Ray- die Verbindung - Teil 12

Autor: blue-haze
veröffentlicht am: 10.07.2013


Hoffe das Ganze wird auch gelesen ;)
Hinterlasst ein Lebenszeichen <3
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11. „Hello, Daddy“

Ray
Ich wusste nie, wie es ist, von jemandem respektiert zu werden. Habe nie gefühlt, wie es ist anerkannt, akzeptiert zu werden. Zumindest nicht, bis Luce in mein Leben getreten war. Als er verschwunden war, ging mit ihm auch das, was er mir gegeben hatte. Nun jedoch, im Fackel-Reich angekommen, erlebte ich es auf eine völlig neue Art und Weise. Die Bürger verneigten sich. Anfangs dachte ich, dies gelte nur meinem Bruder, der neben mir her ging. Doch bald kristallisierte aus dem Gemurmel, der sich beugenden ein klares Wort heraus: Prinzessin. Achtungsvoll und anerkennend klang es. Verunsichert sah ich zu Aalon auf, der mir ein zuversichtliches Lächeln schenkte und nickte. „Sie verbeugen sich vor dir, Ylara“.
Vor mir? War das tatsächlich möglich?

Heute war mein achtzehnter Geburtstag. Kaum zu glauben, dass ich Luce nun schon Monate lang nicht gesehen hatte. Ich träumte in letzter Zeit so oft von ihm, dass ich förmlich seinen Atem auf meiner Haut fühlen konnte und seinen Duft nach Sommerwind roch. Doch diesmal war es anders. Ich wusste, dass es nur ein Traum war, und meine Sehnsucht nach ihm mich schlicht um den Verstand brachte. Ich musste ihn vergessen, dessen war ich mir bewusst, denn nur so konnte ich mein Leben im Fackel-Reich als Ylara beginnen, die die Strikes gegen die Prismen – somit auch gegen Luce – zum Sieg führen würde.
Meine erste Aufgabe um meine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen war es gewesen, das Tor zum Fackel-Reich zu öffnen. Aalon war um Punkt Mitternacht in meinem Zimmer erschienen. Flügel aus Flammen ragten hinter ihm empor und hatten mich mit ihrem hellen Schein geweckt. In seiner Hand hatte er eine Kerze gehalten, deren Flamme das Tor zum Fackel-Reich in sich trug, so wie es jeder Regentropfen mit dem Tor zu Rainforest tat. Laut Aalon konnte ich nun beide Tore öffnen, während Strikes und Prismen jeweils nur ihre eigene Welt öffnen konnten – ein Grund, warum ich so wichtig war.

Nun war ich also hier, ließ mich von irgendwelchen Persönlichkeiten feiern, die mir nichts bedeuteten und es fühlte sich falscher an, als zu seinem Geburtstag eine Kopfdusche auf dem Schulklo verpasst zu bekommen. Mein Herz brach mit jeder Begrüßung, jeder Verbeugung und jedem Glückwunsch, den mir diese Wesen mit ihren Flügeln aus Feuer wünschten, denn nicht eine dieser Aufmerksamkeiten, kam von der einzigen Person, die ich nun bei mir wissen wollte – von der es mir etwas bedeutet hätte: Luce

Luce

Heute war ihr Achtzehnter.
Und ich wusste, wo sie nun war.
Ich wusste es einfach.
Ich bekam seit meinem letzten Wutausbruch keinerlei Informationen zu Ray mehr. Ich träumte jede Nacht von ihr, wie ich sie in meinen Armen hielt, sie zu mir gehörte. Und jeden Morgen, den ich erwachte, wollte ich sterben, weil sie nicht bei mir war.
Heute, war es besonders schlimm. Ich konnte ihr nicht zu ihrem Geburtstag gratulieren, ihr nicht sagen, wie sehr ich sie liebte und wusste, dass sie nun das Fackel-Reich als das Ihre erwählt hatte.
Und immer wieder war mir, als rufe sie meinen Namen.
Ich sah aus dem Fenster hinaus auf Rainforest und wünschte mir ihr Beschützer wäre nicht so ein Idiot gewesen, dann wäre sie jetzt hier... und ich hätte zumindest die Chance gehabt sie zu sehen, irgendwo aus der Ferne... mich Nachts vielleicht sogar zu ihr zu schleichen und ihr sanft ihren Namen ins Ohr zu hauchen... Ray

Ray

Mein Herz schlug schneller, denn wir näherten uns dem Thronsaal. Dort würde ich zum ersten Mal auf meinen Erzeuger treffen – auch „Vater“ genannt. Wie würde er auf meine Ankunft reagieren? Auf mich... Kalt? Abweisend? Nüchtern? Erwartungsvoll? ...Stolz? Ich konnte nicht sagen, ob es mir wichtig war. Aber dass mein Herz vor Nervosität beinahe Suizid begann, zeigte zumindest, dass es mir wohl nicht gleichgültig war. Warum, war mir jedoch selbst ein Rätsel.
Aalon wich mir nicht von der Seite. Er war... ja, er war mein Halt. Er half mir seit zwei Monaten nach und nach wieder auf die Beine und ich fühlte mich schon fast so etwas wie... stark? Zumindest halbwegs stabil. Eine hohe Tür, fast schon ein weiteres Tor, wurde uns geöffnet, die Flügel schwangen zur Seite und gaben den Blick frei auf einen prächtigen Saal, der – ich konnte es nicht glauben – aus Flammen zu bestehen schien. Keine heißen Flammen die den Effekt einer Hölle hatten, nein... es war, als flossen zarte, lebendige Flammen durch die Wände, Säulen, Böden und Decken. Mit wackeligen Beinen, die sicher nicht viel mehr waren als Pudding, näherten wir uns dem Thron. Ich folgte Aalons zuvor gegebenen Anweisungen und verbeugte mich Achtungsvoll vor dem König des Fackel-Reiches. Erzeuger und König hin oder her, ich tat dies nicht aus Respekt oder Akzeptanz, sondern lediglich als Konsequenz meiner Entscheidung: Du hast das hier als deine Zukunft erwählt also passe dich gefälligst an.
„Meine Tochter, Ylara, erhebe dich.“
Musste ich mich nun angesprochen fühlen? Ich schätze ich musste. Also erhob ich mich und blickte zaghaft in das Gesicht des Mannes, den ich zeit meines Lebens gehasst habe oder, wenn dem einmal nicht so war als nicht Existent abgeschrieben hatte und den ich nun als „Vater“ akzeptieren sollte.
Er wirkte... reserviert. Und nun? „Komm her zu mir.“
Mit einem Blick zu Aalon hin, der mir mit einem Nicken die Bestätigung zu Handeln gab, gehorchte ich – widerwillig.
Er musterte mich wie ein Pferd auf dem Markt. Wenn er jetzt noch meine Zähne anschauen wollte, würde er sich eine fangen, egal was er war. Geduldig ließ ich seine Blicke über mich ergehen.
„Bringt ihr neue Kleider – sie soll schließlich aussehen wie meine Tochter und nicht wie... das da.“
Danke für das Kompliment! Du mich übrigens auch! Wenigstens in meinen Gedanken musste ich mich auslassen. Ich hasste diesen Mann, mit ganzer Seele, egal was er war, egal wer er war, egal welche Gründe er haben mochte mich bisher verleugnet zu haben. Er konnte mich nicht mit seinen Grünen Augen, die meinen erschreckend glichen für sich gewinnen, denn die seinen wirkten wie Gift, während meine... nun ja... sie waren zumindest kein Gift. Er konnte mich nicht mit seinem grau ansetzendem Haar und seiner Robe beeindrucken. Er war ein alter Mann, der mich mit einer Frau gezeugt hatte, die mich genauso wenig geliebt hatte, wie er. Dass ich ihm nicht ins Gesicht spuckte war alles.
„Aalon, beginnt noch heute mit dem Training.“
Danke für das Gespräch, du Sack, fluchte ich innerlich und verbeugte mich um Aalon zu folgen.

„Nimm seine Art nicht persönlich. Er ist so. Auch zu mir.“
„Aha“
„Als König sollte man eben möglichst wenig Gefühle zeigen.“
„Davon kann ich mir meine Fragen auch nicht beantworten, Aalon“, knurrte ich ungehalten. Ich wollte wissen, warum er seine Ehegattin damals mit meiner Mutter betrogen hatte, wenn er sie doch offensichtlich nicht geliebt hatte. Ich wollte wissen, warum ich auf dieser Welt war und leiden musste, weil er zu blöd zum Verhüten war. „Wenigstens das ist der Sack mir schuldig“, murmelte ich. Ich sah aus den Augenwinkeln, wie Aalon sich bei meinen letzten Worten anspannte. „Reg dich ab“, brummte ich. „Ich werde mich benehmen.“

Ich saß auf dem Fenstersims meines neuen Zimmers und starrte auf das Fackel-Reich hinab. Ich hatte heute das Fliegen gelernt. Silberne flügel aus Licht mit flammenden Fäden durchzogen ragten aus meinen Schultern, wenn ich sie herbei rief. Es war eigenartig. Ich hatte mein Leben lang nichts von diesen Fähigkeiten gewusst, hatte sie bisher vielleicht nicht einmal besessen und nun konnte ich es einfach, als hätte ich es schon immer so gemacht.
Aalons Blick nach zu urteilen war dies nicht selbstverständlich. Entweder, weil es für Strikes nicht gewöhnlich war oder, weil er mich für schlechter als seine Rasse eingeschätzt hatte.
Ich fühlte mich zunehmend fehl am Platzt. Dies hier war nicht meine Welt. Dies hier war ein Fehler. Hätte ich das Fliegen heute nicht gelernt, hätte ich mich aus dem Fenster gestürzt um dem Ganzen ein Ende zu setzten.
Ray
Der zarte Klang einer Wohlbekannten Stimme keimte in meinen Gedanken auf. Wie ich ihn vermisste. Ob er an mich dachte? Oder hatte er mich bereits vergessen... vielleicht sogar ersetzt? Eine Träne rann über meine Wange.
Ray
„Hör auf in meinem Kopf rumzuspucken, wenn ich gerade versuche dich zu vergessen“, flüsterte ich in die Leere hinein.
Luce, komm zu mir zurück.
Nie hätte ich gedacht, dass ich einmal zu dieser Sorte Frau werden würde, die ohne ihren Liebsten nicht leben kann...
nun war ich so jemand geworden.
Und ich hatte ihn selbst aus meinem Leben verbannt.
Glückwunsch, Ray...
Ylara...
Ich hasste sie... diese Frau, die ich im Spiegel sah... diese...Ylara...
Würde ich je wieder Ray werden?
Oder hatte sich Ray bereits aus dem Fenster gestürzt, als sie noch nicht gewusst hat, dass sie Flügel besitzt?





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