No way out - Es gibt kein zurück - Teil 5

Autor: Anny
veröffentlicht am: 26.02.2014


Vielen Dank für die Kommentare, ich hoffe dieser Teil gefällt euch. :)

Kapitel 5
Was ist eigentlich Realität? Dass, was wir sehen oder anfassen? Oder das, woran wir glauben? Wer sagt, dass der Himmel blau ist? Der Himmel ist nur blau, weil irgendwann mal jemand gesagt hat, dass er blau ist. Hätte jemand gesagt er wäre gelb, würden wir heute sagen: „Was für ein schöner gelber Himmel.“ Wir nehmen alles so hin, wie es ist, weil alle sagen es ist so. Nie sagt mal jemand, dass es auch anders sein könnte. Heutzutage zweifelt doch niemand mehr an dem, was gesagt wird. Jeder läuft nur seinem Vorgänger hinterher und plappert nach, was schon 100 Menschen vor ihm gesagt haben. Die Gesellschaft gleicht einem Rudel Wölfen. Es gibt wenige, die Elite, die Alphatiere der verschiedenen konkurrierenden Rudel und es gibt die, die nur folgen. Die, die machen was das Alphatier sagt, einfach weil es der ‚Boss‘ ist und diesen Stand niemand anzweifelt. Aber dann gibt es noch die, die zwar irgendwie Teil des Rudels sind, aber ihr eigenes Ziel verfolgen, die das Alphatier anzweifeln und sich entgegenstellen. Und genau diese Tiere stehen allein da und sind von allen anderen Verachtet. Aber wofür eigentlich? Dafür dass sie eigenständig Denken können und die vorgegebene Realität anzweifeln? Das ist nicht fair. Ich wünschte all das wäre mir schon längst vor meinem Unfall klar geworden. Ist es aber nicht und deswegen beginnt morgen mein erster Schultag in der Parson Akademie. Laurie Clark beginnt neu und es gibt kein zurück. Kein zurück zum alten Leben. Es gibt nur noch nach vorne und geradeaus. „Hast du alles gepackt?“, reißt es mich aus meinen Gedanken. „Ja, denke schon.“, gebe ich zurück. Meine Eltern hatten zugestimmt, dass ich auf das Internat gehen darf, da der Arzt gesagt hat, dass ein Tapetenwechsel nicht die schlechteste Idee wäre. Ich bin voller Vorfreude und zugleich voller Besorgnis. Ich meine, werde ich Freunde finden? Bis jetzt habe ich mir nie Gedanken gemacht, ob ich Freunde finden werde, da sie mich umzingelten wie hungrige Löwen ihr Fleisch. Jeder wollte meine Anerkennung. Auf der neuen Schule kennt mich wohl kaum jemand, also muss ich dieses mal Eindruck hinterlassen und um Anerkennung kämpfen. Ich musste mit mir als Person, mit meinem Charakter beeindrucken und nicht mit dem Geld und dem Stand meiner Eltern. Nach einem langen Erholungsbad ging ich schlafen. Ich träumte von meinem Unfall, wie ich im Wasser immer weiter nach unten gezogen wurde. Anders als in der Realität hatte ich die Augen offen und sah nicht nur den Arm, der mich nach oben sah sondern einen Jungen mit dunklen Haaren und … blauen Augen mit orangen Punkten. Plötzlich wachte ich auf, mein Herz raste und ich schnappte nach Luft. Ich war völlig durchgeschwitzt, nass von oben bis unten. Ich wusste absolut nicht mehr, was Realität war und was Wahnvorstellung. Ich war völlig durcheinander und brauchte irgendwas woran ich mich festhielt, woran ich erkannte, dass ich in der Realität war, in meiner Realität. Völlig fertig rannte ich ins Badezimmer und stellte mich mit meinen Schlafsachen unter die Dusche. Ich drehte bis zum Anschlag das kalte Wasser auf und ließ mich auf den Boden absinken. „Laurie…“, sagte ich zu mir selbst und hörte sogleich die Stimme dieses Jungen in meinen Kopf, wie er meinen Namen immer und immer wieder schrie. Ich hielt mir den Kopf, kniff die Augen zusammen und versuchte einen klaren Kopf zu bekommen. Der Unfall brachte mich nicht um, aber solche scheiß Einbildungen brachten mich um den Verstand, das konnte doch nicht wahr sein!
Langsam kam ich wieder zu mir, öffnete die Augen und stellte das Wasser ab. Für einen Moment blieb ich noch am Boden sitzen, dann begab ich mich aber mit einem Handtuch wieder in mein Zimmer und zog mich um. Die restliche Nacht schlief ich ruhig, das heißt, ich wachte zumindest nicht noch einmal auf.
Ein Autohupen weckte mich unsanft aus meinem Schlaf. Ich stand auf und ging zum Fenster. Draußen stand mein Vater, der mich doch tatsächlich zur Schule fahren würde. Wunder geschehen. „Wie lange brauchst du noch, Laurie?“, rief er nach oben. „Eine Stunde oder so?“, rief ich zurück. „Ist das Gepäck wenigstens fertig?“, fragte er und ich nickte nur. Ich duschte und putzte mir die Zähne. Danach föhnte ich mir meine Brustlangen blonden Haare. Ich war gestern noch beim Friseur und meine Haare sehen jetzt gar nicht mehr so spröde und kaputt aus, sondern sie glänzen und haben viel Volumen. Ich beschloss sie zu locken, da ich eigentlich von Natur aus glattes Haar habe, aber lockige Haare schöner fand. Meine blau-grauen Augen betonte ich mit etwas Lidschatten und einem feinen Lidstrich und etwas Mascara. Auf meine Wangen trug ich leichtes Rouge auf, damit es noch natürlich aussah. Meine Lippen betonte ich mit einem Beerenfarbigen Lippenstift, der perfekt zu meinem gebräunten Teint passte. Ich kämmte mir noch einmal durch meine Haare und fixierte sie mit Haarspray. In Sachen Styling bin ich eine absolute Tussi, alles muss aufeinander abgestimmt sein. Lippenstift zu den Fingernägeln und Schmuck zum Gürtel oder den Schuhen. Alles hatte seine Ordnung. Wenigstens eine Sache die in meinem Leben routinemäßig und geordnet abläuft. Aus den wenigen Sachen, die nicht in meine 4 Koffer verstaut waren suchte ich mir eine Schwarze Skinny-Jeans, einen braunen Ledergürtel und ein weißes Top, dass ich lässig in meine Hose steckte heraus. Ich betrachtete mich noch einmal im Spiegel und war mit dem Ergebnis zufrieden. Kurz vor der Haustür schlüpfte ich noch in meine, zum Ledergürtel passenden, braunen Pumps und warf mir eine schwarze Lederjacke im Bikerstyle über. Als ich aus der Haustür ausgetreten war, saß mein Vater schon im Auto und starrte ungeduldig auf seine Uhr. Er bereut sicherlich schon wieder, dass er mich fährt, da irgendein ach so wichtiger Termin auf ihn wartet. Typisch. Ich stieg zu ihm ins Auto und warf keinen Blick zurück. Weder zur Haustür, zum Haus oder zur Stadt zurück, als wir über die Ortsgrenzen fuhren. In mir breitete sich ein warmes Gefühl aus, ein Gefühl voller Freude, Glück und Anspannung, was passieren wird. Nach zwei Stunden Autofahrt waren wir 10.00Uhr endlich angekommen. Da heute nur Anreise war und nicht zum Unterricht gehen mussten hatten wir Zeit bis 12.00 Uhr am Campus anzukommen. Mein Vater verabschiedete sich mit dem Telefon am Ohr hektisch von mir und ließ mich einfach so mit meinen 4 Koffern stehen. „Toll!“, schrie ich ihm noch hinterher, obwohl ich wusste, dass er es nicht hören wird. Im habe gesagt, ab jetzt geht es nur noch geradeaus nach vorne. Also stampfte ich in meinen Pumps und meinen 4 Koffern mehr oder weniger stolz voran. Ich trug immer zwei Koffer ein wenig vor und dann die anderen. Ich kam mir unendlich dumm vor, aber was will man machen. Es bemerkte sowieso niemand, jeder war mit seinen Koffern beschäftigt und hatte ebenfalls viel zu tragen. An einer Bank angekommen verschnaufte ich etwas und sah mir den Campus von da aus genauer an. Als ich einen Moment in Gedanken war, sah ich nur etwas schnell an mir vorbei rauschen und kam wieder zu mir. Da ist doch nicht wirklich jemand mit seinen dämlichen Skateboard über meine Taschen gefallen. Ich meine, kann man(n) nicht die Augen auf machen? „Kannst du nicht gucken, wo du lang fährst?!“, fuhr ich den auf den Boden liegenden Jungen an. „Wenn du deine Koffer auf dem halben Campus verteilst…“, begann er. „Sag mal, geht’s noch oder was?“, sagte ich stinkig und wollte meinen Koffer unter ihm wegziehen. Der Junge hob seinen Blick und grinste mich blöd an. Er stand auf und betrachtete mich von oben bis unten und sein blödes Grinsen verging ihm nicht. „Na soll ich mich noch umdrehen, damit du ne Rundumsicht hast?“, fragte ich sarkastisch. „Da hätte ich nichts einzuwenden.“, grinste er. Ich rollte mit den Augen und verschränkte die Arme. Sein blödes Grinsen verschwand und wandelte sich zu einem freundlichen Lächeln und auch seine Augen wechselten zu einem warmen grau. Wie kann grau überhaupt warm sein? Mensch Laurie... egal. „Los ich helfe dir mit den Koffern.“, schlug er vor. Eigentlich wollte ich ja auf dem Absatz kehrt machen und ihn ignorieren, aber die 4 Koffer bewegen sich auch nicht allein in mein Zimmer. Ich beschloss über meine eigenen Schatten zu springen und seine Hilfe anzunehmen. „Danke.“, sagte ich knurrig. Er aber grinste nur. „Welches Zimmer hast du?“, fragte er. „402.“, antwortete ich. „Oh, da wohnt eine gute Freundin von mir auch.“, gab er überrascht zurück. „Aha.“, sagte ich abwesend. Ich war viel zu beeindruckt von dem riesigen Anwesen und den großen Gebäuden. Es war einfach überwältigend. „Beeindruckend oder?“, sagte er mehr als das er fragte. Ich nickte nur. „Gut hier sind wir.“, grinste er und zeigte auf die Tür, auf welcher ‚402‘ stand. „Ich bin übrigens Troy.“, lächelte er mich an und streckte mir seine Hand entgegen. Erst jetzt betrachtete ich ihn näher. Er hatte dunkelbraunes, kurzes Haar und hellgraue Augen, die aber überhaupt nicht kalt wirkten. Er war einen Kopf größer als ich und gut gebaut, sicherlich Sportler. Troy trug eine Kette mit so einem Metallplättchen daran, wie Marines es tragen. Ich wüsste gern, ob er es von seinen Vater hat, da ich eine Gravur erkennen konnte oder wenn nicht, was es für eine Bedeutung hatte. Allerdings erschien es mir etwas plump ihn einfach danach zu fragen. Dazu trug er ein schwarzes T-shirt mit V-Ausschnitt und eine dunkle Jeans mit schwarzen Vans. Typisch Skater. Sicherlich so ein Weiberheld, so ein Junge, den ich nicht mehr mögen wollte, aber irgendwie war er süß. Laurie! Ich schüttelte den Kopf und sah ihn wieder an. „Alles klar?“, lachte er. „Ähm ja, ich bin Laurie.“, versuchte ich zu grinsen und ergriff seine Hand. „Auf wiedersehen, Laurie.“, lächelte er und ging wieder. Da stand ich nun, mit 4 Koffern vor meinem Zimmer.






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