Lost Found Love - Teil 6

Autor: talia
veröffentlicht am: 19.07.2013


Danke für die Kommis und ich bin richtig froh, dass die richtige Stimmung in der Story rüberkommt *_* Hier gehts auch schon weiter :D

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Ich liebte es einfach. Diese verstummten Schreie, die kalte Angst, die in den Adern jedes einzelnen floss und vor allem der Geruch nach Unsicherheit. Mein Plan war bestens verlaufen und ich hatte das erreicht, was ich hatte erreichen wollen. Einen prächtigen Nachschlag an neuer Energie, von dem nun auch Shadow profitierte. Er vergnügte sich mit einer Menschenleiche eines jungen Mannes, der ertrunken war und da ich sonst nicht wusste, wohin ich dessen Leiche verlagern sollte, hatte ich mich entschieden ihm zum Fraß vorzuwerfen. Deswegen waren die Kau- und Schmatzgeräusche von Shadow deutlich zu hören und obwohl ich ihn aufgefordert hatte dies zu wo anders zu tun, so hatte sich dieser eher von seinen Trieben leiten lassen.
Seufzend schleppte ich auch noch den letzten ohnmächtigen Passagier in einen meiner dunklen Kerker und allmählich spürte ich, dass einige wach wurden. Langsam und benommen öffnete eine junge Frau die Augen und das erste, was sie sah, war Shadows Festmahl. Sie stieß einen erstickten Schrei aus, rappelte sich auf und drückte sich ganz eng an den glatten Felsen, während ihre Augen den Puma nicht aus dem Blickfeld verloren. Nun trat ich selbst in ihr Visier und ihre Augen huschten sofort zu mir rüber, als sie sich plötzlich von der Wand löste und auf mich zuging. „ Oh Gott, bitte retten Sie mich… Da, da ist ein Puma hinter Ihnen und ich möchte nicht sterben! Bitte retten Sie mich!“, flehte mich diese Frau mit zittriger Stimme an und ich musste leicht lächeln, was sie zu verwirren schien.
„ Gnädigste, machen Sie sich keine Sorgen. Sie werden ganz bestimmt nicht die Mahlzeit des Pumas werden… Machen Sie sich eher Sorgen darum, dass Sie hier nie wieder wegkommen werden.“, antwortete ich kalten Blickes und kehrte ihr daraufhin den Rücken zu. Ich hörte genau, wie die Gefangene scharf Luft einsog und dann zu stottern begann: „ Aber, aber, was hat das alles zu bedeuten? Wer sind Sie?“.
„ Nennen Sie mich wie Sie wollen, aber Ihr Retter bin ich sicherlich nicht!“, entgegnete ich noch zum Schluss und verließ diesen Bereich meines Heims. Hinter mir ertönten die Schreie und Rufe der Frau und es war nur eine Frage der Zeit, wann die anderen durch diese nervigen Ausrufe wach werden würden.

Am hell beleuchteten Flur angekommen, lehnte ich mich erschöpft gegen die kalte Felsenwand und mein Blick richtete sich nach oben, wo ich durch einen feinen Riss in der Decke den klaren Himmel betrachten konnte. Heute würde es keinen Sturm geben, das erkannte ich am Fehlen der Wolken und zufrieden stieß ich Luft aus.
Meine Gedanken schweiften sogleich ab und Erinnerungen an die gestrige Nacht spielten sich vor meinem inneren Auge ab. Ab dem Moment, in dem ich mich mit dem Wasser verbunden hatte, hatte ich gewusst, wo sich das Schiff befinden musste und so hatte ich mich auf dem Weg dorthin gemacht. Der Mond war hell und klar am Nachthimmel zu sehen gewesen und das Meer war trotz meines Vorhabens sehr still gewesen. Schnell hatte ich das leise Boot im Lichte des Mondes entdeckt und ohne lange drüber nachzudenken, hatte ich mich in Form einer riesigen, verschlingenden Welle darauf gestürzt und das Boot in die Tiefe gezogen.
Die Menschen vom Deck waren sofort auseinandergespült worden, sodass es nicht schwer gewesen war sie wie mit einem Fliegengitter einzufangen und an Strand zu spülen und die restlichen Passagiere waren wie von selbst aus dem Inneren des Bootes geschwommen, um dann auch von mir in Gefangenschaft genommen zu werden. Hier und da hatte ich natürlich ein paar verloren, aber das war für mich keinerlei Verlust. Ich hatte meinen Vorrat wieder aufgestockt und das würde mir für die nächsten Monate reichen. Vielleicht sogar für ein halbes Jahr!

Ein Fauchen riss mich aus meinen Gedanken und seufzend blickte ich Shadow an, der sich über die Schnauze leckte und mich erwartungsvoll musterte. „Hast genug gegessen und willst jetzt um Erlaubnis fragen, ob du gehen kannst?“, stellte ich die Frage, die auf Shadows Gesicht klar zu erkennen war und die große Raubkatze schnurrte lieblich. Ich verdrehte die Augen und nickte stumm, sodass der Kater im nächsten Moment schon in den Schatten der Höhle verschwand. Nun war ich wieder alleine und ich überlegte, ob ich vielleicht nach anderen Überlebenden suchen sollte, da es manchmal vorkam, dass mir manche davonkamen. Zwar bezweifelte ich diese Tatsache, doch sicher war sicher.
Langsam und lautlos schlenderte ich durch die Gänge und achtete auf jedes Geräusch, das von den angrenzenden Fluren ertönte. Sollte nämlich ein Mensch den Versuch starten auf irgendeine Weise zu flüchten, so würde er sich zunächst in den dunklen Fluren verirren und dann würde er mir oder meinem Puma zum Opfer fallen. Denn den Weg aus diesem Labyrinth zu finden, erforderte ein cleveres Hirn, was ich aber bei diesen Bauern bezweifelte. Diese Menschen kümmerten sich nur um genügend Geld, um ein angemessenes Leben führen zu können und es war ihnen egal dabei die Natur zu zerstören. Die ganzen Fabriken, der stickende Geruch nach Ruß und verbranntem Holz, die chemiegetränkten Flüsse und nicht zu vergessen die Ignoranz dieser Leute. Niemand kümmerte sich mehr um die Natur und so besaß der Mensch nicht mehr die Fähigkeit eins mit der Umwelt zu werden. Er war schon lange kein Teil der Natur mehr, hatte sich wie ein verräterisches Kind von der Mutter abgewendet und nutzte all die Gaben, die diese selbstlose Mutter ihren Kindern darbot, aus. Für seine eigenen Vorteile. Was für eine Schande!
Schnaubend verließ ich den sicheren Bau und warmes Sonnenlicht traf auf meine Haut und löste ein angenehmes Gefühl in mir aus. Ich schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und blähte die Nasenflügel auf, um den frischen Duft der blühenden Natur aufzunehmen. Die Orchideen, die Hyazinthen und die Lilien schienen bald reif zu sein und in der Ferne ertönte das Zuschnappen einer Venusfliegenfalle. Ich lächelte. Anscheinend war die Natur schon wach und ging ihrer üblichen Tätigkeit nach, was mir das Zeichen gab, dass ich mich auf eine ausreichende Ernte freuen könnte. Mal sehen, ob die Früchte der Bäume inmitten der Insel schon ausgereift waren, denn dann könnte ich diese endlich pflücken und daraus meine Tränke zusammenbrauen.

Gesagt, getan. Ich drehte mich um meine eigene Achse und bewunderte die ertragreichen Bäume und deren Früchte, die in vielen verschiedenen bunten Farben leuchteten. Es war wie das Paradies auf Erden und ich genoss den intensiven Duft der offenen Blüten und der saftigen Früchte. Langsam und ehrfürchtig näherte ich mich einem großen, stämmigen Baum und ging auf die Zehenspitzen, um einen knallroten Apfel zu pflücken. Kurz wog ich ihn in meiner Hand und stellte zufrieden fest, dass dieser das perfekte Gewicht und auch die ausgezeichnete Festigkeit hatte, die ein Apfel haben musste.
Ich konnte dem Drang nicht widerstehen und biss hinein, sodass ich kurzerhand den frischen, süßen Geschmack im Mund spürte, der meine Sinne betäubte. Wie ein Verhungernder sammelte sich Speichel in meinem Mund und ich biss nochmal hinein und hörte gar nicht auf, bis ich nur noch den Kern in meiner Hand liegen hatte. Seufzend scharrte ich mit dem Fuß in den leicht feuchten Boden, damit eine kleine Grube entstand und mit einem dumpfen Plumpsen landete der Kern darin und ich schüttete mit der Hand Erde darüber. Wenn die Natur es so wollte, dann würde hier ein prächtiger Apfelbaum wachsen, genau wie die anderen sieben, die hier auf dem kleinen Hügel thronten.
Doch es gab nicht nur Apfelbäume, sondern auch Orangen-, Pflaumen-, Bananen- und sogar Zitronenbäume, die auch prächtig ihre Früchte präsentierten und meinen Magen zum Knurren brachten. Obwohl ich mich ja durch die Energie der Menschen nährte, so brauchte ich auch die Produkte der Natur, um zu überleben. Ich war ja auch eigentlich ein Mensch, ein besonderer Mensch.
Ein Rascheln riss mich aus meinen Gedanken und ich fuhr sofort zu der Stelle herum, als ich erleichtert feststellte, dass es der Vogel dieser Insel gewesen war, der sich nun auf einem raschelnden Zweig gemütlich machte. Sein dunkelblauer Kopf mit den kleinen Augen ruhte auf mir und ich spürte die Seele, die aus diesem Vogel ausging. Respektvoll machte ich eine kleine Verbeugung und dann widmete ich mich wieder den Bäumen und ihren Früchten.
In aller Ruhe umkreiste ich jeden Baum und hielt Ausschau nach den reifsten Exemplaren, bis ich dann eine Hand voll frischer Früchte gesammelt hatte, die ich nun in einen mitgebrachten Sack stopfte, um noch mehr pflücken zu können. Währenddessen beobachtete ich den Sonnengang, weil ich zu einer bestimmten Zeit wieder zurück sein wollte, da die Gefangenen wie so oft zu flüchten versuchten. Natürlich immer erfolglos, aber da die meisten bis dahin wach sein würden, würde ich für Ruhe sorgen müssen, da die meisten ziemlich hysterisch werden würden, sollten sie allmählich verstehen, dass sie Gefangene waren. Außerdem wurden sie ja obendrauf von einem schwarzen Puma bewacht, der alles andere als satt war und dieser Anblick erschreckte vor allem das weibliche Geschlecht. Das schwächste der beiden Geschlechter, was ich sehr oft erlebt hatte. Eigentlich immer bei meinen Opfern.
Schon wieder ertönte ein Rascheln, doch diesmal war ich etwas ruhiger und mit einem Seitenblick nahm ich wahr, wie der Vogel wegflog. Anscheinend suchte sich dieser einen neuen Platz zum Beobachten und für mich bedeutete dies das Ende der Ernte und somit meine Rückkehr zu meinem Bau. Die Sonne stand schon schräg am Himmel, was mir noch genügend Stunden gab, um noch am Strand spazieren zu gehen und nach weiteren Passagieren zu suchen. Zwar glaubte ich nicht, dass ich heute noch viel finden würde, doch ein Rundgang würde nicht schaden. Dann konnte ich mir dabei auch etwas die Beine vertreten und in Ruhe meinen Gedanken nachgehen.
Zufrieden breitete sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus und beschwingten Schrittes trat ich den Heimweg an und kam auch schon nach kurzer Zeit an. Wie erwartet, ertönten Schreie und verzweifelte Rufe aus den Gängen und seufzend steuerte ich auf die Gefangenen zu. Die Geräusche wurden immer lauter, sodass ich mich anstrengen musste all das Gesagte zu verdauen, bis ich dann endlich in der Geräuschkulisse ankam. Hier und da weinten die Jüngeren und Frauen schrien um Hilfe, während die Männer an den Stangen rüttelten und nach einem Ausweg suchten.
Ich stellte mich so, dass mich fast jeder sehen konnte und nachdem ich mit der bloßen Faust gegen die Felsmauer haute, wurde alles still. Alles schien immer noch zu vibrieren, als hätte ich ein Erdbeben hervorgerufen und böse grinsend schaute ich mich um. Angst spiegelte sich in den Augen meiner Gefangenen und nur eine leise Frage ertönte hinter meinem Rücken. „ Wer sind Sie? Und was machen wir alle hier?“.
Ganz langsam drehte ich mich zu der Stimme um und erkannte einen jungen Mann, der am ganzen Körper zitterte, als er mich direkt ansah. War auch kein Wunder, da mein Anblick jedem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ich machte nämlich keinen netten Eindruck, sondern einen mörderisch bösen und das genoss ich. „ Ich verrate niemandem meinen Namen… Namen haben Macht und ihr seid es nicht wert Macht zu besitzen. Deswegen seid ihr hier. Ihr, ihr werdet es sein, die mir Macht geben werdet und hier soll euer Ende sein. Euer jämmerliches Menschenleben wird hier enden!“ Meine Stimme war schneidend kalt und man glaubte die Luft würde um mich vibrieren. So viel Macht strahlte ich aus und den meisten schien das einzuschüchtern. Den meisten.
„ Sie sind doch krank. Wenn Sie schon mal in den Spiegel geschaut haben, dann müssen Sie doch wissen, dass Sie auch ein Mensch wie wir sind!“, ertönte eine raue Stimme und mit blitzenden Augen drehte ich mich zu der Person um. Es war mal wieder typisch, dass ein tollkühner Mann im mittleren Alter den Mut besaß in solch einer beklemmenden Situation einen kühlen Kopf zu bewahren, doch das würde sich schnell ändern. In einer Sekunde war ich schon bei ihm und fest packte ich ihn am Kragen und zog ihn eng an die Gitter. Kurz erklangen erstickte Schreie der Frauen und die Männer verströmten einen angespannten Duft aus, den ich tief in mich inhalierte, während mein Blick sich tief in die Augen meines Gegenübers bohrte, der nicht mehr so mutig wirkte, wie zuvor. Ich spürte die Anspannung in seinen Muskeln und die unterdrückte Angst. Angst vor der Angst, die ihn überwältigen könnte.
Ein bösartiges Grinsen umspielte meine Lippen und ich zog ihn noch enger zu mir, sodass mein Atem seine schmutzige Haut strich. Nun waren wir im Angesicht zu Angesicht und mein Lächeln wurde breiter, als dieser fest schluckte. „ Spiegel zeigen nicht dein wahres Ich! Sie spiegeln nur das Äußere wider… Und du wirst schnell lernen, dass ich kein Mensch wie du bin.“, flüsterte ich in heiserem Ton und leckte mir vorfreudig über die Lippen. Der Mann begann leicht zu zittern und mein Lächeln wurde noch breiter. Mit Nachdruck ließ ich ihn los, sodass dieser wie ein gehetztes Tier nach hinten auf sein Gesäß fiel und keinen Mucks mehr von sich gab. Braver Junge!
Mit einer Haltung, die gnadenlosen Respekt forderte, drehte ich mich wieder zu den anderen Gefangenen um und sah mir jeden einzelnen genau an. Nicht, dass sich auch unter denen ein mutwilliger Passagier versteckte, dem ich auch noch Manieren beibringen musste, was aber bei näherer Betrachtung nicht der Fall war. Anscheinend hatte ich mich klar und deutlich ausgedrückt und mit einem zufriedenen Gefühl im Bauch schritt ich an jedem Gefängnis vorbei, ohne auch einen Blick auf die Frauen und Männer zu werfen. Diese schienen auch nicht mich ansehen zu wollen, da ich keine feurigen Blicke in meinem Rücken zu spüren bekam und so verließ ich den Gefangenentrakt und beschloss zu meinen Früchten in meinem Lagerraum zu gehen. Dort würde ich dann Nahrung für die Menschen herstellen, damit sie mir nicht verhungerten und anschließend würde ich ein paar Tränke zusammenbrauen, die mir im weiteren Überleben auf dieser Insel helfen würden.
Mittlerweile hatte der Himmel an dunkle Farbe gewonnen, was nur bedeutete, dass der Abend bald hereinbrechen würde. So schnell war der Tag vergangen und dabei hatte ich nicht viel erreicht. Zeit, dies zu ändern.






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