The deep Ocean of Life. - Teil 2

Autor: mia&Raindrop
veröffentlicht am: 10.11.2012


So, hier ist der zweite Teiler unserer Geschichte, wir hoffen sehr, dass er euch gefällt.
Mfg, Raindrop&mia.

Teil 2

Da ich Überraschungen über alles hasste, machte mich die Anwesenheit meine Eltern sehr nervös und rasend. Eigentlich hatte ich für das Wochenende bereits einen strukturierten Plan. Erstmal wollte ich ausschlafen und dann meine Zeit damit verbringen, das Geld meines Vaters für diverse neue Kleider und Schuhe auszugeben. Jetzt musste ich es wohl absagen. Es bleibt ja noch zu erwähnen, dass ich es ebenfalls hasste, wenn es nicht so lief, wie ich es wollte.
“Hi Dolores.”, begrüßte ich die füllige dunkelhäutige Haushälterin, die bereits seit mehreren Jahren für meine Eltern arbeitete.
“Amanda Rose.”, gab sie zurück und schenkte mir ihr offenes liebevolles Lächeln. Ich hasse meinen zweiten Vornamen und nur Dolores durfte ihn benutzen, ohne die Augen ausgekratzt zu bekommen. “Wie war die Schule?”, wollte sie wissen und ich ließ mich mit einem Seufzer auf einen Stuhl am Küchentisch fallen.
“Na ja.”, sagte ich nur und ließ die Schultern hängen.
“Was hast du heute schon wieder angestellt?”, fragte sie und ich wurde hellhörig. Diese Petzte von Mr Wilson, dachte ich verärgert und etwas verängstigt zugleich.
“Was hat mein Vater gesagt?”, wollte ich wissen und schluckte. Ich war wirklich nervös und hörte das Blut in meinen Ohren rauschen.
“Das weiß ich nicht. Er hat das Gespräch in seinem Büro angekommen und dann hat er deine Mutter dazu gerufen.”, informierte sie mich und ich fing an, an meinen Fingernägel zu kauen. Kein guten Zeichen, dass meine Eltern ihre Köpfe zusammensteckten, denn dann konnte ich sie schlecht gegen einander ausspielen. Mein Vater war in diesem Fall kein Problem. Mit ein paar Tränen konnte ich ihn weich kochen, aber meine Mutter war ein ernstzunehmendes Hindernis. Alles Heulen und Flehen nützte bei ihr nichts.
“Sie wollten auch, dass ich dich sofort zu ihnen schicke, wenn du Zuhause bist.”, fuhr sie fort und sah mich rügend und auch mitfühlend an.
“Oh man.”, konnte ich dazu nur sagen und fühlte wie meine Handflächen langsam nass wurden
“Diesmal hast du den Bogen überspannt.”, sagte Dolores und tätschelte mir liebevoll die Schulter.
“Wird schon werden.”, mit meiner Coolness versuchte ich meine Nervosität zu überdecken.
Ich ließ meine Schultasche unter den Küchentisch gleiten und wagte mich in die Hölle des Löwen.
Vor der Tür zum Büro meines Vaters blieb ich kurz stehen und atmete tief durch. Ich klopfte an der Tür und nach einem “Herein” betrat ich den Raum.
Wie üblich saß mein Vater hinter dem Schreibtisch und hatte seine Brille auf der Nase, die ihm das Aussehen eines sehr strengen Lehrers verlieh. Meine Mutter stand neben ihm und hatte ihre dünnen Arme vor der Brust verschränkt, was nichts gutes erahnen ließ und ihre -ohnehin schon- schmalen Lippen hatte sie zusammengepresst.
“Hi Mum, hi Daddy.”, begrüßte ich die beiden und presste ein engelsgleiches Lächeln auf mein Gesicht. “Ihr wolltet mich sprechen?”, ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich bereits wusste, worum es ging und eine Heidenangst davor hatte.
“Ja.”, bestätigte meine Mutter und ihr Augen funkelten böse.
“Amanda.”, ergriff mein Vater das Wort und setzte die Brille ab. “Mr Wilson hat uns angerufen und uns über den heutigen Vorfall in der Schule informiert.”, ich schluckte.
“Ich konnte da gar nicht zu …”, fing ich, wurde aber von meiner Mutter mit einer Handbewegung zum Schweigen gebracht.
“Wir haben deine Ausflüchte und deine Ausreden satt.”, fuhr sie mich mit lauter strenger Stimme an. “Wir haben der Schule bereits mehrere tausend Dollar zukommen lassen, nur damit du versetzt wirst oder nicht von der Schule ausgeschlossen wirst.”, ließ sie mich wissen und sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
“Ich weiß, aber …”, erneut unterbrach sie mich.
“Und deine Noten sind einfach miserabel. Wie hast du dir deine Zukunft vorgestellt?”, wollte sie von mir wissen, aber ehe ich ihr eine Antwort geben konnte, sprach sie weiter. “Was willst du denn werden? Mit diesen Noten hast du keine Chance irgendeinen Beruf ausüben zu können. Und wenn du denkst, dass wir dir ständig das Geld hinterher werfen werden, hast du dich getäuscht.”, sagte sie dann. “Dein Vater und ich haben auch mit Nichts angefangen und hatten nicht das privilegierte Leben gehabt, was du jetzt führen darfst. Wir haben in einer kleinen Wohnung gelebt und jeden Cent gespart für den Aufbau unserer Firma.”, erzählte sie mir und ich konnte mir gerade noch einen Seufzer unterdrücken.
“Ich weiß, Mama.”, sagte ich nur kleinlaut.
“Wir hatten kein Geld und mussten kämpfen.”, hielt sie weiterhin ihren Monolog. “Und du, wirfst das Geld aus dem Fenster, leistest dir einen Patzer nach dem anderen in der Schule und hoffst immer darauf, dass wir dir aus der Patsche helfen.”, sie sah mich strafend an.
“Es tut mir leid.”, ich mied ihr direkt in die Augen zu sehen.
“Dein Vater und ich haben miteinander gesprochen und entschieden, dass du von uns kein Geld mehr bekommst.”, sagte sie und ich öffnete meinen Mund um lauthals zu protestieren, doch sie fuhr einfach fort. “Vorerst bekommst du kein Geld. Bis zu den Abschlussprüfungen bleiben noch einige Monate und nach deinen jetzigen Noten zu urteilen, hast du nicht die geringste Chance diese zu bestehen. Also wird das Geld erst wieder fließen, wenn du deine Noten verbessert und die Abschlussprüfung bestanden hast.”, teilte sie mir mit.
“Das ist unfair.”, beschwerte ich mich.
“Das ganze Leben ist unfair und das musst du lernen.”, meinte sie nur und machte eine ausladenden Geste mit den Armen. “Du musst auch lernen, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen und für deinen Vergehen grade stehen zu müssen.”, fuhr sie fort.
“Daddy.”, flehend sah ich meinen Vater an.
“Es tut mir leid, Liebling. Aber deine Mutter hat Recht.”, stellte er sich auch gegen mich.
“Das ist doch Scheiße.”, sagte ich. “Ihr seid so ungerecht zu mir.”, meinte ich und meine Augen wurden nass, ohne dass ich es wollte. Ich fühlte mich unfair behandelt und wollte ihren Beschluss nicht einfach so hinnehmen. “Nur weil meine Noten etwas schlechter sind als der Durchschnitt und ich in der Schule öfters meine Meinung vertrete, werde ich dafür bestraft.”, währte ich mich.
“Schlechter als der Durchschnitt?”, meine Mutter lächelte einseitig. “Deine Noten sind einfach unterirdisch. Und du vertrittst nicht deine Meinung, sondern hast zu allem was zu sagen und spielt deinen Mitschülern andauernd irgendwelche fiesen Streiche.”, sie sah mich aufmerksam an. “Ich möchte von dir die Kreditkarten haben und auch das ganze Bargeld, was du noch hast.”, verlangte sie.
“Aber Mama.”, protestierte ich, doch ihr steinerner Gesichtsausdruck gab mir zu verstehen, dass jegliche Diskussion vergeblich war. “Das ist Scheiße.”, sagte ich erneut und verließ das Büro, schlug dabei die Tür laut hinter mir zu.
Wutentbrannt lief ich in mein Zimmer und schlug auch diese Tür laut zu.
Das konnten meine Eltern mir doch nicht antun? Ohne Geld, das ging doch
nicht. Verärgert trat ich gegen den Hocker vor meinem Schminktisch und
er fiel um. Ich war so wütend, dass ich am liebsten mein ganzes Zimmer
verwüstet hätte, aber das würde wahrscheinlich nichts nützen. Schreiend
ließ ich mich auf mein Bett fallen und legte mir meine Hände über das
Gesicht.
“Ich hasse euch!”, brüllte ich dann und schlug mit der
Faust neben mir auf die Tagesdecke. “ICH. HASSE. EUCH!”, meine Stimme
schwand und ich atmete schwer. Nach dem ganzen Geschrei ging es mir
etwas besser, aber dennoch war die Wut noch nicht ganz verklungen.
Um
meinen Unmut zu demonstrieren, spazierte ich zum Abendessen runter in
das Speisezimmer, warf meine zwei Kreditkarten sowie das Bargeld, was
ich noch in der Tasche hatte in die Luft und stolzierte wieder hoch in
mein Zimmer.
“Blöde Idioten.”, schimpfte ich immer noch über meine Eltern.
Natürlich
war meinen Eltern meine Zukunft nicht egal, aber war hatten sie schon
großartig für mich in den letzten Jahren getan? Sie waren kaum Zuhause
und entbehrten ihre Abwesenheit dann mit mitgebrachten Geschenken oder
Geld. Aber als Eltern waren sie nie für mich da. Ich bezweifelte, dass
sie überhaupt mitbekommen hatten, dass ich in den letzten Wochen mein
Haar blondiert hatte. Nie hatte ich mit meiner Mutter über Jungs
sprechen können. Nicht das es da jemandem gab, aber nichtsdestotrotz.
Wenn es in meinem Leben einen Jungen geben würde, wäre ich damit
wahrscheinlich zu Dolores gegangen. Und mein Vater, er beteiligte sich
ehe nicht an meinem Leben. Wussten die beiden überhaupt, was meine
Lieblingsfarbe waren oder welche Musik ich bevorzugte? Sie wusste gar
nichts von mir, außer von meinen schulischen Leistungen und da glänzte
ich ja nicht besonders.
Bevor ich schlafen ging, sagte ich Kate noch ab. Ich konnte ja kaum shoppen gehen, ohne einen einzigen Cent in der Tasche.
Der
Tag war einfach schlecht verlaufen und ich musste alles vergessen, also
legte ich mich ins Bett. Weil ich so ausgepowert war, schlief ich
augenblicklich ein.

Durch ein undefinierbares Geräusch wurde ich
wach. Zerknirscht hob ich meinen Kopf und öffnete ein Auge, um auf die
Uhr zu sehen. Acht Uhr, und das an einem Samstag, dachte ich verärgert
und warf mich zurück in die Kissen. Der Lärm hörte aber nicht auf.
“Verdammt noch mal.”, schimpfte ich und warf die Decke energisch bei Seite. Das einzige, was mir noch belieben war, war das Ausschlafen, aber auch das
wurde mir jetzt genommen. Jetzt war ich aber fuchsteufelswild. Barfuss
lief ich die Treppe runter und im Eingangsbereich wurde der Lärm noch
lauter. Ich sah mich um und stellte fest, dass es von draußen kam, also
stürmte ich in den Garten raus. Sofort sah ich den Verursachen. Der
Rasenmäher, geführt von einem dunkelhäutigen Jungen mit wilden Locken.
“Hey du.”, schrie ich, doch mein Gebrüll ging im Geräusch des Reisenmähers
unter. “HEY!”, rief ich noch mal, doch auch diesmal hörte er mich nicht
und fuhr mit seiner Arbeit fort. Verärgert stürmte ich auf ihn zu und
klopfte ihm auf die Schulter. Erschrocken drehte er sich und als er mich
erblickte, lächelte er und schaltete den Rasenmäher aus. Für einen
Augenblick starrte ich ihn an. Er sah wirklich gut aus mit seinen
braunen Augen und dem breiten Lächeln.
“Was machst du denn?”, ich schüttelte schnell mit dem Kopf und erinnerte mich wieder daran, dass ich doch richtig wütend war.
“Ich arbeite hier.”, antwortete er. “Ich bin Chad.”, stellte er sich vor und
streckte mir seine Hand entgegen. Entgeistert starrte ich sie an.
“Okay.”, sagte er dann nur und nahm die Hand wieder runter. “Ich helfe dem Gärtner.”, fügte er hinzu.
“Das ist mir doch egal.”, giftete ich ihn an. “Hast du mal auf die Uhr
geschaut?”, wollte ich von ihm wissen. Er schien die Frage nicht
verstanden zu haben. “Heute ist Samstag und es ist acht Uhr.”,
beantwortete ich mir selbst die Frage. Noch immer schien er meine
Andeutung nicht verstehen zu können. “Am Samstag schlafen die normalen
Leute aus.”, gab ich ihm zu verstehen.
“Manche auch nicht.”, entgegnete er trotzig und ich schnappte nach Luft. So eine Frechheit, dachte ich.
“Hör jetzt mit dem Krach auf.”, verlangte ich von ihm. “Ich will schlafen.”
“Ich werde hierfür bezahlt, also mache ich meine Arbeit.”, er wandte sich
von mir ab, setzte die Ohrhörer auf, die er vorhin abgenommen hatte, und
schaltete den Rasenmäher wieder ein. Das konnte ich auf mir nicht
sitzen lassen, also schaltete ich die Maschine wieder aus und erntete
von ihm einen bösen Blick. Dann schaltete er den Rasenmäher wieder an.
Ich machte ihn wieder aus.
“Also.”, sagte Chad und machte das laute Ding wieder an, ich machte es wieder aus. “Jetzt hör aber auf.”, fuhr er mich an.
“Hör du doch auf. Ich will schlafen.”, entgegnete ich verärgert.
“Nachts wird geschlafen.”, ließ er mich wissen. “Ich muss hier meine Arbeit machen.”
“Ich will aber jetzt schlafen, weil ich gestern einen ziemlich beschissenen Tag hatte.”, sagte ich.
“Da kann ich aber nicht zu.”, meinte er und drehte sich wieder von mir weg, um seine Arbeit fortzusetzen.
Ich schoss in seinen Rücken noch einige vernichtende Blicke und stampfte dann zurück in mein Zimmer zurück.
Die ganze Welt hatte sich gegen mich beschworen.





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