Der Prinz und ich - Teil 10

Autor: Sunny
veröffentlicht am: 17.05.2013


Elli

Der Typ am Nebentisch kam mir irgendwie bekannt vor. Diesen blonden Wuschelkopf hatte ich doch schon einmal gesehen! War das nicht der heiße Kerl aus Alice Band? Dieser Basti?
Ich hatte mich mit Dave, meinem Freund, in der Eisdiele verabredet, um mit ihm Schluss zu machen. Wir waren jetzt seit sechs Wochen zusammen und langsam wurde es mir echt zu langweilig. Er war einfach viel zu nett und kuschelig, also so gar nicht mein Typ, aber er galt als einer der heißesten Typen unserer Kleinstadt und als er mich nach einem Date gefragt hatte, hatte ich da schließlich nicht ‚Nein‘ sagen können. Ich meine, der begehrteste Junggeselle, der außerdem noch der Sohn einer reichen Familie war und fast alle Sportwettkämpfe der Schule gewann, den konnte man nicht verschmähen!
Aber die Beziehung war nicht so gelaufen, wie ich es wollte, er war nicht sehr begeistert davon, dass ich mit ihm öffentlich rumknutschen wollte und war außerdem viel zu verklemmt. Das Tshirt hatte er zwar beim Rummachen noch ohne Zögern ausgezogen, woraufhin ich sein extrem geiles Sixpack auch aus der Nähe hatte betrachten hatte können, aber als ich ihm in die Hose hatte greifen wollen, war er zurückgescheut und hatte was von „Lass es uns langsam angehen“, „Wir haben alle Zeit der Welt“ und „Ich will lieber kuscheln“ gesagt. Was für ein Schwächling!
Mein erstes Mal hatte ich zwar auch erst mit 14 gehabt und seitdem auch nur mit drei weiteren Typen geschlafen, aber die Anzahl der Typen, mit denen ich rumgemacht hatte, lag da doch etwas höher. Es machte mir einfach Spaß, Jungs in höchster Erregung zu sehen und selber genoss ich die Befriedigung natürlich auch, wieso sollte ich es also nicht tun?
Bisher hatte mich wegen meinem Liebesleben nur Freddy eine Schlampe genannt, da ich nur meine Beziehungen mit den heißesten Kerlen öffentlich machte und von meinen Rummach-Partnern nie jemand rumerzählt hatte, wie schnell wir im Bett gewesen waren. Aber wenn es und beiden gefiel, warum bitte nicht?
Freddy war außerdem nach dieser Beleidigung von Alice zurechtgewiesen worden, die mein Liebesleben und mich so akzeptierte, wie wir waren. Sie hatte ja auch schon selber einen Freund gehabt, wobei sie mir nie erzählt hatte, wie weit sie eigentlich gekommen waren.
„Bist du nicht die Freundin von Alice?“, sprach mich da Bastihäschen an. Wow, so aus der Nähe sah der ja noch geiler aus!
„Ja, und du bist doch ihr netter Bandkollege, oder?“, fragte ich grinsend. Er nickte. Dann ging uns erstmal der Gesprächsstoff aus, bis mir einfiel, dass sie ja morgen Konzert hatten: „Freust du dich auch schon auf morgen? Glaubst du ihr packt das?“ –„Ich bitte dich! Mit der Besetzung sind wir der Hammer, wir rocken die Bühne und stellen die ganzen anderen Bands in den Schatten! Alles no problemo!“, gab er selbstbewusst zurück. Hach, und Charisma hatte er auch noch! Ich konnte wirklich nicht verstehen, wieso Alice nicht schon längst was mit ihm angefangen hatte. Aber wenn sie ihn nicht wollte, dann hatte sie doch sicher kein Problem damit wenn ich… Nun ja. „Was machst du eigentlich hier?“, unterbrach er meinen Gedankengang. „Ich treff mich mit meinem Noch-Freund, um mit ihm Schluss zu machen, und du?“ Er konnte ruhig wissen, dass ich so gut wie frei und außerdem sehr begehrt war. „Oh, das tut mir leid. Ich bin mit ner Kumpeline verabredet, aber sie ist jetzt schon ne Viertelstunde zu spät“, antwortete er. „Ist Dave inzwischen auch“, bestätigte ich seufzend. „Moment mal, Dave? Der Dave? Dave Hufferson?“, fragte er erschrocken. „Ja, genau der wird gleich abgesägt“, grinste ich ihn an. „Ups, dann sollte ich wohl seine Noch-Freundin besser nicht anbaggern, nicht, dass ich noch Stress mit ihm kriege!“, zwinkerte er mich an.
Der. Kerl. War. Einfach. Nur. Heiß!!! „Ach, mit dem wirst du doch locker fertig, bei deinen Muskeln…“, flirtete ich mit einem Kompliment zurück.
„Hallo Ellischatz“, wurde ich da noch hinten umarmt, „Tut mir leid, dass ich zu spät bin.“ Als Dave sah, dass ich mich mit einem Jungen unterhielt, wurde er argwöhnisch: „Willst du mir deinen Kumpel nicht vorstellen?“ Ein weiterer Grund, mit ihm Schluss zu machen: Seine Eifersucht!
„Nein, will ich nicht und wir müssen reden!“, antwortete ich genervt und zog ihn am Arm weg. „Ciao, Basti, bis zum Konzert!“



Mo

Auch nach einer weiteren Stunde gründlichster Inspektion des Gartens und tausend Anrufen sowohl an das Festnetztelefon, das ich drinnen läuten hörte, als auch an Lucas Handy, das er immer noch nicht abnahm, beschloss ich, in das Haus einzubrechen. Mir egal, wenn ich dabei erwischt wurde, Lucas würde bestimmt keine Anzeige wegen Hausfriedensbruch machen. Schließlich machte ich mir nur Sorgen! Das Einbrechen gestaltete sich als schwierig, aber schließlich hatte ich es geschafft über die Regenrinne auf das Dach zu gelangen. Dort blieb ich erstmal erschöpft auf dem First sitzen. Ich wusste, dass das Klofenster im obersten Stock bei schönem Wetter immer geöffnet war und sich bei Regen automatisch schloss. Dies war bei Lucas Geruch auch dringend nötig! Nachdem ich wieder einigermaßen zu Atem gekommen war, balancierte und kroch ich zu dem Fenster und quetschte meinen Arm durch den kleinen Spalt des gekippten Fensters, um es zu öffnen. Mist, ging nicht! Ich bräuchte einen langen Ast mit einer Gabelung… Eine halbe Stunde später hatte ich im Garten einen solchen mir von einem der Bäume abgebrochen und war wieder auf dem Dach. Diesmal gelang es mir nach einigen Versuchen, das Fenster ganz zu öffnen. Zwar war es immer noch so klein, dass ich Mühe hatte, mich durchzuschlängeln, aber kurz darauf lag ich in dem Badezimmer. Yes!
Ich öffnete die Badezimmertür und blickte mich um. Alles ruhig und so wie immer. Zu meiner eigenen Sicherheit nahm ich den Ast, mit dem ich das Fenster geöffnet hatte mit und machte mich auf Erkundungstour. Das erste Zimmer, an dem ich vorbeikam, war das Arbeitszimmer von Lucas Vater. Ich wusste nicht genau, was er arbeitete und Lucas hatte uns eigentlich nie etwas über ihn erzählt, aber jedes Mal wenn ich hier gewesen war, hatte der Vater sich entweder in dieses Zimmer zurückgezogen oder war sowieso in der Arbeit gewesen. Insgesamt hatte ich ihn glaub ich dreimal länger als nur im Vorbeigehen gesehen, und das in acht Jahren Freundschaft mit Lucas!
Als ich die Tür vorsichtig öffnen wollte, stellte ich fest, dass sie verschlossen war. Wunderte mich bei dieser Zurückgezogenheit auch nicht wirklich!
Die nächste Tür hingegen stand schon offen, aber mit einem kurzen Blick hinein erkannte ich, dass sich dort niemand befand, da in dem Zimmer nur ein Doppelbett stand, sonst nichts. Dies war wahrscheinlich das Elternschlafzimmer. Zwar kannte ich das Haus relativ gut, aber alle Räume hatte ich dann doch noch nicht gesehen gehabt.
Hinter der letzten Tür auf dieser Etage war ein Zimmer, das ganz in Rosa eingerichtet war, mit Schminktisch und mehreren Stapeln mit Frauenzeitschriften. Da Lucas Einzelkind war, musste das wohl das Zimmer von seiner Mutter sein. Dass die sich schminkte, wunderte mich. Sie sah doch immer so nach Hausmütterchen aus…
Nachdem ich auch dieses Zimmer als leer und nicht auffällig authentifiziert hatte, stieg ich die Treppe nach unten zur nächsten Etage. In dieser befand sich Lucas Zimmer, das ich zuerst betrat. Es war leer und sah aus wie immer. Gerade, als ich seinen Raum nach seinem Tagebuch, von dem ich zufälligerweise wusste, dass er es führte, absuchte, hörte ich plötzlich von noch weiter unten ein Geräusch. Es knallte und jemand fluchte leise. Scheiße, wer war das? Schnell griff ich nach dem Ast, den ich für die Suche kurz abgelegt hatte und hob ihn über meinen Kopf. In einem Horrorfilm würde jetzt der Protagonist fragen, wer da sei, aber da ich genügend Erfahrung gesammelt hatte, dass dies meistens nicht gut ausging, verhielt ich mich lieber leise und schlich vorsichtig die Treppe herunter. Dort konnte ich niemanden sehen, während ich immer weiter hinabstieg und mich wieder und wieder umblickte. Es schien alles wieder wie ausgestorben. Schließlich betrat ich die Küche, dort stand ein Küchenschrank offen, der sich genau auf der Höhe des Kopfes befand, wahrscheinlich hatte sich der Fluchende dort den Kopf angestoßen. Auch nachdem ich das Ess- und das Wohnzimmer durchquert hatte, war ich immer noch keiner Menschenseele begegnet. Hatte ich mir das ganze doch nur eingebildet?






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11 Teil 12


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz