Black Star - Teil 6

Autor: Selly
veröffentlicht am: 12.10.2012


Hier Teil 6, have fun! :D

Jeder meiner Schritte war zu hören, bis ich oben auf dem hellen Laminat ankam. Mich trennten nur wenige Schritte von meinem Zimmer, die ich schnell überwunden hatte.
*Flashback*

„Tauch den Pinsel nicht zu tief ein, Ela“, lachte mein Vater und kam zu mir herüber. Er wirkte für mich wie ein Riese, da ich gerade einmal über die Tischkante schauen konnte. Sofort folgte ich dem Rat meines Vaters und tippte nur ganz sachte die Spitze des kleinen Pinsels in die blaue Farbe. Es war ein dunkles Blau geworden, wie ich es wollte. Nachdem ich überprüft hatte, dass die Farbe nicht kleckerte, ging ich langsam zu der breiten Wand hinüber und setzte einen winzigen, ersten Pinselstrich.
„Bist du dir sicher, dass es Blau sein soll?“, fragte mein Daddy, als er sich hinter mich hockte, um mit mir auf Augenhöhe zu sein. Im selben Augenblick fing ich an zu strahlen und nickte heftig.
„Ich mag Blau“, stellte ich grinsend fest und betrachtete mein eigenes kleines Werk.
„Ich dachte Mädchen und vor allem kleine Prinzessinnen mögen Rosa“, kommentierte er wieder und tauchte nun seine Rolle in die blaue Farbe. Danach erfüllte ein gleichmäßiges Rollen den Raum.
„Ich mag Blau lieber“, sagte ich nur trotzig und ging zurück zu dem Farbeimer, wo ich abermals die Pinselspitze hineintauchte, bevor ich einen weiteren Strich an die Wand setzte.
Nach einiger Zeit kam mein Vater zu mir herüber, nahm mich auf den Schoß und schaute sich mit mir die Wand an. Die eine Hälfte war in perfekten Bahnen blau gestrichen, während meine Seite aus kleinen blauen Strichen bestand. Kurz legte er den Kopf schief, bevor er sagte: „Da machen wir etwas Besonderes draus für dich, Ela.“ Er setzte mich ab, bevor er sein Werk für mich begann.
*Flashback ende*

Laut fiel meine Tür ins Schloss. Danach schmiss ich meinen Rucksack in die Ecke und setzte mich auf mein etwas höheres Bett. Ich hasste Daniel. Er war einfach kein Teil meiner Familie. Kein Teil von mir. Ich fragte mich, wie lange ich ihn noch aushalten musste, bis meine Mum sich einen anderen nahm. Wütend schleuderte ich eines meiner vielen Kissen gegen die Wand, wo es das Bild meines Vaters traf. Langsam stand ich auf und ging darauf zu. Meine Knie sackten auf das Kissen, damit ich auf Augenhöhe war mit dem blauen Schloss, das mit meinen kleinen Strichen ausgefüllt war. Dad hatte es immer mein Prinzessinnenschloss genannt. An den Seiten waren sein Händeabdruck und meiner in der gleichen Farbe. Meiner war ein wenig verschmiert, während seiner fast perfekt schien.
Sacht hob ich meine Hand und legte sie auf seinen Abdruck. Immer noch überragten seine Fingerspitzen meine. Langsam löste ich mich und senkte den Kopf. Wieso lief alles in meinem Leben schief?
Keine Freunde. Keine richtige Familie. Keine guten Noten. Kein Glück. Kein Dad. Was hatte ich getan, womit ich das verdiente?
Ich lehnte mich an die kalte Wand, die mir doch vertrauter schien, als das ganze Haus. Lange ließ ich meinen Blick durch mein Zimmer schweifen. Auch hier hatte meine Mutter die Wand Hohen Fenster geöffnet, welche mir gegenüber lagen und gleichzeitig eine Doppeltür zu meinem Balkon bildeten. Die Wände waren bis auf die eine, an welcher ich lehnte, weiß. Sie waren mit Postern meiner Lieblingsbands oder Schauspielern gepflastert. Einer von ihnen war Jerry Lewis. Kaum jemand kannte ihn und sein Talent als Comedian. Mit einem ehrlichen Lächeln munterte er mich immer wieder von meiner Zimmerwand aus auf.
„Ela? Darf ich reinkommen?“, fragte meine Mutter von der anderen Seite der Tür.
„Ähh...“, meinte ich nur und nahm das Kleid vom Bett. Panisch suchte ich nach einem Versteck, bis es hinter den Kissen verschwand. Ohne auf eine weitere Antwort von mir zu warten kam sie herein. Überrascht über die Unordnung, die nun hier herrschte, weiteten sich ihre Augen.
„Was soll das denn?“, wollte sie wissen und hob eines meiner T-Shirts auf.
„Ist doch egal“, meinte ich nur und riss es ihr aus der Hand, bevor ich die Schranktüren wieder öffnete und es hineinschmiss. Sie zog die Augenbrauen hoch, sagte aber nichts.
„Ich wollte dich nur fragen, ob du etwas essen möchtest. Daniel und ich haben schon gegessen.“
„Ich mag keine Nudeln, das weißt du genau“, antwortete ich nur kurz und hob die verstreuten Kleidungsstücke auf. Nach einem vielsagendem Seufzen fuhr sie fort: „Aber Daniel hat sich so viel Müh...“
„Mum! Es ist mir gleichgültig was er gemacht hat und was nicht. Auch wenn er unsere Küche mit seinen ekelhaften Spaghetti gestrichen hätte, wäre es mir egal, ok? “, unterbrach ich sie und funkelte sie böse an. Immer wenn es um Daniel ging, rastete ich aus. Diese Mauer zwischen mir und meiner Mutter.
„Irgendwann wirst du dich damit abfinden müssen“, sagte sie nur ruhig und ging wieder hinaus.
„Niemals“, flüsterte ich nur und warf die restlichen Kleidungsstücke zurück an ihren Platz, sodass der Schrank wieder schließbar war. Wieso verstand meine Mutter es einfach nicht?

Langsam ging ich die Treppe runter, da ich noch sehr müde war. Wie immer war die Nacht kurz gewesen, weil ich nachgedacht hatte. Über mich. Über den Ball. Über meine Mum. Über meinen Dad. Müde rieb ich mir die Augen, als ich auf der letzten Stufe angekommen war und gähnte laut. Danach ging ich in die Küche und sah, dass meine Mutter dabei war das Frühstück zu machen. Jedoch für zwei. Somit war Mister Ich-Drängel-Mich-Überall-Rein immer noch da.
„Morgen, Ela“, trällerte sie fröhlich, was mich verwunderte. Ich brummte nur etwas vor mich hin und fing eine Toastscheibe auf, welche gerade aus unserem Toaster sprang.
„Die war eigentlich...“
„Für Daniel“, ergänzte ich ihren Satz und rollte mit den Augen. Sofort steckte sie eine neue hinein und drückte den kleinen Hebel hinunter.
„Ist ja auch egal“, begann sie, „Denn ich habe etwas gefunden.“ Mit einer schnellen Bewegung nahm sie etwas von der Theke und hielt es mir vor die Augen. Einen pinkfarbenen Zettel. Erschrocken hätte ich fast den Toast fallen gelassen, fing mich aber.
„Woher hast du den?“, wollte ich wissen.
„Er lag auf dem Boden vor der Treppe. Du musst ihn gestern verloren haben“, säuselte meine Mum aufgeregt. „Aber das ist doch auch nicht interessant jetzt, sondern, dass wir ein Kleid kaufen müssen. Wann hattest du denn vor mir davon zu erzählen?“
Es war wieder so ein verdammter Zettel, der zum Schulball einlud. Woher kam der? Diesmal war ich mir sicher, dass ich den anderen zerknüllt weggeworfen hatte, genauso wie den zweiten. Ich konnte ihn nicht hier im Haus verloren haben, da ich keinen gehabt hatte.
„Ich weiß noch gar nicht, ob ich hingehe“, log ich einfach und wollte ihr den Zettel wegnehmen. Aber sie weichte aus und lächelte.
„Natürlich gehst du hin. Es ist ein Schulball. Wollen wir heute Nachmittag ein Kleid kaufen?“
Ich konnte ihr nicht erzählen, dass ich das Sommerkleid anziehen würde, der Beerdigung von meinem Dad, denn dann würde sie mir es wegnehmen mit einem unlogischen und gestotterten Grund. Also blieb mir keine Wahl.
„Ok“, meinte ich nur genervt und zog mir die Kapuze meines grauen Sweatshirts über den Kopf, bevor ich mich auf den Weg zur Tür begab.
„Ach, Ela?“
Ich drehte mich nicht um, sondern gab nur einen unverständlichen Ton von mir.
„Es ist Sommer. Nehm doch wenigstens die Kapuze ab, wenn du schon nichts Kurzes anziehen willst.“ Immer diese gutgemeinten Tipps. Ohne ein weiteres Wort ging ich nach draußen und ließ die Haustür hinter mir zufallen.






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