through our good days and our darkest. - Teil 5

Autor: Mary
veröffentlicht am: 31.10.2012


„Wir müssen über das reden, was letzte Woche in deiner Wohnung passiert ist“, begann JJ vorsichtig und sah mich dabei forschend an.
Ich hingegen sah nur in meine Tasse hinein und sagte nichts. Was hätte ich darauf auch schon groß sagen können?
„Warst du eine gute Freundin von Zoe?“, fragte sie jetzt direkter und holte extra einen der Ordner und einen Stift heraus. Na wunderbar.
„Wir kannten uns noch nicht lange“, antwortete ich und merkte, dass meine Stimme trotz des warmen Tees immer noch belegt war.
„Wie lange denn genau?“
„Zwei, drei Monate. Ich habe eine Mitbewohnerin gesucht und sie einen Platz zum Schlafen.“
Darauf nickte JJ nur und notierte sich alles.
„Und habt ihr euch gut verstanden? Habt ihr viel zusammen gemacht?“
„Nein… Also ja, doch.“ Ich nahm noch einen großen Schluck von meinem Tee. Irgendwie machte mich dieses Gespräch nervös. Und über Zoe zureden sowieso. Dabei kam mir nie der Gedanke, dass ich sie nie wieder sehen würde. Es war einfach, als würde man über das Wetter reden oder irgendetwas anderes Belangloses.
„Seid ihr denn zusammen auf Partys gegangen? Oder hattet ihr den gleichen Freundeskreis?“
Nein, dachte ich. Eigentlich hatten wir nie etwas gemeinsam gehabt.
„Zoe hat immer Ꞌne Menge Freunde gehabt“, erinnerte ich mich.
„Und mit denen hast du nie etwas unternommen?“
„Nein, keine Zeit.“
Skeptisch blätterte JJ in ihrem Ordner hin und her, bis sie fand, wonach sie gesucht hatte.
„Du studierst nicht“, sagte sie nur und ihre makellose Stirn bekam dabei sogar eine kleine Falte. Was hatte sie da für einen komischen Ordner?
„Woher wissen Sie das?“, fragte ich daher nervös und sah sie ungläubig an.
„Ganz ruhig, Aria. Wir haben ein paar Daten über dich gesammelt, das ist so vorgeschrieben.“
„Aha“, war alles, was mir dazu einfiel. „Und wieso reden Sie dann überhaupt noch mit mir? Wenn da doch sowieso alles drin steht.“
JJ warf mir einen mitfühlenden Blick zu. Oder war es Mitleid? Genauso wie diese Penelope eben gesehen hatte, als wäre ich verrückt. Und das machte mich allmählich verrückt.
„Kann ich bitte mal kurz an die frische Luft?“, fragte ich daher und stoß einen tiefen Seufzer aus. „Danach beantworte ich auch alle Fragen.“
„Na klar“, sagte JJ leise und zeigte mir den Weg nach draußen.

Es gab eine riesige Dachterrasse in dieser Etage, genau das brauchte ich jetzt. Einen Moment Ruhe.
Und eine Zigarette.
Nervös vergrub ich die Hände in meiner Hosentasche und war richtig erleichtert, als ich eine Packung fand. Langsam ging ich bis zum Rand der Terrasse, ließ einen Moment lang meinen Blick über die Landschaft kreisen und zündete mir eine Kippe an.
Augenblicklich entspannte ich mich.
„Sechs Minuten.“
Erschrocken drehte ich mich um und entdeckte den Mann, der nur wenige Meter von mir entfernt stand. Wobei der Begriff „Mann“ fast übertrieben schien. Der Kerl wirkte eher wie ein High School Schüler, mit seiner Nerd Brille und dem schlaksigen Körper.
„Bitte?“, fragte ich ungläubig, denn was sollte mir sein Kommentar schon sagen?
„Jede Zigarette verkürzt das Leben um circa sechs Minuten. Und die da ist sicherlich nicht Ihre erste.“
Verwirrt sah ich zuerst auf die glühende Zigarette und dann wieder zu ihm. Er sah nicht nur aus wie ein Streber, er war wohl auch einer.
„Ich glaube nicht, dass es auf die Länge des Lebens ankommt, sondern auf die Art und Weise wie man es lebt“, erwiderte ich blies den Rauch provokant in seine Richtung. Irgendwie war der Typ ja schon schrullig.
„Die Art und Weise… ah ja, ein sehr interessanter Ansatz“, murmelte er und warf mir ein selbstsicheres Grinsen zu. „Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass sie Ihr Leben noch schön gestalten können, wenn das Nikotin erst mal Krebs oder Herz- und Gefäßkrankheiten bei Ihnen verursacht hat.“
Der hatte gesessen. Angewidert betrachtete ich den Glimmstängel und drückte ihn am Betongeländer aus. Manche Leute konnten einem sogar die Kippenpause verderben.
Seufzend betrachtete ich den Kerl, in seiner Tweed Jacke und mit den Händen in den Taschen sah er fast ein bisschen verlegen aus.
„Und Sie leben also vollkommen gesund, Mr…?“
„Reid“, antwortete er schnell, „Dr. Spencer Reid.“ Oha auch das noch, ein Doktor.
„Und wofür haben Sie den Doktor, wenn ich fragen darf? Ernährungsberatung?“
Verwirrt runzelte er die Stirn und eine der zotteligen braunen Strähnen fiel ihm direkt ins Gesicht, während er antwortete: „Meines Erachtens gibt es im Bereich Ernährung beziehungsweise Ernährungsberatung kein Studienfach, das man mit dem Doktor abschließen könnte. Für solche Berufe muss man lediglich eine Ausbildung aufweisen. Um also auf Ihre Frage zurück zu kommen: Nein, ich bin kein Experte auf dem Gebiet Ernährung und Gesundheit, habe aber Doktortitel in Mathematik, Chemie und Ingenieurswissenschaften, sowie Abschlüsse in Psychologie und Soziologie.“
Ach du Scheiße.
Erst hörte ich ihm erstaunt bei seinem Vortrag zu, aber je mehr Abschlüsse er aufzählte, desto weniger konnte ich mein Lachen unterdrücken. Was ihn noch mehr aus dem Konzept brachte.
„Was ist an dieser Fächerwahl denn so lustig?“, fragte er irritiert.
„Irgendwie mag ich Sie, Dr. Reid. Auch wenn Sie in verdammter Streber sind.“






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