Heiße Küsse am See Teil 3

Autor: Jelaime
veröffentlicht am: 25.01.2009




Da saß ich nun auf meiner roten Couch. Was habe ich bloß getan, warum habe ich das getan? Wieso Kai? All diese Fragen ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Ich fühlte mich dreckig. Ich rannte unter die Dusche um den ganzen Dreck von mir zu waschen, doch auch danach fühlte ich mich nicht besser. Timo wird nie wieder mit mir reden. Vielleicht hätte ich damit leben können, dass er nur Freundschaft will, aber nun habe ich ihn wohl auch als Freund verloren. Er ekelt sich bestimmt genauso vor mir wie ich mich selbst auch. Ich habe mich benommen wie eine Prostituierte. Ich war so billig. Plötzlich klingelt es an der Tür, doch ich will niemanden sehen. Eigentlich ist es eher so, dass ich nicht gesehen werden möchte, als würde man mir ansehen, wie schrecklich ich mich benommen habe. Aber ich habe mich doch einfach nur nach Zuneigung gesehnt. Die Zuneigung, die Timo mir nicht geben konnte, die er mir nicht geben wollte. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht und öffne gegen meinen Willen doch noch die Tür. Es ist Kai. 'Darf ich reinkommen?', fragt er total schüchtern. So kenne ich Kai gar nicht. Kai spielt sonst immer den Obercoolen, der gar keine Gefühle hat. Ich lasse ihn herein und er setzt sich auf die Couch. Ich setze mich ihm gegenüber auf einen Sessel. 'Es tut mir Leid, Kai, aber ich wollte das nicht!' Stille. 'Hast du mich benutzt?', unterbricht er plötzlich unser Schweigen. 'Nein, also ja ähm ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich das nicht hätte tun dürfen.', antworte ich und kann ihm dabei nicht in die Augen sehen. 'Du wolltest nur Timo eifersüchtig machen, oder? Diesen Idioten. Ich versteh nicht warum du ihm nun schon so lange hinterherläufst. Der steht doch nur auf diese dämlichen Blondchen von unserer Nachbaruni.' Es macht mich wütend, wie Kai über Timo spricht, deshalb schreie ich ihn an: 'Was glaubst du eigentlich wer du bist, hä? Du wirst niemals so viel Klasse besitzen. Wer bist du schon? Ein dämlicher Proll, der rumheult. Du bist doch nur eifersüchtig, weil ich dir einen Korb gebe und…' 'mit mir geschlafen hast?', unterbricht mich Kai. Ich merke wie der Kloß in meinem Hals dicker wird. 'Das war doch nur, ich meine es war halt nur Sex, weil du meine Verfassung so schamlos ausgenutzt hast!' Plötzlich steht Kai auf und kommt näher zu mir und schreit mich an: 'Jetzt verdreh hier mal nicht die Tatsachen! Du hast mich doch nur benutzt um deinen Scheiß-Timo eifersüchtig zu machen. Ich habe dich zu nichts gezwungen. Was hätte ich denn tun sollen. Zum ersten Mal im Leben ignoriert mich das Mädchen, welches ich immer geliebt habe, seit der 1. Klasse, nicht mehr und küsst mich sogar? Bei dieser Sache warst du eindeutig diejenige, die diesen Scheiß-Sex provoziert hat.' Ich will gerade etwas Gemeines erwidern, aber ich kann nicht, als ich merke, dass Kai zu weinen beginnt. Das habe ich nicht gewollt. Ich wusste nicht, wie sensibel er in Wirklichkeit ist. Mir fällt nichts Besseres ein als ihn zum Gehen aufzufordern. 'Du machst es dir so verdammt leicht Nele Großeberg. Ich hab mich echt in dir getäuscht. Ich habe dich immer für so intelligent und besonders gehalten, aber du bist genauso dämlich wie alle anderen, die Timo nur hinterherlaufen und dabei nicht checken, dass der niemals fähig ist eine ernsthafte Beziehung zu führen! Machs gut!' Mit diesen Worten verlässt er mein Haus. Wieder beginne ich zu weinen. Diesmal nicht aus Selbstmitleid, sondern wegen Kai. Ich wollte ihn nicht so verletzten, aber ich hab mal wieder kein Stück nachgedacht!

Am Montagmorgen versucht Nele ihre geschwollenen Augen so gut es geht mit ihrem Make-up zu kaschieren. Das ganze Wochenende hatte sie ihre kleine Studentenwonung nicht verlassen. Sie lag die ganze Zeit über in ihrem Bett und weinte. Wenn sie aufstand, dann nur um etwas zu trinken. Gegessen hatte sie nichts. Nur auf ein paar Salzstangen hatte sie appetitlos rumgekaut. Wenn Jessica, ihre Mitbewohnerin, da gewesen wäre hätte sie wenigstens jemanden zum reden gehabt, jemanden der sie verstand. Doch hätte sie überhaupt reden wollen. Wie hätte Jessi sie verstehen können, wenn sie es selbst nicht konnte? Nun stand sie vor ihrem Spiegel mit geschwollenen Augen. Es kostete ihr viel Mühe, nicht wieder zu weinen anzufangen. Weshalb sie weinte wusste sie wohl selbst nicht genau. War es weil Timo auf ihr Liebesgeständnis nicht wie erhoff reagiert hatte? Oder weinte sie weil sie mit Kai geschlafen hatte, einem Typen aus ihren Vorlesungen, den sie gar nicht liebte. Oder weinte sie vielleicht sogar weil sie Kai so verletzt harte? Alles zusammen war einfach zu viel für das sonst so schüchterne und brave Mädchen. Warum hatte Jessi sie bloß dazu gedrängt, Timo ihre Liebe zu gestehen. Klar tat es weh, wenn ihr bester Freund, der ihre große Liebe war, mit anderen Mädels sehen zu müssen. Aber er war immer sie da und sie hatten eine Menge Spaß zusammen. Oder war sie immer nur für ihn da? Bei diesem Gedanke fiel es ihr besonders schwer die Tränen zu unterdrücken. Obwohl sie es sich nicht eingestehen wollte, ärgerte sie sich über Kais Meinung über Timo. Doch sie war sich doch so sicher, dass Timo ganz anders ist als Kai ihn beschrieben hatte. Nur warum stimmte es sie so wütend und nachdenklich? Na gut vielleicht hatte Timo bisher wirklich nur hübsche Modellkandidaten als Freundinnen, aber wieso sollte er sich bei seinem Aussehen und seiner Beliebtheit auch eine graue Maus schnappen? Und alle waren nun auch nicht blond. Nele überlegte kurz, ob Timo ihre Liebe nicht erwiderte weil sie brünett ist. Aber so oberflächlich war ihr geliebter Timo doch gar nicht. Nele sieht zwar nicht aus wie Barbie persönlich, aber sie ist dennoch attraktiv. Sie hat braunes, lockiges Haar, dass ihr fast bis zum Hintern ging. Außerdem hatte sie grüne Katzenaugen und eine schöne Figur. Sie selbst fand ihren Busen zu klein und ihre Beine zu kurz, aber welche Frau gefiel sich schon hundertprozentig? Nele hatte sich Timo und sie oft als Hochzeitspaar vorgestellt. Sie fand, dass sie optisch super zusammen passen würden. Denn Timo hat ebenso braunes Haar wie sie und dazu dunkle, braune Augen. Vielleicht war der Größenunterschied der beiden schon deutlich zu sehen, aber sie wünschte sich doch eh, dass Timo sie auf Händen tragen würde.
Kai dagegen hat sie nie besonders beachtet. Gestern als er zu weinen anfing hatte sie das erste mal bemerkt wie blau seine Augen waren. Blau wie das Meer. Aber er war ziemlich klein für einen Mann. Zwar war er noch ein paar Zentimeter größer als sie, aber im Vergleich zu anderen doch recht klein. Dafür hatte er schönes Haar. Es war etwas länger und straßenköterblond. Er hatte keine Langhaarfrisur, aber sie ein paar Strähnen hingen ihm zersaust übers Gesicht. Wenn er lächelte hatte er Grübchen. Das war das einzige, was Nele immer aufgefallen war. Dadurch sah er manchmal aus wie ein frecher Lausbub, aber nicht kindisch. Es steckte einem irgendwie an auch zu lächeln.

Das vertraute Geräusch des Hupens holte mich plötzlich aus meinen Gedanken. Das war doch die Hupe von Timos VW Beatle. Bisher sind wir montags ja immer zusammen zur Uni gefahren, schließlich besuchen wir beide die Vorlesung für Mediengestaltung. Genauso wie Kai. Es wird so schrecklich beiden heute im gleichen Raum zu begegnen, aber ich kann mich jetzt nicht drücken, das würde alles noch viel komplizierter machen. Timo und ich werden schon irgendwie über die Sache reden können. Ich weiß gar nicht was schlimmer ist: mit ihm über mein Liebesgeständnis zu reden oder über meinem Ausrutscher mit Kai. Nun er hatte schließlich oft irgendwelche Ausrutscher. Er beruhte sie nur nicht, denn er hatte Spaß dabei. Aber warum habe ich auch ausgerechnet mit Kai geschlafen. Timo hatte sich schon immer lustig über ihn gemacht. Er meinte er wäre ein Softie und kein Mann. Dabei hat mir Timos Mutter mal erzählt, dass die beiden früher auf dem Gymnasium sogar so was wie beste Freunde gewesen sind. Da ich erst aufgrund meines Studiums in diese Gegend gezogen bin, kann ich das nicht beurteilen und als ich Timon mal darauf angesprochen hatte, hat er nur irgendwas von schlechtem Verlierer gelabert.
Kopf hoch und Brust raus, sage ich mir während ich meine Wohnung verlasse und zu Timo ins Auto steige. Mein murmelndes 'Guten Morgen' beantworte Timo nicht wirklich. 'Ich wusste nicht, ob du willst dass ich dich abhole.' Ich versuche so normal wie möglich zu wirken. 'Doch klar, danke!', antworte ich. 'Hätte ja sein können, dass Kai dich abholt. Seid ihr jetzt zusammen?' Diese Frage schockiert mich. Ist das wirklich sein Ernst? 'Nein, natürlich nicht. Du spinnst doch', antworte ich mit leicht gereizter Stimme. 'Ich dachte ja nur, weil du immer behauptest du seiest keine Frau für eine Nacht.' Ich will mich gerade aufregen, da grinst Timon mich mit seinem verführerischen Tu-mir-nichts Blick an. 'Lass uns das Wochenende einfach vergessen und nicht so eine komplizierte Sache daraus machen. Du weißt doch, ich bin nun mal fürs Unkomplizierte!' Ich nicke nur. Dabei weiß ich nicht was ich davon halten soll. Ist er so ein Arschloch wie Kai behautet und ignoriert meine Gefühle einfach Oder will er es mir nur leichter machen, damit ich mich besser fühle und unsere zweijährige Freundschaft nicht darunter leidet? Das wird es wohl eher sein, immerhin bin ich seine Sternschnuppe, wie er immer sagt. Obwohl es mir schwer fällt die letzten age wie auf Knopfdruck einfach zu vergessen, gebe ich mich gekonnt unbeschwert und lache einfach mit ihm darüber, wie bescheuert ich mich benommen habe. Nur der Gedanke daran, dass ich Kai auch gleich begegne bereitet mir Bedenken.

Als die beiden in die Einganshalle kommen werden sie sofort von einigen ihrer Freunde zu sich gewunken, denn es ist schon fast ein Ritual, dass sich die Freunde an dem Denkmal in der Halle treffen. Mal stehen dort weniger Leute, mal mehr. Heute sind es mehr, stellt Nele fest und bemerkt natürlich sofort, dass Kai auch dort steht. Ob er den anderen von ihrem Ausrutscher erzählt hat. Sie bekommt Angst. Schließlich ist dies das Hauptthema eines jeden Montags. Wer mit wem und so weiter. 'Na Timon, hast am Wochenende mal wieder ne heiße Braut abgeschleppt?', brüllt Jarosch durch die ganze Halle. 'Ein Gentleman genießt und schweigt', antwortet er nur, zu Neles Freude. 'Du bist doch sonst nicht so bescheiden, was deine Liebschaften angeht' mischt sich Kai plötzlich ein. 'Ach weißt du mein lieber Kai, heute dachte ich mir einfach mal, dass du heute mal im Mittelpunkt stehen darfst. Das wäre doch mal ein ganz besonderer Tag für dich.' Sonst ignorierten sich die beiden, doch jetzt schein die Provokation sich zuzuspitzen. Bedeutet das etwa, dass Timo eifersüchtig war auf Kai. Das würde ja bedeuten, dass Timon sie doch liebte. Vermutlich war er nur zu schüchtern oder er hat es erst da gemerkt wie sehr er mich liebt. 'Du bist ja so gütig mein lieber Timon. Deshalb lieben wir dich wahrscheinlich auch alles so, nicht wahr Nele?' Dass Kai sie da mit hineinzieht hätte sie wohl nicht gedacht. Bevor Nele die richtigen Worte findet, kommt Timon ihr zuvor. 'Eifersüchtig mein Kleiner oder hast du einfach nur Schwanzdruck? Aber weiß du, wenn du auch mal eine abbekommen willst, dann such dir doch einfach ein Mädel mit Problemen und nutzt die Situation einfach aus, klar es ist ein bisschen geschmacklos und das Mädel wird es hinter her vielleicht auch bereuen, aber wenn man auf seine Kosten kommt. Immerhin günstiger als bei Pretty Woman!' Damit hatte Nele nicht gerechnet. Wenn sich das ganze wirklich gerade so abgespielt hatte wie sie es mit bekam, hatte Timon von ihr gesprochen. Er hatte sie tatsächlich mit einer Prostituierten verglichen. Sie war sich zwar sicher, dass Timon Kai und nicht ihr einen reinwürgen wollte, aber diesmal ist r zu weit gegangen. Unter Schock knallt sie Timon eine und rennt mit unterdrücktem Weinen nach draußen. Von weiten hört sie nur noch Timos Kommentar: 'Los lauf ihr doch hinterher, du weißt doch wie sehr sie ist, wenn sie Kummer hat.'







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