Azrael; mein Engel des Todes - Teil 2

Autor: Feder & e93
veröffentlicht am: 03.01.2013


Echt schade das die Geschichte nicht gelesen wird, aber liegt wahrscheinlich auch daran, dass die meisten zurzeit im Urlaub sind oder ihre Ferien auf einer anderen Art und Weise genießen. :)

Übrigens wünschen wir allen ein frohes Neues.

PS. die Links müsst ihr einfach kopieren und dann im Adressfeld einfügen.

Cover:
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Engelskette:
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So, viel Spaß mit dem 2. Teil.


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Teil 2 – Das Wiedersehen

Seit diesem Tag an, hatte Azrael die kleine Scarlett nicht mehr kontaktiert, nur an ihren Geburtstagen saß er stets auf der Bettkante und bewunderte ihre zarte heranwachsende Schönheit. Unglaublich, wie schnell ein Mensch wuchs. Azrael selbst hatte kein Zeitgefühl, denn er würde bis ins unendliche leben. Selbst wenn die Welt untergehen würde, würde er als Engel weiter existieren. Seine Aufgaben erfüllte er vorzüglich und doch musste er an bestimmten Situationen an die Kleine denken. Bald würde er sie sicher besuchen gehen, denn schon seit vier und halb Jahren hatte er sich nicht mehr bei ihr blicken lassen.

Heute war ihr 10. Geburtstag, aufgeregt wartete sie ungeduldig auf ihre Gäste. Eine silberne Krone zierte den Kopf während der zierliche Körper in ein rosanes Kleid eingehüllt war. In ihrer rechten Hand hielt sie ihren Zauberstab und weiße Feenflügeln ragten aus dem Rücken. Das Motto war Kostümparty. Jeder würde ein cooles Outfit anhaben. Wenige Minuten später war sie fertig angezogen, setzte sich auf die Fensterscheibe und sah den Regen gegen die Glasscheibe prasseln und es klang lustig. Endlich sah sie das erste Auto und ihre beste Freundin Maya stieg aus. "Mamaaa, sie kooommen", rief Scarlett und rannte schnell zur Tür, um diese zu öffnen. Quietschend begrüßten sich die Mädchen und liefen ins Wohnzimmer, während die Eltern sich über dies und das unterhielten. Nach und nach kamen die anderen Gäste, als sie vollständig waren wurden zuerst die Geschenke ausgepackt und anschließend die Geburtstagstorte, von der Fee persönlich geschnitten, gegessen.
Azrael war auf der Erde und mit seinem BMW fuhr er zum Haus der kleinen Fee und klingelte an der Tür. Natürlich war er in seiner menschlichen Gestalt und in seiner Hand hielt er ein riesiges Geschenk. Es befand sich ein kleines Schloss dadrin, wo sie sich zurückziehen konnte, wenn sie mal ihre Ruhe brauchte. Der Engel wartete ungeduldig an der Tür und trat leicht mit seinem Fuß auf und ab. Sie hörte das Klingeln, brach das Spiel ab, rannte zur Tür und riss sie weit auf. Ihre Augen wurden groß und glänzten. "Da bist du ja endlich, du warst so lange weg!", beschwerte sie sich gleich und sah das Geschenk. "Ist das Geschenk für mich?", sie deutete darauf, hüpfte ungeduldig auf einer Stelle.
Azrael bückte sich runter, nahm sie in seine Arme und bestätigte freundlich: "Ja, nur für dich, meine kleine Fee." Dann ließ er sie wieder runter und wurde von Scarlett ins Wohnzimmer gezogen. "Schau mal, wie viele Leute schon da sind.", meinte sie stolz und der Engel begrüßte alle kurz und knapp und gab zu verstehen: "Ich wollte ihr nur ihr Geschenk vorbeibringen." Dann schaute er zu der Engelssichterin und herrschte charmant lächelnd: "Mach es auf, ich will sehen ob es dir gefällt."
Unverzüglich machte sie das Geschenk auf und jubelte laut: "Oh, ich habe ein Schloss bekommen!" Sie umarmte ihn und gab einen Kuss auf die Wange: "Danke, das ist schön. Jetzt bin ich eine echte Feenprinzessin!" Kichernd sprang sie dann durch den Raum und begann zu tanzen. Ihre Freundinnen bewunderten das Geschenk, dann tanzten sie lachend mit und freuten sich für Scarlett.
Lässig ging der Todesengel einmal durch seine goldblonden Haare und packte sie leicht am Arm, ehe er ihr tief in die Augen schaute und zufrieden lächelte: "Freut mich das es dir gefällt. Pass gut drauf auf, verstanden? Ich muss jetzt wieder gehen, ok?"
Scarlett presste sich sofort wieder an ihn: "Aber du kommst doch wieder, oder?" Ihr Kopf legte sich in den Nacken, sodass sie sein Gesicht ansehen konnte: "Bitte komme wieder!" Ihre Unterlippe zitterte ein wenig, ein Zeichen dass sie kurz vorm weinen war.
Was taten andere Engel in solchen Situationen? Er wusste es nicht, genauso wenig, wie er wusste, was er selbst zutun hatte. Also legte er Daumen und Zeigefinger um ihren Kiefer und blickte ihr tief in die Augen. "Schätzchen, ich werde bestimmt bald kommen, aber ich bin ein viel beschäftigter Mann, das musst du verstehen."
Anschließend schaute er zu den Erwachsenen und nickte ihnen zu: "Natürlich, wenn das in Ordnung für sie ist."
Langsam nickte Scarlett: "Okay." Die Mutter trat nach vorne, sah Azrael ernst und sogleich misstrauisch an: "Ja, das ist in Ordnung. Ansonsten wird Scarlett traurig und das wollen wir ja nicht." Ihre Tochter strahlte wieder und ging zu ihren Freundinnen: "Lass uns jetzt unsere Prinzen retten!"
Nachdem der Todesengel der Mutter in die Seele geblickt hatte, um zu kontrollieren, ob alles in Ordnung war, bejahte er nur und sprach: "Danke." Folglich schaute er zu den anderen Gästen und sagte bestimmt: "Ich wünsche allen noch einen wunderschönen Tag." Mit diesen Worten verließ er auch das Haus und lief Richtung seines BMWs. Warum tat er das überhaupt?
Sie spielten eine Weile bis es abends wurde und ihre Gäste abgeholt wurden. Ihr Vater stellte das Schloss in ihrem Zimmer ab, sogleich nahm sie ihre Kuscheldecke, Kissen und ihr Teddy und ging in das Schloss hinein. Sie machte es sich gemütlich und las ein wenig im Bilderbuch bis die Augen zufielen. Scarlett träumte von ihrem Geburtstag und von Azrael, die Beiden flogen im Himmel frei herum. Ein Lächeln malte sich in das kindliche Gesicht.

Bevor sich Azrael wieder bei ihr blicken ließ vergingen drei Wochen. Die Arbeit war eben wichtiger und zudem wusste er auch gar nicht, was er mit ihr besprechen sollte, denn nicht nur das sie ein Mensch war, nein, sie war auch noch ein kleines Kind. Dennoch beschloss er sie am nächsten Tag von der Schule abzuholen. Da er nicht mit leeren Händen erscheinen wollte, hatte er ihr sogar eine Barbiepuppe besorgt.
Um 13 Uhr verließ Scarlett das Schulgebäude und entdeckte sofort eine bekannte Gestalt am Schultor. "Azrael!", ihre Augen begannen zu leuchten. Ohne sich von ihren Freundinnen zu verabschieden rannte sie zu ihm, das Haar wehte im Wind und Scarlett umarmte ihn stürmisch: "Holst du mich ab?" Dann entdeckte sie eine Barbiepuppe, sie quietschte begeistert: "Ist sie für mich?"
Wenn er Gefühle hätte würde er jetzt sicherlich breit grinsen und sie fest in die Arme nehmen und sie um sich selbst drehen. Aber er war ein Engel und empfand diese menschlichen Gefühle nicht. Also lächelte er knapp, so kannte er das von den anderen Menschen, die in so einer Situation steckten und bejahte mit seiner unwiderstehlichen Stimme: "Ja, ich hole dich ab. Den ganzen Nachmittag werden wir gemeinsam verbringen. Die Puppe ist auch für dich." Folglich hielt er ihre Hand fest, schaute nach rechts und links und überquerte die Straße um zum Wagen zu gelangen. Da sie 10 Jahre alt war, brauchte sie kein Kindersitz mehr. Das mit den Eltern hatte er bereits geklärt.
"Ich will auf den Spielplatz!", erläuterte sie unverzüglich und begann von ihrem Schultag zu erzählen: "Weiß du, ich war heute ein Mathegenie, die Anderen haben nie was gewusst, aber ich. Und Daniel ist doof, er haut mich immer und sagt ich bin eine blöde Kuh! Maya meint, er macht dass nur, weil er mich liebt, aber ich mag ihn nicht. Ich werde nämlich später dich heiraten!" Sie begann leise zu kichern und sah ihn mit strahlenden Augen an.
Oh nein, was sagte sie da? Heiraten? Mit einem Engel? Auch wenn das nur der Gedanke eines kleinen Mädchens war, würde und könnte das niemals wahr werden. Er durfte sich sowieso nur in ihrer Nähe befinden, wenn er ihr ausdrücklich zeigen würde, dass er keine Gefühle für sie haben würde und könnte. Dennoch hörte er ihr vollherzig zu und strich ihr übers Kopf, ehe er fragte: "Hast du Hunger?" Den Rest ignorierte er einfach.
"Ja, habe ich. Darf ich Cheeseburger essen? Und Cola trinken? Meine Mama will das nicht immer, weil sie sagt das es ungesund ist. Aber du erlaubst es mir doch, oder?", sie setzte ihren Welpenblick auf und schenkte ihm ihr schönstes Lächeln.
"Ich weiß nicht", gab der überforderte Azrael ihr zur Antwort, doch nickte anschließend, fuhr zum nächsten McDonalds und kaufte ihr ein Happy Meal. "Wolltest du das haben?", forschte er nach, während er für sich selbst ein Chickenburger gekauft hatte. In dieser Menschengestalt hatte selbst er Hunger. "Gefällt dir dein Spielzeug?"
Nachdem beide sich ein Platz zum Sitzen gesucht hatten, biss sie glücklich in ihr Burger und beantwortete mit vollem Mund: "Das Spielzeug ist super!" Laut schlürfend trank sie ihre Cola, dann stützte sie sich auf ihre Arme, die Stirn runzelte sich leicht und die Augen sahen ihn neugierig an: "Sag mal, kannst du fliegen?"
Leicht verwirrt schaute der Engel zu Scarlett und fragte: "Wie kommst du denn jetzt auf diese Frage?" Es war wirklich eigenartig, denn er hatte es noch nicht bestätigte, dass er ein Engel war.
Sie hob ihren Finger und schnipste dann, ihre Nase kräuselte sich leicht: "Meine Oma hatte mir erzählt, dass Engel uns zum Himmel bringen, wenn wir sterben. Darum komme ich darauf! Und da du bei ihr warst, als sie starb, habe ich mir gedacht, dass du vielleicht ein Engel bist. Du kannst dich auch wegzaubern! Und nur Engel haben Magie! Ich bin nicht so dumm, falls du das denkst." Sie grinste breit, wodurch man eine Zahnlücke erkannte.
Jeder schaute diese zwei an und Azrael atmete nur tief ein und aus ehe er befahl: "Iss dein Essen weiter, wir reden später darüber." Dann musterte er sie, so schöne dunkle Augen und dunkle Haare. Engel fanden schon immer Menschen so fabelhaft. "Was willst du eigentlich später werden?" Leise murrte sie und aß schweigend ihr Essen auf. Frech kam eine Antwort von ihr: "Sag ich dir nicht!" Arme verschränkten sich, Augen funkelten belustigt. Ungeduldig zappelte Scarlett mit den Beinen und schnipste ein Krümel vom Tisch, welches direkt in Azraels Haaren landete. Er entfernte den Krümmel von seinem Haar und schaute Scarlett tief in die Augen.
"Du willst spielen?", informierte er sich mit einem bedenklichen Blick und warf eine Pommes auf sie. "Du musst die Pommes die ich werfe fangen und essen, verstanden?"
"Jaa!", lachte Scarlett, hob die Pommes auf und stopfte es in ihr Mund hinein. So verging eine Weile bis keine Pommes mehr übrig war. "Gehen wir jetzt auf den Spielplatz?", fragte sie und fuhr fort: "Ich will schaukeln und du musst mir Schwung geben!"
"Einverstanden, komm mit.", herrschte Azrael sie an, nahm ihre Hand und beide verließen gemeinsam das Bistro, stiegen in sein Wagen ein und fuhren zum nächsten Spielplatz. Kurz hatte sie bei seinem forschen Ton zusammengezuckt und kommentierte beleidigt: "Du muss freundlicher werden!"

Auf dem Spielplatz angekommen liefen beide wieder Hand in Hand zu den Schaukeln und vorsichtig schubste der Engel die Engelssichterin an. Begeistert rief Scarlett: "Höher, höher! Ich will nämlich fliegen!" Ihre Beine streckten sich nach vorne aus, das Haar tanzte wild in der Luft und ihre Wangen wurden rosig.
Es machte ihm wirklich viel Spaß ihr dabei zuzuschauen, wie sie ihren Spaß hatte und wie glücklich und unbeschwert sie wirkte. Diese Gefühle kannte Azrael, aber konnte keine von ihnen empfinden. Es war interessant zu sehen, wie Menschen so emotional sein konnten. Während er in Gedanken noch an diese Dinge dachte, schubste er sie vorsichtig noch mehr an, doch achtete darauf, dass sie nicht fiel.
Als das Mädchen wieder oben war, ließ Scarlett die Schaukel los und sprang mit einem kräftigen Ruck in die Luft. Für einen Moment glaubte sie tatsächlich fliegen zu können, bis auf einmal die Schwerkraft sie wieder gen Boden zog. Sandkörner vergruben sich in die Handflächen, die Landung war hart und ertönte mit einem stumpfen Aufschlag. Der linke Fuß rutschte irgendwie aus und knickte um, plötzlich meldete sich dort ein stechender Schmerz. In den Augen sammelten sich die Tränen, obere Zähne bohrten sich in die Unterlippe und Scarlett versuchte aufzustehen, die Belastung ertrug ihr Fuß nicht und protestierte mit weiteren Schmerzattacken. Haarsträhnen verdeckten verwirrt ihr Gesicht und sie wusch hektisch die Tränen weg, denn nur Babies weinten ja bekanntlich. Für einen Augenblick bildete sich in Azraels Gesicht so etwas wie Schock, doch sofort marschierte er zu ihr, nahm sie in seine Arme, legte seine Hand auf die Wunde und heilte sie durch seine Kraft. "Scarlett, mach so etwas nie wieder! Du kannst nicht fliegen, sieh es ein!", machte er ihr streng bewusst. Folglich legte er seine Hand auf ihren Hinterkopf und drückte ihr Gesicht gegen seine Brust. "Hörst du? Ich verbiete dir solche verbotenen Dinge zu unternehmen! Ein Mensch lebt nur einmal!" in manchen Fällen sogar zweimal, wie zum Beispiel sie selbst.
Fasziniert stellte sie fest, dass die Schmerzen nachließen und der Fuß wieder belastbar war: "Das ist ja so cool, ich will auch zaubern können!" Dann kuschelte Scarlett sich an ihn: "Aber Azrael, das ist doch nicht verboten. Jedes Kind macht das! Und außerdem bist du nicht mein Vater, du kannst mir nichts verbieten. Ich werde aber fliegen können, nämlich mit einem Fallschirm oder mit einem Drachen!"
"Drachen? Die gibt es doch gar nicht.", merkte der Todesengel an, da er an die Fabelwesen dachte und schaute das kleine Mädchen mit einer Augenbraue in die Höhe gezogen an. "Du könntest aber mit einem Heißluftballon fliegen, wenn du willst können wir das auch gleich ausprobieren. Übrigens ich zaubere nicht, ich heile nur. Verwechsele Engel niemals mit Zauberer. Denn Zauberer, Vampire oder Hexen gibt es nicht, aber Engel existieren."
"Ja Drachen, ich glaube die Erwachsene nennen sie Fluggleiter oder so", erklärte sie und ihre Augen begannen zu strahlen: "Au ja, ich will mit Ballon fliegen. Das ist bestimmt echt cool!" Scarlett nahm seine Hand und zog ihn zurück zum Auto: "Hast du eigentlich Flügel?"
"Du hast mich doch in meiner wahren Gestalt bereits gesehen, erinnerst du dich?", fragte er die Engelssichterin und kniff ihr leicht in die Wange. "Aber das ist unser Geheimnis verstanden?", fragte er sie auffordernd weiter und strich ihr über ihre schwarzen Haare. Beim Wagen angekommen, schnallte er sie an, auch wenn sie es selbst tun konnte und fuhr los. Die ganze Fahrt war sie schweigsam und schien nachdenklich zu sein, als sie ihr Ziel erreichten, grölte Scarlett: "Jetzt erinnere ich mich! Warum muss das ein Geheimnis bleiben?" Sie sah aufgeregt die Ballons und begann unruhig zu werden: "Ich will in den Blauen! Bitttee!"
"Weil ich dann einfach verschwinden würde, wenn du willst das ich bei dir bleibe, dann muss das unser Geheimnis bleiben, verstanden?"
Auf dem freien Feld, gab es viele Heißluftballons zu mieten. Auch waren bereits einige Menschen anwesend, da das Wetter einfach nur herrlich war.
"Komm, dann lass uns mal zum blauen Ballon gehen." Gesagt getan, beide liefen dorthin und Azrael mietete den Blauen. "Dann bleibt das unser Geheimnis, ich will nämlich nicht das du gehst, dafür hab ich dich zu doll lieb!", bestärkte sie aufrichtig und wirkte dabei sehr erwachsen.
Zu dritt, also auch mit einem Betreuer stiegen sie nun in den Heißluftballon ein und Azrael beobachte Scarlett. Wie sorgenfrei und schnell beeindruckbar sie doch war. Sobald der Ballon immer mehr in die Höhe stieg, trat das Kindliche wieder hervor, begeistert schaute sie über den Korb und sah, wie die Welt unter ihr kleiner wurde: "Ohh, ich sehe meine Schule!" Ihr Finger deutete nach hinten auf ein kleines Gebäude. Azrael stand mit verschränkten Armen einfach nur an einer Ecke und nickte ihr, nachdem sie ihr Gesicht zu ihm umgedreht hatte, um zu überprüfen, ob er denn ihr auch wirklich zu hörte, zu. "Ich rede ungerne viel, daran solltest du dich vielleicht gewöhnen", riet der Todesengel.
"Wie kann man nicht viel reden mögen? Reden ist wichtig und macht viel aus!", fand Scarlett eindringlich und schaute dann wieder runter: "Ich glaube ich sehe mein Haus. Und den Kirchturm! Da hinten ist der Fernsehturm!"
"Es gibt Menschen, sobald sie zu viel reden, werden sie nervig und zudem, wie bereits erwähnt, bin ich eine sehr beschäftigte Gestalt." Der Betreuer schaute ihn entgeistert an und schüttelte seinen Kopf. "Sind wohl der ältere Bruder der nur selten Zeit für die Schwester Zeit hat was?", forschte er grob nach und Azrael quittierte genervt: "Das hat Sie nichts zu interessieren."
Folglich widmete er sich wieder Scarlett zu und legte einen Arm um ihre Schulter. "Und gefällt es dir hier oben?"
Beleidigt schüttelte sie seine Hand ab: "Du bist doof. Ich will jetzt nach Hause, habe keine Lust mehr!" Ihre Unterlippe war ein wenig nach vorne geschoben, Augenbrauen zogen sich zusammen und eine kleine Falte legte sich auf der Stirn. Arme verschränkten sich und die Augen starrten wütend auf den Boden.
"Scarlett!", ertönte die gereizte Stimme des Todesengels, der tief ein und aus atmete und den Betreuer befahl umzukehren. Nach einer Viertelstunde kamen sie wieder auf der Erde an. Azrael zahlte den Flug, packte die Engelssichterin an der Hand und zerrte sie zum Wagen. "Was ist dein Problem? Du solltest dich mal mehr über Engel informieren und über mich, dann wüsstest du, dass ich im Normalfall keine Freizeit habe, denn ich bin nur ein Befehlsempfänger Gottes!", schimpfte er mit ihr, schnallte sie an und fuhr auf der Autobahn mit 180 geradewegs zu ihr nach Hause. Im Gegensatz zu den anderen Erzengeln war er nicht gerade der großzügigste und liebevollste.

"Du hast gesagt, Menschen die viel reden, nerven! Also nerve ich dich!", trotzig stellte sie ihre dreckige Schuhe auf das Armaturenbrett und starrte aus dem Fenster. Sie beobachtete die vorbeiziehende Landschaft: "Du fährst zu schnell und wenn man zu schnell fährt, dann macht man einen Unfall und stirbt."
"Füße runter!", befahl der Engel diktatorisch und schaute sie ungläubig an. "Du hast Angst davor zu sterben, aber keine Angst das ich neben dir sitze?", wollte er ungläubig wissen und nachdem die Kleine bejaht hatte, fing Azrael an lauthals zu lachen. Das war schon schräg, wie sie so drauf war.
Ihre Füße befanden sich wieder unten, die Arme verschränkend und mit einem verärgerten Blick sah Scarlett ihn an: "Warum lachst du mich aus? Das ist nicht nett!" Ihre Wangen färbten sich dunkel, da sie sich sehr aufregte.
"Du verstehst immer noch nicht wer ich bin oder?", forschte der Erzengel und hielt auf der Stelle an. "Hör zu, es gibt 4 große Engel und ich bin einer von ihnen. Meine Aufgabe ist es die Seelen der Menschen zu nehmen und während meine menschliche Gestalt hier bei dir sitzt, arbeite ich als Engel weiter. Das heißt, ich befinde mich gerade in zwei verschiedenen Orten gleichzeitig."
Verwirrung stand in ihrem Gesicht: "Hä? Wie geht das denn?" Dann fügte Scarlett leise hinzu: "Wirst du auch meine Seele holen? Tut das weh?" Eine Strähne fiel ihr ins Gesicht.
"Ein Engel kann alles, was Gott ihm erlaubt und befiehlt.", antwortete er autoritär und überlegte erst, bevor er ihr eine passende Antwort mitteilen konnte: "Also, es kommt ganz drauf an, was für eine Seele diese Person hat. Wenn die Person ein guter Mensch war, so wie deine Oma, dann ist das so wie ein Geschenk, aber wenn du ein schlechter Mensch zu Lebzeiten warst, so wirst du deine Seele qualvoll verlieren."
"Es gibt Gott wirklich? Wie sieht er aus?", ihr Geist wurde von Neugierde erweckt: "Wie wird man ein guter Mensch?" Scarlett begann auf dem Sitz zu rutschten und knabberte nun aufgeregter auf ihrer Haarsträhne.
"Natürlich gibt es Gott! Sein Aussehen ist nicht zu beschreiben. Er ist aber unendlich groß und wunderwunderwunderschön. Stell dir die schönste Sache die du kennst vor und dann stell dir vor das Gott aber-millionenmal schöner ist als das.", antwortete Azrael wahrhaftig.
"Oh..", ihr Mund formte sich zu einem großen Oh und die Strähne fiel nun aus ihrem Mund. Scarlett wiederholte ihre Frage: "Und wie wird man ein guter Mensch? Muss ich beten und helfen?" Ihre Stirn runzelte nachdenklich.
"Was erwartest du denn von guten Menschen? Ich mach dich mal mit den 10 Geboten bekannt:
1 Du sollt keine anderen Götter haben neben ihm
2 Du sollst den Namen des Herrn nicht missbrauchen
3 Du sollst den Feiertag heiligen
4 Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren
5 Du sollst nicht töten
6 Du sollst nicht ehebrechen
7 Du sollst nicht stehlen
8 Du sollst nicht falsch Zeugnis reden
9 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib oder Mann
10 Du sollst nicht begehren deines Nächsten Hab und Gut.
Wenn du dich daran hältst bist du ein guter Mensch, es gibt noch mehrere Gebote, allerdings als Kind würdest du sowieso im Paradies landen, meine Kleine."
"Das sind aber viele Regeln", sie sah ihn zweifelnd an: "Ob ich das schaffe? Also wenn ich groß bin? Was ist das Paradies? Wie ist es dort?", Scarlett richtete sich ein wenig auf.
"Ein sehr schöner Ort, alle Menschen dort sind glücklich und zufrieden, es ist himmlisch dort. Jeder lebt in voller Harmonie und essen nur die besten Früchte. Engelsgleiche Musik ertönt, Tafeln sind mit besten Gerichten gedeckt, es ist voller Natur. Jeder deiner sehnlichsten Wünsche werden im Paradies erfüllt.", erzählte Azrael ihr mit einem Lächeln.
"Oh, kann ich den Ort besuchen? Oder muss man dafür tot sein?", Scarlett begann an dem Gurt zu spielen, sie konnte nicht lange still sitzen.
"Du musst dafür tot sein, aber ich weiß nicht, wann du an der Reihe bist. Hast du Angst davor?"
Für einen Moment schien sie zu überlegen, dann schüttelte Scarlett lächelnd den Kopf: "Nein nicht mehr, du bist ja da und passt auf mich auf. Azrael, du wirst du mir die Schmerzen nehmen, ja? Auch wenn ich nicht immer brav war? Bitte!" Sie starrte auf ihre Fingern. Die Nägeln waren angeknabbert.
"Das kann ich leider nicht versprechen, meine Süße.", erwiderte Azrael mit den Schultern zuckend. Doch beobachtete sie eine lange Zeit. "Scarlett, ich werde auf dich aufpassen, aber es wird immer in deiner Hand liegen, ob du ein guter oder ein schlechter Mensch sein wirst."
Sie lehnte sich zurück, verdaute das Gesagte und verriet: "Ich will jetzt nach Hause, Azrael." Ihr Blick glitt aus dem Fenster, sie beobachtete ein Vogel: "Sie ist frei."
"Ja.", bestätigte Azrael und fuhr sie schließlich nach Hause. "Bist du verärgert?", fragte er sie, während er mit ihr ausstieg, um sie noch bis zur Tür zu begleiten.
Hastig schüttelte sie ihren Kopf: "Nein, ich bin nur müde. Azrael, wie sehen eigentlich Seelen aus?" Das wollte sie noch unbedingt wissen, bevor er wieder gehen musste.
"Man kann die Seelen nicht sehen.", erklärte er schlicht, verabschiedete sich und fuhr mit dem Auto weg, ehe er wieder zum Himmel flog und seine Aufgaben selbst wieder in die Hand nahm.
Nachdenklich betrat sie das Haus, begrüßte ihre Eltern kurz und ging anschließend in ihr Zimmer. Sie begann ein Bild zu zeichnen, es war Azrael in seiner Engelsgestalt. Heimlich versteckte Scarlett das Bild in ihrem Schloss, das er ihr geschenkt hatte. Dann begann sie mit ihren Puppen zu spielen.





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