Weihnachtsgeschenk beendet Beziehung

Autor: Spirit
veröffentlicht am: 07.01.2007




Heute wollte ich was losmachen, nicht daheim rumsitzen, sondern einen drauf machen. So rief ich Martin an, der auf der Sylvesterfeier voll betrunken war und zu feiern versteht. Wir verabredeten uns, uns gleich in der Sbahn zu treffen, um dann gemeinsam in die Disco zu fahren.
Schon in der Sbahn kippten wir einen Schnaps nach dem anderen. In der Disco angekommen waren wir schon gut angeheitert. Ich lud ihn auf einen Cocktail ein. So standen wir beide mit unseren Drinks herum, als uns zwei Mädels zuprosteten. Wir kamen mit ihnen sogleich ins Gespräch, merkten aber bald, dass wir mit ihnen nicht allzu viel anfangen können. Böse wie wir waren, verarschten wir sie bloß.
Am Nachbartisch saß eine große Gruppe Mädels, zwei Plätze waren noch frei. Ich stieß Martin an und fragte ihm, ob er mitkäme. Obwohl ich eigentlich sehr schüchtern bin, war ich, da ich wenige Minuten vorher ja selber von einem Mädchen angesprochen wurde, in diesem Moment unglaublich selbstbewusst. Der Alkohol tat sein übriges, und so war ich wie beflügelt. Ich wollte einfach nur Spaß haben, war nicht unbedingt auf der Suche. Wollte einfach nur aus Spaß zu dieser Mädelsgruppe und sie einfach so anquatschen.

Schnellen Schrittes ging ich auf den freien Platz zu. Noch während ich fragte, ob ich mich dazusetzen dürfte, zog ich schon den Stuhl hinter und setzte mich einfach. Da schallte es aus einem halben Dutzend Mädchenstimmen, die Plätze wären schon besetzt, die Freundinnen wären nur auf der Toilette. Ich sagte nur, wenn sie wiederkämen, würde ich aufstehen, solange könnte ich aber doch sitzen bleiben. Da entgegneten sie mir, sie seien eine reine Mädchengruppe, da sei für einen Jungen kein Platz. Verschmitzt lächelte ich und sagte 'okay, darf ich mich vorstellen, ich bin die Heidi', was offensichtlich gelogen war. Großes Gelächter breitete sich aus, und ich wusste, das Eis war gebrochen. Ich blieb sitzen und quatschte das Mädchen an, was mir am nächsten saß. Ich redete wie ein Wasserfall. Ich stellte Fragen, erzählte ihr von mir, redete wie behämmert auf sie ein. Ich fand sie unglaublich süß. Sie hieß Katharina. Auf einmal fragte Kathi nach meiner Handynummer, die ich ihr gab.Die Wochen darauf trafen wir uns regelmäßig. Wir gingen in Cafes, Restaurants, ins Kino. Gleich in den ersten vier Wochen sagte ich ihr, dass ich sie liebe, sie entgegnete nur, man könne das so schnell gar nicht sagen, und außerdem liebe sie mich nicht. aber ich wusste, dass ich nur sie will und keine andere. Sie tat mir ungeheuer weh, aber ich gab nicht auf, kämpfte um sie, traf mich immer wieder mit ihr, ließ mir immer was neues einfallen, wie man sie überraschen kann, z.B. mit einem Picknick oder mit einem Ausflug nach Nördlingen und Salzburg.
Eines Tages lud sie mich in ihre Wohnung ein, auf einmal begannen wir uns wie wild zu küssen, wir hörten gar nicht mehr auf, wir zogen uns gegenseitig aus, über 2 Stunden wälzten wir uns auf dem Küchenboden, aber ohne miteinander zu schlafen.
Insgesamt verging eine Zeit von dreieinhalb Monaten, in der wir uns regelmäßig trafen, aber doch kein Paar waren. Ich stand diese Zeit des um-sie-kämpfens nur durch, weil ich spürte, wie ähnlich wir uns sind, dass wir zusammengehören. Ich konnte sie einfach nicht aufgeben, auch wenn mir jeder dazu riet, mir den Stress nicht anzutun und sie fallen zu lassen.In der Zwischenzeit begannen sich auch andere Mädels für mich zu interessieren. Als Kathi auf Urlaub in Spanien war und sie mir keine SMS schickte, obwohl sie mir dies vorher versprochen hatte und ich nun langsam die Hoffnung aufgegeben hatte, traf ich mich mit Julia. Julia wollte mich, das spürte ich. Auf einer Parkbank küssten und umarmten wir uns.Schon am Tag darauf machte ich mit ihr Schluss, weil ich das nicht wollte, weil ich wusste, dass ich nicht sie, sondern Kathi wollte.
Julia brach in Tränen aus. Ich fühlte mich auch nicht gut. Tat ich im Endeffekt der Frau weh, die mich liebte und hetzte einer anderen Frau hinter her, der ich nichts bedeute?Als Kathi aus dem Urlaub zurückkam und ich sie wieder sah, wusste ich aber, dass ich richtig gehandelt hatte. Ich liebte sie noch immer.
Als wir mal wieder bei ihr in der Wohnung waren, flüsterte sie mir ganz leise zu, dass sie mich liebt. Endlich! Nach über 3 Monaten Wartezeit war ich endlich am Ziel meiner Träume angelangt.
Ich schwebte im siebten Himmel, fühlte mich unglaublich stark. Wir verbrachten wundervolle Stunden miteinander. Ich stellte sie meinen Freunden vor und auch umgekehrt. Wir beide waren sehr glücklich.

Zu Weihnachten schenkte ich ihr eine Reise nach Dresden. Bereits auf der Hinfahrt meinte sie, dieser Urlaub würde so eine Art Zerreißprobe werden, ob wir wirklich zusammenpassen. Ich wischte ihre Ängste zur Seite und meinte, da hätte ich mal keine Bedenken.

Dresden ist eine unglaublich schöne Stadt, die Semperoper, der Zwinger, die Frauenkirche, die Elbe, der goldene Reiter... unser Hotel war allererste Sahne mit eigenem Pool, Sauna und Dampfbad. Es wäre eigentlich ein rundumgelungener Ausflug geworden.

Aber ich ging ihr während diesen drei Tagen gehörig auf die Nerven. Mir gings nicht gut, ich war ziemlich unkonzentriert. So benahm ich mich ziemlich tollpatschig, lief ihr mehrmals in die Beine, war manchmal ratlos, wenn sie mich was fragte.
Am vorletzten Tag sagte sie mir, sie freue sich so auf Zuhause. Sie hätte Heimweh. Da wusste ich schon, dass unsere Beziehung einen Knacks hatte.
Am Münchner Hauptbahnhof angekommen verabschiedeten wir uns. Kaum war ich eine Stunde daheim, da klingelte mein Telefon.
Kathi war dran, 'Du ich muss mit Dir reden. Ich glaub, das funktioniert mit uns nicht, ich möchte es beenden.'
Anstatt in Tränen auszubrechen, reagierte ich ganz kühl und sachlich. Ich hatte es schon geahnt, gefühlt, dass sie mir das sagen möchte.
Sie aber weinte die ganze Zeit und musste sich ständig die Nase putzen.

Wir sprachen uns aus. Sie meinte, sie würde mich nicht mehr lieben. Sie hätte schon mehrere Beziehungen hinter sich und hätte die anderen mehr geliebt als mich. Sie hätte gedacht, es würde mit uns klappen, aber es klappt einfach nicht. Sie wolle es beenden, um mich freizugeben, damit ich mir eine andere suche, mit der ich glücklich werden kann, mit ihr könne ich nicht glücklich werden.

Ich sagte ihr, ich glaube nicht an die große Liebe, so wie sie es tut. Liebe, was ist schon Liebe? Früher oder später weicht doch jede Liebe der Gewohnheit. Ich sagte ihr, sie solle nicht drüber nachdenken, wie man unsere Beziehung nennen kann, wichtig sei, dass es zwei Menschen gibt, die gerne was gemeinsam unternehmen, dass wir uns verdammt ähnlich sind, dass sie mein Sternzeichen haben könnte und umgekehrt.
Sie sagte, die letzten 2 Monate hätten ihr auch sehr gut getan und sie will mich nicht verlieren. Dann weinte sie wieder.
Ich sagte zu ihr, ich will es auch nicht beenden, wir sollten es einfach laufen lassen so wie bisher. Sie sagte aber nein.
Sie meinte, sie würde mich in einer Woche noch mal anrufen, ich sagte ihr, dass kannst du gar nicht sagen, ob du mich in einer Woche anrufen willst.
Sie meinte, okay, dann meld Du Dich bei mir.

Dann legten wir beide auf.

Um mich herum brach eine Welt zusammen. Ja es war wahr, ich vermisse sie nicht ständig zu jeder Uhrzeit, ich bin oft froh, wenn ich für mich allein sein kann und wenn man sich nicht täglich sieht.
Aber ich akzeptiere ihre Fehler. Ich glaube nicht an die große, an die eine Liebe. Ich halte sie für kompliziert, für jemand, der zu viel nachdenkt. Warum muss sie alles beenden und sich selber und mir weh tun?

Ich kann nicht mehr für einen anderen Menschen empfinden. Die große Liebe, von der sie spricht, diese Liebe hab ich noch nicht erlebt und daran glaube ich auch nicht.

Ich liebe sie.

Mit ihren Fehlern. Ich könnte ihr immer treu sein. Ich habe nicht dreieinhalb Monate um sie gekämpft, um sie nach weiteren 2 Monaten zu verlieren.

Ich kann auch nicht nur ihr Kumpelfreund sein. Es würde mir zu sehr weh tun, sie zu treffen, ohne sie berühren zu dürfen.
Es kam mir vor, als würde ein Teil von mir aufhören zu leben. Sie hatte mit mir soviel gemeinsam. Sie war wie ich. Sie hätte meine Schwester sein können.

Ich schätzte sie aber so ein, dass ich tun könne, was ich wolle, ich werde sie nicht umstimmen können, es ist vorbei.

Da ich somit keine Kraft mehr hatte, nochmal um sie zu kämpfen und ich gleichzeitig nicht die Rolle des Kumpelfreundes übernehmen konnte, musste ich versuchen, sie zu vergessen. Ich beschloss, mich nie mehr wieder bei ihr zu melden. Das hätte ich auch so durchgezogen.

Doch schon am nächsten Tag rief sie mich an, sie meinte, sie wolle nicht, dass es vorbei ist, sie wolle es laufen lassen. Als ich ihr sagte, ich sei froh, dass sie anrief, weil ich mich bei ihr nie mehr gemeldet hätte, erwiderte sie, dass sie das gewusst hat.

Sie meinte, sie würde mich nächste Woche anrufen, und wir werden uns dann verabreden.

Seitdem sind zwei Tage vergangen. Irgendwie vermisse ich sie total. Ich hoffe, es wird wieder so wie früher. Ich kann nicht ohne sie sein.









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