Ray- die Verbindung - Teil 5

Autor: blue-haze
veröffentlicht am: 20.06.2013


Hier ist auch schon teil 5.
Kritik wird gern gelesen :)
Viel Freude damit.
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4. Träume
Luce
Ich wusste nicht, dass ich je so ein Gefühl des Glücks empfinden würde. Dass Ray mir wirklich die Chance gab sie zu beschützen war für mich so tiefgreifend beruhigend, dass ich diesen Moment am liebsten verpackt und vergraben hätte um ihn nicht zu verlieren. Ich begleitete sie zu ihrem Apartment und in stillem einvernehmen begleitete ich sie bis vor ihr Zimmer. Es gefiel mir nicht, dass sie hier wohnen musste. Das Haus wirkte schmutzig und die Nachbarn suspekt. Doch ich sagte nichts – noch nicht. Ray öffnete ihre Zimmertür, trat ein, warf ihre Jacke in eine Ecke und sah aus dem Fenster. Unschlüssig stand ich in der Tür. „Du bekommst hier nicht für alles eine Extraeinladung. Gewöhn\' dich dran, das ist \'ne Großstadt.“ Ich nahm die „Extraeinladung“ an und trat ein. Ihr Zimmer war klein. Für zwei Personen sogar schon fast zu klein. Sie setzte sich aufs Bett und lehnte sich an die Wand. Ich nahm platz auf dem Stuhl. Mein Blick schweifte über dieses wunderschöne Mädchen, wie sie mit geschlossenen Augen dasaß, und ich konnte nicht umhin die grässlichen Wunden in ihrem sonst so perfekten Gesicht zu betrachten. Sie zuckte zusammen und erst jetzt wurde mir bewusst, dass meine Finger auf ihrer weichen Haut lagen. Ich zog sie zurück und entschuldigte mich. Ein zaghaftes Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel und ich fasste wieder Mut. Ich strich ihr eine Strähne hinters Ohr und drückte ihr einen vorsichtigen Kuss auf die Stirn „Bis Morgen, Ray“, hauchte ich ihr ins Ohr und ging.

In der Nacht hatte ich wirre Träume. Ich war in einem eigenartigen Raum, den ich zuvor nie gesehen hatte. Hell erleuchtet, als bestünde er nur aus Licht. Da waren...Engel? Na ja... Menschen mit Flügeln eben. Sie diskutierten und sprachen wirr durcheinander. Und plötzlich hörte ich mich selbst sagen: „Ich gehe.“ Eine Stille trat ein und aller Augen richteten sich auf mich. „Luceino, du?“ „Ihr sagt alle, wie wichtig sie für uns ist und wie sie dort täglich ums überleben kämpft. Wie könnt ihr dann darüber diskutieren, dass ihr angst habt zu gehen, weil es schiefgehen könnte? Ich gehe. Ich werde sie finden und beschützen.“

Ray
Es machte mich wahnsinnig morgens auf ihn zu warten. Er kam nicht spät, im Gegenteil, aber ich hasste diese Warterei. Ich war eben ungeduldig. „Morgen Ray“, hauchte mir eine tiefe Stimme ins Ohr. Ich schloss die Augen und genoss das Prickeln auf meiner Haut, das der Klang seiner Stimme in mir auslöste. „Morgen“ „Morgen was?“ Ich wandte mich zu ihm um und sah ein schelmisches Blitzen in seinen Augen als er wartete.
„Morgen Luce...“ korrigierte ich und fühlte wie ich rot wurde, als ich seinen Namen aussprach. Ich wurde nie rot!
Doch sein zufriedenes Grinsen war es mir wert. Ich ließ zu, dass er meine Hand nahm und wir gingen zur Schule. Es war der zweite Tag an dem mich plötzlich alle zufrieden ließen, es war ungewohnt und befreiend. Nie hätte ich gedacht, dass ein solcher Tag kommen würde.

„Was hast du?“, fragte ich, als wir nach der Schule in der Stadt unterwegs waren. Er war auffällig still an diesem Tag.
Als fiele ihm jetzt erst auf, dass ich da war, sah er auf. „Oh... ich hab mir nur Gedanken gemacht.“ „Worüber?“ Ein beschwichtigendes Lächeln zog sich über sein Gesicht, doch es wirkte etwas gequält. „Nicht so wichtig.“ Ich fühlte mich verletzt, weil es mir vorkam, als belog er mich. Doch ich sagte nichts. Ich gehörte zu dieser Sorte Mädchen... jene die so einsam waren, dass sie es nicht wagten den Mund aufzumachen um den einzigen Menschen der ihnen Liebe schenkte nicht zu verärgern. Ich sah weg und ging weiter, doch er hielt mich zurück und zog mich mit sich. „Wohin gehen wir?“ „Wirst du gleich sehen.“ Wir stiegen in eine Bahn, fuhren ein Stück und blieben bald vor einem Haus stehen. Ungeduldig kramte Luce einen Schlüssel aus und schloss auf. Mir war nicht ganz wohl dabei. Was hatte er vor? Einige Stockwerke höher, schloss er die Tür zu einer Wohnung auf und zog mich herein. „Das beschäftigt mich.“ Ich sah mich um. Eine Wohnung eben. Relativ groß und schön, aber warum beschäftigte ihn das?
„Ich will nicht, dass du dort lebst“, erklärte er weiter. „Du sollst hier leben...“ „Luce...geht\'s dir gut?“ „Warum?“ „Das geht so... schnell.“ Er sah auf den Boden als hätte ich ihn geohrfeigt. Ich hasste das. „Ich meine... das ist lieb von dir, nur...“ Ich musste daran denken, dass ich nicht von ihm abhängig sein wollte. Ich wollte von niemandem abhängig sein. „Soll ich gehen?“ fragte ich in die Stille hinein. Er schüttelte den Kopf und zog mich an sich. Mir fiel auf, dass er mich zu nichts drängte. Er hatte wünsche, ja, doch er betrachtete genau meine Reaktion auf alles. Ich ließ meinen Kopf auf seinem Brustkorb ruhen und lauschte seinem Herzschlag...müde.

Luce
Wie süß. Konnte jemand wirklich im Stehen einschlafen? Leise lachend legte ich sie auf mein Bett und betrachtete sie still. Ich wusste, dass sie im Zwiespalt stand zwischen dem was eine normale Beziehung ausmachte und dem, dass unsere Situation so sichtlich anders war. Sie stand zwischen dem Willen sich auf jemanden einzulassen und Misstrauen, was ich jedoch eher unter gesunder Skepsis einordnete und sie somit verstand. Ich ließ sie auf dem Bett schlafen und legte mich auf die Couch. Auch wenn es verlockend war sie so nah bei mir zu haben, so wollte ich ihr vertrauen doch nicht missbrauchen.

Wieder träumte ich. Es war dieser helle Raum und eines dieser Flügelwesen sprach zu mir. Sie nannten sich nicht Engel...woher ich das Wusste, konnte ich allerdings auch nicht sagen. „Luceino, ist dir bewusst, dass du dich vielleicht an nichts erinnern wirst?“ Ich nickte. „Ich weiß nicht, was geschieht, wenn du dort hinein gehst. Ich weiß nur, du wirst sie erkennen, wenn du sie findest. Auch wenn du dich an nichts erinnern solltest. Sie ist unsere letzte Hoffnung. “Ich trat in einen Raum aus einem Farbenmeer. In meinem Bewusstsein sah ich ein Mädchen mit braunem Haar und grünen Augen. Ein Weltfremder Blick starrte gen Himmel. Mit einem Mal wusste ich, dass ich sie liebte, obwohl ich ihren Namen nicht kannte...obwohl ich sie nicht lieben durfte.

Ein sanftes Tapsen weckte mich. Schlaftrunken öffnete ich die Augen und sah Ray, die ins Bad ging. Ich erinnerte mich an den Traum, und daran, dass ich ihr Gesicht in meinen Gedanken gesehen hatte. „Unsere letzte Hoffnung“ murmelte ich. „Hast du \'ne zweite Zahnbürste?“ hörte ich sie rufen. Ich musste lächeln. „Wieso, reicht dir meine nicht?“, grinste ich und hörte ein „Iiie...nichts gegen dich, aber das ist gegen meine Kultur.“ Ich lachte und ging ins Bad um ihr eine Zahnbürste zu geben. Mit einem Zwinkern überreichte ich ihr die Zahnbürste. „Hier bitte.“ „Warum grinst du schon wieder so?“ „Och, nur so.“

Ray
Ich liebte sein Grinsen und hätte ich nicht grässlichen Mundgeruch den es zu beseitigen galt, hätte ich ihm endlich unseren ersten Kuss abgejagt. Ob er eine Freundin gehabt hatte an die er sich nicht mehr erinnern konnte? Ich drehte nachdenklich die Zahnbürste zwischen meinen Fingern. „Stimmt was nicht?“ „Nein, alles okay“, versicherte ich.
Mit einem Kuss auf meine Stirn wandte er sich um. „Luce....?“ „Ja?“ „Du musst dir auch dringend die Zähne putzen.“ Ich hielt ihm seine Zahnbürste entgegen, die er lachend annahm.
Ich beobachtete ihn aus den Augenwinkeln und fühlte mich plötzlich so kindisch. Mit starrem Blick auf meine Zähne, versank ich in meinen Gedanken und schreckte auf, als er mich plötzlich in die Seite knuffte. „Hey!“ Warum konnte man ihm nur nicht böse sein? Er grinste mich an. „Na warte“, ich funkelte ihn an, schöpfte eine Hand Wasser und spritzte ihn nass. Sein Lachen füllte den Raum aus als er abwehrend die Hände hoch hielt. „Schon gut, ich gebe mich geschlagen.“ Er verließ das Bad und ich putzte zu ende.
Er erwartete mich in der Küche mit Frühstück. Gab es eigentlich irgendetwas an ihm , das ich verdiente?
Ich kam langsam auf ihn zu und beobachtete wie er das Frühstück anrichtete. Er schob mir sogar den Stuhl zurecht. Jetzt fühlte ich mich wirklich schlecht. „Luce...“ „Hm?“ Ich machte den Mund auf und schloss ihn wieder. Das hatte ich jetzt davon! Unentwegt starrte er mich an. „Du hast doch was.“ „Nein.“ „Gut, dann nicht.“ Ich hörte, wie er sich in der Küche zu schaffen machte und starrte aus dem Fenster. „Hast du keinen Hunger?“ „Ich warte auf dich.“ „Ich hab keinen Hunger.“ „Du Idiot warst nicht darauf vorbereitet, dass ich bleibe und hast gar nicht genug zu essen da, hab ich recht?“ „Erwischt.“ „Sag doch einfach was“, seufzte ich. Ich setzte mich auf die Arbeitsplatte und sah ihm zu.
„Dein Essen wird kalt.“
„Hab keinen Hunger... und noch was: Du hättest nicht auf der Couch schlafen müssen.“ „Wäre es dir lieber, wenn ich mich zu dir gelegt hätte?“ Ich wurde schon wieder rot. „Du hättest mich auf der Couch abladen können.“ „Willst du dich mit mir streiten?“ „Lass es drauf ankommen“, ich funkelte ihn an. Die Luft war geladen vor Leidenschaft. Er kam näher. Endlich erlöste er mich und legte seine Lippen auf meine. Milliarden kleiner Stromstöße jagten durch meinen Körper. Seine Hände schlangen sich um meine Taille und er zog mich näher zu sich. Mein Herz konnte nicht so schnell pumpen, wie mein Blut durch meinen Körper schoss. Zärtlich strich er mir durchs Haar und wisperte mit einem beinahe schon melancholischen Ton an mein Ohr: „Und wer beschützt mich vor dir?“ „Bin ich so böse?“ Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust.
„Gefährlich für mich“ raunte er. Betört von seinem Duft, der mich an warmen Sommerwind erinnerte, ließ ich mir von ihm über den Rücken streichen und schnurrte leise.

Wochenlang hatten wir es geschafft. Luce war mir nicht von der Seite gewichen und ich wurde in Ruhe gelassen. Doch eines Morgens war er nicht da. Anfangs tigerte ich noch durch die kleine Wohnung und rief nach ihm, doch schnell merkte ich, dass er nicht im Haus war. Ich wusste nicht, wo er war und auch nach längerem warten, war er nicht zurückgekehrt. Keine Nachricht, kein gar nichts. Als ich genug vom Warten hatte, schnappte ich meine Jacke, hinterließ ihm eine Nachricht und riskierte es alleine raus zu gehen. Die kalte Winterluft schlug mir entgegen und ich fuhr mit der nächsten Bahn in die Stadt. Er hatte sich in den letzten Wochen zunehmend seltsam verhalten. Ging auf Distanz statt sich mir zu nähern, wie ich gehofft hatte, als ich praktisch doch noch bei ihm eingezogen war. Er schlief noch immer auf der Couch und nachts hörte ich wie ihn unruhige Träume plagten. Die letzten Tage waren besonders seltsam gewesen. Er versuchte auf kumpelhaft zu machen, und mied es mich zu berühren geschweige denn zu küssen. Ob er sich an etwas aus seiner Vergangenheit erinnert hatte? Hatte er womöglich doch eine Freundin gehabt und nun ein schlechtes Gewissen?







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