8 Tage - Teil 3

Autor: Marie
veröffentlicht am: 10.04.2013


Tag 3:

Nach dem vollkommen komischen aber gleich auch verstörenden Ereignis von gestern Abend war ich natürlich voller Vorfreude auf meine tolle Familie. Natürlich wurde ich grade heute von Kopfschmerzen geplagt. Ich hatte mich entschieden heute Abend noch einmal in die Bar zu gehen, um zu schauen ob mein Retter von gestern unversehrt war. Jedoch würde ich jetzt immer Pfefferspray mit mir rumtragen. Das Publikum in der Bar war nun mal nicht ganz ungefährlich.
Grade schenkte ich mir den Kaffe ein, als mich wieder einer dieser Kopfschmerzstiche überkam. Schmerzlich zuckte ich zusammen und stellte die Tasse wieder ab. Was war nur los mit mir? So stark wie heute war ich noch nie von Kopfschmerzen bedrängt worden. Wenn es nicht die Verlobungsfeier meiner begehrten Lieblingsschwester wäre , wäre ich im Bett geblieben aber so musste ich mich wohl oder über zusammenreißen. Ich schmiss zwei Tabletten ein und trank dann meinen Kaffe. Vorsichtig setzte ich mich auf den Boden.
Ganz langsam ein und ausatmen. Dann gehen die Kopfschmerzen bestimmt weg. Ich konzentrierte mich auf das Gleichmäßige vorbeirauschen von Autos. Doch das Stechen wurde einfach nicht weniger. Nachdem ich mich einigermaßen eingekriegt hatte, zog ich mir eine rote Hot Pan mit einer Schleife als Gürtel und ein einfaches weißes Top raus, worüber ich mein Jeanshemd zog. Schnell schlüpfte ich in meine Vans und raste los, wobei mir die Kopfschmerzen das Autofahren nicht grade einfacher machten.

Nach einer halben Stunde Fahrt war ich dann endlich angekommen. Ich hatte keinerlei Lust auf Friede Freude Eierkuchen nach meinem Erlebnis von gestern Abend.
An der Tür erwartete mich schon meine aufgebrachte Mutter.
“Da bist du ja endlich! Du bist spät!”, mit diesen Worten schloss sie mich in den Arm. Sie trug ein rotes Sommerkleid, was ihre schmale Figur abzeichnete. Dazu passende rote Pumps. Ich fühlte mich sofort underdress.
Und dann betrat ich das Wohnzimmer. Alleine in dem Raum befanden sich mindestens zwanzig Leute, die ich nicht kannte. Mittendrin meine perfekte Schwester. Sie trug ein weißes enges Blumenkleid und High Heels. Ihre engelsblonden Locken fielen locker über ihre Schultern. Neben ihr stand Dominik. Auch er sah gut aus, beide hielten sich Arm in Arm.
“Oh ja, wir freuen uns ja so sehr auf die Hochzeit.”, sprach Ashley für Beide.
“Es soll in einer Kirche stattfinden und ich will ein bestimmtes Kleid, es ist wunderschön.”, Ashley schien mich nicht zu bemerken.
“Aber du kaufst es mir doch, oder Daddy?”, Ashley sah Dad an. Er verdrehte die Augen, nickte dann aber.
“Hey Dad.”, ich ging zu ihm und umarmte ihn und plötzlich war wieder dieser Stich in meinem Kopf.
“ANNY!”, Ashley fiel mir um den Hals. Sie drückte mich an sich.
“Ich bin sooo froh das du da bist! Du musst unbedingt meine erste Brautjungfer werden! Bitte bitte bitte!”
Vor lauter stechenden Schmerzen konnte ich mich fast nicht mehr auf den Beinen halten, geschweige dann ihr zu hören. Somit nickte ich nur und stützte mich gegen eine Wand. Was war los mit mir? Es war wie ein Schlag. Wie ein Pochen. Und es wurde Lauter, immer Lauter. Ich presste meine Hände gegen meine Schläfen, doch es hörte nicht auf. Pochen. Schlagen. Wie Herzschlag. Ich blickte mich im Raum um. Es war wie als würde ich die Herzschläge jedes einzelnen hören. Das war jedoch vollkommen absurd.
“Anny!”, mein Vater schüttelte mich am Arm. Ich zitterte am ganzen Körper. Was war los mit mir?
“Alles gut.”, murmelte ich.
“Tatsächlich.”, er sah mich besorgt an.
“Ich muss an dir Luft.”, ich stürmte aus dem Haus.
Draußen kam ich dann wieder ein wenig zu mir. Ich hielt mir die Ohren zu. Es soll aufhören.
Nach einer Weile beschloss ich mich bei Ashley zu entschuldigen, mein Geschenk dazulassen und zu verschwinden. Ich war froh als ich heil zu Hause angekommen war. Sofort ließ ich mich aufs Bett fallen und schlief.

Der piepende Wecker, den ich mir vorher gestellt hatte, weckte mich aus meinem Jahrhundertschlaf. Die Schmerzen waren wie verflogen. Vielleicht hatte ich das ja alles nur geträumt. Ich rappelte mich auf und machte mich fertig. Am liebsten würde ich gar nicht zurück in dieses Höllenloch aber ich brauchte den Job.
Kaum angekommen war schon wieder einiges los, die Biker waren jedoch nicht da. Doch sofort fiel er mir auf. Er mied jedoch meinen Blick. Ich wüsste so gerne seinen Namen. Er saß alleine am Tisch und deswegen nutzte ich die Chance und ging gradewegs af ihn zu.
“Danke. Du hast mich gerettet.” Jedoch schien er mich einfach zu ignorieren.
“Na gut. Was willst du trinken?”, ich nahm sein leeres Glas. Woher kam er gestern eigentlich? Darüber hatte ich mir noch keine Gedanken gemacht. Er trug wieder einen Anzug. Verdammt, ich brauchte seinen Namen.
“Whisky.”, er sah mich an. Seine Augen waren rot, feuerrot. Entsetzt schreckte ich zurück und machte mich verwirrt auf den Weg zur Bar und brachte ihm seinen Whiskey.
“Setz dich doch zu mir.”, sagte er.
“Was..?”
“Setz dich!”, er klang leicht befehlend.
“Ich muss arbeiten.”
“Bitte.”
Vorsichtig setzte ich mich auf den Stuhl ihm gegenüber.
“Wie ist dein Name?”, er blickte mich mit starrem Blick an. Jetzt waren seine Augen wieder strahlendblau.
“Anny..deiner?”, ich war gefesselt von ihm. So ging es mir noch nie. Ich war doch immer gefasst, was Männer anging.
“Daimon.” Daimon also. Das passte irgendwie zu ihm.
Er biss die Zähne aufeinander und schien nicht so gefasst wie sonst.
“Anny, du solltest hier nicht mehr arbeiten.”
“Wie bitte?”
“Bitte kündige.”
“Nein, ich brauche das Geld. Ich kenne dich nicht, wieso sollte ich kündigen.”
“Weil du in Gefahr bist.”
Ich merkte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich.
“Anny!”, mein Boss stand vor mir. “Ich bezahle dich zum arbeiten und nicht zum quatschen!”, fügte er sauer hinzu.
“Schon gut. Es tut mir Leid.”, ich stand auf. Daimon blickte mich noch mal an.
“Hör zu.”, mein Boss legte den Arm um meine Schulter.
“Halt dich von dem besser fern. Man sagt, dass er und sein Kumpel als letzte mit Judith gesehen wurden.”, dann ging er. Tatsächlich? Schockiert drehte ich mich noch mal zu ihm um, doch er war verschwunden. Das Geld lag auf dem Tisch mit einem Zettel.
Komm morgen zur Dämmerung an den Brunnen in der Stadt.
Ich steckte das Geld ein und schmiss den Zettel weg. Wieso sollte ich so verrückt sein und mich mit einem fremden treffen? Einen gutaussehenden Fremden. Der mir mein Leben gerettet hatte. Oder zumindest mich vor einer Vergewaltigung bewahrt hatte. Und irgendwie hatte er Recht. Ich wollte hier nicht mehr arbeiten. Und außerdem was hatte ich schon zu verlieren wenn ich hingehen würde. Zerstückelt im Container? Plötzlich begann wieder das Pochen in meinem Kopf. Ich sackte an der Bar nieder. Es war so laut. Und es wurde immer lauter. Ich rappelte mich auf. Ich musste hier raus. Sofort. Ich stürmte zur Tür, riss mir die Kellnerschürze ab und torkelte zum Auto. Umso schneller ich mich von der Menschenmenge entfernte, umso besser wurde es. Vielleicht sollte ich tatsächlich morgen zum Brunnen gehen, oder auch nicht..







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