The Facets of Black - Teil 5

Autor: Ai
veröffentlicht am: 14.08.2013


Taylor
»Mr. Danjels, nehmen Sie Platz.« Ich tue, wie mir geheißen und setzte mich vor der Schreibtisch des Direktors auf den Sessel. »Sie wissen, warum Sie hier sind?«, fragt Rektor Jorden mich, als er sich selbst in seinen Sessel gesetzt hat.
Ich zucke mit den Achseln. »Vielleicht haben Sie mich in den Ferien vermisst«, sage ich spöttisch grinsend.
Jorden faltet die Finger bedächtig ineinander uns sieht mich streng an. »Sehr witzig, Mr. Danjels.« Ich seufze genervt. »Hören Sie zu, wir beide wissen doch ganz genau, worauf das hinausläuft. Also sagen Sie mir einfach, wann und wo und die Sache hat sich.« »Oh nein. Mit Nachsitzen ist es dieses Mal nicht getan. Am ersten Schultag schon den halben Unterricht zu schwänzen, bedarf einer höheren Strafe.« Ich runzle ungläubig die Stirn. Was sollte das bitteschön für eine Strafe sein? Klos putzen?
»Sie wollen doch aus College, oder etwa nicht?«, sagt Jorden und beobachtet genau meine Reaktion.
Ich zucke nur mit den Achseln. »Ja und?«, frage ich gelangweilt. Ich bin ein guter Sportler, wenn ich dieses Jahr das Training nicht so vernachlässige wie die letzten Jahre, bekomme ich reihenweise Angebote für diverse Colleges.
»Nun ja«, sagt er bedächtig und studiert einige Zettel, di auf seinem Schreibtisch ausgebreitet sind. »Mit diesem Notenschnitt werden Sie jedoch nicht weit kommen.« Ach was, mein Notenschnitt. So ein Quatsch. Ich darf nur nicht mehr durchfallen, das ist alles. »Denken Sie ernsthaft, mit dieser billigen Nummer könnten Sie mich dazu bringen ein braver Junge zu werden?« Ich grinse ihn spöttisch an.
Jorden sieht mich über seine Brille hinweg an. »Niemand verlang von Ihnen, >ein braver Junge zu werden<, wie Sie es so schön ausgedrückt haben. Jedoch gibt es da eine Sache, die ich von Ihnen erwarte.« »Und die wäre?« Ich stütze mein Kinn auf meine Hand und sehe ihn gelangweilt an. Was kann das schon sein?
»Nun ja, es gibt da etwas, dass nicht nur Ihnen helfen würde.« Ich ziehe eine Augenbraue hoch. »Sie werden Nachhilfeunterricht bekommen.« Meine Kinnlade klappt unvermittelt nach unten. »Was?!«, ich bin entsetzt und springe auf.
»Mr. Danjels, jetzt beruhigen Sie sich mal wieder«, sagt Jorden ruhig und hebt beschwichtigend die Hand. »Ich hoffe, dass Ihnen dieses … nun ja, nennen wir es einfach mal Projekt, helfen wird etwas mehr Sinn im Unterricht zu sehen.« »Diesen Blödsinn können Sie sich schenken«, zische ich wütend und verschwinde aus seinem Büro. Auf dem Weg nach draußen renne ich fast das rothaarige Mädchen um. Ich kann gerade noch ausweichen, als Jorden mir noch etwas nachruft. »Mr. Danjels, ich erwarte Sie Freitags nach dem Unterricht!« Pah, der kann mich mal. Da wäre ich doch lieber Klos putzen gegangen. Das ist immer noch besser, als mir von irgendeinem Nerd etwas von der Bedeutung des Wissens vorschwafeln zu lassen. Jorden hat doch einen Schuss.
Wütend stehe ich um Flur vor Jordens Büro. Es ist eindeutig Zeit für eine Zigarette. Als ich im Erdgeschoss zur Tür zum Innenhof gehe, klingelt die Schulglocke, die erste Stunde beginnt. Das ist mir aber im Moment mehr egal denn je. Ich bin jetzt sowieso dazu verdonnert worden, mich von beschissenen Nerds vollschwafeln zu lassen, da kann ich es mir auch erlauben, nicht pünktlich zur ersten Stunde zu erscheinen.
Gerade als ich mich auf eine der Holzbänke setze, beginnt es zu regnen. Dicke Tropfen fallen vom Himmel herab und klatschen auf dem Betonboden auf. Dieser Tag kann echt nicht noch beschissener werden. Seufzend ziehe ich eine Zigarette aus der Packung und zünde sie an. Es ist mir egal, ob ich nass werde, oder nicht. Ich brauche diese Zigarette jetzt. Langsam mache ich einen tiefen Zug und fühle mich gleich viel besser. Als ich den Rauch ausatme, sehe ich nach oben zum Himmel. Dicke, graue Wolken bedecken ihn und lassen immer mehr Regentropfen zur Erde fallen.
»Mr. Danjels«, höre ich eine Stimme ermahnend meinen Namen sagen. Verwirrt suche ich den Innenhof nach der Person ab, zu der diese Stimme gehört. Ich entdeckte Mr. Jorden im ersten Stock aus dem Fenster seines Büros sehen.
»Was gibt es?«, frage ich lässig und mache noch einen Zug.
Jorden lächelt überlegen. »Sie sollten besser vorsichtig sein. Der Nachhilfeunterricht ist nicht die einzige Strafe, die ich für sie auf Lager habe.« Ich runzle die Stirn und sehe ihn ungläubig an. Seine Miene verdunkelt sich schlagartig. »Und jetzt, Mr. Danjels«, sagt er mit gefährlich ruhiger Stimme. »Ab in Ihren Kurs!« Seine Stimme ist so laut, dass sie im ganzen Hof wiederhalt. Danach schließt er das Fenster und ist verschwunden.
Seufzend drücke ich meine halb gerauchte Zigarette an der Bank aus und stehe auf. Der Regen konnte mir meine Stimmung gar nicht so sehr versauen, wie es Jorden konnte.
Die erste Stunde, Physik, verbrachte ich mit Schlafen, wobei ich von Mrs. Fettschwabel-Hant immer wieder geweckt wurde. Danach kam Spanisch. Ich weiß nicht genau, was mich vor vier Jahren dazu bewegt hat, dieses Fach zu wählen. Es ist sterbenslangweilig, allerdings wäre Französisch das auch gewesen, also kann man eigentlich nur etwas falsch machen. Aber wenigstens ist die Studentin, die ab und an den Unterricht begleitet, echt scharf. Ich glaube, sie heißt Sabrina oder Sarina. Auf jeden Fall ist sie kaum 25 Jahre alt und echt heiß. Doch heute ist sie leider nicht anwesend. Deshalb muss ich meine ganze Konzentration leider dafür verwenden, mir vorzustellen, sie wäre hier, was Mr. Rodrigez nicht sehr gut gefällt, aber wenigstens bin ich anwesend. Körperlich zumiendestens.
Danach folgt eine Doppelstunde Sport. Das ist noch immer der angenehmste Teil an der Schule. Das war er schon immer, auch wenn ich die letzten Jahre ein seltener Gast bei diesem Unterricht war. Zwei Stunden körperliche Betätigung ist im Moment genau das Richtige für mich, auch wenn wir mit den Mädchen Volleyball spielen müssen.
Das Mädchen mit den roten Haaren sitzt auf der Tribüne, ein Buch liegt in ihrem Schoß. Warum spielt sie nicht mit? Ich habe sie nicht gleich bemerkt, obwohl sie die einzige Person auf der Tribüne ist. Wie ist das möglich? Ich starre sie an und merke nicht, wie der Ball auf mich zukommt. Er trifft mich auf der Brust. Der Schuss war so hart, das ich spüre, wie die Luft aus meiner Lunge gedrückt wird. Als der Ball von mir abprallt, wird mir kurz Schwarz vor den Augen. Ich stemme die Hände auf die Oberschenkel. beuge mich leicht nach vorne und versuche irgendwie wieder Luft zu bekommen. Ein brennender Schmerz durchzuckt meine Lunge, als ich einatme.
»Alles klar Mr. Danjels?«, fragt die Lehrerin. Ich nicke nur und bleibe in meiner Haltung. Niemals Schwäche zugeben, auch wenn mir gerade etwas schlecht wird. »Wollen Sie sich nicht lieber einen Moment hinsetzten?«, fragt sie weiter und ich spüre ihre Hand auf meinem Rücken. Schnell richte ich mich auf und schüttle den Kopf. Prompt dreht sich alles um mich herum und ich taumle einen Schritt zurück. »Ich glaube, es ist besser, Sie setzten sich jetzt«, sagt sie bestimmend und sieht mich streng an.
Resignierend nicke ich und schlürfe entmutigt zur Tribüne. Das Mädchen hat kein einziges Mal aufgesehen. Sie sitzt noch immer genau so da, wie zuvor und liest weiter in ihrem Buch. Die Lehrerin pfeift einmal kurz und das ist das Zeichen für alle Anderen, das Spiel fortzusetzen.
Ich lehne mich zurück an die Sitzfläche über mir und beobachte das Mädchen aus dem Augenwinkel. Eigentlich sieht sie ja nicht schlecht aus. Die roten Haare fallen ihr in leichten Locken über die Schultern und reichen fast über ihren ganzen Rücken. Ihre hellgrünen Augen funkeln wie ein Edelstein. Sie erinnern mich an einen Ring meiner Mutter. Sie hat mir einmal voller Stolz erzählt, wie dieser wunderschone, hellgrüne Stein heißt. Ich glaube, sie hatte gesagt, er heißt Grossular. Ein seltsamer Name für einen Stein, wie ich finde. Ich bin überrascht, dass ich mir das gemerkt habe. Normalerweise gebe ich nicht so viel auf Dinge, die meine Mutter sagt.
»Wie ist dein Name«, höre ich mich sagen. Überrascht über mich selbst, sehe ich sie an. Sie sieht ebenso überrascht von ihrem Buch auf. Einen Moment lang starrt sie mich fast fassungslos an, doch dann wendet sie sich wieder ihrem Buch zu. »Hallo? Ich rede mit dir«, sage ich etwas patzig und verstehe selbst nicht, warum ich das überhaupt tue.
»Aber ich nicht mit dir«, sagt sie plötzlich, ohne von ihrem Buch aufzusehen.
Ich ziehe belustigt eine Augenbraue nach oben. »Ach nein?« »Nein«, sagt sie knapp und macht noch immer keine Anstalten von ihrem Buch aufzusehen.
»Und weshalb nicht?«
»Weil ich nicht will.«
»Du sitzt lieber alleine hier und liest dein Buch?«, frage ich verwundert.
»Bingo«, sagt sie und sieht zum ersten Mal auf. Der Anblick ihrer Augen jagt mir einen eiskalten Schauer über den Rücken. Doch irgendetwas ist da. Irgendetwas ist in ihren Augen, das fesselt. Natürlich haben sie eine außergewöhnliche Farbe, die ich so noch nie zuvor gesehen habe. Doch da ist noch etwas, dass ich nicht ganz deuten kann. »Lässt du mich jetzt bitte in Ruhe?« Im ersten Moment bin ich noch ganz perplex und starre sie weiter an. »Nur, wenn du mir deinen Namen sagst«, höre ich meine Stimme. Ich habe das Gefühl, von ihren Augen gefesselt zu sein.
Seufzend schließt sie die Augen und atmet einmal tief ein und wieder aus. »Amanda«, sagt sie dann und sieht mich wieder an. Gut, das reicht mir fürs Erste. Ich nicke stumm und wende mich dann wieder dem Volleyballspiel zu.
»Was hast du den mit der zu schaffen?«, fragt ein Junge mich, als ich auf das Spielfeld zurückkehre. Sein Name ist Jon oder Jonas, irgend so etwas.
»Was meinst du?«, frage ich gespielt unwissend.
»Die«, er deutet mit dem Kinn auf Amanda. »Ist doch total verrückt.« »Wieso das?« »Sieh sie dir doch mal an«, sagt er und schlägt den Ball gekonnt übers Netzt.
Ich werfe alibihalber einen Blick zu ihr auf die Tribüne, obwohl ich sie in der kurzen Zeit, in der ich neben ihr gesessen habe genau studiert habe. »Ja und?« »Sie redet mit niemandem. Sitzt immer alleine irgendwo und ist einfach total seltsam.« Er schmeißt sich zu Boden, um, gerade noch rechtzeitig, denn Ball weiterzupassen. »Außerdem bekommt sie kaum Ärger, wenn sie schwänzt. Es gehen Gerüchte um, dass sie was mit Jorden hat.« Ich runzle ungläubig die Stirn. Das kann ich mir beim besten Willen absolut nicht vorstellen.
»Glaub es oder glaub es nicht, ist deine Sache.« Als die zwei Stunden Sport vorbei sind, führt mich mein Weg von der Umkleidekabine direkt in die Cafeteria. Eigentlich habe ich keinen besonders großen Hunger und normalerweise würde ich zuerst einen Umweg über den Innenhof machen, um Eine zu rauchen. Aber irgendwie hat der Speisesaal heute eine magische Anziehung auf mich.
Als ich mich in der Schlange zur Essensausgabe einreihe, schweift mein Blick suchend durch den Raum. Ich bin mir nicht einmal sicher, was ich sehen will oder erwarte zu sehen. Sie ist nicht hier. Irgendwie enttäuscht mich das. Irgendetwas an ihr fasziniert mich. Ich kann aber nicht genau sagen, was. Obwohl ihre Haare und vor allem ihre Augen schon etwas Einzigartiges sind.
Mit einem Tablett, auf dem sich ein Sandwich und eine Flasche Wasser befinden, setzte ich mich an einen leeren Tisch. Es dauert nicht einmal eine Sekunde, bis Staisy sich zu mir setzt.
»Hi Taylor«, piepst sie.
»Hi«, brumme ich wenig begeistert zurück.
»Wie geht es Finn?«
Ich verdrehe genervt die Augen. »Nicht anders als gestern.« »Hast du ihn gesehen?«, fragt sie erwartungsvoll.
»Ja«, sage ich seufzend. Warum kann sie mich nicht einfach in Ruhe lassen?
»Und wie hat er ausgesehen?«
Ihre dummen Fragen nerven mich. Es ist mir klar, dass sich diese Frage eher auf seinen Gefühlszustand vor allem ihr gegenüber bezieht, dennoch antworte ich: »Wie Finn eben aussieht. Kurze, blonde Haare, aufgegellt. Shirt, Hose.« »Ach so«, sagt sie wortkarg. So kenne ich sie gar nicht. Sollte sie am Ende doch noch kapiert haben, dass sie mir mit ihrem Gelaber furchtbar auf die Nerven geht? Es sieht fast so aus, denn jetzt sitzt sie stumm neben mir und stochert in ihrem Salat herum.
»Der ist zum Essen da«, sage ich spöttisch.
»Das weiß ich doch«, antwortet sie und grinst mich an. Sie hat nicht mitbekommen, dass ich sie verarsch habe. Das sollte mich eigentlich nicht mehr wundern.
»Hey Staisy.« Ein Mädchen, das ich nicht kenne, bleibt mit einem Tablett voller Salat neben Staisy stehen.
Diese sieht auf und ein strahlendes, aufgesetztes Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. »Oh, hi Britney.« Britney? Wie passend.
»Kommst du mit zu uns an den Tisch?«, fragt Britney und deutet mit ihrem Tablett nach hinten. Staisy dreht sich um und winkt dann den anderen Leuten an besagtem Tisch zu.
»Ja klar«, sagt sie lächelnd und steht auf. »Das stört dich doch nicht, oder?«, fragt sie mit besorgter Mine an mich gewandt.
Ich kann mir ein kurzes Grinsen nicht verkneifen und sage dann, so ernst wie es geht: »Das ist kein Problem.« Innerlich führe ich schon einen Freudentanz auf, dass ich sie endlich los geworden bin.







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