In my Life - Teil 14

Autor: MarieCurie
veröffentlicht am: 21.05.2014


Mir wird bewusst, dass ich Darius schon zu lange umarme und lasse ihn abrupt los und stupse ihn leicht weg. Er lächelt mich an.
„Es ist spät. Ich geh dann mal. Wir sehen uns.“ Ja das sollte er schleunigst tun, bevor ich hier bekloppt werde.
„Ja, wir sehen uns.“, meine ich als ich ihm zur Tür gefolgt bin. Ich winke leicht und komme mir total bescheuert vor. Ich stehe in der Haustür und winke einem Kerl treudoof hinterher, mit dem ich nach unserer ersten Begegnung im Bett gelandet bin und der mich irgendwie auf eine angenehme Art und Weise versucht zu therapieren. Ich schließe die Tür und lehne meinen Kopf einen Moment gegen das Holz der Tür.
In meinem Kopf bildet sich gerade eine Pro- und Kontraliste im Bezug auf die Beziehung zu Darius.
Gute Aspekte? Schlechte Aspekte?
Ich kenne ihn kaum.
Ich habe ihm von meinem Leben erzählt.
Er hat mir von seiner Kindheit erzählt.
Er hat mich nicht mitleidig angesehen, als ich ihm alles erzählt habe.
Er hat mich nach guten Momenten in meinem Leben gefragt.
Er ist wie Steve in groß und doch eine eigene Person.
Er hat mindestens genauso viel Scheiße wie ich durchmachen müssen.
Er lacht und grinst andauernd.
Er hat gesagt, dass ich stark bin. Das stimmt nicht.
Ich bin das absolute Gegenteil von ihm.
Neben ihm fühle ich mich schwach und klein.
Das ist ein Problem.

Mein Blick fällt von der Tür zu einem Bild.
Was sagst du dazu Mum?

Ich wache auf und schaue auf die Uhr. 4:30 Uhr. Wieso zum Teufel bin ich so früh schon wach? Ich drehe mich um und versuche weiter zu schlafen. Irgendwie klappt das nicht. Meine Augen bleiben einfach auf und wenn ich sie schließe, öffnen sie sich wieder von alleine.
Ich beschließe auf zu stehen, zu duschen und mich auch sonst wie für die Schule fertig zu machen.
Danach schaue ich auf die Uhr und stöhne. 6:00 Uhr. Normalerweise würde ich jetzt erst aufstehen.
Was kann man in der Zeit noch groß anstellen? Ich schaue in den Spiegel im Flur. Meine Haare fallen wellig über meine Schulter und mein Gesicht ist ungeschminkt.
Mh. Wieso eigentlich nicht`? Nur etwas Mascara und Kajal.
Wie ich mein Gesicht so anpinsele, meinen Mund dabei geööfnet und die Zunge an die Oberlippe gepresst, komme ich mir ziemlich unbeholfen vor. Im nachhinein muss ich feststellen, dass sich 80% der Farbe nicht um die Region meiner Augen befindet, sondern überall im Gesicht verteilt ist.
Ich seufze, nehme ein Feuchtigkeitstuch und wische die überall verteilte Kriegsbemalung auf meinem Gesicht. Ich packe meine Schultasche und mache mir ein paar Sandwichs. Gleich müsste Janine aber auch mal da sein. Ich beiße in eins der Sandwichs und lehne mich gegen die Küchentheke.

Es klingelt. Ich öffne die Tür, drehte noch einmal um und nehme die Schlüssel und gehe mit Jani in Richtung Bushaltestelle. Janine beobachtet mich eindringlich und sieht eigentlich ziemlich verwundert aus.
„Was?“, frage ich mürrisch.
„Wie wars gestern denn soooo?“, sie lächelt mich an und ihre Augen triefen vor Neugier.
„In Ordnung. Wir haben geredet und so was. Er sieht Steve sehr ähnlich.“, erkläre ich und schicke Stoßgebete zum Himmel, dass sie aufhört zu fragen.
Der Abend war nicht schlimm, aber ich fühle mich einfach nur komisch. Ich habe schwäche gezeigt, dafür könnte ich mich Ohrfeigen.
„Wer sieht mir ähnlich?“ Ich habe nicht mal bemerkt, dass wir an der Bushaltestelle angekommen sind und uns Steve schon erwartet.
„Ronald McDonald“, meine ich nur Achselzuckend. Ich muss ja nicht jedem erzählen, dass ich Darius mag. Irgendwie stört es mich über ihn zu reden.
„Ich bin ein Clown?“ Steve zieht eine Augenbraue hoch.
„Jap.“, antworte ich gelangweilt und zucke mit den Achseln, als Janine und er mich fragend ansehen.
„Was ist denn mit dir kaputt? Nein, tut mir leid, falsche Wortwahl. Du bist immer komisch und man hat immer das Gefühl, das bei dir was kaputt ist, aber was ist heute wieder los?“
Ich werde wütend. Ich mache einen Schritt auf Steve zu und piekse meinen Finger in seine Brust.
„Was fällt dir ein? Ich weiß das ich nicht normal bin, aber man muss es nicht so unverschämt ausdrücken.“, schreie ich. Wieso ich schreie weiß ich nicht. Ich weiß sowieso gar nichts mehr.
Er sieht mich erstaunt an, flüstert aber ein kaum hörbares Sorry.
Was ist los mit mir? Ich mache mir doch sonst nicht sonderlich viel draus, was man von mir hält, oder doch? Ich meine ich bin das doch gewohnt. Steve zieht mich andauernd damit auf, dass ich nicht richtig ticke.
Einfach keine Gedanken drüber machen. Du denkst in letzter Zeit sowieso viel zu viel.






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