Gibt es bei Vorsehungen Fehler? - Teil 3

Autor: laaaura
veröffentlicht am: 29.10.2012


Ich versuchte etwas zu sagen, bekam aber nur ein nuscheln heraus.
Der Mann hinter mir knurrte sehr leise und gab mir mit dem nachdrücklichen zudrücken meines Kiefers zu verstehen, dass ich die Klappe halten sollte.
Ich überlegte kurz mich dem Unbekannten zu widersetzen, entschloss mich aber dann doch dagegen, da es so schien als ob er mich schützen wollte.
Ich hielt still und schloss die Augen, da es meines Erachtens nach keinen Sinn machte bei dieser Dunkelheit die Augen offen zu halten, ich sah sowieso nichts.
„Das hier ist nicht deine Sache, Gabriel!“ kommentierte mein Gegenüber.
„Ray hau ab, sonst wird’s unschön.“ drohte mein Hintermann unserem Gegenüber.
Ray grummelte noch ein paar unverständliche Sätze und dann hörte ich das Geräusch von sich entfernenden Schritten.
Ich wollte mich aus seinem Griff befreien, er gab mich aber nicht frei. Ich trat ihm quasi als Rache auf den Fuß – mit meinem unverletzten Fuß versteht sich.
Er aber blieb unerbittlich und hielt mich weiterhin gefangen. Ich öffnete meine Augen und versuchte etwas zu sehen. Ich hatte nicht damit gerechnet erfolgreich zu sein. Ich lag falsch, ich konnte zwar nur Umrisse sehen, aber immerhin.
Gabriel lauschte anscheinend auf irgendetwas, ich tat es ihm gleich konnte aber nichts weiter außer meinem schweren Atem hören.
Ich konzentrierte mich darauf meinen Atem wieder zu beruhigen, was sich als schwerer als gedacht raus stellte. Gabriels Arm um meinen Oberkörper und seine Hand, die meinen Kiefer zerquetschte, machte es meiner Lunge nicht leicht, sich das für mich lebenswichtigen Gasgemisch zu holen.
Wir standen 1-2 Minuten so da, bis es mich nervte so angestrengt nach Atem ringen zu müssen und ich anfing wie wild geworden meinen Hintermann schlug. Dieser schien mich vergessen zu haben, packte mich an den Schultern und drückte mich mit enormer Kraft gegen die Wand. Ein schrecklicher Schmerz meldete sich in meinem Rücken und ich fühlte eine warme Flüssigkeit meinen Rücken hinunter laufen. Ich unterdrückte mit aller Kraft jeden Schmerzenslaut der mir entweichen wollte und bemühte mich eine sichere Stimme zu bekommen.
„Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube ich muss dir danken.“ sagte ich langsam und lächelte ehrlich dankbar.
Ich wusste nicht wo ich war. Ich wusste nicht warum ich hier war. Und ich wusste auch nicht wer diese ganzen komischen Leute hier waren, aber was ich wusste war dass ich ihm danken sollte. Ob ich ihm vertraute war eine ganz andere Frage, da ich mich hier auf unbekannten Territorium befand.
Im Dunkeln konnte ich erkennen dass er mich kritisch musterte und sagte dann: „Ich habe das nicht für dich getan, ich muss mit Felician reden und mit einem Geschenk wie dir, wird er mir zuhören.“
„Wenn du mich benutzen willst solltest du schleunigst einen oder zwei Schritte weg gehen.“ wies ich ihn zurecht.
„Du hast mir nichts zusagen, ich höre nicht auf meine Druckmittel.“ fachte er mich an.
„Tja, wenn du kein Druckmittel mehr hast beschwer dich nicht bei mir.“ sagte ich eiskalt.
„Was soll dass heißen, du Schlange?“ fauchte er wütend werdend.
„Zieh mir mal eben das Messer aus dem Rücken, bitte.“ bat ich ihn aufklärend.
„Ich hintergehe dich doch garnicht, ich habe dir gesagt dass ich dich nur als Mittel zum Zweck benutze.“ sagte er verachtend. Ich wusste nicht wie man so dämlich sein konnte und dabei auch noch so arrogant rüber zu kommen.
„Nicht im übertragendem Sinne, du hast mich wirklich auf irgendwas spitzes aufgespießt, du Trottel!“ ich trat ihm verärgert gegen sein Knie.
Heute war nicht mein Tag, erst werde ich entführt, dass trete ich eine Tür ein, dann lege ich mich mit komischen Typen an die mich komischerweise alle hochheben können und jetzt spießt mich irgendein Spacken an die Wand eines verflucht dunklen Tunnels.
Schlimmer kann es ja nicht mehr kommen, dachte ich mir und schrie aus vollem Halse und mit allem Schmerz den ich in der letzten paar Stunden zurückgehalten habe: „FELICIAN!“
„Was zum…“ mehr bekam Gabriel nicht raus da er nach hinten gerissen und gegen die gegenüberliegende Wand geworfen wurde. Ich fiel wie eine nasser Sack auf den Boden und wimmerte vor Schmerz. Ich war mit meinem verletzten Fuß auf dem Boden aufgekommen, fiel auf die Knie und mein Oberkörper folgte ebenfalls dem Ruf der Schwerkraft. Mein Fuß pochte als würde er in Flammen aufgehen wollen und das Loch in meinem Rücken entfachte ein Lauffeuer, dass sich durch meinen ganzen Körper verbreitete.
Ich hörte gedämpfte Schläge und brodelndes knurren, beachtete dies aber nicht weiter da ich meine Schmerzen mit den zugehörigen Tränen, versuchte weg zu sperren. Es war sehr schwer und ich war mir nicht sicher ob ich es schaffen würde, aber die Tatsache dass ich den bisherigen Tag überlebt hatte machte mich stark.
Lass dich jetzt nicht von ein paar Neandertalern unterkriegen, dass hast du doch sonst auch nicht zugelassen!, redete ich mir gut zu.
Ich schaffte es meinen erschlafften Körper erneut auf die Füße zu stellen und beobachtete die zwei jungen Männer. Gedanken darüber, wieso ich auf einmal so gut sehen konnte machte ich mir nicht.
Felician drückte eins seiner Kniee auf Gabriels Kreuz und hielt seine beiden Handgelenke auf seinem Rücken mit einer Hand fest.
Ich musterte Felician erst einmal. Er war um die 1.95 groß, hatte blondes Haar dass ihm leicht in die Stirn fiel mit schwarzen Strähnchen. Außerdem hatte er ein sehr breite Schultern und schrien enorm viel Kraft zu haben. Nun sah er mich an, sein Gesicht hatte markante Züge und seine Augen sahen mich tödlich an, seine Augen hatten ein stechendes eisblau.
„Ich hatte dir gesagt du sollst warten!“ fauchte er mir zu und riss mich so aus meiner Musterung.
Ich suchte noch nach den richtigen Worten, als Gabriel mich rettete: „Ich hätte sie auch am Fuße der Treppe bekommen!“
Ich sah ihm bloß weiter in die Augen. Felician drückte sein Knie fester in Gabriels Kreuz und diesem entwich ein Schmerzenslaut. Als das Geräusch in mein Ohr vordrang schloss ich mitleidend die Augen.
Ich versuchte mich abzulenken und fragte deswegen: „Wo ist mein Schuh?“
Felician schüttelte kurz den Kopf und teilte mir dann mit: „Am Fuß der Treppe.“
Ich seufzte, schloss noch einmal kurz die Augen und forderte ihn dann entschlossen auf: „Steh auf und komm mit, ich will zu Amina!“
„Geh schon mal vor, ich brauchen noch einen Moment.“ forderte er und sah giftig zu Gabriel.
Ich wusste das ich es nicht tun musste und auch kein Anrecht darauf hatte dies zu fordern, ich tat es aber trotzdem. Ich forderte mit brodelnder Stimme: „Du kommst jetzt mit und lässt dieses Stück Dreck hier, klar?“
Er sah mich zweifelnd an, ich ließ ihm keine Möglichkeit zu antworten da ich auf ihn zu schnellte, ihn am Ohr hochzog und Gabriel mit voller Wucht in die Seite trat.
„Wag es nicht mir noch ein mal unter die Augen zu treten!“ zischte ich mit aller Verachtung die ich aufbringen konnte.
Ich fasste Felician am Handgelenk und zog ihn mit mir den Gang entlang. Mein Fuß fühlte sich bei jedem Schritt so an als ob ich auf unendlich lange Akupunkturnadeln treten würde, ich ließ mich aber nicht beirren und lief zielstrebig weiter.
Mir kam dieser Gang nun viel länger vor als einiger Minuten vorher als ich noch in die andere Richtung gegangen bin.
Ich konnte den Schmerz nicht mehr richtig unterdrücken und verkrampfte bei jedem schmerzhaften Schritt meine Hand mehr um Felicians Handgelenk und drückte immer fester zu.
Als wir endlich am Fuße der Treppe angelangt waren zog ich mir meine Socke über meinen pochenden Fuß, schnürte meinen Schuh ganz auf und machte ihn nachdem ich ihn angezogen hatte nur so notgedrungen wie nötig zu.
Ich hatte immer mal wieder zu Felician gesehen und beobachtete wie er mit sich Stritt und mich immer mal wieder ansah. Ich war mir sicher dass er überlegte ob er zurückgehen sollte und mit Gabriel was weiß ich was machen sollte.
Als ich meine Schuh an hatte und wieder stand, schien er die Entscheidung fällen zu müssen und sah mich entschlossen an. Er drehte sich um und hockte sich etwas hin.
„Spring auf meinen Rücken!“ forderte er.
„Ich schaffe dass schon.“ versicherte ich ihm.
„Du bist blass, verlierst zu viel Blut, bist zu langsam und quälst dich bei jedem Schritt.“ zählte er auf und fügte hinzu: „Ich fände es nett wenn du mir wie ich dir entgegen kommen würdest, ich habe keine Lust dich zu zwingen.“
Ich musste ihm leider bei allem recht geben und da ich schon merkte wie meine Kräfte schwanden, machte ich mir nicht die Mühe mit ihm zu streiten, sprang auf seinen Rücken und schlang meine Arme um seinen Hals. Ich hatte erwartet, dass er einige Schritte nach vorne taumeln würde, aber er blieb wie ein Felsen in der Brandung stehen und hielt meine Beine fest.
Er drehte sich mit mir im Schlepptau um und fing an die Treppenstufen hinauf zu springen. Er sprang wirklich und nahm jedes mal wenigstens 4 Stufen auf einmal, dabei muss man sagen das die Stufen nicht sehr hoch oder breit waren.
Ich konnte mich nicht darauf konzentrieren wo wir lang gingen da ich zu beschäftigt damit war wach zu bleiben. Es wurde immer schwerer, aber ich kämpfte weiter.
Kurz bevor ich mich geschlagen geben musste blieb Felician stehen. Wir standen vor einer großen Holztür, die aussah als wäre sie echt schwer.
Er lockerte seinen Griff um meine Beine und hockte sich wieder etwas hin. Ich ließ seinen Hals los und glitt langsam und vorsichtig von seine Rücken auf den Boden. Als ich stand drehte er sich ruckartig um und musterte mein Gesicht eindringlich.
Dann drehte er sich um und öffnete die Tür mit einem Ruck.
Er hielt mir die Tür auf und wartete geduldig bis ich langsam in den Raum getapst war. Als er die Tür schloss war noch alles dunkel doch dann wurde das Licht angeschaltet und ich riss die Hände hoch und schlug sie vor mein Gesicht. Auch mit dem Schutz meiner Hände war das Licht stechend hell und ich drehte mich in der Hoffnung etwas mehr Schutz vor dem stechenden Licht zu bekommen um. Es funktionierte und meine Augen gewöhnten sich langsam an die Helligkeit. Ich drehte mich langsam um und sah das Felician neben eine nett wirkenden Frau stand und mich beide beobachteten. Langsam kam ich mir vor wie im Zoo, nur war ich nun im Käfig und wurde beobachtet.
Ich richtete mich voll auf und machte einen festen Schritt nach vorne. Ich merkte wie meine Sicht immer schwammiger wurde und flüsterte kichernd: „Feliiii, ich glaube ich begegne wie Gabriel dem Bode.“
Ich kicherte weiter als meine Sicht weiter verschwamm und ich nach vorne flog, das letzte was ich sah war der Boden etwa 5 Zentimeter vor meinem Gesicht.

„Wie konnte sie das alles durchstehen?“ fragte eine mir bekannte Stimme, die ich aber nicht zuordnen konnte.
„Ich weiß es nicht. Eigentlich hätte sie bei der Hälfte schon Ohnmächtig werde müssen. Und ich befürchte das ihr Körper noch einige Zeit brauchen wird bis er sich erholt hat und sie aufwacht.“ antwortete eine freundlich klingende Frauenstimme.
Plötzlich sausten alle Eindrücke, die ich nach meinem Gang zum Fluss bekommen hatte, auf mich herab. Wie von Geisterhand richtete ich mich auf, zog meinen verletzten Fuß an und umschlang ihn mit meinen Armen. Meine Augen wagte ich nicht zu öffnen, aber der stechende Schmerz des hellen Lichts machte mich neugierig.
Ich öffnete langsam die Augen und sah weiße Wände. Und auch sonst war fast nichts nicht weißes im Raum, nur 2 Personen und auf einem kleinen Tischchen etwas rotes, dass ich nicht erkennen konnte da das Tischchen zu weit weg war.
Ich wand mich wieder den 2 Personen zu und wusste auch schon eine Sekunde später wer es war, Felician und Amina. Sie sahen mich einige Sekunden erschrocken an und dann sah Felician verwirrt und auch etwas sauer zu Amina, diese sah ratlos zurück und zuckte nur mit dem Schultern. Dies schien den jungen Mann noch wütender zu machen und die etwas jünger scheinende Frau sagte schlichtend: „Ich habe dir gesagt dass dieses Mädchen in keinem Maße vergleichbar ist. Ich kann nichts hundertprozentig einschätzen, ich kann nur sagen was bei anderen so ist und dann raten, Felician.“
Er schien mit der Antwort nicht zufrieden zu sein, was sie anscheinend nicht störte da sie unverwandt auf mich zu schritt und mich anstrahlte.
„Hast du schmerzen?“ fragte sie und deutete auf meinen Fuß.
Das war eine gute Frage, ich hatte bloß aus Reflex mein Bein angezogen, aber Schmerzen verspürte ich nicht. Auch nicht im Rücken oder sonst irgendwo.
Ich schüttelte den Kopf als Antwort für sie und schloss kurz vor Schreck die Augen, da Felician wie aus dem Nichts neben meinem Bett erschien.
„Felizitas …“ setzte er an, ich unterbrach ihn aber sofort
„Fee, ich heiße Fee!“ schrie ich ihn aggressiv an und erschreckte mich selbst über meine Überreaktion. Ich blinzelte ein paar mal verwirrt und sagte dann leise, verwirrt und leidend: „Entschuldigung, ich wollte nicht schreien es tut mir leid.“
„Du musst dich an Felizitas gewöhnen, meine Liebe. Ich wurde früher auch immer Ami genannt und wollte dies durchsetzen, hatte aber keine Chance.“ sagte Amina mit einer Mischung aus Fröhlichkeit und trauer.
„Das tut mir leid“ sagte ich traurig, da ich das Gefühl hatte bei ihr eine Wunde aufgerissen zu haben die eigentlich schon lange verheilt war.





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