No way out - Es gibt kein zurück - Teil 6

Autor: Anny
veröffentlicht am: 05.03.2014


Warum tat ich mich eigentlich so schwer anzuklopfen? Ich war doch sonst nicht so zögerlich und unentschlossen. Einmal tief durchatmen und dann wird das schon. Ich klopfte zaghaft an der Tür und öffnete sie langsam. Jetzt gab es kein zurück mehr. „Hallo?“, rief ich und trat zunächst ohne meine Koffer in den Raum. Sofort kam ein dunkelhaariges, hübsches Mädchen aus dem Badezimmer geschossen. „Ahh, endlich bist du da!“, freute sie sich und umarmte mich sofort. Ich war deutlich überfordert und überrascht von ihrer Offenheit und Herzlichkeit. „Ich bin Mira und wie heißt du?“, strahlte sie mich an und reichte mir zusätzlich noch ihre Hand. „Ich bin Laurie, schön dich kennenzulernen.“, erwiderte ich freundlich. Sie fing sofort an zu plappern, „Also hier ist dein Bett, aber wenn du magst kannst du auch da schlafen. Mir ist egal, wo ich schlafe. Willst du hier oder hier schlafen?“ „Puh, mir ist das eigentlich auch egal.“, lachte ich sie an. Sie stützte ihre Hände in die Hüfte und überlegte. Dann schon sie voller Elan die Betten durch den recht großen Raum. Sie schob die beiden Betten nebeneinander und direkt gegenüber vom Fenster. „So jetzt schlafen wir beide zusammen und werden beide morgens von den warmen Sonnenstrahlen geweckt.“, lachte sie und war stolz wie Oskar. „Oder ist dir das zu doof, weil wir kennen uns ja noch nicht so?“, fragte sie dann nachdenklich. Normalerweise hätte ich sowas bei einer Fremden überhaupt nicht zugelassen, aber ich hatte das Gefühl sie schon ewig zu kennen. Sie war so herzlich und kam mir so vertraut vor. „Ach quatsch, das ist perfekt so!“, hüpfte ich freudig mit ihr zusammen im Zimmer herum. Sie grinste zufrieden und lies sich auf ihr, also unser Bett fallen. „Ach Mist, meine Koffer!“, sagte ich und rannte raus um sie reinzuholen. „Hast du eigentlich gut her gefunden, der Campus ist anfangs etwas verwirrend.“, fragte sie mich freundlich. „Ja erst nicht so richtig und dann ist so ein dämlicher Junge über meine Koffer gefallen, weil er mit seinem Skateboard unterwegs war, aber eigentlich war er doch ganz nett und hat mich bis hierher gebracht und noch meine Koffer getragen.“, lachte ich und strich mir durch die Haare. „Uhh und sah er wenigstens gut aus?“, fragte Mira neugierig und zwinkerte dabei. „Von schlechten Eltern war er ja nicht… Ach, er sagte auch, du wärst eine Freundin von ihm!“, grinste ich. „Echt, wie hieß er denn?“, fragte Mira. „Ich glaube Troy oder so ähnlich.“, gab ich von mir. Ihr Gesicht verfinsterte sich und sie verschränkte ihre Arme. Ich verstand überhaupt nicht was los war, er sagte doch sie sei eine Freundin? „So ein Spinner. Der ist so überheblich, von so einem solltest du dich echt fernhalten. Das mit der Freundschaft meinte er ironisch, fast schon zynisch.“, sagte sie wütend. Ich wusste nicht so recht, ob ich sie fragen sollte, was passiert war. Ob ich überhaupt das Recht habe sie zu fragen, auch wenn wir uns schon so vertraut waren… „Naja egal, vergessen wir den Spinner.“, versuchte ich die Stimmung zu verbessern. Sie schnaufte einmal und nickte mir dann freudig zu. „Was ziehst du denn heute Abend an?“, fragte Mira mich dann plötzlich. Ich verstand nicht recht. „Wieso, wofür denn?.“ „Du weißt auch gar nichts, Laurie!“, lachte sie und kramte etwas aus ihrer Tasche, die neben dem Bett stand. „Hier, heute ist doch die fette Willkommensparty!“, strahlte sie und hüpfte aufgeregt durchs Zimmer. Für Partys war ich ja immer zu haben und gleich am ersten Tag, das schien perfekt. Ich ließ mich sofort von Miras guter Laune anstecken und in mir stieg die Aufregung, da ich überhaupt keine Ahnung hatte was ich anziehen soll. Ich meine, in meinen 4 Koffern sind genug schöne Sachen, aber Entscheidungen treffen war nicht so meine Stärke. Mira erkannte, dass ich schon am überlegen war und keine Entscheidung fand und sagte: „Los, Koffer auf!“ Es war so, als ob sie wusste, was ich dachte. Und dieses Gefühl fühlte sich gut an, es war als wenn ich endlich mal eine Freundin hätte, die mir gewachsen war, die mir ebenwürdig war. „Ach du meine Güte! Noch mehr Sachen konntest du nicht mitnehmen?“, fragte Mira sarkastisch. Auch ich musste lachen und stand vor meinem Klamottenchaos. „Ach naja, ich gehe gerne Shoppen.“, lachte ich entschuldigend. Mira und ich durchwühlten meine kompletten Koffer und saßen dann in Mitten von einem riesigen Durcheinander. Wir sahen uns an und mussten einfach nur herrlich lachen. „Also …“, fing Mira an. „Du kannst dich auch nicht entscheiden?“, fragte ich und beendete so ihren Satz. „Richtig.“, lachten wir beide. „Shoppen?“, grinste sie breit über ihr ganzes Gesicht. Sie hatte leichte Sommersprossen und braune Augen, die sehr stimmig zu ihrem dunkelbraunen Haar passten. Sie war wirklich sehr hübsch und hatte schöne volle Lippen. Ob sie wohl einen Freund hat, fragte ich mich. Und ob sie hier beliebt ist, sicherlich ist sie das. Sie ist total lieb und noch dazu hübsch. Wir packten alle Sachen einfach wieder in die Koffer, naja eigentlich warfen wir alles einfach irgendwo rein, damit das Zimmer zumindest auf dem Ersten Blick ordentlich aussah. Danach nahmen wir unsere Taschen und machten uns auf den Weg zu einem Einkaufszentrum. So konnte ich auch gleich die Stadt erkunden. Wir liefen zum Parkplatz und stiegen in Miras Auto. Sie hatte einen VW Beatle Cabrio. Wie ich Cabrio fahren liebe! Ich hoffte, dass mein Vater mir demnächst auch wieder ein Auto kaufen würde, meins war ja leider bei dem Unfall kaputt gegangen. Kaputt ist gar kein Ausdruck, es war zerstört, vernichtet, eliminiert. Mira machte das Radio an und es lief ‚Everybody‘ von den Backstreet Boys. Wir sahen uns kurz an und sagen dann lautstark und perfekt zum Einsatz „Backstreets back allright!“ und bewegten uns hibbelig in den Sitzen. „Ich liebe dieses Lied einfach nur.“, lachte ich und Mira sang bereits die 2. Strophe. Ich merkte, dass wir einfach gut zueinander passten. Ich war so froh, dass genau sie meine Mitbewohnerin war. Am Einkaufscenter angekommen parkte Mira mehrmals ein, da sie es auf Anhieb nicht schaffte. Ich grinste sie nur an und sagte trocken: „Kenn ich.“ Sie lachte nur laut auf und wir gingen hinein. Wir probierten gefühlte 1000 Klamotten an und hatten immer noch nichts gefunden. „Ich brauch jetzt erstmal einen Kaffee … und ein Stück Kuchen!“, platzte es aus mir heraus. Wir setzten uns in ein kleines Cafe, das mitten im Einkaufscentrum war. Mira trank einen Kaffee und aß ein Stück Erdbeerkuchen und ich das Selbe. Schon wieder eine Gemeinsamkeit, wir liebten beide Erdbeerkuchen über alles. „Sag mal hast du eigentlich einen Freund?“, überkam mich dann doch die Neugier. „Nein, leider nicht … aber da ist schon so einer den find ich total niedlich.“, offenbarte sie sich mir und wurde sofort rot. Ich sah das Funkeln in ihren Augen. Es muss schön sein verliebt zu sein, aber wahrscheinlich auch nur, wenn diese Liebe erwidert wird, dachte ich mir. Von Liebe habe ich noch nie so viel gehalten, wahrscheinlich auch, weil ich noch nie richtig verliebt war. So ein Gefühl kannte ich nicht. Ich fragte mich, würde ich es überhaupt erkennen? Kann man etwas, was man noch nie erlebt hat erkennen? Alle sagen immer, man weiß wenn es der Richtige ist, aber ich frage mich immer, wie man sagen kann, dass jemand der Richtige ist. Was heißt das überhaupt? In einer Welt, wo nichts sicher ist außer dem Tod kann man sich doch nicht einfach nur an einem kleinen Faden festhalten, man sollte sich an vielen kleinen Fäden festhalten, damit daraus ein dickes, beständiges Seil wird. Vielleicht sehe ich alles auch nur zu negativ. „Oh Laurie, versteck mich!“, kreischte Mira auf einmal und duckte sich unter dem Tisch. „Hä, wieso? Was ist denn?“, fragte ich verwirrt und sah unter den Tisch. „Der Blonde, Süße der gerade zur Tür reinkam, der ist es!“, flüsterte sie aufgeregt. „Wie der ist es?“, ich verstand nicht so recht. „Na der Typ den ich mag.“, flüsterte sie weiter. „Achsooo!“, sagte ich lauter als ich wollte und zog damit die Aufmerksamkeit dieses Blonden Jungen auf mich, der gerade an unserem Tisch vorbeilief. Oh man, der denkt bestimmt ich bin total bescheuert und rede mit mir selbst. „Mira, der steht hier neben uns…“, flüsterte ich leise in Richtung Boden und grinste dem Jungen merkwürdig zu, da er mittlerweile stehen geblieben ist. „Wie der steht hier?“, fragte Mira und versuchte ein Stück über den Tisch zu sehen. „Vor wem versteckst du dich denn, Mira?“, lachte der Junge. „Ähm…“, stotterte sie. Ich kletterte unter den Tisch und tat so, als ob ich etwas suchte. „Hier ist deine Kontaktlinse Mira, ich hab sie gefunden!“, sagte ich laut und hielt Mira meinen Finger hin. „Achja genau, Danke Laurie.“, sagte sie fragend und sah wieder zu dem Jungen. „Ich habe nur meine Kontaktlinse gesucht.“, fügte sie hinzu und kicherte aufgeregt. „Ich wusste gar nicht dass du welche trägst.“, bemerkte der Junge. „Ach naja, das wissen nicht so viele.“, versuchte sie sich rauszureden. „Das ist übrigens Laurie, wir sind Mitbewohnerinnen.“, versuchte Mira geschickt das Thema zu wechseln. „Freut mich, ich bin Felix.“, lächelte er und reichte mir seine Hand. Ich ergriff seine Hand und nickte freundlich. Der denkt bestimmt eh, dass ich einen Totalschaden habe. „Setz dich doch ruhig Felix, ich geh schon mal vor Mira.“, zwinkerte ich und ließ die beiden allein. Die beiden wären ja schon ein sehr niedliches Paar, die bekomme ich schon noch zusammen. Ich musste grinsen und schlenderte in einen Laden herein. Sofort fand ich einige schöne Kleider, die ich unbedingt anprobieren musste. Ich ging also in eine Kabine und probierte zuerst ein Saphirblaues Kleid an, welches eng anliegend war und oben mit Spitze verziert war. Ich bekam den Reißverschluss nicht allein zu, toll wenn die Mitbewohnerin mit ihrem Schwarm flirtet und ich meinem Schicksaal selbst überlassen bin. Aber naja, ich wollte ja dass die beiden ein wenig Zeit für sich haben. Also musste ich mich jetzt auf die Suche nach einer Verkäuferin machen, die mir das Kleid schließen konnte. „Hallo?“, sprach ich eine an die gerade telefoniert und genervt aussah. „Danke für nichts!“, wetterte ich leise und wollte zurück zu meiner Kabine. „Ich helfe dir.“, sagte eine freundliche Stimme hinter mir und schloss mir den Reißverschluss und berührte dabei sanft meine Haut. Meinen ganzen Körper durchfuhr ein kribbelndes Gefühl. Ich drehte mich um und blickte direkt in die grauen funkelnden Augen von Troy. Bevor ich etwas sagen konnte, ergriff er erneut das Wort. „Jetzt helfe ich dir schon das zweite Mal heute. Beim dritten Mal ist ein Kaffee fällig.“, grinste er schelmisch. Flirtete er etwa mit mir? „Danke.“, sagte ich nur kurz und ging ein Stück vor zum Spiegel und betrachtete mich. Das Kleid war wirklich sehr schön, es umspielte meine Figur gut und mein Hintern sah klasse aus. Also wenn ich ein Kerl wäre, dann würde ich mich echt gut in dem Kleid finden. Ich musste schon über meine eigenen Gedanken lachen. „Ich finds schön.“, hörte ich Troy hinter mir, der platz auf einem Sessel direkt vor den Kabinen genommen hatte. „Was machst du denn noch hier?“, fragte ich verwundert. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass er mir nachgelaufen war. „Einer muss dir ja die Kleider öffnen und schließen und du hast sicherlich nicht nur ein Kleid in der Kabine.“, bemerkte er. Ich rollte mit den Augen und lachte ihn an. Danach verschwand ich wieder in der Kabine. Ich wusste nicht so recht, was er eigentlich von mir will. Ich bezweifele, dass er jedem Mädchen hier im Laden die Reißverschlüsse schließt und so seine Zeit vertreibt. „Brauchst du auch noch Hilfe beim Anziehen?“, lachte es von Draußen. Ich konnte mir genau seinen Blick vorstellen, wie sein Mund schief lächelt und seine Augen mich anfunkeln würden. So ein Spinner, dachte ich mir und schüttelte mit dem Kopf. Als nächstes Kleid zog ich ein rotes, ebenfalls enganliegendes, Kleid an. Ich trat aus der Kabine und sah bereits Troys verführerischen Blick und wie er mich von oben bis unten ansah. Er schloss mir das Kleid und fuhr mit seinen Händen meine Hüften hinunter. Der sucht hier doch nur einen Grund Weiber anzutatschen, ich fasse es nicht! „Sag mal, machst du das bei jeder im Laden?“, fragte ich provokant, blieb aber ruhig. „Nö, nur bei denen, die mich durch ihre Koffer zum Fall bringen.“, sagte er ruhig und grinste wieder so frech. Ich warf ihm einen gespielt bösen Blick im Spiegel zu und betrachtete mich näher. Das Kleid war zwar schön, aber irgendwie nicht meins. Ich runzelte die Stirn und sagte: „Aufmachen.“ Troy öffnete das Kleid wieder und ich verschwand in der Kabine. Zwei Kleider die ich noch mit in der Kabine hatte gefielen mir auf einmal nicht mehr, also hing ich sie an die Seite. Plötzlich klopfte es an meiner Tür und eine Hand reichte mir ein Kleid herein. Ich wunderte mich, vielleicht war Mira ja wieder da. Es war ein wunderschönes Kleid, ich war richtig begeistert. Ich zog es an und trat stolz wie ein Schwan aus der Umkleide. „Wow.“, hörte ich es erstaunt neben mir. Troy sah mich mit einem undefinierbaren Blick an, als ob er mich gleich auffressen wollte. Das war mir doch etwas unheimlich und ich sah ihn wahrscheinlich genauso merkwürdig an. Das Kleid war zwar Schwarz, aber hatte auf dem oberen Bereich Goldapplikationen und war etwas luftig. Dafür war das Unterteil richtig schön Figurbetont und ließ meinen Hintern noch besser aussehen, als das blaue Kleid vom Anfang. Es war echt genial. Auch die länge stimmte, es war zwar kurz aber nicht billig-kurz. „Und wo ist das dritte Danke jetzt?“, grinste er mich schon wieder an. „So schön finde ich es nicht.“, sagte ich gespielt kühl und ging sofort zurück in die Kabine. Ich zog mich um und ging mit dem Kleid zur Kasse. Troy folgte mir und lehnte sich neben mich gegen die Kassentheke. „Aber du kaufst es trotzdem?“, bemerkte er wissend, dass es mir sehr wohl gefiel. „So eins hatte ich noch nie, deswegen.“, antwortete ich und bezahlte. Danach triumphierte ich aus dem Laden und hörte Troy rufen „Hey, sehen wir uns bei der Willkommensparty?“. Ich drehte mich kurz um und grinste ihm einfach nur zu. Danach suchte ich Mira, die sich gerade von Felix mit einer fetten Umarmung verabschiedete. „Tut mir so leid, jetzt musstest du doch ein Outfit allein aussuchen!“, entschuldigte sie sich traurig von mir. „Ach kein Problem, hab was schönes gefunden.“, antwortete ich freudig. Ich beschloss ihr erst einmal nichts von der Begegnung mit Troy zu sagen, da ich immer noch nicht weiß, was bei den beiden passiert ist und sie mich extra vor ihm gewarnt hat. Andererseits habe ich niemanden eine Rechenschaft abzulegen und kann machen was ich will. Es erschien mir allerdings richtig nichts zu sagen. Auf jeden Fall freute ich mich sehr auf die Willkommensparty am Abend, das konnte einfach nur gut werden!




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