immer was Neues haben, wenn ein anderes Kind was Neues kriegt. Ich glaub für meine Eltern ist es eine Erleichterung, wenn ich auf dem Internat lebe, denn sie müssen nur einmal Geld bezahlen und danach nicht mehr. Mein Opa hat versprochen, dass er mich jeden Monat mit etwas Geld versorgt, damit meine Eltern das nicht machen müssen, denn ihm lag auch viel daran, dass ich mir meine Zukunft nicht noch weiter verbaue. Ja, und jetzt sitze ich also seit fast zwei Stunden auf der Rückbank unseres Autos, auf dem Weg zu meinem neuen Zuhause.
Obwohl ich nach Außen die Coole spiele, brodelt es in mir innerlich. Was werden die anderen denken? Werden die ich da auf dem Schickimicki Internat überhaupt akzeptieren? Mit wem komme ich auf ein Zimmer? Und all solche Fragen, rasen mir durch den Kopf. Ich hab aber schon immer versucht mir so etwas nicht anmerken zu lassen. Ich hab schon immer die Coole gespielt, hab nie Schwäche gezeigt, weil so konnte man mich nicht verletzten und das war mir wichtig. Ich wollte nicht, dass mich irgendeiner verletzt! Mit allen Mitteln schütze ich mich vor dieser Möglichkeit und bis jetzt ist es mir immer sehr gut gelungen!
Endlich! Endlich mal ein neues Bild! Nicht ewig dieses grün! Vor meinen Augen sehe ich dieses riesige Gebäude, das von außen aussieht wie ein Schloss. Große Fenster, der Weg zum Eingang mit vielen bunten Blumen geschmückt und überall kunstvoll gestaltete kleine Gärten. In diesem Zuhause könnte ich es glaub ich sogar aushalten. Als wir auf den Hof fahren, sehe ich auch die ersten Jugendlichen. Eine Gruppe von Jungs die auf dem Rasen Fußball spielen. Sie müssten alle ungefähr in meinem Alter sein. Wie es scheint haben sie gerade unser Auto auf der Einfahrt entdeckt, denn sie kommen sofort auf uns zu gelaufen. Sie mustern mich alle 6 ganz genau. Als sei es so selten, dass es hier mal einen neuen Schüler gibt! Ich komm mir in dem Moment vor, als wäre ich irgendein exotisches Tier im Zoo, das von allen Seiten begafft wird. Als wir dann aus dem Auto aussteigen und mein Vater wirklich ratlos durch die Gegend guckt, bietet uns Timmy, einer der Jungs, seine Hilfe an. 'Brauchen Sie vielleicht Hilfe? Ich glaub du bist neu hier, oder?', sagt er an mich gewandt. 'Ja, ich bin heute erst angekommen und müsste zum Büro der Direktorin, die müsste schon auf uns warten.', sage ich schnell bevor meine Eltern auch nur einen Mucks machen können. Timmy bringt mich und meine Eltern dann also zum Büro der Direktorin und ich muss mich zusammen reißen, um nicht um zu fallen, als ich in die riesige Eingangshalle reinkomme. Es sieht alles richtig edel aus. Der Boden ist mit Marmor belegt und die riesige Treppe, die in die erste Etage führt sieht auch richtig massiv und edel aus. Für einen Moment, dachte ich wirklich ich träume und wollte schon fragen, ob mich mal jemand kneifen kann, als Timmy uns sagt, dass wir da wären. Er klopft noch für uns an und verschwindet dann wieder zu den anderen Jungs, um weiter Fußball zu spielen. 'Ja bitte??', hören wir eine eher leise Stimme hinter der Tür fragen und treten ins Büro. 'Guten Tag Frau Weber, wir hatten gestern Abend telefoniert und Ihnen bescheid gesagt, dass wir Anja heute vorbei bringen würden.' 'Ah, Herr Schneider. Natürlich. Treten Sie doch erst einmal näher und setzten Sie sich in Ruhe, damit wir noch einmal schnell die Einzelheiten durchgehen können, bevor ich Anja dann ihr neues Zimmer und ihre Mitbewohnerin vorstelle.' Ich saß dann noch einmal eine geschlagene halbe Stunde im Büro der Direktorin, während sie mit meinen Eltern alles doppelt und dreifach besprach. Sie wollte nur sicher gehen, dass ich hier nichts anstellte, sagte sie, da ich ja eine nicht sehr schöne Vergangenheit habe. Dann haben meine Eltern sie wohl über alles in Kenntnis gesetzt und ich wette mit euch, dass die Direktorin mindestens einen Schüler beauftragen wird, mir ein wenig hinterher zu spionieren, damit sie sicher gehen konnte, dass ich hier auch wirklich nicht anstelle. Ich war froh, dass ich von Zuhause weg konnte und hier sozusagen noch einmal von vorne anfangen konnte und diese Chance wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Meinen Abschluss hatte ich auch noch nicht und denn würde ich dann hier machen können, dafür haben meine Eltern auch gesorgt und vor allem aber dafür, dass ich hier auch wirklich was für die Schule tat und mich nicht nur irgendwo mit den anderen Schülern rum trieb.Dann konnte ich auch endlich mein Zimmer begutachten und vor allem auch meine Mitbewohnerin. Auf dem Weg zu meinem neuen Zimmer klopfte mein Herz wieder so richtig schnell, ich war nervös. Frau Weber klopfte an die Tür und guckte leicht verwirrt als sie ein 'Verpiss dich jetzt endlich. Du nervst mich!' zu hören bekam. Sie öffnete die Tür und Teresa, meine Mitbewohnerin, zuckte sichtlich zusammen, als sie sah, wer gerade eben an ihrer Tür geklopft hatte. 'Tut mir Leid, Frau Weber. Ich dachte es sei schon Saskia, die nervt mich schon die ganze Zeit.' 'Ich hoffe ja wirklich, dass es ihnen Leid tut Frau Jansen, denn so ein Benehmen dulden wir hier nicht!' 'Ja natürlich, Frau Weber.' Dann ließen Frau Weber und meine Eltern uns alleine, damit wir uns erst einmal bekannt machen konnten. Frau Weber sagte, sie würde nachher einen der Jungs hochschicken, der mir dann meine Koffer bringen würde. Mir sollte es nur recht sein, dann müsste ich die schweren Dinger wenigstens nicht schleppen.
Mein Zimmer war nicht besonders groß. Es wirkte auch irgendwie kahl, im Vergleich zu dem, was ich unten im Eingangsbereich gesehen hatte. An zwei der gegenüber liegenden Wänden stand ein Bett, das zu meiner Enttäuschung leider auch ziemlich klein war. Meins war richtig schön groß und gemütlich und das was mich hier erwartete sah alles andere als gemütlich aus. Auf der Fensterbank stand eine kleine Blume und daneben drei Fotos, auf denen immer wieder dieselben Jungendlichen zu sehen waren und einen davon erkannte ich auch: es war Timmy. Also mussten sich Teresa und Timmy ja kennen. Und der Rest der Clique wird dann wohl auch hier auf dem Internat sein, das hieß, ich würde sie im laufe der Zeit bestimmt auch noch kennen lernen. Gegenüber von dem Fenster stand neben der Tür noch ein eher kleiner Kleiderschrank und wenn ich mir vorstelle, wie viele Klamotten ich mitgenommen habe, dann wird mir ganz schnell bewusst, dass ich wohl eventuell etwas wieder meinen Eltern mitgeben muss, aber das will ich nicht, denn die Klamotten habe ich von meinem Geld bezahlt, das ich mir damals mit Babysitten verdient habe und dann will ich sie auch bei mir haben! Anscheinend hat Teresa gemerkt was ich gedacht hatte, als ich mir den Schrank so ansah denn sie sagte mir, ich solle einfach einige der Klamotten im Koffer lassen und unter meinem Bett verstauen, dass würden sie hier alle so machen, weil sie nicht damit gerechnet hatten, dass die Schränke so klein sein würden. An den Wänden nicht ein einziges Bild oder Poster, nichts das den Raum ein bisschen bunter wirken lassen würde. Die Wandfarbe ist auch nur ein langweiliges weiß und der Fußboden sieht auch nicht wirklich schön aus, ein grauer Teppich, der an einigen Stellen schon Flecken hatte. Dabei sagten meine Eltern mir, das sei ein Internat für die reicheren und wenn das wirklich so ist, dann interessiert aber anscheinend niemanden wie es hier auf den Zimmern aussieht! Da klopfte es auch schon an unserer Zimmertür: Timmy brachte mir zusammen mit zwei anderen Jungs meine Koffer hoch. Ich bedankte mich bei ihnen und dann waren sie auch schon wieder verschwunden. Sie wollten nicht zu viel Zeit in diesem schlossartigen Gebäude verbringen, was auch verständlich war, denn schließlich hatten wir gerade Mitte Juli und es war richtig schön warm draußen. Die Sonne schien schon den ganzen Tag heute und so war die Autofahrt hierher noch anstrengender. Da ich mich heute Morgen dann aber doch etwas zu warm angezogen hatte, beschloss ich, mir erst einmal für den Sommer besser geeignete Klamotten anzuziehen und das hieß für mich Minirock und Top. Ich lief Zuhause auch immer so rum, ich mag es mich sexy anzuziehen, meine einzige Angst war, dass es hier nicht gestattet war in Miniröcken und Tops rum zulaufen, denn die Mädchen die ich bis jetzt gesehen hatte, hatten alle Jeans und T-Shirts an, die nichts zeigten. Nicht einmal das kleinste bisschen vom Bauch war zusehen und wenn ich mich jetzt so im Spiegel ansehe und sehe, dass mein Top alles bis zum Bauchnabel zeigt und mein Rock auch relativ kurz ist, frage ich mich doch, ob ich so rausgehen kann. Aber Teresa versichert mir, dass es in Ordnung ist, wenn ich mich so anziehe. Es gäbe hier einfach nur einige Mädchen, die ganz auf Spießer machten und sich immer ganz verdeckt anzogen. Ihre T-Shirts hatten noch nicht mal den kleinsten Ausschnitt und ihre Jeans saßen auch immer so, dass man nur ja nichts von der Unterwäsche rausblitzen sah, was den Jungs bestimmt gefallen würde. Aber wie ich selbst gerade feststelle, gehört Teresa nicht zu diesen Mädchen, denn sie kommt gerade aus dem Badezimmer und trägt nicht viel mehr Stoff als ich. Und das beruhigt mich wirklich. Ich mag es nämlich überhaupt nicht, wenn ich mich verstellen muss, nur um besser bei den anderen an zu kommen und dazu hätte dann wohl auch gehört, dass ich mich so anziehe wie die anderen Mädchen hier auf der Schule.
Teresa hatte auch keine Lust mehr auf dem Zimmer rum zu sitzen und so nahm sie mich mit runter zu den anderen die sich auf dem Hof versammelt hatten. Auf dem Weg dorthin wurde ich wieder nervös. Ich möchte es nicht gerne, wenn ich auf einmal viele neue Leute um mich herum hatte. Ein oder zwei auf einmal ist in Ordnung, aber wenn es mehr werden, dann bin ich immer total nervös. Als ich Timmy von weitem schon sah, legte sich meine Nervosität dann doch wieder ein bisschen, denn ihn mochte ich auf Anhieb. Er kam mir gleich sympathisch rüber und machte auch einen netten Eindruck. Er erinnerte mich ein bisschen an meinen besten Freund Zuhause. Der war auch immer in Bewegung, konnte keine fünf Minuten ruhig sitzen bleiben. Wenn ich mit ihm unterwegs war, fühlte ich mich wohl und konnte alles um mich herum vergessen. Diese Zeit wird mir hier auf jeden Fall fehlen und er und meine beste Freundin natürlich auch. Die Beiden waren die einzigen, denen ich blind vertrauen konnte. Ich wusste, dass ich ihnen alles erzählen konnte und vor allem wusste ich auch, dass sie es dann nicht weiter erzählen würden. Der Abschied von ihnen viel mir auch richtig schwer. Beide gaben mir ein kleines Päckchen mit, das ich aber erst öffnen durfte, wenn ich hier angekommen war. Aber ich hebe es mir für heute Abend auf, jetzt heißt es erst einmal neue Leute kennen lernen. Teresa stellte mich auch gleich allen vor und sie nahmen mich auch sofort in ihre Clique auf. Einige der Gesichter erkannte ich auch wieder, denn ich hatte sie auf dem Foto auf der Fensterbank gesehen. Die Leute waren auch total herzlich und plauderten mit mir, als würde ich schon immer zu ihrer Clique gehören. Sie fragten mich warum ich hier wäre, wo ich her komme und solche fragen, aber ich empfand es noch für zu früh um ihnen von meiner Vergangenheit zu erzählen. Sie sollten mich erst so kennen lernen und sich eine Meinung bilden, bevor sie das andere erfahren, sie sollten nicht gleich ein schlechtes Bild von mir haben. Während wir uns dann also so unterhielten erfuhr ich, dass an dem Abend eine der letzten Partys, die es hier in den Ferien gab, geben würde. Timmy und sein Zimmergenosse hatten alles organisiert und luden Teresa und mich auch ein. Mich hauptsächlich aus dem Grund, damit mich alle besser kennen lernen konnten und ich hier auch mit netten Leuten zusammen bin und nicht mit den Freaks. Ich war froh, dass sie mich auch eingeladen hatten, denn sonst hätte ich wohl den ganzen Abend auf meinem Zimmer verbracht und in der Erinnerung an die alten Zeiten nur geheult. Ihr hättet euch doch bestimmt auch gefreut, wenn ihr gleich direkt mit in die Clique aufgenommen werdet und auch direkt akzeptiert. Klar, für die anderen werde ich wohl noch eine zeitlang die Neue bleiben, aber so hatte ich wenigstens schon mal die ersten 'Freunde' hier auf der Schule, natürlich weiß ich auch, dass man sie noch nicht Freunde nennen kann, aber das kommt bestimmt ganz schnell. Teresa und ich gingen dann nach einer Stunde auch wieder hoch auf unser Zimmer um uns für die Fete am Abend fertig zu machen und das dauerte bei mir immer Ewigkeiten! Bis ich was zum Anziehen gefunden habe, dann noch Schminken und Haare machen, das kann schon manchmal so zwei Stunden dauern. Aber wie es aussieht ist Teresa genauso, denn sie hat sich innerhalb einer halben Stunde bestimmt 15 Mal umgezogen und das ist nicht übertrieben. Bei dem einen Outfit passt der Gürtel nicht dazu oder sie findet grade keine passenden Schuhe und so weiter und so weiter. Und ich dachte immer ich wäre schlimm! Ha! Da hab ich ja jetzt jemanden getroffen, der noch schlimmer ist! Aber Teresa ist an sich eine ganz nette und liebe Person. Ich fand es vor allem nett von ihr, dass sie ich gleich mit zu ihren Freunden genommen hat, ich wäre wahrscheinlich nicht von mir aus dahin gegangen, da bin ich dann doch zu schüchtern, wobei man das bei meiner Vergangenheit nicht gleich denken würde. Mit meinen Freunden zusammen bin ich immer die Coole, die Harte aber wenn ich alleine unterwegs bin werde ich schnell zum Mauerblümchen, will auf keinen Fall auffallen und vor allem nicht auf einer neuen Schule. Da wollte ich lieber erst mal sehen wie die Anderen so drauf sind und dank Teresa würde ich das ja heute Abend erfahren.
Fast zwei Stunden später waren wir dann beide endlich fertig angezogen und gestylt und machten uns auf den Weg eine Etage höher, wo die Jungszimmer waren. Jungs- und Mädchenzimmer lagen hier auf dem Internat auf zwei verschiedenen Etagen, was ich wiederum nicht so toll fand, denn ich find es cooler, mit Jungs zusammen auf einer Etage zu sein. Wahrscheinlich wollen die Lehrer so verhindern, dass da zwischen Jungs und Mädchen etwas laufen könnte, aber da haben sich die Lehrer wohl getäuscht, denn wenn man wirklich will, hindert einen auch nicht die eine Etage, die zwischen einem liegt. Ich hab das auf meiner letzten Klassenfahrt mitbekommen, da waren Jungs und Mädchen auch getrennt gewesen und trotzdem hatten wir nachts meistens irgendwelche Jungs auf dem Zimmer oder wir waren bei ihnen auf dem Zimmer. Die Lehrer haben um halb 12 ihre Kontrolle gemacht und sind danach schlafen gegangen und da wir uns immer leise verhielten, sind die nächtlichen Besuche nie aufgefallen und genauso scheint es hier auch zu laufen, mit einer Ausnahme: nämlich in den Ferien, da gelten die strengen Regeln noch nicht. Da sollen die Jugendlichen ihre gemeinsame Zeit genießen, es kommen zwar trotzdem ab und zu mal Lehrer hoch und gucken was die Schüler so machen, aber das auch nicht regelmäßig, wie mir Teresa schon erzählt hatte.Genauso wie Timmy mochte ich Teresa auch gleich auf Anhieb. Sie war nett und hilfsbereit, sie zeigte mir am Anfang gleich das Schulgebäude und zeigte mir die Raucherecken, wo sie immer mit ihrer Clique war, zeigte mir die Klassenräume und das Volleyballfeld, das es hinter dem Gebäude gab und wo im Sommer immer viel los war. Außerdem gab es noch ein kleines Fußballfeld und einen Basketballkorb, also alles was das sportbegeisterte Herz brauchte. Da ich hobbymäßig auch Volleyball und Basketball spielte, freute mich das natürlich und da ich sah, dass die Jungs aus Teresas Clique auch sehr sportlich waren, bestand wohl die Möglichkeit das ein oder andere Mal mit ihnen zu spielen. Jetzt standen wir also vor Timmys Zimmertür und man hörte schon die fetten HipHop-Beats von innen. Oh ja, hier würde ich mich auf jeden Fall wohl fühlen! Es war genauso wie ich es am liebsten hatte: Möglichkeiten um mich ein wenig sportlich zu betätigen und die Leute mochten sogar dieselbe Musik wie ich! Seit dem Zeitpunkt konnte für mich dieses Internat gar nicht schlecht sein. Klar, ich war von Zuhause und von meinem gewohnten Umfeld weg, aber ich fand das das Umfeld was mir hier geboten wurde, fast genauso war wie das Zuhause, mit der Ausnahme, dass die Schüler hier alle reiche Eltern hatten und meine Freunde Zuhause genauso wie ich, nicht wirklich viel Geld hatten. Teresa öffnete die Tür und ich lief hinter ihr in das Zimmer rein. Es war größer als unseres und vor allem war es gemütlicher eingerichtet als unseres. Nichts so kalt und kahl. Timmy und Jannik, so hieß sein Zimmergenosse, hatten sich Poster an die Wand gehängt von HipHoppern, auf der Fensterbank standen zwei oder drei Kerzen auf dem Boden lag ein Teppich, der den darunter liegenden Teppich größtenteils abdeckte und die Betten sahen irgendwie auch gemütlicher aus als unsere. Die Leute, die hier auf der Party waren, kamen alle direkt auf mich zu, stellten sich vor und redeten mit mir genauso wie die anderen vorher auf dem Hof es auch getan hatten. Nachdem ich mich mit einigen von ihnen unterhalten hatte, ging ich zu Timmy rüber und unterhielt mich mit ihm eine ganze Weile lang, bis mir der Rauch auf dem Zimmer zu viel wurde und ich kurz raus an die frische Luft wollte und mich deshalb von ihm kurz verabschiedete. Draußen angekommen setzte ich mich auf eine der Bänke, die vor dem großen Gebäude stand. Ich blickte hoch in den Himmel und sah die vielen Sterne und mein Blick blieb auch für eine zeitlang dort hängen. Ich sah mir die Sterne an und versuchte irgendwelche Sternenbilder zu entdecken und fand tatsächlich auch zwei die ich kannte, den großen und den kleinen Wagen. Irgendwann wanderte mein Blick dann aber durch die Dunkelheit, als ich ein Geräusch gehört hatte. Ich konnte aber keinen erkennen, bis ich Schritte auf mich zukommen hörte. Mein Herz begann schnell zu schlagen und in mir stieg die Angst hoch. Mein Gott, was bin ich doch für ein Schisser! In Geschäfte einbrechen konnte ich, da hatte ich keine Angst vor, aber wo ich jetzt Schritte im dunklen höre, kriege ich Panik! Irgendwann erkenne ich dann doch vage eine Gestalt und stelle fest, dass es nur Timmy war, der auf der Suche nach mir war, weil ich schon seit einer halben Stunde unauffindbar war. Mal wieder vollkommen um sonst Angst gehabt! 'Anja, was machst du noch hier draußen? Willst du nicht mal langsam wieder hochkommen, du verpasst ja die halbe Party, wenn du hier weiter sitzt und in die Sterne guckst!' 'Ich komme gleich, wirklich. Mir wurde nur der Qualm bei euch auf dem Zimmer zu viel, da bin ich kurz raus gegangen und da muss ich wohl die Zeit vergessen haben. Geh ruhig schon mal vor, ich komme dann auch gleich.' Gesagt, getan. Timmy ging also wieder hoch in sein Zimmer und ich blieb noch kurz sitzen bevor ich mich auch wieder auf den Weg zu seinem Zimmer machte. Vor der Tür angekommen, war es diesmal aber ganz ruhig in dem Zimmer und man hörte nur noch einige Stimmen, die sich unterhielten. Ich ging also rein und sah, dass nur noch Timmy, Jannik und noch 2 weitere Personen oben auf dem Zimmer waren. 'Wo sind denn die ganzen anderen hin?' 'Die sind schon gegangen, hatten keine Lust mehr oder waren müde, weil die meisten heute auch erst aus ihren Ferien wiedergekommen sind.' Na ganz toll! Dann hab ich ja sogar die ganze Party verpasst! Weil ich aber noch hellwach war, entschloss ich mich noch bei den vieren zu bleiben und mich dann eben noch mit ihnen ein bisschen zu unterhalten. Nach einer halben Stunde setzten Timmy und ich mich dann auf sein Bett und unterhielten uns weiter. Ich hab ihm dann auch einen Teil meiner Vergangenheit erzählt, as die anderen zwei weg waren und Jannik schon im Land der Träume war. Timmy hörte mir auch die ganze Zeit aufmerksam zu und ich merkte, wie sehr es mir gefehlt hat, mich mal in Ruhe mit jemandem zu unterhalten. Mich mit jemandem zu unterhalten, der mich nicht verurteilte auf Grund dessen, was ich gemacht hatte. Ich weiß aber selbst nicht, warum ich ihm schon so früh davon erzählt hatte, vielleicht lag es wirklich daran, dass er, wie ja schon gesagt, mich an meinen besten Freund erinnerte. Ich merkte wie mir langsam die Augen zu fielen und wollte mich von Timmy verabschieden, aber er meinte er wolle mich nicht gehen lassen. Ich solle doch einfach bei ihm schlafen, dass würde schon keiner merken und da in den Ferien sowieso nicht kontrolliert wurde, ob auch wirklich jeder in seinem Bett lag, entschied ich mich dazu bei ihm zu schlafen. Das war für mich auch nichts neues, ich hab auch immer mit meinem besten Freund zusammen in einem Bett geschlafen, ohne das da jemals was gelaufen ist und da ich nichts mit Timmy anfangen würde, oder zumindest nicht nach einem Tag, schlief ich dann auch ganz beruhigt neben ihm ein.
Ich schlief zwar bei Timmy ein, bin dann jedoch als ich in der Nacht wach wurde, doch wieder runter in mein Zimmer gegangen. Das Bett war viel zu klein für zwei und ich fühlte mich, dann wo ich wieder etwas klarer im Kopf war nach einigen Stunden schlafen, doch nicht ganz so wohl neben ihm und ging deshalb doch lieber in mein Bett. Teresa wäre am Morgen bestimmt auch durchgedreht wenn sie gemerkt hätte, dass ich nicht in meinem Bett lag. Sie hatte mich schließlich das letzte Mal gesehen, als ich kurz an die frische Luft wollte und nach dem dann nicht mehr, die hätte sich bestimmt Sorgen gemacht und das wollte ich ihr dann doch nicht zumuten.
Am nächsten Morgen wurde ich von Sonnenstrahlen geweckt, die mir genau aufs Gesicht fielen. Mein Kopf tat mir ein bisschen weh, obwohl ich nicht wirklich weiß woran das lag, denn ich hatte nicht viel getrunken, ich bin allgemein nicht so der Trinker. Wenn man von so einem schönen Wetter geweckt wird, da kann einem das Aufstehen ja nicht schwer fallen, zumindest ist das bei mir so. Wenn ich sehe das die Sonne scheint bin ich immer sofort hellwach und brauch noch nicht mal Musik, wie sonst, zum aufstehen. Ich zog also meine viel zu warme Bettdecke von mir runter, ging zu meinem Schrank nahm mir einen Minirock, ein Top plus frische Unterwäsche und verschwand erst einmal im Badezimmer. Leider hatten wir keine Badezimmer auf unseren Zimmern, das wäre viel praktischer, dann müsste man nicht immer einmal über die komplette Etage laufen, um sich duschen zu können, denn dummer weise lag unser Badezimmer am anderen Ende des Flurs! Kann man nichts machen und da ich auf keinen Fall ungeduscht rumlaufen werde, muss ich diesen Weg wohl jeden Morgen gehen. Im Badezimmer angekommen werde ich gleich von einer riesen Parfumwolke umgehauen. Das die das hier auch mit dem Parfum so übertreiben müssen! Zu meinem Glück ist noch eine Dusche frei und ich kann mich endlich frisch machen. 15 Minuten später bin ich fertig geduscht und angezogen und mache mich zurück auf den Weg in unser Zimmer, um mir meine Zahnbürste und Zahnpasta zu holen, die ich, so dusselig wie ich manchmal bin, dort vergessen habe. Schon weitem erkenne ich Timmy, der gerade mit Teresa redet, als ich auf unser Zimmer zulaufe. 'Wo warst du heute Morgen? Ich hab mir schon sorgen gemacht, als du nicht mehr in meinem Bett lagst.' 'Ich hab mich dann doch um entschieden und bin runter in mein Zimmer gegangen. Ich wollte dich aber nicht extra wecken, um dir das zu sagen und hab dich deshalb schlafen lassen.' 'Wie? Moment mal! Hab ich hier irgendwas verpasst?', fragte Teresa leicht irritiert. 'Nein, du hast nichts verpasst. Timmy hat mir angeboten heute Nacht bei ihm zu bleiben, weil wir grad am reden gewesen sind und ich hab auch erst zugesagt, bin dann aber heute Nacht dann doch zurück ins Zimmer gegangen, damit du dir keine Sorgen machst.' 'Ah ja. Aber ich mach mir schon keine Sorgen. Timmy hat mir gesagt, dass er sich um dich kümmern wird. Und Timmy vertraue ich voll und ganz, wenn er sagt, er macht das dann macht er das auch. Deshalb bin ich ja auch vorher von der Party gegangen, weil ich wusste, das du da gut aufgehoben bist.' Wir redeten noch kurz weiter bis ich mich wieder daran erinnert hatte, warum ich noch mal zurückgekommen war. Also nahm ich meine Zahnbürste und meine Zahnpasta und ging mit Teresa zusammen zurück ins Badezimmer um uns für das Frühstück fertig zu machen. Timmy hatte uns sofort angeboten, dass er uns zwei Plätze frei halten würde, da er ja sowieso schon runtergehen würde. Dieser Timmy war wirklich ein Schatz. Nach diesem einem Tag mochte ich schon. Die ganze Clique war richtig nett zu mir, nur wusste ich nicht wie lange noch, denn außer Timmy wusste noch keiner von meiner Vergangenheit. Auch Teresa nicht, aber wenn sich uns mal die Möglichkeit bietet ganz in Ruhe reden zu können, ohne das Timmy oder Saskia uns störten. Nachdem wir uns dann also fertig gemacht hatten gingen wir runter in den großen Esssaal und ich wäre schon wieder fast aus den Latschen gefallen. Dieser Raum sah auch wieder so richtig edel aus. Die Tische waren schön gedeckt und dekoriert an der Decke hingen 5 große Kronleuchter, die dem Raum warm erleuchteten. Jetzt dachte ich mir aber wirklich, dass sie hier auf der Schule nur Wert drauf legten wie es im Erdgeschoss aussah, da wo jeder hingehen konnte, die weiteren Etagen waren ihnen scheinbar egal. Ich hatte gar keine Zeit mehr mir weiter Gedanken darüber zu machen, worauf die Leute hier Wert legten, denn Timmy winkte uns schon heftig zu und zeigte auf die beiden Stühle neben ihm, die er für uns reserviert hatte. Wir hatten uns gerade gesetzt und wollten anfangen zu frühstücken, als sich Frau Weber noch einmal zu Wort meldete. 'Guten Morgen alle zusammen. Bevor ihr anfangt zu frühstücken möchte ich euch noch euere neue Mitschülerin vorstellen! Anja? Anja wo bist du?' Mir war das richtig peinlich hätten sie mich nicht lieber nur in der Klasse vorstellen können und nicht hier vor allen Schülern? Ich stand also auf und sagte nur: 'Ja, hier bin ich.' Frau Weber sah mich noch einmal an und sagte dann an die Schüler gewandt: 'Ja das ist Anja, merkt auch das Gesicht, denn ihr werdet sie ab jetzt immer hier sehen. Und seit nett zu ihr. Ach ja und bevor ich es vergesse. Du gehst ab dem neuem Schuljahr in die Klasse von Frau Stolte.' Ich setzte ich also wieder und die anderen an meinem Tisch freuten sich über die Nachricht, dass ich zu Frau Stolte kommen würde, denn das war auch ihre Klassenlehrerin.







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