Das Leben ist kein Wunschkonzert - Teil 3

Autor: Regentanz<3
veröffentlicht am: 08.04.2013


3 Kapitel
Der ganz normale Schulanfang

Zugegebener Maßen war ich alles andere als Nervös, während Mom mir andau-ernd in den Haaren wühlte, weil sie meinte, sie säßen nicht richtig.
Genervt nahm ich ihre Hände aus meinem Haar und war darüber froh, dass ich geistesgegenwärtig noch meine Haarbürste eingesteckt hatte. Puh.
Sobald ich irgendwie meine Mom losgeworden war, hatte ich auch schon meine Haarbürste gezückt und meine widerspenstigen Haare gebürstet. Oh. Ich musste los. Zuerst zum Direktor. Aber wo war der? Ich nahm meinen Rucksack und ging in die große Schule. Es war für diese Zeit ziemlich viel los und ich sah mich angespannt um. Wo war denn nur…?
>> Bist du nicht die Neue? <<, fragte ein blondhaariges Mädchen.
>> Ja. Warum? <<
>> Dann ist ja gut. Eigentlich sollte Chris dich einweisen, aber der kommt garantiert mal wieder zu spät! Also übernehme ich das. <<, lächelte sie. Ich nickte und folgte ihr den breiten Gang entlang zu einer Tür, neben der Sekretariat in verschlungenen Buchstaben stand.
>> Geh rein, ich warte solange. <<, sagte das blonde Mädchen und nickte mir aufmunternd zu.
Das Sekretariat war in warmen Orangetönen gestrichen und Lichtdurchflutet. Ich kramte den Zettel meiner Anmeldung aus den Hosentaschen meiner Hotpants und legte ihn auf die Ablage. Hinter dem Schreibtisch saß eine erstaunlich junge Frau. Ich schätzte sie 30 Jahre, wegen der Lachfältchen im Gesicht. Sie hatte große, blaue Augen, die mich an meine beste Freu… nein. War sie ja nicht mehr. Nicht seitdem sie mich so hinterhältig betrogen hatte. Immerhin wusste ich jetzt, dass er nicht die Liebe meines Lebens gewesen war. Zum Glück hatten wir noch kein Sex gehabt… Meine Jungfräulichkeit wollte ich garantiert nicht an irgendeinen Mistkerl verlieren! Ich verscheuchte die Gedanken.
>> Hier ist Ihr Stundenplan… Sophie. Viel Spaß und Glück an unserer Schule. <<, sie lächelte mich gehetzt an.
>> Dankeschön. <<, sagte ich und verließ das Sekretariat.
Das blonde Mädchen stand draußen und wartete schon auf mich. Immerhin hatte ich scheinbar meine Nische in dem Ökosystem Schule gefunden. Mir wurde et-was leichter ums Herz.
>> Hier wären wir… wie heißt du eigentlich? <<, fragte sie mich und lachte. Es klang so fröhlich, dass sie mich glatt ansteckte. Der Tag kam mir nur noch halb so schlimm vor.
>> Sophie. Und du? <<, strahlte ich zurück.
>> Ich heiße Lucy. <<, grinste sie und hielt mir die Tür zum Klassenraum auf.
Ich lächelte sie dankend an und sah mich nach einem leeren Platz um. Als ich fragte, wo ich sitzen sollte meinte sie, der einzige leere Platz, sei neben Chris. In der letzten Reihe links. Ich setzte mich einfach ans Fenster. Dann würde ich we-nigstens auf die triste Straße gucken können, wenn ich im Unterricht Langeweile hatte. Ein alter Mann nahm vorne am Lehrertisch Platz und ich wunderte mich, dass dieser Chris noch nicht da war. Gelangweilt ließ ich meinen Blick durch die Klasse schweifen. Ich bemerkte braune Augen, die sich in meinen Blick bohrten. Ein schlaksiger Junge mit kurzen, ebenso braunen Haaren starrte mich an. Ich wurde rot und sah aus dem Fenster. Das Klingeln, das wenige Minuten später ertönte, hörte ich gar nicht. Aus meinen Tagträumen über den mysteriösen Maler wurde ich von einem Knarren neben mir gerissen. Empört riss ich den Kopf in die Richtung es Karrens. Da war ein Typ. Scheiße! Da war der Typ aus dem Park! Seine grünen Augen sahen mich zuerst gelangweilt und dann belustigt an. Das Blut schoss mir in die Wangen. Ich hatte gehofft diesen Typen nicht noch einmal zu treffe. Aber warum wurde ich rot? Heute war ich total verunsichert. Ich meine, nicht dass es mich groß interessierte, was dieser Typ aus dem Park von mir dachte, oder der Stalker mit den braunen Haaren. Um mich abzulenken begrüßte ich meinen neuen Banknachbarn mit den netten Worten:
>> Du bist zu spät, Chris. <<
>> Na und? Bin ich immer. Gewöhn dich dran, Sonnenschein. <<, erwi-derte er. Sonnenschein?! Er kannte mich keine paar Sekunden und dann nahm er sich die Frechheit heraus mich, mich Sonnenschein zu nennen?! Ich atmete tief ein und aus, bevor ich antwortete. Meine Stimme bebte vor Wut.
>> Unterstehe dich, mich Sonnenschein zu nennen! Und wo warst du heute Morgen, als du mich hättest in der Schule herumführen sollen? <<, zischte ich so leise, wie es nur ging. Er sah mich erstaunt an.
>> Na im Bett. Mit dir wäre es vielleicht schöner gewesen, aber das lässt sich ja noch nachholen. <<, grinste er unbeeindruckt.
Ich drehte mich auf meine Ausgangsposition zurück und starrte wütend auf den Gehweg.
>> Bist nicht sonderlich gesprächig, was? <<, lachte er leise und ich spürte seinen Blick auf mir.
>> Du warst heute Morgen nicht da, warst gestern unverschämt und jetzt auch! <<, sagte ich wütend.
>> Ganz ruhig, Sonnenschein. <<, amüsierte er sich.
Den Rest der Stunde redete ich nur noch das Nötigste mit ihm.

Erleichtert nahm ich einen tiefen Zug der warmen Sommerluft, als ich das Schulgelände verließ. Länger hätte ich es da drin sowieso nicht ausgehalten. Andauernd hatte Chris mich angeschaut und ich hatte angefangen mich zu fra-gen, ob ich langsam paranoid wurde, denn immer wenn ich durch den Schleier meiner braunen Haare gelinst hatte, sah er entweder zur Tafel oder kritzelte in seine Block herum. Ich kam mir so frei, wie nie vor, während ich in den Bus stieg, der mich nach Hause brachte. Eigentlich hatte Mom drauf bestanden wol-len mich abzuholen, aber mit Mühe und Not konnte ich ihr versichern, dass man mit 17 Jahren sogar schon alleine mit dem Bus fahren konnte. Ich suchte mir einen Platz weiter hinten im Bus und setzte mich ans Fenster. Ich beobachtete die letzten Schüler, die aus der Schule schlurften, als ich bemerkte, dass ich von zwei stechend grünen Augen unverhohlen gemustert wurde. Eine Haarsträhne viel ihm ins Gesicht, aber er schenkte ihr keine Beachtung. Er wandte seinen Blick ab, nicht ohne mir zuzuzwinkern und setzte sich einen schwarzen Motor-adhelm auf den Kopf. Und wenige Sekunden, nachdem er den Motor eines neu-en und zugegebenermaßen ziemlich eindrucksvollen Motorrads zum Laufen ge-bracht hatte, düste Chris auch schon weg und ließ mich mit einem mulmigen Gefühl im Magen zurück.
>> Du bist Sophie, right? <<, fragte mich ein Junge, der sich wohl, wäh-rend ich Chris beobachtet hatte, neben mich gesetzt haben muss.
>> Äh… Ja. <<, sagte ich schlagfertig.
>> Ich bin René. Wir haben zusammen Englisch und Mathe. <<, erklärt er mir. René sieht aus, wie man sich einen typischen Surfer Typen aus Kalifornien vorstellt. Braungebrannte Haut, strahlende blaue Augen, blonde Haare und ein Zahnpasta Lächeln.
Ein starker amerikanischer Akzent unterstreicht seine Ausstrahlung und ich be-schloss ihn zu mögen. Wahrscheinlich waren fast alle Mädchen auf dieser Schule in ihn verschossen und trafen sich auf dem Klo, um über sein Lächeln zu dis-kutieren, oder das, was er heute anhatte.
>> Stimmt. Ich kann mich an dich erinnern. <<, log ich, um nicht zugeben zu müssen, dass ich mit den Gedanken den gesamten Tag woanders war.
>> Du kannst nicht besonders gut lügen, Sweety. <<, sagte er und ich lä-chelte ihn entschuldigend an.
>>Tut mir leid, aber es wäre nicht sehr gut gekommen, wenn ich das Ge-genteil behauptet hätte. <<, sagte ich und sah ihm in die Augen.
>> Don’t be worry, Sweety. Ich verzeihe dir. <<, lachte er und zwinkerte mir zu. Das war schon das zweite Mal an diesem Tag, dass ich ange-zwinkert wurde. Dankbar lächelte ich ihn an.
>> Du sitzt neben Chris, oder? <<, fragte er und sah mich mitleidig an.
>> Ja. <<, sagte ich und mein Gesicht verzog sich zu einer Grimasse.
>> Du Arme… Ziemlich viele Mädchen sind in ihn verliebt, aber er hatte noch nie eine richtige Freundin. Er schläft nur mit ihnen und bricht ihnen dann das Herz. <<, meinte René und ich fragte mich, welches Mädchen er wohl schon an Chris verloren hatte, aber ich fragte nicht weiter nach.
Den Rest der kurzen Busfahrt unterhielten wir uns über die Lehrer und über meine alte Schule und darüber, dass er in Kalifornien Urlaub gemacht hatte. Ich schloss René sofort in mein Herz und wusste, dass ich heute mehr, als nur eine gute Freundin gefunden hatte, sondern auch noch einen Freund, dem ich mich anvertrauen konnte.






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