Erinnerungen am Wasserfall - Teil 6

Autor: dreamy
veröffentlicht am: 08.05.2014


Danke für die lieben Kommentare. :) Sie motivieren mich total.

Diese Nacht hatte ich sehr gut geschlafen. Ich hatte schon befürchtet mir tatsächlich eine Erkältung zu holen, aber da ich nicht wie sonst das Fenster auf hatte, ging es mir prima.
Ich frühstückte und ging dann in den Garten. Wenn es nicht so heiß war, werkelte oft meine Mutter dort ein bisschen herum und kümmerte sich um ihre Blumen. Heute ging sie ein wenig früher zur Arbeit, um mit ihrer Freundin und Kollegin einen Kaffee trinken zu gehen. So hatte ich den ganzen Vormittag das Haus für mich alleine. Naja, nicht ganz. Felix war ja auch noch da. Und er hatte Hunger. Ich schüttete ihm etwas in seine Futterschüssel und legte mich auf die Couch. Im Fernsehen lief ein Bericht über alternative Sportarten, wie Extremklettern. Ich dachte noch mal über die Ferien nach und ob man in Kroatien nicht auch so etwas machen könnte. Zumindest wenn man sich traut. Meine Mutter kam dann während der Mittagspause nach Hause. Auch wenn sie nicht viel Zeit hatte, kochte sie meist ausreichend, frisch und profimäßig. Immer wieder fragte ich mich, wie ich später meinen Haushalt ohne meine Mutter schmeißen sollte. Wir aßen gemeinsam und ich räumte ab, da sie schon wieder auf den Sprung war. Dann machte ich mich fürs shoppen fertig. Kurz danach klingelte es auch schon. An der Eingangstüre begrüßte ich meine Freundin.
Nach einer 5-Minütigen Busfahrt waren wir in der Innenstadt und gingen in den ersten Laden. In einer Ecke für Ballkleider schauten wir uns um.
„Also ich weiß nicht… das kommt irgendwie too much.“
Ich stimmte ihr zu und wir gingen weiter. Im dritten Laden fand ich dann ein total schönes schlichtes schwarzes Kleid. Ich wollte es sofort anprobieren. In der Kabine sah ich mich prüfend im Spiegel an. Ich fand es einfach umwerfend. Es hatte ein paar kleine Stickereien und Spitze. Es reichte bis kurz oberhalb der Knie und dieser Moment kam mir vor, wie in einem Film, indem man diesen Wow-Effekt hat. Ich ging raus und präsentierte es Elli. Sie lächelte und zeigte mit den Daumen nach oben. Damit war der Kauf entschieden. Nachdem ich bezahlte, gingen wir noch in ein Schuhgeschäft. Während wir uns so umsahen, kamen wir auf das Thema Party.
„Ich hoffe, das wird nicht aus dem Ruder laufen.“, fing Elli an.
„Ohja. Ich hab keine Lust vollgekotzte Klo’s aufzufinden.“
Elli nahm sich eine Schuhkiste heraus und probierte violette Pumps an.
„Ben aus der Nebenklasse wollte als mein ‚Aufpasser’ mit mir dort hin gehen. Das sollte wahrscheinlich ein Date sein.“
Mit einem Lächeln stand sie auf und schaute sich im Spiegel an. Dann schüttelte sie ihren Kopf und zog die Schuhe wieder aus.
„Ich habe ‚Nein, danke’ gesagt. Schließlich bin ich ja mit meinen Mädels dort.“
Stimmt, ein paar Mädchen aus unserer Klasse werden mit uns gemeinsam dort hingehen. Ich gehe nicht oft auf Partys, aber gerade dieses Mal war ich sehr aufgeregt. Elli schnappte sich ein anderes Paar, das sie anprobierte.
„Sag mal, hat dich eigentlich jemand gefragt?“
Mit fragenden Augen blickte mich meine Freundin an. Ich verstand nicht sofort, was sie von mir wollte.
„Nee,… Ich will einfach nur Spaß haben und kein Date.“
Nachdenklich schaute sie sich die Schuhe an ihren Füßen an.
„Also gibt es da niemanden, mit dem du dort hingehen möchtest?“
Ich verstand ihre Frage nicht. Was wollte sie denn?
„Wie meinst du das? Ich geh doch mit euch dorthin.“
Jetzt stand sie auf, warf noch mal einen Blick in den Spiegel und drehte sich dann zu mir um.
„Ach egal. War nur so ne Frage. Komm wie gehen.“
Sie packte mich am Arm, entschied sich für die Schuhe, die sie eben anhatte und bezahlte. Unterwegs, wieder im Bus, merkten wir, wie müde wir waren. Elli bot mir noch an, bei ihr zu übernachten. Ihr rief meine Mutter an. Sie war einverstanden und so machten wir uns auf den Weg zu Elli.
Bei ihr angekommen, grüßte ich noch ihre Eltern und wir gingen in ihr Zimmer. Dort probierten wir noch mal unsere neuen Sachen aus und planten Frisuren. Als ich mein Kleid wieder auszog, war ich froh mich in bequeme Schlafsachen zu kuscheln. Es war zwar noch nicht so spät, aber ich mochte einfach dieses große T-Shirt und die kleinen Shorts meiner besten Freundin. Wir hatten mittlerweile Schlafsachen für den anderen im Schrank gebunkert. Auf ihrer Couch machten wir es uns bequem und surften ein wenig mit ihrem Laptop im Internet.
„Weißt du schon, was wir noch bis zu den Ferien machen sollen?“
Ich schüttelte den Kopf. Elli schaute sich ein paar Internetseiten zum Thema Reisen an. Dann landete sie auf einer Campingseite.
„Das wär’s doch. Warum gehen wir nicht campen? Immer nur dieses Reisen mit Hotels und Herbergen. Warum nicht mal in der Natur was machen?“
Sie schaute mich begeistert an. Das war tatsächlich keine schlechte Idee. Ich stimmte ihr zu und wir sammelten noch ein paar Infos. Ich musste nur noch meine Eltern fragen. Aber eigentlich hatten sie bei so was keine Probleme.
„Stell dir vor, wie wir mitten im Wald sitzen, Panik schieben, weil es schon dunkel ist und wir keinen Plan haben, wie man Feuer macht.“, meinte Elli.
Sie lachte ziemlich laut, während ich mir tatsächlich deswegen Sorgen machte. Dann schob ich aber den Gedanken beiseite und wir schauten uns noch einen Film an. Irgendwann, spät in der Nacht, sind wir dann eingeschlafen. Am nächsten Morgen war das Frühstück schon angerichtet, als wir runterkamen. Am Tisch erzählte Elli ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder von unserem Vorhaben. Ihre Eltern fanden das schön, dass wir etwas in der freien Natur machen wollten. Als wir fast schon fast festig mit essen waren, wollte Elli’s Mutter noch was loswerden.
„Meint ihr, ihr könntet Paul mitnehmen? Es ist mir wohler bei dem Gedanken, wenn er bei euch ist.“
Elli schaute sie schockiert an. Klar reagierte sie nicht gerade begeistert darüber, dass ihr Bruder der Aufpasser für uns spielen sollte. Es ist zwar 15, aber dennoch großgewachsen und kräftig. Schließlich willigten wir ein. Als es schon fast Mittag war, ging ich dann nach Hause. Kurze Zeit später kam dann auch meine Mutter heim. Sie hatte sich den Rest des Tages frei genommen, da mein Vater an diesem Tag ankam. Ich erzählte ihr gleich von unserem Vorhaben und auch sie hatte nichts dagegen. Wir unterhielten uns noch ein bisschen und aßen zu Mittag. Dann ging ich in mein Zimmer und räumte auf. Meine Mutter bereitete währenddessen alles für heute Abend vor. Ich freute mich tierisch. Es war jedes Mal dasselbe, wenn mein Vater nach Hause kam. Manchmal wünschte ich mir, dass er wieder eine Stelle in der Nähe antreten könnte. Aber ich machte mir nicht zu viele Gedanken darüber und freute mich einfach auf seine Besuche. Schließlich ist es auch etwas besonderes, wenn man Vorfreude hat. Und wir unternahmen auch immer viel, wenn er da war.
Später duschte ich noch. Dann ging ich runter und setzte mich mit meiner Mutter auf die Couch. Sie hatte Braten zubereitet, Papas Lieblingsessen. Der Tisch wurde schön dekoriert und die Teller standen auch schon auf dem Tisch. Erst war es eine Weile still. Dann wandte sich mir meine Mutter zu.
„Wie wärs, wenn wir uns einen Wohnwagen zulegen? Du hattest mich auf die Idee gebracht mit euren Ausflugsplänen. Wir könnten für ein Wochenende wegfahren, einfach irgendwohin und uns ein schönes Plätzchen suchen, wo wir dann campen.“
Ich sah sie erstaunt an. An sich fand ich die Idee schön. Es wäre bestimmt schön gemeinsam so was wie einen Urlaub zu machen. Mama, Papa, ich… Doch dann packten mich Zweifel.
„Das wäre bestimmt toll, nur ich weiß nicht… Wenn Papa mal da ist, könnten wir ja so was machen. Aber können wir es uns leisten und würden wir den Wohnwagen oft genug benutzen?“
Meine Mutter überlegte.
„Ach du… manchmal bist du von uns die Vernünftige. Aber man sollte nicht immer nur ans Geld denken und das Leben einfach genießen. Mach dir nicht so viele Sorgen.“
Sie streichelte mir über die Haare und gab mir einen Kuss auf den Kopf. Ich dachte nach und kam zu dem Entschluss, dass sie Recht hatte.
Plötzlich hörte ich wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Ich sprang sofort auf und stürmte zur Tür. Mein Vater, der kaum Zeit hatte zur Tür hereinzukommen und seinen Koffer abzustellen, nahm mich hoch und ich hielt mich an ihm fest. Wie sehr ich ihn vermisst hatte. Dann kam meine Mutter dazu und beteiligte sich an der Umarmung. Mein Vater ließ mich herunter und küsste meine Mutter. Ich nahm seinen Koffer und trug ihn ins Wohnzimmer. Nach der ersten Wiedersehensfreude, setzten wir uns alle auf die Couch. Mein Vater sah ziemlich erschöpft aus. Er erzählte erstmal von den letzten Ereignissen und nahm sich dann seinen Koffer vor. Nach kurzem Rumkramen holte er ein Päckchen heraus und überreichte es meiner Mutter. Sie machte es rasch auf und eine CD und ein kleines Plüschtier kamen heraus. Das Plüschtier war ein kleines Mäuschen. Meine Mutter liebt Mäuse. Auf der CD war etwas geschrieben. Meine Mutter las vor: „Für meinen Schatz.“ Sie schaute meinen Vater total gerührt an. Es war eine CD von einer Band aus ihrer Jugend. Meine Eltern haben ihre Lieder früher oft gehört. Jetzt hatte die CD echten Sammlerwert und mein Vater konnte noch eine erhaschen. Dann holte er noch etwas für mich heraus.
„Zum Abi.“, sagte er und grinste.
Ich nahm es dankend an und packte es aus. Es war eine Karte mit Palmen und einem Sandstrand darauf. Ich öffnete sie und las: „Kurs im Ausland für dich. Herzlichen Glückwunsch!“
Ich sah ihn fragend an.
„Was für ein Kurs?“
Mein Vater grinste nur noch breiter.
„Du willst ja unbedingt mal ins Ausland. Da dachte ich mir, dass es doch kostenspielig sein wird und du doch viel unternehmen und sehen möchtest. Deshalb übernehme ich die Kosten für eine Aktivität für dich. Sei es für eine Sportart während eines Auslandjahres oder ein besonderes Spektakel bei einem Kurztrip. Aber am besten suchst du dir was aus was dich im Ausland bei Laune hält oder was du dir schon lange gewünscht hast. Vielleicht Tauchen in Australien?“
Ich fiel meinem Vater dankbar um den Hals. Er gab sich so viel Mühe und wusste, was ich brauchen könnte. Dann löste er sich aus der Umarmung und ich erzählte ihm, dass ich campen gehen möchte.
„Das ist ne tolle Idee. Schön, dass ihr euch für die Natur interessiert.“
Dann aßen wir zu Abend. Währenddessen sprachen meine Mutter und mein Vater noch über mein Vorhaben. Auch sie kamen zum Thema Sicherheit.
„Hälst du es vielleicht für besser, wenn Timo euch begleiten würde? Ihm würde das sicher auch gefallen.“
Total perplex schaute ich von meinem Teller hoch. Ich wusste keine Antwort drauf und blickte nur von einem zum anderen.
„Aber Paul kommt doch schon mit. Ich meine…wegen aufpassen und so.“
„Ach, ist doch nicht so schlimm, wenn noch einer dabei wäre. Je mehr, desto besser, oder? Und dann hättet ihr doppelte Unterstützung.“
Noch immer überrumpelt starrte ich meine Mutter an. War es wirklich so gefährlich, campen zu gehen? Naja, vielleicht war es wirklich besser. Ich stimmte also zu. Nur überlegte ich die ganze Zeit, wie Timo darauf reagieren würde und ob er überhaupt Lust dazu hätte. Dann schob ich den Gedanken einfach Beiseite und aß weiter. Mein Vater berichtete noch ein wenig von seiner Arbeit und später zeigte ich ihm noch mein Kleid für die Party am nächsten Tag. Dann machte ich mich bettfertig. Obwohl ich gerne noch ein wenig mit meinem Vater plaudern möchte war ich schon ziemlich müde. Auch meine Eltern waren schon ziemlich fertig und gingen ins Bett. Eingekuschelt schlief ich dann sofort ein.






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