Gibt es bei Vorsehungen Fehler?

Autor: laaaura
veröffentlicht am: 22.10.2012


Kraftlos schleppte ich mich in den Wald, zum Fluss an dem ich schon oft war. Einfach nur zum nachdenken. An diesem Ort störte mich niemand, niemand richtete über mich und keinen störten meine Ansichten oder meine Laune. Niemand beschwerte sich wie ich aussah, mich anzog und wie ich roch. Keiner stellte doofe fragen wenn ich anfing zu weinen und niemand sah mich an als wäre ich eine irre wenn ich aus heiterem Himmel anfing zu lachen. Hier konnte ich so sein wie ich war und keiner machte es mir streitig.
Ich stand hinter dem Geländer dass mich vor meiner nur noch sehr kurzen Zukunft trennte, dem Fluss. Es war eine ironischerweise schöner Anblick, der Fluss so wortwörtlich hinreißend. Immer wieder kommt ein Ast in den Strömen vorbei und ich sehe mich neben ihm treiben. Ich dachte ich würde eine Heidenangst bekommen, wenn ich vor meinem selbst erwählten Schicksal stehen würde. Es war aber nicht so, ich war ganz ruhig und ich selbst. Der reißende Fluss faszinierte und hypnotisierte mich.
Ich stieg über das Geländer und beobachtete den Fluss noch einen Moment. Ich schloss die Augen und atmete noch einmal ganz tief durch. In dem Moment in dem ich mich fallen lassen wollte, bekam ich fast einen Herzinfarkt, da mich wie aus dem Nichts etwas am Arm packte. Ich konnte mich nicht wieder auf dem Absatz vor dem Geländer stellen und dachte ich würde jetzt halb in der Luft hängen, aber etwa 2 Sekunden nachdem mich etwas am rechten Arm gepackt hatte packte mich etwas anderes am linken. Der Druck am linken Arm war weniger, leichter zu ertragen aber dennoch bestimmend. Ich wollte meine Augen nicht öffnen und da ich ja schon in der Luft hang und nur noch diese 2 Kräfte an meinen Armen mich von meinem sicheren Tod abhielten. Ich wusste es würde keinen Sinn machen die Augen zu öffnen. Meine letzten Stricke zum Leben würde in ein paar Sekunden reißen und ich hätte meinen Teil geleistet.
Aber ich fiel nicht. Ich spürte genau dass die Kräfte, zwei Hände waren. Eine etwas größere und eine etwas kleinere, aber beide sehr stark.
„Egal“ dachte ich mir. „auch wenn sie Supermans Doubles persönlich wären, die können mich gleich nicht mehr halten!“
Nach einer gefühlten Stunde, die aber wahrscheinlich nur eine Minute war, öffnete ich die Augen und sah den Fluss. Es hypnotisierte mich erneut.
Als der Druck an meinen Armen stärker wurde wachte ich aus meinem Trancezustand wieder auf, legte meinen Kopf in den Nacken um zu sehen wer mich festhielt.
Zu meiner rechten war ein großer gut gebauter Mann, mit dicken Armen und einem versteinerten Gesicht. In seinen Augen konnte ich Wut, Zorn, Enttäuschung und ein bisschen Erleichterung sehen. Seine schwarzen Haare vielen ihm in sein gebräuntes Gesicht.
Zu meiner linken ein etwas jünger, aber keineswegs weniger für voll zu nehmender Mann mit weniger dicken Armen. Er schien aber dennoch sehr viel Kraft zu haben. Sein Gesicht war freundlicher, seine Haare blond, aber seine Augen verrieten dass er sich genauso wie der andere Mann fühlte. Bei ihm konnte ich aber zusätzlich noch eine andauernde Angst erkennen. Um wen er angst hatte konnte ich nicht erraten, dazu kannte ich ihn zu wenig.
Ich fasste all meine Mut zusammen um die paar Wörter auszusprechen die mein Inneres laut schrie.
„Lasst mich bitte los“ flüsterte ich und fühlte wie mir eine einsame Träne aus meinem Auge hinaus trat und an meinem Gesicht hinunter rollte.
Die 2 Männer sahen sich kurz an und zogen mich dann mit einem Ruck auf das Geländer. Einfach so. Und so saß ich jetzt auf dem Geländer zum Fluss den ich als meine Zukunft erwählt hatten, mit zwei Männern die ich nicht kannte und die kein Wort mit mir sprachen.
„Bitte“ flehte ich nochmal und merkte erst jetzt dass ich angefangen hatte zu weinen. Ich schluchzte laut und konnte garnicht mehr aufhören zu weinen.
Ich hatte keine Kraft mehr um mich gerade zu halten und fiel nach vorne. Gut eigentlich. Aber die Männer – die immer noch kein Wort gesprochen hatten – hielte mich natürlich wieder fest.
Nun saß ich wieder gerade und spürte erneut den druck an meine Armen - der eigentlich aufgehört hatte als die Männer mich auf das Geländer gesetzt hatten – sie hielten mich wieder fest.
Mit letzter Kraft fragte ich: „Warum?“ leise, flehend und mit brüchiger Stimme, dann fiel ich nach Hinten und alles wurde schwarz.

Als ich wieder aufwachte, hörte ich Stimmen und öffnete die Augen nicht, in der Hoffnung ich bliebe unbemerkt.
„... sollte sie nicht eigentlich viel hübscher sein und eine bessere Figur haben?“
„Sie sollte Insgesamt anders sein: stolz, warmherzig, wunderschön, mit eine elfenhaften Auftreten und nicht dick, hässlich und selbstmordgefährdet.“
„Jetzt bin ich aber froh dass wir soviel trainiert haben, wenn nicht hätten wir sie nicht halten können.“
„Da hast du recht“ sagte die sanftere Stimme lachend. Es war eine warmes lachen dass einem keine angst machte sondern einen in Watte einpackt und zeigt dass alles gut ist und einem nichts passieren kann. Als die dunklere Stimme mit einstimmte wusste ich schon dass es der größere und gruseligere Mann war und dachte deswegen dass es das typische Mörderlachen wäre, aber so war es nicht. Es war einladend, freundlich und zum mitlachen.
Ich öffnete schließlich doch die Augen, ich wollte wissen was diese Männer von mir wollte und warum sie mich nicht haben sterben lassen.
Ich lag auf dem Rücken und sah einfach nur eine Holzdecke. Einfach, normal und nicht besorgniserregend, ganz anderes als es von meiner Situation erwartet worden wäre. Aus dem Augenwinkel erkannte ich dass links von mir eine weiß tapezierte Wand war und drehte deswegen meine Kopf nach rechts.
Die 2 Männer saßen sich an einem Tisch gegenüber und sahen recht entspannt aus. Sie hatten nicht bemerkt dass ich wach war, weswegen ich den Raum kurz musterte. Weiße Wände, hellbrauner Paketboden, ein brauner Holztisch mit 4 zugehörigen Stühlen drum herum in der vorderen linken Ecke, 2 Türen eine gegenüber von mir hellbraun und schätzungsweise ebenfalls aus Holz und eine eher abseits in der hinteren linken Ecke diese aber in weiß, ein Fenster hinter dem Tisch an dem die Männer saßen - aus dem ich aber leider nicht hinaus sehen konnte - , ein hellbrauner Holzkleiderschrank etwa einen halben Meter von mir entfernt an der rechten Wand und das Bett auf dem ich lag, ebenfalls aus Holz und in der hinteren rechten Ecke. Zusätzlich befand sich auch noch eine Lampe an der Decke mit einem großen, weißen Papierlampion drüber und eine große Stehlampe vor dem Fußende des Bettes, auch weiß.
Insgesamt sah dass Zimmer recht gemütlich und freundlich aus, wenn da nicht diese dumme Tatsache wäre dass es identisch mit meinem Zimmer war. Ich hatte in meinem Zimmer noch eine Kommode, einen Schreibtisch und ein Nachtschränkchen, dafür aber den Tisch und die Stühle nicht und auch keine 2te Holztür.
Nun sah ich die Männer wieder an, die mich anscheinend bemerkt hatten und mich beim mustern des Zimmers beobachtet hatten.
Wir starrten uns eine Weile an bis sich eine meiner Gewohnheiten meldete, ich bemühte mich nicht es zurück zu halten und sprach einfach aus was mein Körper wollte: „Ihr redet immer noch nicht mit mir oder? … könnt ihr mir vielleicht … aufmalen wie ich zu Toilette komme?“
Ich hatte eigentlich nicht mit eine Antwort gerechnet und war dementsprechend verblüfft als die beiden Männer auf die Tür hinter sich zeigten.
Ich ging langsam und vorsichtig durch den kleinen Raum, behielt die Unbekannten immer im Auge und sie taten es mir gleich.
An der Tür angekommen drückte ich dir Klinke runter und zog an der Tür. Ich war verwirrt als sie sich nicht bewegte und zog erneut, diesmal mit mehr Kraft. Langsam wurde ich ungeduldig und rüttelte, zog und versuchte alles erdenkliche um die doofe Tür auf zu bekommen.
Ich hatte ganz vergessen dass ich Zuschauer hatte, bis ich das wunderschöne, dunkle Lachen hinter mir hörte. Ich drehte mich stocksauer um und schrie den Übeltäter an: „Lach nicht so doof und mach die scheiß Tür auf!!“
Doch nein, keiner der beiden machte sich die mühe mir die Tür aufzumachen und starrten mich einfach nur perplex an.
Ich drehte mich noch aggressiver um und trat mit voller Wucht gegen die Tür. Diese hatte sich entschieden nachzugeben und deswegen trat ich ein Loch in die Tür.
„SCHEIßE!!“ fluchte ich teils aus Schmerz, teils aus Verzweiflung.
Ich humpelte wieder zurück zum Bett und setzte mich mit dem Rücken zu dem anderen auf eben dieses. Dann begutachtete ich meinen pochenden Fuß. Ich konnte nichts erkennen, also zog meinen Schuh aus und besah mir den Fuß genauer. Er blutete vorne an den Zehen leicht und alle 5 Zehen waren tiefblau.
Na toll genau dass habe ich jetzt noch gebraucht, eine Bluterguss-Fuß. So einen wollte ich schon immer zu Weihnachten, aber habe ihn nie bekommen, dachte ich mir. Eine schlechte Angewohnheit von mir war dass ich immer in blöden Situationen anfing schlechte Witze zu reißen.
Erst in diesem Augenblick bemerkte ich dass ich noch meine Schuhe an hatte. Hatte ich etwa mit Schuhen geschlafen?
Bevor ich weiter nachdenken konnte hörte ich leise schritte hinter mir, zog schnell die Socke wieder an und dann den Schuh.
Mir wurde leicht auf die Schulter getippt, ich drehte den Kopf und sah den Mann mit den blonden Haaren an. Er deutete auf meinen Fuß und ich sah ihn kurz abschätzend an und schüttelte dann den Kopf.
Wie du mir so ich dir, dachte ich mir still.
Mein Kopf wurde gedreht und ich sah in zwei Augen, die mich gruselig und eindringlich anschauten. Ich stand auf und ging zwei Schritte vom Mann weg, sodass ich an der Wand stand. Der Mann starre noch ein paar Sekunden auf die Stelle an der ich gerade noch gesessen hatte und sah dann perplex in meine Richtung. Mit einem prüfenden Blick sah ich dann zum anderen Mann der mich genauso perplex musterte.
Der blonde kam genauso wie der brünette auf mich zu geschnellt und blieb nur einige Zentimeter vor mir stehen.
Ich kniff die Augen zusammen und dachte immer wieder: „Das träume ich alles nur, gleich wache ich in meinem warmen Bett auf!“
Ich verlagerte mein Gewicht vom einen auf den anderen Fuß und stieß eine von meiner Hand gedämpften Aufschrei aus. Die beiden Männer wichen ein Stück zurück und ich hechtete an ihnen vorbei - meinen Pulloverärmel im Mund zum drauf beißen – zum Tisch und setzte mich auf einen der 4 Stühle. Dort angekommen wollte ich eigentlich meinen Schuh und den Socken wieder ausziehen aus mir einfiel dass die Männer immer noch da waren und mich beobachteten. Auch wenn dass nach Kindergarten klingt, aber ich wollte ihnen meinen Fuß nicht zeigen.
Ich überlegte noch etwa 2 Sekunden hin und her als mir die Entscheidung abgenommen wurde. Beide rasten auf mich zu und fielen vor mir auf die Knie. Meine Hände schnellten zu meinem Fuß wurden aber auf halben Weg von den Händen des blonden abgefangen. Der brünette machte sich in dieser Zeit an die Arbeit und versuchte meinen Schuh auszuziehen. Da ich meinen Pulloverärmel nicht mehr im Mund hatte und meine Hände festgehalten wurden schrie ich aus voller Kehle auf als der Mann meinen Schuh – seiner Meinung nach nicht schnell genug – auf bekam und daran zog. Die Männer erschreckten sich erneut, ließen aber beide nicht locker.
Wieder versuchte der Mann meinen Schuh zu öffnen, schaffte es wieder nicht und ich schrie erneut auf.
„L-Lass m-mich dass m-machen“ stotterte ich vor Schmerz, ich hätte es nicht noch ein mal ausgehalten.
Die Männer heilten inne. „Ihr könnt mich auch festhalten wenn ihr wollte, aber wenn ihr meinen Fuß unbedingt sehen müsst dann LASS MICH DASS MACHEN!“
Sie tauschten einen schnellen Blick und dann ließ der blonde meine Hände los.
Ich öffnete die Schleife meines Schuhs so sanft ich konnte und zog eben diesen dann aus. Als nächstes löste ich ganz langsam die Socke von meine Fuß. Mein Fuß war bereits lila geworden und angeschwollen. Er sah wirklich schlimm aus.
Ein zischen wurde von einem knurren unterbunden. Die 2 Jungs sahen sich böse an und schien aus als wenn sie gleich aufeinander losgehen würden.
Jemand räusperte sich und sowohl die Jungs als auch ich zuckten zusammen.
Die beiden anderen gingen in die hintere Ecke. Ich sah mich verwirrt um und erblickte an der weißen Tür einen jungen Mann der sich mit meinen 2 tollen, neuen Freunden unterhielt. Hätte ich dies sagen wollen wäre sogar einem taubstumm, blinden die Bedeutung der Worte klar geworden.






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