In my Life - Teil 9

Autor: MarieCurie
veröffentlicht am: 16.04.2014


Er ist weg. Und ganz plötzlich empfinde ich ein ekelhaftes Gefühl. Ich weiß auch woher das kommt. Ich habe gestern Nacht voll betrunken mit einem Kerl geschlafen, von dem ich nur weiß, dass er sein Leben geil findet. Ich kann von Glück sagen, dass ich mich nicht daran erinnere. So weiß ich wenigstens nicht mehr wo er mich überall berührt hat. Ich bin eine Katastrophe.
Und was hat er bitte gegen mein Zimmer? Es hat 2 grüne und 2 schwarze Wände und ist sonst auch nur grün schwarz eingerichtet. Komisch.

Ich stehe auf und muss feststellen, dass das keine gute Idee war. Ich warte einen Moment ab und krieche dann in das Badezimmer. Ich schaue in den Spiegel und erschrecke mich. Ich sehe aus wie Samara aus The Ring..mit roten Haaren. Ich gehe unter die Dusche und versuche alles „abzuwaschen“. Ich will nicht an Gestern denken, ich will mich nicht erinnern.

Als ich fertig bin, gehe ich ins Wohnzimmer und lege mich mit Lou und einem Kaffee auf die Couch. Ich schalte den Fernseher ein und stelle ernüchternd fest, dass das halbe Programm nur aus Scheiße besteht. Verzeihung für die Wortwahl aber 'Die Trovatos' ist nicht gerade die Sendung, die bei mir auf Platz 1 liegt. Ich schalte um und stelle erfreut fest, dass Family Guy läuft. Meine Lieblingsserie und dazu läuft gerade meine Lieblingsfolge. Herrlich.


Es klingelt. Ich erhebe mich von der Couch, gehe langsam zur Tür, mache sie auf und schaue in 4 müde Augen. Stevie und Jani.
„Kommt rein.“, meine ich und winke sie herein. Wir setzen uns ins Wohnzimmer und ich schalte den Fernseher aus.
„Was gibt’s?“, frage ich gähnend.
„Wie geht’s dir?“, fragt Steve grinsend. Oh Gott kommt jetzt ein wir haben dich mit Darius gesehen „blablabla“ Gespräch oder was?
„Ich sehe scheiße aus. Kannst du dir dann also nicht denken wie schlecht mir ist?“
Ich schnaube und kraule Lou.
„Wann fährst du zu deinem Dad?“ Janine schaut mich mitleidig an. Super Themenwechsel und ich hasse diese mitleidigen Blicke.

Damals haben mich alle Mitarbeiter des Krankenhauses so angeschaut. Die Blicke haben sich so in mir eingeprägt, dass ich ihnen kaum standhalten kann. Ich richte meinen Blick auf den Fernseher.
„Ich weiß nicht. Vielleicht in einer Woche. Er soll sich erst mal beruhigen.“
Lou steht auf, streckt sich gemütlich und springt zu Steve. Sie setzt sich auf seinen Schoß und schnurrt laut. Komischerweise konnte dieses Biest Steve immer schon besser leiden als mich.
Schon traurig,

„Soll ich mitkommen?“ Schon wieder der sorgenvolle Blick von Janine. Sie kann nichts dafür. Sie sieht alle Menschen so an, die irgendwelche Probleme haben.
„Nein ich packe das allein. Habt ihr Durst?“ Ich stehe auf, gehe in die Küche und hole, ohne die Antwort abzuwarten, 3 Gläser und Cola. Ich will diesem Gespräch einfach nur entkommen.
Ich setze mich wieder zu ihnen. Ich bin mir sicher, dass sie nicht nur wegen meines Vaters hier sind.
„Was?“, frage ich genervt, als Janine Steve wieder einen wissenden Blick zuwirft.
„Was ist gestern da abgegangen, also mit Darius.“, sie quiekt eher, als das sie normal redet.
Immer wenn sie solch Mädchenhafte Töne von sich gibt, könnte ich sie erwürgen.
Ich quieke ebenfalls, aber genervt, verdrehe dann die Augen und sage einfach nur: „nichts.“
Damit will ich signalisieren, dass ich nicht wirklich Bock drauf hab über gestern Abend zu reden.
Aber Janine wäre nicht Janine, wenn sie es verstehen würde.
„Ihr habt im Gras gesessen und die ganze Zeit gelallt. Ich hab mir nix gedacht, aber als ich mich wieder umgedreht hab, habt ihr hemmungslos rumgemacht.“ Ihr Augen leuchten, als wäre das das absolute Traummärchen. Betrunken auf einer Party über komische Sachen philosophieren, dann mit dem Gesprächspartner rummachen, mit ihm schlafen und ihn dann raus werfen. Ein Traum von kitschiger Lovestory.
Ich glaube, wenn ich ihr jetzt den restlichen Verlauf des Abends erzähle, wird sie ihr Gesicht so verziehen, wie nach einem Film ohne Happy End.
Sie erhofft sich immer noch, dass ich Jemanden finde, der mich versteht und so was.
„Naund? Ich war betrunken. Ich hab einen Filmriss, also hör auf mich zu spoilern. Irgendwann kommt mein Gedächtnis wieder.“ Insgeheim will ich aber gar nichts von gestern Nacht wissen. Es überschwemmt mich ein gewisser Selbsthass. Wie konnte ich mir selbst nur so etwas antun? Ich glaube ich habe einen Draht zum Masochismus.
Ich bin so wütend. Auf mich, auf Janine und auf Steve. Auf mich, weil ich im betrunkenen Zustand unzurechnungsfähig bin. Auf Janine, weil sie mir erzählt hat, dass sie gesehen hat, was ich getan habe und auf Steve, weil er grade nur herumsitzt und sich das Lachen nicht verkneifen kann.
„Noch irgendwas oder sind wir hier fertig?“ Ich reibe mir die Schläfen und hoffe, dass der Druck alle Gedanken wegwischt.
Steve räuspert „Tommy hat mich noch gefragt, warum seine Berührungen dich so wütend gemacht haben und gerade in dem Moment fängst du an mit Darius rumzumachen.“ Jetzt lacht er laut.
Was daran jetzt so witzig sein soll, weiß ich nicht. Ich war doch betrunken, kann ich doch nix dafür, was ich dann tue.
„Es ist schon komisch, Luce.“ Janine sieht mich ernst an.
„Was ist komisch? Das ich im betrunkenen Zustand unzurechnungsfähig bin. Wäre Tommy da gewesen, als ich so betrunken war , hätte ich wahrscheinlich mit ihm rumgemacht.“ Ok das hört sich verdammt nochmal komisch und schlampig an. Ich will diesen Satz am liebsten aus den Köpfen meiner Freunde löschen.
Ich schüttele schnell den Kopf „Vergesst den Satz wieder. Was ich damit sagen will ist, dass ich gar nicht ich selbst war und das auch nicht mit Darius zutun hat.“ Es ist verdammt schwer mit meinen Freunden zu reden. Sie legen alles Gesagte auf die Goldwaage.
„Ist ja auch egal. Ist sonst noch was passiert? Ihr seid zusammen weggegangen..“ Janine sieht mich mit hochgezogener Augenbraue an.
„Nope.“ Ich hasse es sie zu belügen, aber manchmal muss eine Frau tun, was sie eben tun muss.

Janine war immer da für mich. Ich konnte immer mit ihr reden. Ich will sie nicht belügen, aber ich glaube sie macht sich in der Sache mehr Hoffnungen als ich. Ich will ihre Illusion, dass es da draußen Jemanden gibt, der zu mir passt, nicht zerstören
„Na gut.“ Steve lehnt sich zurück und schließt die Augen. Irgendwas ist mit ihnen.
„Was ist ?“, frage ich.
„Mh?“, kommt es von beiden. Ok jetzt ist klar, dass die Kacke irgendwo am dampfen ist.
„Ja was ist mit euch?“ Mich erst ausfragen und dann meinen Fragen ausweichen.
Janine wird leicht rot und schaut weg.
„Ihre Eltern..“, er zeigt auf Janine und fährt fort. „..sind heute Morgen nach Hause gekommen und haben uns so zu sagen rummachend, halb ausgezogen auf der Couch erwischt.“ Auch ihm scheint es sichtlich peinlich zu sein.
Ich fange an zu lachen. Ich lache laut und solange bis mir die Luft wegbleibt. Ich kann mir denken was das für ein Stress gegeben hat. Janines Mutter muss Steve wohl mit einem Besen durchs Haus gejagt haben. Der Vater ist bestimmt zum Medizinschränkchen und hat sich erst mal selbst 100 Valium verpasst.
Die beiden sitzen jetzt ganz brav nebeneinander und schauen sich nicht an. Ich lache immer noch.
Das hat meinen Tag auf jeden Fall versüßt.
Irgendwann verabschieden wir uns. Jani dreht sich nochmal um.
„Luce was machst du heute Abend? Wir gehen heute Abend mit Tommy weg und wenn du Lust hast... dann..“
„Ich komm mit. Ihr lasst mir ja eh keine Wahl.“, ich lächle leicht. Sie ist manchmal echt zu putzig.

Ok, ich sollte es Janine erzählen. Nicht nur weil sie meine beste Freundin ist, sondern weil ich mit Jemandem drüber reden muss. Ich gehe sonst irgendwann ein.
Ich gehe auf sie zu, Steve ist schon zur Haustür raus. Ich umarme Janine und flüstere: „Ich erzähl dir heute Abend alles, versprochen. Kein Wort zu Stevie, ok?“ Sie nickt, winkt mir noch lächelnd zu und geht. Ja manchmal kann ich auch nett und ein Mädchen sein.

Ich lege mich noch etwas ins Bett und schlafe ein.
Ich träume von Robotern die die Welt regieren und nur ich sie stoppen kann, in dem ich mein Zimmer aufräume. Jedenfalls sagt das Yoda in meinem Traum...

Als ich aufwache ist es 18 Uhr. Mein Bauch knurrt. Ich schleppe mich in die Küche und mache mir eine Pizza. Dann suche ich mein Handy und werde fündig.
Um Gottes willen. 20 Verpasste anrufe von Janine. Davon hat sie eben kein Wort gesagt. Sie war ja gestern auch betrunken und wenn Janine betrunken ist macht sie sich noch viel mehr sorgen um mich, als ohnehin schon.
Eine Nachricht ist von Steve.

Hey Pumuckl, wir holen sich um halb 9 ab. :* -

Pumuckl. Er hat mich lange nicht mehr so genannt. Er hat mich damals als er mir Nachhilfe gegeben hatte schon immer so genannt. Damals hat er oft Schläge einstecken müssen, doch irgendwann hab ich es aufgegeben. Ich hab mich damit abgefunden. Und jetzt ist es irgendwie mal wieder angenehm so genannt zu werden. Keine Ahnung wieso.

Die Pizza ist fertig. Ich setze mich an den Tisch, schnabuliere die Pizza und räume anschließend den Teller in die Spülmaschine.
Überall höngen Fotos von Dad, Mam und mir.

Was ist so falsch mit mir gelaufen? Manchmal habe ich Phasen in denen ich sogar weinen will. Ich will um sie trauern, weil sie eine verdammt gute Mutter war.
Nach ihrem Tod haben sich alle um mich gekümmert. Man hat mich zu einem Kinderpsychologen geschickt. Sie haben mich aber nach 3 Sitzungen aufgegeben.
Ich glaube meine Mutter wusste damals schon sehr früh, dass sie Krebs hat und hat es nur verschwiegen. Ich erinnere mich vage daran, dass sie mir oft sagte: „Du bist ein tapferes Mädchen. Du musst immer stark sein egal was passiert, ok?“ Sie hat mich damals immer auf die Stirn geküsst und mich dann gekitzelt. Immer dann wenn sie im Krankenhaus lag. Ich habe damals genau verstanden, dass es ihr schlecht geht und das ganze kein gutes Ende hatte. Ich glaube ich habe mich seit dem ersten Krankenhausbesuch meiner Mutter innerlich darauf vorbereitet.
Ich würde gerne wissen, wie lange sie schon wusste, dass sie Krebs hat und wieso sie erst so spät etwas unternommen hat. Auch wenn ich es nicht offen zeige, vermisse ich sie.

Um halb 9 stehe ich pünktlich in der Küche und trinke einen Energytrink. Ich bin immer noch fertig von gestern Nacht und ich werde heute Bestimmt nichts trinken. Und wenn doch soll der Teufel mich holen.
Ich sehe aus dem Fenster und entdecke einen alten Opel Corsa. Der gehört Tommy. Ich gehe hinaus und steig ins Auto ein. Alle schauen mich an als hätten sie einen Chewbacca gesehen.

„Was?“, frage ich heute nun schon mindestens zum 4 Mal. „Wir gehen aus.“ Janine schaut mich von oben bis unten an. Ich wiederum sehe die anderen an und ich verstehe worauf sie hinaus will. Ich trage eine schwarze Röhrenjeans und einen Schwarzen Kapuzenpulli mit dem Logo einer Band. Meine Haare habe ich einfach zu einem Zopf zusammengebunden, wodurch mir einzelne Haarsträhnen im Gesicht herumhängen. Die Anderen sind angezogen, als wollen sie zum Laufsteg.
„Naund? Ihr könnt ja 100 Meter Sicherheitsabstand halten und wenn euch Jemand fragt, sagt ihr einfach ihr kennt mich nicht.“
Ich verdrehe die Augen, muss aber trotzdem lachen. Tommy schaut durch den Rückspiegel zu mir und lächelt.
Er ist wahrscheinlich der so genannte Traumtyp für alle Frauen auf diesem Planeten, außer für mich.
Er sieht gut aus, ist nett, hilfsbereit und ein guter Zuhörer. Was will Frau mehr?

„Ich finde du siehst gut aus.“ Tommy lächelt immer noch durch den Spiegel hindurch.
Ich sitze einfach nur da und ziehe die Augenbrauen hoch.
Er schaut auf die Straße und fährt los. Auf der Fahrt sagt niemand etwas. Wird sicher einer toller Abend. Innerlich klatsche ich mir schon die flache Hand ins Gesicht. Wieso bin ich nur mitgefahren? Lustiger Abend mit meinem Ex und meinen zwei Freunden, die sich sowieso wieder den ganzen Abend nur abschlabbern, wie zwei Welpen.
Tommy parkt das Auto und wir steigen aus. Wir müssen noch ein Stück laufen und kommen dann irgendwann an der Kneipe an. Sie ist richtig ätzend voll und wir ergattern nur gerade so einen Tisch, der frei geworden ist.
Wir setzen uns und Janine verwickelt Steve und Tommy in ein Gespräch, aber ich höre gar nicht zu.
Ich lasse meinen Blick über die Menge gleiten. Überall nur angetrunkene Menschen, die lauthals reden. Es gibt auch welche die schon total betrunken sind und lauthals zu der schrecklichen Musik im Hintergrund trällern. Warum bin ich nochmal hier? Genau, die Gründe starren mich gerade fragend an. Anscheinend haben sie was gefragt.
„Hä?“, ist das Einzige was mir einfällt.
„Was du trinken willst?“ Oh, ich hab die Blondine, die wohl die Kellnerin ist, gar nicht gesehen. „Ein Bier.“ Meine guten Vorsätze sind dahin und die innere Lucy hält wieder den Daumen nach oben und grinst mich an.
Tommy sitzt neben mir. Janine und Steve haben derweil etwas besseres zutun, als sich mit uns zu unterhalten.
„Die sind komisch. Ihnen ist es peinlich beim rummachen erwischt zu werden, tun es aber dann in aller Öffentlichkeit.“, sage ich dann. Ich kann ja nicht den ganzen Abend nichts sagen.
Er lächelt kurz, guckt aber dann total ernst.
„Tut mir leid wegen gestern. Ich hab vergessen wie du auf Berührungen reagierst.“
Ich gebe ihm Recht, mach aber dann eine wegwerfende Bewegung.
„Schon okay. Ich hab auch überreagiert.“ Er räuspert sich einmal.
„Der Schwarzhaarige von gestern..Ist das dein neuer Freund?“ Er schaut weg. Ich hasse es wenn Männern etwas peinlich ist und mir nicht. Da komm ich mir immer so unweiblich vor.
„Nö, ich war nur betrunken und ich hab einen Filmriss. Ich wurde auch erst heute Mittag darauf angesprochen.“
Er lächelt jetzt wieder. Und irgendwie wünsche ich mir, dass er das lässt. Es ist alles nicht echt, nicht real, als wenn wir alles nur spielen.

In der Zeit in der ich mit ihm befreundet war, war alles viel leichter. Es war ein Fehler mit ihm zusammen zu kommen.
Ich kenne ihn seit ich 15 Jahre alt bin. Ich bin Abends allein durch Köln gelaufen und wurde angegriffen. Natürlich ganz der Retter in der Not, hat er denen mal eine Tracht Prügel gegeben. Man muss dazu sagen, dass er seit er 12 ist, Kampfsport betreibt.
Daraufhin hab ich ihn das erste mal in der Schule entdeckt.
Ich bin natürlich zu ihm hin um danke zu sagen, ich bin ja kein Unmensch. Wir wurden gute Freunde und er hat mir dann beigebracht, wie ich mich selbst verteidige.

Und jetzt, jetzt ist er mein Exfreund und sieht mich mal wieder fragend an.
„Was?“, frage ich. Dieses „Was“ gehört glaube ich zu meinem Standartwortschatz, da ich eigentlich mehr nachdenke als alles andere.
„Ob du Lust hast mal etwas mit mir zu unternehmen.“
„Mkey. Was denn?“ Oh Super. Was versucht er hier gerade? Er brauch nicht alles wieder gerade biegen. Es war niemals etwas schief.
„Ein Date?“ Ok, das wird immer schlimmer. Ich gehe doch nicht mit meinem Ex aus. Aufgewärmt schmeckt eben nur Gulasch. Nachher bin ich wieder betrunken und lande mit ihm im Bett. Super, wie plötzlich alle Gedanken wieder an dem hängen bleibt, was gestern anscheinend war. Tja Luce, dumm gelaufen. Einmal Schlampe immer Schlampe.
„Ich dachte eher so auf freundschaftlicher Basis.“, meine ich. Er schaut kurz weg, kratzt sich verlegen am Kopf und wippt ungeduldig mit seinem Fuß. Dann schaut er wieder zu mir.
„Oh klar. Machen wir.“ Er lächelt wieder.
Das hier fühlt sich nicht echt an. Das hier ist verkrampft und eigentlich für alle Beteiligten nicht zumutbar. Ich muss hier weg.

„Entschuldige mich kurz, ok?“ Ich stehe auf, tippe Janine an die Schulter.
Sie schaut auf und trennt sich dann mit Mühe von Steve.
Wir gehen zu den Toiletten und Janine rennt als erstes zum Spiegel und begutachtet sich darin.
Sie merkt, dass alles noch in Ordnung ist und dreht sich zu mir um.
„Sooo, was wolltest du mir erzählen?“ Sie guckt mich lächelnd an. Sie ist einfach nur putzig, wenn sie neugierig ist.
„Ich kann dich einfach nicht belügen.“, meine ich entschuldigend. Sie zieht eine Augenbraue hoch.
„Ich hab mit Darius geschlafen ok? Ich hab einen totalen Filmriss. Ich weiß nichts mehr davon. Ich weiß , wenn ich nur daran denke bekomme ich so ein ein ekelhaftes Gefühl und würde mich am liebsten würgen.“
Sie sieht mich an, als hätte sie gar nichts dazu zu sagen. Sie schaut mich einfach nur an und seufzt.
„Was ist passiert als du aufgewacht bist?“
„Ich habe ihn wach geprügelt und ihm gesagt, dass er schnarcht und er ist dann abgehauen.“
Janine lacht. Entweder sie lacht mich aus oder sie lacht auf Grund der Gesamtsituation.
„Lach nicht, bitte. Das ist wirklich absolute Scheiße, die da passiert ist.“ Ich atme tief aus. Ich bin wirklich kein Mensch der viel von One night Stands hält. Geschweige denn, wenn man vorher noch nie Sex hatte.
Ich bin jetzt aber auch nicht wirklich eine Frau, die sich ein perfektes erstes mal mit Blumen, Kerzen vorstellt und anderem Kitsch vorstellt, aber dennoch sollte es mit dem richtigen Kerl sein. Und ich bezweifle, dass Darius das ist.
„Hey Lucy. Komm schon. Es ist scheiße gelaufen. Du bist doch immer die Jenige, die nichts aus der Reserve locken kann.“
Janine umarmt mich und ich kann mit Fug und recht behaupten, dass sie die Einzige ist, bei der mich Berührungen nicht stören und das ist auch gut so.
„Und Tommy hat mich eben um ein Date gebeten.“ Jetzt reißt Jani die Augen auf und meint dann: „Der arme Kerl fühlt sich total zurückgewiesen. Erst haust du wegen einer kleinen Berührung ab und machst dann im nächsten Moment mit einem Fremden in meinem Garten rum. Ich glaube, dass er wieder etwas für dich empfindet oder immer noch.“
„Suuuper.“, meine ich genervt. Das ist das Einzige was ich dazu noch sagen kann.

Jani betrachtet sich noch einmal im Spiegel, zieht ihren roten Lippenstift nach und geht dann nach draußen, zurück zum Tisch. Tommy und Steve unterhalten sich über irgendeinen Film ,den ich nicht kenne und irgendwann kommen wir auf das Thema Ausbildung.
Tommy macht eine Ausbildung bei Thyssenkrupp als Zerspanungsmechaniker.
Janine strebt eine Karriere als Bankkauffrau an und Steve als Industriekaufman.
„Ich weiß ja nicht was ihr zwei an Rechnungswesen und BWL habt, aber ihr seid beide verrückt.“, sage ich, als beide total fest entschlossen über ihre Zukunft reden.
Der Abend entwickelt sich anscheinend doch noch recht amüsant.

Ungefähr eine Ewigkeit später bin ich müde und ich will nach Hause. Ich verabschiede mich von Tommy, Steve und Jani und stehe auf. Tommy fragt mich noch, ob er mich nach Hause fahren soll, aber ich lehne dankend ab.
Irgendwie ist mir nicht wohl dabei. Er ist nett, aber so wie ich das heute Abend verstanden habe, wollte er einen Neuanfang zwischen uns schaffen. Ich will das aber nicht.

Ich trete vor die Kneipe und mein Orientierungssinn lässt mich im Stich. Ich habe keine Ahnung wo ich bin, also gehe ich erst mal nach rechts. Natürlich genau in die Richtung, in der die Straße nicht ganz so gut beleuchtet ist. Ich nehme mein Handy heraus und will gerade meine Straße bei Google Maps eingeben, da fährt ein schwarzer Audi TT neben mich.
Ok, wenn ich jetzt in einem Film wäre, würden gleich 2 Männer aussteigen und mich in die Karre ziehen. Aber das hier ist kein Film und ein Audi TT hat auch keinen Platz für 4 Leute, also inklusive dem Fahrer. Es kann aber auch einfach nur Jemand sein, der gerne hier irgendwo parken will.
Der Motor geht aus und aus irgendwelchen Gründen macht sich leichte Panik in mir breit. Komm schon Luce, das hier ist Köln und nicht New York. Ich drehe mich um und wer hätte es erahnen können?





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