Sie und Er - kann doch nicht klappen?! - Teil 4

Autor: runette
veröffentlicht am: 09.04.2014


„Was machen du und deine kleinen Freundinnen hier und warum starrst du meine Süßen so an?“ …



Ich richtete mich auf, um zu sehen, wer mich so scheiße von der Seite anmacht. Ich musterte sie von oben bis unten und musste feststellen sie eine lebensgroße, sprechende Barbiepuppe mit Herzschlag vor mir stand. Sie hatte wasserstoffblonde Haare, lange Beine, bleiche Haut, eine pinken Minirock, ein pinkes Oberteil, dass zu klein schien mit zu viel Ausschnitt und so viel Schminke im Gesicht, dass man nur raten konnte, ob sie noch ein Gesicht hat oder nicht.
„Du hast da noch nen Gesicht auf deiner Schminke, Barbie“ sagte ich gerade heraus.
„Nicht frech werden, du bist bei meinen Freunden, bei meinem festen Freund, auf meinem Schulhof und auf meiner Schule, also hab mal nicht so große Fresse, Fetti!“
„Und wer sind deine Freunde?“
„Jay, Ole, Leon, Barbie, Ethem und Alex.“
„Und wer von denen ist dein 'fester Freund'?“
„Na, Alex natürlich.“
„Komisch, davon hatte Al mir garnichts erzählt. Wenn du mich kurz entschuldigen würdest“ sagte und ging zu Al. Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, nickte dann mit dem Kopf in Richtung Barbiepuppe und fragte: „Deine FESTE Freundin?“
Er sah mich verwirrt an und als er es nach kurzem überlegen verstanden hatte, fragte er laut nach: „Was?!“
„Ich habe gerade mit einer Barbiepuppe Bekanntschaft gemacht, die mir mitgeteilt hat, dass sie deine feste Freundin ist, wann wolltest du mir das sagen?“
„Sie sagt, sie ist was?!“ ich stöhnte und drehte mich um. Die lebendig gewordene Barbie stand immer noch, mit ihren Stöckelschuhen an Ort und Stelle. Ich fasste sie an der Schulter an, drehte sie um und zog sie neben mich.
„Also jetzt nochmal für ganz doofe: Sie“ ich zeigte mit dem Finger auf sie. „mir sagen, ihr seid zusammen. Verstanden?“
„Ja“ sagte er und sah mich verstört an.
„Hey“ sagte die Barbiepuppe und ging auf ihn zu, er wich einen Schritt zurück und fragte: „Und seit wann sind wir zusammen?“
„Ach Dummerchen, du hast doch mit mir geschlafen!“ sagte sie und streichelte seine Wange.
„Ach das auch noch. Ich freue mich für euch, wünsche euch ganz viel Glück und werde jetzt gehen damit ich euch nicht mehr störe, wiederkommen werde ich auch nicht also keine Bange“ ich drehte mich um, ging ein mal um die Gruppe rum, zu Ailine flüsterte ihr zu, ich müsse SOFORT mit ihr reden und zog sie an der Hand mit.
„Zoey, bitte, lass mich dass erklären!“ ich ignorierte ihn.
„Zoey, bitte, die labert scheiße!“ wieder ignorierte ich ihn.
„Zoey-Maire, bitte, lass es mich erklären! Du bedeutest mir zu viel, um dich wegen so ner Schlampe zu verlieren!“ rief er über den ganzen Schulhof, wir waren nicht so weit weg, als das er hätte so laut schreien müssen. Ich blieb stehen und Ailine war es, die mich dann dazu brachte mich umdrehten, indem sie mir ihre Hand mit Schwung entzog.
Der ganze Schulhof starrte uns an und wartete auf irgendeine Reaktion.
„Was willst du erklären? Du hast mit ihr geschlafen und bist mit ihr zusammen, da gibt’s nichts zu erklären!“
„So ist dass nicht!“
„Wie sonst?“ ich hatte tränen in den Augen, was man meiner Stimme auch anmerkte.
„Kann ich...zu dir kommen?“ fragte er unsicher. Ich nickte nur schwach, worauf er zu mir kam.
Ich hatte meinen Blick auf den Boden geheftet und sah einzelne Tränen auf meine meine Schuhe tropfen. Alex sah sie ebenfalls und nahm mich in den Arm. Er streichelte mir über den Rücken und beruhigte mich. Genau dann schellte es und die Schüler auf dem Schulhof gingen langsam in die Klassen, ich riss mich zusammen, wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und sah zu ihm auf.
„Ich muss jetzt in den Unterricht“ sagte ich und drehte mich um.
„Schatz?“ fragte er leise und ich hielt inne, ich hatte ihn noch nie mit so verletzlicher und unsicherer Stimme reden hören, doch ich war verletzt und enttäuscht.
Ich drehte mich nicht um und nach kurzem zögern ging ich weiter in Richtung Klassenräume. Es tat mir in der Seele weh, aber ich konnte ihm im Moment nicht in die Augen sehen. Ich hätte ihm vermutlich Sachen an den Kopf geworfen, die ich kurz danach bereut hätte und dass wollte ich nicht riskieren. Mein Herz schrie aber ich zwang mich weiter zu gehen, nicht stehen zu bleiben und ihn anzuschreien, warum er mich betrog. Ihn zu schlagen, da er der erste Junge war, dem ich vertraut hatten und er es keine 2 Monate mit mir ausgehalten hatte, ohne mich zu betrügen. Anzufangen zu weinen, weil er mir mein Herz aus der Brust gerissen hatten und darauf herum getrampelt war. Nicht auf die Knie zu gehen, weil ich mich geschlagen, leer und allein gelassen fühlte.
Ein Arm legte sich um meine Schultern und eine Hand griff von der anderen Seite nach meiner. Ailine und Sofia wollten mir Trost spenden und ich lächelte sie matt mit tränen verhangenem Blick an. Vor der Klasse lehnte ich mich an eine Wand und die anderen ließen mich fürs erste in Ruhe, ich versuchte mich zu sammeln, damit ich nicht mitten im Unterricht zu weinen anfing. In der 10 hatten wir nicht besonders viel Zeit, vor allem nicht im 2. Halbjahr. Wir musste in so kurzer Zeit so viele Arbeiten schrieben und dann noch die ZP's (Zentrale Abschlussprüfungen), dass keine Zeit zum trauern um meine zerberstendes Herz war. Ich wischte mir die Tränen von den Wangen und drückte meine kalten Finger auf sie, um mich zu beruhigen. Dann atmete ich einige male tief durch und wandte mich der Lehrerin zu die sich auf den Weg zu uns machte.
Die Stunde überstand ich mit Müh' und Not und musste mich immer wieder auf meine Atmung konzentrieren um nicht anzufangen zu weinen. Und den Rest der Zeit verwendete ich darauf mich zu zwingen zuzuhören, was nicht viel brachte, da ich die Worte hörte aber ihren Sinn nicht wirklich verstand. Ich hörte Laute die sich zu Worten verbanden und dann wieder aus meinem Kopf schlichen ohne verarbeitet zu werden. Am Ende der Stunde kam meine Lehrerin auf mich zu und fragte ob mir nicht gut sei, da ich anscheinend jedem Hochzeitskleid hätte Konkurrenz machen, so weiß wäre ich angeblich gewesen. Ich versicherte ihr, dass es mir gut gehe und wahrscheinlich nur zu wenig Schlaf bekommen habe und entschuldigte mich dann, um aufs Schulklo zu flüchten.
Kurz bevor ich um die Kurve auf einen anderen Gang biegen konnte hörte ich laute Stimmen, eine männliche die mir sehr bekannt vorkam und eine weiblich die ich ohne Mühe zuordnen konnte, nur die Tatsache warum sie sich stritten verstand ich nicht ganz. Vielleicht hätte sie nicht verraten sollen, dass die beiden miteinander geschlafen hatten oder er war sauer weil sie ihm sein Spielzeug weggenommen hatte, welches ich gewesen war. Ich fühlte mich schlecht und benutzt und wollte mich gerade umdrehen um zurück zu meiner Klasse zu gehen als seine Worte mich erreichten.
„Warum erzählst du so eine Scheiße?! Ich habe nicht mit dir geschlafen und werde es auch nicht tun!“ schrie er die Blondine an.
„Aber der eine Morgen nach der Feier bei Chris …“ fing sie an zu stottern.
„Ich habe es dir schon 20 Mal gesagt, Jay fand es komisch und hat mich im Vollrausch, mit Ray zusammen, in das Bett getragen in dem du lagst, es lief nicht das geringst zwischen dir und mit!“
Nach kurzem zögern schnurrte die Barbiepuppe: „Aber da du ja jetzt wieder frei bist, können wir dass ja ändern.“
Mich überlief eine Erleichterung wie ich sie noch nie zuvor verspürt hatte und gleichzeitig brach ein Feuer der Eifersucht in mir aus, dass diese lügende Schlampe es wagte sich an meinen Freund rann zu machen. Entschlossen machte ich einen Schritt um die Ecke und ging auf sie zu, Al's Jungs standen um die zwei herum und Ray und Jay blickten schuldbewusst auf den Boden.
„Du wirst deinen scheiß Arsch jetzt in ihre Klasse schwingen und vor der ganzen Klasse laut und deutlich sagen, dass wir nicht miteinander geschlafen haben und dich dann entschuldigen!“ grollte mein Freund, wäre breitete sich in mit aus, er geriet so in rage weil er angst um unsere Beziehung hatten und wollte dieses Drecksstück auch noch zwingen sich vor meiner ganzen Klasse zu entschuldigen. Ich erglühte vor stolz und trotzdem war ich zu aufgewühlt um mich jetzt mit Alex auseinander zu setzten.
Oder mit meinen Gefühlen. Ich wusste ja, dass ich viel für ihn empfand aber ich war mir nicht bewusst gewesen wie viel ich für ihn empfand und dass es mich so aus der Bahn werfen würde ihn zu verlieren, ich war überzeugt gewesen, so weit von ihm distanziert zu sein, dass es in so einer Situation schmerzen, aber mich nicht so aus der Haut fahren lassen würde.
Ich würde meine Gefühle ordnen bevor ich mit Alex sprach, nahm ich mir vor, machte einige Schritte zurück und bog rückwärts um die Ecke. Und lief prompt gegen jemanden, ich drehte mich um, sagte ich vorbeigehen „Sorry“ und wollte schon gehen, als die Person gegen die ich gelaufen war mich am Arm fasste. Es war ein Typ den ich zuvor noch nie gesehen hatte, er stellte sich neben mich, nahm meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen. Bevor ich protestieren konnte oder auch nur reagieren, zog er mich vorwärts um die Ecke, blickte mich lächelnd an und ging so mit mir an der Gruppe von Jungs vorbei, die immer noch um die Blondine versammelt waren.
Ich drehte mich zu ihnen, alle starrten sie den Jungen neben mit böse an, sogar das Barbiepüppchen, nur Jay nicht. Dieser schaute mich mit gerunzelter Stirn an und schien zu überlegen, was ich da machte. „Hilf mir“ formte ich stumm und sah ihn flehend an, Alex konnte ich jetzt nicht bitte, ich wusste nicht wie er reagieren würde und wollte jetzt keine Szene riskieren. Und außerdem machte der Typ mir irgendwie angst, mal abgesehen von der Tatsache, dass ich in der Öffentlichkeit nicht gern so viel Kontakt zu anderen hatte, erst recht nicht wenn ich die Person nicht kannte.
Jay schien zu verstehen und schaltete schnell, er lief zu mir, fasste meine andere Hand zischte mir ein „Lauf!“ zu und fing selbst an zu laufen. Ich machte mich gewaltsam von der anderen Hand los die mich nicht freigeben wollte und ließ mich erleichtert von Jay hinter sich herziehen.
Wir liefen eine Treppe hinunter durch das eine in ein anderes Gebäude, an vielen verblüfften und verärgerten Schüler die anfingen zu maulen, wenn sie aus dem Weg geschubst wurden und schließlich hielt Jay erst an der Tür zum Fahrradkeller an, die sich im 1. UG befand. Dort knallte er mich mit dem Rücken gegen die Tür und schlug mit seiner Faust gegen meinen Kopf, ich hörte das Holz ächzen, doch es gab nicht nach.





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