Dämonisch bissige Liebe - Teil 3

Autor: Noa
veröffentlicht am: 19.12.2012


Ich hoffe es liest noch jemand die Geschichte ^^ ist so leer hier in RuL :((

Kapitel 3 – Eiskalt

In meinen Absatzschuhen – obwohl sie nicht besonders hoch waren – konnte ich überhaupt nicht laufen. Meine Geschwindigkeit minderte sich um jede Sekunde. Doch die Zeit machte mein Leben aus, denn wenn sich bald keine Lösung fand, packten die Slummagier mich.
Mein Herz machte einen Satz gegen meinen Brustkorb, als ich Mitchs Stimme hinter mir hörte. »Hexe!«
Sie klang beängstigend und aggressiv. Victoria – ein Mädchen, das zu allem fähig wäre, selbst wenn es von ihrer Existenz abhing – überholte Mitch und blieb an meinen Fersen. Ihre schwarzen, lockigen Haare wehten im Wind. Die dunkelbraunen Augen, die wie schwarz aussahen, schüchterten mich noch mehr ein. Sie war in der Lage einen Zauber zu wirken, der mich aufhalten könnte, aber ständig bog ich in Ecken und Winkel ab, bis ich versuchte mir etwas Cleveres auszudenken.
Das war schwer als es klang. Die Slumbande war in meinem Nacken, meine Dämonin in mir hatte schon meinen Iris rot gefärbt und meine Knie wurden weicher. Meine Lider hielten sich bedeckt, sobald jemand in meinen Blickwinkel geriet. Die Konzentration noch aufrecht zu erhalten, damit ich mir einen geeigneten Zauber ausdenken konnte, fiel mir schwer.
Im Höchstfall müsste ich sogar einen illegalen Zauber sprechen. Wie das Illusionsfeld. Er erstreckte sich für zehn Sekunden nach hinten und verwirrte meine Feinde. Anstatt mir nachzulaufen, würde ihnen ein falsches Bild meiner Flucht gezeigt werden, aber in der Realität liefen sie in eine ganze andere Richtung.
Natürlich vergaß ich die Wörter.
Victoria streckte ihre Hand nach mir aus und beinahe konnte sie mich berühren.
Mein Atem erstickte und die Lunge brannte, als ob kein Tröpfchen Feuchtigkeit in ihr inne wohnte. In meinen Kopf hatte ich alle Wörter zusammengewürfelt. Aber der Zusammenhang fehlte. Ständig murmelte ich unauffällig die Worte und irgendwann bemerkte ich Victoria nicht mehr in meiner Nähe. Ich musste den richtigen Spruch erraten haben.
Sofort setzte ich zum Stopp an, schlitterte einen Meter weit über den gefliesten Boden und blickte hinter mich.
Victoria war verschwunden und mit ihr die Slumgruppe. Ihre leicht durchschimmernden Körper, die nur so hauchdünn wie ein Schleier waren, liefen in die gegenentsetzte Richtung. Allerdings nur zehn Sekunden.
Bevor ich zum Anlauf ansetzte, sog ich viel Luft in meine Lunge, spürte wie sie wieder aufatmete und verschwand hinter der nächsten ...
...Sackgasse.
Ich riskierte einen Schulterblick und entdeckte die Männertoilette. Die dunkel befleckte Metalltür schaukelte leicht. Jemand musste gerade hineingegangen sein. Aber was schien gefährlicher zu sein? Einen wahrscheinlich urinierenden Mann oder die Slumbande, deren Aussichten mein Tod war.
Die Entscheidung fiel mir leicht und schluckend betrat ich die Toilette. Mit einem prüfenden Blick musterte ich die dreckige, abstoßende Herrentoilette. Niemand war zu sehen.
Meine Füße betraten als Erstes den Raum, blieben vorsichtig und schoben sich leise wenige Zentimeter voran. Noch immer war niemand zu sehen. Hinter mir schlug die Tür zu.
»Nur eine Toilette...«, versuchte ich mich durch meine Selbstgespräche zu beruhigen. Mein Herz hüpfte noch immer Kreise und hämmerte monoton gegen meinen Brustkorb. Zwar legte sich mein Atem, aber ich wusste, das Mitch dort draußen auf mich wartete.
Mit zwei vorsichtigen Blicken, die jeweils rechts und links erfolgten, schritt ich zum Spiegel und dem grauen Waschbecken. Ich blickte hinein und entdeckte die blutroten Augen. In meiner Iris waren deutlich orangefarbene Fäden zu erkennen, die mein Aussehen noch blutrünstiger wirken ließen. Mit meinem Finger fuhr ich über meine blutdurchtränkte Wange. Sie waren rot, verblassten dadurch, dass meine Haut und meine Haare sich begannen zu erröten.
Meine Dämonin wollte sich vollkommen aushüllen. Mit ihrer Verwandlung würde sie mich zur Zielscheibe der Regierung in der U-Bahn machen. Selbst an diesem ungewöhnlichen Ort.
Die Membran brannte wie loderndes Feuer unter der Haut.
Es pulsierte, schoss Blut in meine Adern und sorgte für mehr Energie. Mein Ansatz nahm mit zunehmender Stärke an roter Farbe zu. Mein mattes, mittelbraunes Haar verlor den Glanz. Das Rot hingegen leuchtete wie eine Flamme in der Dunkelheit. In meinem Kiefer bildeten sich die vier zusätzlichen Backenzähne, meine Eckzähne wurden spitzer und schärfer.
Bald darauf war die Dämonin vollkommen zum Vorschein getreten. Es fehlten nur die noch die Schattenschwingen. Es waren düstere schwarze Flügel, die eher einer Harpyie ähnelten. Sie wollten sich aus meinem Rücken drücken, aber wehrend stellte ich mich ihnen entgegen.
In einem schnellen Zug riss ich meinen schwarzen Mantel von mir, dabei viel ein goldener Knopf ab und fiel klirrend zu Boden. Meine Bluse musste ich eben für die Verwandlung opfern, falls ich es nicht schaffte das Ausbrechen zu verhindern.
Schmerzhaft umklammerte ich das Becken, unterdrückte den Willen, aber die Dämonin war zu stark. Meine dünne Haut riss zu zwei nebeneinander liegenden Spalten auf, prächtige, unzerbrechliche Knochen wuchsen aus meinem Rücken. Es fühlte sich unangenehm druckvoll an. Unter der Membran bildeten sich die schwarzengrauen Harpyienfedern.
Schließlich hielt ich es nicht länger aus und sie explodierten aus meinem Rücken. Es ertönte ein sehr dumpfer Knall, der sich wie ein lauter Schlag beim Ausschütteln der Bettdecke, anhörte. Dabei zerriss es meine komplette Bluse am Rücken. Das Grau schimmerte im gleißenden Lichtschein und mir tropfte eine Schweißperle von der Stirn.
Sie hatten sich noch nie so prachtvoll entfaltete. Ihre Größe schien den kompletten Raum zu füllen. Als ich sie austreckte, berührte ich die Decke über meinem Kopf.
Im Spiegelbild musste ich meine Tränen unterdrücken. Allein bei der Vorstellung, dass jemand zum unpassenden Zeitpunkt durch die Tür kommen könnte, die Regierung davon Wind bekam und meine Tage gezählt waren, ließ mir einen kühlen Schauer über den Rücken laufen.
Hechelnd lockerten sich meine Finger vom Beckenrand und meine Augen fielen erneut auf die Flügel. Bei der Morphologie ihres Aussehens glänzten sie am höchsten Punkt am Schwärzesten. Sobald man sich jedoch zum unteren Bereich wandte, erkannte man das tiefe, silberleuchtende Grau.
Die rubinroten Haare verschmolzen mit meinen Augen. Ein deutlicher Beweis für meine dämonische Gene. Warum eine Phyne? Wohin gehörte ich? Was war ich wirklich? Eine Dämonin? Eine Magierin? Oder etwas so Abstruses, das die Regierung mich deshalb jagte. Eine Existenz dessen Leben schon von Beginn an zum Tode verurteilt wurde. Eine leichte Beute mitten im Rudel der Wölfe. Sie hungerten alle nach dem saftigen Fleisch - das Geld, das die Regierung als Belohnung für einen Phyne erstattete. Meine Gestalt hatte sich in einer Sackgasse verwandelt, besser gesagt, in meinem Versteck, das von Hungernden bewacht werden würde.
Die Slumbande.
Wahrscheinlich suchten sie mich noch immer. Es könnte noch eine Weile dauern bis sie ihre Suche aufgaben und nach Hause kehrten.
Mitch war in allem hartnäckig. Es konnte ihn bloß jemand überzeugen oder davon abhalten, das zu tun, was ihn zu einem ehrsüchtigen Verfolger machte. Schon in der Schule ging ich ihm aus dem Weg, wollte Provokationen vermeiden und keinen schlechten Eindruck bei den Lehrern hinterlassen, den sie sowieso schon von mir hatten.
Da hörte ich Schritte. Leise, aber schnell. Mein Kopf fuhr hoch und angespannt krallten sich meine Hände an das Beckenrand. Mein Herz begann gegen meinen Brustkorb zu hämmern und tobende Angst verstärkte die Instinkte meiner Dämonin.
Ich beschloss mich zurückzuziehen, was den Willen meines zweiten Ichs widersetze und versteckte mich in einem der neuen Kabinen.
Jemand betrat die Toilette.
Ein Schritt. Vermutlich auf das Beckenrand zu. Die Stellung, die ich gerade eben besetzte.
Die Tür fiel zu. Stille.
Ich versuchte meinen Atemrhythmus zu regulieren und ihn in seine ursprüngliche Form zu reduzieren, aber die Aufregung verhinderte mein Vorhaben. Meine Kehle schrie nach Wasser. Winzige Stellen im Hals fühlten sich wie gebrochen und gerissen an, als ich immer mehr Luft einsog.
Dann ein Seufzen. Ein Männliches. Es schauderte mich und ich wollte nicht wissen, wer sich in die Toilette gewagt hatte, ohne seine Geschäfte dort zu erledigen. Jedenfalls hatte ich den Anschein, als ob er nicht hierhergekommen wäre, um zu urinieren.
Drei weitere Schritte. Er schien vor meiner Kabinentür zu stehen. Ob er mich bemerkte? Woher wollte er wissen, dass hinter der Blockade eine dämonische Phyne stand, die nur darauf wartete endlich den ersten, vielleicht sogar tödlichen, Streich auszuführen.
Ein kaum wahrnehmbarer Atemzug durchstreifte den Raum. Durch meine extrem sensiblen Sinne konnte ich durch genaues Konzentrieren einen kalten Atem erhaschen. Eiskalt. Er hörte sich wie mikrokleine Eissplitter an, die gegeneinander schlitterten und so einen grellen, klirrenden Ton ergaben.
Jetzt verstand ich es auch. Die Person, die hinter der fünf Zentimeter dicken Kabinentür stand, war ein Vampir. Keine andere Person atmete Eiskristalle aus. Niemand anderes konnte sein Herz so ruhig und lautlos schlagen lassen wie die eines Blutsaugers. Was tat jemand wie er in dieser Stadt? Magier hassten diese Wesen. Ihr Ruf galt als unfreundlich, inkompetent und aufdringlich. Auch wenn die Regierung selbst, der Rat, dessen Bestand aus einem jeder Wesensart war und somit auch einem Vampir, hieß das noch lange nicht, dass das restliche Volk deren Befehle Folge leistete. Es gab keine Rasse die sich mit einer anderen in Verbindung setzte oder deren Hilfe erwies. Jede Art war von der anderen absichtlich isoliert.
Deshalb durften die Wesen nur mit bestimmten Papieren die Grenze überschreiten und durch eine Aufenthaltsgenehmigung in ein anderes Land reisen. Jede Rasse, bis auf die Nixen, waren den restlichen Wesen feindselig und abweisend gegenüber. Das unsoziale Verhalten veranlasste in manchen Städten zu Streik, von Streik zu Meinungsverschiedenheiten, von Meinungsverschiedenheiten zu gesetzlichen Verhandlungen und schließlich von gesetzlichen Verhandlungen zum Krieg.
Die Regierung hatte hierfür eine einfache Lösung. Unterdrückung und Angst. Das bedeutete Säuberung, die den Ländern zeigte, dass für Gerechtigkeit gesorgt wurde und die Streitigkeiten geschlichtet werden sollten.
Der Vampir rüttelte mich aus meinen Gedanken als ich bemerkte wie sein Zeigefinger über die Kabinentür schleifte.
Er hatte meine Tarnung durchschaut. Aber sollte ich nun herauskommen? Oder ob er doch noch verschwand? Ließ er mich mit meinem dämonischen Aussehen zurück?






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