Küss mich, Idiot! - Teil 13

Autor: MusicJunkie91 & yuna151
veröffentlicht am: 15.08.2013


Irgendwie schaffte er es dann doch noch und fuhr ins Bad. Dort hatte er selbstredend wieder mit einer Schwierigkeit zu tun. Wie sollte er so duschen? Sein Vater hatte zwar ein paar Sachen anbringen lassen, aber ausziehen musste er sich wohl alleine. Er stellte seine Beine auf den Boden und stemmte sich hoch. Einen winzigen Augenblick lang hielt er sich tatsächlich auf ihnen...
Als es erneut rumpelte, verdrehte Abigail die Augen, ging ins Bad und sah ihn an.
"Du brauchst wohl doch Hilfe."
Sie packte ihn unter den Armen und half ihm hoch.
Eigentlich hätte er sie am liebsten weg gestoßen, schluckte aber für den Augenblick seinen Stolz runter. Leichte Verlegenheit lag in seinem Blick.
"Nur beim... Ausziehen...", brachte er mühsam heraus und kniff die Lippen zusammen.
"Das krieg´ ich hin", erwiderte sie trocken und half ihm sich zu setzen.
Dann zog sie ihm sein Shirt aus - und musste schlucken.
Wie dünn er geworden war...
Er selbst drehte seinen Kopf sofort weg und schloss die Augen. Am Oberkörper hatte er auch einige kleinere Narben, die sie nun sehen würde... Ja, es war seine Strafe und er nahm sie voll und ganz an.
"Warum isst du nicht?", fragte sie leise und ließ die Hand über seinen Bauch gleiten.
Damon spannte sich sofort an.
"Warum sollte ich?", stellte er die Gegenfrage.
"Weil es ungesund ist, nichts zu essen."
Sie sah ihm in die Augen und öffnete seine Hose.
"Du scheinst auch nicht besonders viel zu essen", bemerkte er trocken. "Außerdem ist es dir doch eh egal."
"Oh, ich esse", erwiderte sie kühl, "Ich geb´ es nur sofort wieder von mir."
Abigail entledigte ihn seiner Hose und sah ihn weiter fest an.
"Dann sind es wohl die Drogen, die dich so abgespannt und alt wirken lassen. Von deinen eingefallen Wangenknochen mal gar nicht zu reden."
"Ich nehme keine Drogen", sagte sie sofort barsch und noch um einiges kühler.
"Ach? Und warum regst du dich dann so darüber auf?"
Endlich sah er sie wieder direkt an. Er war wütend.
Sie entgegnete nichts und zog ihn einfach weiter aus. Diesmal sah sie ihn dabei nicht an.
"Also habe ich Recht."
Wie konnte sie das nur tun? Wieso machte sie ihr ganzes Leben, ihren wundervollen Körper kaputt? Er packte ihre Arme und zog sie ein Stück hoch.
"Warum?"
"Die Pillen helfen meine Gefühle zu unterdrücken", murmelte sie und machte sich los. "Jetzt geh duschen."
Er schüttelte über ihre Antwort nur den Kopf.
"Und wie lange? Ein paar Stunden vielleicht?" Er sah sie an. "Du machst deinen wundervollen Körper und deine Gesund damit kaputt. Du bist noch so jung und hübsch. Mach lieber was daraus."
Sie schnaubte.
"Du musst gerade reden!"
Sein Lächeln wirkte gequält.
"Mein Leben ist schon vorbei. Das lässt sich nicht mehr ändern. Aber du kannst dir noch einen anständigen Mann suchen und Kinder haben."
"Als ob ich mich jemals noch mal auf jemanden einlasse! Und jetzt mach hinne!"
"Warum nicht? Ich war nicht der Erste, den du geliebt hast. Und ich werde auch nicht der Letzte sein. Irgendwann begegnet dir jemand und du wirst gar nicht mehr an all das hier denken..."
Er drehte das Wasser auf und ließ es über seinen nackten Körper gleiten.
"Geliebt?", fragte sie leise und schüttelte den Kopf. "Doch. Du warst der erste für den ich diese Art von Gefühlen entwickelt habe."
"So´n Unsinn. Du wirst schon oft für jemand geschwärmt haben. Auch für mich war es nicht mehr. Dabei wollte ich es unbedingt." Er sah sie an. "Auch wenn du mir nicht glaubst... Ich hatte mich wirklich in dich verliebt und wollte keine Rache mehr..."
Dann seufzte er und nahm sich das Duschbad. Langsam rieb er sich damit ein.
"Du kannst nicht wissen, wie meine Gefühle stehen, Damon", erwiderte sie leise und versuchte ihn nicht anzustarren. "Und nein, das glaube ich dir wirklich nicht. Denn ich bin nicht dumm."
"Bisher war meine Menschenkenntnis ausgezeichnet..." Seufzend spülte er sich ab. "Mittlerweile ist es mir ziemlich egal, ob du es glaubst oder nicht. Aber weißt du wo der Unfall passiert ist?"
"Nur, dass er nach der Party war."
Damon schloss die Augen.
"Kurz vor dem Flughafen..."
"Was wolltest du denn da?", fragte sie verständnislos.
"Ist jetzt nicht mehr wichtig."
Er stellte das Wasser ab und nahm sich nun ein Handtuch. Sie schwieg eine Weile und sah ihn dann erst wieder an.
"Wenn du mich wirklich geliebt hast, dann... dann kannst du mir das beweisen, indem du wieder... laufen lernst... Wille zeigst... und... vielleicht lasse ich ja auch eine Belohnung springen?"
Damon glaubte sich schon wieder verhört zu haben
"Eine Belohnung springen? Für etwas, das nie geschehen wird?" Er schüttelte den Kopf und zog den Rollstuhl wieder näher ran. "Was sollte ich davon haben zu laufen? Es bringt mir nichts..."
"Nein, natürlich nicht. Du kannst nicht mal alleine duschen... aber das macht dir ja nix aus." Kurz überlegte sie. "Für jeden Fortschritt den du machst?"
Damon sah zu ihr und legte sich das Handtuch auf den Schoß nachdem er seinen Oberkörper abgetrocknet hatte.
"Normalerweise geh ich auch nicht raus und habe Unmengen an Zeit fürs Duschen und dergleichen." Er seufzte. "Was solltest du mir schon geben..."
"Was immer du dir wünschst."
"Heirate mich!"

Sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht.
"Können wir nicht klein anfangen?!"
Damon lachte zynisch.
"Da haben wir es doch. Auch du willst das Monster nicht... Aber ich kann es dir nicht verübeln..." Er hievte sich in den Rollstuhl zurück. "Du brauchst mir keine richtige Antwort darauf geben. Ich weiß sie auch so schon. Nur verstehe ich einfach nicht, warum du unbedingt willst, das ich wieder laufen kann."
"Ich habe nicht gesagt, dass ich nicht will, Damon", flüsterte sie, "Aber ich bin gerade ziemlich überrascht." Sie zögerte, dann nickte sie. "Gut. Ich heirate dich. Wenn du wieder laufen kannst und vernünftig isst, die Tabletten sein lässt und weniger trinkst."
Okay, damit hatte er nicht gerechnet... Er verbarg es allerdings gekonnt hinter einer kalten Maske.
"Wenn es sein muss... Du lässt die Drogen aber ebenfalls weg. Ich erlaube auch nicht, dass meine Ehefrau indiskret mit ihren Liebhabern ist!"
"Gut, dann bin ich eben diskret." Sie drehte sich um. "Zieh dich an, ich will los."
Damons Herz setzte einen Schlag aus. Sie würde ihn heiraten... und andere Männer haben... Es tat ihm höllisch weh.
Abigail zitterte leicht. Er wollte also nicht mal, dass sie monogam mit ihm lebte... nur indiskret sollte sie nicht sein... so ein... Sie warf sich aufs Bett und schloss die Augen.
Irgendwie schaffte er es tatsächlich sich Boxer und Hose anzuziehen. Seine Gedanken hingen bei der jungen Frau im Nebenraum und dem was grade passiert war. Wollte sie ihn erst heiraten, wenn er wieder laufen konnte? Oder jetzt schon? Er fuhr zu ihr in sein Schlafzimmer.
"Ich liege vermutlich richtig in der Annahme, du legst keinen Wert auf was Großes?"
"Nicht wirklich."
Sie setzte sich wieder auf.
"Gut."
Er nickte und rollte sich zur Tür.
"Vielleicht solltest du noch ein Hemd anziehen, Damon", sagte sie, als sie ihm folgte.
"Hier oben sind keine mehr...", murmelte er nur.
Es gelang ihm die Tür selbstständig zu öffnen.
"Ach, läufst du sonst nackt rum?"

Damon erwiderte nichts und machte sich weiter auf den Weg in den hinteren Teil der Villa, wo sich die Waschküche befand. Er nahm sich ein frisches Hemd streifte es über und kam zurück.
Mit vor der Brust verschränkten Armen wartete Abigail auf ihn und schloss wieder die Augen.
Unterwegs rief er nach Gregory, den Fahrer. Damon setzte sich grundsätzlich nicht mehr in normale Autos.
"Wir brauchen ihn nicht, ich fahre." Sie schwenkte einen Schlüssel, den sie sich kurz nach dem Aufstehen von Damons Vater geholt hatte. "Greg hat frei."
Damon versteifte sich.
"Dann vergiss es!"
Sofort drehte er um und rollte zu seinem Zimmer zurück
"Dann heirate ich dich auch nicht. Außerdem kann ich gut fahren!"
"Das hat nichts mit dir als Fahrerin zu tun", rief er nur.
"Was macht es dann für einen Unterschied, ob ich oder Greg fahre!"
"Du würdest nicht die Limo fahren."
"Natürlich nicht. Aber der BMW ist auch groß genug, findest du nicht?"
Damon drehte den Kopf zu ihr herum.
"Ich steige in kein normales Auto."
"Solltest du aber. Außerdem hab ich weder was getrunken noch was genommen heute, heißt meine Reaktionsfähigkeit ist voll da. Aber..." Sie legte den Schlüssel auf einen kleinen Tisch. "Wenn du mir nicht vertraust, dann ist das hier eh alles für´n Arsch."
"Es geht nicht ums Vertrauen", presste er hervor und sah wieder weg. "Wenn ich einen kleineren Wagen zu Nahe komme, wo ich weiß, dass ich da rein müsste, breche ich einfach in… Panik... aus."
"Bitte..." Sie ging zu ihm und kniete sich vor ihn. "Dann lass uns doch daran arbeiten!"
Eindringlich sah er ihr in die Augen und seufzt.
"Du gibst wohl nie auf. Warum ist dir das alles so wichtig?"
"Obwohl ich dich am liebsten hassen würde, tue ich das nicht", erklärte sie schlicht.
"Das ist kein wirklicher Grund. Und wir wissen beide, dass du mich hasst!"
"Nur einen Teil von dir hasse ich. Und zwar den, der sich an mir rächen wollte." Abigail erhob sich wieder. "Aber ich weiß auch nicht, was in unserer Zeit der echte Damon war."
"Der echte Damon hat dich verführt...", murmelte er und sah sie an. "Er hat dir Komplimente gemacht... Auch wenn ich es nicht sofort wahr haben wollte... Und nun ist es unwichtig geworden." Damon seufzte heftig. "Lass uns noch einen kleinen Deal für jetzt machen. Ich steige in das beschissene Auto, wenn wir nie wieder was wegen früher anfangen zu reden. Weder wer was gemacht hat noch ob es Gefühle gab. Das ist alles gestorben."
Abigail schluckte, nickte dann aber.
"Gut. Dann komm jetzt."

Zehn Minuten später waren sie am Auto.
Damon sah sich den Wagen ziemlich ausführlich an und man konnte ihm sehr genau ansehen, was in seinem Kopf vor sich ging. Er schloss einen Moment die Augen und atmete tief durch.
"Und wie willst du das Ding da rein bekommen?", fragte er, zeigte auf den Rollstuhl und behielt die Augen geschlossen.
"Der Kofferraum ist groß genug."
Sie öffnete ihm die Beifahrertür.
"Soll ich helfen?"
Blinzelnd öffnete Damon die Augen wieder und schüttelte den Kopf. So gut es ging setzte er sich in den Wagen und schluckte heftig. Abigail lud den Rollstuhl ein und rutschte dann hinter das Steuer.
"Ich habe überlegt, ob ich mich hier mal bei ein paar Agenturen bewerbe." Nachdem sie den Sitz eingestellt hatte, fuhr sie langsam los. "Aber ich weiß nicht, ob das überhaupt Sinn macht. Die italienischen Models sind alle größer, schlanker und tausendmal hübscher als ich."
Damon hatte seine Hände auf seine Oberschenkel gelegt und war total verkrampft.
"Ist deine Entscheidung, aber du musst nicht arbeiten. Mein Geld ist auch deines in Zukunft."
"Ich kann doch auch nicht den ganzen Tag zuhause sitzen. Außerdem bin ich davon ausgegangen, dass du einen Ehevertrag schließen möchtest." An der Straße bliebt sie stehen. "Wo muss ich denn lang?"
"Natürlich kannst du das! Andere Frauen tun das genauso. und ja, es wird einen Ehevertrag geben."
Endlich öffnete er die Augen und zeigte nach rechts.
"Aber ich fühle mich dann nicht wohl." Sie bog ab und drückte aufs Gas. "Und wenn es einen Vertrag gibt, stehe ich ja hinterher ohne alles da. Wenn du genug von mir hast."
'Wenn du mich genug gequält hast', fügte sie gedanklich hinzu.
Damon schüttele den Kopf.
"Du wirst sich ziemlich wundern deswegen."
"Weswegen?"
"Du wirst alles bekommen."
"Vergiss es", erwiderte sie sofort und sah zu ihm. "Auf keinen Fall."
Sie entdeckte ein Schild, das zum Einkaufszentrum leitete, und folgte diesem. Und Damon dachte nicht daran, an seiner Idee was zu ändern.

Endlich angekommen stellte Abigail sich auf einen der Behindertenparkplätze direkt am Eingang. Der Wagen stand ziemlich quer, Einparken gehörte eben nicht zu ihren Stärken.
Sie stieg aus, holte den Stuhl aus dem Kofferraum und brachte ihn zu Damon.
Es dauerte nur wenigen Augenblicke bis er saß. Gemeinsam betraten sie das Zentrum. Damon versuchte den Blicken aller auszuweichen.
Direkt beim ersten Laden blieb Abigail stehen.
"Kommst du mit rein?"
Sofort schüttelte er den Kopf.
"Lieber nicht. Ich will dich nicht blamieren."
"Du blamierst mich nicht! Und du musst mir helfen. Komm!"
Sie streckte ihre Hand zu ihm aus.
Wieso drängte sie so darauf? Was hatte sein Vater ihr für die Hilfe versprochen?
"Nimm einfach alles was dir gefällt und lass´ es auf meinen Namen schrieben."
"Aber ich brauch deine Hilfe wirklich! Wir gehen heute Abend nämlich mit deinem Vater essen, in so ein Steakhouse. Er meinte, da müssten wir uns gut kleiden, aber ich hab ja gar nix hier und ich bin ziemlich entscheidungsunfreudig... oder willst du wirklich bis heute Abend hier bleiben?"
"Wie bitte?!?" Sein Gesicht wurde eine Nuance blasser. "Auf keinen Fall werde ich irgendwo hingehen. Das könnt ihr beiden ganz schnell vergessen. Und du solltest echt mal ´nen Gang zurück fahren. Kauf dir einfach was dir gefällt und lass ihn aussuchen, wenn du unbedingt Hilfe brauchst. Mich interessiert es nicht was du anhast. Ich sehe dich am liebsten nackt."
Der letzte Satz war ihm ungewollt raus gerutscht.
Und genau dieser Satz schickte ein wohliges Kribbeln durch ihren Körper.
"Damon..."
Nach einer Sekunde des Nachdenkens setzte sie sich auf seinen Schoß und nahm sein Gesicht in ihre Hände, wobei sie seine Haare nach hinten schob.
"Bitte hör auf dich zu verstecken." Diese Worte flüsterte sie total zärtlich, doch dann räusperte sie sich und wich ein kleines Stück zurück. "Deal. Du kommst heute Abend mit essen, dafür schlaf´ ich heute Nacht bei dir – nackt."
Damon war noch ziemlich überrumpelt von diesem Körperkontakt.
"Du liebst es anscheinend mich zu quälen. Vielleicht vergisst du es auch mit Absicht, aber ich bin immer noch ein Mann, wenn auch kein vollständiger mehr. Du wirst ganz sicher nicht nackt bei mir schlafen. Sorry, aber so masochistisch bin ich dann doch nicht. Immerhin bist du die pure Versuchung."
"Bin ich das?", fragte sie leise und strich mit ihren Lippen über seine Wange, bis ihn zu seinem Ohr. "Was kann ich dir bieten, damit du mitkommst?"
Er spürte das leichte Verlangen in sich und schluckte schwer.
"Es gäbe Einiges, wenn ich kein Krüppel wäre..." Damon drehte sein Gesicht zu ihr. "Heirate mich noch diese Woche."
"Erst wenn du wieder laufen kannst, war die Abmachung", flüsterte sie und knabberte an seinem Ohrläppchen.
Oh Gott. Sie wollte ihn.
So sehr er es auch wollte, durfte er ihr nicht nachgeben. Nein, er wollte ihr Leben nicht noch mehr versauen. Etwas unsanft schob er sie weiter weg.
"Dann geh endlich rein, damit wir hier wieder weg kommen. Die Leute starren uns schon an."
"Wenn ich alleine gehe, dauert es nur länger. Aber na gut."
Sie verschwand in dem Laden und kam eine halbe Stunde später mit leeren Händen zurück.
"Weiter."Geduldig wartete er und ging dann mit ihr weiter zum nächsten Laden. Natürlich wartete er wieder draußen.
Und wieder ließ Abigail sich richtig viel Zeit. Diesmal fand sie sogar was und kam mit einer Tüte zurück. Ohne ein Wort zu sagen, ging sie in den nächsten Laden, dann den in den übernächsten und... nun ja, im Endeffekt betrat sie jedes Geschäft in dem Einkaufszentrum und brauchte in jedem Ewigkeiten. Aber sie fand auch ein paar Klamotten, die ihr gefielen.
Nachdem sie mit dem letzten Laden durch war, ging sie zielstrebig auf einen Friseursalon zu.
Damon folgte ihr immer nur wie ein Schatten in einiger Entfernung. Auf keinen Fall sollte jemand merken, dass sie gemeinsam mit ihm hier war. Die Leute hatten dann wahrscheinlich mit ihr Mitleid, dass sie so einen Krüppel bei sich hatte. Das wollte er ihr ersparen.
Vor dem Friseur wartete sie allerdings auf ihn, nahm kurzerhand die Griffe des Rollstuhles in die Hand und schob ihn hinein.
Sofort kam ein junger Mann auf sie zu und fragte nach ihren Wünschen, aber auf Italienisch und so verstand Abigail kein Wort, weshalb sie im Englischen blieb und hoffte, dass der Kerl sie verstand.
"Hi. Sowohl ich als auch er", sie deutete mit dem Kopf auf Damon, "brauchen einen Haarschnitt."
Sie hatte Glück, wurde verstanden und zu einem Spiegel geführt.
"Erst er", befahl sie dem jungen Mann und deutete auf Damon. "So, dass man sein Gesicht sieht."
Damon schäumte vor Wut und langte nach ihrer Hand. Sein Griff war hart.
"Damit gehst du eindeutig zu weit, Abigail! Sehe alle Vereinbarungen für nichtig."
Damit drehte er sich wieder zum Eingang und verließ den Friseur. Sofort ging sie ihm nach und hielt ihn fest.
"Was ist so schlimm daran! Ich will deine Augen sehen und du wirkst total verwahrlost mit der Frisur!"
"Meine Augen haben dich nicht zu interessieren. Und diese Frisur dient doch nur dazu, dass niemand diese grässliche Narbe sehen muss." Er sah sie finster an. "Und ich lasse dich nicht einfach über mich bestimmen, wie es dir gefällt. Wenn dir was nicht passt, kannst du gerne gehen."
"Die Narbe ist nicht grässlich!" Sie streckte die Hand aus und berührte eben diese zärtlich. "Was grässlich ist, ist deine Scheißlaune. Vielleicht solltest du mal ein paar von meinen Pillen versuchen", versuchte sie zu scherzen.
Unter der Berührung zuckte er heftig zusammen und hielt wieder ihr Handgelenk fest.
"Ich habe nur Scheißlaune, weil ich Schmerzen habe. Also steck´ dir deine Pillen sonst wohin."
"Hör mal, Damon." Sie beugte sich zu ihm und strich ihm mit der freien Hand ein paar Strähnen aus dem Haar. "Wir sind beide gerade in einer doofen Situation, wissen nicht wohin mit unseren Gefühlen und was der andere noch empfindet. Aber irgendwie müssen wir damit klarkommen, okay?"
"Was für Gefühle? Bei mir ist rein gar nichts mehr, außer Wut über deine Unverfrorenheit!" Er schlug ihre Hand weg. "Ich kann mich vielleicht nicht mehr frei bewegen, aber deswegen lasse ich nicht andere über mich bestimmen, Abigail. Und dass du mich genauso versuchst zu behandeln, wie die anderen das tun, zeigt nur allzu deutlich, dass auch du mich für einen Krüppel hältst. Denkst du das ist ein schöner Gedanken?"
"Ich halte dich nicht für einen Krüppel! Wie oft soll ich dir das noch sagen? Wir haben ein paar Abreden getroffen. Zum Beispiel willst du mich heiraten. Warum, wenn ich dir nichts mehr bedeute? Kannst du mir das verraten? Und ich mag deine Augen eben!" Sie ging einen Schritt zurück. "Du wirst mich erst wieder los, wenn du mich umbringst."
Damon knurrte leise und sah sie nun wirklich gefährlich ruhig an. Eigentlich hatte sie ja Recht, was die Hochzeit betraf. Warum wollte er das noch? Weil er sie liebte, aber das würde ihm nicht über die Lippen kommen.
"Ich lasse mir auf jeden Fall jetzt die Haare schneiden. Mach was du willst."
Sie verschwand wieder in dem Salon.
Seufzend sah er ihr nach. Diese Frau war schon immer eine echte Gefahr für sein Seelenheil gewesen. Jetzt noch mehr als früher... Geschlagen fuhr er auch wieder zurück.





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