Farben der Liebe - Teil 2

Autor: Janine
veröffentlicht am: 31.12.2012


Für die, die es interessiert: Das Lied ist von Meat Loaf und heißt What about love?
Viel Spaß mit dem Teil
Lg Janine

Kapitel 1
Schwarz steht für…

…das Geheimnisvolle
Wie jeden Abend saß ich vor dem Bild und versuchte herauszufinden, was das fehlende Stück war. Wurde aber wie steht‘s in meine Erinnerungen zurückgerissen, wenn ich es betrachtete. So auch heute.
„Mami, warum schaust du so traurig,…“, riss mich mein kleiner Sohn nach einiger Zeit aus meinem tranceähnlichen Zustand und zog meine Aufmerksamkeit somit auf ihn.
„…wenn du das Bild anguckst?“, vollendete seine Schwester die Frage
Ein Lächeln stahl sich auf mein Gesicht, als ich die beiden so verunsichert im Türrahmen stehen sah und antwortete: „Mami ist ein Bisschen traurig, weil sie dadurch an euren Papa erinnert wird.“
Ich musterte sie und erkannte wie immer die Ähnlichkeit zu ihrem Vater. Devin war bis auf einige Kleinigkeiten sein ganzes Ebenbild. Er hatte nämlich nur meine Stupsnase und die grünen Augen von mir geerbt. Teilweise auch die rote Haarfarbe, wobei diese durch das braune eher bronzeähnlich wirkte und seine Haare besaßen keine Locken, sondern waren glatt. Diara hingegen war mir wie aus dem Gesicht geschnitten. Einzig und alleine die grauen Augen und eben der Braunton in ihren lockigen, roten Haare stammten von ihrem Vater.
Mit einem stummen Seufzen wurde ich wieder daran erinnert, dass sie mit knappen vier Jahren in dem nervigen Alter waren, wo sie alles wissen wollten und hauptsächlich mit dem obligatorischen >Warum?< alles hinterfragten.
„Das ist eine lange Geschichte“, meinte ich nur und blitzschnell kam die Antwort: „Erzählst du sie uns?“
„Na kommt her zu mir, meine Großen. Ich erzähle euch einen Teil der Geschichte, aber dann gehst du brav ins Bett, verstanden?“, fragte ich und klang am Schluss etwas strenger.
„Ouh ja!“, strahlten beide und tapsten auf mich zu. Anschließend kuschelten sich die Zwillinge an mich und ich strich ihnen über ihre Haare, als ich begann: „Wisst ihr wie diese Farbe heißt?“, damit deutete ich auf einen bestimmten Punkt in meinem Bild.
„Das ist schwarz!“, sagte Devin, nachdem er kurz mit gekrauster Stirn darüber nachgedacht hatte.
Ich lächelte, als ich weitersprach: „Richtig. Und mit dieser Farbe begann ich dieses Bild zu malen. Damals war ich vierzehn, und die Farbe stellt für mich das Geheimnisvolle der Welt dar, denn sie handelt von einer Erinnerung, welche ich, sieben Jahre bevor ich es zu malen begann, erlebt hatte,…“

„Hey Joshi, warte auf mich! Ich kann nicht so schnell!“, keuchte ich und hatte Mühe ihm nachzukommen.
Er verlangsamte seine Schritte nicht, sondern bog mit einem lachenden: „Niemals!“, flink um die Ecke. Die laute Musik einer Disco in welcher eine Oldies-Nacht gegeben wurde, begleitete mich. Ich hörte noch wie das Lieblingslied meiner Eltern anklang, als ich außer Atem um die Ecke in die Seitengasse bog.
-There’s a hole in the sky tonight. There the moon drift to far from sight-
(-Da ist eine Lücke im Himmel heute Nacht, der Mond ist zu weit aus unserer Sicht abgedriftet-)
Vor Schreck hätte ich beinahe auf geschrien, als mich mein bester Freund am Arm zu sich zog und mir seine Hand auf den Mund hielt.
„Pscht, keinen Mucks, sonst verrätst du uns! Schau doch mal da nach vorne, Emi!“, flüsterte er und deute als er mich losgelassen hatte nach vorne.
Kurz bevor ich nach vorne blickte, lauschte ich dem Lied, welches bis hierher getragen wurde. Schließlich, als die Neugierde überwog, sah ich doch nach vorne.
-I would search through this empty darkness to see your face in the morning light-
(-Ich werde in dieser ewigen Dunkelheit suchen, um dein Gesicht im Morgenlicht zu sehen-)
Dort standen eine Frau und ein Mann im Schatten der Hausmauer. Beide waren dem Aussehen nach keine Menschen, und starrten sich gegenseitig in die Augen, so als würden sie ein Blickduell führen. Die Frau hatte kohlschwarze hüftlange Haare. Aus ihrem Rücken ragte ein ebenso schwarzes Flügelpaar, welches an Fledermausschwingen erinnerte. Doch an den Enden von diesen Flügeln ragten weiße Spitzen. Ihr Figur war muskulös und aus ihrem lederoutfit ragte vom unteren rücken ausgegangen, ein ebenso schwarzer Schwanz. Ihre Haut ging leicht ins rötliche und ihre Fingernägel ähnelten Krallen. Im Dunkeln der Nacht wirkten ihre gelben, beinahe goldenen Augen mit der geschlitzten Pupille so, als würden sie leuchten. Um ihre vollen Lippen lag ein bitteres Lächeln, als sie sich mit einer Hand die Haare hinter ihr spitz zulaufendes Ohr gestrichen hatte, sich von seinen Augen losriss um ihren Gegenüber von oben bis unten zu betrachten.
-We’ve been lost in a sea of confusion. Got caught up in a selfish illusion-
(-Wir sind verloren in einem Meer der Verwirrung. Gefangen in unseren egoistischen Illusionen-)
Auch sah ich die kleinen Hörner oberhalb ihrer Stirn und obwohl ich eigentlich Angst haben sollte, war ich von ihrem Anblick fasziniert. Die Dämonin, als welche ich sie schließlich erkannt hatte, war schöner, als ich mir jemals ein solches Wesen vorgestellt hatte.
-But make no mistake: I will bend till a break. Don’t let fate make the choice for us-
(Aber mach keinen Fehler: Ich werde mich krümmen bis ich zerbreche. Lass das Schicksal nicht die Entscheidung für uns treffen-)
Ich hörte wie sie zu sprechen begann, lauschte ihren Worten aber nicht, viel eher wurde ich von ihrer dunklen, nahezu rauchigen Stimme eingelullt und von ihren spitzen Eckzähnen hypnotisiert.
-What about love that lasts forever? What about time to see it through? If you don’t give you just don’t get it-
(-Wie wäre es mit Liebe, die für immer halt? Wie wäre es mit Zeit, dies durchzuhalten? Wenn du nichts gibst, bekommst du es nicht-)
Erst die plötzliche Helligkeit riss mich aus diesem Bann, durch welche ich die Augen schließen musste. Sobald ich sie wieder öffnen konnte, ohne Gefahr laufen geblendet zu sein, betrachtete ich diesen seltsamen Mann vor der Dämonin, welcher ihr etwas mit blitzenden Augen zu zischte.
-What about me? What about you? What about love?-
(-Wie wäre es mit mir? Wie wäre es mit dir? Wie wäre es mit Liebe?-)
Auch er besaß ein Flügelpaar, welches aber aus etwas anderem bestand. Ich war mir nicht genau sicher was es war, aber es sah so ähnlich aus wie Federn. Schwarzen Federn. Auch waren seine Augen blutrot, was mir einen eiskalten Schauer einbrachte und ich leicht zu zittern begann.
-Once in a lifetime you’ll find someone heaven send for you. For a lifetime you’ll feel there’s a reason to believe. In a love that’s meant to be-
(-Einmal im Leben findest du jemanden der für dich vom Himmel geschickt wurde. Für ein ganzes Leben fühlst du dass es einen Grund gibt daran zu glauben. An eine Liebe die dafür bestimmt ist-)
Ich spürte nur am Rande, wie ein Arm um mich gelegt wurde und ich die Wärme eines anderen Körpers empfing.
-It feels like we’ve fallen from grace. Given up on the higher thing, ‘cause I know deep inside if we search we will find something to give us wings-
(-Es fühlt sich an als ob wir in Ungnade fallen. Angesichts der höheren Dinge, denn ich weiß tief in mir drin, wenn wir suchen werden wir es finden. Etwas das uns Flügel verleiht-)
Jedoch war ich zu gefesselt von diesen beiden Wesen. Ich setzte meine Musterung des Mannes fort und erblickte an seinem Hals ein rotes Zeichen, welches aussah wie ein Blutstropfen. Plötzlich geschah alles ganz schnell.
-What about love that lasts forever? What about time to see it through? If you don’t give you just don’t get it-
(Wie wäre es mit Liebe, die für immer halt? Wie wäre es mit Zeit, dies durchzuhalten? Wenn du nichts gibst, bekommst du es nicht-)
Die Dämonin warf sich diesem seltsamen Mann an den Hals und weinte: „Es tut mir so leid, mein geliebter Engel, ich bin zu schwach um dich zu retten!“
-What about me? What about you? What about love?-
(-Wie wäre es mit mir? Wie wäre es mit dir? Wie wäre es mit liebe?-)
Und auf einmal wurden die Flügel des Engels so weiß wie Schnee und erleuchteten alles mit ihrem Glanz. Aus seinen Augen wich das rote und wurde durch ein gleißendes blau ersetzt. Hinter den beiden lag eine Gestalt am Boden. Ich erkannte nur undeutlich, dass es ein Mann war. Er wirkte als wäre er tot, doch als dann ein silberner Hauch über seinen Körper und in ihn hinein glitt, öffnete er seine Augen mit einem tiefen Atemzug. Anschließend schloss er sie wieder und fiel in einen tiefen Schlaf.
-I can’t go on another day. Comin’ home and seeing you cryin’-
(-Ich kann keinen Tag mehr weiter machen, an dem ich heim komme und dich weinen sehe-)
Ein aufschluchzen ließ meinen Blick wieder zu den beiden Wesen gleiten, doch ich konnte nicht verstehen was der Engel sagte. Einzig und alleine den klaren und hellen Ton vernahm ich.
-Can’t stand on another night of telling you I’m tired when I’m dying-
(-Kann keine Nacht mehr ausstehen in der ich dir sage, dass es mir gut geht wenn ich sterbe-)
Ein Lächeln erschien auf meinen Lippen, als ich sah, wie der Engel der Dämonin einen Kuss auf die Stirn hauchte und dort einen bläulichen Stern hinterließ.
-Forever means nothing to live without you. Is reaching for something that ever comes through. Together is heaven apart we’re in hell. The time for forgiveness is now-
(-Die Ewigkeit bedeutet gar nichts, wenn ich ohne dich leben muss. Etwas zu erreichen, dass niemals wahr wird. Zusammen ist es wie im Himmel, getrennt sind wir in der Hölle. Jetzt ist Zeit für Vergebung-
Danach nahm er ihre Hand in die seinige und gemeinsam erhoben sie sich in die Nacht.
-Once in a lifetime you’ll find someone to share your dreams. For a lifetime our love will always set us free. Forever we’ll believe…-
(-Einmal im Leben findest du jemanden, um deine Träume zu teilen. Für ein Leben lang, wird unsere Liebe uns befreien. Wir werden für immer glauben…-)
„Ich glaube, dass ist die Liebe, von der mir meine Eltern immer erzählen! So eine wie die in Märchen oder wie die zwischen meiner Mama und meinem Papa! Ich mag auch einmal so lieben und geliebt werden!“, sprach ich schließlich leise und kuschelte mich an meinen besten Freund.
-I can’t forget the feeling of your sweat upon my skin and the tremble of your body on the day you let me in. it happens once, only once in a lifetime-
(-Ich kann das Gefühl deines Schweißes auf meiner Haut nicht vergessen und das Zittern deines Körpers an dem Tag, an dem du mich rein gelassen hast. Das passiert nur einmal, nur einmal im Leben-)
Darauf antwortete er lieb: „Das wirst du bestimmt, Emi. Und wenn nicht, dann bin ich auch noch da.“
Darauf sah ich ihn fröhlich an und sagte ehrlich: „Ich hab dich lieb, Joshi. Für immer und ewig, versprochen!“
Der Junge lächelte zurück: „Ich dich auch. Für immer!“
-On a summer night’s surrender with nothing to lose. You were scared and so was I when I gave myself to you. It happens once, only once in a lifetime-
(-An einer sommernächtlichen Hingabe, mit Nichts zu verlieren. Du hattest Angst und ich auch, als ich mich dir hingegeben habe. Das passiert nur einmal, nur einmal im Leben-)
Noch einen Moment blieben wir so, dann machten wir uns schließlich wieder auf den Heimweg. Doch bevor wir losgingen, meinte er zu mir: „Das was wir gesehen haben, bleibt unser Geheimnis, okay? Uns würde nämlich niemand glauben, wenn wir es erzählen würden.“
-What about love that lasts forever? What about time to see it through? If you don’t give you just don’t get it. What about me? What about you?-
(-Wie wäre es mit Liebe, die für immer hält? Wie wäre es mit Zeit, dies durchzuhalten? Wenn du nicht gibst, bekommst du es nicht. Wie wäre es mit mir? Wie wäre es mit dir?-)
„Indianer Ehrenwort“, grinste ich nach einem kurzen überlegen und verhakte meinen kleinen Finger mit dem seinigen.
-What about love that won’t say never? When you don’t know what you can do. If you don’t live you just regret it. What about me? What about you? What about love?-
(-Wie wäre es mit Liebe, die nicht Niemals sagen will? Wenn du nicht weißt was du tun willst, wenn du nicht lebst, wirst du es einfach nur bedauern. Wie wäre es mit mir? Wie wäre es mit dir? Wie wäre es mit Liebe?“
Danach nahm er mich an der Hand und gemeinsam gingen wir, mit dem Versprechen niemandem von unserem Erlebnis etwas zu erzählen, nach Hause.

„Und was ist dann passiert?“, fragte Diara neugierig und ich lachte: „Wir beide bekamen Ärger weil wir weggelaufen waren, wurden dann aber glücklich und erleichtert in die Arme von unseren Eltern geschlossen, weil uns nichts passiert war. So und nun ab ins Bett, meine Lieben.“
Nachdem sich beide von mir gelöst hatten, stand ich auf, nahm meinen Sohn und meine Tochter an der Hand und begleitete sie in ihr Zimmer. Wo ich sie zu ihrem jeweiligen Bett brachte und sie mit einem Kuss auf die Stirn zudeckte. „Schlaft schön, ihr beiden“, sagte ich bevor ich das Zimmer verlassen wollte, doch jemand hielt mich an der Hand zurück.
„Was ist denn, Devin?“, fragte ich nachdem ich mich umgewandt hatte.
Er gähnte und fragte müde: „Hast du jemals wieder so einen Engel und Dämon wieder gesehen?“
„Leider nein, aber ich weiß, dass sie gut versteckt unter uns leben.“
„Toll“, grinste er und schloss von der Müdigkeit besiegt seine Augen.
Ich verließ mit einem letzten Blick auf die beiden das Zimmer und betrat mein eigenes. Dort zog ich, bevor auch ich mich schlafen legte, mein altes spitzen Nachthemdchen an und kuschelte mich in mein Bett. Anschließend knipste ich das Licht aus und schloss meine Augen. Doch der Schlaf wollte einfach nicht kommen. So wälzte ich mich hin und her, aber es half nichts. Am Rücken liegend lauschte ich nun einfach in die Stille hinein und wartete darauf, dass mich endlich der Schlaf einholen würde. Mehr unbewusst als bewusst umfasste ich den Anhänger, welcher an der Kette hing, die ich um den Hals trug. Er stellte zwei Hände dar, die einander festhielten und wenn man ihn umdrehte, konnte man in einer winzig kleinen Schrift die Initialen zweier Personen und darunter noch einen Satz erkennen:
R.N.N & A.J.K
Für immer und ewig!
„Du bist so eine Idiotin, Ranya Noemi Nerlos! Du kannst ihn nach all den Jahren doch nicht immer noch lieben!“, schallte ich mich selbst, als ich bemerkte, wie ich mal wieder diesen verdammten Anhänger umklammert hielt, von welchem ich mich nicht trennen konnte und sank schließlich, den Anhänger immer noch haltend, in einen tiefen Schlaf. Wobei ich die ganze Nacht nur von Adrian Joshua Kors alias Devins und Diaras Vater träumte.





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