Dämonisch bissige Liebe - Teil 6

Autor: Noa
veröffentlicht am: 17.01.2013


Es geht schnell weiter ;D hehe ;D Have FUn!

Noa


Kapitel 6 – Eine Phyne sein

Er schwieg. Die ganze Überfahrt lang. Wir parkten in unserem privaten Parkhaus und fuhren anschließend den Fahrstuhl zum obersten Stockwerk hinauf. Es war ein riesiges Penthaus. Ich hatte mein eigenes großes Zimmer in das ich schweigend - über das Wohnzimmer, zum kleinen Flur, rechts in der Tür - verschwand. Sie schlug laut zu und ich warf mich seufzend in mein Wasserbett.
Als ich mir die Jacke und den Verband vom Leib riss, war ich froh dass mein Vater die Verwandlung nicht bemerkt hatte. Er wäre außer sich gewesen. Die Kleidung drückte ich in den Papierkorb und ich konnte mich ohne Schmerzen leicht zurückverwandeln. Ich blickte in den Spiegel und war wieder ich selbst.
Mein Zimmer sah noch halbwegs normal aus. Der restliche Teil des Penthauses, das im fünfundzwanzigsten Stockwerk lag, wirkte wie eine Luxuswohnung. Die neusten Möbel, neuste Technik und allerneuste Designerausstattung. Mein Vater musste die Wohnung so gestalten. Immerhin wollte er seinen Status irgendwie kennzeichnen.
Die restlichen Stockwerke waren seine Firma. Das war praktisch. So hatte er es nicht weit zu seinem Arbeitsplatz. Wobei ich mich auch noch wohl fühlte, war, dass nur ich und mein Vater hier wohnten. Hausfrau Susan kam dreimal die Woche und putzte den ganzen Tag. Selbst wenn es für manche recht einsam klang, war es für mich das ideale Zusammenleben.
Es klopfte an meiner Tür und mein Vater trat ein.
»Jojo, wir müssen mal reden«, meinte er und setzte sich zu mir ans Bett. Ich starrte stattdessen, auf der breiten Fensterbank, hinaus zur Stadt. Nachts war sie wunderschön.
»Wie kommt es das du dich erst eine halbe Stunde später meldest? Ich habe dich per GPS finden können. Ich würde gerne eine Erklärung dafür haben.«
Was sagte ich nun? Lügen war meine einzige Möglichkeit. Wenn er die Wahrheit erfuhr, durfte ich nur noch mit Bodyguards unterwegs sein.
»Ja, das war eine ganz dumme Sache. Es war so voll im Zug, dass ich nicht raus kam und erst eine Haltestelle weiter aussteigen konnte. Ja, und ab da habe ich den Ausgang gesucht und vergessen auf mein Handy zu schauen.«
»Im Ernst?«
Ich nickte.
Natürlich verriet der misstrauische Blick meines Vaters mir, dass er mir kein Wort glaubte. Aber er kannte mich zu gut und wusste, die Wahrheit musste er schon selbst herausfinden. Damals hatte er mir schon einmal nachspioniert. Seitdem herrscht eine eisige Spannung zwischen uns.
»Okay«, meinte er und stand auf. »Dann will ich dir mal glauben.«
Er schaute noch ein letztes Mal zurück und ich wartete bis er aus der Tür verschwunden war. Im Auto hatte ich fünfzehn Anrufe in Abwesenheit und vierundzwanzig SMSen. Sie waren alle von meinem Dad, bis auf eine.

Hey, Jojo!
Morgen ist Freitag und bei Ben steigt eine Party. Schreib mir mal wenn du kannst. Ich würde gerne wissen, ob du Zeit hast. Das wird richtig lustig.

Julchen

Ich räusperte mich und las sie ein zweites Mal durch. Klar würde ich dort hingehen wollen, aber selbst bei meinen achtzehn Jahren würde mein Dad es mir verbieten. Er drohte mir ansonsten mit dem Geldhahn und der musste schön offen bleiben.
Ich stand vom Bett auf und lief ins Wohnzimmer wo mein Vater gemütlich fern schaute. Ich stellte mich neben das Sofa und er schaute mich aufmerksam an. Nervös knetete ich an meinem Shirt herum.
»Hey, kann ich morgen mit Julia zu einer Party?«, fragte ich höflich und versuchte bittend zu klingen. »Ich bin dieses Mal auch nicht wieder so spät da.«
Er seufzte. »Weißt du was ich mich auf der Autofahrt gefragt hatte? Die Jacke die du getragen hattest, kannte ich nicht an dir und dann dein seltsames Sitzen. Gerade als du es nicht bemerkt hattest und zu sehr in deinen Gedanken warst, blickte ich dir ins Gesicht. Ich wusste, ich hatte mich vorhin nicht versehen. Deine Iris war rot. Du hast dich also doch nicht unter Kontrolle.«
Oh nein. Hoffentlich heuerte er nicht wieder jemanden an, der mich als Phyne trainierte. Diese Leute arbeiteten natürlich auf illegaler Basis, aber sie bekamen dafür richtig viel Geld.
Ich senkte enttäuschend meinen Kopf und spielte an meinen Fingern.
»Wenn ich es dir gesagt hätte, dann müsste ich wieder mit so einem Phyne-Trainer üben und das wollte ich nicht. Außerdem war es eine Notsituation, ich-«
Er sprang vom Sofa auf und blieb mit einem kalten Gesichtsausdruck vor mir stehen.
»Notsituation?«, wiederholte er und packte mich an den Schulter. »Wurdest du gesehen in deiner Gestalt? Hat dir jemand nachspioniert? Woher wussten sie von dir? Du wirst mir jetzt jedes einzelne Detail erzählen!«
Ich riss mich los und zog meine Augenbrauen zusammen. »Mir geht es gut, okay?« Ich atmete genervt aus. »Behandle mich nicht wie ein kleines Mädchen. Ich bin schon erwachsen und weiß was gut für mich ist. Niemand hat etwas mitbekommen.«
Naja, das stimmte auch nicht wieder. Der Phyne, der sich zum Schluss für mich opferte, wusste von mir. Aber er hätte sich selbst verraten, wenn er mich verpfiffen hätte. Aber die Slummagier konnten ihn verraten. Hoffentlich konnte er entkommen und wenn nicht, dann war er höchstwahrscheinlich der Regierung untergejubelt worden. Wie konnte ich bloß wegrennen? Wie feige von mir!
Ich spielte mit dem Gedanken morgen nach der Schule zurück in den Slum zu fahren. Aber dieses Mal war ich gewappnet. Ich würde mir meine kaputten Sachen anziehen und keine Duftmittel benutzen. Vielleicht lief er mir über den Weg. Immerhin musste ich mich noch bei ihm bedanken.
Mein Vater tippte meinen Arm an. »Hast du eigentlich eine Ahnung was sie mit Phynen machen? Sie werden an einem so grausamen Tod sterben, dass sie sich wünschten nie geboren worden zu sein.«
Es erstaunte mich, dass er die Worte mit solch einer Kraft sagen konnte, ohne dabei in Tränen auszubrechen. Mein Vater litt schon all die Jahre darunter eine Tochter wie mich zu haben. Ich schwor mir ihm dieses Leid eines Tages ersparen zu können. Schon oft dachte ich deswegen an Selbstmord.
Abrupt griff er meine Schulter und zwang mich ihm in seine Augen zu schauen.
»Jolina, ich mache mir doch bloß Sorgen. Ich habe alles getan, damit du ein gutes Leben führen kannst. Ich besorge dir Nachhilfelehrer, Phyne-Trainer, fördere jeden Sport den du gerne machst und wieso habe ich das Gefühl, das ich dich eines Tages verlieren werde?«
In seinen Augen stauten sich Tränen und sie wirkten glasig. Er verschwand in die Küche und ich folgte ihm. Es tat mir weh ihn so leiden zu sehen. Das wollte ich nicht und griff zu meinem Handy.

Hey Julchen

Sorry, du musst mit Louisa gehen. Ich kann nicht. Bis Morgen in der Schule.

Jojo

Ich sah wie Dad sich vor das Waschbecken stellte und krampfhaft seine Hände um den Thekenrand schlang. Ich konnte hören wie eine Träne auf dem Metall im Becken aufschlug.
»Ich habe Angst um dich, Jolina. Heute war ein grausamer Tag und ich hatte wirklich Panik. Ich habe so furchtbare Bilder in dem Monat der Säuberung gesehen, dass es aus mir ein anderes Wesen machte. Die Angst war noch immer da und ich kann mit ihr nicht leben. Jeden Tag hoffe ich darauf, dass jemand von der Regierung Phynes akzeptieren könnte. Aber diese Hoffnung ist vorm Aussterben bedroht.« Er sog Luft in sich und wusch sich die Tränen aus den Augen. Ich hatte ja keine Ahnung dass er so darunter litt. Ich bereute diesen Tag.
»Deine Mutter hat dein Leben mit ihrer Entscheidung verflucht. Als sie dich zur Welt brachte, konnte ich spüren wie sehr du unter deinem Leben leiden würdest. Ich bereue jede Sekunde die ich mit dieser Frau verbracht hatte.«
»Aber mein Leben ist doch nicht verflucht. Mir geht es gut, Dad.« In einem gewissen Punkt stimmte diese Aussage auch nicht. Denn mir ging es keinesfalls gut. Ich hasste mein Leben. Ich war eine miserable Schülerin, hatte gefährliche Feinde und tat Dinge in meiner Vergangenheit, dessen Erinnerungen ich versuchte noch heute zu verdrängen. Mein Leben bestand nur aus tausenden von Reuen und Sünden. Nur wollte ich das nie meinem Vater sagen, das würde ihn wahrscheinlich umbringen.
»Jolina, versprich mir das du aufpassen wirst«, sagte er ohne ein Schluchzen in seiner Stimme. Ich nickte lächelnd und lief auf ihn zu. Meine Arme umschlangen seinen Oberkörper.
»Versprochen, Dad. Ich hab dich lieb.«
»Ich hab dich auch lieb, Kleines.«

Den restlichen Abend verbrachte ich in meinem Zimmer. Ich schaute Fernsehen und dachte nur an diesen Phyne. Ich könnte mich selber dafür treten, dass ich ihn tatsächlich allein gelassen hatte. Ob er entkommen war? Zero ist wirklich mächtig. Ich konnte den Vampir natürlich nicht einschätzen, aber das er noch immer in ihren Klauen war, war durchaus möglich. Ich musste ihn unbedingt wieder sehen, mich bei ihm bedanken und sicher gehen, dass er frei war. Sonst hätte ich eine weitere große Sünde auf meinen Schultern.
Ich sprang aus meinem Bett und suchte in meinem Schrank nach alten zerlumpten Sachen, die ich morgen mitnahm und nach der Schule heimlich anzog. Außerdem bräuchte ich einen Kapuzenpullover oder eine Jacke. Meine Identität musste geheim bleiben. Vor allen Dingen wenn die Slumbande mir erneut über den Weg lief.
Ich hatte alles Nötige eingepackt. Der nächste Tag konnte beginnen.






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