Heiße Küsse am See Teil 4

Autor: Jelaime
veröffentlicht am: 30.01.2009




Wider Erwarten rennt Kai mir wirklich nach, doch natürlich nicht um mich zu trösten. 'Ist er nicht einfach toll, dieser Timon?', fragt er zynisch. Ich schaue zu ihm auf und überlege was ich sagen kann. Doch mir fällt einfach nichts mehr ein. Außerdem bin ich es Leid wieder mit ihm zu streiten. Es würde ja sowieso nur wieder darin enden, dass ich mich schuldig und somit noch miserabler fühlen würde. 'Bitte Kai, lass es einfach. Ich weiß inzwischen wie du über Timon denkst, aber ich möchte im Augenblick einfach nicht darüber sprechen, schon gar nicht mit dir.' Ich hatte Angst Kai würde wieder laut werden, doch er blieb ganz ruhig. 'Natürlich nicht. Ich bin ja nur Kai, der Idiot, der Zwerg der doch tatsächlich so altmodisch ist, dass er glaubt es gäbe noch andere Dinge auf der Welt außer OneNighStands und dummen Sprüchen. Warum sollte man auch mit mir reden anstatt mit dem beliebten Abschlepper Timon?' Bei diesem Satz setzte er sich plötzlich neben mich auf die Bank. Was er gesagt hatte machte mich sehr nachdenklich. 'Kai das stimmt so doch überhaupt nicht' brachte ich nach kurzer Zeit endlich heraus. 'Stimmt hatte ich ja vergessen. Ich hatte inzwischen ja auch eine OneNightStand. Das hatte ich wohl verdrängt.' Ich merke die Verzweiflung in seiner Stimme. 'Das meinte ich doch nicht, das weißt du. Ich finde nur, dass du dich selbst nicht so klein machen solltest.' Ich wollte etwas Nettes sagen um mein Gewissen zu beruhigen, doch während ich es aussprach merkte ich, dass ich es wirklich auch so meinte. Ich war überfordert, denn ich kannte es nicht, dass ein Typ sich so sensibel zeigte. Gerade Kai war sonst einer, der kaum etwas von sich preisgab. Ich hatte ihn immer als fröhlichen Jungen von neben an angesehen. 'Ich brauch mich gar nicht klein zu machen, du bist es doch die für meinen netten Spitznamen Mikro-Kai verantwortlich ist.' Zuerst dachte ich es wäre ein weiterer Angriff, doch als er mich schief von der Seite angrinste, musste ich einfach auch lächeln. Seine Grübchen ließen einfach nichts anderes zu. Plötzlich mussten wir beide laut lachen. 'Man ist das eine verwirrende Geschichte das alles!', sagte ich. 'Wem sagst du das. Du denkst jetzt bestimmt ich sei ein schwules Sensibelchen mit
Minderwertigkeitskomplexen', antwortete er laut lachend. 'Überhaupt nicht, ich denke eher, dass ich dich immer ganz anderes eingeschätzt habe als du bist!' entgegnete ich. 'Vielleicht lohnt es sich ja, mich kennen zu lernen!' Ich wusste nicht darauf zu sagen, doch das musste ich auch gar nicht. Er stand einfach auf, lächelte mich ein letztes Mal an und ging davon.

Nun kannte Nele Kai schon seit der ersten Klasse und doch wusste sie so wenig von ihm. In der Grundschule hatten sie aber auch nicht wirklich etwas miteinander zu tun. In dem Alter waren Jungs und Mädchen doch schwer befeindet. Nach der vierten Klasse gingen beide aufs Gymnasium. Doch während wie in der Kleinstadt blieb, zog Kai mit seinen Eltern in die Großstadt. Seine Eltern hatten sich getrennt und Kai wollte bei seinem Vater wohnen. Dort musste er Timon kennen gelernt haben. Erst als Nele aufgrund ihres Studiums auch dort hinzog sah sie Kai wieder. Zuerst hatte sie sich gefreut, da sie wenigstens eine einzige Person dort kannte. Nele fiel wieder ein, wie herzlich Kai sie empfangen hatte und wie sehr er ihr beteuerte, dass er sich so freut. Doch schon in der zweiten Woche lernte sie Timon und die anderen kennen und schenkte Timon nicht wirklich Beachtung. Es war nicht so, dass sie Kai nicht mochte. Sie hatte sich auch nicht von Timo beeinflussen lassen der immer nur schlecht über Kai geredet hatte, es war viel mehr so gewesen, dass ihr Kai irgendwie egal gewesen ist. Für sie war es immer wichtiger Timon zu sehen. Nele erinnerte sich auch an das, was Kai in ihrer Wohnung zu ihr gesagt hatte. Stimmte es wirklich, dass Kai seit der 1.Klasse in sie verliebt gewesen war? Aber warum hat er denn nie wirklich auf sich aufmerksam gemacht? Das Klingeln ihres Handys holte Nele aus ihren Gedanken zurück. Es war Jessi. Sie war von ihrem Kurzurlaub zurück und wollte sich mit Nele m Café treffen.

Wie verabredet saßen beide eine viertel Stunde später im Parkcafé am Marktplatz. Jessi wusste von Neles geplantem Liebesgeständnis und wollte nun alle Einzelheiten wissen. Ihr Urlaub war im Vergleich zu dem Liebesleben ihrer Mitbewohnerin und Freundin unwichtig. Nele war froh endlich einmal alles los zu werden, was ihr auf der Seele brannte. Sie lies nichts aus und Jessi hörte aufmerksam zu. Außer einigen geschockten Gesichtsausdrücken hörte sie sich Neles Geschichte kommentarlos an. Erst als Nele ihre Berichterstattung beendet hatte sagte Jessi ihre Meinung.
'Was bildet sich dieser Timon überhaupt ein, wer er ist? Ich dachte immer er sei dein bester Freund oder mehr und dann das. Dass Timon ein arroganter Proll ist, das wusste ich ja schon immer, aber dass er so mit dir umgeht hätte ich nicht erwartet. Ich dachte immer, er fühlt genauso wie du und du würdest ihn dann schon noch erziehen, sonst hätte ich dich doch niemals dazu gedrängt es ihm zusagen. Es tut mir so Leid, Nele!'
'Das siehst du aber ziemlich einseitig. Natürlich hat sich Timon heute daneben benommen. Gründlich daneben! Aber vielleicht ist er auch nur eifersüchtig. Vielleicht leibt er mich genauso wie ich ihn!' Jessi schüttelte den Kopf. Was Jessi gesagt hatte, machte Nele wütend, weil sie ihr den letzten Funken Hoffnung nehmen wollte. Denn tief in ihrem Inneren hatte sie die gleichen Befürchtungen. 'Und was ist mit Kai? Den fand ich schon immer sympathisch!' versuchte Jessi das Gespräch positiver wirken zu lassen. 'Du kennst Kai doch gar nicht. Du hast ihn höchstens drei Mal gesehen als du ich von der Uni abgeholt hast!' 'Liebe Nele wie du vielleicht vergessen hast, wohne ich schon etwas länger in dieser Gegend und ich kenne Kai noch von seiner Zeit als Gymnasiast!' Nele schaute Jessi ungläubig an. 'Sag jetzt aber nicht, dass du mal was mit ihm hattest..!?' Nele wusste nicht warum sie das stören würde, aber sie merkte, dass es ihr nicht Recht wäre. 'Eifersüchtig? Dann kann ich dich beruhigen. Zwischen uns lief nie was….im Gegensatz zu dir. Wie war es denn?' Anders als Nele wurde sie wegen solcher Themen nie verlegen. Nele war zwar nicht prüde, aber in der Öffentlichkeit redete sie nur ungern über Sex, besonderes wenn es um ihren eigenen ging. 'Das ist doch nicht so wichtig. Erzähl mir lieber woher du den kennst.' Jessi merkte, wie wichtig Nele es plötzlich war dies zu erfahren. Wenn Nele nicht schon so einen beschissenen Tag hinter sich gehabt hätte, hätte sie sie wohl länger auf die Folter gespannt. Doch unter diesen Umständen erzählte sie ihr alles. 'Also während meiner Ausbildung zur Krankenschwester musste ich ja auch zur Berufsschule und die ist ja im gleichen Gebäude wie das Gymnasium von Kai. Timon hab ich da glaub ich auch manchmal gesehen. Naja jedenfalls ist er irgendwann immer mit meinem Bus gefahren. Vorher ist er mit der anderen Linie gefahren, aber da wäre er einem ehemaligen Freund immer begegnet und deshalb fuhr er dann immer in meinem Bus mit und wir haben uns immer alles mögliche erzählt, weil der jeweils andere ja die Personen eh nie kannten und so völlig neutral waren!' Nele war sich sicher, dass Timon der ehemalige Freund gewesen sein musste. Sie wollte unbedingt herausfinden, was zwischen den beiden vorgefallen war. 'Was war denn mit diesem ehemaligen Freund', fragte Nele ungeduldig. 'Oh man Kai hat mir immer nur ein bisschen erzählt. Die Sache hatte ihn wohl ziemlich heftig mitgenommen. Verständlicherweise. Oh Shit, ich hab völlig die Zeit vergessen. Ich muss ja noch in die Klinik, ich hab Mittelschicht. Wir reden morgen weiter, ja?' Nele hatte keine Chance mehr ihr zu antworten, da Jessi das Café fluchtartig verließ. Die Rechnung für ihren Latte Machiato musste sie wohl auch übernehmen.

Nachdem Nele die Getränke bezahlt hatte, fuhr sie mit dem Bus in ihre Wohnung. Dort versuchte sie sich mit Putzen, Wäsche aufhängen und Fernsehen abzulenken, was ihr jedoch nicht wirklich gelang. Sie wollte unbedingt wissen, was damals zwischen Timon und Kai passiert ist. Sie dachte nicht darüber nach, wer der Schuldige und wer das Opfer war. Für sie war klar, dass Kai etwas angestellt haben muss. Schließlich trauter er sich nicht mehr, Timon im Bus zu begegnen. Außerdem war Timon jedes Mal sehr angespannt gewesen, wenn sie ihn auf Kai ansprach. Hinzu kamen die immer noch starken Gefühle, die sie für Timon hatte. Egal was passiert war, sie sah in Timon immer noch ihre große Liebe. Sie wollte sich gerade etwas zu essen machen, als plötzlich das Telefon klingelte. 'Kann ich vorbeikommen, Prinzessin?', lallte Timon ins Telefon. Nele war verunsichert. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, hat sie ihm eine Ohrfeige gegeben und nun nannte er sie Prinzessin. Wahrscheinlich will er sich entschuldigen, dachte Nele und bejahte seine Frage. Einige Minuten später stand Timon vor der Tür. Als sie ihn hereinließ stürmte er sofort auf sie und umarmte sie. Viel mehr zerquetschte er sie fast. 'Du bist ja völlig betrunken. Setz dich schon mal ins Wohnzimmer, ich hol dir ein Glas Wasser. Kurz darauf saßen beide auf der Couch. Timon trank aus dem Glas. Dabei schwappte ein bisschen Wasser über Neles Hose, da Timon so schwankte. 'Das ist alles deinetwegen. Du bist Schuld, dass ich so viel getrunken habe.', versuchte Timon ihr einigermaßen deutlich zu erzählen. 'Unser Streit und das alles hat mich einfach so fertig gemacht. Bitte sag, dass du immer noch meine Prinzessin bist. Ohne dich bin ich doch total aufgeschmissen.' Obwohl Timon so betrunken war, nahm sie seine Worte ernst. Sie wollte ihn gerade versöhnlich umarmen, als er plötzlich das ganze Wasser auf den Boden schüttete. Nele stand sofort auf um einen Lappen zu holen. Als sie zurückkam, erschrak sie. Timon hatte sich bis auf die Boxershorts ausgezogen und lag auf ihrer Couch. Nele sah ihn verblüfft an. Er hatte wirklich einen makellosen Körper. Bevor sie etwas sagen konnte hob er sich von der Couch und streckte seine Arme nach ihr aus. 'Komm zu mir Prinzessin' flüsterte Timo und mit jedem Wort lallte er etwas mehr. Nele stand da wie angewurzelt. Obwohl Timon Schwierigkeiten hatte das Gleichgewicht zu halten, erhob er sich noch ein Stück und zog Nele zu sich heran. Schließlich küsste er sie sogar. Oftmals hatte sich Nele ihren ersten gemeinsamen Kuss vorgestellt, doch in ihren Träumen schmeckte dieser so stark nach Alkohol. Sie hatte das Gefühl, dass es falsch war ihn jetzt zu küssen. 'Timon du solltest lieber ein paar Stunden schlafen. Ich bring dich nach oben in mein Zimmer!' Doch Timon lies nicht von ihr ab. 'Wir können doch auch hier miteinander schlafen, Prinzessin!' Nele war verletzt. Wie konnte Timon so mit ihr reden, wie mit irgendeiner seiner Betthäschen. 'Du bist völlig betrunken. Ich bring dich jetzt hoch und dann schläfst du dort alleine deinen Rausch aus!' Energisch drückte sie Timon von sich weg, der immer noch versucht hatte sie zu küssen. 'Ich dachte du liebst mich, Prinzessin', lallte er weiter. 'Liebst du jetzt Kai oder was. Wieso sagst du mir, dass du mich liebst, wenn du dann zu Kai ins Bett steigst. Du hast mir mein Herz gebrochen!', schrie er plötzlich so laut, dass Nele zusammenzuckte. Hastig suchte er seine gerade ausgezogenen Klamotten zusammen, zog sich so gut es ihm in seinem Zustand gelang an und rannte schwankend zur Haustür. 'Du hast mir mein Herz gebrochen!', wiederholte er und lief aus dem Haus.
Nele wusste nicht wie sie die Ereignisse deuten sollte, doch sie war sich jetzt sicher, dass Timon am Morgen nur eifersüchtig gewesen ist und deshalb so blöde Kommentare gebracht hatte. Die ganze Geschichte hatte sie inzwischen so erschöpft, dass sie nur noch ins Bett wollte. Das Geheimnis von Kai und Timon hatte sie wieder völlig vergessen. Eigentlich wollte sie ja warten bis Jessi nach Hause kam, aber ihre Müdigkeit besiegte die Neugier und so schlief sie beinahe ein, bevor sie überhaupt in ihrem Bett lag.

Am nächsten Morgen war sie schon um sechs Uhr beim Bäcker um für sich und Jessi Brötchen zu holen. Wie gewöhnlich waren sonst nur ein paar Studenten dort. Zwei Typen, die am Stehtisch einen Kaffee tranken erkannte sie. Es waren Lasse uns Max aus Timons Fußballmannschaft. Sie begrüßte beide nicht, sie glaubte sowieso nicht, dass einer von ihnen wüsste wer sie ist. Sie stellte sich an und überlegte welches Croissant sie für Jessi mitnehmen würde. Als sie hörte, dass Lasse plötzlich von Timon sprach wurde sie hellhörig und lauschte. 'Man hat der gestern einen gebechert. Der war so lattenstramm, dass er doch tatsächlich die Tochter vom Prof abschleppen wollte.' Nele überlegte, ob wie die beiden wirklich von ihrem Timon sprachen. 'Die hat ihm natürlich einen Korb gegeben, die ist doch mit diesem BWLer zusammen. Alter Timon war so angepisst. Am Ende hat er sie angeschrieen, dann würde er halt jetzt seine beste Freundin bumsen und ist raus gerannt.' Beim letzten Satz zuckte Nele zusammen. Sie überlegte, ob sie raus rennen sollte. 'Ey und die hat ihn auch wirklich rangelassen.' Nele krallt ihre Hände zu Fäusten, während sie ihre Tränen unterdrückte. 'Die wohnt doch in der Hauptstraße, oder? Da hab ich ihn jedenfalls etwas später halbnackt aus dem Haus gehen sehen.' Lasse und Max lachten als wäre das die witzigste Geschichte, die sie jemals gehört hatten. Nele wollte nur noch aus dieser Bäckerei. Sie hatte das Gefühl, dass alle Kunden den beiden zugehört haben und auch alle wissen, dass sie diejenige ist, die ihn angeblich rangelassen hatte. Sie drehte sich um und lief. Doch weit kam sie nicht. Noch vor der Ladentür stieß sie mit Kai zusammen. Als sie ihm in die Augen sah wusste sie, dass er alles mitgehört hatte. Sie weinte und brach nur ein leises 'Das stimmt nicht' heraus. Kai sah sie mit kühlen Augen an und zuckte mit den Schultern. Es verletzte sie wie gleichgültig er tat und es lies sie verzweifeln, dass Kai den beiden Glauben schenkte. 'Schön, dass ihr euch wieder vertragen habt', unterbrach Kai mit zynischer Stimme die Stille. 'Es stimmt nicht, was die beiden sagen' erwiderte sie und jeder spürte die Verzweiflung, die in diesem Satz steckte. 'Du bist mir keine Rechenschaft schuldig, nur weil du mich auch rangelassen hast und übrigens, ich hab ihn auch aus eurer Wohnung kommen sehen.' Nun weinte Nele jämmerlich, niemand glaubte ihr, dabei hat sie diesmal wirklich das richtige getan. Sie wollte gerade weiter versuchen Kai von ihrer Glaubwürdigkeit zu überzeugen, da stand Timon plötzlich in der Tür. 'Guten Morgen, Prinzessin', rief er durch den ganzen Laden. Kai schüttelte nur den Kopf und verließ den Laden.







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