Ray- die Verbindung - Teil 3

Autor: blue-haze
veröffentlicht am: 19.06.2013


und schon geht's weiter :) Wünsche euch viel Spaß beim Lesen. Kommentare erwünscht :) ...:D Nur, dass meine Rechtschreibung grottig ist, weiß ich auch so.
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2.Der Neue

Was ist Hoffnung,
in dem Moment
in dem sie sich festhält
um nicht in den Tod zu stürzen?

Was ist Zuneigung,
in dem Moment
in dem sie aufsteht
um dir die Hand zu reichen?

Was ist Verwunderung,
in dem Moment
in dem sie deine Hand ergreift
und Zuspruch empfängt

Ihre Namen sind:
Kampfgeist, Freundschaft, Vertrauen

Luce
„Klasse, ihr habt einen neuen Mitschüler“, verkündete der Lehrer so tonlos, selbst eine elektronische Ansage lebendiger klang. Etwas irritiert war ich schon, als er sich nichteinmal die Mühe machte von seinem Buch – offensichtlich ein Roman – aufzusehen. Gerade machte ich den Mund auf um mich vorzustellen, da kam SIE ins Klassenzimmer gestürmt. „Tschuldigung, hab verschlafen.“
„Nachsitzen“, verkündete der Lehrer genauso teilnahmslos, und ohne aufzusehen.
„Aye“, meldete das Mädchen mit den dunkelbraunen Haaren und den stechend grünen Augen, das ich schon gestern Nacht in der Bahn und in der Einkaufspassage gesehen hatte. Lässig ließ sie sich auf ihren Platz fallen. Sie wirkte anders als in der Bahn. Irgendwie...zufrieden. Als ich fühlte wie die Aufmerksamkeit wieder bei mir lag... mehr oder weniger, stellte ich mich kurz vor. „Ich bin Luceino Ferrez, siebzehn Jahre alt und neu in der Stadt“, als niemand irgend eine Art von Reaktion zeigte, setzte ich mich auf einen Platz in der hinteren Ecke und packte meine Sachen aus.

Ray
Das musste ein neuer Rekord sein. Jemanden in so kurzer Zeit zu verunsichern war eine Meisterleistung und Luceino wirkte nicht nur verunsichert, sondern fühlte sich vermutlich wie im falschen Film. Willkommen in meiner Realität, dachte ich. Egal! Ich hatte es heute geschafft das Jagdritual zu umgehen und das verschaffte mir gute Laune. Ich sah auf die Uhr. Das wars mit meiner Ruhe. Mein Schulweg war heute ziemlich lässig gewesen, da ich verschlafen hatte. Zwar sollte das nicht zur Gewohnheit werden, aber ich konnte nicht umhin es zu genießen.
Sobald die schellende Glocke die erste beendet hatte, flitzte ich aus dem Klassenzimmer, noch bevor der Lehrer aufgestanden war – wie immer eben. Sobald die Pause beendet war, sorgte ich dafür gerade pünktlich in dem nächsten Kurs zu sitzen. Unterwegs zum Mathekurs, traf ich Luceino an, der sich resigniert umblickte. Ich zögerte...lange. Innerlich seufzend überwand ich mich – das würde ich bereuen. „Jo, wo soll's hingehen?“ Er wirkte erleichtert, als ich auf ihn zu kam und hielt mir verzweifelt seinen Stundenplan entgegen. Er hatte exakt denselben Stundenplan wie ich. „Komm mit, heute sitze ich nicht alleine nach.“
„Nachsitzen?“
„Mrs. Chain hasst Zuspätkommer...und mich.“
„Oh...“

Luce
Gegen Ende der Stunde merkte ich, wie das Mädchen sichtlich unruhiger wurde. Noch bevor die Mathelehrerin fertig war, hatte sie ihre Sachen schon gepackt und wirkte, als setzte sie zu einem Marathonlauf an. Die Glocke schellte und sie sprang auf. „Warte... ähm...sagst du mir, wo ich als nächstes hin muss?“ Mitten in der Bewegung erstarrte sie, wandte sich widerwillig um, blickte sich kurz in der Klasse um und zeigte auf einen Jungen hinter mir. „Siehst du den da? Halt dich an ihn. Viel Erfolg.“ Sie klopfte mir auf die Schulter, sah sich um und stieß ein „Fuck it!“ aus, dann rannte sie los und ihr drei andere hinterher.
Ich wurde verstört zurückgelassen.

Am nächsten Tag, merkte ich, dass sich das Muster wiederholte. Wir hatten dieselben Kurse und das Mädchen war förmlich permanent am rennen. Ab und an sah ich einige hinterher rennen und nach dem Unterricht, am Vortag, war ich der letzte der das Schulhaus verlassen hatte. Es war unheimlich. Ich beschloss an diesem Tag zu versuchen mich alleine zurecht zu finden, doch scheiterte kläglich. Nach der großen Pause war ich wieder der letzte Vollpfosten, der im Gang stand und Raum 309B.2 zu finden. „Steh hier nicht so rum, die Frau macht dich kalt, wenn du zu spät kommst. Für Neulinge hat sie kein Verständnis.“ Da war sie wieder, wie ein Engel in der Not...mit Lederjacke und zerrissenen Jeans. Lässig schlenderte sie an mir vorbei und bedeutete mir ihr zu folgen. Ein eigenartiger Kontrast zu dem Bild das sie sonst bot. Aber das war das Mädchen, das ich in der Einkaufspassage gesehen hatte. Der Bluttropfen im Schnee.
Wir mussten beide Nachsitzen und ich stellte fest, das Rayla, wie sie die Lehrerin beim Nachsitzen genannt hatte, Dauergast zu sein schien. „Die Lehrer sind hier echt hart in Sachen Pünktlichkeit, was?“ Fragte ich sie vorsichtig. „Nein, nicht immer. Es gibt einfach Dinge die sie einfach nicht leiden können.“
„Zum Beispiel?“
„Mich“, sagte sie ungerührt.
Verdutzt sah ich sie an. „Dich? Warum?“
Achselzuckend sah sie aus dem Fenster und ich beobachtete, wie sie sehnsüchtig ihren Blick an den Regen heftete.
„Warum stürmst du immer aus dem Klassenzimmer?“
Bevor sie auf meine Frage reagieren konnte, schnitt ihr die Lehrerin mit einem Räuspern das Wort ab, so wartete ich, bis das Nachsitzen vorbei war, doch auch diesmal, war sie verschwunden, bevor ich auch nur reagieren konnte.
Ich sah aus dem Fenster und erkannte auch endlich warum. Ein Haufen Mitschüler rannte ihr nach. Und sie hatten sicher nicht vor zu spielen. Schockiert erkannte ich Eisenstangen, Baseballschläger und Glasflaschen. Kurzerhand sprang ich aus dem Fenster und rannte ihnen nach. Irgendwo hinter mir rief die Lehrerin, dass es eine Tür gäbe, die zu benutzen war.
Ich verlor sie aus den Augen und hoffte nur, dass sie ihnen entwischt war.

Ray
Diesmal hatte ich es nicht geschafft. Als sie mich schließlich in ruhe ließen, lag ich blutend in der Gasse und tastete nach Halt um aufzustehen. Aus der Arbeit würde heute wohl nichts werden.

Montag war ich wieder soweit hergestellt, dass ich wieder halbwegs rennen konnte. Es grenzte an ein Wunder, denn am Freitag, hatte ich kaum aufrecht stehen können. Ich kam also in die Schule, behielt meine Sonnenbrille auf und erntete die zufriedenen Blicke meiner engelsgleichen Mitschüler. Einen weiteren Blick fühlte ich in meinem Nacken, er war anders. Gerade als ich zum üblichen Rennen in Startposition ging und die Glocke ertönte, hielt mich plötzlich eine Hand fest.
„Haha, gut so, Luceino weiß schon, wie der Hase läuft“, hörte ich Mayson sagen und verfluchte mich dafür ihn nicht im Gang stehen gelassen zu haben, als ich die Möglichkeit hatte. Doch im nächsten Moment, fühlte ich, wie sein Arm sich um meine Schultern legte, er mich an sich zog und hörte wie seine sonst tiefe, weiche Stimme plötzlich bedrohlich klang. „Wenn ihr noch einmal jemand zu nahe kommt, zeige ich euch wirklich, was es heißt um sein Leben zu rennen.“
Ich war wie in Trance. Setzte er sich da gerade für mich ein? Unmöglich... es war unmöglich. Niemand hatte sich je ernsthaft und von sich aus für mich eingesetzt. Noch nie. Doch ich fürchtete mich dafür umso mehr um ihn. Was wenn er ebenfalls zur Zielscheibe würde?
So war das Nächste was ich sah noch viel erstaunlicher. Mayson machte gerade einen provokanten Schritt auf Luceino zu, als plötzlich weiße Federn aus Licht hinter Luceino aufwirbelten. Es brauchte keine fünf Sekunden, bis der Raum leer war. So schnell hatte ich Mayson und die anderen noch nie rennen sehen und der einzige, der es nicht bemerkt zu haben schien, war Luceino selbst. Ich starrte ihn ungläubig an und merkte gar nicht, dass er mir direkt in die Augen sah. Seine Honiggoldenen Augen flackerten noch immer vor Wut und Sorge durch sein schwarzes Haar, welches ihm ins Gesicht fiel. Als er mir die Sonnenbrille abnahm, erkannte ich erst die Intensität der Farben, die mich umgaben. Doch ich erkannte auch den Schock in seinem Blick. Seine Finger berührten meine Schläfe, doch ich zuckte zurück. Ich wandte mich ab und nahm meine Tasche. „Ray, warte.“ Ich blieb stehen und wandte mich um. Aus seinem Mund klang mein Name fast schon...schön. „Kann ich dich nach Hause begleiten?“
Ich wippte von einem Fuß auf den anderen, wie immer wenn ich angestrengt über etwas nachdachte. „Normalerweise nicht...“ Sieh mich nicht so an! Ich seufzte „Na gut.“
Es war ein seltsames Gefühl einmal nicht zu rennen. So gingen wir stumm nebeneinander her.
„Warum machen sie das?“
Ich zuckte mit den Schultern. „Hab leider vergessen zu Fragen, weil ich zwischen den Tritten und Schlägen zu beschäftigt damit war Luft zu holen und den Schmerz zu vergessen“, das klang bissiger als ich wollte. „Tut mir leid“, brummte ich. Es irritierte mich, dass es einen Menschen gab, der sich darüber wunderte, dass nicht gut mit mir umgegangen wurde.
Wir blieben vor dem Haus stehen und er sah mich an. „Das hast du nicht verdient.“ Mit festem Blick, zwang er mich förmlich ihn anzusehen.
„Shitt happens“, ich versuchte gelassen zu klingen, als würde es mich nicht treffen, als würde mich diese ungekannte Fürsorge nicht gänzlich aus dem Konzept bringen und nach mehr lechzen lassen. Mein Herz setzte aus, als seine Hand mein Haar zurück strich und eine lange Schnittwunde freigab, die sich über meinen Nacken zu meinem Dekolletee zog. Ganz behutsam fuhr er mit den Fingern diese Stelle nach. „Du hast besseres verdient“, es war fast gehaucht. Ich bemerkte seine trockenen Lippen, die mich in ihren Bann zogen und wandte mich schnell ab. „Da kann man nichts machen.“
„Ich werde dich vor ihnen beschützen.“
„Wirst du nicht.“ Mit strengem Blick fixierte ich ihn. „Du mischst dich da nicht ein.“
„Soll ich etwa zusehen, wie sie dich jagen und zulassen, dass sie das mit dir anstellen?!“
„Ja! Genau so läuft das! Keiner mischst sich ein. Und ich werde nicht zulassen, das der erste, dem das mal nicht egal ist auf ihrer Opferliste landet! Außerdem kennen wir uns nicht. Also tu mal nicht so, als wärst du Clark Kent.“ Auf seinen verwirrten Blick fügte ich hinzu: „Superman.“ Um meine Entschiedenheit zu bekräftigen, wandte ich mich ab, kramte den Schlüssel aus der Tasche und wollte die Tür aufschließen, doch meine Hände waren so fahrig, dass der Schlüssel gar nicht erst das Schloss traf. Eine große Hand schloss sich um die meine und eine weitere Hand um meinen Bauch. Sanft zogen sie mich an seinen Körper und er flüsterte ebenso entschlossen in mein Ohr: „Ich werde dich beschützen.“ Die ungekannte Nähe, beschleunigte meinen Herzschlag und ich konnte mich vor Überraschung nicht regen. Ich starrte geradeaus und fühlte, seine Stirn, die sich sachte auf meine Schulter legte. „Ich werde dich beschützen, versprochen.“
Von seinem Körper ging eine Wärme aus, die mich fast erschreckte. Ein warmer Windhauch umgab uns und ich erkannte zwei Flügel, so weiß und durchscheinend wie Licht, die mich schützend, wie seine Arme umschlossen. Ich drehte mich schnell um und machte zwei Schritte zurück um ihn betrachten zu können. Betreten sah er mich an, aus Sorge etwas falsch gemacht zu haben. Dieser unverschämt gutaussehende Mistkerl hatte auch noch Flügel! Ich konnte den Anblick nicht fassen und rieb mir die Augen. „Was ist?“, fragte er mittlerweile ungeduldig. Die Flügel waren verschwunden, ich musste sie mir wirklich eingebildet haben. „Nichts... ich... ich sollte jetzt rein gehen.“
Zaghaft rang er sich ein Lächeln ab. „Warte morgen Früh auf mich, ich hole dich ab.“ Es widerstrebte mir, doch ich nickte und er wirkte erleichtert.





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