smells like teen spirit - Teil 4

Autor: LK
veröffentlicht am: 21.03.2013


Mia: Es war Montagmorgen. Wir hatten noch 5 Wochen Schule, bis Ferien waren. Bei uns waren die Abschlussfeiern immer etwas früher, keine Ahnung warum. Das Wochenende war relativ ereignislos zu Ende gegangen. Ich hatte mir ein paar kitschige Liebesfilme ausgeliehen, die ich mit meiner Freundin Leni angeschaut hatte. Von der Aktion mit Jonas hatte ich ihr nichts erzählt, sie hätte nur wieder ein rießigen Wirbel um diese Sache gemacht und das wäre mir unangenehm gewesen. Im Bus wäre ich fast wieder eingeschlafen. Einzig die kleinen Kinder, die schreiend vor, hinter und neben mir saßen hielten mich davon ab. In meinem Ranzen, ganz tief unten, unter meinen Sportsachen, lag die Jacke von Jonas. Er hatte mich nicht gefragt, ob ich sie haben würde und ich hatte keine Lust gehabt ihm zu schreiben, also wusste er immer noch nicht, dass ich die Jacke hatte. Nach wie vor hatte ich das Problem, das ich nicht wusste, wie ich sie ihm geben sollte. Ich hoffte einfach, dass ich ihn kurz alleine abpassen können würde und ihm die Jacke in die Hand drücken könnte. Vor dem Unterricht stand ich mit den Leuten aus meiner Klasse vor unserem Klassenraum. Wir alberten etwas rum, wobei ich mich eher im Hintergrund hielt. Ich war von Natur aus etwas Stiller, jedenfalls bei Leuten, die ich nicht gut kannte. Wenn ich mit meinen Freundinen zusammen war, sah das ganz anders aus. Das erste Fach, das wir heute hatten, war Mathe. Ich mochte Mathe, ich war gut im logischen Denken. Generell war ich sowieso in den meisten Fächern relativ gut, mir fiel das lernen leicht. Da Mathe nicht gerade das Fach, in dem die Leute aus meiner Klasse, extrem gut waren, half ich den meisten, zusammen mit meiner Freundin Beccy. Die Stunde zog sich endlos in die länge, so wie der ganze Tag. In den Pausen war Jonas nie alleine, er war immer von anderen umzingelt, er gehörte ja zu "den Coolen". Nach endlosen 8 Schulstunden, es war gerade 14:30 Uhr, lief ich Richtung Bushaltestelle, obwohl mein bus erst in 20 Minuten kommen würde. Leni, die normalerweiße mit mir im Bus fuhr, musste heute zum Arzt, das hieß, ich durfte alleine auf den Bus waren. Jonas Jacke hatte ich immer noch im Ranzen, ich hatte mir überlegt, dass ich sie einfach Dennis geben würde, der könnte sie dan an Jonas weitergeben. Als ich gerade darüber nachdachte, wann ich das nächste Mal Latein haben würde, saß ich, dass Jonas den Berg runter kam. Er lief in meine Richtung, er brauchte nicht mit dem Bus zu fahren, er wohnte ja in dem Dorf. Als ich sah, dass niemand bei ihm war, öffnete ich schnell meinen Ranzen und kramte nach seiner Jacke. Als ich sie gefunden hatte, war er schon fast um die nächste Kurve gebogen. Ich nahm sie in die Hand, stellte meinen Ranzen in eine Ecke gegen den Zaun, der dort stand und lief zu Jonas. "Jonas!", rief ich, nachdem ich festgestellt hatte, das er nicht bemerkte, dass ich mich ihm häherte. Er drehte sich um und schaute mich fragend an. Als ich mit seiner Jacke schwenkte hatte er scheinbar immer noch keine Idee, was ich wollte. "Ähm, ich habe deine Jacke", sagte ich, während ich etwas rot wurde. Es schien, als ob er endlich wusste, wovon ich redete. "Okay, aber warum hast du sie? Wer bist du überhaupt?"
Jonas: Ich hatte beim besten Willen keine Ahnung, wer das Mädchen war, das mir gegenüber stand. Sie hatte meine Jacke, aber woher? Ich fragte erst mal, wer sie war, und warum sie meine Jacke hatte. Sie wurde noch röter, als sie ohnehin schon war und antwortete, wobei sie sich immer mal wieder verhaspelte: "Naja, also, bei dem Abschlussball hattest du dich verletzt und dan, ehm, habe ich dir geholfen, und habe dir meine Jacke übergelegt, weil du draußen lagst und nur ein T-shirt anhattest. Weil mir dann kalt war, hat Dennis mir deine Jacke gegeben. Dann habe ich vergessen, sie dir zurückzugeben. Tut mir leid." Aha, das war also Mia. Die Mia, die mich verarztet hat. Ich musste grinsen. Ich kannte sie doch, wenn auch nur vom sehen. Ich fand es amüsant, wie sie hier stand und mich mit hochrotem Kopf anschaute. Ich merkte, dass sie nervös war. Anstatt zu reagieren wendete ich meinen Blick nicht von ihr ab. Ich ließ meinen Blick langsam von ihrem Kopf bis zu ihren Füßen schweifen und wieder zurück. Dabei merkte ich, dass sie ein ganzes Stück kleiner als ich war, wobei das auch nicht schwer war, ich war 1.85 m groß. Sie musste so um die 1,70 sein. Sie hatte eine dunkelrote, dickere Jacke über einem einfach schwarzen Top und eine dunkelblaue Jeans an. Ich wollte sie provozieren, also fing ich an zu grinsen und wartete auf eine Reaktion von ihr. Lange hielt sie meiner Musterung nicht durch, dann räusperte sie sich und drückte mir die Jacke in die Hände und drehte sich um. Sie ging wieder zu ihrem Ranzen. Grinsend drehte ich mich um, auch wenn ich keine Lust auf zuhause hatte. Also lies ich mir Zeit und ging extra einen Umweg. Daheim angekommen warf ich meinen Ranzen in die Ecke und lief in die Küche, um zu sehen, ob meine Mutter etwas gekocht hatte. Wie ich es mir gedacht hatte, stand ein Topf mit Nudeln auf dem Herd. Gerade, als ich mir einen Teller holen wollte, trat mein Vater in die Küche. "Du hast ja deine Jacke wieder", fing er an zu reden. Ich wusste nicht, warum er sich darüber mit mir unterhielt, normalerweise redete er kaum mehr als das nötigste mit mir, aber ich antwortete ihm: "Ja, war bei meinem Kumpel, wie ich es mir gedacht hatte." Er nickte, dann drehte er sich um, wahrscheinlich, um wieder in unser Wohnzimmer zu gehen. Noch bevor er die Wohnzimmertür erreicht hatte, drehte er sich zu mir um und teilte mir mit:"Ich habe beschlossen, das wir das Mädchen, das dich verarztet hat, mal zum Essen einladen. Am Freitag, deine Mutter kocht. Ich gehe davon aus, das sie kommt." Meine Gabel mit dem Essen stockte auf dem Weg zu meinem Mund. Erschrocken schaute ich meinen Vater an. "Gibt es ein Problem?", fragte er mich. Ich schüttelte den Kopf und aß weiter, auch wenn ich eigentlich gar keinen Hunger mehr hatte. Ich hasste es, wenn irgendwelche fremden Leute bei uns zu besuch waren. Die Einladung war nur dazu da, unser nicht vorhandenes Familienglück nach aussen hin zu präsentieren. Trotzdem sahen alle, wie mein Vater meine Mutter demütigte. Außerdem bemitleideten mich dann immer alle, dadrauf hatte ich keine Lust. Ich fühlte mich dann so, als ob anstatt das vermeintlich gute, dass schlechte Verhältnis in meiner Familie vorgeführt werden würde. Wenn Mia jetzt zu uns zum Essen kommen würde, würde sie es bestimmt überall rumerzählen, wie mich mein Vater immer runtermachen würde und alle in der Schule würden mich für einen Schwächling halten, der sich nichtmal vor seinem Vater verteidigen kann. Andererseits wollte ich wirklich keinen Streit mit meinem Vater, die Stimmung in meiner Familie war auch so schon schlecht genug. Also musste ich Mia wohl oder übel für Freitag einladen.





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