Deep Obscurity - Teil 5

Autor: Noa
veröffentlicht am: 15.07.2013


Wahrscheinlich hat gar keiner mehr Lust die Geschichte zu lesen, weil sie einfach mal kommt wann sie lust hat. Dafür entschuldige ich mich. Aber teils ist auch BookRix schuld :D und mein Mini-Job :D
Naja, ich spam euch jetzt mal mit allem zu was ich noch an Kapiteln habe :DDDD


Kapitel 5

Es vergingen drei Tage. Unser Marsch führte uns immer weiter gen Osten. Wir mussten uns vor Tagesanbruch in Pensionen oder in kleinen Unterkünften verstecken. Auf unserem Weg begneten wir weiteren Dusts, die wir ohne zu Zögern umbrachten.
Eines Abends saßen wir vier in einem Hotelzimmer und Bat flog nervös hin und her.
„Es macht mich verrückt!“, fiepte er und umkreiste mit schnellen, flatternden Flügeln die Lampe an der Wand. „Diese Unruhe, das schlechtes Gewissen...ich kann nicht schlafen, nicht essen...muss...“
Ich seufzte und ließ meinen Kopf in meine Hände fallen, die auf meinem Schoß lagen. Blue kicherte und schnappte sich in rasender Geschwindigkeit Bat. Dieser wehrte sich in seiner Klaue und fluchte.
„Du fliegst Heim“, sagte er und lief zur Tür hinaus. Ich blickte den beiden hinterher.
Bat war keine gewöhnliche Fledermaus, sondern ein Wechsler. Wechsler konnten durch einen Fluch, der ihnen die Fähigkeit verlieh sich in schwarze Gestalten zu verwandeln, beliebig zwischen ihrer wahren Identität wechseln. Jedoch mussten sie an etwas gebunden sein, das ihre Bestimmung prägte. Dazu zählten Gebäude, Lebewesen und sogar Träume oder Erinnerungen. Bat war an unser Anwesen gebunden und je weiter er sich davon entfernte, desto schlimmer wurde der Drang zurückzukehren. Er bekam ein unvorstellbares Gefühl, das niemand außer den Wechslern verstand. Es war gleichzeitig eine Sucht und eine Art Heimweh. Wenn ein Wechsler sich zu lange außerhalb seinem Band befand, starb er. Bat wollte es riskieren, aber im Endeffekt wäre er gestorben. Sobald Blue ihn draußen freilassen würde, hätte er nicht mehr die Kraft dazu gegen seinen Willen zu kämpfen. Er musste sich seinem sehnsüchtigen Gefühl hingeben und nach Hause fliegen. Die meisten Wechsler banden sich an ein Anwesen oder an große Familie. Aber besonders an Vampire, da sie ewig lebten.
Blue trat wieder ins Zimmer. „Er ist davongeflattert.“
Ich nickte zustimmend und suchte den Blickkontakt mit Stone.
„Ich hasse es zu warten. Wie weit ist Snow noch entfernt?“, fragte ich und rutschte nervös mit meinen Füßen über den Fußboden.
„Nicht mehr lange. Circa dreihundertvierzig Kilometer“, bestätigte er mir.
Der Tag nahm endlich ein Ende und unseren Weg konnten wir seelenruhig fortführen. Wenn nicht erneut weitere Dusts unterwegs wären. Die Abtrünnigen wanderten auch wirklich überall herum. Blue spürte ihre Anwesenheit, bevor man sie überhaupt erahnen konnte. Seine Fähigkeit war überwältigend.
„Vier Gruppen von allen Himmelsrichtungen. Eine hat uns bereits entdeckt und stößt nun geradewegs zu uns. Die anderen drei scheinen sich ruhig zu verhalten. Wahrscheinlich plagt ihr Hunger sie. Wir müssen vorsichtig sein. Alle zusammen ergäben ein gefährliches Spiel.“
„Wie weit noch und aus welcher Richtung?“, fragte ich aufgeregt und drehte mich permanent um meine eigene Achse. „Ich sehe niemanden.“
„Nordöstlich.“
Mein Kopf drehte sich um neunzig Grad und ich richtete meine Augen auf die angegebene Richtung.
Blue schloss seine Augen, um sich besser konzentrieren zu können. Ich öffnete meine Finger wiederholend und wartete gespannt auf unsere Feinde.
„Ice, Ice, Ice,...“, ertönte eine Stimme hinter mir und ich drehte mich ruckartig um. Als ich in sein Gesicht blickte, musste ich erschrocken aufatmen.
„Branded“, flüsterte ich.
„Du kennst mich noch“, sagte er, aber sein feindseliges Grinsen verließ nicht sein Gesicht. Eines seiner Begleiter war ein ziemlich junges Mädchen. Gerade mal fünfzehn Jahre. Die anderen beiden waren ein Pärchen. Die Frau hatte glattes, braunes Haar und der man kurzes. Er hatte seinen Arm um sie geschlungen und gab das gleiche Grinsen wie Branded von sich.
„Du bist nun ein Dust?“, fragte Stone verärgert und biss wütend auf seine Zähne. Branded schnippte mit seinem Finger.
„Bingo!“
Ich ballte meine Fäuste. Er war damals einer unserer vertrauenswürdigsten Freunde gewesen. Er kämpfte an der Seite von Snow und mir. Wie konnte er bloß?
Als er mich weiterhin musternd ansah, wurde sein Lächeln weicher. Er verschränkte seine Arme vor der Brust. „Hör mal, Ice, ich will gar nicht gegen dich kämpfen. Wir sind selber ein bisschen in Eile. Meine Gründe für die Seite der Abtrünnigen waren berechtigt und selbst wenn du es nicht verstehen magst, hatte ich diese Entscheidung nie bereut.“ Er seufzte. „Nimmt unseren Weg, wenn ihr den anderen Abtrünnigen aus dem Weg gehen möchtet. Wir erledigen das.“
Ich zog verwundert eine Augenbraue hoch. Er war anscheinend immer noch derselbe Branded wie vor zehn Jahren. Er schien sich nicht verändert zu haben.
„Branded, noch eine Frage.“ Er zog eine Augenbraue hoch und wartete gespannt. „Weißt du wo Snow ist?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein. Ich habe ihn das letzte Mal vor neun Jahren gesehen.“ Ich war froh, dass er nicht noch nach dem Grund fragte. Erklärungen taten mir überhaupt nicht gut.
Branded lief an uns vorbei und ich schaute ihm noch nach. Warum hatte er sich ausgerechnet für diese Seite entschieden?
„Lasst uns weitergehen“, sagte ich kalt und führte unseren Weg weiter.
Am Abend kamen wir an einer leeren Waldhütte an. Ich hatte Durst. Nur wenige Kilometer weiter war ein Dorf. Noch bevor die Sonne aufging, verschaffte ich mir Nahrung. Es war leicht die Menschen bewusstlos zu schlagen und mir anschließend ihr Blut zu nehmen. Mit meiner Tränenflüssigkeit konnte ich ihre Wunden heilen.
Ich kehrte zurück und legte mich schlafen. Es waren nur noch wenige Kilometer bis wir endlich zu Snow gelangten.
Als die Sonne unterging setzten wir unseren Weg fort und Blue spürte wieder eine neue Anwesenheit. Er verschränkte die Arme und schaute hoch zu einem Ast. Ich verfolgte seine Blickrichtung und entdeckte einen Wechsler. Es war eine schwarze Katze mit blauen Augen. Sie sprang vom Baum hinab.
„Guten Abend, allerseits“, begrüßte er uns. Es war ein Kater. „Ihr seid auf dem Territorium von Schloss Cavalenia. Was ist euer Begehr?“
Stone und ich grinsten gleichzeitig. „Sagt Frau Cavalenia, das Herr und Frau Vallum zu Besuch da sind.“ Die Katze nickte und verschwand in leisen Schritten im Wald. Sie war sehr schnell und es dauerte nicht lang bis sie wiederkehrte.
„Ihr seid herzlich willkommen!“
Ich nickte bedankend und schritt der Katze nach. Blue und Stone folgten mir.
Im Schloss erinnerte mich beinahe alles an mein Anwesen. Die alten Mauern, die kalte Umgebung und die entsetzlich vielen Räume. Als wir hineinschritten, hörte ich schnelle Schritte und kannte sie zu gut. Crystal.
Sie sprang in meine Arme und umschloss mich in einer herzhaften Umarmung.
„Ice! Du hast dich ganze vier Jahre nicht mehr gemeldet. Eigentlich müsste ich dich dafür hassen, aber als ich von deinem Besuch hörte, konnte ich es nicht tun.“
Ich lächelte sanft und schlang auch meine Arme um sie. Als sie mich losließ, schaute ich mir ihre Veränderungen an. Dürre Wangen, Stupsnase, hellblonde, lockige, kurze Haare, dunkelbraune Augen, zierliche Figur und schlichte Kleidung. Sie hatte sich kein Stückchen verändert. Das freute mich.
Als sie mich ebenfalls intensiv betrachtete, schüttelte sie enttäuscht den Kopf. „Du hast dich ziemlich verändert. Du wirkst verkümmert.“ Ja, das traf es auf den Punkt. „Ausgetrocknet.“ Ich nickte.
Gerade als ich mich darauf freute mit einer alten Freundin Erlebnisse auszutauschen, tauchte er auf. Hero Cavalenia. Ich mochte diesen Typen nicht. Er schien zwar der Frauenschwarm aller Vampirmädchen zu sein, aber nicht mit mir. Hätte ich damals Snow nicht kennengelernt, wäre ich nun mit diesem Kerl verheiratet worden.
„Was für eine Ehre, Ice Vallum und ihr Bruder Stone“, meldete er sich und kam um die Ecke geschossen. Er nahm meine Hand, küsste ihren Rücken und lächelte mich schmeichelnd an. „Was ist euer Begehr?“
Crystal kicherte. Dann drückte sie ihren Bruder weg. „Du kannst später mit ihr reden, Hero. Sie ist meine beste Freundin und ich möchte jetzt mit ihr über alles reden.“
Er zuckte mit den Schultern und schaute dann zu Blue. Ich drehte mich zu ihnen um und merkte wie angespannt er war. Klar, dieses Anwesen war vollkommen fremd für ihn. Aber er hatte kein Wort mehr gesagt, seitdem wir immer näher dem Schloss gekommen waren.
„Und wer bist du?“, fragte Hero misstrauisch und verschränkte die Arme vor seiner Brust.
„Er gehört zu mir“, wandte ich schnell ein und Crystal nahm meine Hand.
„Komm schon! Mutter möchte dich bestimmt noch begrüßen. Vater ist nicht da, genauer gesagt, schon seit vier Jahren nicht mehr.“ Hier hatte sich wohl auch einiges verändert.
Wir wurden ins Wohnzimmer begleitet. Gegenüber von mir standen ein Sofa mit einem Kaminfeuer, dann ein riesiges Bücherregal, ein roter Teppich und ein kleiner dunkelholziger Tisch mit einer Vase. Zu meiner Rechten war ein großes Fenster, mindestens ganze vier Meter hoch. Die langen roten Vorhänge ließen den Raum alt und dennoch schön wirken. Links stand ein Tisch mit vielen Stühlen. Ansonsten hingen noch einige Bilder und Gemälde an den Wänden.
Crystals Mutter begrüßte mich freundlich. Waren sie nur noch zu Dritt? Sie hatte doch drei Töchter und sechs Söhne. Wieso blieben nur die Drei zurück?
„Es freut mich endlich wieder andere Gesichter zu sehen“, sagte eine bekannte Stimme und Crystals Mutter, deren Schönheit einfach unvergleichbar war, kam in einem langen blau-schwarzen Kleid zu mir gelaufen. Die Ärmel waren enganliegend und am Bauchbereich passte es sich perfekt ihrem ebenso zierlichen Körper an. Ihre roten Lippen verzogen sich zu einem warmen Lächeln und ihre glänzenden, lockigen, langen Haare fielen vorne über die Schultern. Sie nahm mich kurz in den Arm und begrüßte auch Stone. Blue lächelte sie warmherzig an. Sie wandte sich wieder zu mir.
„Nun, erzähl, Ice, wie geht es deiner Familie? Ist dein Vater noch immer fleißig am Arbeiten?“
Ich fasste an meinen anderen Arm und schaute nach unten. „Vater ist noch im Krieg, Mutter ist nun allein, Phoebe lebt nun in Italien und Light, mein Stiefbruder ist im Krieg gestorben.“
Sie hielt sich die Hand vor den Mund. Dann legte sie eine Hand auf meine Schulter. „Das tut mir sehr leid, Ice.“ Sie schaute prüfend zu Hero, als ob sie auf eine Erlaubnis von ihm brauchte zu fragen: „Wie geht es Snow?“
Ich nickte und wollte ihnen nicht erzählen, dass ich auf der Suche nach ihm war. „Ihm geht es gut.“ Das war eher eine Vermutung, als eine Feststellung. Ich hoffte, dass es ihm gut ging.
„Seit ihr durstig?“, fragte Hero, um schnell von dem Thema abzulenken. Er war für einen Augenblick davon gesprintet und im nächsten tauchte er mit Blutbeuteln auf. Er legte sie auf den großen Tisch.
„Meine restlichen Kinder sind im Krieg und mein Mann auch. Aber ich höre jede Woche von ihnen. Ihnen geht es allen gut. Mein Mann meinte, dass der Krieg womöglich bald endete. Aber es war eher eine Vermutung, als eine Theorie.“
Ich nickte. „Es würde meine Mutter bestimmt erfreuen, wenn sie Euch bald wieder besuchen kämen dürfte.“
Frau Cavalenia lächelte erfreut. „Sehr gerne doch.“
Crystal nahm meine Hand. „So, jetzt haben wir beide aber auch eine Menge zu besprechen.“ Bevor ich etwas sagen konnte, hatte sie mich in ihr Zimmer im dritten Stockwerk befördert. Ich setzte mich auf ihr Bett.
Sie schaute mich traurig an. „Ice, ich muss dir was sagen. Ich habe in den vier Jahren meine Fähigkeit erlangt.“ Ich zog beide Augenbrauen hoch. „Ich kann, naja, ich kann...“ Sie seufzte. „...Gefühle lesen.“
Jetzt wusste ich was der Ausdruck in ihrem Gesicht mir sagen wollte.
„Verstehe, dann weißt du, dass ich vorhin gelogen hatte.“
Sie nickte. „Etwas stimmt mir dir und Snow nicht. Das war am deutlichsten zu spüren.“
Ich schluckte, setzte mich aufrecht und schaute kurz aus dem Fenster. „Ich bin auf der Durchreise. Es sollte kein Besuch werden, aber ich wollte dich endlich mal wieder sehen. Ich bin auf der Suche nach ihm. Er ist vor vier Jahren in den Krieg mit meinem Vater gezogen und hatte versprochen zurückzukehren. Blue ist derjenige der mich zu ihm führt.“
„Du hast also deine Familie wegen ihm verlassen?“
Ich nickte.
Sie überlegte, lief im Zimmer auf und ab und ließ sich schließlich neben mir aufs Bett fallen.
„Wohin führt dich deine Reise?“
„Nach Osten.“
Crystal überlegte erneut. „Lass mich mit dir kommen!“
Ich sprang vom Bett auf. War das ihr Ernst?






Teil 1 Teil 2 Teil 3 Teil 4 Teil 5 Teil 6 Teil 7 Teil 8 Teil 9 Teil 10 Teil 11


© rockundliebe.de - Impressum Datenschutz