Dark Paradise - Teil 7

Autor: Euphoria
veröffentlicht am: 01.03.2013


Hier ist ein neuer Teil. Ich würde mir wünschen, dass ihr diesmal großzügiger seid mit dem Kommentieren. Wenn ihr das hier lest, dann hinterlasst mir doch einfach eine kurze Rückmeldung-auch gerne Kritik, damit würdet ihr mir wirklich sehr weiterhelfen! An alle, die meine Geschichte schon kommentiert haben: Vielen Dank, mit ein paar Worten motiviert ihr mich schon, ich habe mich wirklich über eure Kommis gefreut! LG Euphoria :D




!“ „Vielleicht“, presste ich hervor und machte mich dann unkonzentriert an den Parcours. Dieser war extrem anstrengend, ich hatte mich lange nicht mehr so anstrengen müssen. Die Hindernisse zu überwältigen war ja noch ein leichtes. Aber die Kraftstationen zum Aufwärmen ließen mich an meine Grenzen kommen. Ich schummelte mich immer ein wenig um die letzten Sekunden an der Station und stellte mein Durchhaltevermögen ganz schön auf die Probe. Jedoch weil den anderen das alles wohl wirklich keine Probleme zu bereiten schien, bemühte ich mich mitzuhalten. Mit der Weile jedoch schien es mir unmöglich weiterzumachen, wir hatten erst die Hälfte der Aufwärmzeit hinter uns und danach wartete erst das richtige Training auf uns. Alles um mich herum drehte sich verdammt schnell und ich bemühte mich gerade einen Schritt vor den anderen zu setzen. Da kamen auch schon zwei verschwommene Gestalten auf mich zu. Gedämpft nahm ich Nikks Stimme war, die mir riet mich hinzusetzen. Genau das tat ich und zwar mitten in die Mitte des Sportsaals. Langsam konnte ich wieder klarer sehen und erkannte nun auch den Neuen-Thilo vor mir stehen. Er konnte ziemlich angsteinflößend aussehen. Jetzt gerade jedoch blickte er fast belustigt drein. Ich hörte wieder Nikks ernste Stimme: „Also entweder bist du gerade nicht so ganz bei der Sache oder ziemlich aus der Übung…“ Auf Thilos Gesicht zeichnete sich nun mehr als deutlich ein mieses Schmunzeln ab. Ich dachte mir, dass wohl beides der Grund wäre, entschied mich aber trotzig: „Dann muss es wohl letzteres sein!“ Nikk legte den Kopf schief und musterte mich noch einmal von Kopf bis Fuß, dann meinte er wieder im Armeebefehlston: „Ich schlage vor, wir trainieren heute erst einmal in zwei verschiedenen Gruppen. Du und Thilo zusammen. Du brauchst noch ein wenig Einzelcoaching und Thilo halten wir lieber erst von den anderen fern.“ Er wirft Thilo einen strengen Blick zu. Gerade macht sich Nikk schon daran, eine Trennwand aus den anderen Wänden des Saals zu ziehen, da kommt Can von der Tribüne herunter, geradewegs auf uns drei zu. „Ich kann genauso gut Kaete trainieren. Ich glaube kaum, dass er und sie auf einer Leistungsebene sind. Was soll ein gemeinsames Training da für einen Sinn machen?“ Er deutete auf Thilo. Nikk warf ihm nur einen verärgerten Blick zu, wie ein Vorgesetzter, der unnötigerweise von seiner Sekretärin gestört wurde. Ich fragte mich, was das ganze sollte. Ich wollte zusammen mit ALLEN ANDEREN trainieren, irgendwie werde ich das schon durchhalten. „Ihr Platz ist da oben, Dalaunt Junior!“ Nikk warf seinen Kopf in Richtung Tribüne. „Ich bin hier der Trainer, schon vergessen? An diesem Ort werden keine anderen Anweisungen als meine befolgt, ver-stan-den?“ Nikk hypnotisierte ihn fast und warf auch uns danach noch zwei eindringliche Blicke zu. Ein Schauer jagte mir über den Rücken. Nikk konnte ganz schön hart sein! Höflich war er auch nicht gerade… „Ich glaube sie sollten endlich mal verstehen, wer hier tatsächlich das Sagen hat, Nikk! Und zu meiner Verteidigung: Ich habe ausdrücklich den Befehl erhalten, mich einmischen zu dürfen und zu sollen…Ich denke, an meiner Ausbildung dazu sollte es nicht mangeln….“ Can schielte dabei zu mir herüber, als er das sagte. Ich war wirklich verwirrt. Aber Cans Worte scheinen ihre Wirkung nicht ganz verfehlt zu haben. Nikk war nicht mehr ganz so unverschämt, als er erwiderte: „Sehr schön, Dalaunt, ich habe verstanden! Dennoch wird ihre gut gemeinte Hilfe momentan nicht benötigt. Ich habe alles unter Kontrolle, richten sie das aus!“ Grimmig, aber beherrscht drehte sich Can um und murmelte noch irgendetwas, was sich wie „Das sehe ich..“ anhörte, dann sah ich kurz darauf wie er sich wieder auf den roten Sitz neben Tom fallen ließ, er erwiderte meinen Blick. Hier unten ignorierte man den Vorfall völlig. Nikk kündigte im üblichen Ton an, er würde jetzt drüben ein paar Aufgaben geben und immer mal vorbei schauen. Dann waren Thilo und ich allein, bis auf die beiden Herren oben auf der Tribüne. Thilo packte mir kumpelhaft einen Arm auf den Rücken und zog mich so in die Richtung eines Geräteraumes, der sich sozusagen unter der Tribüne bestand. „Wollen wir mal schauen, womit wir dir so den Tag verderben können!“, zwinkerte er mir zu. Schockiert und überrascht stolperte ich hinter ihm her. Er suchte sich ein paar Barren und Bänke aus, die wir nun mühsam in den Saal schleppten. Ich merkte genau, wie er mich immer wieder auffällig von der Seite musterte und iich glaube mir war noch nie so unwohl in meinem Leben gewesen. Thilo hatte irgendetwas an sich, was….ich weiß nicht wie ich es beschreiben soll, jedenfalls erzielte es die Wirkung, dass ich nicht mehr klar denken konnte. Nachdem wir einige Geräte aufgebaut hatten, begann Thilo mir ein paar Übungen am Barren zu zeigen. Merkwürdige Klimmzüge und abgewandelte Liegestütz sollten das wohl sein! Da hatte ich ja jetzt schon verloren! Sofort sackte ich nach einem Mal wieder herunter. Wie sollte das jemals etwas werden? Thilo stöhnte scherzhaft. „Du meine Güte! Du musst dich schon ein bisschen anstrengen! Denk an irgendetwas was dich antreibt!“ Dummerweise fiel mir da nichts ein! Auf einmal griff Thilo nach meinen Beinen und hob mich hoch. Vor Schock hätte ich fast die Stange losgelassen! Alle meine Sinne waren vollkommen benebelt. Somit dauert es seine Zeit, bis ich verstand und mich immer wieder hochzog. Dank Thilo, der mich immer noch hielt. Nach gefühlten tausend Mal meinte ich: „Eh so ich glaub das reicht, oder?“ „Wenn du meinst! Ich hätte noch weitermachen können!“ Er zeigte mir wieder dieses Zwinkern, verschwand kurz im Geräteraum und kam mit zwei langen Stäben wieder heraus. Mit großen Augen starrte ich ihn an: „Was willst du denn damit? Stabhochsprung?“ Ich lachte ungläubig. „Quatsch du hast wirklich keine Ahnung von Sport! Pass auf..“ Er war begeistert wie ein Kind. „ Nimm mal das Ende der einen Stange in die rechte Hand, das Ende der anderen Stange in die linke, so wie ich auch, ja genau! Du kannst auch in die Schlaufe fassen. So, wenn ich jetzt die linke Stange auf dich zu bewege, dann musst du sie sofort zurück in meine Richtung drücken, okay? Sie könnte dich sonst verletzen! Mit der anderen Stange genau dasselbe! Wir fangen zuerst langsam an und werden dann immer schneller! Konzentrier dich!“ Die ersten Male spießte Thilo mich fast auf, aber demnächst reagierte ich rechtzeitig. Es war nicht leicht, mir den Stangen umzugehen, aber das Thilo und ich ungefähr dieselbe Größe hatten machte es leichter. Nach einer Stunde waren wir schon ganz schön schnell und hoch konzentriert. Allerdings schmerzten dann mit jedem Stoß meine Armmuskeln. Ich atmete tief durch, als wir schließlich mit dieser anstrengenden Arbeit abschlossen und hörte schon meinen Magen knurren. Aber weit gefehlt mit Ende: Thilo meinte: „Wenn wir jetzt aufhören, dann hat dir deine Anstrengung gar nichts gebracht! Aber vielleicht macht das Nächste dir ja mehr Spaß: Wir klettern!“ Er deutete auf eine Wand des Saals, die über und über mit grauen nachgebauten Felsensteinen bedeckt ist. Ich zog die Brauen hoch. Klettern gefiel mir zwar schon deutlich besser, als irgendwelche Kraftübungen, allerdings fragte ich mich, ob mich meine schwachen, schmerzenden Arme überhaupt noch halten würden. Doch Thilo kam schon mit sämtlichen Sicherungsgurten auf mich zu.
Er
Meine Laune war absolut auf dem Tiefpunkt. Ich hatte noch nicht einmal gewusst, dass es so einen Tiefpunkt bei mir gab. Aber zuzusehen, wie er mit Kaete trainierte, war unzumutbar. Genauso unzumutbar, wie es war, die beiden überhaupt gemeinsam trainieren zu lassen. Aber Tom sah keinen Grund, Nikk daran zu hindern. Wieder einmal stellte er sich als blinder Fisch. Oder er war einfach nur gutgläubig, doch das war nicht immer richtig. Irgendwann wird er das merken, aber ich werde garantiert nicht zulassen, dass das durch Kaete passiert-oder diesen unberechenbaren Thilo. In diesem Augenblick wünschte ich, ich hätte wirklich ganz alleine Kaetes Aufsicht-ohne das sich irgendwer miteinmischen würde. Nikk erst recht nicht-und jetzt sollte das noch nicht mal mehr Tom tun. Doch für diesen Gedanken schämte ich mich sofort. Genau deswegen war es gut, dass Tom da war. Er war für mich immer schon ein Fels in der Brandung gewesen. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass ihm das nie gezeigt hatte und er es vermutlich gar nicht wusste. Aber das war bei mir ja nichts anderes. Er hatte mir auch nie gesagt, was ich für ihn bin, er opferte sich immer für mich auf und sagte unbewusst immer das, was ich brauchte. Aber er hatte mir nie irgendwie gesagt, dass er stolz auf mich wäre, so wie ein Vater das gesagt hätte. Als Kind hatte ich immer gehofft und öfters auch gedacht, er hätte irgendwas angedeutet und er würde wie ich darauf vertrauen, dass der andere die Zeichen richtig deutet, aber ausgesprochen wurde nie etwas Derartiges. Aber das war nur ein Gedanke gewesen, heute war ich mir sicher, dass das nur Einbildung gewesen war, ein Kindertraum. Ich hatte mir einfach immer gewünscht, für Tom etwas Besonderes zu sein, besonderer als all die anderen, für die er genauso da war, wie für mich. Tom hatte nie einen so etwas wie einen Liebling. Er behandelte jeden gleich. Mit gleich viel Aufmerksamkeit, Humor, Lob, Kritik und Freundlichkeit. Die einzige Ausnahme war seine Frau. Alle anderen schätzten immer genau das an ihm, sie fanden es fair. Aber ich fand es nie fair, dass er keinen Unterschied machte. Egal ob man brav war oder sich immer mit anderen prügelte oder dumme Sprüche von sich gab, Tom liebte jeden. Heute weiß ich, dass das nicht jeder kann und das genau das seine Stärke ist, aber damals wünschte ich mir immer, dass ich sein Liebling wäre. Ich erinnere mich noch an eine Szene beim Fechten. Ich war vielleicht zwölf oder dreizehn und war vollkommen im „Fecht-Fieber“, weil ich mir immer vorstellte ich wäre ein tapferer Krieger, der die Guten verteidigt. Die Phase hielt auch noch bis zu meinem vierzehnten Lebensjahr an, wo ich mich entschied, an die Verteidigungsfront zu gehen oder jedenfalls erst mal auf das dazugehörige Internat. An die Front bin ich nie gegangen, dafür wäre es jetzt an der Zeit gewesen. Aber jetzt hatte ich wirklich besseres zu tun. Jedenfalls war ich auch ganz gut im Fechten, einer der Besten. Und das motivierte mich damals. Ich konnte nun zeigen, dass ich auch körperlich etwas drauf hatte. Nicht nur in Geisteswissenschaften, die allerdings auch wichtig fürs Internat waren. Man brauchte überhaupt zu allererst einen Grund, warum man das hier verteidigen wollte. Den hatte ich allemal, aber nun war ich eben auch sportlich gesehen dazu fähig. Dann war da eben dieser Wettkampf. Ich trat gegen einen Schwächeren an und alle wussten, dass ich gewinnen würde. Tom sah auch zu. Aber er feuerte nicht mich an, sondern meinen Gegner. Dabei wusste er, dass es für die Annahmebestätigung wichtig war, dass ich einige Siegesurkunden vorzeigen konnte. Und er wusste auch, wie sehr ich auf das Internat wollte. Und trotzdem feuerte er nicht mich an. Ich wusste nicht wie mir geschah und ich wusste auch nicht, was ich tun sollte. Ich wusste nur, dass Tom wollte, dass nicht ich, sondern mein Gegenüber gewinnt. Ich musste mich beherrschen, all meine Chancen nicht zu nutzen, aber ich schaffte es und überließ meinem Gegner den entscheidenden Punkt. Wahrscheinlich tat ich dies, weil ich mir so wieder Aufmerksamkeit und Lob von Tom erhoffte, aber der jubelte nur meinem Gegner zu und meinte begeistert: „Toby! Herzlichen Glückwunsch, super gespielt, du hast dir deinen Sieg verdient!“ Dieser Satz saß. Als Tom mich abklatschte sagte ich: „Ich dachte mir, dass ein Sieg ihm mal gut tun könnte. Ich habe ihn extra gewinnen lassen, Tom. Ist das erlaubt im Sport?“ Tom nickte nur und tätschelte mir die Schultern. Ich war damals so enttäuscht von mir. Wenigstens hätte er sagen können, dass das toll von mir war, dass ich so ein netter Junge wäre, dachte ich mir. Ich war lange wütend auf Tom, ich kann mich an kein anderes Erlebnis erinnern, was mich so von Tom enttäuscht hatte. Toby gewinnen zu lassen, bedeutete für mich nicht nur eine Medaille weniger, ich wurde noch lange in der Schule deswegen verspottet, weil ich gegen Toby verlor. Ich war wie gesagt einer der Besten im Fechten damals und Toba einer der Schlechtesten, die dieses Fach nur gewählt hatte, weil seine Eltern es so wollten. Sie wollten immer einen „starken, männlichen“ Sohn, mit diesem Sieg hatte ich Toby so viel geschenkt. Nur bekam ich nichts zurück. Mittlerweile weiß ich, dass man nicht immer etwas tun sollte bloß aus eigenem Interesse, aber damals hätte auch ich etwas gebraucht, nicht den Sieg, aber etwas anderes, was ich jedoch nicht bekam. Ich weiß noch genau, wie mich in diesem Alter gefühlt habe. Selbst heute noch fällt es mir schwer, diese Geschichte sachlich zu betrachten und sie hat mir einiges bezüglich Tom klargemacht. Irgendwie kam das jetzt alles wieder hoch. Ich konnte einfach nicht nachvollziehen, warum Tom Thilo so uneingenommen behandelte. Wie konnte er all das übersehen, was ich an Gefahren durch ihn sah? Tom schoss übers Ziel hinaus und damit riskierte er nicht nur seine Zukunft, sondern die von uns allen. Doch er ließ nicht mit sich reden, Schuld dafür waren seine schon zu fest verankerten Wertvorstellungen, daran ließ sich nicht rütteln. Mir blieb also nichts anderes übrig, als zuzuschauen. Wenn es ernst werden würde, würde ich dann sofort eingreifen, das war mir klar. Aber bei etwas anderem konnte ich nicht einfach zusehen, so wie jetzt gerade. Zusehen, wie Thilo sie hochhebt, damit sie Klimmzüge machen kann, zusehen, wie er ihr ständig zuzwinkert oder mit welchem Blick er sie mustert. Dabei verkrampfte sich jede einzelne Zelle meines Körpers. Schließlich stand ich sicherheitshalber auf und ging, ohne ein Wort. Ich wusste nicht, was ich sonst getan hätte. Ich wollte es auch gar nicht wissen, denn es machte mir nur wieder bewusst wie sehr es mich verändert hatte und wie wenig Kontrolle noch in meiner Hand lag. Am Anfang versuchte ich, diesen Gedanken wegzuschieben, aber bald wurde mir bewusst, dass man über seine Gedanken erst recht keine Kontrolle besaß und letztendlich gestand ich es mir sogar ohne Scham ein: Ich hasste ihn. Nie hatte ich jemanden wirklich gehasst. Aber bei Thilo war es so. Das spornte mich noch mehr an.






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