Just for the love and for the game - Teil 3

Autor: Lizzy
veröffentlicht am: 14.09.2013


Es folgt Teil 3...


Ich zeigte ihm einfach alles, was es zu sehen gab, jeden Park, jede Eisdiele, jedes noch so kleine Geschäft. Wir redeten die ganze Zeit über Gott und die Welt. Es machte mir Spaß ihm zuzuhören und auch selber zu erzählen. Die meisten würden wahrscheinlich sagen, wir wären auf derselben Wellenlänge, aber diesen Ausdruck finde ich immer irgendwie unpassend. Ich meine, was bedeutet es denn, wenn man auf der gleichen Wellenlänge ist? Dass man die gleichen Ansichten hat? Das wäre ja sinnlos! Denn wie langweilig wäre das Leben, wenn man nur mit Leuten abhinge, die absolut die gleichen Ansichten hätten? Dass man sich gut versteht und sich viel zu sagen hat? Das würde bei mir und Sean eher zutreffen. Wir konnten uns echt über alles unterhalten und mir wurde nicht einmal für eine Minute langweilig. Aber war das die „gleiche Wellenlänge“?
Gerade liefen wir ein wenig im Rosengarten herum, das war eigentlich ein ganz schöner Park, aber ziemlich überlaufen. „Wo gehst du hin, wenn du nachdenken oder einfach deine Ruhe haben willst?“, fragte mich Sean unvermittelt. Ich überlegte. Klar, ich hatte so einen Ort, aber ich wusste nicht, ob ich ihn Sean zeigen sollte. Es war schließlich mein kleiner Platz, dort kam wirklich nie jemand vorbei und alles um einen herum war so idyllisch. „Also“, begann ich, „es gibt da schon einen kleinen Ort, an den ich ganz gerne hingehe, aber ich weiß nicht, ob ich ihn dir zeigen will.“ Ich war ehrlich zu ihm, was brachte es mir schließlich ihm eine Lüge aufzutischen. „Warum willst du ihn mir nicht zeigen? Ich nehm ihn dir doch nicht weg oder so“, er schaute mich an, mit diesen wunderschönen karamellfarbenen Augen. Ich seufzte. Er hatte mich überredet. „Also dann, komm mit! Es dauert ein bisschen“ Und so machten wir uns auf den Weg. Wir liefen raus aus der Stadt, auf die Wiesenflächen und Felder die davor lagen und liefen auf den Wald zu. Es dauerte kaum länger als fünfzehn Minuten bis man dort war und ich genoss das Schweigen, das zwischen uns herrschte ebenso wie die Natur um mich herum. Bald hatten wir den Ort erreicht, der mein Ziel war. Es war der kleine Übergang eines Baches, der direkt am Waldrand verlief. Dort konnte man sich sehr gut hinsetzen und auf das fließende Wasser gucken, auf der einen Seite von Feldern und Wiesen umgeben auf der anderen Seite vom Grün und Braun des Waldes. Es war wirklich traumhaft meiner Meinung nach. „Wow, hier ist es wirklich schön“, meinte Sean beeindruckt. „Ich weiß“, antwortete ich bloß. Dann setzten wir uns auf den kleinen Steg und ließen unsere Füße über dem Wasser baumeln. Wir schwiegen, ein angenehmes Schweigen. Ich stützte mich auf meinen Armen ab und legte meinen Kopf in den Nacken. Mit geschlossenen Augen genoss ich die Stille und die angenehm kühle Luft um mich herum. Ich versank in meiner eigenen Gedankenwelt und konnte, so wie immer an diesem Ort, einfach mal komplett abschalten. Nach einiger Zeit öffnete ich meine Augen wieder. Sean betrachtete mich von der Seite. „Danke“, murmelte er leise. „Für was?“ „Dafür, dass du mir bei Franz hilfst, dafür, dass du mir die Stadt gezeigt hast dafür, dass du mich hierhin mitgenommen hast und einfach dafür, dass ich den Tag mit dir verbringen durfte. Es hat mir nämlich sehr viel Spaß gemacht“, erklärte er. Ich sagte nichts. Mir hatte der Tag auch sehr gut gefallen und seine Gesellschaft, obwohl ich mir das eigentlich nicht eingestehen wollte. „Ich glaube, wir sollten langsam zurückgehen, es ist schon kurz vor sieben und es wird bereits dunkel“, sagte Sean. Er stand auf und reichte mir die Hand, ich ergriff sie und ließ mich von ihm hochziehen. Ich wollte ihm meine Hand wieder entziehen, doch er ließ nicht los. Mit einer hochgezogenen Augenbraue schaute ich ihn an. Ich war erstaunt über seine Selbstsicherheit. Er lief los und zog mich einfach hinter ihm her, ohne Erklärung. Dann spazierten wir Hand in Hand querfeldein über die Wiesen und Feldern ohne ein Wort zu reden. Plötzlich blieb er stehen, ließ meine Hand los, packte mich sanft an meinen Schultern und drehte mich zu ihm um. „Annabell, du bist ein tolles Mädchen und du faszinierst mich total. Ich kann dich wirklich gut leiden, nur damit du es weißt“. Ich lief rot an. Irgendwie fand ich es total süß, was er da sagte und ich mochte ihn ja schon ziemlich…eigentlich. Doch dann kam diese kleine Stimme in mir, die sagte: „Was meinst du wohl, zu wie vielen Mädchen er das schon gesagt hat?“ und schon war dieser wunderbare Moment zerstört.
„Sean…ich…lass uns nach Hause gehen“, stammelte ich nur und wendete mich ab. Die Arme kreuzte ich vor meiner Brust, damit er meine Hand nicht nochmal nehmen konnte. Dann stapfte ich weiter über die Felder. Schnell war er wieder neben mir, er sagte nichts und als wir wieder am Stadtrand waren verabschiedeten wir uns nur sehr wortkarg voneinander. Das war mir eindeutig zu viel für einen Tag.

~ Olivia ~

Als ich erwachte, war es gerade mal sieben Uhr. Ungewöhnlich für mich, vor allem an einem Samstag. Ich probierte alles Erdenkliche, um wieder einzuschlafen, doch es brachte nichts. Also stand ich auf und weil mir nichts Besseres einfiel, zog ich meine Sportklamotten an, schnappte mir mein Fahrrad und fuhr zur Sportarena. Ich hatte diese Woche nur einmal ins Training gedurft, da meine Eltern der Meinung waren, dass ich es nach meinem kleinen Unfall nicht übertreiben solle. Aber es hatte mir sehr gefehlt. Außerdem waren in einer Woche unsere Finalspiele, da musste ich unbedingt fit sein und es gab noch einen weiteren Grund, warum ich auf jeden Fall trainieren wollte. Ich wollte Jeremy unter jeder Bedingung beweisen, dass ich sehr gut spielen konnte. In letzter Zeit dachte ich viel an ihn und wie beeindruckt er wohl von mir wäre, wenn ich die beste Spielerin überhaupt in unserer Liga wäre und ich fragte mich, ob er wohl dann immer noch so fies zu mir wäre. Doch andererseits wusste ich, dass dies nur Wunschdenken war und ich hatte fast schon ein bisschen Schiss vor jedem Training, auch wenn es mir im Grunde sehr viel Spaß machte, abgesehen von den Extraliegestützen, -situps und -läufen.
Die Halle war leer, als ich ankam. Glücklicherweise war sie trotzdem offen. Schnell rannte ich auf die Spielfläche, nahm einen Ball in die Hand und begann nach Lust und Laune zu trainieren. Ich hatte mich schon eine gute Stunde abgeschuftet, als ich die Eingangstür ins Schloss fallen hörte. Ich blickte auf und erblickte, wie hätte ich es anders erwarten können, Jeremy, der ganz gelassen die Stufen zur Spielfläche hinunterlief. Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, dass er jetzt da war. Einerseits konnte er so sehen, dass mir Basketball wirklich was bedeutete, aber andererseits hatte ich keine Lust darauf, dass er ständig irgendwelche dummen Kommentare abließ, nur weil er gerade in einer seiner ich – bin – so – cool – Phasen
war.
Ich hielt meinen Ball fest und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. Langsam schlenderte er auf mich zu. „Was machst du denn schon so früh hier?“, fragte er mich mit einem kleinen Grinsen auf den Lippen. „Ich wusste nicht, was ich machen soll“, gab ich zurück. Seelenruhig schaute er mir in die Augen, dann sagte er: „Eins gegen Eins, du gegen mich?!“ Es war mehr eine Aufforderung als eine Frage und ich war sichtlich erstaunt. Nicht mal im Traum hätte ich damit gerechnet, dass er mich zu einem Spiel herausfordern würde. Mechanisch nickte ich und lief zurück aufs Spielfeld. Jeremy folgte mir und wir blieben gegenüber voneinander stehen. „Du beginnst“, meinte er nur und dann spielten wir. Er war um einiges besser als ich, was aber klar war. Schließlich war er ein Junge und noch dazu älter, aber ich gab mein Bestes. Ich versuchte immer, wenn er den Ball hatte, zu erahnen, was er machen würde, um ihm immer einen Schritt voraus zu sein. Und wenn ich den Ball hatte versuchte ich Angriffe durchzuführen, mit denen er nicht rechnete. Ich kämpfte richtig und schuftete mich total ab, trotzdem verlor ich. Das war aber nicht weiter schlimm, was aber nicht weiter schlimm war, da ich mit meiner Gesamtleistung durchaus zufrieden war. Nach dem Spiel setzten wir uns an den Rand und tranken etwas. Er erläuterte mir nebenher, ganz der Trainer, was ich für Fehler gemacht hatte und erklärte mir, wie ich es besser machen konnte. Doch heute klang er dabei total freundlich und nicht so besserwisserisch wie sonst. Kein Lob kam aus seinem Mund, aber das war ich ja gewohnt.
Ich räumte meinen Basketball und mein Trinken in meine Sporttasche und hängte mir selbige um. „Du gehst schon?“, fragte Jeremy. Ich nickte nur knapp. „Schade“, entgegnete er und mir war, als ob ich eine Spur Bedauern herausgehört hatte. Außerdem glaubte ich nicht, dass er das sagen wollte. Es hatte sich eher so angehört, als wäre es ihm rausgerutscht. Ich war ein wenig überrascht und auch verwirrt deshalb. „Warum schade?“, wollte ich wissen, während ich schon die ersten Schritte Richtung Ausgang setzte. Jeremy begleitete mich und beantwortete mir dabei meine Frage: „Ach, jetzt muss ich alleine trainieren… und dir würde es auch nicht schaden. Du hast noch eine Menge zu lernen! Du machst immer noch viel zu viele Fehler. Und mit der Konzentration hast du’s ja auch nicht so. Mir scheint, als würdest du immer an etwas Anderes denken, wenn du Basketball spielst. Deine Gedanken dürfen sich nur um das Spiel drehen, wird dir dessen mal bewusst!“ Am Anfang seiner kleinen Predigt hatte Jeremy noch ganz freundlich geklungen, auf das Ende hinzu war er aber wieder so hart und besserwisserisch wie sonst immer geworden. Es hörte sich nicht so an, als ob er mir helfen wollte, eher wie Vorwürfe. Der Kerl macht mich noch ganz wahnsinnig mit seinen Stimmungsschwankungen. Mal war er der größte Depp der Welt, dann war er total freundlich und lustig und von einen auf den anderen Moment war er wieder dieser total unausstehliche Vollidiot. Konnte er sich denn nicht mal entscheiden? Trotzig schaute ich ihn an. „Das Einzige, woran ich denke, wenn ich Basketball spiele, ist, dass ich keine Fehler mache, damit ich mich nicht von dir schikanieren lassen muss. Doch wenn man so darauf bedacht ist, keine Fehler zu machen, dann passieren sie erst Recht und an meiner Konzentration hapert es überhaupt nicht. Ich kapier dich einfach nicht. Manchmal bist du echt freundlich und witzig und ich kann dich echt gut leiden, aber größtenteils bist du einfach nur besserwisserisch und gemein und unausstehlich. Wo liegt denn eigentlich dein Problem?“ Ich hatte mich richtig in Rage geredet und Jeremy hatte mir einfach die ganze Zeit über nur in die Augen geschaut, keine Miene verzogen und einfach nur zugehört. „Du bist das Problem…“, meinte er leise.
Es machte mich echt fertig, mich mit dieser Situation auseinander setzen zu müssen. Aus irgendeinem Grund beschäftigte mich das nämlich total und sein letzter Satz brachte das Fass zum Überlaufen. Tränen traten mir in die Augen, weshalb ich mich von ihm abwendete. Doch innerhalb kürzester Zeit war er vor mir und hob mein Kinn vorsichtig an, sodass ich ihm in seine wunderschönen grünen Augen schauen musste. Sein intensiver Blick verwirrte mich. „Es tut mir leid…“, flüsterte er. Nur einen Augenaufschlag später lagen seine Lippen auf meinen. Ganz sanft und zärtlich küsste er mich, als wäre ich zerbrechlich. Und wie von selbst schlang ich meine Arme um ihn und vergrub meine Hände in seinen unglaublich weichen Haaren und erwiderte den Kuss. Ich versuchte alle meine Gefühle, die ich für Jeremy hegte, in diesen einen Kuss zu legen. Halt! Stopp! Gefühle? Für Jeremy? Was tat ich da? Abrupt ließ ich ihn los und stieß in von mir weg. Dann rannte ich aus der Halle. Meine Sporttasche schlug immer wieder gegen meinen Oberschenkel, was ich aber in diesem Moment komplett ignorierte. Das Einzige, was ich wollte, war weg von hier. Ich sprang auf mein Fahrrad und radelte so schnell ich konnte zum Stadtpark. Dort setzte ich mich auf eine Bank, holte mein Handy aus der Tasche und rief Bella an. „Bella? Ich muss mit dir reden … ! Jetzt!“ Was hatte ich bloß getan.
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