Licht und Schatten - Teil 3

Autor: e93
veröffentlicht am: 22.07.2013


Hallo meine Lieben, auf Wunsch schicke ich nun den dritten Teil hier ein und hoffe, dass dieser Teil wenigstens mehrere Leser findet.

*
Umso mehr er seine Hand unter ihren T-Shirt führte und sie streichelte, umso mehr hoffte er, dass sie ihn endlich abwies. Er wollte nicht, dass Mira wahrhaftig den alten Luca bevorzugte, denn das würde nur heißen, dass er sich in die Falsche verliebt hatte. Seine Zunge bohrte sich einen Weg in ihren Hals und immer noch wehrte sich die junge Südländerin nicht. Langsam wanderte seine Hand an den unteren Rand des Busenhalters, erst dann öffnete Mira ihre Augen, die sie jedes Mal schloss, wenn sie von ihrem Geliebten geküsst wurde, und drehte ihr Gesicht zur Seite, sodass ihre Lippen frei lagen. „Luca, es tut mir so leid.“, hauchte sie und biss sich auf die Lippen. Luca ließ sie sofort los, atmete erleichtert auf und richtete ihr T-Shirt wieder gerade. Das die Pause schon längst vorbei war, störte beide nicht. „Vielleicht solltest du dir morgen wieder eine Jacke anziehen. Nur weil die Sonne scheint und das Wetter im Vergleich zu den vergangen Tagen wärmer geworden ist, solltest du dir wegen deiner Leichtsinnigkeit keine Erkältung einholen.“
Diese Wörter zauberten ihr ein Lächeln ins Gesicht und ihre zärtliche Hand wölbte sich um seine Wange. „Machst du dir Sorgen um mich?“, fragte sie liebevoll und rieb ihre Nasenspitze an seine.
Luca lachte leise auf und bejahte: „Natürlich, mach ich das, du Holzkopf.“
Mira küsste ihn auf die Wange und entschuldigte sich aufrichtig: „Es tut mir leid, dass ich so viel von dir erwarte und nichts zurückgebe. Aber ich weiß nicht, ich hab gedacht das du das alles machen musst, weil ich ja meine Familie wegen dir... hintergehe. Aber das ist nicht so. Ich meine, schau dich an, Baby, du bist hübsch, lieb, hast so einen angenehmen Charakter, was deine Mitmenschen an dich bindet. Du bist wie ein Magnet und das nicht nur gegenüber anderen Mädchen, sondern allgemein gegenüber allen. Weißt du, wir... wir passen vielleicht nicht zusammen, aber ich bin ebenfalls bereit, dich so zu akzeptieren, wie du bist und mich zu verändern. Es ist mir egal, wie du bist. Ob ein Traumtyp, der seine Freundin, nur um sie zu schützen von weitem liebt oder ein Neonazi, dem es egal ist was andere denken, wenn er sie mal packt.“
Der Angesprochene hörte ihr geduldig zu, zog sie an sich und legte seinen Kinn auf ihrem Kopf ab.
„Vielleicht habe ich das mit den anderen Mädchen extra gemacht, um zu sehen, was du bereit bist für mich zu tun und wie tief deine Liebe wirklich ist. Keine Ahnung, vielleicht bin ich auch wirklich ein Arschloch und wollte dich verletzen, weil ich in einem Körper stecke und ein Leben lebe, das ich nicht gewöhnt bin.“
„Es ist mir egal, ich verzeihe dir alles. Ich vermisse dich nur, das ist alles. Ich vermisse es in deinen Armen zu liegen, deine herrscherliche Art, mit der du mir schon so oft gezeigt hast, dass ich dir gehöre.“, teilte sie kaum hörbar mit und umarmte ihn sehr fest.
„Mira, hörst du dich selbst sprechen? Du willst den alten Luca...“, machte der Ex Nationalist ihr klar und hob ihr Kinn mit dem Daumen an, sodass sie ihm in die Augen schauen musste.
„Vielleicht hast du Recht. Aber damit meine ich nicht dein Verhalten gegenüber Ausländern, sondern ganz einfach deine dominierende Art mir gegenüber. Du hast... ich hab das Gefühl, dass ich dem neuen Luca nicht so wichtig wäre wie ihm.“
„Wieso? Weil ich dich nicht einenge? Weil ich mit anderen Mädchen rede und du nicht mein Mittelpunkt bist?“
Ihn es auch noch aussprechen zu hören, machte sie wirklich krank.
„Musst du so direkt sein?“, fragte sie leicht wütend, schaute aus dem Fenster und teilte mit: „Ich hab das Gefühl, dass du aufgehört hast für mich zu kämpfen, jetzt wo wir angeblich ein Paar geworden sind.“

Der Deutsche ließ sie los, ging sich durch die hellen Haare und seufzte schwer auf. „Hör endlich auf, es mir so schwer zu machen. Du verstehst alles so wie du willst.“
„Was soll ich denn sonst drunter verstehen, dass ich nicht dein Mittelpunkt bin?“
„Vielleicht, dass du ich bist? Ich sehe uns zwei als ein und die selbe Person. Und vielleicht hänge ich so sehr mit den anderen ab, weil ich Zeit brauche, um dich zu vermissen und jedes Mal, wenn ich mit ihnen chille, fällt mir wieder ein, warum ich dich so sehr liebe und bereit bin mich zu ändern. Du solltest auch mal mehr mit anderen Kerlen sein.“
Jetzt war er doch völlig übergeschnappt, oder? Waren seine Worte positiv oder negativ? Was sollte es heißen, er sah beide als ein und die selbe Person? War das ein neuer Weg, um seine Liebe zu repräsentieren?
„Okay, wie du willst. Mach doch was du willst, ich werde mir wirklich einige Typen suchen mit denen ich meine Zeit verbringe, aber wenn du dann wieder so eifersüchtig, wie damals bei Kaan wirst, dann ist es nicht meine Schuld!“, erwiderte Mira abwesend und diesmal war sie es, die sich von ihm löste und einfach weggehen wollte.
„Solange du nicht rumhurst und in gewisser Distanz zu diesen Personen stehst ist es mir egal!“
Mira drehte ihren Kopf zu ihm um und erinnerte ihn in frechem Ton: „Keine Sorge, Emir, Sami und Timur würden das sowieso nicht erlauben. Wie du weißt, habe ich schon drei Aufpasser, auf dich kann ich sehr gut verzichten. Ach und dein Geburtstagsgeschenk läuft bald aus, also solltest du dich beeilen!“
„Eigentlich wollte ich dich mitnehmen, aber jetzt kann ich gut auf dich, Zicke verzichten!“, quittierte Luca und lief an ihr vorbei, doch bevor er durch die Tür ging, wollte Mira lachend wissen: „Wieso trennen wir uns dann nicht gleich?“
Luca drehte sich um und machte ihr streng bewusst: „Wenn wir uns jetzt trennen, werden wir nie wieder zusammen sein, merk dir das!“ Anschließend lief er hoch und Mira ihm hinterher. Gott sei Dank, hatte niemand dieses Spektakel gesehen. Vor allem, wenn Katrin es erfuhr, wäre sie nicht unbedingt begeistert davon. Erst seit drei Wochen zusammen und jetzt schon verzweifelt am streiten.

In der Klasse angekommen entschuldigten sich beide vom Lehrer und nahmen nebeneinander Platz. Luca zog sich wieder seine Brille auf und verfolgte die Mathestunde. Es machte sowieso keinen Sinn sich zu ärgern. Aber das sie dann auch noch mit der Trennung ankam, machte ihn wirklich wütend. Was sollte dieses kindliche Verhalten? Was war mit Mira los?

Irgendwann schob die Türkin ihm auch noch einen Zettel zu, mit der Aufschrift: Triff dich mal mit Yvonne. Sie ist ein süßes Mädchen und zudem scheint sie auch sehr begeistert von dir zu sein. Vielleicht ist genau sie die Frau, nach der du suchst.

Als Luca das Geschriebene las, biss er fest die Zähne zusammen und formte die Hände zu Fäusten. „Sag mal, bist du auf den Kopf gefallen?“, wollte er plötzlich von ihr mitten in der Klasse erfahren und jeder schaute zu den Zwei rüber.
„Wie bitte?“, fragte der Mathematiklehrer und Eleyna erklärte ihm: „Er meint nicht Sie.“
Mira dagegen klappte der Mund auf und Luca rollte genervt die Augen, ehe er das Schriftstück zerriss und mit den Lippen formte: „Wir reden nach der Schule.“
Nachfolgend blickte er zum Lehrer und entschuldigte sich: „Es tut mir Leid. Bitte führen Sie die Mathematikstunde fort.“
Der Lehrer nickte und setzte den Unterricht fort. Jedoch konnte sich Luca nicht mehr konzentrieren. Ungeduldig wartete er nur darauf, dass die Stunde endlich vorbei war und die Schule endete.
Nach geschätzter Endlosigkeit war es endlich so weit. Er packte schnell seine Tasche ein und mit den Worten: „Ich warte draußen auf dich.“, verließ er das Gebäude, lief raus und stellte sich neben seinem Wagen, nahm eine Kippe raus, zündete sich diese an und während er rauchte, verschränkte er die Arme zornig vor der Brust.


*
„Mira, was hast du schon wieder angestellt?“, fragte Eleyna entrüstet und stemmte ihre Hände an ihre Taille. „Du bist die Einzige die sich nicht mit ihm versteht, was ist dein Problem?“
„Lass sie in Ruhe!“, giftete Katrin und fügte hinzu: „Wenn man keine Ahnung hat, sollte man einfach die Fresse halten, Elli.“ Dann blickte sie zu Mira und befahl aufdringlich: „Jetzt beeil dich schon.“ Mira nickte nur und die Blicke der anderen ignorierend packte sie ihre Tasche ein, begab sie sich nach draußen und ihr Herz klopfte dabei wie verrückt. Als sie ihn gerade erreichte, schmiss er die Zigarre auf den Boden und trat sie aus.
„Los, steig in den Wagen.“, forderte er sie auf und ohne zu zögern stieg sie ein und schnallte sich an. Der Aufgebrachte tat es ihr gleich und fuhr auch schon los.
„Wohin?“
Er ignorierte die Frage und kam am
Spree an.
„Steig aus.“ Sie stieg aus und er tat es ihr gleich. Der Wind wehte und das Wetter fühlte sich hier deutlich kühler an, als an der Schule.
„Jetzt sag es mir nochmal.“, herrschte er sie an und stellte sich ihr gegenüber, gleich neben einem Baum, nahm wieder eine Zigarre raus und zündete sich diese an. Er gehörte zu den Menschen die rauchten, um die Wut zu „besiegen“.
Mira schaute hoch zum Baum, dessen Blätter mit dem Wind wehten und sagte gleichgültig: „Yvonne steht auf dich. Sie will dich kennenlernen.“
„Ach so und wer war Yvonne nochmal? Hmm, lass mich überlegen. Eine deiner besseren Freundinnen?“, fragte er ironisch und spuckte voller Verachtung auf den Boden.
„Ja.“
„Wieso sagst du ihr nicht, dass sie es gleich wieder vergessen kann, weil ich bereits, zu ihrem Leidwesen, vergeben bin?“
„Katrin wollte sowieso das ich es ihr sage, aber ich habe es nicht getan und deswegen war sie doch so wütend auf mich.“, berichtete Mira und Luca fügte lässig hinzu: „Sie hätte dich ruhig dumm und dämlich schlagen sollen. Schon krass, Katrin die mir am Anfang nicht geglaubt hatte, steht mehr hinter unserer Beziehung als du.“
„Was willst du mir damit sagen?“
„Gar nichts. Ich sehe nur langsam, dass es echt schwer mit dir wird. Wo ist die Mira in die ich mich verliebt habe? Die hundertprozentig, wie ein Anwalt, hinter mir stand?“, wollte er von ihr wissen und seufzte frustriert.
„Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich meine Tage habe.“, sprach die Türkin aus und schaute auf den Boden.
Nur sehr wenige Passanten liefen an ihnen vorbei und schmissen vom Geländer aus Brot, um die Enten zu füttern. Ansonsten waren sie ungestört.
„Komisch, schon seit dem wir zusammen sind oder was?“, quittierte Luca mit einer Frage zurück und lachte lauthals los. Er trat ein paar Schritte auf sie zu und schaute hoch zu der hell scheinenden Sonne, ehe er hinzufügte: „Du bist meine Sonne, pass auf das du nicht zulässt, dass sich wieder alles verdunkelt.“
„Was soll diese Scheiße?“
„Das könnte ich dich genauso gut fragen. Ich habe keine Ahnung, was ich noch machen soll, um an dich ran zu kommen.“, teilte er ihr ehrlich mit und Mira blickte nur teilnahmslos zu ihm.
„Sag mir nicht, dass unsere Beziehung keinen Sinn macht.“, bat er sie und setzte sich ein trauriges Lächeln auf. „Sag mir nicht, dass wir umsonst bis hierhin gekämpft haben. Sag mir nicht, dass ich die Falsche liebe. Bitte Prinzessin, sei wieder so wie du schon immer warst. Verzeih mir, steh zu mir, lieb mich mit allem was du hast. Jetzt, wo ich bereit bin es zu erwidern, darfst du keinen Rückzieher machen.“ Seine Stimme klang verzweifelt und zerriss ihr Herz entzwei.
„Sag deinen Mädchen sie sollen sich von dir fernhalten.“
„Wenn ich wissen würde, dass es mit deiner Familie keinen Stress geben würde, würde ich ihnen sogar sagen, dass du meine Freundin bist. Es ist echt dumm gelaufen, was?“
„Können wir nicht einfach das mit der Schule vergessen? Ich werde versuchen mich zu zügeln, meine Eifersucht zu unterdrücken und mich raus zuhalten, wenn jemand auf dich steht.“, erklang ihre Stimme und sie lehnte ihr Kopf auf die rechte Schulter.
„Stell dir vor, dass ich jemand anderes in der Schule bin. Verbring deine Zeit auch mit anderen. Wir müssen uns gegenseitig einfach mehr vertrauen, Sweety.“
Mira nickte nur und verlangte: „Zeig mir, dass ich nur die Einzige für dich bin und keine andere in Frage kommt, das ist alles was ich von dir verlange.“ Luca lachte auf, lief auf sie zu, hob ihr Kinn an und führte seine Zunge in ihr Hals, sie spielte mit seiner Zunge und spürte, wie seine Hände auf ihren Hinter wanderten.

Folglich hob er sie hoch und legte sie auf die Motorhaube des Wagens, ließ sie kurz dort liegen, um im Inneren den CD-Player anzuschalten. Das Lied „Ride“ von Ciara ertönte und zufrieden begab er sich wieder zu ihr und stemmte sein Bein zwischen ihrem, sodass er nur mit einem Bein auf dem Boden stand und ließ von ihrem Mund ab, um nun ihren Hals liebkosen zu können. Dabei bewegte er sein Bein, dass zwischen ihrem gestemmt war hin und her und brachte sie zum keuchen. Mira verschränkte ihre Hände hinter seinem Kopf und strahlte ihn verliebt an. Gott, wie sehr sie ihn doch liebte, auch wenn sie so eine Zicke sein konnte. Er war ihr Ein und Alles und so viel, wie beide erlebt hatten, stand es außer Raum, dass beide das perfekte Paar sein mussten. Alle anderen hätten sich schon getrennt oder würden erst gar nicht zusammen kommen. Eine Türkin die mit einem Ex Nazi zusammen war, würde sicher den Meisten wie ein Scherz vorkommen. Gott, er hatte sie schon seelisch so weit gebracht, dass es ihr sogar egal war, dass sie ihre Familie hinterging. Was hatte er nur mit ihr angestellt? Nicht nur sie, sondern auch ihm war es egal, was seine Clique, die einst seine Familie war von ihm dachte. Beide waren dem anderen so nah und es fühlte sich traumhaft an, zu wissen, dass sie es geschafft und die Vergangenheit hinter sich gelassen hatten. Mira zog sein Kopf an ihre Brust und beide fingen vor Glück an zu lachen. „Du hast sie echt nicht mehr alle, weißt du das?“, forschte Luca scherzend nach und küsste ihren Dekolleté. „Ja, ich weiß das. Wieso soll ich sonst so lebensmüde sein und mich hier einfach so gehen lassen?“, erwiderte sie fröhlich, genoss den Moment und lauschte der Musik, bis plötzlich eine weibliche Stimme, die ihr sehr vertraut war nach ihr rief: „Mira?“
Mira schluckte schwer und Luca machte weiter. „Lass dir nichts anmerken, man kann dein Gesicht sowieso nicht sehen.“, teilte er ihr mit und nahm wieder Besitz von ihren Lippen, damit man ihr Gesicht erst recht nicht erkennen konnte. Kurz darauf erklang noch eine bekannte männliche Stimme, die wohl absichtlich log: „Süße, Mira ist noch in der Schule. Ich hab vorhin mit ihr gesprochen, das ist nicht Mira.“ Luca grinste daraufhin in den Kuss rein. Es mussten Emir und Miras Cousine sein.
Mira bekam ein schlechtes Gewissen, sie wusste, dass Emir Lucas Auto kannte und das er mit ihr wegen ihrem naivem Verhalten reden würde. Doch jetzt zählte nur, dass er mit Yasemin verschwand.
„Du hast Recht, das kann sowieso nicht Mira sein.“, erwiderte Yasemin davon überzeugt, dass Mira niemals so etwas billiges in der Öffentlichkeit machen würde. Gott, sei Dank, befanden sie sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite und zum Glück, durften hier keine Autos durchfahren. Aus diesem Grund konnte man diesen Ort auch als Ruheoase bezeichnen, bis auf die Natur und die Songs die durch Lucas Wagen ertönten. Kurz stoppte Luca und schaute sich um, um zu sehen, ob sie weg waren und tatsächlich waren sie nicht mehr zu sehen. Somit erhob er sich, reichte Mira, um ihr hochzuhelfen die Hand und küsste sie auf die Stirn. „Sorry, ich hätte nicht damit gerechnet, dass deine Cousine hier irgendwo auftauchen würde.“
Mira nickte nur, lächelte und gestand: „Ist egal. Zum Glück war Emir bei ihr. Ich glaube, wenn an seiner Stelle mein Cousin da wäre, wäre ich tot, weil er so neugierig ist und sicher rübergekommen wäre.“
„Dein Cousin ist einfach nur ein strohdoofer Idiot.“, sprach Luca selbstsicher aus und kassierte von Mira einen nicht gerade freundlichen Blick.
„Sorry Darling, aber ich denke im Vergleich zu meinen Noten die ich auf dem Gymnasium hatte und mit seinen, ist er echt dumm.“, erklärte Luca und zog sich seine Brille absichtlich auf und reichte Mira seine Sonnenbrille und setzte ihr seine Kappe auf. Im Falle, dass hier doch irgendwo ein Bekannter stecken sollte, war diese Tarnung ausgezeichnet. „Dafür ist er nicht aus der Schule geflogen.“, konterte Mira und blickte zu ihm rüber.
Luca kratzte sich kurz an der Nase und erinnerte sie: „Hätte ich mich damals so verhalten wie jetzt, wäre ich niemals geflogen, aber dann hätten wir uns auch nicht kennenlernen können.“
„Naja, vielleicht wärst du dann mit Emir oder Timur befreundet gewesen und ich hätte dich durch sie kennengelernt.“, quittierte Mira und grinste breit.
„Ach und du glaubst, dann wäre aus uns zwei das geworden, was es jetzt ist?“, fragte Luca interessiert und ging sich durch die frisierten Haare.
„Nein, also ich bin froh, wie es jetzt ist.“, teilte sie ihrem Schatz mit und prompt startete er den Motor und fuhr los.
„Hast du Hunger?“
Bevor sie überhaupt eine Antwort geben konnte, knurrte ihr Magen und beide fingen an zu lachen.
„Gut, dann lass uns zum Italiener gehen. Hier in der Nähe gibt es einen hervorragenden.“, erzählte Luca und nach fünf Minuten kamen sie schon an.


*
Er parkte an der linken Straßenseite, dicht hinter einem roten PKW, beide stiegen aus und Hand in Hand, nachdem er das Auto abgeschlossen hatte, liefen sie ins Lokal rein. Es war eher kleiner, als andere italienische Restaurants und sah dennoch und trotz der dunklen Farben sehr gemütlich aus. Mira trug immer noch die Sonnenbrille und die Kappe, die sie auch erst ablegte, als sie einen Platz fanden und sich an einen runden Tisch aus dunklem Holz hinsetzten. Luca reichte als erstes ihr die Speisekarte und berichtete: „Ich war immer früher mit Nina hier. An den Tagen, als wir genug Geld dabei hatten, hatten wir so viel vom Nachtisch bestellt, bis unser Bauch beinahe platzte. Aber ich schwöre dir Schatz, hier schmecken die Süßspeisen einfach traumhaft. Mira lächelte und nickte. „Du und Nina wart bestimmt genau das, was man unter beste Freunde versteht.“
„Ja, kann man sagen. Sie war immer für mich da, sie ist wirklich ein Schatz, aber sie kann auch echt bissig werden. Also kannst du dir sicher gut vorstellen, dass es Momente gab, an dem wir uns echt gegenseitig gehasst haben.“
Mira lachte daraufhin nur und beschloss, was sie sich bestellen wollte. Bevor auch Luca schauen konnte, kam ein Kellner und fragte: „Was kann ich Ihnen bringen?“
„Eine Pizza mit Sa...“, fing Luca an doch seufzte und schüttelte seinen Kopf, ehe er seine Freundin lieb fragte: „Was willst du?“
„Eine Pizza Mozzarella für mich und für den hübschen Herren, eine mit Salami, bitte.“
Der Typ schrieb es auf, nickte und lief in die Küche. Ungläubig fragte der Deutsche: „Ist dir klar was du da getan hast?“
„Ja, aber ich kann dir nicht immer vorschreiben, was du essen sollst und was nicht.“, quittierte sie und legte ihre Hand auf seine. „Ich liebe dich, so wie du bist.“
„Trotzdem, bestell nie wieder für mich! Ich, ich tue das nicht nur für dich, sondern für unsere gemeinsame Zukunft. Es ist nur eine Angewohnheit, weil es einer meiner Lieblingsspeisen war, nichts weiter!“
„Was hat das damit zu tun?“
„Salami vom Schwein, ist dir schon klar, oder?“
„Na und?“
„Willst du mir damit sagen, dass wir uns nicht mehr küssen sollen, oder was?“
Luca klang sehr skeptisch, doch als Mira sich zu ihm bückte und ihre Lippen auf seine niederließ, schüttelte sie ihren Kopf und hauchte: „Eine Beziehung beruht auf Gegenseitigkeit. Ich kann dir nicht vorschreiben, was du zu essen hast und was nicht.“
„Na klar hast du das!“, erwiderte Luca, stand auf und lief in die Küche, wo er seine Bestellung stornierte. „Eine Pizza mit Champion und Thunfisch, bitte.“ Der Bäcker nickte und sprach motiviert mit seinem italienischen Akzent: „Kein Problem. Deine Freundin? Viel Glück.“
Der Bäcker war schon älter und kannte Luca seit seiner Kindheit.
„Vielen Dank, Francesco.“, bedankte sich Luca und lief wieder zurück zu Mira.


*
„So, hab mir jetzt etwas anderes bestellt.“
„Wieso hast du deine Bestellung geändert?“
„Du hast es bestellt, nicht ich und danke das du mir entgegenkommen willst, aber ich brauche das nicht! Ich verzichte gerne auf Schweinefleisch!“, sprach er aufrichtig aus und zwickte leicht in ihre Wange.
„Was willst du eigentlich trinken?“, forschte er daraufhin und Mira antwortete: „Cola.“
„Alles klar.“ Somit stand er auf und lief zum Kühlschrank und nahm sich zwei 0,5 Flaschen raus und bezahlte sie schon mal vor. Anschließend schnappte er sich zwei Strohhalme und lief damit zum Tisch zurück.
„Ich hab aufgehört Schweinefleisch zu essen.“
„Wieso?“
„Erinnerst du dich nicht mehr an Neujahr? Am Frühstückstisch? Denkst du ernsthaft, dass ich nachdem ich deine Reaktion gesehen habe, so etwas in unserer Beziehung machen würde? Zudem ist meine Mum auch total stolz auf mich, weil sie selbst ja inzwischen zum Islam konvertiert ist.“
Mira schaute ihn perplex an und fragte: „Echt? Seit wann denn das?“
„Letzte Woche, sie meinte, dass sie Moslem werden muss, um mit ihm zu heiraten und das, obwohl er so etwas nie von ihr verlangt hat. Ich sag es dir jetzt schon mal, ich werde das niemals tun, nicht einmal für dich.“
„Du meinst Moslem zu werden?“
„Ja.“
„Glaubst du an Gott?“
Eine Weile war Stille, bis er ihr in die Augen schaute und nickte: „Ja, jetzt schon.“
„Dann reicht mir das. Ich verlange von dir nicht mehr. Schau mich doch bitte an, wenn ich eine strenge religiöse Erziehung hinter mir hätte, hätte ich nie den Mut, um mit dir zusammen zu sein, geschweige denn mich von dir anfassen zu lassen.“
Luca lächelte und hielt ihre Hand fest, Mira beugte sich zu ihm und zog ihm die Brille aus, ehe sie ihm ein Kuss auf die Nase gab. „Zum Glück auch. Bei uns trägt niemand einen Kopftuch. Wir gehen natürlich an wichtigen Tagen in die Moschee oder die Männer verrichten meistens, wenn sie können das Freitagsgebet, aber ansonsten gibt es da nichts großartiges.“
„Ach, du darfst also vor der Ehe Sex haben?“ Die Frage war natürlich nicht ernst gemeint.
„Nein, das leider nicht. Aber wenn es bei uns beiden so weit kommen sollte, würde es mich nicht stören.“
„Jetzt lügst du. Was war an dem Tag als du diesen Alptraum hattest?“
„Du hast mich da wie Dreck behandelt, so unterwürfig. Das würde wohl den meisten Frauen nicht passen, aber ich spreche von Leidenschaft.“, gab sie preis und zwinkerte ihm zu.
„Ich verzichte in unserer Beziehung auf Sex. Vor dir hatte ich mehr als genug davon. Irgendwann reichts. Glaub mir, lieber eine Beziehung ohne Sex, als Sex ohne eine Beziehung. Heute widert es mich einfach nur an. Ich hab dir doch damals gesagt, wenn es nach deiner Theorie gehen würde, würde ich für halb Berlin etwas empfinden. Das war kein Scherz. Ich habe für niemanden von ihnen einen Bruchteil von dem empfunden, was ich für dich empfinde.“
Mira wurde rot und biss sich auf die Lippen. Es war ja nichts neues, zu erfahren das er viele Frauen hatte, aber neu zu hören, dass sie für ihn am wichtigsten war.
„Danke. Waren es wirklich so viele?“
„Nein, natürlich nicht. Geografisch gesehen stimmt es eher. Aber wenn man bedenkt, dass es nur Deutsche waren und sich auch nicht jede Deutsche auf so einen Großklotz wie mich eingelassen hat, kannst du davon ausgehen, dass es nicht viele waren.“
„Ich verstehe irgendwie nicht was du da sagst. Also was für Geografie?“, murmelte seine Freundin etwas verwirrt und schaute Richtung Küche.
„Spielt die Anzahl für dich eine große Rolle?“
„Ja.“
„Ich hab bei 30 aufgehört zu zählen und damals war ich 17.“
„Und jetzt wirst du bald 20. Also kannst du noch eine 0 an die Zahl dran hängen.“, scherzte Mira und lächelte ihn kameradschaftlich an. Wer weiß, vielleicht werde ich ja die 301.“
„Würde es dich stören, wenn es so wäre?“
„Hm, lass mich überlegen. Ich als Jungfrau mit einer männlichen Hure. Nein, wieso sollte es? Ich meine, umso mehr Erfahrung, umso besser oder?“, sprach sie ironisch aus und fing an zu lachen.
„Ich glaube du nimmst mich nicht ernst.“
„Natürlich nicht. Wie denn auch? Wie würdest du dir denn bei mir vorkommen, wenn ich 300 Glieder bis jetzt in mich reingelassen hätte?“
„Das kannst du nicht vergleichen, du bist eine Frau.“, verdeutlichte Luca kühn und blickte ihr tief in ihre Augen.
„Oh ne, sag mir nicht das du auch so unkonventionell wie unsere Männer denkst!“
„Es ist aber so. Ganz ehrlich, ich hätte mich dann nicht einmal in dich verlieben können. Es wäre so etwas, wie mit der Sache mit Emir. Hass wäre in mir ausgebrochen.“
„Antwortest du jetzt als der neue oder alte Luca?“, forschte Mira nach und verschränkte die Hände unter ihrem Kinn.
„Als der alte, okay? Oh man, es tut mir leid, dass ich rumgehurt habe und ich bin wirklich durchaus im Klaren, dass ich dich nicht verdiene. Aber wie gesagt, ich habe sowieso nicht vor mit dir zu schlafen. Weder jetzt, noch irgendwann in der Zukunft. Ich bereue es, dass ich bevor ich dir begegnet bin zig Weiber hatte. Auch bereue ich, dass ich nicht so bin wie Emir.“
„Hör auf, man. Es reicht langsam. Du redest gerade wirklich völligen Quatsch. Ist okay, ich verzeihe es dir und um ehrlich zu sein, hab ich nicht einmal das Recht dich deswegen zu verurteilen. Von Anfang an wusste ich auf wen ich mich da einlasse und schau mich an, ich bin immer noch da und habe auch nicht vor zu verschwinden, selbst wenn ich die größte Furie sein kann. Aber ich liebe dich, ich liebe dich wirklich und du bist der Einzige der mich verdient und von dem ich je etwas wollte! Emir ist naja, nicht mein Typ, auch wenn ich jedem vernünftigen Mädchen so einen vernünftigen Jungen wünsche, aber ich bin nicht vernünftig. Zudem haben wir so viel Scheiße überstanden und du bist nicht mehr dieser Tyrann, der du warst. Auch wenn ich gestehen muss, dass er viel aufregender war und der Sex mit ihm sicher ein Vergnügen für jede Frau sein musste.“ Am Ende ihres Satzes grinste die Türkin breit und streckte ihm die Zunge raus.
Luca der ihr geduldig zugehört hatte, verzog am Ende nur sein Gesicht, doch kurz daraufhin zog er sie etwas forsch an sich und küsste sie grob. Es war ihm egal, wie die anderen Gäste drauf reagieren würden. Mira bekam fast keine Luft mehr und ihre Augen weiteten sich vor Schreck.
Erst nach circa einer ganzen Minute, löste er sich von ihr und lehnte sich lässig in sein Stuhl zurück.
„An deiner Stelle würde ich mich nicht provozieren. Es kann schnell etwas passieren, dass nicht passieren sollte.“ Auf seinem Gesicht bildete sich ein freches Grinsen und er verschränkte die Arme amüsiert vor der Brust. Mira die knallrot auf ihrem Stuhl saß, trank nur von ihrer Cola und schaute runter auf den Tisch. In diesem Moment kam der Kellner mit der Bestellung, beide bedankten sich und fingen an zu essen. Während des Essens herrschte Stille, nur italienische Musik klang im ganzen Lokal. „Das Essen schmeckt wirklich köstlich.“, schwärmte Mira irgendwann, Luca lachte und nahm ein Stück von ihrer Pizza und gab im Austausch eins von seinem und trank nebenbei von seiner Cola, bis plötzlich sein Handy klingelte, er es aus der Hosentasche hervorholte und Mira perplex verriet: „Emir ruft an.“

Anmerkung: Da die Geschichte hier wohl nicht mehr gelesen wird, was ich echt schade finde, wäre es schön, wenn meine Leser mich auf meiner Facebookseite unterstüzen würden.
https://www.facebook.com/pages/Stories-After-Eight/175048209336649

Auf der Seite findet ihr auch ein Video zu der Geschichte von Mira und Luca die ich erstellt habe. Heißt: Gegensätze ziehen.

Hoffe, es wird einige geben, die mich wirklich unterstützen werden. Ist wichtig. :)





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